Enthüllungen und Geständnisse von goldenchie ================================================================================ Kapitel 19: Anproben -------------------- „.........“ = wörtliche Rede >........< = Gedanken [..........] = persönliche Kommentare der Autorin unterstrichene Worte sind betont _____________________________________________________________________________________________________ ... „Du kommst allein zurecht?“, fragt Koji. „Ja, ja, kein Problem.“, kommt es gedämpft hinter der Wand aus Holz und dickem, rot gefärbten Washi hervor. [Washi ist das japanische Papier, mit dem unter anderem Schiebetüren verkleidet werden.] --------------------------------------------------------------------------------------- Als Kyoko kurz darauf wieder hinter dem Wandschirm hervorkommt, schafft Ren es gerade noch rechtzeitig, ein höchst charmantes Gentlemanlächeln in sein Gesicht zu meißeln, bevor ihm die Gesichtszüge entgleiten können. >Woooow!< Ihr Anblick raubt ihm schier den Atem und es fällt ihm äußerst schwer, sich das nicht anmerken zu lassen. Koji beobachtet ihn eindringlich ..., grinst schließlich leise vor sich hin und denkt sich seinen Teil. Sehr zufrieden mit seiner ersten Wahl tritt er hinter das Mädchen und nimmt mithilfe einiger Stecknadeln hinten noch ein wenig an den Nähten weg. „So ist es besser. – Das sollte möglichst eng sitzen.“, murmelt er. Dann kniet er sich auf den Boden und schlägt eins der Hosenbeine ein wenig um. „Die werden wir wohl ein bisschen kürzen müssen...“ Er schaut zu Ren hinüber, der noch immer dasselbe Lächeln im Gesicht hat, dann zu Kyoko hoch, die reichlich verunsichert scheint. „Hast du hohe Schuhe dabei, Kyoko-chan?“, fragt er das Mädchen. „Ja, natürlich, sie sind in meinem Zimmer. Soll ich sie eben holen?“ „Nein, du läufst lieber nicht mit den zu langen Hosenbeinen durchs Haus; nicht, dass du dich noch verletzt. – Ren-kun, wärst du bitte so freundlich, die Schuhe zu holen?“ Der Schauspieler zuckt kaum sichtbar zusammen. „Ja, natürlich, ... wenn du mir sagst, wo ich sie finde, Kyoko-chan.“, gibt er zuvorkommend zurück. „Äh ja, ... sie sind unten im Wandschrank, im Schuhfach ganz links.“, erklärt sie, offenbar leicht verwirrt. Ren erhebt sich aus dem Sessel. „Gut, bis gleich dann.“, meint er noch, dann ist er auch schon aus dem Raum verschwunden. [Ihr fragt euch jetzt sicher, wieso er nicht fragt, wo ihr Zimmer ist. – Nun ja, ... zum Einen kennt er sich in Kojis Haus schon ein bisschen aus, er war ja schon öfter hier. Und zum Anderen ... war die Frage nach ihrem Zimmer das erste, was er mit Koji geklärt hat, als die Beiden allein waren. – Man kann ja nie wissen... ^^] Kyoko seufzt leise auf. >Seh ich so furchtbar aus?<, fragt sie sich traurig. >Oder hab ich wieder irgendwas Falsches gesagt? – Nein, das kann es eigentlich nicht sein...< Sie ist jetzt vollkommen deprimiert, versucht jedoch, sich nichts anmerken zu lassen und lächelt tapfer (obwohl ihr die Tränen schon fast in den Augen stehen). >Na ja<, tröstet sie sich schließlich selbst, während sie den Blick senkt, >als Schauspielerin muss man ja nicht unbedingt besonders hübsch sein... obwohl es sicher helfen würde...< Koji hat das Mädchen die ganze Zeit intensiv beobachtet und legt ihr nun sachte eine Hand auf die Schulter, ... woraufhin sie spürbar zusammenzuckt. „Was ist denn los, Kyoko-chan?“, fragt er leise. „Was? – Ach, es ist nur...“, stammelt Kyoko verlegen. „Ich ... frage mich nur, was er wieder hat. – Dieses aalglatte Lächeln kann nichts Gutes bedeuten.“ Kaum sichtbar zuckt sie mit den Schultern. „Er ist sicher enttäuscht...“, fährt sie leise fort, „wahrscheinlich kann ich schon froh sein, dass es nicht dieses ‚ultraglänzende Gentlemanlächeln’ ist... Das setzt er immer auf, wenn er mir eins auswischen will...“ „Enttäuscht...?“, wiederholt der junge Designer nachdenklich. „Nein“, sagt er schließlich und sieht dem Mädchen lächelnd in die Augen, „ich denke, es ist eher das Gegenteil, Kyoko-chan. So wie ich das sehe, wollte er seine Begeisterung nur nicht allzu offensichtlich zur Schau tragen. – Weißt du, ich kenne ihn vielleicht besser als viele andere, weil er im Laufe der Zeit gemerkt hat, dass er hier einfach er selbst sein darf und nicht befürchten muss, dass seine vermeintlichen Schwächen an die Öffentlichkeit gelangen. Und es ist nur ein einziges Mal vorgekommen, dass er eine Frau mit hierher gebracht hat. Das war ganz am Anfang, als wir uns kennen gelernt haben ... und wahrscheinlich auch nur, weil es ihm damals allein hier nicht ganz geheuer war... Aber das war ganz anders als heute mit dir, Kyoko-chan. Es ist äußerst selten, dass Ren-kun überhaupt etwas für jemanden empfindet ... und es kann sein, dass er gerade ein bisschen Angst vor der eigenen Courage hat; dass er dich hergebracht hat, meine ich. - Du siehst nämlich ganz fantastisch aus, Kyoko-chan.“ Das Mädchen hat nicht ganz verstanden, was Koji meint und sieht ihn fragend an. „Hast du überhaupt schon in den Spiegel gesehen?“, fragt er lachend. Auf Kyokos Kopfschütteln hin schiebt er sie an beiden Schultern vor sich her zum großen Spiegel, der neben dem Paravent steht. Als sie sich darin erblickt, fährt augenblicklich ihre Hand auf den Mund. „Bin ich das?!“, fragt sie entgeistert. „Ja“, bestätigt Koji lächelnd, „life und in Farbe. Wenn er nicht sehen würde, das Du einfach fantastisch aussiehst, wäre er blind. – Ach, wo wir gerade hier stehen... Du solltest unter dem Anzug einen Push- up-BH tragen, das bringt die Silhouette noch besser zur Geltung. Schieb mal versuchsweise die Brüste etwas nach oben und innen, dann wirst du es sehen.“ Unsicher und verlegen tut das Mädchen genau dies ... und ist überrascht, um wie viel besser es wirkt. „Du solltest überhaupt ein wenig auf dein ‚Darunter’ achten.“, erläutert der Designer ernst. „Ein gut sitzender BH ist einerseits oft das A und O beim perfekten Sitz der Garderobe ... und außerdem geben dir feine Dessous ein besseres Körpergefühl, ... was sich wiederum auf Gang und Haltung auswirkt und so deine natürliche Ausstrahlung verstärkt.“ Auch wenn es Kyoko ein wenig peinlich ist, der Rat scheint ihr berechtigt und einiger Überlegung wert, so dass sie langsam nickt. „So, und jetzt werde ich die Hosenbeine schnell umstecken, damit wir fertig sind, wenn Ren-kun wieder hier auftaucht und wir gleich weiter machen können. – Stell dich bitte ein wenig auf die Zehenspitzen.“ Zwei Minuten später - Koji ist gerade mit dem Abstecken fertig – erscheint Ren mit den Schuhen in der Hand wieder im Atelier. Der Designer nimmt sie ihm ab und hilft Kyoko schnell hinein. „So, lauf mal ein Stück damit.“, fordert er dann freundlich. Kyoko ist so aufgeregt, dass ihr Gang nicht unbedingt grazil wirkt, auch wenn es nach ein paar Schritten schon ganz ordentlich aussieht. Aber es war genau das, was der Schauspieler gebraucht hat, um seine Gedanken zu ordnen, ... denn nun hat er wieder Aufgabe und Ziel. „Richte dich ein bisschen mehr auf und roll den Fuß ganz normal ab. - Bleib etwas lockerer in den Hüften.“, weist er sie an. Kyoko konzentriert sich auf die Aufgabe, aber es klappt noch weniger als vorher. „Denk nicht an deine Füße, stell dir vor, du gehst zu Musik.“, rät ihr der Schauspieler. Das Mädchen schließt für einen kurzen Moment die Augen und sucht nach einer passenden Musik. – Just in diesem Augenblick kommt ihr Sho Fuwa in den Sinn, ... was natürlich zur Folge hat, dass ihre Konzentration nachlässt und sie beinahe stolpert, ... aber nur beinahe. >Ach, was soll’s<, denkt sie ein wenig trotzig, >warum soll ich nicht seine Musik benutzen? ...die Musik ist schließlich noch das Beste an ihm... Wenn ich mich jetzt nur noch von seinem Gesicht ablenken könnte...< „Wenn es dir hilft, stell dir vor, du müsstest einen Hollywoodstar spielen, der über den roten Teppich zur Oscarverleihung geht.“, schlägt Ren vor. Wie von Zauberhand verändert sich mit einem Mal der Gang des Mädchens, wird vom unsicheren Versuch zum eleganten Auftritt. Den beiden Männern fallen fast die Unterkiefer zu Boden. „Na, wenn du keine geborene Schauspielerin bist...“, meint Koji anerkennend und pfeift leise durch die Zähne. „Na also.“, findet Ren. „Geht doch. Lauf noch ein paar Runden, damit du dich an dieses Gefühl gewöhnst.“ Kyoko tut wie ihr geheißen, erst hochkonzentriert, dann lockerer und schließlich mit einem beinahe fröhlichen Lächeln auf den Lippen. „Sag mal, Koji“, fragt Ren schließlich unvermittelt, als Kyoko die letzte Runde im Atelier dreht, „hattest du den Anzug etwa für die formelleren Anlässe wie Pressekonferenzen, Vertragsunterzeichnungen etc. gedacht?“ „Ja, ... warum fragst du? Es war doch abgesprochen, dass wir damit anfangen.“, antwortet der Designer lächelnd; irgendetwas ist da in seinem Blick, das nicht ganz zu seiner unschuldigen Miene passen will... „Na ja, weil ...“, druckst der Schauspieler herum. „Hm?“, kommt es fragend zurück. „Weil... Das ist eindeutig zu viel. – Das ... sieht derart gut aus ... das ist eher was für die großen Galaauftritte; Abendshows, Cocktailpartys und so was...“ „Findest du?“, fragt Koji immer noch ganz unschuldig. „Natürlich. - Mensch, Koji, ich weiß ja, dass du dagegen immun bist, aber ... wenn Kyoko-chan in diesem Anzug zu einer Vertragsunterzeichnung kommt, wird da ganz sicher nichts Geschäftliches mehr besprochen... Dieses Outfit ist...“ Er sucht angestrengt nach Worten und wird, ohne es zu bemerken, ein bisschen rot im Gesicht, „... viel zu sexy.“ Koji schickt ein triumphierendes Grinsen zu Kyoko, die nun ihrerseits mit der Röte in ihrem Gesicht zu kämpfen hat. „Na ja“, meint der Designer leichthin, „ich konnte ja schließlich nicht ahnen, dass ein zierliches Mädchen ihrer Größe so endlos lange Beine haben kann. – Natürlich sieht das dann sexy aus.“ Das Rot in Kyokos Gesicht wird noch tiefer, ihre Hände schwitzen plötzlich heftig und sie weiß absolut nicht mehr, wohin sie noch sehen soll, zumal Ren auch noch zustimmend nickt. Koji hingegen scheint es eine diebische Freude zu bereiten, ihr auf diese Weise Komplimente zukommen zu lassen. „Gut“, lenkt der Designer schließlich ein, „dann lass es uns zur Abendgarderobe nehmen. Empfehlen würde ich es ihr aber in jedem Fall, sie sieht einfach sensationell darin aus.“ Ren ist einverstanden und nach einem kurzen Blick auf Kyoko, die vor Verlegenheit nur nickend ihre Zustimmung geben kann, hängt Koji den Anzug auf einen zweiten, noch leeren Kleiderständer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)