Lebe wie im Himmel... von ne_rote_mieze (...liebe wie die Hölle) ================================================================================ Kapitel 18: ... am Ende kommst du doch nicht raus ------------------------------------------------- KAPITEL 18: ... am Ende kommst du doch nicht raus ~~Toshiya~~ Aufgeregt tripple ich mit den Fingern auf dem schön lackierten Holztisch herum und überkreuze alle paar Sekunden meine Beine anders. Bis Kao mal hier ist ... derweil ist es Dienstag! „Wollen Sie schon bestellen?“ „AH!“, kreische ich dümmlich und bewirke damit, dass die sehr kleine Kellnerin ihren Miniblock fallen lässt. Ich senke beschämt den Kopf und stöhne gequält auf. Warum passiert mir das eigentlich immer? Warum schreie ich immer auf wie ein Mädchen? Wo ist da der Sinn? Ich glaub, ich bin krank. „Gomen ne“ „Äh, danke. Nein, ich meine, macht nichts“, stottert die Kurzhaarige und fährt sich erschrocken durch die Mähne. Oh nein - ich erschrecke Leute! „Wollen Sie nun schon was bestellen?“, wiederholt sie und guckt etwas ängstlich. Sie denkt, ich krieg gleich wieder einen Anfall. Hah, ich weiß es. „Ne, noch nicht, mein Freund müsste aber gleich hier sein.“, verneine ich zum dritten mal. Unglaublich, es gibt hier drei verschiedene Kellnerinnen... „Oh Gott, Toshiya?!”, höre ich jemanden ein paar Meter weiter weg am Nachbartisch sich entrüsten. Nach einem innerlichen Stromschlag, den glücklicherweise keiner außer mir mitgekriegt hat, hebe ich seufzend den Kopf. ‚Ich werde irgendwann einmal an Herzinfarkt sterben.’ „Kao!“, rufe ich freudig zurück und winke überflüssigerweise mit dem Arm. Da kommt der Blonde mit überrumpelten Gesichtsausdruck und voller Ausrüstung zu mir. „Hast du dir die Haare gefärbt?“ Er setzt sich neben mich und stellt seine Taschen ab, ohne den Blick von mir zu lassen. „Nein“, will ich erst sagen, aber ich lasse es lieber. Stolz lächelnd werfe ich meine Haarpracht über die Schultern. „Jepp.“ „Die sind ja jetzt ganz blau!“ „Klar, und die Spitzen sind auch geschnitten!“, prahle ich. „Aber warum hast du deine Gitarre mitgenommen?“ Ich zeige irritiert auf besagtes Teil und gucke unter den Tisch. „Hatte vor, noch einen kleinen Abstecher zu Die zumachen.“ „Wollen Sie jetzt bestellen?“ „Huch“, flutscht es über meine Lippen, und beinahe muss ich fluchen. Na, immerhin hab ich nicht gekreischt. „Gerne. Cappuccino bitte. Und Latte Macchiato“ Er dreht seinen Kopf grinsend zu mir. „Stimmt’s?“ Die Kellnerin schreibt es auf und macht auf dem Absatz kehrt, nachdem sie sich bedankt hat. „Nein!“, maule ich, obwohl er Recht hat. Ich hab schon viermal versucht, meine Koffeinsucht zu überwinden. Mit normalem Kaffee wollte ich anfangen, weil ich ihn hasse, und vielleicht würde es ja tatsächlich helfen, vielleicht bin ich danach abgeschreckt davon... Nein, aus, ich hab keine Lust auf Kaffeediät ohne Kaffee, das sag ich mir jedes Mal! „Ja, ja“ Er verdreht die Augen und faltet seine Hände komisch. „Darf ich den genauen Grund erfahren, warum du mich hergeholt hast?“ „Äh, ja.“, setze ich an und entkreuze meine Beine. „Ich war bei Die und hab mit ihm geredet.“ „Ich weiß, so weit waren wir schon“, unterbricht er mich und grinst. Beleidigt verschränke ich die Arme und lehne mich zurück. „Na, wenn du eh schon so schlau bist!“ „Toshiya, ich habe dich doch nur darauf hingewiesen! Es ist nicht so, dass ich dich angeschrieen habe, auf den Punkt zukommen. Lass dir ruhig Zeit. Im übrigen will ich dir keinen Vorwurf machen, was ich aber bestimmt gleich tun werden, wenn ich dir sage, dass ich nur wegen dir hierher gekommen bin und ohne dich nie auf die Idee gekommen wäre, Die Beistand zu leisten, worum ich dir wiederum dankbar bin.“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen starre ich Kaoru an und überlege mir kurz, was ich sagen soll. Tut Mir Leid trifft es nicht ganz, also versuch ich’s anders. „Okay. Ehm ... du hättest ja nicht kommen müssen!“ „Das war doch nur ein Scherz!“, braust er auf und schmeißt dabei den Gitarrenkasten mit einem Knall um. Erschrocken hebt er ihn auf, ohne dass ich sehen kann, wie er die Leute vom Nebentisch anguckt, die neugierig zu uns lugen. „Na dann erzähl ich weiter.“ Ich verschränke wieder die Arme und richte mich in Position. Mir fällt gerade auf, wie klasse wir uns ergänzen; der eine kreischt rum, der andere gestikuliert wie blöd. „Ich hab meinen Anhaltspunkt verloren. Er hat ja eigentlich mich angerufen und gesagt, ich soll mal wieder zu ihm kommen. Das hab ich ja auch getan, und ich war schon nervös, aber ich hätte halt nicht gedacht, dass das Ganze in einem Streit ausartet. Er hat gleich am Anfang unseres Gesprächs mit der Bandgeschichte begonnen. Er sagte, du hast ihm das erzählt. Na ja, jedenfalls bereue ich nichts und es macht mir Spaß bei denen. Er denkt gleich, ich würde euch verleugnen oder so oder ich würde mich irgendwie absondern, als wär ich mir zu schade für euch ... was natürlich totaler Quatsch ist, weißt du doch, oder?“ Ich schiele den Blonden unsicher an und falte dabei meine Hände aufgebracht. Er nickt nur schnell. „Ich weiß, was du meinst, Totchi. Was hat Die noch gesagt?“ „Ich hab ihn gebeten, es zu verstehen und er kennt mich ja, also warum schreit er mich so an? Glaubst du, er hat aufgehört? Er hat mir weiter Vorwürfe gemacht und dann ist es mir zu viel geworden und ich bin gegangen.“ 'Gegangen' ist nicht das richtige Wort. „Ich glaube, er wird mir sehr lange sauer sein.“ In diesem Moment kommt die scheue Bedienung und stellt ohne den kleinsten Ton die Tassen auf den Tisch, wobei Kao sich leise bedankt. ‚Nein, keine Angst, ich schreie Sie nicht mehr an’, hätte ich gern gesagt, aber ich verkneif es mir. „Ach was, ich red mit ihm! Das kann er schließlich nicht machen. Du weißt ja, wie schwierig der zurzeit ist.“ „Was macht ihr sonst so? Streitet ihr euch jetzt öfter oder was?“, hake ich neugierig nach und rühre aufmerksam in meinem Suchtgetränk rum. Von der Seite sehe ich, wie Kaoru die Stirn runzelt und seufzt. „Nein, aber glaub mir, ich wünschte es fast. Er ist zu unkonzentriert. Als ich das letzte mal mit ihm ge- zusammen war“, er guckt schnell nach rechts zu den neugierigen Nachbarn, „war er total schnell k.o.“ Er schüttelt den Kopf und schüttet bedächtig Zucker in den Cappuccino. „War erst das zweite mal, und vielleicht sollte ich sanfter mit ihm umgehen...“ Ist ihm noch bewusst, dass ich neben ihm sitze? Ich konnte ja nicht wissen, dass er das sagt, aber als er es getan hat, habe ich schnell einen Schluck getrunken und die Augen geschlossen, damit ich ein bisschen weniger genau hinhören musste. Der Gedanke, dass Kaoru und Daisuke Sex miteinander haben, schneidet mir die Nervenbahnen durch. Er sagt noch etwas dazu, aber das höre ich nicht. Ich halte mir unauffällig die Ohren zu. Kaoru hat seinen Cappuccino schneller getrunken, deswegen hat unser Cafeaufenthalt wegen mir fünf Minuten länger gedauert. Irrerweise hat ihm das nichts ausgemacht. Es ist schon relativ spät, aber nicht zu spät für Die. Die kann man immer überraschen, er liebt spontane Aktionen. Ich weiß, dass er mir mal erzählt hat, ich müsste mal mitten in der Nacht zu ihm ins Fenster steigen. Dann könnten wir zusammen zu einem See fahren und baden gehen. Aber das hat er Kao bestimmt schon erzählt. Wahrscheinlich tun sie’s bald. „Ich hab den Wagen dabei!“, verkündet er stolz, als wir rausgehen, und er bereits seinen erstklassigen Toyota aufsperrt, den er gleich hier geparkt hat. Ich stecke meine Hände in die Hosentasche und grinse matt. „Das ist toll.“ Nein, das ist jämmerlich blöd. Ich bin gezwungen, mit ihm zu reden. Ich geb ja zu, dass das meine Idee war, aber meine Gedanken gelten allein Die und dem Streit und dass wir uns schnell wieder vertragen. Jetzt, da das besprochen ist, muss ich mir heiße Liebesgeschichten aus dem freudigen Leben von Kaoru und dem lustigen Rotschopf anhören. Bei diesem Einfall erscheint ein buntes Bilderbuch vor meinen Augen, und ich lache doof vor mich hin. Gott sei Dank sieht und hört er mich nicht, weil ich damit beschäftigt bin, einzusteigen. „Ich werde nicht lang bleiben. Nur so lange, bis dieses dumme Problem aus der Welt geschaffen ist.“, stelle ich noch mal klar und starre hypnotisiert auf die glänzende Haustür. „Vielleicht überlegst du’s dir ja noch“ Ich schüttle bedauernd den Kopf, als Kaoru seine Hoffnung ausspricht. ‚Du Dummkopf, nach zehn Minuten würdest du mich eh am liebsten heimschicken, um bei Die zu sein.’ Ich bin fast stolz darauf, dass ich nichts gesagt habe, was sich irgendwie traurig oder gespielt anhört, und nicht gedacht habe, dass alles falsch ist. „Warum braucht er nur immer so lange!“, entrüstet Kao sich und tritt einen Schritt zurück, um nach oben zu sehen, ob Lichter im Haus an sind. Das ist totaler Blödsinn, natürlich ist er zu Hause! ‚Aber vielleicht hat er ja Angst, dass er sie wieder ertränkt.’ Möp – böser Gedanke! Totchi, das war total scheiße von dir. Zu dumm, dass der Rotschopf just in dem Moment die Türe öffnet, als ich genau davorstehe und die Sicht auf Kaoru verdecke. ‚Oh scheiße, oh scheiße... wo ist der Zettel mit den Schlagfertigkeiten, wenn ich in brauche?!’ Meine Augen weiten sich, als er stocksteif vor mir steht und so erschrocken und durchdringend in meine Augen starrt, dass ich beinahe aufschreie. Ich habe furchtbar Angst. „Was zur Hölle tust du hier“, murmelt er verwirrt, und ich trete zur Seite. „Ich bin nicht alleine hier.“ Natürlich hellt sich Daisukes Miene schlagartig auf. Er macht einen Satz und springt dem Blonden um den Hals. Seufzend drehe ich mich um und sehe zu, wie die beiden sich sehnsüchtig drücken, als hätten sie sich monatelang nicht gesehen. „Was machst du hier?“, fragt Die, als er sich wieder von Kaoru löst. Der wirft einen undefinierbaren Blick auf mich, dann auf den Rotschopf. „Brauche ich einen Anlass, um dich zu besuchen?“ Da lacht der Größte und läuft an mir vorbei ins Haus. „Juhu“, murmle ich bitter. „Ich will heim.“ „Bist du blöd?“ Der Blonde klopft mir hart auf die Schulter und geht ebenfalls an mir vorbei. „Ich bin fast nur wegen dir hier!“ Na klar. Gerade du. Er hat doch eh wieder vergessen, warum er gekommen ist. Während ich als letzter eintrete und die Tür hinter mir schließe, rede ich mir unbewusst ein, mich lieber nicht auf das rote Sofa zu setzen. Lustigerweise sitze ich doch wieder auf der roten Couch, weil Die sich wie immer auf die gegenüber gesetzt hat, neben Kao, der seine Gitarre gerade auspackt. „Du hast dein Liebling mitgeschleppt! Sag bloß, du willst proben?!“, entgeistert sich Die. Ich weiß gar nicht, ob ihn das jetzt positiv oder negativ überrascht. „Jaah, natürlich will ich das. Ich hab sogar unseren Bassisten mitgebracht.“ „Wir haben keinen Bassisten.“, meint Die nur kühl und scharrt mit seinen Socken auf dem Teppich rum. Kao schnaubt laut. „Wir haben einen Freund, der ist Bassist, und den hab ich mitgebracht. Ist dir das lieber?“ Da nickt der Rotschopf schmollend. Ich bewundere es immer wieder, wie schnell Kaoru eine Situation in den Griff bekommen kann. Trotzdem würde ich auf der Stelle am liebsten verschwinden. Ich hab auch keine Lust, zwangsweise mit den Beiden zu proben, ohne dass ich Die in die Augen sehen kann! Entschlossen richte ich mich auf und sehe dabei zum Fenster raus. „Wenn es euch lieber ist, gehe ich wieder, ihr wollt sowieso alleine sein.“ „Nein, nein!“, braust auf einmal einer der beiden auf, und es nicht Kao. Überrascht drehe ich meinen Kopf zu Die und ein „Was?“ huscht mir über die Lippen. Der Ältere schüttelt den Kopf. „Ich will mich gar nicht streiten mit dir.“ Ich sehe zwischen ihm und Kao hin und her, wobei letzterer nur den Mund zu einem Stich zieht und nickt. Ich seufze ergeben. „Darum bin ich hier.“ ~~Shinya~~ „Ach, beunruhigt? Inwiefern?“ Geduldig tippe ich mit den Fingerspitzen gegen den Telefonhörer und schaukle auf dem Schwebestuhl hin und her. Kurz nachdem Kyo und ich bei ihm zu Hause unsere tiefgreifende Konversation beendet hatten, habe ich beschlossen, heimzugehen. Ich werde auch die nächste Tage nicht ausgehen, da ich bemerkt habe, dass er längst nicht mehr derselbe ist. Vielleicht sollte ich ihn ein bisschen im Auge behalten. Ich komme also nach Hause und ehe ich über mich selbst nachdenken kann, klingelt das Telefon. Ich bin, ehrlich gesagt, froh darüber, dass mich jemand schon so schnell vermisst. „Na ja ... ich hab vorhin das erste mal an diesem Tag mit ihr geredet, aber es ist nichts anständiges dabei rausgekommen. Sie hat mir in abgehackten Sätzen geantwortet, verstehst du? Das macht sie immer, wenn sie mit sich kämpft. Irgendwas will sie mir sagen. Ich hab sie gefragt, aber sie sagt, dass sie krank wird.“, erklärt Kyo mit gedämpfter Stimme. „Womit kann das zu tun haben?“, ermittle ich. Schon komisch; mir kommt’s vor, als würde ein Mysterium das andere jagen. Es könnte fast lustig sein. „Ja, mir fällt da was ein, aber mir wird schlecht, wenn ich daran denke.“ „Warum rufst du mich eigentlich an?“, frage ich ihn verwundert. Gerade fällt mir auf, das man das zweideutig verstehen kann. Wie erwartet antwortet er falsch. „Das ist doch klar, nicht? Mit Kao will ich nicht unbedingt reden, und außer dir bleiben mir nicht viele.“, murmelt er noch undeutlicher am anderen Ende des Hörers und kratzt am Telefon rum. ‚Wie blöd’, schießt es mir belustigt durch den Kopf. ‚Du musst nicht flüstern, ich hör dich sowieso.’ „Das meinte ich gar nicht. Normalerweise verschanzt du dich in deinen vier Wänden und willst in Ruhe gelassen werden.“ „Ach so.“, seufzt Kyo und schweigt einige Sekunden lang. Ich kann mir vorstellen, wie er die Schultern zuckt und die Augen schließt, als er endlich antwortet: „Na ja, ist doch irgendwie richtig, oder?“ Schön, dass er so denkt. „Aber ehrlich gesagt, war es das gar nicht ... richtig. Ich muss dich was fragen.“ Neugierig stoppe ich das Schaukeln mit meinen Füßen und halte meine Hände ruhig. „Was immer du willst“ „Wenn er kommt ... oder wenn ich in Gefahr bin – kann ich dann zu dir?“, fragt er zaghaft. Das ist ja was neues; er vertraut sich mir also an. Ich hätte das nicht erwartet. Ob er sich dessen bewusst ist? Sicher. So tut er mir leid. Er hat tatsächlich Angst. Aber wer kann es ihm verdenken. „Natürlich kommst du, Kyo. Aber...“, ich halte kurz inne und überlege, ehe ich fortfahre, „was ist mit deiner Mutter? Sie ist nicht weniger in Gefahr als du.“ „Ich weiß nicht. Die hat sicher schon einen neuen Freund. Sie war, außer heute, die letzten Tage ganz gut drauf. Ich nehme mal an, sie weiß, was sie tut.“ „Ja, aber ihr wisst beide nicht, was passieren wird.“ ~~Kaoru~~ Angespannt lehnt Die sich gegen meine Schulter und seufzt. „Weißt du doch.“ „Ja, darum will ich noch mal mit dir reden!“ Einen momentlang dachte ich schon, Toshiya würde vor Enthusiasmus über den Tisch springen, aber er sitzt nur da und dehnt seine Hände. „Reden? Bist du auch deswegen hier, Kao?“ Neugierig dreht der Rotschopf seinen Kopf zu mir hoch. Ich lächle matt. „Nicht nur.“ „Ach.“, mault er und setzt ein missmutiges Gesicht auf. „Tja, ich will aber jetzt nicht mehr reden. Ich fühle mich überanstrengt.“ Ohne die Mimik zu verziehen beobachte ich Totchis Reaktion. Er starrt nur ungläubig vor sich hin. „Das ist doch nicht dein Ernst!? Wir müssen doch reden! Zwischen uns ist längst nicht alles in Ordnung!“ „Ja, das zwischen uns wird noch in Ordnung kommen, aber bitte nicht hier und jetzt.“ Die streckt sich und legt sich so auf die Couch, dass seine Schulter an der Lehne liegt und ich sein Gesicht sehe. „Dafür haben wir noch Zeit.“ „Ah, natürlich.“, schnaubt Toshiya, was ich etwas seltsam finde. Wie er dann weiterreagiert finde ich noch viel interessanter: „Es geht nur um dich, Daisuke, es geht immer nur um dich!“ Als er aufsteht und Anstalten macht, zu gehen, sieht er alles andere so aus, als würde er jetzt liebend gern abhauen. Also springe ich schnell auf, um ihn festzuhalten, ignoriere dabei Dies kalte Hand, die mich kläglich versucht, am Shirt zurückzureißen. „Hör auf, ständig einfach zu verschwinden!“, etwas leiser rede ich weiter, „versuch ihn einfach auszuhalten und bleib hier.“ Obwohl Totchi immer noch dieser unübersehbare Drang zu widersprechen in den Augen lag, nickt er und setzt sich wieder hin. Hinter mir grummelt Die verständnislos. „Warum hast du ihn aufgehalten, Kao? Es geht hier ja nicht um Toshimasa.“ „Daisuke, würdest du dich bitte beherrschen?“, fahre ich ihn an und bereue es sofort. Ach, was sollen diese Jungs denn machen, wenn ich auch noch den Kopf verliere? Versöhnend stupse ich Die in die Seite und setze meine Gitarre in Position. „Also, Schatz, warum holst du nicht einfach deine Gitarre? Und am besten gleich den Bass.“ Das ist die dämlichste Versöhnungsnummer, die ich in diesem Jahr je gebracht hab. „Was?!“, kommt es monoton von Toshiya, der nervös mit der Fernbedienung in den Händen spielt. „Wieso Bass?“ „Natürlich hab ich auch einen Bass. Aber glaub ja nicht, dass ich deswegen ein Bassgitarrist wie du bin!“, meint Rotschopf stolz, windet sich geschickt aus seiner unbequemen Stellung und läuft aus dem Zimmer, in den Gang. „Ich find ihn unausstehlich“, zischt Totchi angesäuert. Ich klimpere leise auf der alten Gitarre rum und schüttle nur den Kopf. „Ich ehrlich gesagt auch. Aber er renkt sich schon wieder ein.“ Da schnaubt der Blauhaarige und wirft die Fernbedienung mit einem lauten Knall auf den Tisch (wobei ich beinah die hohe E-Seite ausreiße vor Schreck). „Du glaubst also, Menschen, die mal tot waren, werden je wieder so sein wie sie mal waren und alles vergessen?“ Wütend hebe ich den Kopf. Er hat mich gerade an mein schlimmstes Erlebnis erinnert, woran ich eigentlich nicht zu denken wage. „Nein, das glaube ich nicht.“ Hält er mich denn für dumm? „Lieber Freund, ich verstehe sehr wohl, dass mein geliebter Die nicht mehr so umgänglich ist wie früher. Dass er tot war hab ich übrigens auch mitgekriegt, falls du das noch nicht weißt.“ „Mhm, tut mir leid“, murmelt er und guckt zu Boden. Ich nicke nur und sage nichts. Vielleicht war es falsch, ihn gleich anzumotzen und ihm so was zu sagen ... immerhin hat er auch für ihn geweint, und er hat es ja nicht so gemeint. Obwohl er anders aussieht, steckt in ihm immer noch derselbe sensible Toshiya, den man mit Samthandschuhen anfassen muss, um ihm nicht wehzutun. Gerade kommt mir die seltsame Vorstellungen, wie viele Kratzer er wohl schon davontragt. Ich meine – überhaupt! Warum sieht er plötzlich so aus, wie er aussieht? Entweder ist es nur eine von Totchis Launen oder... Hat er doch tatsächlich- „Was beliebt der Herr zu spielen?“, höre ich Daisuke von hinten flöten. Überrascht drehe ich meinen Kopf so weit es geht; er hat sie wirklich noch, die alte Bassgitarre. Er hat mal gespielt, auch wenn er schon immer ein Gitarrenfreak war. Na ja, er wollte eben seinen Horizont erweitern (wenn man das so sagen darf), aber letztendlich ließ er es bleiben. Logisch, ein E-Bass, aber an den Verstärker hatte er nicht gedacht. Er überreicht ihn einfach an Totchi, der ihn dankend und etwas ehrfürchtig in die Hand nimmt. Dann kommt der Rothaarige wieder zu mir, nimmt seine eigene Akustikgitarre, die er an das Sofa angelehnt hat, und setzt sich damit neben mich. „Kann’s losgehen? Kann hier irgendwer überhaupt noch spielen?“ „Du bist lustig“, schnaube ich. „Das fragst du mich? Wie lang steht dein Ding schon im Schrank?“ „Seit fünf Uhr nachmittags!“, entrüstet Die sich und wirft seine Haare überflüssigerweise zurück. „Ich kann noch ganz gut spielen, falls du das meinst. Sogar mit deinen eigenen Noten, extra für dich.“ „Ach, ist ja süß“, grinse ich amüsiert. „Dann spiel’s mir bitte vor.“ Er nickt und räuspert sich, ehe er loslegt. Ich halte ihn noch kurz auf. „Welches ist das?“ „Ehm ... das ruhigste von denen, die du mir gegeben hast. Wo ich anfange-“ „Ach, ich weiß.“ Ich lächle und freue mich wie ein Reisbällchen. Ich hab ihn schon oft spielen hören, aber nichts von meinen Noten. „Bitte, Kao, gib deinen Songs Namen.“, girnst er kopfschüttelnd. Leise fängt er an, die langsamen Akkorde zu spielen. ~~Kyo~~ Ich sitze in meinem Bett und zeichne nach Lust und Laune auf meinen Block. Ich meine, wie dumm, ich hab echt nichts besseres zu tun. Das Zeitgefühl hab ich total verloren (was nicht zuletzt daran liegt, dass mein Wecker den Geist aufgegeben hat), ich weiß nur, dass es fast ganz dunkel ist draußen. Das Fenster ist genau neben meinem Bett, also orientiere ich mich daran. Es war total behämmert, Shinya wieder anzurufen... Ich meine, was war das denn? Ich hätte eben doch warten sollen. Tja, das liegt mir nicht. Während ich nachdenke, zeichne ich ein undefinierbares Muster und male es schlampig aus. Meine Mutter hat vorhin einen Anruf bekommen, rate mal, von wem. Was mich sehr wütend gemacht hat, ist die Tatsache, dass sie mir erst gar nicht sagen wollte, wer dran war. Obwohl ich es dann doch gemerkt habe. Weil sie so durcheinander und unkonzentriert war, dass sie sich beim Kochen die Hand verbrannt hat, habe ich mit der Zeit begriffen, dass es mein Vater war. Klar doch, seine Frist ist abgelaufen, er ist wieder auf freiem Fuß. Irre, nicht wahr? Ich meine, dass er mal im Knast gesessen hat. Na, in Japan, wo die Kriminalitätsrate doch, was weiß ich, acht- oder zehnmal so niedrig ist wie in Europa. So ist es aber gekommen, dass meine Mum eben einen dieser Kriminellen erwischt hat. Manchmal frage ich mich, ob mein Vater bei den Yakuza ist, wobei ich mir dabei nicht so ganz sicher bin. Ich meine, theoretisch kann das natürlich sein. Die Yakuza guckt sich schon mal was bei den Europäern ab und ich glaube nicht, dass die meisten dieser Leute so nach typischer japanischer Freundlichkeit agieren. Würde mein Dad da nicht reinpassen? Pah, aber besonders ehrenamtlich führt sich der echt nicht auf. Er hat angefangen, meine Mutter zu schlagen, als er getrunken hat. Ich wette, im Knast hat er nix gekriegt. Und heute? Ob er sich schon was besorgt hat? Sicher doch. Hmm, und wenn er angerufen hat, um meiner Mutter zu sagen, dass er sein Leben geändert hat? Möglich, oder? Na, nicht auszuschließen. Ich orientiere mich da mal nicht an der Reaktion meiner Mum. Da kann man nie sicher sein. Vielleicht hat sie ihm ja gar nicht richtig zugehört. Ich hatte in erster Linie Angst, dass er hierher kommt und uns holt. Wirklich, erst dachte ich (also, als er eingesperrt wurde) ‚Hah, du Arschloch, mich siehst du nie wieder, wenn doch, dann fällst du mir mal zitternd vor die Knie’, oder so was, aber jetzt kommt mir das wieder so unreal vor. Ich hatte früher keine Chance, wie soll das jetzt gehen? Meine Mutter würde es ignorieren. Einmal hat sie sich für mich eingesetzt, aber das hat sie dann nie wieder gewagt. Von ihr hatte ich mir wirklich mehr erwartet, aber ist es nicht immer dieselbe Geschichte? Warum kann sie nicht einfach ein bisschen stärker sein? Schadet doch auch nicht, oder? Mal nicht zerbrechlich und enthaltsam zu sein. Viel plappern und ausgehen, aber unterwürfig sein. Sie bringt es nicht einmal zustande, mit die Wahrheit zu sagen! Aber was mach ich hier eigentlich? Lustlos schmeiße ich den Block und den Kugelschreiber auf den Boden und öffne seufzend das Fenster. Es ist ungewöhnlich kühl draußen, weil der Wind stärker weht. Außerdem nieselt es etwas. Der Regen raschelt leise in den vereinzelten Bäume an den Straßenrändern. Irgendwann wird er schon kommen und mich holen... ~~Die~~ Zweifelnd ziehe ich die Augenbrauen zusammen und versuche mich an einem schiefen Grinsen. „War ich echt so schlecht?“, frage ich meinen Lover, dessen Gesichtsausdruck mehr als fotogen wirkt. Da schnaubt Kao und schüttelt lachend den Kopf. „Du spinnst doch, Die! Ich hätte nie gedacht, dass du das Zeug h- ... ich meine, dass du dir Zeit nimmst, mein Geschreibsel zu entziffern und –“ Er gestikuliert komisch in die Luft, als suchte er dort nach den richtigen Worten. Ich glaube, ihm ist die Situation peinlich. Ja, ja, wer kennt das nicht? Hauptsache, der freut sich. „Du musst mich nicht so mit Gold überschütten, Häschen!“ Zufrieden lege ich die Gitarre vor mir auf den Boden, lege meine Hände auf Kaorus Schultern und ziehe ihn ganz nah an mich ran. Einen kurzen Augenblick mustere ich sein Gesicht und stoße ein kleines Lachen aus. „Hahah, du bist so süß...“ Und damit verpasse ich ihm einen kurzen Schmatzer. „Ach was, ich? Sei nicht albern“, meint er gekünstelt und schenkt mir einen meiner heißbegehrten lasziven Blicke. Ehe ich ihn aber richtig küssen kann, flüstert er eindringlich. „Später, Die, später...“ Etwas enttäuscht verharre ich in meiner Position, schlage die Augen nieder und lehne mich zurück, jedoch nicht ohne mich ausgiebig zu strecken. „Okay, vertreiben wir uns die Zeit mit etwas andereeeeeeem...“ Ach, wenn Toshiya nicht hier wäre, wer weiß, wo ich dann jetzt wäre... aber okay, letztendlich geht es ja nicht um mich, oder?? Um beide glücklich zu machen, wende ich mich an den Blauhaarigen. „Na, was ist los, Totchi, spiel uns was vor! Du kannst doch so gut mit dem Bass umgehen“ Ich grinse ihn breit an und stütze den Ellenbogen gegen die Couchlehne, um meinen Kopf gegen die Hand zu legen. Ich weiß nicht, was ich daran so komisch finde, aber irgendwie scheint mit Toshiya verkrampfter denn je. Ich befürchte, er tut meiner Bassgitarre weh, so fest hält er sie. Nein, Scherz. „Gut doch nicht so verschreckt, was hast du?“ Ich versteh die Welt nicht mehr. „Die, bitte, ich ...“, setzt er an und stockt. „Was ist los mit dir?“ „Nichts. Sei einfach still.“ Nanu? Was hat er eigentlich? Ich kapier wirklich nicht, was er sagt, irgendwie ist er ein bisschen von der Rolle. „Sag mir, was ich spielen soll.“ „Wir spielen mit dir zusammen, weißt du, Totchi? Dafür sind wir immerhin hier. Daisuke, heb deine Gitarre wieder auf!“ „War doch klasse, nicht?“ Ich drehe mich leicht zur Seite und küsse Kao flüchtig auf die Lippen. „Mhmm, das war noch längst nicht alles“, haucht er grinsend zurück. Spielerisch knurre ich zurück: „Aah, du –“ „Ich geh jetzt, es ist schon so dunkel draußen.“, unterbricht Totchi uns. Erschrocken wirble ich herum und sehe mit an, wie er seine Jacke vom Sofa schnappt und mit großen Schritten auf die Türe zugeht. „Hey, warte, ich begleite dich nach draußen!“, rufe ich ihm hinterher und werfe Kao noch schnell einen Zwinkern zu, ehe ich aufspringe. „Hier geblieben, mein Freund!“ Ich stelle mich zwischen Toshiya und die offene Tür, in die er eben einen Fuß gesetzt hat. „Warum“, fragt er tonlos und verschränkt beleidigt die Arme. Ich verkneife es mir, den Kopf genervt zurückzuwerfen und aufzuseufzen (was mich übrigens selbst sehr wundert). „Wer wollte hier reden?“ „Oh mein Gott!“, quietscht er plötzlich, dass ich mich ernsthaft verschlucke. „Natürlich ich, Daisuke, ich wollte schon seit Ewigkeiten mit dir reden, aber du willst ja nie! Weißt du, ich habe dir was wirklich wichtiges zu sagen, aber dich interessiert das ja nicht! Du –“ An der Stelle bricht er ab und schüttelt etwas vor sich hinmurmelnd den Kopf. Ich gehe einfach mal nicht darauf ein, ist wohl besser so. „Na, hier bin ich, rede mit mir. Ich hab Zeit, wir sind alleine.“ Ich hebe kurz die Arme und lasse sie wieder fallen. Was genau will er eigentlich? Ich dachte, es wäre alles geklärt, aber gut, da hab ich mich wieder mal getäuscht. Aber lern mal Totchi kennen! Erst dachte ich, der ist ja so unkompliziert, diese Frohnatur, und dann das... Totchi kann wahnsinnig schräg sein, wenn er ein Problem hat. „Okay, okay.“ Er guckt betreten auf seine Schuhe und verlagert nervös sein Gewicht vom einen aufs andere Bein. „Die, das ist nicht leicht.“ Er legt den Kopf schief. „Du wirst es ganz sicher nicht verstehen.“ „Dann sag es doch einfach“, dränge ich ihn leise und gleichzeitig verärgert. Drama, Drama, Drama. Er kann es nicht lassen. „Daisuke, weißt du noch an dem Abend, als wir alle bei dir waren?“, beginnt er langsam und flüsternd, als befürchtete er, die Wände hätten Ohren. „Ich war so scheiße drauf, aber da warst du der einzige, der zu mir gekommen ist und du hast mich ... mich ... mh“ Und wieder unterbricht er kurz. Total ratlos bleibt mir nichts anderes übrig, als die Augenbrauen zusammenzuziehen und zu hoffen, dass er gleich platzen wird und mir alles erklären wird. Ich bin so unkonzentriert und kann seine Worte nicht in Sätze fassen. Ich weiß nicht, woran es liegt! Ich kann nicht erwidern auf das, was er sagt, ich kann ihm nicht helfen, ich weiß nicht, was er meint und was er mir sagen will, aber irgendwie habe ich Angst davor. Als würde er mir – „Die? Jungs? Ihr seid ja immer noch hier...“ Plötzlich kommt Kao um die Ecke. Erschrocken mache ich einen Schritt rückwärts und knalle unsanft gegen den Türrahmen. „Oooh, Kao, ich bin grade – Totchi?! Nein, bitte, jetzt sag doch!“, schreie ich dem Blauhaarigen hinterher; er rennt einfach an mir vorbei! „To- Totchi! Ah – Miststück!” Obwohl ich weiß, dass er viel schneller weg ist, als ich ihm Schimpfwörter an den Kopf werfen kann, renne ich ihm ungeschickt hinterher. Leider so ungeschickt, dass ich mit den Sneakers und dem Kies unter mir total blöd wegrutsche und unsanft auf den Ellenbogen und Knien lande. „Scheiße, verdammt noch mal!“, keuche ich angepisst. „Daisuke, hast du den Verstand verloren?“ Kao läuft zu mir und hebt mich, mit einer Hand an der Hüfte, die andere an meinen Oberarm, hoch. „Lass ihn einfach, irgendwann ... wird das schon wieder. was war das eigentlich eben? Und hast du dir wehgetan?“ „Fuck, nein ... ach, lass uns reingehen, ich bin scheißmüde...“ Schon klar, irgendwann wird’s wieder okay, aber langsam verliere ich tatsächlich den Verstand. ~~Kaoru~~ „Kao, ich bin so irre!“, stöhnt Die und setzt sich mitten auf den Teppich im Wohnzimmer. Ich verschränke die Arme und trete sanft gegen seinen Oberschenkel. „Ich weiß. Hey, zieh dich bitte aus, ich will sehen, ob du dich verletzt hast.“ „Uuh, Kao, so ungeduldig?“, säuselt der Rotschopf und nimmt blinzelnd die Hände von seinen Augen weg. Ach, wie typisch von mir. Grinsend schüttle ich den Kopf und knie mich neben ihn. „Oh, das meinte ich gar nicht. Ich meine, du kannst dich ja auch um dich selbst kümmern, nicht?“ Damit erhebe ich mich wieder setze mich auf die Couch und hebe Dies Gitarre vom Boden auf. Leise fange ich irgendeine x-beliebige Melodie an zu spielen. Neben mir höre ich einen Reißverschluss sich öffnen und muss leicht grinsen. Als ich aber kurze Zeit später ein ganz bestimmtes Schränkchen auf und zu machen höre, unterbreche ich kurz meinen Song und drehe mich, soweit möglich, zu Die um. „Schatz, sag bloß.“ „Jaaah“, breit grinsend hält er zwei Flaschen hoch. „Ich hab Bock, was zu trinken, und da wir eh nirgends hingehen und ich grad frei bin...“ „Aber deine Eltern –“ „Aach, wir nehmen uns das Zeug mit hoch! Wie immer“ Oh warte, erinnere ich mich gerade an ein paar ganz bestimmte Abende? Nun, da waren wir ja noch ganz gut befreundet. Hmm, klingt doch ganz verlockend, wenn da nicht zwei riesengroße Haken wären. „Daisuke, du hast echt null Verantwortungsbewusstsein.“ Ich muss einfach den Kopf schütteln. „Scheiß drauf“, knurrt er nur und stellt mit einem Knall die Flaschen auf den Glastisch, wobei ich sehr erschrocken aufkeuche. „Kannst du nicht einfach hier bleiben?“ „Oh, Dai, nein, nein, nein“, ich verdrehe die Augen. „Morgen ist Schule, ich muss heim, ich hab den Wagen, meine Eltern erwarten mich, du bist todkrank -“ „Kao, manchmal nervst du einen echt!“, zickt er mich an und zieht geschickt zwei Gläser aus demselben Schrank heraus. „Alk bringt mich nicht um, ich hab früher getrunken, ich trinke auch heute. Du bist bis jetzt der erste, der es mir verbietet, aber ich weiß selbst, was gut für mich ist.“ Mein süßer Freund, du redest furchtbaren Quatsch. Als ob du das wüsstest! „So?“, antworte ich stattdessen. „Man kann auch ohne Alkohol Spaß haben, wenn du verstehst, was ich meine.“ Und genau das tust du nicht. „Soo?“, äfft er mich grinsend nach und öffnet mit einem PLOPP die erste grüne Flasche. „Man kann sogar mit Alkohol Spaß haben, falls du verstehst, was ich meine!“ Absolut. Ich seufze resigniert. „Ich werde morgen gemeutert.“ „Why?“ „Die, du kennst meine Alten.“ „Kao, das ist mir scheißegal.“ Er füllt die beiden trichterförmigen Gläser mit der prickelnden, nicht ganz weißen Flüssigkeit, die ich als Sekt anerkenne, und gibt mir eins. Unbehaglich lege ich die Gitarre zur Seite. Ich will gar nicht wissen, wie der Morgen ausseht. Oh Gott, Die kann ja zu Hause bleiben (was ich ehrlich gesagt auch sagen würde), aber ich...? Was werden die wohl alle sagen... „Trinken wir darauf, dass ich vor dir stehe und einen Plan habe.“ „Ach ja?“, meine ich sarkastisch. „Wie verspricht dein Plan so?“ „Auf das mir alles egal ist, solange ich denken und mit dir zusammen sein kann.“ Er lächelt smart und legt eine Hand an seine Hüfte. „Oh, Die, dafür liebe ich dich so.“ Pling! „Ah~ ... nich aufhören“, stöhnt Die, während wir uns leidenschaftliche küssen und ich ihm dabei seinen Kopf sanft massiere. Im Hintergrund spielt leise Jazzmusik, die er sich gewünscht hatte. Dai liebt es, Musik anzumachen und das Licht runterzudrehen, wenn wir alleine sind. besonders nachts. So ist er eben, achtet darauf, dass alles perfekt ist, aber nur, wenn es um Sex geht. Im Gegensatz zu mir ist er ein wenig angetrunken, aber trotzdem wollen wir beiden dasselbe. Also, warum sollte ich es ihm nicht geben? Lächelnd verschließe ich meine Lippen, nehme sein rechtes Bein von meiner Hüfte und nehme ihm langsam das Glas mir Wodka aus der Hand. Da lacht er heiser und leise. „Mmh ... Kao, was tust du?“ „Steh auf.“, fordere ich ihn sanft auf. Ich schiebe ihn von mir und erhebe mich ebenfalls. Dann nehme ich seine Hand und ziehe ihn etwa in die Mitte des Raumes auf den Teppich. Langsam drehe ich ihn um und drücke Die an mich. Mittlerweile hat auch er es begriffen. „Kannst du tanzen?“ „Ein wenig.“ „Shiit, ich nich“, seufzt er und drückt meine Hände, während er seine Hüften leicht hin- und herbewegt. „Mach dir keine Sorgen“, hauche ich an seinen Nacken. „Ich mach das für dich.“ Ich wirble ihn wieder herum, worauf er natürlich nicht gefasst war. Erschrocken klammert er sich mit seinen Händen an meiner Schulter fest. Ich nehme sie in die richtige Haltung und überlege kurz, mit welchen Schritten ich beginnen muss. Ich hab das schon mal gelernt ... ich habe es nicht vergessen. Langsam, im Takt der Musik, versuche ich, ein wenig mit Die zu tanzen. „Was machst du da?“, murmelt der Rotschopf und verspannt sich. „Mach dich mal locker. Lass dich einfach führen, okay?“ „Für dich mach ich das natürlich...“, säuselt Die und drückt seinen Körper enger an meinen. Das mit dem Tanzen klappt nicht allzu lange... Daisuke bestand irgendwann darauf, sich umzudrehen und mit dem Rücken zu mir weiter zu... kuscheln, würde ich es nennen; während ich ab und an besorgte Blicke auf die Uhr warf. „Die“, murmle ich auf einmal, als der nächste Song ausklingt. „So leid es mir tut, aber ich muss meinem Dad den Wagen zurückgeben... ohne ihn kann er nicht einschlafen.“ Ich lächle sanft, als er sich seufzend windet und meine Hände nimmt. „Und wenn du anrufst und sagst, du bringst ihn später noch?“ Er zieht mich langsam nach unten. „Später?“, wiederhole ich skeptisch. „Später.“ Er zwinkert lasziv. „Wenn wir fertig sind...“ Ich kichere kehlig, beuge mich über ihn und hauche, fast lautlos: „Wenn du das so willst...“ „Natürlich. Ich werd mich auch ganz brav fügen und nicht so schnell aufgeben...“ Aufstöhnend umschlingt er seine Beine um meine Hüften und zieht mich weiter zu einem Kuss hinunter, während ich meine Hände unter seinem Shirt verschwinden lasse. „Verlockend.“ Langsam ziehe ich ihm sein Hemd über den Kopf und setze mich ganz auf ihn. „Du willst es hier auf dem Teppich tun?“, frage ich ihn und lehne mich zurück, um das Telefon vom Glastisch zu nehmen. Grinsend stützt der Rotschopf sich mit den Ellenbogen auf dem Boden ab und nickt langsam. Leise lachend, weil ich bereits jetzt seine Erregung spüren kann, wähle ich die Nummer und rufe an. „Ich kann jetzt nirgends mehr hin.“ Wie süß. „Dad? ...Oh Gott, bitte, ja ... ich hab doch gesagt, ich bring ihn heut noch. Du kannst beruhigt pennen. ...Wie? So ein Unsinn. ...Du bist albernd. Schlaf gut.“ Kaum werfe ich das Telefon aufs Sofa, drückt Die mich von sich und steht auf. Mit großen Augen sehe ich zu, was er macht. Reizend langsam streift er sich seine ausgewaschene Jeans ab. „Sexy“, kommentiere ich glucksend. „Wart’s ab.“ Er kniet sich vor mich und knöpft mit zittrigen Händen mein schwarzes Hemd auf. „So kriegst du das nie hin“, stichle ich ihn an und übernehme selbst diesen Part. „Beeil dich mal!“ Ungeduldig setzt er sich wieder auf mich und legt den Kopf schief. „Wegen dir geh ich hier ein!“ „So viel Selbstbeherrschung wirst du schon haben.“, knurre ich grinsend und werfe entwaffnend das Shirt weg. „Jetzt kriegst du mich.“ Das lässt er sich nicht zweimal sagen. Wie ein Raubtier fällt er über mich her und drückt seine Hüften sehnsüchtig gegen meine. „Ich liebe dich wahnsinnig, Kao“, flüstert er mir ins Ohr. Ich dich auch, Die, aber aus irgendeinem Grund kann ich dir das nicht sagen. ~*~*~*~*~ ein langes kappi^^ nur wegen meinen pausen >_>° ich habe anzufügen *sich auf zehenspitzen stell*, dass heut montag ist und ich fast den ganzen tag ausgelastet bin >.<, genauso wie am mittwoch und am dienstag auch etwas und wir schreiben lauter tests und zeug ;_; *theatralisch wegheul* na gut, ich bin schreibfaul, aber das hab ich ja schon mal gesagt. lasst euch nicht von meinem gejammere entmutigen ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)