Angst vor Gefühlen von Serenah ================================================================================ Kapitel 1: Wie alles anfing --------------------------- „Pass doch den Ball rüber; Kisugi steht völlig frei! Ryo, konzentrier dich gefälligst, steh nicht so blöd in der Gegend rum!“ Genzo gab ununterbrochen Anweisungen an seine Mitspieler, die dann von ihnen misstrauisch befolgt wurden. Es war ziemlich deutlich, dass die Mannschaft nicht gerade Sympathie für ihn empfand, trotzdem spielten sie nach seinen Regeln. 'Letztendlich weiß er doch wohl am besten, wie in Europa Fußball gespielt wird' dachten sich die meisten, aber es gab auch welche, die nicht vorhatten seine Anweisungen zu befolgen. Kojiro beobachtete angeekelt, wie Ishizaki verzweifelt versucht, Kisugi nicht zum Tor durchzulassen. 'Macht nur, führt seine Befehle aus, schließlich hat er ja vollkommendes Recht uns herumzukommandieren! Genzo Wakabayashi... für was für einen Star hältst du dich wohl?'. Mittlerweile gelang es Ryo tatsächlich Kisugi den Ball abzunehmen und er Schoß einen langen Pass, direkt auf Takeshi. „Kojiro!“ rief Takeshi ihm zu und spielte den Ball an ihn ab. „Ja, hab ihn!“ Hyuga kehrte wieder in die Gegenwart zurück und nahm den Ball an. Sofort stürmte er auf das gegnerische Tor zu, in dem Wakashimazu schon auf ihn wartete. „Hyuga, mach nicht alles im Alleingang, du hast noch andere Spieler in der Mannschaft, gib den Ball ab!“ rief ihm Genzo zu. „Deine Klugscheißersprüche kannst du dir sonst wo hinstecken Wakabayashi! Und jetzt pass auf!“ Kojiro feuerte das Leder direkt Richtung Tor ab, Wakashimazu hechtete nach dem Ball... Es war eine bedrohliche Situation, Hyugas Tigerschuss gehört ja schließlich zu der richtig harten Sorte und Ken war sich dessen bewusst. Aber er trainierte ja nicht seit gestern mit Kojiro, also kannte er schon seine Technik ziemlich gut. 'Fangen kann ich ihn sicherlich nicht, mit einer Hand allein krieg ich den Schuss auch nicht weg vom Tor, also bleibt mir nur eines...'. Blitzschnell machte er ein Salto und schaffte es doch noch den Ball mit dem Fuß abzuwehren. Dabei war das Tor für Hyuga so gut wie geschossen... Mikami Pfiff zum Trainingsende. „Das sah heute schon ziemlich gut aus! Macht so weiter und ihr werdet es schaffen! Für heute ist Schluss, aber morgen fangen wir um sieben wieder an, also legt euch heute früher schlafen. Bis morgen.“ Mikami drehte sich um und verschwand vom Feld. Das war der Augenblick, auf den Genzo wartete. „Du verfluchter, besserwisserischer Egoist!“ Wakabayashis Augen funkelten zornig, als er Hyuga ansah. „Meinst du wirklich, dass es gut ist wenn du wie ein Idiot spielst, nur mir zum Trotz?! Der Ball wäre reingegangen, hättest du ihn zu Matsuyama abgegeben!“ „Ach, halt doch deine vorlaute Klappe! Ich spiele so wie es mir gefällt, daran wirst DU auch nichts ändern! Und der Ball ist einfach nicht reingegangen, weil im Tor der BESTE Keeper dieser Meisterschaften steht.“ „Auch der Beste könnte einem geschickten Kombinationsspiel nichts entgegenbringen!“ „Wakashimazu schon. Er ist nun mal ein Ausnahmetorwart. Aber dir selbst traust du wohl so etwas nicht zu?“ „Na warte!“ bevor Hyuga wusste, wie ihm geschah, spürte er Genzos Faust in seinem Gesicht und viel zu Boden. Die anderen Jungs, die bis jetzt nur zusahen, stürmten sofort auf Kojiro los und hielten ihn fest, bevor er es schaffte zurückzuschlagen; auch Genzo wurde an den Armen festgehalten. „Wir werden uns noch sprechen Wakabayashi! Allein! Mal sehen, ob du ohne den Schutz unserer Mannschaftskameraden auch so mutig bist“ „Last mich sofort los!“ brüllte Wakabayashi. „Ich bringe den Kerl um!“ Hyuga beobachtete seine Bemühungen sich freizukriegen mit einem müden Lächeln. Er selbst löste sich aus den Armen von Haiata und Sawada, drehte sich um und ging mit lässigen Schritten vom Fußballfeld. 'Angeber' dachte er bei sich 'seine Klappe kann er schon ziemlich weit aufreisen, aber wenn es hart auf hart kommt sieht man, was für ein Weichei er ist. Ich werd’s dem noch zeigen, niemand erhebt die Faust gegen mich ohne Konsequenzen zu tragen!' 'Der hält sich wohl für den Allergrößten!' Genzo war nach dieser Auseinandersetzung noch lange wütend 'der wunderbare `Tiger` Hyuga denkt wohl, er braucht sich nicht an die gleichen Anweisungen zu halten, wie alle anderen. Als ob ich es nicht schon schwer genug hätte... Es ist unmissverständlich, die ganze Mannschaft hasst mich. Das macht das gemeinsame Training nicht gerade einfacher... aber ich muss das noch eine Zeit lang durchhalten, es muss einfach sein. Anders werde ich sie nicht dazu bringen, ihre Leistungen zu verbessern und außerdem... ihr Hass spornt sie auch noch mehr an. Wakashimazu gibt alles, weil er unbedingt besser werden will, als ich. Hyuga greift stärker an, weil er mir unbedingt ein Tor schießen will...' seine letzte Auseinandersetzung mit Kojiro kam ihm wieder in den Sinn. 'Hyuga... warum muss er nur so unerträglich sein, warum muss er immer unbedingt das letzte Wort haben!' Das war schon die zweite Schlägerei zwischen Genzo und Kojiro, seit sie zusammen in der japanischen Nationalmannschaft waren. Tsubasa gefiel das ganze ganz und gar nicht. 'Wenn das so weitergeht, ändert sich noch unser Fußballtraining zum Boxmatch. Ich muss unbedingt mit Genzo darüber sprechen, am besten noch heute Abend.' Tsubasa war aber nicht der Einzige, der an diesem Tag vorhatte mit Wakabayashi ein ernstes Wörtchen zu sprechen. Kojiro war immer noch sauer, dass er es nicht geschafft hat, zurückzuschlagen. 'Ich werd dieser kleinen Ratte eine Lektion erteilen, die er nie vergessen wird, auch wenn ich damit was riskiere. Niemand wird mich ungestraft beleidigen!' Als das ganze japanische Team in die Umkleide ging, blieb Genzo noch einige Zeit auf dem Fußballplatz um alleine ein paar Runden zu laufen. Er wollte über einiges nachdenken und dabei vollkommen allein sein. Streit hatte er heute schon genug gehabt, also drehte er seine Runden bis er sich sicher war, dass alle Jungs schon auf ihre Zimmer gegangen sind. Erst dann entschloss er sich eine Dusche zu nehmen. Frisch umgezogen, spazierte er aus dem Duschraum als ihn plötzlich jemand am Kragen packte und hochhob. „Hyuga?!“ Genzo schnappte nach Luft. „Was zum Teufel soll das?!“ „Dachtest du etwa ich lass dich einfach so ungeschoren davonkommen, nachdem du es gewagt hast dich so aufzuführen?“ „Du hast ja echt `n Rad ab! Las mich los!“ „Oder was?! Oder du holst dir deinen geliebten Privattrainer zur Hilfe? Außer ihm kann dich eh niemand leiden! Und er ist auch der einzige Grund, weswegen du in unserem Team bist!“ „Hör auf mit dem Mist Hyuga! Du führst dich auf wie ein Kleinkind! Und jetzt hältst du dich wohl auch wahrscheinlich für ganz toll, was?“ Kojiro holte aus ohne ihn dabei loszulassen, aber Genzo wich zur Seite und fiel auf den Boden. Durch die Kraft, die Hyuga in seinen Schlag setzte, verlor er das Gleichgewicht und landete auf Wakabayashi. Kojiro lag auf seiner Brust und Genzo spürte sein ganzes Gewicht und die Wärme, die sein Körper ausstrahlte. Ein merkwürdiges Gefühl übergab ihn, so neu und verwirrend, das er nicht imstande war es zu definieren. Irgendwie gefiel ihm was er da spürte und er hatte nicht unbedingt Lust dieser Situation schnell ein Ende zu setzen. Hyuga lag mit dem Kopf auf Genzos Brust und atmete den berauschend schönen Duft seines Körpers ein, ohne sich ganz davon im klaren zu sein. Kurz darauf notierte sein Bewusstsein auch die Tatsache, das Wakabayashis Bein sich genau zwischen den seinen befand. Er hob den Kopf und sah Wakabayashi benommen in die Augen. 'Verdammt! Was passiert hier gerade?! Und wieso glotzt mich Wakabayashi so verwundert an?'. 'Was ist los Hyuga? Warum stehst du nicht auf? Du siehst auch komplett verwirrt aus, fühlst du dich auch so merkwürdig, wie ich?' Nach wenigen Sekunden gegenseitigen Anschauens, richtete sich Hyuga endlich auf. Wakabayashi ertappte sich bei dem Gedanken, das es ihm tatsächlich vorkam, als hätte Hyuga dabei absichtlich seine Hände an Genzos Armen runtergeführt, bevor er aufstand. Und dann passierte das merkwürdigste: Kojiro streckte seine rechte Hand aus, um Wakabayashi auf die Beine zu helfen. Genzo nahm verwundert seine Geste an und rappelte sich auf. Wieder vergingen ein paar Sekunden, in denen sie sich unsicher und verlegen ansahen, und versuchten die Gedanken des anderen zu lesen, ohne dabei den Händedruck zu unterbrechen. Es war Hyuga, der schließlich das Schweigen unterbrach. „Hör zu, Wakabayashi...“ er löste vorsichtig den Händedruck, in dem sie vorhin verstarrten und fing an mit einer ruhigen, fast milden Stimme zu sprechen. „Ich möchte, dass du darüber nachdenkst, ob dein Verhalten gegenüber der Mannschaft wirklich richtig ist. Du weißt auch ganz genau, das ich nicht gern rumkommandiert werde, hör also auf an mir zu nörgeln. Wenn du deine Einstellung änderst, kommen wir vielleicht doch noch ganz gut miteinander klar.“ Er sah ihn noch einen Moment an, dann drehte er ihm den Rücken zu und verschwand. Genzo stand immer noch vollkommen verwundert da, konnte sich nicht von der Stelle rühren. WAS WAR DAS? Erst attackiert Hyuga ihn, dann wirft er ihn um und am Ende hilft er ihm aufzustehen und redet ruhig auf ihn ein, als wären sie schon immer die besten Freunde gewesen! 'Als hätte er nicht selbst gemerkt, wie peinlich und seltsam diese ganze Szene war! Aber... warum war sie das eigentlich? Hyuga... als er mit mir zusammen stürzte... dieses Gefühl... sein komisches Verhalten... Einen Augenblick lang fand ich das alles sogar... nett...' sofort jedoch besinnte er sich 'nein! Das war doch nicht richtig! Das hätte nicht passieren dürfen... wo wir uns dann gegenseitig in die Augen blickten, fühlte ich mich so dämlich! Hyuga war auch von all dem überrascht, aber ich bin mir sicher, das sobald er wieder zu sich kommt, er über das ganze spöttisch lachen wird... über mich...' Hyuga ging langsam auf sein Zimmer; den ganzen Weg lang fluchte er dabei in Gedanken über sich: 'Ich hab mich wirklich wie der letzte Volltrottel benommen, so unsicher wie vor den paar Minuten hab ich mich wohl noch nie in meinem ganzen Leben gefühlt und das lächerlichste dabei ist, dass ich nicht einmal den Grund für meine Unsicherheit kenne! Wakabayashis Nähe hat so unverständliche Gefühle in mir geweckt... Angst... ja, ich hatte Angst vor seiner Nähe... und fand sie dann doch nicht besonders schlimm... eigentlich sogar im Gegenteil... so sehr wie ich mich von ihm losreisen wollte, hoffte ich auch, dass dieser Moment ewig dauert... Scheiße, ich glaub mit mir ist was nicht in Ordnung, das ist doch nicht normal... Und dieser neunmalkluge Supertorwart kann sich wahrscheinlich gerade vor lachen nicht aufrichten, so blödsinnig muss ihm mein Verhalten vorgekommen sein... mit Recht. Jetzt hab ich weder meine Revanche, noch meinen Stolz bewart. Was zum Teufel soll ich nun tun?' Genzo lief in seinem Zimmer auf und ab, in seinen Gedanken vertieft. Schließlich hatte er genug von dem sinnlosen Spaziergang zwischen den Wänden und entschied sich, an die frische Luft zu gehen. Er ging raus auf den Hotelflur, dann die Treppe hinunter, Richtung Ausgang, ohne zu ahnen, dass unten an der Treppe Kojiro wartete. Hyuga ringte sich an diesem Abend doch noch dazu durch, mit Wakabayashi noch mal zu sprechen, vor allem, um die vorige Situation zu klären. Aber Tsubasa war schneller – sobald er Genzo erblickte, rief er ihn zu sich und bat ihn, mit nach draußen zu gehen. Kojiro folgte ihnen unauffällig. Er hörte das ganze Gespräch von Tsubasa und Genzo mit und beglückwünschte sich dafür, denn plötzlich wurde ihm so einiges klar. Wakabayashi hat sich so hochmutig aufgeführt, um die Mannschaft zu mobilisieren. Das hatte Sinn, weil es ja genau den Effekt mit sich trug, denn Wakabayashi erreichen wollte. Hyugas Einstellung gegenüber dem Torwart änderte sich abrupt. Nun bewunderte er Genzo, anstatt ihn zu hassen. 'Er leidet ja ziemlich darunter, wie das Team über ihn denkt, und trotzdem benimmt er sich so, zum Wohle der ganzen Mannschaft. Dabei hielt ich ihn bis jetzt für einen eigensinnigen Egoisten.' All die Worte, die Kojiro an diesem Abend an Wakabayashi richten wollte, ergaben keinen Sinn mehr. Er lies das Gespräch ausfallen, ging nachdenklich ins Hotel zurück. Wakabayashi war glücklich zumindest eine Person zu kennen, der er sagen konnte wie er sich fühlte und die ihn auch verstand. Nach dem Gespräch mit Tsubasa fühlte er sich erleichtert und schöpfte neue Hoffnung. Müde legte er sich ins Bett und wartete, bis der Schlaf ihn mit sich trug, weit weg von den chaotischen Gedanken, die in seinem Kopf rumgeisterten. Noch bevor er einschlief, streichelte er kurz an seinen Armen entlang und erinnerte sich an die merkwürdige Situation mit Kojiro... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)