Remain in Paradise von Luryel ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: Remain in Paradise Autor: Luryel Email: Lucaworld@gmx.net Raiting: PG Warnings: Junk, PWP, hints & erste richtige FF Disclaimer: Kingdom Hearts II ist Eigentum von Square Enix, Disney Interactive,Sony Computer Entertaimend Inc. und Vista Games. Diese FF dient keinerlei komerziellen Zwecken (Und der Disclaimer gehör mir auch nicht, den hab ich dumm-dreist bei Yusuka geklaut o_O). Kommentar: Meine erste FF, die ich gedenke hochzuladen... Erst einmal möchte ich sie meinen beiden Fangirls Yusu & Fraggle widmen, die mich inspiriert und angespornt haben! Danke ihr Lieben! *______* Desweiteren möchte ich darauf hinweisen, dass diese FF eine Art Fortsetzung zu Yusukas FF ,,The Division of Things" ist. Ihr müsst diese nicht zwangsläufig gelesen haben, um meine zu verstehen, aber ich bitte euch, sie trotzdem zu lesen, weil sie echt wunderschön ist und ich sie jedem nur ans Herz legen kann! ^_____^ Über Kritik & Kommentare würde ich mich SEHR freuen, da es wie gesagt meine erste FF ist und ich gerne wissen möchte, wo ich mich verbessern kann! Daran würde mir sehr viel liegen. ~Remain in Paradise~ Es war kühl geworden in den letzten Tagen, sehr kühl. Der Wind fegte in heftig werdenderen Böen über die Insel hinweg; fuhr in die schmalen Gassen der Stadt und zerrte an so mancher Fensterlade. Die See hatte sich zu einem reißerischen, eiskalten Ungeheuer entwickelt, das seine Wellenpranken gegen Strand und Felsen donnerte und sich mit jedem neuen Unwetter unbarmherzig aufbäumte. ,,Ich versteh immer noch nicht, wie du mich überreden konntest mitzukommen...” Sora verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und grinste seinen Freund unverblümt an. ,,Das ist doch ganz klar,” antwortete er, ,,Ich hab dir keine andere Wahl gelassen!” Riku seufzte und guckte mit hochgezogenen Brauen kritisch zu ihm hinunter. ,,So scheint mir das auch...” Die beiden folgten dem Sandpfad schon eine Weile, der sich aus der Stadt hinaus, durch Hügel und Dünen bis hin zum Strand entlang schlängelte. Und das war auch ihr Ziel. Sora war voller Vorfreude, schließlich war er über eine Woche krank gewesen und seine Mutter hatte ihn akribisch das Bett hüten lassen! Er blinzelte stirnrunzelnd zum wolkenverhangenen Himmel hinauf. Das Wetter würde sich nun von Woche zu Woche verschlechtern und heute, so schien es, war der allerletzte Tag, der es möglich machte zur kleinen Insel hinaus zu fahren. Ansonsten müsste er wohl getrost bis zum Frühjahr warten müssen. Um so froher war Sora, dass er Riku für dieses Unternehmen gewonnen hatte; sich selbst traute er die gefährlichen Strömungen und das unruhige Meer in dieser Jahreszeit kaum zu befahren, aber sein Freund hatte mehr als nur ein Händchen dafür. ,,.....Sora!” ,,Mh....was?” fragte dieser verlegen, als er merkte, dass er Riku gar nicht zugehört hatte. ,,Ich wollte dich fragen, wer die Typen waren, die sich heute in der Pause so vor dir aufgebaut haben.” ,,Ach, das ist egal. Du bist nicht mein Bodyguard, Riku!” schmunzelte er. ,,Das nicht, aber dein Freund. Ich hab mir nur Sorgen gemacht,” antwortete Riku kritisch. ,,Sorgen?” Sora zog eine Braue skeptisch hoch. ,,Na klar! Jeder dieser Typen hatte die Ausmaße einer Adowampe! Wer würde sich da nicht Sorgen machen?!” Der Jüngere unterdrückte ein Grinsen. ,,Sie wollten wissen, wo ich gefälligst so lange war.” ,,Und was hast du geantwortet?” ,,Dass ich mich nicht erinnern kann,” antwortete Sora achselzuckend. ,,Keine Ahnung, als ob mir das jemand glauben würde...” ,,Als ob jemand die Wahrheit glauben würde!”lachte Riku, Sora fiel mit ein und sie legten das letzte Stück Weg zum Strand laufend zurück, sodass ihr Gelächter die kalte Luft und die Stille erfüllte. Vom Wettlauf etwas erschöpft half Sora Riku das Boot zum Wasser zu schieben. Schniefend zog er seinen dunkelblauen Wollschal etwas enger um den Hals. Er war immer noch etwas krank, aber er war ebenso entschieden dagegen, dass das ihn von seinem letzten Besuch auf der Insel abhalten würde. Mit einem kräftigen Schubser drückten sie das Boot ins seichte Wasser, schoben es noch einen Augenblick an, ehe es genug Fahrt hatte und sprangen schließlich selbst hinein. Während Sora sich noch am schwankenden Bug festklammerte, griff Riku nach beiden Rudern und tauchte diese mit einer kraftvollen Bewegung in die ohne hin schon aufgewühlte Wasseroberfläche. Einige rasche Züge mehr und der Strand lag hinter ihnen. Sora bewunderte die Kraft seines Freundes; mochte er selber ihm mit dem Schlüsselschwert überlegen sein, so unterlag er Riku physisch wohl vollkommen. Grinsend lehnte er sich zurück, streckte die Beine aus und guckte Riku frech bei der Ruderarbeit zu. ,,Wir können nur hoffen, dass das Wetter konstant bleibt, ansonsten müssen wir zurückrudern,” meinte dieser überlegend, während er konzentriert den Wellengang beobachtete und nach Bedarf das Boot mit den Rudern wieder stabilisierte. ,,Es sieht nicht nach einem Unwetter aus...” Riku hielt für einen Moment mit dem Rudern inne. ,,Man müsste meinen, dass du lang genug am Meer wohnst, um zu wissen, dass das nichts zu bedeuten hat, Sora. Wenn es Anzeichen auf einen Sturm gibt, geht es sofort zurück nach Hause!” Der Angesprochene zog eine leichte Schnutte und antwortete, als er sich aufsetzte: ,,Ich dachte nur, du freust dich auf die Insel! Es ist immerhin eine ganze Weile her, seit wir das letzte Mal da waren! Wir könnten wieder etwas Spaß haben, seit wir wieder zur Schule gehen, haben wir das eh immer weniger! Dauernd Hausaufgaben, Lernen und die ganzen Leute, die wir kaum noch kennen, die sich verändert haben und für die wir ebenso fremd sind!” Seine Stimme klang vorwurftsvoll und mit jedem weiterem Wort wurde sie verbitterter, bis letztlich sogar eine Spur Zorn mitschwang. Riku starrte seinen Freund, der gegenüber von ihm saß betreten an, es war einer der wenigen Augenblicke, in denen selbst er nicht sicher war, was er sagen sollte. Sora hatte seine rechte Hand zur Faust geballt und die Stirn gefurcht, die Augenbrauen hatten sich zu zwei steilen Strichen gewandelt und der ganze Junge wirkte mit einem Mal seltsam rastlos. Das lange, silberne Haar, verdeckte Stirn und Augen und ließ Riku scheinbar unbeteiligt aussehen, dennoch beobachtete er Sora, wie dieser seinem Blick auswich und es nicht schaffte, sich wieder zu fangen. ,,Weißt du, ich habe das Gefühl, dass nur du mich noch richtig kennst, wir haben so viel erlebt, so viel geteilt und durchgestanden und jetzt sind wir wieder hier....und alles ist wie immer, wie es vorher war! Niemanden können wir etwas erzählen, weil es uns eh keiner glaubt und langsam komme ich mir lächerlich vor!” Er senkte den Kopf, um den Blick Rikus, den er auf sich spürte endgültig zu entgehen. ,,Ich...ich hab mich so unglaublich gefreut! Gefreut, dass wir mal wieder etwas zusammen unternehmen. Und jetzt redest du schon davon, nach Hause zufahren, wenn das Wetter schlecht wird! Bitte, Riku....lass uns unseren Spaß haben, solange es geht, selbst wenn das Wetter später schlecht wird, lass uns einfach....einfach nur Spaß haben!” Atemlos blickte er auf den schaukelnden Boden des Bootes, betrachtete das langsam grauwerdende Holz mit seinen Rillen und den rostenden Nägeln. Bis er fühlte, wie Rikus Finger durch sein Haar fuhren und es in einer freundschaftlichen, vielleicht auch kumpelhaften Geste durchwuschelten. ,,Es...tut mir leid. Du hast recht. Ich will dich deiner Mutter nur im Stück zurückbringen und ihr nicht erklären müssen, dass ich dich, seit unser Boot gekentert ist, leider nicht mehr gesehen habe. Das könnte mir ernsthaft Probleme machen!” Ein Lachen erklang. Rikus Lachen. Das Lachen, dass man hörte, wenn es einem schlecht geht und man merkt, dass man doch nicht so alleine ist, wie man glaubt. Das Lachen, dass einen unterstützt und Kraft gibt, wie es auch kurz vor dem Kampf gegen Xemnas gewesen war. Sora tat es leid, dass er Riku so viele Dinge an den Kopf geworfen hatte, so viele Dinge, die ihn momentan bewegten und, dass Riku sich entschultigt hatte. In diesem Moment blickte er auf und schenkte seinem besten Freund das breiteste Grinsen zu dem er fähig war, nur um ein weiteres Mal dieses unglaubliche Lachen zu hören, dass bis in sein Herzen klang und noch so viel weiter. Während er mit Riku das Boot auf der Anhöhe zwischen Wasserfall und Baracke hoch schaffte, um es vor dem unruhigen und vor allem unberechenbaren Meer zu schützen, ließ Sora seinen Blick über die Insel schweifen. Der Sand, der in seinen Erinnerungen so leicht, weich und warm gewesen war, dass man nur allzu schnell und bereit auf ihm eingeschlafen war, klebte nun nass und dunkel an den Sohlen ihrer Schuhe. Alles war genau wie vor einigen Monaten, als er das letzte Mal hier gewesen war, genau wie vor zwei Jahren, als er Destiny Islands das erste Mal - und wie der damals dachte - für immer verließ. Es schien allein so, als würden sich die Farben von Mal zu Mal immer mehr aus der Landschaft waschen und die Tristheit des Winters hinterlassen. ,,Und?” fragte Riku, nachdem sie mit ihrer Arbeit fertig waren. ,,Wo willst du hin? Lagune oder Höhle?” Sora überlegte einen Moment mit schiefgelegten Kopf und antwortete dann. Riku schob das inzwischen gräuliche, verwelkte Laubwerk der Büsche beiseite und die beiden schlüpften in das verborgene Innere des Ganges, der zur Höhle führte. Dort roch es nach Erde, Sand und die Wurzeln, die sich zwischen den Felsen entlang wanden, verströmten einen leicht herben Duft. Trotz des dämmrigen Lichts ließ sich der Weg entlang zur Höhle erkennen und sie folgtem ihm, wobei Riku sich bei manchen Stellen auf Grund seiner Größe bereits bücken musste und Sora sich lauthals darüber amüsierte. Als es heller wurde, die Felswände auseinander trieben und die kleine Höhle bildeten, blieben die beiden unvermittelt stehen. Die steinerne Decke war ebenso grau, wie der verhangene Himmel draußen, doch im Gegensatz zur Insel draußen, hatte sich hier, an diesem kleinen Ort nichts verändert. Stillschweigend, leise und geheim war alles geblieben, wie es vorher war. Die weißen, von ungelenken Kinderhänden gezeichneten Kreidebilder, waren weder verblichen noch verwischt und zeugten von einer unbeschwerten Vergangenheit, wo noch Kokofruchte, Palmen oder ein paar Möwen einen begeistern konnten. Soras Blick fiel auf den Gegenstand, der wohl am allerwenigsten in eine Hohle passte und der dennoch für sie so normal gewesen war, wie alles andere, da er schon immer dargewesen war und schlussendlich so viel mehr gewesen war, als sie sich je hätten träumen lassen: die Tür. Verschlossen, ohne Knauf, Griff oder Schloss, befand sie sich genau gegenüber ihnen. Das honigfarbene Holz glänzte matt im Licht, dass durch einige kleinere Ritzen und größere Löcher in die Höhle hineinfiel. Sora trat vor und blickte sich um. Fast schon konnte er das Gelächter von damals wiederklingen hören und ein Lächeln stahl sich stumm auf seine Lippen, während Riku sich an einer Wand hinkniete und mit einem Gesichtsausdruck, den man fast schon als peinlich berührt bezeichnen konnte, alte Zeichnungen von sich inspizierte. Sora hielt seine Hand zur Decke hin, gegen das staubige Licht und schloss sie um den Griff eines imaginären Schlüsselschwertes. ,,Weißt du, Riku, manchmal wünsche ich mir, wieder mit dem Schlüsselschwert zu kämpfen....es allein nur nochmal in den Händen zu halten....” ,,Dir ist schon klar, dass du damit Herzlose anlocken würdest, oder? Würdest du wirklich auf Destiny Islands Herzlose wollen?!” fragte dieser mit ironischen Unterton hinter ihm. Sora ließ die Hand sinken, schüttelte fast traurig den schiefgelegten Kopf und grinste Riku schwach zu. Natürlich wusste er, dass sein Freund recht hatte. Das Schlüsselschwert war jedoch in den letzten 2 Jahren sein ständiger Begleiter gewesen und er hatte sich in der letzten Zeit nur allzu oft dabei erwischt, wie im seine rechte Hand seltsam leer vorkam. Riku, der neben ihn getreten war, schien zu wissen, was er dachte, betrachtete die Tür und sagte schließlich nach kurzem Schweigen: ,,Glaub mir, ob nun gewollt oder ungewollt, du wirst eines Tages wieder das Schlüsselschwert schwingen, dessen bin ich mir sicher. ....doch lass uns hoffen, dass dieser Tag noch in weiter Ferne liegt...” Sora sah ihn erstaunt von der Seite an; nickte dann. ,,Ja....” Riku lächelte leicht, wischte sich die langen Strähnen seines Haares aus dem Gesicht, trat vor und legte seine Hand auf das vollkommen makellose Holz der Tür. Er fuhr mit den Fingerkuppen beinahe liebkosend und gedankenvoll darüber hinweg und sah zu Sora hin. Das tiefe Grün seiner Augen nahm einen sanften Ausdruck an. ,,Jeder Tag ist ein neues Tor, dass wir durchschreiten müssen, Sora. Wir müssen es durchschreiten, um zu sehen was dahinter liegt.” ,,Was vor uns liegt?” fragte Sora leicht verwundert und nachdenklich zu gleich. Er blickte zu seinem Freund hoch und spürte, wie schwer die Wahrheit in dessen Worten lag. ,,Ja. Ob es nun ein Tor in die Dunkelheit hinein oder eine Tür zum Licht ist, dass müssen wir für uns selbst rausfinden...” Er senkte den Kopf leicht und verharrte so, sodass es für Sora ein weiteres Mal schwer war, seine Emotionen in diesem Moment richtig zu deuten. ,,Zusammen!” antwortete er auf einmal grinsend und verschränkte die Arme im Nacken. ,,Was?” Riku blinzelte ihn verwirrt und verdutzt zugleich durch den silbernen Vorhang seines Ponys an; seine zuvor immer noch auf der Tür ruhende Hand, rutschte langsam hinab. ,,Wir werden zusammen gehen! Durch jedes einzelne Tor, Riku! Was es auch immer birgt, wir werden es zusammen durchschreiten. Jeden einzelnen Tag, von heute an.”Rikus Mund öffnete sich leicht, zögernd, für endliche Sekunden und formte sich zu einem ebenso breiten, wie glücklichem Grinsen, als Sora ihm die offene Hand hinhielt und er einschlug. ,,Versprochen?” ,,Versprochen!” Am Ende vermochten sie nicht zu sagen, wie lange sie in der Höhle geblieben waren, wie lange sie sich an ihre frühere Kindheit zurückerinnert und schließlich einfach nur noch geredet hatten, über die Insel und all die anderen Welten, die sie - zusammen oder getrennt - bereist hatten. Die Höhle war für sie wie ein kleines Nest, dass sie beide mit ihrem Wissen und ihren Erinnerungen erfüllen und sicher sein konnten, dass nicht nach außen drang, in die Heimat, die durch die Ferne zur Fremde geworden war. Kein Lachen, das sich an den steinernen Wänden brach, drang in diese äußere Welt und kein Ton dieser erreichte sie, erinnerte sie an dessen Existenz. Es war der Strahl des hereinfallenden Lichtes, der immer schwächer wurde und sie schlussendlich doch erinnern ließ. Sora wusste, wie wichtig es seinem Freund war, rechtzeitig wieder zu Hause zu sein und auch wenn er am liebsten einfach hier geblieben wäre, fügte er sich Riku. Ein letztes Mal blickte er über die Schulter zurück, betrachtete die Kreidezeichnungen, die im Dämmerlicht der Höhle seltsam leuchteten, wandte sich um und folgte Riku in den dunkleren Gang. Als er aus diesem hinaustrat, trafen ihn draußen sofort fauchenden Böen und heftiger Platzregen klatschte schmerzhaft in sein Gesicht. Reflexartig hob er seinen Arm, um diesen abzuwehren und stolperte ungelenk gegen Riku, der ebenso zu kämpfen hatte wie er gegen das Wetter anzukommen und trotzdem fast wie starr da stand und das sich vor ihnen darbietende Szenario anstarrte. Der Sturm drückte Palmen und Büsche nieder, rüttelte unnachgiebig an den alten Brettern der Baracke und es schein, als hätte sich das Meer in ohnmächtiger Wut aufgebäumt, Wellen brachen sich in einander, spritzen empor und wurden eins mit dem Regen. Riku rief etwas, doch Sora konnte durch das aufkommende Donnergrollen und den Sturm nichts verstehen und versuchte mit den Achseln zu zucken. Plötzlich packte Riku ihn am Ärmel seiner Jacke und zerrte ihn beinahe unsanft hinter sich her, die Anhöhe entlang. Dieser versuchte überrascht Schritt zu halten, mit dem Ellenbogen immer noch versucht das Gesicht vor dem schmerzhaften Niederguss zu schützen. Die Sturmböen zerrten heulend an ihrer Kleidung und der Regen schien sie von allen Seiten zugleich zu durchnässen. Riku buxierte Sora jedoch immer weiter, denn Weg entlang, ohne auf das Unwetter um sie herum zu achten, sehr wohl aber darauf bedacht, dass sein Freund nicht hinfiel. Sie liefen zum großen Baum, dessen Krone sich allzeit majestätisch über der Insel erhob und Sora begriff, was Rikus Ziel war: Das Baumhaus! Die Wellen brandeten den Strand bereits sehr viel höher hinauf als gewöhnlich und keiner von ihnen hätte sagen können, wie weit es noch gehen würde, aber im Baumhaus würden sie weitgehend geschützt sein. Sora gab ihm mit seiner freien Hand fuchtelnd zu verstehen, dass er ihr Ziel wusste, dieser nickte und ließ in los. Zusammen liefen sie die erste Treppe hinauf , über die nassen Holzbohlen, während hinter ihnen den Donner immer mehr anschwoll. Je höher sie dem Weg am Baum bestiegen, desto heftiger nahm der Wind zu und als Sora gehetzt die Leiter hochkletterte, rutschte er blind vom Regen nach der nächsten Sprosse greifend ab, schrie vor Schreck und wäre beinahe auf Riku, der sich unter ihm befand, gefallen; konnte sich jedoch noch krampfhaft mit der linken Hand am Holz festklammern, erklomm die letzten Sprossen und stürzte atemlos in das Baumhaus, dicht gefolgt von seinem Freund. Stumm lehnte Riku an der Türöffnung und starrte mit umwölkten Gesicht nach draußen ins Unwetter und seine von nassen Strähnen verklebte Stirn furchte sich mehr und mehr. ,,Es tut mir leid, Riku.” Er drehte sich verwundert um und sah einen ziemlich verloren wirkenden Sora vor sich stehen. Sie verharrten bereits schon eine ganze Weile im Baumhaus, doch der Regen war noch heftiger geworden und der Horizont verfinsterte sich immer mehr. Sie sassen fest. ,,Ich hätte auf dich hören sollen.” Hilflos hob er beide Arme und ließ sie so gleich auch wieder sinken. Riku schüttelte bestimmend seinen Kopf. ,,Nein, niemanden trifft Schuld.” ,,Aber wir sitzen hier fest!” ,,Dann aber nicht wegen dir, Sora.” Der Jüngere setzte sich frustriert auf den Boden und betrachtete den draußen wütenden Sturm. Er erinnerte sich, wie er Riku gerade zu gedrängt hatte mitzukommen, wie er im Boot reagiert hatte, als dieser ihn auf mögliche Folgen aufmerksam gemach hatte. Dies bereute er jetzt mehr den je. Er hatte nach seinem eigenem Dickschädel gehandelt und Riku mit ins Schlamassel gezogen. Wütend über sich selbst, wischte er sich einige verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht und ging nicht weiter auf Rikus Antwort ein. Dieser stieß sich vom Türrahmen ab und setzte sich stumm neben ihn und zusammen beobachteten sie, wie sich wieder und wieder die dünne, gleisendhelle Fänden aus Licht aus den dunklen Gewitterwolken entluden und den Himmel zu spalten schienen. Nach einer Weile legte Sora sein Kinn müde auf die angezogenen Knie und murmelte schließlich durch seinen Schal hindurch: ,,Meine Mutter wird sich Sorgen machen. Schon wieder. Es muss schrecklich mit mir sein...” Riku lachte leise neben ihm. ,,Jetzt übertreib mal nicht! Wir sind hier in Sicherheit, es kann nichts passieren. Wir werden es deiner Mutter morgen schon erklären!” ,,Deiner aber auch...” Der Mund des Hellhaarigen verzog sich leicht. ,,Als ob...” Ehe Sora etwas erwidern konnte, stand er auf, ging zur gegenüber liegenden Wand, wo sich einige Kisten stapelten und wühlte in ihnen, als würde er suchen. Soras Blick folgte ihm; die Wut auf sich selbst hatte sich etwas abgekühlt, eine leichte Müdigkeit erfüllte ihn, jetzt, wo es immer später wurde und zu allem Überfluss war sein linker Fuß eingeschlafen. Sora runzelte die Stirn und ließ seinen Blick durchs Baumhaus wandern. Abgesehen von den paar Kisten war es vollkommen leer und es war in dem Raum inzwischen genau so dämmrig und dunkel geworden, wie zuvor in der Höhle. Nach einigen Augenblicken kehrte Riku zurück und hielt ihm ein weißes Laken vor die Nase. Es war das Laken, dass sie einst als Segel verwenden wollten, als sie vorhatten allein mit einem klappriegen Floß auf das Meer hinauszufahren und die Welt zu erkunden. ,,Nimm es. Wir werden heute wohl kaum noch nach Hause fahren können und die ganze Nacht wach bleiben bringt auch nichts.” erklärte Riku sachlich wie eh und je und Sora ertappte sich dabei wie er ein Gähnen unterdrückte und nahm das Laken dankbar an. Müde rückte er mehr in den hinteren, dunkleren Teil des Baumhauses, um besser vor der Kälte und Nässe des Unwetter geschützt zu sein. Er gähnte abermals, hob seine beiden Arme in die Luft, um sich zu strecken und hielt inne, als sein Blick auf Riku fiel. Der Ältere hatte sich an die gegenüberliegende Wand lehnend hingesetzt, die Arme vor der Brust verschränkt und den Kopf gesenkt, sodass sein Gesicht von seinem langem Pony wie versteckt wirkte. ,,Ähm...Riku...was machst du da?” ,,Schlafen,” antwortete dieser schlicht. ,,Ohne Decke?” ,,Es war keine mehr da.” Sora starrte ihn verdattert an. ,,Aber wir hätten uns doch die hier...” Sein Freund blickte auf, blinzelte ihn an. ,,Baka,” antwortete er leicht verärgert. ,,Du bist immer noch nicht richtig gesund! Ich will nicht, dass du morgen wieder krank bist, wenn wir zurückfahren!” Sora schüttelte die aufkeimende Müdigkeit ab und ebenso energisch seinen Kopf. ,,Verdammt, Riku...das ist kein Grund, dass du auf eine verzichten musst. Wir können uns diese ebenso gut teilen!” Er grinste, rückte zu Riku rüber und warf ihm die eine Hälfte der Decke zu. Dieser wollte etwas erwidern, doch Sora kam ihm zuvor. ,,Keine Wiederrede!” Ein Lachen erklang aus der aufkeimenden Dunkelheit und er meinte ein Lächeln auf Rikus Gesicht erkennen zu können. ,,Danke...dann...eine gute Nacht.” ,,Eine gute Nacht!” stimmte Sora zum dritten Mal gähnend zu, streckte sich unter der Decke auf den Bodenbrettern aus und bettete seinen Kopf auf die Ellenbogen. Er schloss die Augen, ergab sich der Schläfrigkeit, lauschte dem Heulen des Sturmes, bis auch dieses für ihn verstummte und er nur noch die ruhigen und gleichmäßigen Atemzüge neben sich hörte, die ihn einem Schlaflied gleich einlullten und in seine Träume trugen. Es mochte mitten in der Nacht sein, als er jäh erwachte. Draußen stürmte es immer noch und einzelne Regentropfen fanden ihren Weg in das Innere des Baumhauses. Zu träge, um den Kopf zu heben, blinzelte Sora mit vom Schlaf verklebten Augen. Er spürte die Wärme der Decke und wie sie auf seiner Schulter lastete. Das Gefühl von Geborgenheit durchflutete ihn und in einem Anfall neuer Müdigkeit kuschelte er sich seufzend in den Arm unter seinem Kopf, als sein noch verschwommener Blick auf Riku fiel. Dieser lag auf der Seite etwas weiter von ihm entfernt mit dem Rücken zur Türöffnung, als ob er seinen Freund vor den kalten Winden des Sturms schützen wollte. Das lange, silbrige Haar verdeckte wie so oft sein Gesicht und durch die Dunkelheit konnte Sora allein die entspannte Mundpartie des Schlafenden unscharf erkennen. Der Schlaf schien ihn in sein Reich zurückzuziehen, Soras Lider wurden schwerer und er riss sie mit großer Anstrengung wieder auf, als er merkte, dass Riku ohne Decke dalag. Im ersten Moment konnte sein umnebelter Verstand die Tatsache nicht ganz fassen, bis es ihm bewusst wurde; Wie Riku während er bereits geschlafen hatte, die Decke genommen und über ihn gebreitet haben musste, ihm seinen Anteil an Wärme gegeben hatte und selbst jetzt über ihn zu wachen schien. Eine Mischung aus Dankbarkeit und Ärger erfasste Sora, zum einem weil nur wenige Meter neben ihm der wahrscheinlich allerbeste Freund schlief, den man in allen Welten finden konnte, zum anderem, weil eben dieser sich wieder über ihn hinweggesetzt hatte und er ergriff mit vom Schlaf noch tauber Hand den Rand der Decke, wollte sie wieder rüber ziehen, wollte Riku die eine Hälfte zurückgeben, doch den Kampf gegen die Müdigkeit hatte er endgültig verloren. Sein Bewusstsein schwand, die Hand rutschte kraftlos auf den Boden zurück und durch die sich schließenden Lider nahm er zuletzt nur den verschwommenen, silbernen Fleck neben sich war, ehe alles in Dunkelheit zerlief und er wieder in die Tiefen der Träume hinab tauchte. Was schlussendlich blieb war das vollkommene Gefühl von Geborgenheit, Dankbarkeit und ein Lächeln auf Soras Lippen. ~*~ ,,Nun...einen Vorteil hat es, ich zu sein. Etwas, was ich dir voraus habe, Sora.” ,,A-ch ja? Was denn?” ,,Ich habe dich zum Freund.” ,,Na dann...bin ich auch mit mir zufrieden. Ich hab dir nämlich genauso was voraus!” - Danke Yusu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)