Skin von abranka (DMxHP) ================================================================================ Kapitel 9: IX. I don’t believe I’ll be alright ---------------------------------------------- I don’t believe I’ll be alright I don’t believe I’ll be OK I don’t believe how you’ve thrown me away I do believe you didn’t try I do blame you for every lie When I look in your eyes, I don’t see mine Es war erstaunlich, wie sehr ein Mensch abstumpfen konnte. Ja, es war wirklich erstaunlich. Mit ausdruckslosen grauen Augen sah Draco zu, wie eine Gruppe von knapp einem Dutzend Todesser durch Hillington, einen Stadtteil Londons, tobten. Es war ihm gleich geworden. Der Dunkle Lord hatte ihn angenommen und ihn belohnt, anstatt ihn zu bestrafen, nachdem Snape herausgestellt hatte, dass es Draco gewesen war, der den Todessern den Zugang zu Hogwarts ermöglicht hatte. Er lebte. Und doch war dieser Umstand Draco seltsam gleichgültig. Genauso wie das alles um ihn herum. Gerade wurde ein weiteres Haus in Brand gesteckt und er konnte einige grüne Todesflüche durch die Luft rasen sehen. Es war, als wenn er nicht hier war. Es war, als wenn ihn nichts davon anging. Sein Ich schien sich tief in einem Schneckenhaus zusammengekrümmt zu haben und sich zu weigern, wieder hervorzukommen. Manchmal war er sich nicht sicher, ob er überhaupt noch lebte. Dann ballte er die Fäuste so fest, dass seine Fingernägel in die Haut schnitten und ihm Schmerz und schließlich auch Blut bewiesen, dass er wirklich noch lebendig war. Hin und wieder blickte er auf das dunkle Mal auf seinem Unterarm. Es erschien ihm unwirklich, auch wenn ihm der Schmerz, mit dem es ihm in die Haut gebrannt worden war, nur allzu deutlich im Gedächtnis geblieben war. Einmal mehr waren seine Grenzen überschritten und erweitert worden. Wie viel Schmerz konnte ein Mensch ertragen, ohne wahnsinnig zu werden? Wie viel Schmerz konnte ein Mensch ertragen, ohne dass er den Punkt erreichte, an dem er nichts mehr fühlte? Draco stand vor diesem Punkt. Alles in ihm schrie unter endloser, seelischer und körperlicher Pein auf, doch langsam aber sicher fühlte er nichts mehr. Er stumpfte ab. Er spürte es nur allzu deutlich, wenn er sah, wie die Todesser sich unter seiner Aufsicht austobten. Snape war nach ihrer Rückkehr zum Dunklen Lord dessen rechte Hand geworden. Der ehemalige Zaubertränkelehrer hatte dafür gesorgt, dass Draco wiederum seine rechte Hand geworden war und sich stets in der Nähe des Dunklen Lords aufhielt. Snape sorgte sich um ihn, wie es Draco mit einer gewissen Verblüffung aufgegangen war. Verantwortungsgefühl gegenüber Narzissa Malfoy? Oder lag ihm doch wirklich etwas an Draco selbst? Wenn Draco ehrlich war, dann war es ihm relativ egal. Er war sicher im Auge des Sturms und das behagte ihm nicht. Dennoch nahm er diese Sicherheit an. Welche andere hatte er denn? Bohrend war in ihm, dass nichts mehr so werden würde wie zuvor. Er würde die Sicherheit nicht mehr zurückgewinnen, die er einmal besessen hatte. Seine Welt war aus den Angeln gehoben und zerstört worden. Er selbst hatte sie aus den Angeln gehoben. Nun ging auch die restliche Welt in Flammen auf und er stand auf der Seite desjenigen, der ihren Untergang bewirken würde. Ein Untergang, um daraus seine eigene Terrorherrschaft zu begründen. Draco rann ein Schauer über den Rücken. Ihm gefielen diese Zukunftsaussichten nicht, doch er allein würde sie nicht aufhalten können. Er würde gar nichts tun können. So wie er schon zuvor machtlos gewesen war. Machtlos gegenüber allem. Er war nur froh, dass die Todessermaske keinen Blick auf sein Gesicht erlaubte, denn sonst hätte man den traurigen Blick aus seinen grauen Augen sehen können. Konnte nichts und niemand diese Welt noch retten? Sein Inneres krampfte sich zusammen, als seine Gedanken unwillkürlich zu dem Jungen wanderten, der schon einmal den Dunklen Lord besiegt hatte. Konnte er es noch einmal tun? Konnte Harry Potter noch einmal siegen? Auch unter diesen Bedingungen? Ein Teil von ihm hoffte es. Und ein anderer Teil hoffte, dass er Harry Potter niemals wiedersehen und all diese unsägliche Hoffnung in seinem Innersten endlich begraben können würde. Aber es ging nicht. So kalt und leer er sich auch fühlte, eine kleine Flamme brannte beständig weiter, egal wie oft er auch schon versucht hatte, sie zu löschen. Es ging nicht. Diese dumme, kleine Tier hatte sich unter seiner Haut durchaus lange Zeit still verhalten, doch immer wieder – und natürlich in den unpassendsten Momenten – erinnerte es ihn daran, dass es noch da war. Dass Harry Potter noch da war. Und dann stand er wieder am Rande des Abgrunds und war bereit zu springen. Es wäre alles viel leichter zu ertragen, wenn es nicht wäre. Wenn Harry Potter nicht wäre. Doch so ertappte er sich immer wieder dabei, wie er sich durch die smaragdgrünen Augen des Jungen-der-lebt sah. Er war angewidert von sich selbst. Er war es für das, was er tat. Für das, was er tun würde. Und für das, was er getan hatte. Besonders für letzteres. Der Dunkle Lord mochte über den Tod Dumbledores mehr als nur einfach erfreut gewesen sein – Draco hatte sein Tod geschmerzt. Ausschlaggebend mochte dafür auch gewesen sein, dass Dumbledore ihm im letzten Moment eine goldene Brücke angeboten hatte. Eine Brücke, die Draco nur allzu gerne betreten hätte. Er war bereit gewesen, alles hinter sich zu lassen. Bereit, alles auf eine Karte zu setzen und das Risiko einzugehen. Trotz allem hatte er Dumbledore vertraut, denn es hatte niemals einen Grund gegeben, es nicht zu tun. Er war bereit gewesen, für lange Zeit ein Versteck in Kauf zu nehmen oder als Spion für Dumbledores Orden sein Leben zu riskieren, solange seine Mutter nur in Sicherheit war. Er war dazu bereit gewesen. Das Einzige, was er nicht hätte aushalten können, wäre Potters dauerhafte Präsenz. Das wäre das Einzige gewesen, womit man ihn in die Arme des Dunklen Lords hätte treiben können. Manchmal gab es eine seelische Qual, die größer war als alles andere, was man einem Menschen antun konnte. Ein schmerzhaftes Ziehen auf seinem Unterarm riss ihn aus seinen Gedanken. Der Dunkle Lord wünschte ihn zu sprechen. „Crabbe, Sie übernehmen“, knurrte er dem Vater von Vincent Crabbe zu, dessen Sohn ihm zu Schulzeiten immer als Leibwächter zur Seite gestanden hatte, und der jetzt dort vorne irgendwo in der Hölle aus Feuer unterwegs war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)