Heilloser Romantiker von Pansy ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Kapitel 4: Es war schon das dritte Glas Lambrusco, das sich Rick genüsslich zu Gemüte führte. Während sich Joe angeregt mit Julia, so hieß die Dame, unterhielt, kippte der Kleinere einen Schluck nach dem anderen hinunter. /Warum hat diese Frau eigentlich nichts zu tun!? Drängt sich hier einfach mit an den Tisch… ach herrje, ich sollte froh sein, dass Joe glücklich ist… aber dieses Lachen von ihr macht mich noch wahnsinnig!/ ’Ist denn alles so komisch, was mein Freund erzählt?’ Die Frage lag auf seiner Zunge und wollte unbedingt laut ausgesprochen werden, doch er biss sich schmerzhaft auf die Unterlippe, so dass sie leicht zu bluten begann. Heimlich wischte Rick sich mit einer Serviette das rote Rinnsal weg, aber war sich dabei nur allzu gut bewusst, dass er dies gar nicht zu verstecken brauchte, da er von den anderen beiden sowieso nicht beachtet wurde. Zu tief waren ihre Blicke ineinander versunken, als dass sie registrieren konnten, wie genervt er war, und insbesondere, bereits angeheitert war. Zum wievielten Male auch immer setzte er das Weinglas an seinem Mund an und nippte gewiss nicht nur daran. Den süßlichen Geschmack nahm er eigentlich nicht mehr wahr, sondern trank nur noch rein aus Eifersucht. /Wenn ich voll bin, dann nehme ich wenigstens nicht mehr bewusst wahr, was sich hier direkt vor meinen Augen abspielt…/ Eine halbe Stunde verging, in der Rick nur sporadisch ins Gespräch mit einbezogen wurde und er sich wie das fünfte Rad am Wagen vorkam. Noch offensichtlicher konnte er gar nicht fehl am Platze sein. „I-ich wird nun ge-gehen“, hickste er und bekam plötzlich volle Aufmerksamkeit von seinen Tischgenossen geschenkt. Als er dazu noch aufstand und dabei mächtig ins Schwanken geriet, fuhr Joe sofort hoch und stützte seinen Freund, so dass er vor einem Sturz bewahrt wurde. „Ich muss mich für meinen Freund entschuldigen“, begann Joe an Julia gewandt, verbarg aber, wie wütend er war. „Normalerweise kennt er seine Grenzen und lässt sich nicht unnötig voll laufen.“ Mit den Schultern zuckend sah er von Rick auf Julia und von Julia auf Rick. „Besser, du bringst ihn nach Hause“, schlug die Kellnerin vor und stützte die andere Hälfte von Rick. „N-nimm deine-“ „Rick möchte sich“, hakte der Größere schnell ein, „bei dir für dein Verständnis bedanken.“ „Das tue ich doch gern.“ Zu zweit bugsierten sie den Dunkelhaarigen zur Tür und frische Luft stob Rick ins Gesicht, als er sicher die Stufen hinabgeleitet worden war. „Wie-wiedersehn.“ Halbherzig winkte er und wollte schon weitergehen, wurde aber von Joe unsanft festgehalten. „Hey, w-was-“ „Still jetzt!“, fauchte Joe im ins Ohr, lächelte anschließend zu Julia, die noch oben an der Restauranttür stand. „Also bis morgen, ich freue mich schon!“ Das fröhlich erwiderte Lächeln war das Letzte, was Rick nun sehen wollte. In ihm breitete sich ein ungemütliches Unwohlsein aus, das ihm die pure Blässe ins Gesicht trieb. „Du wirst dich nun nicht übergeben, ich warne dich!“ „K-kann d-d-doch dir egal sein.“ „Mir ist aber nicht egal, was du tust. Also komm her, du zitterst ja total.“ Er zog Rick an sich und glitt mit einer Hand durch sein dichtes Haar, entfernte ein paar Strähnen, die dem Kleineren in der Stirn hangen. „Warum hast du dich betrunken? Ich dachte, du seiest glücklich.“ Kleine glitzernde Perlen rannen über Ricks Wangen, die silbrig im Schein des Mondes funkelten. Liebevoll wischte sie Joe beiseite und sah besorgt auf seinen Freund hinab. „Ich bringe dich wohl doch besser gleich nach Hause.“ /Wo du mich dann allein zurücklässt…/ Auf dem Weg zu Ricks Wohnung lehnte sich der Dunkelhaarige die ganze Zeit über an Joes Schulter und genoss bei jedem Schritt seine Wärme, die nur allzu deutlich von ihm ausging. Mit halb geschlossenen Augen versuchte er, jedes noch so kleine Detail jenes Momentes festzuhalten und doppelt oder gar dreifach verstärkt in sich aufzunehmen. Tief im Herzen wollte er das Gefühl, dass Joe nur für ihn da war, behüten. Während er wie in Trance neben Joe herlief, besser gesagt von ihm angeschoben wurde, begann sich alles in ihm zu drehen. Als das Schwindelgefühl einmal eingesetzt hatte, glich es bald einer wilden Karussellfahrt. Der Himmel wurde zur Erde, die Erde zum Himmel. Immer und immer schneller kreisten die Bilder vor Ricks Augen. „M-mir ist so schl-schlecht.“ „Und ich vermag grad nicht recht zu sagen, ob ich Mitleid haben soll oder nicht. Schließlich weißt du ja, dass du nicht viel verträgst.“ Trotz der Worte sah man Joe deutlich an, wie sehr er mit Rick mit litt. Er hatte es noch nie ertragen können, wenn es dem Kleineren nicht gut ging. „Wir sind gleich da, bis dahin hältst du noch durch.“ /Deine Lippen sind so nah… ich will endlich wissen, wie sie sich anfühlen…/ Obwohl sich Rick immer noch im Taumel seines Zustandes befand, tastete er vorsichtig über Joes Brust hinweg nach dessen Wange und bettete letztendlich seine Hand auf sie. Langsam schmiegte er sein Gesicht in die Halsbeuge seines Freundes und… Vor Schreck weiteten sich seine Pupillen und das Schwarz verdeckte mit einem Mal fast gänzlich das Meeresblau, das ihn sonst kennzeichnete. Ruckartig stieß er sich von Joe weg und stolperte dabei über seine eigenen Füße. Bevor er rücklings zu Boden fallen konnte, fühlte er erneut starke Arme um sich. „Hoch mit dir“, ächzte Joe mit leicht gerötetem Teint. „Ich w-wollte nicht-“ „Sshhh, schon gut.“ /Oh mein Gott, wie konnte ich nur!/ Schweigend brachte Joe Rick nach Hause, half ihm ins Bett und deckte ihn zu. „Schlaf gut“, verabschiedete er sich leise. „D-danke“, erwiderte Rick noch, bevor er in die süßen Wogen des Schlafes entwich. Gelbliches Licht fiel durch das große Fenster und ließ Rick blinzeln. Ehe er die Augen aufschlug, fuhr er sich mit einer Handfläche über die Stirn, die sich schmerzlich bemerkbar machte. Zögernd hob er die Lider an und brauchte eine Weile, um zu registrieren, wo er war. Beim Anblick der hellblauen Vorhänge und des daneben hängenden Leinwandbildes war ihm klar, dass er in seinem Bett lag. Nach und nach kamen die Erinnerungen an die vergangene Nacht zurück und mit jeder Sekunde wünschte er sich mehr, im Boden zu versinken. Verzweifelt wollte er die Bettdecke über den Kopf ziehen, doch sie hatte sich wohl irgendwo verhakt, weshalb er stattdessen weiter nach unten in seinem Bett rutschte. Mit einem Fuß stieß er auf was Hartes, das unter dem Hieb laut aufstöhnte. /Was???/ Regungslos blieb Rick an Ort und Stelle liegen, wagte nicht mehr, auch nur den kleinsten Mucks von sich zu geben. Die Kopfschmerzen, die ihn plagten, verschlimmerten sich aufgrund dessen, dass er nun auch noch die Luft anhielt. /Er ist hier!?... Verdammt, warum ist er nicht nach Hause gegangen? Ich kann ihm jetzt doch nicht unter die Augen treten…/ Fast eine Minute verstrich, in der Rick mit angehaltenem Atem stocksteif unter der Bettdecke verweilte. Als er aber allmählich zu ersticken drohte, schnappte er nach Luft und erschrak, dass er lauter war als nötig. Aus Reflex schlug er sich eine Hand vor den Mund, bekam dabei aber zu viel von der Decke zu fassen, die folglich unsanft unter Joes Kopf weggerissen wurde. Der Größere schnellte hoch und blicke angsterfüllt um sich. Als er das Knäuel vor sich betrachtete, wich die Angst unwillkürlich einem breiten Lächeln. „Tock, tock.“ Mit den Fingerknöcheln seiner Rechten klopfte er leicht auf das Bündel aus Decke und Rick. /Keiner da!/ „Hey Rick, komm schon raus.“ „…“ „Wie du möchtest. Dann mach ich uns Frühstück und warte in der Küche auf dich.“ Gähnend und sich streckend wandte sich Joe von seinem Freund ab und ließ die Tür leise hinter sich ins Schloss fallen. Allein zurück gelassen kauerte Rick in seinem Bett und spürte die Hitze, die in seinem Körper wallte. Wenn er daran dachte, dass er vor ein paar Stunden im Begriff gewesen war, seinen besten Freund anzumachen, stellten sich seine Nackenhärchen auf und sein Blut strömte pochend durch die vielen Venen. Wie sollte er sich nun gegenüber Joe verhalten? Kleine, aber heftige Gewissensbisse nagten in seinem Verstand. /Er stand immer hinter mir, egal, was ich tat… und ich? Ich missbrauche leichtfertig sein Vertrauen!/ Ein Gemisch aus Scham und Erregung übermannte den Dunkelhaarigen, als erneut die Szene der letzten Nacht vor seinem inneren Auge auftauchte, wie er beinahe die so lang ersehnten Lippen auf den Seinigen gefühlt hätte. /Oh nein! Nicht das auch noch!/ Tastend fuhr sich Rick über den Körper und als er an die heiße Stelle zwischen seinen Beinen angelangt war, kniff er seine Augen fest zusammen. Sein Glied war völlig hart und ließ ihn aufseufzen. Ungestüm kickte er die Decke von sich und sah sich hilfesuchend im Zimmer um. Hoffnungslos fragte er sich, wie er seine Erektion schleunigst loswerden konnte. Denn wenn Joe diese nun auch noch sehen würde, würde er ihn sicherlich verprellen. Salziges Wasser stieg in ihm auf, doch er wehrte sich partout gegen die Tränen, die ihn so oft in ein kindliches Licht rückten. Auf Zehenspitzen schlich er sich zur Tür, legte sein Ohr an das helle Holz und horchte angespannt. Das einzige, was er zu hören bekam, war das Klirren von Geschirr, was ihn aber vorerst ein wenig zur Ruhe kommen ließ. Jetzt oder nie, sagte er sich, und drückte die Klinke so lautlos wie möglich herunter. Durch einen kleinen Spalt lugte er in Richtung Bad, das für ihn seine Rettung bedeutete. Erst nachdem er sich dreimal vergewissert hatte, dass die Luft rein war, sprintete er zum Badezimmer und ließ sich kurz gegen die eilig abgeschlossene Türe sinken. Da sich aber sogleich wieder der seichte Schmerz zwischen seinen Beinen bemerkbar machte, streifte er seine Kleider vom Leib und stieg unter die Dusche. Warmes Wasser floss wohltuend über seine nackte Haut, durchflutete ihn mit einem Gefühl der Wonne. Erst langsam, dann zunehmend schneller ließ er seine Hand vor und zurück gleiten. Mit all seinen Sinnen war er bei Joe, jede noch so kleine Empfindung verwand er auf ihn. Während das Wasser stetig auf ihn herabprasselte, wog er sich lustvoll im Rausch der Gefühle. Er hatte keine Ahnung, wie lange er schon unter der Dusche stand, doch als er sich ergoss, fühlte er sich endlich erleichtert trotz des bevorstehenden Zusammentreffens mit seinem Freund. Ein wenig lethargisch drehte er den Hahn zu, trocknete sich ab und sah in den Spiegel. Große blaue Augen sagen ihm entgegen, trugen eine gewisse Sehnsucht in sich. /Du wirst jetzt da raus gehen und so tun, als ob nichts passiert sei!/ Laut atmete er aus, wovon das spiegelnde Glas beschlug. Mit dem rechten Zeigefinger malte Rick ein Herz hinein und begann über sich selbst zu lachen. „Heillos romantisch, das passt echt zu mir“, hauchte er seinem Porträt entgegen. „Rick?“ Joes Stimme riss Rick aus seinen Gedanken. „Der Tee wird kalt und ich glaube, du hast deine Nachwehen von gestern lange genug weggespült.“ „Äh… ich bin gleich da.“ Rick fasste sich ein Herz, besah sich ein letztes Mal im Spiegel und begab sich dann zu Joe in die Küche. Obwohl ein dicker Kloß in seinem Hals steckte, befand er, dass er irgendetwas sagen sollte. „Warum bist du heute Nacht da geblieben?“ Wunderschöne grüne Augen blickten ihn fest an. „Einfach so.“ „A-aber…“ „Rick, vergiss es einfach!“ Stirnrunzelnd saß Rick seinem Freund gegenüber, nestelte unkontrolliert in seiner Kleidung. „Ich muss mich bei dir entschuldigen.“ Verlegen wandte er den Kopf, wich den aufmerksamen Blicken des anderen aus. Da war sie wieder! – Die Hand, die durch seine Haare wuschelte. „Schwamm drüber.“ „Wie?“ „Du hast mich schon richtig verstanden. Ich schreibe diesen Vorfall dem Alkohol zu, durch den du deine Hemmungen verlorst und dich wohl einfach nach Zärtlichkeiten sehntest. Sieh es doch mal so…“ Irritiert wartete Rick darauf, dass Joe fortfuhr. „Ohne dich wären wir gestern nicht bei diesem kleinen Italiener gewesen und ich hätte diese bezaubernde junge Dame nicht kennengelernt.“ /Daher weht der Wind… das plötzliche Leuchten in deinen klaren Seen gilt nicht mir…/ „Wenn man das von der Seite betrachtet, bin ich dir sogar zu Dank verpflichtet.“ „Hat es dich echt so erwischt?“, entfuhr es dem Kleineren halblaut. Joe räusperte sich. „Wollen wir mal nach Mails schauen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)