Sarcastic Drug von Chrolo (Geteiltes Leid ist halbes Leid) ================================================================================ Kapitel 13: Obstinate Honor / Game-Preparation ---------------------------------------------- 13.Kapitel Es war sehr kalt geworden, ein leichter Nebel zog durch die Straßen Tokyos. Die Tauben waren längst verschwunden und eine kühle Dämmerung erinnerte stark an den kommenden Winter. Die Sonne war sang- und klanglos untergegangen und bewahrte sich ihr strahlendes Licht für den nächsten Tag auf, anstatt einen schönen Sonnenuntergang zu wirken. Nichts erinnerte mehr an den heißen Tag. Die meisten Straßen waren ungewöhnlich ruhig für diese Uhrzeit und man konnte im Stadtpark die Penner reden hören. Es waren relativ viele in Sommer und Herbst, solange es noch warm war. Ein paar Bierflaschen lagen an den Wegrändern und der Müll wurde auch nicht wöchentlich weggeräumt. Um diese Uhrzeit war sehr viel in den Casinos, Bars und Restaurants los. Auch in der Sake-Bar, die Genjo am Nachmnittag auf Makotos Tipp hin angesteuert hatte. Mit einem „Und kommen sie ja nie wieder, sie Penner!“ wurde er just in diesem Moment vor die Tür befördert. Er hatte viel gesoffen und konnte dann nicht bezahlen, hatte außerdem noch eine Schlägerei angezettelt, die in der Bar einige Schäden angerichtet hatte und schlussendlich völlig die Nerven verloren und wild rumgeballert. So betrunken wie er war, hätte er es fast geschafft, einmal nicht absichtlich daneben zu zielen. Zum Glück war sein Ziel aber nicht so dicht wie er und schützte sich im letzten Moment mit einem Teller, der eine ziemliche Delle von Genjos Schuss bekam und direkt gegen den Kopf des Mannes stieß, der ihn vorher hochgerissen hatte. Schließlich war es dann der Barkeeper, der dem Ganzen ein Ende bereitete und noch unglaublich milde gegenüber dem Unruhestifter war und nicht die Polizei alarmierte. „Hrm…!“, brummte der blonde Priester und fasste sich an den Kopf. Er hatte vorher schon Kopfdröhnen, mittlerweile war es so dolle, dass er schon gar nichts mehr spürte. Es fühlte sich wie eine Vollnarkose an und als er sich aufrichtete, fing er sofort an zu schwanken. Da öffnete sich die Tür der Bar und ein Penner ging auf die Straße und schaute ihn grimmig an. „Harharhar, du glaubst also, ich lasse dich einfach so gehen? Du hast auf mich geschossen und wer die Pistole auf mich richtet ist tot!“ Er zückte ein Messer und grinste fies. Genjo registrierte das gar nicht und suchte an einem Laternenpfahl halt. „Harhar, kannst wohl nicht mehr stehen, was? Tja, ich weiß wann es genug ist… nur die Schlauen überleben hier!“ Der vollbärtige Penner lachte laut. Er trug eine zerfledderte Jeans und eine dicke olivgrüne Weste, auf seinem Bauch konnte man Leoparden-Tattoo erkennen. Er schritt mit dem Messer in der Hand auf Genjo zu, seinem debilen Grinsen keinen Abbruch tuend. „Genau! Und deshalb bist du jetzt tot!“, sagte Genjo, drehte sich blitzschnell um und verpasste dem Penner eine Kugel in die Stirn. Der Getroffene kippte mit einem Ächzen um und das Messer fiel ihm aus der Hand. „Nur die Schlauen überleben…!“, sagte der Blonde verachtend. Er konnte wirklich gut spielen, es gab sicherlich Niemanden, der ihn in dieser Situation, nach etlichen Schalen Sake, noch für zurechnungsfähig gehalten hätte. Aber er vertrug sehr viel, was er sich schon in frühen Jahren antrainiert hatte. Nun starrte er das Eingangsschild von der Bar, in der er sich bis eben noch aufgehalten hatte. „Akái inoshíshi“ stand in großen Zeichen auf dem hölzernen Schild. Eine Minute lang schaute er nur auf das Schild und dann wechselte er die Munition seines Colts und wagte es tatsächlich, wieder durch diese Tür zu gehen, durch die er 3 Minuten früher hinausgetreten wurde. Zu dem Zeitpunkt war er tatsächlich kurz weggetreten und ließ sich wegschleifen, doch jetzt war er wieder voll da. Er war nicht mehr in dem Rausch, der ihm fast eine Menge Ärger eingebracht hätte, er war auch nicht benebelt… jeder seiner Gedanken konzentrierte sich voll auf das Hier und Jetzt. „Heeey, wen haben wir denn da? …Er wagt es tatsächlich, hier nochmal zu erscheinen…! Willst du dich jetzt entschuldigen?“, rief einer der Proleten, die sich vorher noch in einer Ecke verkrochen hatten, als Sanzo seinen Colt gezückt hatte. Sofort richtete der Priester seine Waffe auf den Mann. „Unglaublich, wie kann der seine Waffe noch halten?“, murmelte ein Mann neben ihm. „Nicht frech werden, Alter!“, rief der Prolet, auf dessen Kopf Genjos Colt gerichtet war und fletschte die Zähne. „Das ist eine Smith & Wesson… sehr gute Waffe… glaubst du im Ernst, dass du einen Schuss überlebst?“, fragte der Priester herausfordernd. „Äh…“, brachte der Prolet über die Lippen und schaute Genjo blöde an. Keiner im Raum hätte erwartet, dass der Blonde nach dem ganzen Sake noch normal sprechen könnte. „Mach keine Witze! Ich habe Frau und Kind, du kannst mich doch nicht einfach umbringen!“ „Kann ich nicht?“, fragte Genjo süffisant. „Also gut, was willst du haben?“, schrie der Prolet zitternd. „Gib mal deinen Ausweis!“, sagte Genjo. Während der Mann daraufhin seine Hand zu seiner Hosentasche führte, verfolgte Genjo sie mit seinem Colt. Der Mann machte aber keinen Mucken, holte seine Brieftasche heraus, öffnete sie zitternd, nahm seinen Ausweis und warf ihn dem blonden Priester zu, der keine Miene verzog. „Uhu… Steuerberater! …Wer braucht sowas? Wozu gibt es Steuern, wenn ich das Zahlen auch einfach ganz auslassen kann?!“, sagte er spaßhaft. „Okay, du hast sicher Geld! Bezahl den Schaden hier und gib mir das, was übrig bleibt!“ Einen Hauch Ehre hatte er ja, aber das mit dem Rest konnte er sich einfach nicht verkneifen. Zuviel hing doch davon ab… die Sauftour am nächsten Tag zum Beispiel… er wollte nicht nochmal sein Leben für ein bißchen Sake riskieren. Diese Mischung aus Ehre und Egoismus machte ihn unberechenbar. „Ähm gut… wieviel kostet das alles?“, fragte der Steuerberater den Barkeeper, der bei Genjos erneutem Eintreten erst einen Knüppel holen wollte, dann aber doch still hinter der Theke verharrte. Er hatte gedacht, dass der Penner, der gleich nach Genjos Rauswurf ebenfalls die Bar verließ, den Dreck erledigen würde, aber er hatte sich übel verschätzt. Auf der anderen Seite könnte er jetzt den Schaden ersetzt bekommen, also vergaß er die Idee mit dem Knüppel und sagte unsicher „60.000 Yen…? …Keine Ahnung, ungefähr soviel!“ „Gut, du hast den Mann gehört, zackig!“, sagte Genjo und zündete sich nebenbei eine Zigarette an. Ein wenig doof fühlte er sich schon dabei, aber er hielt viel auf seine höchst sonderbaren Prinzipien und hatte außerdem seinen Spaß daran, die Verhaltensweisen anderer Leute in unberechenbaren Situationen zu analysieren. Unglaublich, wie klar ist in seinem Kopf war, als hätte sich der ganze Alkohol in einem Zug abgebaut. „Kann ich jetzt meinen Ausweis zurückhaben?“, fragte der Steuerberater vorsichtig, nach der Geldübergabe. „Von mir aus, Yuzugi Owagara… wieviel Kohle haste denn noch?“ „17200 Yen…!“, log der Steuerberater. Anhand zwei Schüsse, die nur knapp den Kopf des Steuerberaters verfehlten, machte der Priester klar, dass er sich nicht Verarschen ließ. Yuzugi hatte kurz nach unten geschaut, als er nach der Summe gefragt wurde und hat die Zahl dann ganz schnell und klar aufgesagt. Für Genjo ein Indiz für Betrug. In dem fall nicht zu Unrecht… „Also gut, 117200 Yen…!“, meinte Yuzugi mürrisch. Die restlichen Anwesenden in der Kneipe schauten abwechselnd zu dem blonden Priester und dem zitterndem Steuerberater und waren ganz still. Nachdem Genjo das Geld in der rechten Hand hatte und ein fesches Grinsen aufgesetzt hatte, verließ er den Laden pfeifend und stimmte dann „The last song“ von Gackt an. Er erntete noch ein paar mürrische Blicke und dann fiel die Eingangstür des „Akái inoshíshi“ zu und der Priester war wieder im mittlerweile nachtblauen Japan. Er hatte unbemerkt noch einen Beutel mit weißem Pulver aus der Manteltasche eines Gastes mitgehen lassen und freute sich schon auf dessen Genuss. Der Alkohol hatte irgendwie nicht die gewünschte Wirkung gezeigt, also musste er es mit härteren Drogen versuchen, unwissend, was sich hinter dem Pulver verbarg. Der Tag des Duells stand an. Das Team AAA fand sich schon um 11 Uhr am Kampfplatz ein und checkte das Gebäude ab. Zu diesem Zeitpunkt durfte das gegnerische Team den Standort eigentlich noch gar nicht kennen, aber Junichi hatte sich ja erfolgreich in die Bus Game-Zentrale eingehackt. Diese Zentrale gab es erst seit knapp einem Jahr, war also absolutes Neuland für Nobuto und Toki. Vorher hatten die Firmenchefs die Standorte bestimmt, aber irgendwann hatten sich die Firmenchefs über einen zu großen Vorteil von Team Home beschwert. „Fürchte es wird nicht leicht!“, sagte Nobuto zu seinem violettharrigen Kumpanen, der nach langer Zeit mal wieder seinen Cowboy-Hut trug und im rechten Ohr einen Kopfhörer hatte, über den er L’arc en ciel hörte, mit deren Musik er seinen ganzen MP3-Player vollgestopft hatte. Ansonsten hörte er eher europäische Musik, meist Trash oder Death-Metal, manchmal aber auch Melancholic, wenn er depressiv war. „Nein, wir müssen verdammt aufpassen!“, stimmte er Nobutos Befürchtung zu. Eigentlich war das schon vorher klar, aber es wollte noch einmal erwähnt werden, vor allem, um Tokitoh auf das ernste Match einzustimmen, welcher nicht gerade angespannt wirkte. „Hey, nimmst du das hier nicht ernst?“, herrschte Nobuto ihn an und piekste ihn in die Seite. „Doch, na klar… ich bin bereit!“, ließ der andere Schwarzhaarige verlauten und ballte die Hände zu Fäusten. An der rechten Hand trug er wie immer seinen schwarzen Handschuh. „Ich denke wir sollten ein paar Fallen stellen… nur zur Sicherheit!“, meinte Nobuto. „Das kommt aber früh…!“, bemerkte Toki grummelnd, der die Organisation seinem Kumpel überlassen hatte. „Ha, kein Problem, ich habe alles dabei! Sprengfallen, Drähte und sogar Überwachungskameras! Ich denke die könnten wir zur Spionage brauchen!“ „Hmm, für Kazuo wären die gerade richtig gewesen, aber wer von uns soll denn die Räume hier überwachen?“, fragte Toki kritisierend. „Keine Ahnung! Der Kleine vielleicht…?!“ „Hey, ich will kämpfen!“, mischte sich der Gemeinte ein und schaute Nobuto grimmig an, der aber wirklich einen Kopf größer als er war. „Sachte… unüberlegtes Handeln kann uns den Sieg kosten!“, ermahnte Toki ihn. „Erstmal sollten wir die Fallen verlegen, dann sehen wir weiter…!“, sagte Nobuto und erbat die Aufmerksamkeit seiner beiden Teamkollegen. „Also, Tokitoh, du legst die Sprengfallen an strategisch kluge Punkte, ich verlasse mich auf dich! Toki, du spannst die Drähte für Stolperfallen! Aber wir sollten natürlich alle wissen, wo sich diese dann befinden, also skizziere die Standorte am besten! Und ich mache mich an die Befestigung der Videokameras, ich habe volle 5 organisieren können! Als Zentrale benutzen wir diesen Raum hier!“ Gemeint war der hinterste Raum ganz oben, der auch zum Dach führte, was von außen aber höchstens mit dem Hubschrauber zu erreichen wäre. Makoto, Kenwyne und Junichi saßen in einem Café und warteten ab, bis die offizielle Nachricht mit dem Standort eintrudelte. Junichi hatte seinen Laptop dabei und starrte gebannt auf sein Postfach. Kenwyne saß gelangweilt da und nippte an seinem Cocktail, Makoto war förmlich abwesend, seine Gedanken drehten sich um alles Andere, als um das Spiel; um Tokitoh zum Beispiel, den er schon zwei Tage nicht gesehen hatte. Sie kannten den Standort des Games jedenfalls und warteten sehnsüchtig auf den Startschuss. Sobald die Message eintrudelt, beginnt das Spiel, aber der Standort selbst darf erst eine halbe Stunde später betreten werden, also beginnt das Spiel streng genommen erst ab dann. Junichi wartete jetzt auf die nächste volle Zahl, 12:30 Uhr… „Ach ja, habe noch zwei Krabbelminen bei Bodo klar machen können!“, bemerkte Kenwyne gelangweilt zu seinem Boss. „Kannste von mir aus haben, ich komm’ schon klar!“ „Sehr schön, die helfen sicher…!“, lobte Junichi den Jamaicaner, der für ihn schon immer ‚Mr.Zuverlässig’ im Team war. „Tja, jetzt, wo du selbst ran musst… gehst du kein Risiko ein, was?!“, stichelte der Schwarze. „So kurz vor dem Triumph gehe ich natürlich auf Nummer ‚sicher’! …Ah, da ist die Message! Wir können langsam starten…!“ Makoto registrierte das nicht und musste erst Kenwynes funkelnde Augen vor die Nase gehalten kriegen, um sich aufzubewegen. Junichi hatte extra ein Restaurant ausgewählt, was eine knappe halbe Stunde vom Austragungsort entfernt war, damit es auch nicht den Eindruck machte, dass sie den Ort bereits kennen würden. Sicher hätte es auch Zufall sein können, aber Junichi ließ es nicht darauf ankommen und außerdem war das nettái-kongo Kenwynes Lieblingsrestaurant, weil die Cocktail-Auswahl so groß war und er seinen hyo nirgendwo anders bekam. „Wo ist Anna eigentlich?“, fragte Makoto beiläufig, während sie das Restaurant verließen. Sie war morgens früh von Beiji und zwei anderen Söldnern aus dem Stützpunkt von ‚Black Sheep’ geführt worden, Makoto war da noch fest am schlafen, hatte aber bis zu diesem Zeitpunkt nicht nach ihr gefragt. Manchmal schien es, als wäre sie ihm egal und dann machte er sich scheinbar wieder Sorgen um sie. Seine Gedankenwelt war ein Rätsel für Jedermann. „In Sicherheit!“, meinte Junichi, sich eine Zigarette anzündend. Er rauchte wenig, aber vor wichtigen Dingen nahm er gerne mal eine zur Beruhigung. Innere Ruhe war sehr wichtig für ihn. Nach einem 25-minütigen Marsch waren sie dann da. Sie stellten sich vor das Haus bei der Ringo Tori 68, welches Kenwyne schon mit Kojiro durchgenommen hatte und schauten sich gegenseitig an, selbst Makoto nahm erstmals ernsthafte Notiz von seinen Kameraden. „Ob sie meine Fallen gefunden haben? …Wir können uns nicht drauf verlassen!“, sagte Kenwyne, ehe Junichi das Startzeichen gab und die drei Kerle ihre Blicke auf das baufällige Haus wendeten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)