Heilloser Romantiker von Pansy ================================================================================ Kapitel 48: Kapitel 48 ---------------------- Kapitel 48 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 4 Blätter ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Westen ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Blühender Neuanfang! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wie oft wollte Joe die Worte noch lesen? Sie ergaben ja noch weniger Sinn als die vorherigen. Das konnte alles nicht wahr sein. Während er vor ein neues Problem gestellt wurde, wurde er zum einen heimlich beschattet, zum anderen schmorte Rick vermutlich in der schlimmsten Hölle. Am liebsten hätte er hier und jetzt den Zettel in seinen Händen zerrissen, doch damit würde er Beweismaterial zerstören. Er musste ihn zur Polizei bringen. Während er ihn mit einem Taschentuch um seine Finger festhielt, fragte er die Touristen nach einer Plastiktüte. Zwar erntete er misstrauische und fragwürdige Blicke, doch über sie konnte er guten Gewissens hinwegsehen. Und glücklicherweise stieß er auf eine ältere Frau, die ihm mit einem freundlichen Grinsen einen kleinen Beutel entgegenstreckte. Mit einem Kuss auf die Wange bedankte sich Joe dafür, was er unter normalen Umständen nicht getan hätte und ihm gerade auch nicht bewusst war. Während er zur Wache lief, benachrichtigte er Steven, der sofort hinzu stoßen wollte. Die ganze Entführung wurde immer heikler. Und auch wenn er sich eigentlich aus allem heraushalten sollte, ab diesem Moment würde er es sowieso nicht mehr beherzigen. Es ging hier um ihn und um Rick und das war offensichtlich. Das einzig offensichtliche. „Und? Haben Sie was gefunden?“ Erwartungsvoll richtete sich Joe auf und lief dem Polizisten entgegen, der gerade aus einer Tür, die zu den Laboren führte, kam. Doch schon an der Mimik konnte er erkennen, dass Ricks Entführer erneut keine Spuren hinterlassen hatten. Mürbe fiel er zurück auf einen der Stühle, die an der Wand standen. „Die Täter sind sehr sorgfältig und wissen anscheinend, was sie tun.“ Steven übernahm die Unterhaltung mit dem Polizisten, denn Joe wäre dazu eh nicht in der Lage gewesen. In Gedanken verweilte er bei Rick. Mit dem Kopf auf eine Hand gestützt dachte er nach. Er war so weit gekommen, da würde er das zweite Rätsel wohl auch noch lösen können? Leider schwante ihm aber etwas, was er lieber nicht wahrhaben wollte. “4 Blätter“ Zwei hatte er bereits in den Händen gehalten. /Ich stecke fest, Rick, und du verlässt dich sicher auf mich. Wie oft habe ich dir bereits beistehen können? Warum bin ich dieses Mal nicht dazu in der Lage? Diese ganze Sache mit den Rätseln macht mich krank. Du warst von uns beiden immer derjenige, der gerne irgendwelchen Spuren nachging und sich dafür auch noch begeistern konnte. Aber mir liegt das einfach nicht. Und nun schwirren mir die nächsten wirren Worte im Kopf herum. Was bedeuten sie denn nur? Wie kann ich dich zurückholen? Wie?/ Abwesend wippte er mit dem Fuß immer und immer wieder gegen das Stuhlbein, was einen dumpfen Laut erzeugte. Die Stimmen von Steven und dem Polizisten drangen nur vage an seine Ohren. Er hörte ihnen nicht zu; das konnte er nicht. Er musste schleunigst den Sinn der weißen Lettern verstehen. Dazu hatte man ihn doch auserkoren, oder nicht? /Warum ausgerechnet mich? Wenn ich versage, dann könnte ich mir das niemals vergeben…/ „Joe?“ Als sein Name mindestens zum vierten Mal wiederholt wurde, sah er endlich auf. „Könnten Sie bitte einen Moment mit mir kommen?“, fragte der groß gewachsene, uniformierte Mann zwar freundlich, aber mit gewisser Routine. Joe warf einen Blick auf seinen Stiefvater, doch der deutete ihm lediglich an, zu tun, was von ihm verlangt wurde. Ein wenig unsicher lief er hinter dem Polizisten her und fand sich alsbald in einem Raum wieder, der ihm überhaupt nicht zusagte. Er stand gerade tatsächlich in einem der Verhörräume! Was sollte das? Gerade als er nach dem warum fragen wollte, vernahm er eine tiefe Stimme: „Setzen Sie sich bitte einen Augenblick. Keine Sorge, Sie haben nichts zu befürchten.“ Als Joe auf die Stelle blickte, woher die Laute gekommen waren, sah er auf einen stattlichen Mann in schwarzem Anzug. „Darf ich mich vorstellen?“, lächelte dieser. „Richard Serrat. Sehr angenehm.“ „Joe Yera.“ Sie gaben sich die Hand. Obgleich der Inspektor, wie Joe sofort in Erfahrung bringen konnte, einen sympathischen Eindruck vermittelte, barg er ein gesundes Maß Misstrauen ihm gegenüber in sich. Irgendwas stimmte an dieser Situation nicht, aber er konnte nicht einmal im Entferntesten definieren was. „Ich habe mich dazu bereit erklärt, diesen Fall zu übernehmen und würde mit Ihnen gerne eine Abmachung treffen. Natürlich weiß ich, dass ich gleich viel von Ihnen verlangen werde, doch Sie sollten sich erst einmal anhören, was ich vorzuschlagen habe.“ Abwägend blickte Joe um sich. In einer Ecke stand der Polizist, der ihn hierher gebracht hatte, ansonsten war der Raum kahl und leer. Ein blanker Tisch mit zwei Holzstühlen, auf denen sie saßen. Jetzt wusste er, wie sich Verbrecher fühlen mussten, wenn sie in die Mangel genommen wurden. Aber er hatte sich nicht strafbar gemacht, also was sollte er hier? Was wollte der Inspektor von ihm? Als sich Rick endlich wieder ein wenig gefasst hatte, sah er den silbernen Schlüssel neben dem Tablett blitzen. Alexandros war anscheinend noch berechnender, als er angenommen hatte. Er fühlte sich richtiggehend leer. Man hatte ihm bestätigt, dass sein eigener Vater in seine derzeitige Lage involviert war. Serrat. Dass ein Familienvater derart grausam sein konnte! Ein hochrangiger Polizist, der schmierige Machenschaften mit einem gefühlskalten Kerl wie Alexandros einging? Und darüber hinaus mit dem Sohn seines guten Freundes spielte? /Selbst wenn sich Serrat als korrupter Mensch entpuppt, weshalb aber mein Vater? Wie kann er mich in solch eine Situation manövrieren? Habe ich denn nicht schon genug gelitten, als er mich seines Hauses verstieß? Als er mir sagte, dass ich nicht mehr sein Sohn sei? Nein, ich möchte diese alten Wunden nicht schon wieder durchleben müssen, aber dieses Loch in meinem Herzen weitet sich immer weiter aus und verschluckt all die schönen Erlebnisse, die ich mir immer bewahrt hatte. Joe… bitte komm und rette mich!/ Mit ausdrucksloser Mimik schloss er die Handschellen auf und rieb sich anschließend das Handgelenk. Eine rote Spur zeichnete sich deutlich auf ihr ab und zeugte von seiner unbedachten Aktion, abrupt aufgesprungen zu sein. Während er sich abwesend durch die Haare fuhr, schob er den Schlüssel unter der Tür durch und setzte sich dann wieder zurück aufs Sofa. Mit in Falten gelegter Stirn sah er auf das Essen, das von satten Farben und Gerüchen geprägt war. Eigentlich verspürte er absolut keinen Hunger mehr; der war ihm gründlich genommen worden. Was hatte er sich auch nur dabei gedacht, sich gegen diesen Widerling aufzulehnen? Dazu war er doch gar nicht mal in der Position! Er war der Gefangene, der keine Möglichkeit für Verhandlungen oder dergleichen hatte. Aber… Er wollte nicht kleinbeigeben! Wie lange hatte er auf Joe warten müssen? Und nun war er sich seiner Liebe gewiss, da durfte er einfach nicht aufgeben. Auch wenn sein Herz noch in tausend Stücke zerrissen werden würde, er würde bis zum bitteren Ende kämpfen. Er wollte ein letztes Mal Joes keckes Grinsen sehen… Lethargisch griff er nach der Schale mit dem Obst. /Die Natur kennt ebenso den Schaden, den Menschen anrichten können. Sie hat es ebenso satt, sich immer wieder von Neuem regenerieren zu müssen und ich verstehe sie vollkommen. Irgendwann fehlt einem einfach die Kraft, sich immer wieder aufzurappeln und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Aber ist ein Blick in die Zukunft denn so viel besser? Ich sollte mir einfach vorstellen, Joe dort zu sehen. Joe und nichts als Joe! Von meiner eigenen Familie verraten und verkauft… Darum sollte ich nur noch den Menschen sehen, der immer zu mir stand…/ Er entnahm der Schale einen Apfel und biss hinein. Die Süße war das reinste Paradoxon zu seinem Befinden. Aber er aß. Obwohl ihm überhaupt nicht danach war, biss er, würgte er das Essen hinunter und fühlte es grob seine Speiseröhre hinunter gleiten. Es klopfte zweimal und Rick verdrehte die Augen. Warum belästigte man ihn schon wieder? Konnte man ihn nicht einfach mal in Ruhe lassen? Wollte dieser Kerl schon wieder seine Lippen unter den Seinigen begraben? War der denn unersättlich? Mürrisch streifte er sich die Handschellen wieder über die wunde Stelle und biss dabei die Zähne zusammen. „4 Blätter“, presste er hervor. Man sollte ihn doch einfach nur in Ruhe lassen! Doch anstelle von Alexandros erschien Olivier, der ein paar frische Handtücher auf seinem Arm liegen hatte. Kalt sah er auf Rick. „Solch niedere Arbeiten wirst du mir irgendwann büßen“, meinte jener, als er die Handtücher ins Bad brachte und die benutzten an ihrer Stelle mitnahm. Mit einem ungeschmeidigen Gang verließ er das Zimmer wieder. „Hey! Der Schlüssel!“, schrie ihm Rick hinterher. Die Tür ging noch mal auf und Olivier streckte seinen Kopf durch den Spalt, woraufhin eine Hand folgte, die das silberne Metall in seine Richtung warf. „Jetzt werden wir ja sehen, wer von uns beiden erniedrigter ist.“ Bevor Rick irgendwas sagen konnte, hatte Olivier die Tür bereits wieder zugezogen. Hinterhältig funkelte der Schlüssel in der Mitte des Raumes. „Danke!“, seufzte der Dunkelhaarige unerfreut. Wie kam er nun an den Schlüssel heran? /Als ob ich nicht schon genug Sorgen hätte…/ Als er auf seine Hand sah, um die die Schellen gelegt waren, seufzte er erneut. Er wollte nicht wie ein Irrer ans Bett gefesselt sein. Allein schon der Gedanke ließ sein Herz schneller schlagen. Er musste zusehen, an den Schlüssel zu kommen, sonst würde er an den Rand des Wahnsinns getrieben werden, dessen war er sich sicher. Hastig glitt er vom Sofa, zumindest so weit, wie es seine Lage zuließ. Er machte sich so lange wie er nur konnte. Mit seinem rechten Fuß versuchte er an das silberne Metall zu gelangen. Als er nicht herankam, haute er sich an die Stirn. Das Sofa war doch sicherlich nicht so schwer, als dass er es nicht rücken könnte. Er umgriff eine Seite, die, an der er gekettet war, und zog an ihr. Wie er es vermutet hatte, ließ sich das Mobiliar bewegen. Und wenig später schob er den Schlüssel bereits wieder unter der Tür durch. Olivier mochte gedacht haben, er würde verzweifeln, doch damit hatte er sich gewaltig getäuscht. Vielleicht mochte er kurz davor gewesen sein, doch solange seine Gehirnzellen noch arbeiteten und nicht vor lauter negativen Gedanken erlahmt waren, würde er weiter machen. Koste es, was es wolle. In vergangener Harmonie die stete Ruhe… Vergiss den Klang trauter Worte, die dich einst sanft betteten. Vergiss die Lichtlein zum Weihnachtstage, die Jahr für Jahr warm schimmerten. In alter Manier das Glück in Händen… Vergiss den wahren Sünder von Finsternis umwoben. Vergiss deinen Vater, der dich betrogen…? Zweifelnd blickte Joe den Inspektor an. „Ich soll einen Peilsender mit mir herumtragen?“ Serrat nickte. /Man verlangt von mir, dass ich mich auf Schritt und Tritt verfolgen lasse!?... Irgendwas stimmt hier nicht, sonst hätte man zum einen Steven hieran teilhaben lassen, zum anderen würde mir dieser Vorschlag nicht dermaßen absurd vorkommen. Seit wann dürfen Beteiligte an den Ermittlungen teilnehmen? Hier stimmt gewaltig was nicht. Aber wie finde ich es heraus? Soll ich zustimmen und auf diesem Wege herausfinden, was das für ein Spiel ist? Oder halluziniere ich und ich bilde mir nur ein, dass der Polizist in der Ecke höhnisch blickt?/ Heimlich beobachtete Joe seine Umgebung. Serrat mochte den aufrichtigen Inspektor mimen, aber allein die Tatsache, in diesen Raum beordert worden zu sein, ließ den Blonden stutzen. Das ging doch nicht mit rechten Mitteln vor sich, oder? Warum saß er überhaupt in einem Verhörungszimmer? Sollte er sich nicht stattdessen Gedanken machen, was es mit dem zweiten Rätsel auf sich hatte? Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und warf dabei kurz seinen Kopf in den Nacken. Damit verschaffte er sich für einen kleinen Moment einen direkten Blick auf den Mann in der Ecke. Und das, war er dabei bemerkte, bestätigte seine Zweifel. Aber wenn er nun ablehnte, würden die beiden anderen wahrnehmen, dass er gemerkt hatte, dass etwas faul war. „Gut, einverstanden. Dann geben Sie ihn mir und ich werde ihn in meiner Tasche verstauen. So können Sie nachvollziehen, wo ich mich aufhalte und wo Ricks Entführer womöglich das nächste Mal auftauchen werden.“ Er durfte sich nichts anmerken lassen, darum bemühte er sich um eine ruhige Stimmlage. Er mochte noch jung sein, zumindest in den Augen dieses in die Jahre gekommenen Mannes, aber er war nicht dumm und konnte Eins und Eins zusammen zählen. Aber was wollten sie mit ihrem Peilsender erreichen, wenn sie damit vermutlich nicht einmal die Absicht verfolgten, die Täter aufzuspüren? Aber vielleicht wollte er nur die Hilfsbereitschaft dieser rechtschaffenen Polizisten nicht sehen? Wenn er nicht so verdammt müde wäre, könnte er vielleicht klar denken. Vermutlich machte er sich doch einfach zu viele Sorgen. Schließlich taten diese Männer auch nur ihren Job. Und vielleicht halluzinierte er ja tatsächlich. Das einzige, was er gerade wusste, war, dass er Schlaf bitter nötig hatte. Darum ließ er sich noch in das restliche Vorhaben einweisen, bevor er endlich aufstehen und gehen durfte. Auf dem Weg zu Steven wurde er den Gedanken an zwei Worte nicht los: „Blühender Neuanfang!“ Was mochten sie bedeuten? Nach gut einer halben Stunde lag er endlich in seinem Bett. Alles schwirrte. Joe fühlte sich benommen und erschöpft. Und obwohl er sich lieber weiter um das Rätsel um Rick gekümmert hätte, gab er sich der Schwere hin, die schon in all seinen Gliedern steckte. Die Dunkelheit war in diesen Momentan einfach viel zu verlockend, als dass er sich ihr hätte entwinden können. Während er schlief, wälzte er sich unstet hin und her. Schweißperlen bedeckten seine erhitzte Haut, die sich eher völlig erkaltet anfühlte, als er seine Augen aufriss. Er warf einen Blick auf die Uhr und schalt sich sofort dafür, dass er länger in seinem Bett verweilt hatte als unbedingt nötig. Obwohl ihn schreckliche Szenen gequält hatten, hatte er ganze neun Stunden geschlafen; auch wenn er sich nicht danach fühlte. Eigentlich kam es ihm eher so vor, weitere zwei Tage pausenlos auf den Beinen gewesen zu sein. Um sich ein wenig zu beruhigen, ging er geradewegs ins Bad und dort unter die Dusche. Er wollte neben dem Schweiß all die furchtbaren Bilder wegwaschen, die sich in ihm aufgetan hatten. Er konnte keinen Gedanken ertragen, der davon zeugte, Rick auf immer verloren zu haben. /Ich muss so schnell wir nur irgend möglich herausfinden.. autsch… wo sie dich festhalten. Wenn ich nur wüsste, was es mit diesem Inspektor und diesem komischen Peilsender auf sich hat. Umso mehr ich darüber nachdenke, umso unwahrscheinlicher ist es, dass sie Gutes im Schilde führen. Die ganze Situation war doch mehr als nur suspekt! Aber was wollen sie von uns? Sage mir, was?... Rick, ich will dich zurück!... Weißt du mehr? Weißt du, warum sie dich entführt haben? Falls ja, warum… hast du mir dann nichts gesagt, als du noch konntest?... Weißt du etwa doch, wer dieser Kerl aus dem Supermarkt war?.../ Mit stechenden Kopfschmerzen zog sich Joe was Frisches an und ging in die Küche, um sich einen Tee zu machen. Steven schien noch zu schlafen, weshalb er sich so leise wie möglich verhielt. Doch der Kummer nagte allmählich an ihm. So sehr er sich vor solchen Gefühlen viele Jahre gefeit hatte, nun stürmten sie überhäuft auf ihn ein. Und als er sich eine Hand auf die Stirn legte, sah er eines der Bilder vor sich, das er partout nicht sehen wollte. Es klirrte. Die Tasse, die er eben aus dem Schrank geholt hatte zerbrach in tausend Scherben. Er hatte in der Nacht Rick begraben! Alles hämmerte. Sein Kopf, seine Brust, insbesondere sein Herz… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)