Enthüllungen und Geständnisse von goldenchie ================================================================================ Kapitel 18: Ausflug nach Matsumoto ---------------------------------- „.........“ = wörtliche Rede >........< = Gedanken [..........] = persönliche Kommentare der Autorin unterstrichene Worte sind betont _____________________________________________________________________________________________________ ... „Das wollte ich hören, Liebste. – Dass er so charmant ist, hat ihn in meinen Augen eher verdächtig gemacht. Kyoko-chan hat trotz ihrer Jugend schon einiges durchgemacht, aber dafür kaum Erfahrungen... na ja, du weißt schon womit. – Ich würde keinem mehr verzeihen, der ihr wehtut. Aber er scheint sich ernsthaft um ihr Wohlergehen zu bemühen...“ „Was meinst du, ... ob zwischen den beiden was läuft?“ „Ich weiß nicht. – Aber ich glaube, dass die Verbindung stärker ist, als sie zugeben. Mir ist nur nicht klar, ob es ihnen auch bewusst ist...“ --------------------------------------------------------------------------------------- Als sie 3 Stunden später in Matsumoto ankommen, steht Koji Maruyama bereits fröhlich winkend vor der Tür, um sie zu begrüßen. [Na gut, ... Maruyama-san winkt vor allem Ren, erstens kennt er Kyoko noch gar nicht und zweitens... ^^] Nachdem Ren den Wagen geparkt und Kyoko (übungshalber) aus dem Auto geholfen hat, begrüßen sich die beiden Männer herzlich und Ren stellt Kyoko seinem Lieblingsdesigner und Freund vor. „Dann sind Sie also die junge Dame, der ich den ausgiebigen Besuch von Ren-kun verdanke. Freut mich sehr.“ Das Mädchen ist vor Verlegenheit heftig errötet und möchte am liebsten im Boden versinken. „Lassen Sie doch bitte das ‚Sie’, nennen Sie mich ruhig Kyoko-chan, das tun alle.“ Nach einem kurzen, überraschten Seitenblick zu Ren erwidert er mit einem breiten Grinsen: „Aber nur, wenn du mich auch beim Vornamen nennst. Ich bin Koji.“ „Einverstanden, ... Koji-san.“, stimmt das Mädchen schüchtern lächelnd zu; sie ist immer noch ein wenig rosa im Gesicht ^^. Ren holt die Taschen aus dem Kofferraum und drückt Kyokos Gepäck energisch dem Modedesigner in die Hand, der gut einen Kopf kleiner ist als er und gegen ihn geradezu schmächtig wirkt. Der dunkelhaarige Mann wirkt zwar auf den ersten Blick wie ein Halbstarker, hat aber ein so sympathisches Wesen, dass niemand ernsthaft diesen ersten Eindruck bestätigt sieht ... und natürlich nimmt er die Tasche mit einem freundlichen Grinsen entgegen. Lachend beginnen die beiden Männer ein angeregtes Gespräch, von dem die hinterher trottende Kyoko kaum etwas versteht. Irgendwie fühlt sie sich reichlich überflüssig... Schulterzuckend wirft sie einen Blick auf das beeindruckende Anwesen. Die vorderen Gebäudeteile, deren Dächer nicht so hoch sind, wie die der hinteren, sind geprägt von etlichen großen Milchglasfenstern, die sich erstaunlich gut in die offensichtlich vor kurzem renovierte, traditionelle Fassade einfügen, in die sie einerseits integriert sind und zu der sie andererseits einen reizvollen Kontrast bieten. In der kleinen Eingangshalle erwartet sie die Haushälterin, Aya-san, eine gut aussehende Endvierzigerin, die Koji das Gepäckstück lächelnd aus der Hand nimmt, bevor er protestieren kann. „Du möchtest doch sicher Tsuruga-san sein Zimmer zeigen, ich werde die junge Dame hier mitnehmen.“ Lächelnd deutet sie Kyoko an, ihr zu folgen. Während die beiden Männer links in einem Gang verschwinden, nehmen die beiden Frauen den Gang zur Rechten. „Ich dachte, es wäre Ihnen sicher angenehmer, wenn Sie ein eigenes Bad hätten, darum habe ich Ihnen eins der Gästezimmer im Ostflügel vorbereitet.“, erklärt sie. „Vielen Dank, Aya-san, aber das wäre doch gar nicht nötig gewesen. Ich bin es gewohnt, das Bad mit anderen zu teilen.“, gibt Kyoko verlegen zurück. Die Haushälterin lächelt. „Dann nehmen Sie es doch einfach als erholsames Extra für dieses Wochenende, Mogami-san, das wird bestimmt nicht schaden.“ „Sicher nicht.“, gibt das Mädchen zu ... und bemerkt mit einem Mal, dass es ihr doch einen leisen Stich versetzt, dass Rens Zimmer so weit von ihrem entfernt ist... Irgendwie fühlt sie sich sicherer, wenn er in ihrer Nähe ist... „Darf ich Sie um etwas bitten, Aya-san?“, fragt sie schließlich. „Aber natürlich, Mogami-san, nur zu.“ „Könnten Sie mich bitte beim Vornamen nennen? Ich komme mir so seltsam vor, wenn Sie mich beim Nachnamen nennen und mich siezen... Sie sind doch viel älter und erfahrener ... und ... Sie sehen toll aus in der Yukata, wie eine richtige Dame.“ „Vielen Dank.“, sagt die Haushälterin gerührt. „Natürlich kann ich das tun, wenn Sie...“ Sie lächelt. „...wenn du das lieber möchtest, Kyoko-san.“ „Kyoko-chan, ... wenn es Ihnen nichts ausmacht.“ „Nein, nein, Kyoko- san , soviel Respekt sollte schon sein, immerhin bin ich hier nur die Haushälterin und du ein angehender Filmstar, wie ich höre.“ Kyoko wird plötzlich hochrot im Gesicht. „Ach“, winkt sie ab, „das wird sicher noch eine Weile dauern, ich habe doch erst einen Werbespot und ein Promotion-Video gedreht und eine unbedeutende Nebenrolle in Tsuruga-sans letztem Film gespielt...“ „Soweit ich das mitbekommen habe, ist aber deine letzte Rolle alles andere als unbedeutend, auch wenn es ‚nur’ eine Nebenrolle ist.“, widerspricht Aya verwundert. „Ach was, das ist sicher nur Gerede.“, antwortet das Mädchen verlegen. Inzwischen sind sie im Gästezimmer angekommen, sodass die Hausdame auf einen weiteren Kommentar verzichtet und ihr stattdessen das Zimmer und das nebenan liegende Bad zeigt. „Du möchtest dich sicher erst ein wenig frisch machen.“, meint sie. „Wir treffen uns alle in einer Viertelstunde im Frühstücksraum, der befindet sich den Gang hinunter, die dritte Tür links.“ „In Ordnung. Vielen Dank, Aya-san.“, sagt das Mädchen und verbeugt sich höflich. Als sie ein wenig später im Frühstücksraum erscheint, sitzen alle anderen bereits am reichhaltig gedeckten Tisch, auf dem Aya eine üppige Auswahl japanischer und europäischer Köstlichkeiten ausgebreitet hat. – Eigentlich wirkt es mehr wie ein üppiges, multikulturelles Festmahl..., jedenfalls nicht wie ein simples Frühstück. Kyoko staunt nicht schlecht. „Wow, ... Aya-san, ... das ist ja fantastisch... und das duftet ... mmm ... himmlisch.“ „Nun“, lächelt die Haushälterin verschmitzt, „Da ja Tsuruga-san nicht so leicht dazu zu bringen ist, ordentlich zu frühstücken, dachte ich, dass ich ihm am besten eine möglichst große Auswahl biete.“ „Das ist gut.“, lacht Kyoko auf. „Eine ausgezeichnete Idee.“ Ren verdreht die Augen ein wenig und um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen, greift er zum Porzellanlöffel, mit dem er sich kommentarlos über die Misosuppe hermacht. Koji hebt erstaunt die Augenbrauen und Aya bleibt vor Freude der Mund offen stehen, während Kyoko nur befriedigt vor sich hin grinst. „Ihre Strategie scheint voll aufzugehen.“, flüstert sie der älteren Frau zu und probiert ihrerseits die Suppe. „Oh, das ist ausgezeichnet. Welches Miso benutzen Sie, Aya-san?“ Die Haushälterin schaut das Mädchen verblüfft an. „Heißt das, du kannst kochen?“, fragt sie. „Das ist ja ungewöhnlich heutzutage, dass ein junges Mädchen sich mit so profanen Dingen beschäftigt, noch dazu, wo du doch im Showbiz arbeitest.“ Kyokos Gesicht hat sich schon wieder zartrosa verfärbt. „Ach was“, wehrt sie verlegen ab, „das ergab sich halt so ... und ich koche eigentlich ganz gern...“ „Und ziemlich gut.“, murmelt Ren, während er nach dem Schälchen mit dem eingelegten Gemüse greift. Er isst zwar nicht mit soviel Appetit wie tags zuvor [was natürlich nur Kyoko weiß ^^], doch Aya und Koji wechseln veblüffte Blicke. Erneut fragt Kyoko nach dem Miso, das Aya für die Suppe benutzt ... und Sekunden später sind die beiden so unterschiedlichen Frauen in ein angeregtes Gespräch vertieft, bei dem Rezepte und Küchentricks ausgetauscht werden... „Ich habe nach Deinen Angaben schon mal eine Vorauswahl getroffen.“, erklärt Koji, während er einen gut gefüllten Kleiderständer ins geräumige Atelier schiebt. Ren, der mit einer Tasse Tee in der Hand auf einem der Besuchersessel sitzt, hebt überrascht die Brauen. „Hattest Du so viele Sachen hier?!“, fragt er verblüfft. Koji lacht. „Nein, natürlich nicht, ich hab mir noch welche aus Tokyo schicken lassen, die kamen heute Morgen an. – Du hast mir Kyoko-chan zwar gut beschrieben, aber ich wollte sicherheitshalber etwas mehr Auswahl haben. – Hey, ... wann bringst du schon mal weibliche Kundschaft mit?“ Er grinst von einem Ohr zum anderen. „Ich bin total gespannt auf diesen Nachmittag.“ Ren antwortet lediglich mit einem leicht gelangweilten Gentlemanlächeln, während Kyoko, die (noch) neben ihm auf der Vorderkante ihres Sessels sitzt, vor Verlegenheit am liebsten im Boden versinken würde. Es ist bereits Mittag, aber dank des milchverglasten Daches ist es im Raum zwar sehr hell, jedoch nicht übermäßig warm. Der Raum ist fast ganz in Weiß gehalten und wirkt dadurch großzügig und weiträumig. Auf dem großen Tisch zur Linken (der kleinen Sitzgruppe) liegen noch einige Nähutensilien verstreut, von denen sich der Modedesigner gleich Maßband und Nadelkissen schnappt. Dann nimmt er einen schwarzen, figurbetonten Nadelstreifenanzug vom Ständer und bringt ihn hinter den roten Paravent in der gegenüberliegenden Ecke des Ateliers. „Lass uns anfangen, Kyoko-chan.“, sagt er lächelnd und deutet mit einer einladenden Handbewegung auf den Paravent. Das Mädchen erhebt sich etwas unsicher von ihrem Platz, um kurz darauf in der „Umkleidekabine“ zu verschwinden. „Du kommst allein zurecht?“, fragt Koji. „Ja, ja, kein Problem.“, kommt es gedämpft hinter der Wand aus Holz und dickem, rot gefärbtem Washi hervor. [Washi ist das japanische Papier, mit dem unter anderem Schiebetüren verkleidet werden.] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)