Decision von sterekura (And you've already made yours) ================================================================================ Kapitel 3: Part III ------------------- Obwohl ich den Platz an Raúls beschützend wirkender Halsbeuge niemals freiwillig verlassen hätte, so hob ich doch den Kopf, um ihm wieder in die Augen sehen zu können und ich musste überrascht feststellen, dass er meinem Blick nicht auswich, selbst dann nicht, als er leise seufzend meinen Namen flüsterte und ich meine Frage etwas lauter und drängender wiederholte. Er nahm sich lange Zeit, um zu antworten und legte mir in der Schweigepause die Hände auf meine Schultern. Als er dann endlich auf meine Frage einging klang er beinahe schon verzweifelt. Erneut rollte ihm der Name Guti über die Lippen und ich konnte ihm ansehen, dass er seine Worte sorgfältig abwog, um mich nicht zu verletzen. „So sehr ich einen meiner engsten und besten Freunde lieben kann.“ Engste und beste Freunde. Also stand ich irgendwo zwischen Figo und Sergio – sozusagen hatte ich den dritten Platz in seinem Herzen inne. Das war nicht schlecht... nein, eigentlich war es sogar sehr vielversprechend. „Versprich mir, dass daraus irgendwann mehr, aber niemals weniger wird.“ Ohne es überhaupt zu merken hatte ich meine Finger bei diesen Worten auf Brusthöhe in sein Trikot gekrallt und er legte mir nun beruhigend seine Hände auf meine, um den Griff wieder etwas zu lockern. „Das kann ich nicht und das weißt du auch.“ Raúl nahm behutsam meine Hände in seine eigenen und deutete an, dass wir erst mal wieder aufstehen sollten. Also ließ ich mich unfreiwillig von ihm auf die Bank dirigieren und fröstelte ein wenig, als er für einen Moment vollkommen von mir abließ, um sich zuerst die Schuhe und dann das Trikot auszuziehen. Wie immer trug er darunter ein weißes Unterhemd, das er nun aus der kurzen Hose kramte und es glatt strich. Die ganze Zeit über hing mein Blick wie hypnotisiert an seinem Gesicht, das – der Situation entsprechend – sehr ernst und gleichzeitig doch unglaublich sanft wirkte. Der Kapitän der Königlichen Weißen hatte wieder einmal vollkommen seiner Rolle nach gehandelt und trotzdem war er die ganze Zeit über auch mein Freund gewesen. Raúl hatte mir gesagt, was ich hören wollte, aber dennoch seine persönliche und ehrliche Meinung hinzugefügt, weswegen ich ein wenig hoffnungsvoll fragte: „Ist das denn ein gutes Zeichen?“ Er sah mir wieder in meine blauen Augen und lächelte mich zufrieden nickend an. „Es ist zumindest schon mal kein Schlechtes.“ Das war jetzt doch definitiv mal eine gute Sache. Als ob er mir meine nächste Frage an der Nasenspitze ablesen könnte, drehte er sich vollkommen zu mir zurück und zog mich am Nacken erneut nach vorne, so dass meine linke Wange nun an seinem durchtrainierten Bauch ruhte. „Guti, nichts und niemand wird uns jemals auseinander bringen können. Das verspreche ich dir!“ Mistkerl... Wieso brachte dieser Mann es fertig mich mehrmals an einem Abend und auch noch so oft hintereinander zum Weinen zu bringen? Und warum machte es mir seltsamerweise überhaupt nichts aus, dass er das von der ersten bis zur letzten Träne beobachten konnte? Einen winzigen Moment gönnte Raúl die Berührung mit seinem Bauch noch, bevor er meinen Kopf wieder behutsam von sich schob und mir ein letztes Mal mit seinen Daumen die Tränen aus meinem Gesicht wischte. „Die stehen dir nicht“, wisperte er mit einem gutmütigen Lächeln, „lächelnd gefällst du mir außerdem viel besser.“ All that lies in me All that dies in me How can I live without you? Er nickte mir zu und deutete damit an, dass wir so langsam auch mal ans Duschen denken sollten, weswegen ich ebenfalls aus meinen Schuhen schlüpfte und mein dreckiges Trikot auszog. Als ich es zusammenlegte und hörte, wie Raúl leise fluchend in seiner Tasche nach dem Duschgel suchte, sammelte ich ein letztes Mal all meinen Mut zusammen. „Raúl?“, nuschelte ich seinen Namen vor mich hin und hatte sofort seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, wie sich dieses Gespräch in Zukunft auf unsere Beziehung auswirken würde, aber es war sicherlich noch nicht alles ausgesprochen worden, was in diesem Moment zu Tage hätte kommen müssen. „Glaubst du... also... ich meine...“ Zum Teufel noch mal, war das schwer diesen einfachen, blöden Satz laut auszusprechen, der mir schon seit Jahren auf die Seele drückte. Ich musste ihn doch nur aussprechen und schon wusste ich, ob es sich überhaupt noch lohnte mein Herz jemandem zu schenken, der im Grunde niemals mir gehören würde. Raúl setzte sich abwartend auf die Bank und sein Blick, der mit meiner Hinteransicht Vorlieb nehmen musste, jagte mir einen angenehmen Schauer den Rücken herunter. Da ich bei seiner Antwort in seine Augen – und somit die Reaktion – sehen wollte, blickte ich ihn über meine Schulter hinweg an und atmete noch ein Mal tief durch. „Hätte aus uns jemals–?“ Ich kam niemals dazu die Frage vollständig auszusprechen, denn in dem Moment wurde die Tür der Duschräume aufgestoßen und unsere Mannschaftskollegen strömten in den Raum hinein. Bevor einer von uns überhaupt reagieren konnte, schrie das braunhaarige Küken Madrids schon den Namen unseres Kapitäns. „Raúl! Raúl, sag, wie war ich heute?“ Der wohl meistgefragteste Mann heute Abend warf mir noch schnell einen Blick zu, den ich beim besten Willen nicht deuten konnte und grinste dann Sergio an. Anerkennend legte er zudem eine Hand auf die Schulter unseres jungen Kollegen, der in Begleitung Ikers – beide mit einem Handtuch bekleidet – vor uns stand und Lob hören wollte, was er sofort bekam und darüber hinaus auch ebenso sehr verdiente. „Großartig, Corderillo. Dein frühes Kopfballtor war einsame Spitze, wo auch immer du herkamst, dein Timing jedenfalls war einfach perfekt!“ Sergio grinste von einem Ohr zum anderen und strich sich die frisch gewaschenen, dunklen Haare aus dem Gesicht. Während unser kleines Schäfchen [Raúl hatte ihn vor ungefähr einem Jahr einmal so getauft, als Sergio sich beim Lachen verschluckte und daraufhin aus Versehen wie ein Schaf blökte. Seitdem wurde er diesen Spitznamen einfach nicht mehr los. Eigentlich beinahe wie bei mir, nur dass Princesa niemand anderes sagte, als Raúl... und ehrlich gesagt würde ich auch jeden anderen umbringen, wenn er mich mit einem weiblichen Spitznamen betiteln würde.] mit seinem neun Jahre älteren Freund beschäftigt war, musterte Iker mich mit missmutigen Blicken. Er blieb nach einer Weile bei meinen Augen hängen und zog für ungefähr eine Sekunde die Augenbrauen skeptisch hoch – ich war mir ziemlich sicher, dass er wusste, was geschehen war und dass er, trotz Raúls Treue, in mir eine Bedrohung für seine Beziehung sah –, bevor er Raúl besitzergreifend einen Arm um die Hüfte legte und seinen Kommentar endlich abließ. „Ich sagte dich, du sollst ihn heil lassen. Er sieht ja total fertig aus mit den zerzausten Haaren und...“ Er musterte mich noch einmal mit zusammengekniffenen Augen und sprach dann etwas aus, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Sag mal Guti, hast du etwa geweint?“ Wieder stiegen mir Tränen in die eh schon schmerzhaft geröteten Augen, diesmal aber eher aus Wut und Frustration. Sergio überlegte kurz, bevor er sich dazu entschloss mein Gesicht nun auch genauer zu studieren, was mich dazu brachte mir so schnell wie nur möglich eine gute Entschuldigung für meine Augen einfallen zu lassen, aber Raúl kam meinem lahmen Denkvermögen zuvor und rettete mich, wie so oft, vor den beiden. „Quatsch, er ist einfach nur müde, ganz genau wie ich.“ Und tatsächlich... Ein intensiver Blick in die schokoladenbraunen Augen verriet, dass sie ebenfalls ziemlich gerötet waren. Entweder stimmte Raúls schnelle Ausrede oder er hatte – bei dem Versuch mir meine Seele zu retten, indem er mir Dinge gestanden hatte, die eigentlich niemals über seine Lippen hätten kommen dürfen – Tränen vergossen, die mir entgangen waren. Er wand sich nun aus Ikers fast schon klammernder Umarmung und hob sein Duschgel von der Bank auf. „So, Kinder. Princesa und ich, wir werden jetzt erst einmal duschen gehen. Macht Platz, ihr wohlduftenden Wesen für das nach harter Arbeit stinkende Traumpaar und stört uns gefälligst nicht – wir müssen ein dringendes Gespräch unter Kapitänen führen.“ Damit schnappte er sich meinen Arm und zog mich, halbangezogen, wie ich noch war, hinter sich her in den angrenzenden Duschraum [Im Hintergrund hörte ich noch, wie Sergio scherzend zu Iker meinte: „Raúl probiert seiner kleinen Prinzessin jetzt bestimmt den gläsernen Schuh an.“ Ikers Reaktion auf diese – für Jungs in Sergios Alter sehr typische – Bemerkung war, dass er in einem Tonfall, der Erstaunen und Langeweile harmonisch vereinte, antwortete: „Weißt du, manchmal denke ich, dass du wirklich so dämlich bist, wie du aussiehst.“ Beinahe gleichzeitig brachen beide in Lachen aus und während sie sich gegenseitig foppten, machten sich die Zwei auf den Weg zu ihrem Platz.], wo er mich gedankenverloren lächelnd wieder losließ und sich eine Stelle zum Duschen aussuchte. Zwei Plätze neben mir zog er sich dann erst die Socken und dann das Unterhemd, sowie die kurze, mit Grasflecken übersäte Hose aus und stand nur noch in Unterhose bekleidet da. In dem Moment, in dem er den Duschhahn aufdrehte und nach der Unterhose griff, wandte ich schnell mein Gesicht ab. Es erschien mir einfach nicht richtig ihn jetzt mit meinen Blicken abzutasten und außerdem wollte ich in dieser Situation nicht zeigen, wie sehr mir seine körperliche Nähe fehlte und wie erregend sie jetzt gerade für mich war. Meinen Gedanken konnte ich allerdings keine Grenzen setzen, weswegen ich das Wasser auf einskalt stellte, meine Augen zusammenkniff und meiner Phantasie für wenige Minuten freien Lauf ließ. Do you think of me? Do you dream of me? I always dream about you Auch, wenn ich Raúl jetzt nicht mit einen Augen sah, so wusste ich doch ganz genau, welche Bewegung er gerade ausführte. Ich hatte ihn schon so oft beim Duschen beobachtet, dass ich sogar wusste, wann er blinzelte, denn Raúl duschte immer nach demselben Prinzip. Zuerst stellte er das Wasser an, zog dann sein letztes Kleidungsstück aus und hob so lange seine linke Hand unter das Wasser, bis es die gewünschte Temperatur hatte. Erst dann trat er einen Schritt nach vorne und schloss die Augen, um den Kopf zu heben und so das Wasser auf seinem Gesicht zu spüren. Nach einigen Augenblicken vernahm ich das mir bekannte Geräusch von Händen, die leise gegen die kalten Fließen der Wand klatschten, weswegen ich wusste, dass Raúl mittlerweile bei dem Schritt angekommen war, bei dem er sich nach vorne lehnte, damit das warme Wasser auch seinen Rücken herunterlaufen konnte, denn auf eines konnte man sich immer verlassen, wenn Raúl nach einem Spiel oder dem Training duschte: Er drehte sich niemals um. Eigentlich genoss er jetzt immer das herrlich warme Wasser, das seinen Körper herunter lief und sich vor allem in seinen dunklen, kinnlangen Haaren sammelte, die nur widerwillig der Last der kristallklaren Flüssigkeit nachgaben und das Wasser auf seine Schultern tropfen ließen. Wenn er genug davon hatte, öffnete er das erste Mal wieder die Augen und griff nach seinem Duschgel Dark Phoenix. In den letzten zehn Jahren hatte Raúl niemals ein anderes Gel angenommen, selbst, wenn seines rein gar nichts mehr hergab. Er drückte, mit einem verspielten Lächeln auf den Lippen, so lange auf die schwarze Verpackung, bis seine Hand beinahe vollständig von dem dunkelblauen Gel bedeckt war. Obwohl Raúl Rechtshänder war verrieb er das Duschgel immer mit der linken Hand auf seinem ganzen Körper und das war auch das einzige, was bei seinem kleinen Duschritual immer variierte. Manchmal ließ er sich verdammt viel Zeit beim Einseifen und an manchen Tagen konnte er gar nicht schnell genug aus der Dusche verschwinden. Heute allerdings hatte er wohl alle Zeit der Welt, denn er holte sich die zweite Portion an Duschgel erst ein paar Minuten später. Während ich daran dachte, wie Raúls dunkler gefärbte Haut erst mit dem blauen Gel eingerieben und dann wieder davon befreit wurde, machte ich mich daran auch das zu tun, weswegen ich überhaupt hier war. Ich meine, wie auffällig war es denn neben Raúl unter kaltes Wasser zu stehen und mich nicht zu waschen? Damit konnte ich mir ja gleich ein Schild um den Hals hängen, auf dem in großen Neonbuchstaben Du machst mich so wahnsinnig, dass ich nicht einmal mehr mit dir zusammen duschen kann! prangte. Vielleicht hatte Raúl nur darauf gewartet, dass ich endlich aus meiner Starre erwacht war, denn plötzlich schaltete er den Hahn ab und ich hörte durch das Plätschern des Wassers, wie er sich leise seufzend das Handtuch um die Hüfte band und dann mit zögernden Schritten auf mich zukam. Why, yo no entiendo porque I know that our lives are the same Y mi vida is just a guessing game A dirty stain that I cannot play Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)