Enthüllungen und Geständnisse von goldenchie ================================================================================ Kapitel 16: Unterricht der besonderen Art ----------------------------------------- „.........“ = wörtliche Rede >........< = Gedanken [..........] = persönliche Kommentare der Autorin unterstrichene Worte sind betont _____________________________________________________________________________________________________ ... „Was zum...“, beginnt sie, doch ihr gehen einfach die Worte aus. Ren schaut ihr lächelnd in die Augen. „Mach den Mund wieder zu. Wahrscheinlich wird es halb so wild. Du hast schließlich Talent und den Benimmkurs kann sich Sawara-san sich meines Erachtens sowieso sparen... Obwohl“, fügt er leise seufzend hinzu, „ich zugeben muss, dass ich für diese Prozedur ein bisschen mehr Zeit hatte.“ --------------------------------------------------------------------------------------- Ein paar Stunden später haben Kyoko und Ren die Aufnahmen der Oskarverleihungen und der letzten größeren LME-Premieren durchgearbeitet. Auf dem Glastisch im Wohnzimmer liegt ein Schreibblock mit unzähligen Notizen von Kyoko, die sie auf Rens Rat hin während der letzten Stunden gemacht hat. Das Mädchen sitzt auf dem Boden vor dem Tisch, streckt sich ausgiebig und muss mühsam ein Gähnen unterdrücken. „Pause?“, fragt Ren ein wenig besorgt ... und bemerkt, dass auch ihm die Glieder steif geworden sind. Außerdem hat er die letzten Stunden so viel erklärt, dass seine Stimme ein bisschen rau geworden ist. Kyoko nickt leise ächzend. „Ja, ich brauche dringend etwas Bewegung. Und außerdem sollten wir was essen.“ Langsam erhebt sie sich. „Ich schau mal, was sich da machen lässt.“ „Nein, lass nur.“, hält der Schauspieler sie auf. „Lass uns lieber außerhalb essen gehen, du bist nicht hier, um mir den Haushalt zu machen, sondern um dir ein wenig Ruhe zu gönnen. – Schlimm genug, dass uns Takarada-san dabei einen kräftigen Strich durch die Rechnung gemacht hat.“ Kyoko zuckt mit den Schultern und während sie sich auf das Sofa setzt, blickt sie ihn fragend an. Ren reckt sich ausgiebig, als er sich erhebt und hat mit einem Mal ein überaus breites Grinsen im Gesicht. „Wie wär’s mit Hamburgern?“, fragt er verschmitzt und freut sich schon auf das Leuchten in ihren Augen, ... das auch nicht lange auf sich warten lässt. „Überredet.“, antwortet sie lächelnd. Eine Viertelstunde später betreten sie den Aufzug zur Tiefgarage, Ren in Jeans und Hemd, die Haare absichtlich ein wenig unordentlich und ein Basekap auf dem Kopf. [Natürlich damit er auf der Straße nicht gleich erkannt wird.] „Eigentlich könntest du bei der Gelegenheit gleich das Ein- und Aussteigen üben. Es ist nämlich nicht unbedingt einfach, elegant aus einem Auto zu kommen, das machen selbst Profis oft falsch.“, überlegt Ren laut. „Bei deinem Wagen ist es manchmal schwierig, überhaupt ohne Probleme raus zu kommen, so tief wie der auf der Straße liegt.“, lacht Kyoko. „Mag sein, aber da ich ein Mann bin, muss ich auch nicht so sehr aufpassen dabei. Sicher, auch ich werde dabei fotografiert, ... aus den unmöglichsten Winkeln, aber bei mir kann man nun mal nicht unter den Rock schauen. Und man kann mir auch nicht in den Ausschnitt fotografieren. Im Gegenteil, da der Wagen so tief liegt, erwischen mich die meisten Fotografen leicht von oben, was bei mir oft ausgesprochen sympathisch ... und damit vorteilhaft wirkt.“, erklärt er. Inzwischen sind sie in der Tiefgarage angekommen. Die Tür gleitet zur Seite und sie begeben sich geradewegs zu Rens Wagen, wo er seine Erläuterungen fortsetzt. „Wenn du bei einer Galaveranstaltung einen Wagen besteigst oder aus einem aussteigst, warte, bis dir die Tür geöffnet wird. Du wirst ja vorerst nicht selbst einen Wagen steuern können, also gilt das eigentlich für fast alle offiziellen Angelegenheiten. Es ist nämlich ziemlich unhöflich, eine Dame am Ziel sozusagen einfach aus dem Auto zu schmeißen.“ Kyoko hört gebannt zu ... und fragt sich insgeheim, ob seine Stimme ihr schon immer wohlige Schauer über den Rücken gejagt hat... Ren öffnet die Wagentür und deutet mit einer einladenden Handbewegung nach innen. „Zeig mir mal, wie du einsteigst!“ Ein wenig unsicher dreht Kyoko dem Wagen den Rücken zu, streicht die weiten Bermudas über dem Po glatt und lässt sich sachte auf den Sitz gleiten. „Hey, das war gut!“, meint Ren begeistert. „Das ist für den Anfang ja kaum zu toppen. Nur wenn du einen engen Rock trägst, wird es vermutlich nicht mehr ganz so elegant aussehen. Komm noch mal raus.“ Kyoko schafft es, einigermaßen kultiviert aus dem Sportwagen zu steigen, was Ren jedoch lediglich mit einem anerkennenden Nicken quittiert. Er stellt sich in Position und wiederholt das Einsteigen ein wenig anders. „Wenn du die Füße ein bisschen näher ans Auto bringst und dich ganz außen auf den Rand setzt, hast du eine bessere Kontrolle und auch der kürzeste Minirock kann dir nicht dahin rutschen, wo er nicht hin gehört. Und dann nimmst du am besten beide Beine gleichzeitig ins Auto, wobei du darauf achten solltest, die Knie immer zusammen zu halten.“ Es sieht ein bisschen merkwürdig aus, wie der junge Schauspieler so als Frau einsteigt und Kyoko muss sich schwer beherrschen, um nicht in Gekicher auszubrechen. Dafür kann Ren sich das Lachen nicht mehr verkneifen. „Das sieht bescheuert aus, oder?“, lacht er. „Schon, ... irgendwie.“, grinst das Mädchen ... und fragt sich, ob er in letzter Zeit wohl häufiger ein so offenes Lachen von sich gegeben hat... Nachdem Ren sich wieder einigermaßen beruhigt hat, fährt er mit dem „Unterricht“ fort. „Dann also zum Aussteigen. Das vorhin war schon ziemlich gut.“, meint er und dreht sich mit dem Gesicht zur Türöffnung. „Ich zeig dir jetzt mal, wie ich als Mann aussteige. Das ist wesentlich einfacher und die meisten jungen Schauspielerinnen machen den Fehler, es genau so zu machen. – Das hast du ja glücklicherweise nicht getan.“ Mit einem strahlenden Gentlemanlächeln steigt er nun, ein Bein nach dem anderen aus dem Auto, erhebt sich zu voller Größe, knöpft ein imaginäres Jackett zu und lächelt noch eine Weile nicht vorhandenen Zuschauern zu. Kyoko wird klar, worauf er hinaus will. „Ach so, wenn ich versuchen würde, mit einem engen Rock oder Kleid so auszusteigen, käme ich vermutlich nicht weit, ... und es würde wahrscheinlich extrem ungeschickt aussehen.“ „Das auch“, bestätigt Ren, „aber noch tödlicher ist es, wenn du einen kurzen Rock trägst, der würde dabei hoch rutschen ... und da bei dieser Art auszusteigen, die Knie auseinander stehen, hätte jeder, der will, freie Sicht auf deine Unterwäsche. Und glaub mir, die meisten Fotografen warten nur auf so eine Gelegenheit.“ „Oh.“, macht das Mädchen, während sie leicht errötet. >Meine Güte, wie kann eineinzelnes Mädchen denn so süß sein...?<, schießt ihm durch den Kopf ... und er muss sich schwer zusammenreißen, dass man ihm die Gedanken nicht schon von Weitem ansieht. Es dauert einen Augenblick, bis er sich wieder auf seine Aufgabe konzentrieren kann. „Außerdem sieht es furchtbar ordinär aus, wenn eine Frau auf diese Art aus einem Wagen steigt, ... ganz besonders im Abendkleid.“ Er lächelt ihr aufmunternd zu. „Jetzt versuch du es.“ Das Mädchen zögert einen Moment, um sich zu konzentrieren, dann befolgt sie exakt seine Anweisungen beim Einsteigen. „Hervorragend.“, lobt Ren. „Und jetzt noch einmal raus.“ Auch das Aussteigen klappt reibungslos. „Sehr gut. – Die Knie immer schön zusammenlassen... Wenn du darauf achtest, dass die Unterschenkel dabei immer parallel bleiben, dann kannst du selbst im kürzesten Mini noch gefahrlos ein- und aussteigen.“ Kyoko senkt verlegen den Blick, was den Schauspieler dazu bringt, ihr liebevoll auf die Schulter zu klopfen. Unwillkürlich zuckt er ein wenig zurück; die Berührung – so zart sie auch ist – wirkt auf ihn, als hätte er ein offenes Stromkabel angefasst. Kyoko indessen ergeht es kaum anders; heiße, kribbelnde Schauer fahren durch ihren gesamten Körper. Verwirrt versucht sie, ihre Fassung wieder zu erlangen und als es ihr endlich gelingt, schaut sie direkt in Rens weiches Lächeln. „Wir sollten jetzt langsam los, du hast sicher Hunger.“, sagt er leise. Das Mädchen nickt nur und steigt erneut in den Wagen. Ren schließt behutsam die Tür und begibt sich auf die andere Wagenseite, um einzusteigen und das Auto zu starten. „Sag mal“, fragt er unvermittelt als sie die Tiefgarage verlassen, „wie kommst du inzwischen zurecht, wenn du Sho Fuwa triffst?“ Mit einem Seitenblick auf Kyoko, die verdutzt Luft einsaugt, beschwichtigt er hastig: „Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst...“ „Nein, nein, schon gut“, antwortet sie ernst, „ wenn ich das jemandem sagen kann und will, dann noch am ehesten dir ..., Koon. – Ich hab mich jetzt meistens unter Kontrolle, wenn ich ihm begegne. Ich bin immer noch wütend auf ihn, aber ... er ist irgendwie ... nicht mehr so wichtig.“ Sie schaut ihn von der Seite her an und er erwidert ihren offenen Blick. Sie lächelt. „Ich bin so froh, dass ich mit dem Schauspielern ein stückweit zu mir selbst gefunden habe. So langsam habe ich das Gefühl, am richtigen Platz zu sein und endlich ‚die echte Kyoko Mogami’ zu werden. Ich bin doch tatsächlich auch jemand ohne Sho. - Wahrscheinlich ist es noch ein weiter Weg ... und vielleicht ist es auch ein bisschen wenig, sich nur über die Arbeit zu definieren, ... aber ich hab wenigstens nicht mehr das Gefühl, sinnlos in der Gegend herum zu irren und aus lauter Verzweiflung irgendwelchen selbst gebastelten Idolen hinterher zu hetzen...“ Eine Weile herrscht Stille zwischen den beiden, jedoch hat dieses Schweigen nichts Bedrückendes oder Krampfhaftes an sich. >Sie hat sich unglaublich schnell weiter entwickelt; ... und sie tut sich offensichtlich wesentlich leichter damit als ich...<, seufzt Ren innerlich auf. „Das ist eine gute Einstellung.“, sagt er schließlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)