Der Graue Wolf von abgemeldet (~rabique~) ================================================================================ Kapitel 3: Keine Gewissenheit für Sophie ---------------------------------------- Ein grauer Wolf. Sein Fell hatte eine graue Grundierung, paar Strähnen waren in Silber gefärbt, die Spitzen hatten die Farbe blau erreicht. Auf die Menschen machte er einen weniger edelnen Eindruck, denn sein Fell hatte ein paar Blutspritzer abbekommen, und um sein Maul herum hatte sich Blut ausgebreitet. Es sah fast so aus, als hätte es vorher ein Schaf gerissen. Die Augen des Wolfes glänzten, es hatte einen Ausdruck im Gesicht, der ihnen allen zeigte, dass sie jetzt die Chance hatten zu kämpfen. Ein Kampf mit einem Wolf war sehr leichtsinnig, nichts desto trotz schein es ihnen gleich zu sein. Ein paar kicherten, als sie den Wolf sahen, ältere Frauen erschraken ein wenig, und Charlie war einfach nur entsetzt, andererseits aber, war er schwer beeindruckt. Der Wolf hatte ihn jetzt nicht mehr wie anfänglich im Visier, nach dem er gemerkt hatte, er war sein eigentlicher Bruder, denn in dem Wolf war Sophie. Oder, deutlicher gesagt, der Wolf war Sophie und Sophie war der Wolf. Doch sie konnte nicht steuern was er tat. In keiner geringster Weise, denn sie selbst schlief in dem Wolf. Er war ziemlich lange im Kreis gegangen, als er bemerkte, dass ihn alle anstarrten. Er drehte sich zu ihnen um und knurrte sie energisch an. Er wollte sie heraus fordern, denn er wusste er würde gewinnen. Er war schneller, flinker, gewandter und nicht so lahm und träge. Nun ja, er hatte ja auch vier Pfoten. Die Menschen gerieten durch seinen Blick in Aufruhr, das Knurren störte sie eher weniger, denn das waren sie durch die jeweiligen Hunde schon längst gewohnt. Sie hatten den Wolf durch kleine Sticheleien gereizt, und allmählich fingen beide Seiten an mit ihm zu kämpfen. Ein kleiner Junge zog ihm am Schwanz, der Wolf hätte ihn gerne gebissen, doch er konnte nicht, denn jemand schlug von der Seite auf ihn ein. Ein anderer fand es lustig, ihn an den Ohren zu packen und herum zu schleifen. Der Wolf knurrte immer mehr, als er mit einer kleinen Bewegung alle kratzte. Schnell wollte er weglaufen, drehte sich um, war schon fast bei der Tür raus, als eine Horde von Menschen sich auf ihn stürzte. Er konnte sich befreien, doch seine Pfote war schwer verletzt und überall hatte er kleine Stich oder Schnittwunden. Er flüchtete schnell aus dem Haus in dem er aus einem Fenster sprang, setzte hart auf den Boden auf, und lief dann über die Straße. Die Menschenmenge hatte er abgehängt. Gerade als er fast auf der anderen Seite der Straßenseite war, kam ein Auto. Der Wolf beeilte sich jetzt noch mehr, und hatte es auf die andere Straßenseite geschafft. Erschöpft brach er zusammen und wurde bewusstlos. Gleichzeitig kreuzte ihm jemand den Weg. Es war Amy. Erschrocken beugte sie sich über den Wolf und sah ihn an, und dann fand sie eine Kette, die der Wolf um den Hals trug. Sie tastete den Körper des Wolfes entlang, und sah die verschiedenen Wunden, und ein bisschen wunderte sie sich, was hier auf der Straße ein verletzter Wolf tat. Sie wusste nicht warum, und sie wusste nicht wie, aber sie hegte den Drang, ihn mit zu nehmen. Und das tat sie auch. Sie hob ihn vorsichtig hoch, und wie zu erwarten war er sehr schwer. Gekrümmt ging sie den Weg zu ihrem Haus entlang, das ja Gott sei Dank ganz in der Nähe war. Bei ihr zu Hause legte sie ihn auf ihr Sofa in ihrem Zimmer, und ging aus dem Zimmer um Verbände zu holen. Sie beeilte sich, und als sie wieder zurückkam, da lag der Wolf nicht mehr auf ihrem Sofa. Denn es war Sophie, die darauf lag. Auf ihrem Körper hatten sich genau dieselben Wunden ausgebreitet wie an dem Wolf. Amy zuckte zurück als sie das sah, und wusste nicht so recht, wie sie das jetzt aufnehmen sollte. Amy lies Sophie eine Zeit lang schlafen, und versorgte ihre Wunden inzwischen. Als Sophie aufwachte, dachte sie über alles nach. Da war dieses Geschenk, an das sie sich noch erinnern kann, doch was passierte danach? Sie hatte einfach keine Ahnung mehr, was sie getan hatte. Auch nicht dass sie alle Leute, alle Verwandten angegriffen hatte. Sie setzte sich aufrecht hin und spürte einen kleinen Schmerz auf ihrer rechten Hand. Sie schaute sich die Wunde an, und legte den Kopf in den Nacken. Die ganze Zeit wollte sie wissen, was mit ihr ist, worum es geht. Jetzt hatte sie doch nur einen Aussetzer gehabt. In ihrem Kopf schien sich alles zu drehen. Ihr war solch ein Gefühl vorher eher fremd gewesen. Sophie dachte über ihre jetzige Situation nach. Plötzlich fiel ihr ein, wie alles passiert war. Von jetzt an… wird alles anders sein. Schon weil… alle ihre Verwandten sind auf sie losgegangen. Sie hatte es durch die Augen des Wolfes sehen können. Doch sie war nicht imstande ihn zu lenken. Und dafür hasste sie sich. Sie hatte alle, die sie mochte angegriffen. Fast sogar Charlie. Was wenn ihm was passiert wäre? Wie konnte sie nur? Als eine auf sie losgegangen waren, hatte ihr niemand geholfen. Nicht mal ihre Eltern. Sophie fühlte sich so elend. Wie kann das alles sein? Warum? Was ist bloß mit ihr los? Warum hatte sie sich in einen Wolf verwandelt? Wie konnte so was möglich sein? Für sie war das alles so unrealistisch. Sie nahm sich eine Decke und zog sie sich über den Kopf. Leise fing sie an zu schluchzen. Was sollte sie nun machen? Sich für immer hier verstecken? Das wäre unmöglich. Doch wenn sie jemanden ihrer Familie trifft? Warum hatte ihre Verwandten versucht sie zu töten? Sie fraget sich: Wie konnte es sein, dass mir niemand geholfen hatte? Und warum hatte ich mich nicht unter Kontrolle? Die Fragen schossen nur so herum. Und sie wusste keine Antwort. Doch die schlimmste von allen Fragen war: Wie sollte sie es schaffen jetzt weiter zu leben? Ohne Hilfe? Ohne Familie? Sie vergrub ihr Gesicht in einem Polster. Sie weinte, und weinte und weinte. Denn sie hatte keine Ahnung was zu tun war. Amy stand vor der Türe und hörte wie Sophie weinte. Sie wollte nach der Türklinke greifen, als sie ihre Meinung änderte und ihre Hand zurückzog. Sie wandte sich ab und wollte wieder hinunter ins Erdgeschoss gehen, als sie ein lautes Wimmern hörte. Sie drehte sich um, und griff zur Türklinke. Sie drückte sie hinunter und merkte, das versperrt war. Sie ballte zwei Fäuste und schlug gegen die Tür, doch aus Trauer brachte sie keinen Ton heraus. Nichts. Leise setzte sie sich vor die Tür hin, und fing an zu weinen. Aus erstes ein Tropfen, und dann immer mehr klatschten auf den Boden.. Draußen fing ein Gewitter an. Sophie ging auf den Balkon und setzte sich auf einen Plastiksessel der draußen stand. Amys Balkon war ziemlich klein, aber gemütlich. Sophie schlug die Beine über einander und sah hinauf in den Himmel. Sie hörte ein Grollen das Gewitter ankündigen. Sie sah sich die Verfärbungen des Himmels an, die von hellgrau bis rosarot reichten. In weiter ferne sah man einen großen Hügel, und dahinter war es nur mehr grau bis dunkelblau. Der Regen zischte über das ganze Land, und machte Sophie ganz nass. Sie blieb trotzdem ruhig sitzen und sagte nichts. Sie war zu sehr in Gedanken verloren. Auf einmal erhob sie sich und lehnte sich an der Brüstung an. Sie sah von dort hinunter auf den Boden und beobachtete die Menschen, wie sie vor dem Gewitter davon liefen. Wäre dieser Vorfall nicht passiert, hätte Sophie sich jetzt gedacht: Dieser typische Regen im August! Doch jetzt dachte sie etwas ganz was anderes. Sie überlegte hin und her, malte sich alle möglichen Dinge aus und sie schien es nicht einmal zu kümmern dass fast neben ihr ein Blitz eingefahren wäre. Ihre Augen waren leer, ihr Kopf voller Fragen, und ihr Atem still. Langsam öffnete sie wieder die Türe und betrat das Innere des Hauses. Sie war komplett nass geworden, doch sie schien überhaupt kein Problem damit zu haben. Schnurstracks ging sie hinunter und fragte Amy in der Küche, ob sie ein Handtuch haben dürfte. „Sophie…“ begann Amy. „Ich weiß nicht genau, was passiert ist, doch auch immer was war, du wirst bei uns bleiben können.“ „Nein.“ Sagte Sophie. Böse starrte sie Amy an. Sie war nicht sauer auf Amy, sondern auf sich selbst. Oder besser gesagt auf den Wolf in ihr. Ihre Hand zu einer Faust zusammen gepresst starrte sie auf den Boden. „Aber was willst du dann machen?!“ Amy erhob ihre Stimme. „Ich weiß doch selbst nicht!“ gab sie als Antwort zurück. „Ja eben, was bleibst du dann nich…“ begann sie nochmals. Sophie schlug mit ihrer Handfläche gegen den Küchentisch. „Weil das zu gefährlich ist!“ schrie sie zurück. „Was glaubst du wohl was ich getan habe als Wolf? Ich werde wohl kaum alten Mütterchen über die Strasse geholfen haben verdammt noch mal!“ Nun hatte sie zu Amy auf gesehen, und richtig laut gebrüllt, doch ihre Stimme war mehr von Angst erfüllt als von Wut. Das einzige was Amy darauf einfiel, war das sie ihre Kinnlade hatte weit herunter fallen lassen. Sie starrte Sophie verwirrt an, und verstand nicht wieso und warum sie diese Meinung vertrat. Wie sollte sie denn auch? Sophie hatte ihr nichts erklärt. Sophie stampfte davon. Amy blieb allein in der Küche zurück, im Finstern, und stand einfach nur da. Dass die ganze Situation nicht einfach ist war voraus zu sehen. Doch niemanden hatte das interessiert. Das waren nicht nur Sophies Gedanken, sondern auch ebenfalls die von Amy. Doch in diesem Kreis der Gedanken befand sich noch wer: Stephen. Er hatte von dieser ganzen Situation geahnt. Wie konnte er das? Sophie dachte zu diesem Zeitpunkt gar nicht an Stephen und das er sie ja aufnehmen könnte. Sie dachte ja auch nicht daran dass sie inzwischen bei jemandem wohnen musste. Als Sophie und Amy gestritten hatten, hatte sich Sophie wieder in ihr Zimmer eingesperrt. Doch sie weinte nicht. Sie fasste einen Entschluss. Sie musste herausfinden, ob ihre Eltern sie wirklich nicht mehr mochten. Leise schlich sie sich aus dem Fenster nach draußen, in den Regen. Ihr Kleid dass sie anhatte war komplett nass, und würde jetzt noch einmal aufgeweicht werden. Ihre Beine trugen sie ganz schnell durch die Straßen, langsam wurde es dunkel, überall gingen die Lichter an. Sie konnte so ein seltsames Gefühl spüren, als sie die Lichter über das Dörfchen schienen. Hastig lief sie, und obwohl sie nicht mehr konnte, rannte sie weiter. Keuchend kam sie bei ihrem zu Hause an und lehnte sich an der Tür ihres Hauses an. Sie hatte Angst, das wenn sie jetzt darein gehen würde, dass sie Gefahr lief, getötet zu werden. Doch sie musste es tun. Sie hatte keine andere Wahl. Leise machte sie die Tür auf, und sah sich um, als ihre Erinnerungen in ihr herauf kamen. Sie liebte diesen Ort, und nun musste sie vielleicht wieder fort… Sie konnte sich nicht davon lösen! Das war ihr zu Hause, dass sie nie verlassen wollte. Sophie ging ins Wohnzimmer. Vorsichtig schaute sie umher, als sie ihre Eltern erblickte. Plötzlich hatte sie den starken Wunsch, ihnen in die Arme zu laufen. Aber das lies ihr Verstand nicht zu. Sie wusste, dass es gefährlich war, also blieb sie einfach nur stehen. Kurz musterte sie das Wohnzimmer, das noch immer in einer totalen Katastrophe versank. Ihre Eltern würdigten sie nur kurz eines Blickes, wandten sich dann aber wieder von Sophie ab. Sophie konnte sich nicht zurück halten, und fing an zu weinen. „Papa… Mama.. mögt ihr mich denn nicht mehr? Ihre Stimme zitterte, und war voll erfüllt mit Angst. Ihre Augen warfen einen flehenden Blick zu ihren Eltern, die nichts sagten. „Papa.. Mama?! Was ist bloß los mit euch?!“ Sie schrie ihnen alles entgegen was sie sagen wollte, doch erst nach einer Zeit schien sich einer zu regen. Ihre Mutter sah sie an. Mit leeren Augen. „Kind.. „ begann sie wie eine richtig besorgte Mutter. Danach sagte sie etwas, das aber unverständlich war, den ihr Vater redete ihr da zwischen. „Willst du, das wir dich umbringen?! Verschwinde!! Raus! Raus hier!!“ Er schrie sie an und zeigte mit dem Zeigefinger in Richtung Türe. Noch eine Träne kullerte ihre Wange herunter, und schnell, bevor sie sich umdrehte und davon lief, sagte sie: „Aber warum? Was habe ich denn getan? Sag es mir? Mögt ihr mich den wirklich nicht mehr…?“ Danach trat kurze Stille ein, und Sophie lief aus ihrem Haus heraus. Sie konnte nicht denken. Nicht fühlen. Sie wollte schreien, doch als sie ihren Mund öffnete, verstummte sie. Sie rüttelte an der Türklinke und die Tür stieß dabei gegen den Türrahmen und erzeugte damit ein bumpendes Geräusch. Sie wollte nicht nur wieder in ihr altes Haus, sie wollte wieder ihr ganzes altes Leben zurück. Als ihr die erste Träne die Wange herunter lief, kamen noch welche, und hatte sie nicht mehr unter Kontrolle. Sie war so verzweifelt, dass sie es schaffte, zu schreien. Und sie schrie, wie noch nie in ihrem Leben. Immer wieder kam derselbe Satz aus ihrem Mund herausgeschossen. „Warum musste das passieren? Warum?“ Sophie hatte keine Ahnung, wieso sie das hier tat. Aber für Amy war alles ganz verständlich, als Sophie es ihr später erzählte. Doch in dem Moment weinte sie noch unentwegt, und zeigte ihren Eltern dass sie ohne sie nicht leben konnte. Ihr Herz war gebrochen, da sie keine Reaktion entgegenbrachten, und ihre Stimme hatte sie verloren. Sie schrie und schlug trotz ihrer Wunden die sie jetzt wieder bekommen hatte gegen die Tür, von der ihr weißer Anstrich nicht mehr zu erkennen war. Die Tür war voll mit Blut, aber sie hatte auch die Wut von Sophie abbekommen. Die Wut, über ihr Leben, dass von einen Tag auf den anderen zerfallen war, in kleine einzelne Stücke, die wie Asche zu kleinen Staubkörnchen wurden und mit dem Wind sich auf den Weg ins Nirgendwo machte. Sophie hatte sowohl Angst vor dem Nichts, doch mehr Angst hatte sie vor der Leere. Darin lag sehr wohl ein Unterschied. Das Nichts war dort, wo einmal etwas gewesen war, die Leere allerdings, war der Raum ohne Gefühle, die man selbst nicht kannte. Ganz klar war dies ein wichtiger Abschnitt in Sophies Leben, andererseits hätte sie auf diesen Abschnitt verzichten können. Für das Schicksal war es unumgänglich, das Ende für Sophie war festgelegt, und fest in die Weltgeschichte eingebunden. Doch das ist bei allen so. Wir alle machen die Welt aus. Jeder einzelne von uns, mit seinen Schwächen und Stärken. In Sophies Fall wohl eher mit ihrem Kampfgeist. Noch war sie eine zerbrechliche Person, obwohl, waren und sind wir das nicht alle? Für Sophie war es ganz klar. Dass sie stärker werden musste, um mit ihrem Problem klar zu kommen. Bislang hatte es geheißen: Mal schauen um was es jetzt eigentlich geht, doch jetzt lautet der Satz richtig gestellt und verbessert: Mal schauen, wie sie das überlebt. Sophie dachte in dem Moment ihrer Verzweiflung nicht über alles einzelne so genau nach. Sie ist und war nie so ein Kind. Sie bedachte immer nur die eine Hälfte, und die andere, so war sie in ihrem glauben, würde ihr jemand abnehmen. Nun, um ehrlich mit ihr zu sein, war sie nun alleine. Mit Amy hatte sie es sich ja wohl verscherzt. Und wer anderer würde ihr schon glauben, ohne zu denken dass sie verrückt sei, oder ohne sich in einen Wolf verwandeln zu müssen. Schon klar war, dass sie irgendwohin musste, und früher oder später würde sie dazu gezwungen sein sich bei Amy zu entschuldigen. Oder Sophie würde jämmerlich irgendwo vergammeln, was sicherlich nicht nach ihrem Geschmack wäre. Sie ist keine Memme. Sie will nicht weglaufen. Nur wie soll sie sich ganz alleine dem stellen? Sie hatte nicht mal ihren Bruder. Ihre Armee bestand aus Amy und ihrer Mutter. Was für ein jämmerlicher Anblick. So wenig Leute. Mit dieser Armee könnten sie nicht mal mit einem normalen Wolf fertig werden. Was Sophie ein wenig beruhigte war, dass sie sich dem Wolf in ihr nicht anpasste. Damit lag sie allerdings falsch. Wahrscheinlich hatte sie ihren Streit mit Amy vergessen, da sah man den Wolf sehr stark hindurch. Nach ihrem Gefühlsausbruch lief Sophie wieder zu Amy, weil sie nicht wusste wo sie sonst hin sollte. Andere Mitschüler von ihr wohnten nicht in der Nähe von Sophie. Während Sophie zu Amy lief, bildeten sich alle Puzzleteile zu einem Bild zusammen. Sie hätte es wissen müssen. Es musste so kommen! Sie lief so schnell sie konnte, ihr Kopf war voll, aber auch gleichzeitig leer. Es war schwer für sie, zu verstehen was passiert war. Sie hatte es in knapp vier Minuten geschafft bei Amy anzukommen. Tränen überströmt und voll Blut rief sie Amys Namen und klingelte dabei die ganze Zeit. Amy öffnete die Tür, und Amy war sichtlich erschrocken über Sophies Auftritt. Sie öffnete ihre Augen als würde sie nicht mehr sehen können, oder zumindest etwas Falsches. Amy wandte sich ein wenig angewidertert ab. Stille breitete sich aus und es dauerte nicht lang, bis Amy ihren Mund öffnete um etwas zu sagen. Sophie allerdings unterbrach sie mit einer Handlung. Sie öffnete ihre Arme und umarmte Amy, die nicht fassen konnte was passiert war. Amy packte Sophies Arm, und zog sie in die Wohnung hinein. Amy wollte ins Badezimmer, um Sophie die Möglichkeit zu geben sich waschen zu können. Sophie stolperte hinterher, da sie ziemlich erschöpft war. Amy war schon ganz vorne, und hüpfte etwas beruhigt Richtung des Zimmers, ihre Gedanken schienen sich darum zu drehen dass die beiden wieder Freunde waren. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie setzte ein sanftes Grinsen auf, während sie weiter herumhüpfte. Sophie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen als sie Amy so sah. Sie beobachtete alles von hinten, und ihre Laune schien sich gebessert zu haben. Sophie wischte ihre Tränen weg, und kniff dabei die Augen etwas zusammen, als sie merkte, dass sie ihr Gleichgewicht verlor. Vor ihr verschwamm alles und sie kippte nach hinten, als würde sie etwas hinunter ziehen wollen. Sie bemühte sich nicht um zu fallen, doch ihre Beine ließen nach. Sie knickte ein, und als sie umfiel sah sie bis zum Schluss nur mehr Amy, die schon fast das Badezimmer erreicht hatte. Danach kam die Dunkelheit. In Sophies Kopf drehte sich alles, während sie in Ohnmacht gefallen war. Sie stellte sich die Fragen wo sie war, und was sie nun tun wollte. Fragen auf die sie keine Antworten hatte. Plötzlich griff ihr jemand auf die Stirn, und Sophie öffnete leicht ihre Augen. Es war Amys Hand. Sie hatte sich um Sophie gekümmert, und hatte sie wieder in ihr Zimmer gebracht. Sophie hatte 2 Tage lang durchgeschlafen, und Amy hatte derweil Ängste entwickelt, denn sie war sehr besorgt. Ihre Mutter hatte sie damit voll gequatscht dass sie Angst hatte dass Sophie nie wieder aufwachen würde. Welch schwachsinniger Blödsinn. Die Tage kamen und gingen und Sophie befand sich immer mehr in einer Art Schockzustand. Tägliche Ausernandersetzungen mit Amy gaben ihr noch mehr Grund, in Depressionen zu fallen. Amy's Mutter hatte oft lange Diskussionen mit Amy geführt. Meistens darum, dass sich in Sophies Leben jetzt noch einmal etwas ändern musste. Sie konnte nicht länger hier bleiben. Es war zu schmerzhaft, ja auch zu grausam für Sophie. Dass sie darunter litt war kein Geheimnis. Sophie versuchte auch gar nicht ihre Probleme zu verstecken. Warum auch? Momentan war die Sicht auf ein anderes zu Hause aussichtslos. Sie konnten nicht einmal an die Öffentlichkeit damit gehen. Wer würde ihnen schon glauben? Doch Sophie musste umbedingt fort von ihrer Heimat. So schnell es ging. Doch sie wussten nicht wohin. Sophie machte sich ebenfalls Gedanken darüber. Und ihre Meinung war, das es ihr Schicksal war in Depressionen zu leben. Nie, nie, nie würde sie aus diesem Teufelskreis herauskommen und sie würde hier verkümmern.. bis es schliesslich zum Tod führen würde. Gerade als sie das dachte, brach jemand in ihre Gedanken ein, um ihr eine wichtige Mitteilung zu machen. "Sophie?" sagte Amy und rüttelte Sophie um sie auf sich aufmerksam zu machen. "Hier ist ein Brief. An dich adressiert." Langsam erhob Sophie den Kopf und fragte: "Von wem?" "Von deinem Bruder!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)