All I want for Christmas is You! von Euphonie (Ein Adventskalender [Jakotsu x Bankotsu]) ================================================================================ Kapitel 7: 7. Dezember ---------------------- 7. Dezember Jakotsu hatte die halbe Nacht wach gelegen, sich Gedanken um alles gemacht, was am Tag passiert war, über Bankotsu, seinen ganzen Gefühle zu ihm, die nicht sein durften und war schließlich in einen unruhigen Schlaf gefallen. Als er am nächsten Morgen aufwachte, fühlte sich sein Kopf an, als wäre er wie leer. Aber Jakotsu hatte einen Entschluss gefasst. Traurig drehte er sich im Bett um, und schaute seinen schlafenden Freund an, welcher ihm den Rücken zugekehrt hatte. In letzter Zeit waren Zärtlichkeiten von seiner Seite nur noch sehr selten gekommen, er war immer noch extrem eifersüchtig und sauer auf Jakotsu. Das Schlimme daran war nur, dass er damit nicht im Unrecht lag. Jakotsu flirtete zwar sonst auch recht häufig, aber dieses Mal war es etwas komplett anderes. Normalerweise wurden seine Annäherungsversuche abgewiesen, was nicht schlimm war, da sie meist niemals ernst gemeint waren. Aber Bankotsu erwiderte sie sogar. Und er gab Jakotsu das Gefühl etwas Besonderes zu sein. Wie lange war es wohl her, dass Kenjiro ihm so ein Gefühl gegeben hatte? Mittlerweile wusste er im Grunde überhaupt nicht mehr, weshalb sie noch zusammen waren. Sie waren ständig genervt von einander, allerdings hatte sein Freund auch ein paar Züge an sich, die Jakotsu einfach nur süß fand. Er wollte seinen heutigen Tag Kenjiro widmen, und herausfinden was er noch für ihn empfand und ob es einen Sinn hatte diese Beziehung noch weiterzuführen. Jakotsu musste erst um zehn Uhr anfangen zu arbeiten, weswegen er morgens recht viel Zeit hatte. Nach einer Weile stand er auf, machte sich fertig, und deckte den Tisch für sie beide. Nachdem er die Brötchen in den Ofen geschoben hatte, schlich er leise zurück ins Schlafzimmer und zog die Vorhänge vom Fenster zurück. Es hatte über Nacht nicht geschneit, und der Schnee der letzten Tage schmolz und verwandelte sich in braunen widerlichen Matsch. Kein schöner Tag um romantische Spaziergänge zu machen. Vorsichtig setzte sich Jakotsu neben Kenjiro aufs Bett und strich ihm sanft über die Wange. Als er daraufhin keine Regung zeigte beugte er sich hinunter und küsste die schlafende Gestalt zärtlich am Hals. "Aufstehen." flüsterte er, woraufhin Kenjiro leicht seufzte und ein paar Mal blinzelte. Verwundert sah er Jakotsu an. "Was ist denn mit dir los?", fragte er verschlafen. Der Angesprochene zwang sich ein liebevolles Lächeln ab. "Ich habe Frühstück für uns gemacht." meinte er freundlich und erhob sich. "Kommst du gleich?" Kenjiro saß ein wenig verwundert in seinem Bett, als Jakotsu das Zimmer verließ. Er hoffte sehr, dass Kenjiro seine letzte Chance nicht verspielte. Doch als Jakotsu geschlagene vierzehn Minuten auf seinen Freund warten musste, der wahrscheinlich wieder eingedöst war, verließ ihn diese Hoffnung zunehmend. Er wollte ihn gerade rufen, als sich die Schlafzimmertür öffnete und Kenjiro doch endlich den weg zum Frühstückstisch fand. "Oh, das ist aber wirklich süß von dir." entgegnete dieser und setzte sich. Jakotsu spürte einen Stich im Herzen. Obwohl es eigentlich die Worte waren, die ihn glücklich hätten machen sollen, hatte er überhaupt nicht das gleiche Gefühl, wie gestern, als Bankotsu meinte er sei süß. Jakotsu schluckte schwer und schüttelte den Kopf, um jeglichen unerwünschten Gedanken an Bankotsu zu verdrängen. Schweigend aß das Pärchen sein Frühstück, bis Jakotsu wieder das Wort ergriff. "Ich... dachte wir könnten heute Abend etwas zusammen machen. Nachdem ich von der Arbeit nach Hause komme." "Auf einmal? Triffst du dich heut gar nicht mit deinem neuen Freund?" Kenjiro sagte das schon fast ein wenig herablassend und Jakotsu zuckte zusammen. Er biss sich auf die Unterlippe, um nicht einfach gleich aufzustehen, und sein Vorhaben aufzugeben. "Nein, ich treffe mich heute nicht. Ich will etwas mit dir machen, ich glaube das tut uns ganz gut." entgegnete er anschließend mit einem vorwurfsvollen Unterton. "Meinetwegen, ich habe nichts vor." Kam die gelassene Antwort. 'Was kannst du auch schon großartig zu tun haben', dachte sich Jakotsu verbissen. "Bitte vergiss das nicht wieder. Es liegt mir wirklich viel daran." Er seufzte. Lag ihm wirklich etwas daran? Er hatte überhaupt keinen Spaß mehr mit seinem dauerfrustrierten Freund, und Jakotsu war in der Regel ein aufgedrehter und fröhlicher Mensch, nur die Depressionen seines Lebensgefährten zogen auch ihn immer weiter runter. "Es liegt ja nicht an mir, dass unsere Beziehung so schlecht läuft im Moment." meldete sich Kenjiro auf einmal. Schließlich gehe ja nicht ich fremd." "Kenjiro!!!", wütend sah Jakotsu seinen Gegenüber an und musste sich stark beherrschen nicht aufzuspringen. "Ich gehe nicht fremd, hör endlich auf dir da was einzubilden!" Vielleicht hatte er gewisse Gefühle für Bankotsu, aber fremdgegangen war er nicht. Ohnehin wünschte er sich sehr, dass diese Geschichte nicht von langer Dauer war. Er würde Bankotsu sicher bald vergessen können, wenn er erst mal wieder glücklich war in seiner jetzigen Beziehung. "Ist ja gut. Ich vertrau dir ja." Es klang zwar nicht wirklich ehrlich und überzeugend, trotzdem lächelte Jakotsu schwach bei dieser Aussage. Er beugte sich zu seinem Freund und küsste ihn kurz, ehe er sich erhob. "Räumst du den Tisch bitte auf, ich muss mich jetzt ein wenig beeilen." Er hätte eigentlich ein genervtes Aufstöhnen erwartet, oder so etwas in der Art, aber Kenjiro nickte nur, und lächelte ihn freundlich an. Vielleicht könnte es ja doch noch etwas werden. Etwas besser gelaunt machte Jakotsu sich auf den Weg zur Arbeit. Er dachte kurz daran mit dem Fahrrad zu fahren, doch als er an Bankotsus Unfall dachte entschied er sich kichernd dagegen. Im nächsten Moment ermahnte er sich innerlich selber, dass er heute Bankotsu gänzlich aus seiner Gedankenwelt verbannen wollte. Wir sich herausstellte funktionierte das über den Tag verteilt doch nicht so einfach, wie vorerst gedacht, aber durch den Haufen Arbeit den er zu erledigen hatte, konnte er sich wenigstens ein wenig ablenken. Zudem sollte er sich langsam damit beschäftigen, was er seinen Freunden und seiner Familie zu Weihnachten schenken sollte, immerhin rückte dieses Fest ständig näher, wie Jakotsu vor allem dadurch bemerkte, wie jeden Tag mehr gehetzte Kunden in seinen Laden kamen und zum Teil unmögliche Bücher suchte, die er alle erst bestellen musste, da er solche in seinem Laden nicht auf Lager hatte. In einer Pause stellte Jakotsu fest, dass das Wechselgeld in der Kasse knapp wurde, und er beschloss einen Angestellten zu beauftragen einige Scheine bei der Bank zu tauschen. Als er diesen Angestellten allerdings vergeblich suchte, meinte seine Kollegin, er läge mit einer Grippe zu Hause im Bett. Jakotsu seufzte. Er bekam auch gar nichts mehr mit. Da sie nun nur noch zu dritt waren und er sowieso grade Pause hatte, dachte Jakotsu es würde ihm nicht schaden selber zu gehen. Frische Luft würde ihm sicherlich gut tun. So machte er sich auf den Weg. Heute schienen ihm unnormal viele glückliche Gesichter und vor allem eine Menge Paare entgegenzukommen, und Jakotsu verspürte den inneren Drang ihnen allen an die Gurgel zu gehen. Weihnachten war dazu da eine romantische Zeit mit seinem Liebsten zu verbringen, ihm Geschenke zu machen, und ihm jeden Tag auf's neue seine unendliche Liebe zu gestehen. Lebkuchen essen, Apfelpunsch trinken, kitschige Weihnachtslieder zusammen hören, Sex vor dem Kamin- das war Jakotsus Vorstellung von einer harmonischen Weihnachtszeit. Abgesehen davon, dass er keinen Kamin besaß hat sich noch keiner dieser Dinge in letzter Zeit erfüllt. Wütend stapfte er die Straße entlang und wollte grade die Glastür zur kleinen Bank öffnen, bei der er gewöhnlich seine Geschäfte tätigte, als ihm ein mit Weihnachtsmann und Renntieren versehenes Schild von eben jener Tür freudig verkündete, dass die Bank bis zum 17. geschlossen habe. Eine solch kleine Bank konnte sich das wohl erlauben. Wahrscheinlich sind die alle im Urlaub, dachte Jakotsu verbittert und wickelte seinen Schal enger um den Hals, da es im Laufe des Nachmittags noch kälter geworden war. Also drehte er um und machte sich auf dem Weg zu einer anderen Bank, die etwas weiter im Stadtkern lag. Hier befanden sich auch die Einkaufspassagen, die zu dieser Uhrzeit mit Leuten überfüllt war. Von überall her tönte fröhliche Weihnachtslieder, Männer in Anzügen eilten hastig an Jakotsu vorüber, während Grüppchen von Frauen tratschend an ihm vorbei liefen, voll bepackt mit Einkäufen. Er war heilfroh die langen Stufen des Bankgebäudes zu betreten, welches ein Zehnfaches an Größe besaß, wie die gemütliche Bank, die Jakotsu eben noch vergebens besucht hatte. Hier wurde mit Geld gespielt- Vermögen wurden angelegt, riesige Summen wurden in Aktien investiert, um sie möglichst klug und gewinnbringend zu vermehren. Das Gebäude wirkte besonders von Innen sehr kalt, hohe weiße Wände, ein spiegelglatter Marmorboden, und nur einige Schalter sowie viele Reihen von Sitzbänken säumten den riesigen Raum. Es wirkte eher wie eine Wartehalle bei der Eisenbahn, dachte sich Jakotsu und ging auf einen der Schalter zu, wobei jeder seiner Schritte auf dem Boden widerhallte. Es war ihm ein wenig unangenehm in einer so vornehmen Bank so etwas Profanes zu vollziehen, wie das Wechseln und Einzahlen einer winzig kleinen Summe Geld. Um sich davon nichts anmerken zu lassen, straffte Jakotsu seine Schultern und trat selbstbewusst an den Schalter. Höflich begrüßte ihn die Bankangestellte und bat ihn freundlich um ein wenig Geduld, da sie erst noch ein Telefongespräch beenden müsse. Jakotsu nickte und setzte sich auf einen der Stühle. Außer ihm befanden sich nur wenig andere Leute hier, die meisten waren Angestellte die in ihren schwarzen Anzügen eilig durch die Halle liefen. Jakotsu lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, schloss die Augen und wartete darauf, dass die Frau am Schalter ihn zu sich rief. Völlig in Gedanken versunken, schreckte er plötzlich auf, als in seiner Nähe ein Stapel Papiere zu Boden flog. Jakots öffnete die Augen und sah in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war und sah unmittelbar von ihm entfernt.... Bankotsu stehen. Dieser starrte mindestens genauso erschrocken und perplex zurück. "W-was tust du denn hier?", fragte er stammend und sammelte rasch die heruntergefallenen Blätter ein. "Ich...wollte nur Geld wechseln. Arbeitest du hier?" Jakotsu merkte, dass er leicht rot wurde. Bankotsu trug einen Anzug mit einer blau- und fliederfarbenen gestreiften Krawatte. Jakotsu musste sich selbst zwingen seinen Blick von ihm zu lösen. "Tja, wonach sieht es denn aus?", fragte Bankotsu mit sarkastischem Unterton. Jakotsu sah ihn verdutzt an. "Was..was hast du denn?" "Nichts." Antwortete Bankotsu und sah traurig zur Seite. Jakotsu wollte gerade noch etwas entgegnen, als Bankotsu von einem Mitarbeiter gerufen wurde. "Ich wünsch dir noch einen schönen Tag." Verabschiedet er sich, ehe er Jakotsu den Rücken zukehrte und verschwand. Just in diesem Moment rief die Dame am Schalter Jakotsu zu sich, der etwas geistesabwesend seine Aufgaben erledigte und sich wieder auf den Rückweg zum Buchladen machte. Warum war Bankotsu nur so komisch? Konnte es sein, dass er überhaupt nicht auf Jakotsu stand? Aber warum hatte er ihn denn geküsst, an dem Tag wo sie gemeinsam gefrühstückt hatten? Jakotsu war total verwirrt und konnte sich kaum noch auf seine Arbeit konzentrieren. Er hatte fast keine Lust mehr heute Abend etwas mit Kenjiro zu unternehmen, aber er wollte diese Beziehung nicht so einfach aufgeben und auch wenn er grade wieder sehr deprimiert war, zwang sich Jakotsu zu ein wenig Optimismus und schaffte es so sogar ein wenig gutgelaunt nach Feierabend zu Hause anzukommen. Er schloss die Tür auf, und warf ein fröhliches 'Bin wieder da!' in den Raum. Er hing seinen Mantel an den Haken und ging ins Wohnzimmer, nur um zu sehen, dass dieses leer war. Auch in den anderen Räumen ihrer Wohnung war Kenjiro nicht zu finden. Auf dem Küchentisch fand er letztendlich die Erklärung dafür. Sein Freund sei mit seinem kleinen Bruder Yuu, Weihnachtsgeschenke für ihre Eltern kaufen. Jakotsu verschlug es die Sprache und plötzlich merkte er, wie ihm heiße Tränen über die von draußen eiskalten Wangen liefen. Kenjiro hatte ihm doch versprochen heute Abend für ihn dazu sein. Er hat doch versucht deutlich zu machen wie wichtig das Ganze ist. Schluchzend brach Jakotsu auf dem Sofa zusammen und vergrub sein Gesicht in ein Kissen um nicht laut losheulen zu müssen. Das war das mit Abstand beschissenste Weihnachten seines ganzen Lebens! Er war noch nie so traurig und deprimiert gewesen, und beide Eigenschaften widersprachen seinem eigentlichen Charakter, was ihn wiederum nur noch mehr Kummer bereitete. Nachdem die Traurigkeit verflogen war, wurde Jakotsu wütend, und in Gedanken malte er sich schon mal aus, was er Kenjiro alles zum Abschied an den Kopf knallen würde, und er nahm sich fest vor Bankotsu nie, nie wieder zu treffen. Am besten wanderte er aus. Vielleicht nach Frankreich ins ferne Europa. Da sollte es sehr schön sein, sagte man. Jakotsu stand auf und machte sich erstmal einen Tee zur Beruhigung. Heute würde er früh ins Bett gehen. Während das Teewasser kochte, merkte Jakotsu plötzlich wie etwas an seinem Bein vibrierte. Verwundert zog er sein Handy aus der Tasche. Er hatte eine Kurzmitteilung bekommen, die Nummer war ihm jedoch unbekannt. Er öffnete die Nachricht. Sie war von Bankotsu. Fassungslos starrte Jakotsu auf das kleine bunte Display seinen Handys und las folgende SMS immer wieder durch; 'Hallo Jakotsu, es tut mir sehr Leid, aber ich möchte nicht, dass wir uns wieder treffen. Ich mag dich wirklich sehr, aber ich glaube, dass uns das beiden nicht gut tut. Ich wünsch dir nur das Beste und eine frohe Weihnachtszeit, Bankotsu.' Hatte Jakotsu geglaubt sein Tag könne nicht schlechter werden, so wurde er soeben eines Besseren belehrt. "Ich hasse alle Männer!!!" rief er wütend und frustriert. Er stellte den Herd aus, ließ das Teewasser einfach stehen und begab sich ins Schlafzimmer mit dem Vorsatz vielleicht doch lieber hetero zu werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)