Sarcastic Drug von Chrolo (Geteiltes Leid ist halbes Leid) ================================================================================ Kapitel 4: Launderette-Terror / Risky Invitation ------------------------------------------------ 4. Kapitel Es war ein finsterer Oktober-Nachmittag, an dem die Wolken ziemlich tief schwebten und alles mit einem trüben grauen Schleier bedeckten. Die rotbraunen Blätter der zahlreichen Laubbäume breiteten sich auf den Straßen Yokohamas aus und die Luft war feucht und schwül. Es war angenehm warm für einen Tag im Spätherbst und einige Vögel saßen noch auf den immer kahler werdenden Bäumen und zwitscherten frohen Mutes ihre Lieder. Leichte Dunstschwaden bedeckten die Wiesen, die langsam an Grün verloren und jagten die Kriechtiere zurück unter die Erde. Wenn man sich dieses Ambiente aufmerksam ansah, verlor man jegliche Wärme im Herzen, so blass kamen die Viertel Yokohamas an diesem Tag rüber. Selbst die Vögel sahen ein, dass es an diesem Tag nichts zu fressen gab, da sich die Insekten längst in tiefere Ebenen abgesetzt hatten. Es war recht wenig los auf den Straßen; selbst die Dealer waren nicht so zahlreich vertreten, wie an den anderen Nachmittagen. Aber in einem Waschsalon in der Stadtmitte stritten sich drei sonderbare Gesellen lauthals um einen Stuhl; Ein blonder Priester in Boxer-Shorts mit violetten Triefaugen und derbem Mundgeruch, ein Knasti, der ehemalig Vize-Chef eines Drogen-Clans war und dessen braune Haare schon leicht am schimmeln zu sein schienen und ein naiver Typ, der immerzu einen schwarzen Handschuh trug und sein Gedächtnis verloren hatte. „Es hackt wohl, ich habe den Stuhl zuerst gesehen!“, meinte Jakuro. „Aber ich bin ein Sanzo, ich habe Vorrecht!“, erwiderte Genjo. „Pass du lieber auf, dass deine Wäsche nicht knittrig wird!“, keifte der Braunhaarige zurück. „Ich nehme mir dann den Stuhl…!“, meinte Tokitoh. „NEIN!“, schrien die anderen Beiden. Und so entstand ein handfestes Gerangel. Makoto saß vergnügt daneben und rauchte eine seiner Zigaretten von Pourret. Er hatte seinen Stuhl und irgendwie machte ihm den auch Niemand streitig. Wörter wie Schweinepriester, Knasti und Riesenbaby waren jedenfalls noch sehr harmlos. Nachdem Genjo in typischer Genjo-Sanzo-Manier seine Knarre hervor geholt hatte, die er sich zuvor in die Boxer-Shorts geklemmt hatte, ging es richtig los. Schlussendlich wurde dann erstmal ein Außenstehender verletzt, bevor die drei Streithähne zur Vernunft kamen; ein bebrillter Twen, der eine Computer-Festplatte in der Hand hatte und unsanft einen halbnackten Priester abkriegte, der ihm zu allem Überfluss auch noch die Festplatte aus der Hand fegte. „Ich mach dich kalt!“, schrie Genjo zu Jakuro, der ihn weggeschubst hatte. Er wollte gerade wieder seinen Colt ziehen, aber den hatte Tokitoh irgendwie in die Hände bekommen. Dann bemerkte Sanzo hinter sich den Computer-Fritzen und schaltete einen Gang runter. „Hey, steh auf, schlafen kannste woanders!“ Der Mann stand auf und sammelte seine Festplatte ein, die anscheinend nicht beschadet war. „Nimm die nicht ernst, die haben nur schlechte Laune!“, rief Makoto ihm zu. „Kein Problem, ich kenne eine Menge schwieriger Typen!“, sagte der Mann. „Ich werd dir helfen!“, brüllte Genjo ihn an und ballte die Fäuste, aber Tokitoh warf ihm just in dem Moment seine Pistole an den Kopf, sodass er wieder abgelenkt war und Tokitoh durch den Waschsalon jagte. Der Mann ging zu Makoto, der immernoch gelassen auf seinem Stuhl saß und eine rauchte. „Hmm?“ „Kazuo Saito mein Name! Sie haben eine starke Ausstrahlung!“, sagte der Mann. Er war sehr direkt und sagte einem immer ins Gesicht, was er gerade dachte. „Angenehm, Makoto Kubota!“, erwiderte Makoto. Jakuro setzte sich derweil auf den freien Stuhl, da Genjo und Tokitoh miteinander beschäftigt waren. „Gehören die zu ihnen?“, fragte Kazuo. „Nur der mit den schwarzen Haaren! ...Und was machen sie hier in einem Waschsalon? Sie sehen nicht so aus, als würden sie ihre Wäsche waschen wollen…!“ „Der Besitzer dieses Ladens, Gondo, hat seine Festplatte bei mir zur Reperatur gegeben. Zum Glück ist deren Hülle aus Hartstahl, sonst wäre sie jetzt wohl hin…!“ „Sie sind Computer-Mechaniker?“ „Nein, ich bin zwar mit der Technik vertraut, aber ich bin der alleinige Inhaber der Saito-ABG!“ „Interessant… das hieß früher Elektro-Saito, oder? Dort habe ich auch mal etwas reparieren lassen. Meinen alten Toaster…!“ „Meinst du dieses Gerät, was wir mal als Sockentrockner benutzt haben?“, fragte Tokitoh im Vorbeilaufen, den Priester in den Hacken. „Ah? Das muss schon länger her sein, seit geraumer Zeit kümmern wir uns nur noch ausschließlich um Computeraccessoires!“ „Ist schon länger her, zehn Jahre bestimmt…!“ „Wie? Und sie erinnern sich noch daran? Sie haben ja ein gutes Gedächtnis!“ „Sie nicht?“ Kazuo fand Makoto sehr interessant. Er war ihm immer einen Schritt vorraus. Aber das kannte er schon von Toki Mishiba, seinem Kumpel beim Bus Gaming. Kazuo war schlau, aber er traf immer wieder ungewöhnliche Personen, die ihm Einiges vorraus hatten. „Doch, doch…!“ Genjo hatte Tokitoh währenddessen eingefangen und hockte mit einem finsteren Grinsen auf seinem Brustkorb. Aber plötzlich riss seine Boxershorts und er ließ von Tokitoh ab. „Ich fand das Muster sowieso grässlich!“, sagte Jakuro, der sich die Situation genüsslich von dem Stuhl aus anschaute und sich ein fettes Grinsen nicht verkneifen konnte. Sanzo rannte erstmal in eine Umkleidekabine und Tokitoh rappelte sich lachend auf. Er hatte lang nicht mehr so gelacht und vergaß für einen Moment den Grund, warum er hier war. Er wollte ja Informationen über Drogen… je eher, desto besser, Zeit ist Geld. „Heilige Allotria, was geht denn hier ab? Was soll denn der Lärm?“, brüllte plötzlich ein dicker Mann durch den Raum, welcher aus einer Tür gekommen war, über der in großen Buchstaben BÜRO stand. Er schaute sich um und sah einen auf dem Boden liegenden Tokitoh, einen hinter einer Kabinen-Gardine verschwindenden Sanzo und einen rauchenden Makoto. „Hmm, das ist der Chef, ich werde dann mal…!“, sagte Kazuo Saito und ging mit der Festplatte unterm Arm zu dem dicken Mann. Dieser machte gerade Anstalten wegen des Rauchverbots. Aber als ihn Makoto ernst anstarrte, flüchtete er in sein Büro und bat Kazuo, reinzukommen und die Tür schnell zu schließen. „Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie bin ich froh, euch getroffen zu haben!“, meinte Jakuro zu Makoto. Der schaute ihn beträchtlich an und nahm einen kräftigen Zug aus seiner Zigarette, die er daraufhin in einem Aschenbecher ausdrückte, der auf einem Tisch unweit seines Stuhls stand. „Wieso stellt er hier einen Aschenbecher hin, wenn man nicht rauchen darf?“, fragte Makoto sich. Jakuro war nicht überrascht über Makotos scheinbare Ignoranz, er wusste, dass sein Gegenüber nicht mehr sagte, als er für angebracht hielt. Dann hörte man ein lautes Piepen und Genjo stürmte aus seiner Kabine hervor, die Stoffreste seiner Boxer-Shorts vor seine Genitalien haltend, und hockte sich vor die Waschmaschine. Er entnahm ihr fix seine Jeans und zog sie so schnell an, dass ihm keiner etwas abgucken konnte. Makoto interessierten seine Weichteile ohnehin nicht und Jakuro war zu sehr mit Makoto beschäftigt, als dass er Genjo einen Blick zuwerfen würde. Nur Tokitoh beobachtete ihn und konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen; „Ohne Unterwäsche? Ist das so Brauch, bei euch Priestern?“ Als Genjo sich seine saubere Robe übergestreift hatte, wetzte er gleich wieder hinter Tokitoh her, seine Pistole drohend in der Hand. Nach einer Weile kam Kazuo wieder aus dem Büro und hatte statt der Festplatte ein paar hübsche Yen-Noten in der Hand. „Wieso führst du die Hausbesuche eigentlich selbst durch?“, fragte ihn Makoto. „Hmm… ich habe ja sonst nichts zu tun… und was macht ihr, wenn ich fragen darf?“ „Ich will ein bestimmtes Gebäude in die Luft jagen und warte nur darauf, dass er mir sagt, wo es ist!“, sagte Jakuro sehr direkt, den rechten Zeigefinger auf Makoto haltend. Der Braunhaarige lächelte vergnügt. „Wir suchen Anhaltspunkte über eine gewisse Droge!“, meinte Makoto und schaute kurz zu Tokitoh rüber, der immer noch vor Sanzo floh. „Drogen? Da geht mein persönlicher Gusto gegen Null!“, sagte Kazuo, sich seines Grinsens entledigend. Makoto schaute ihn scharf an. Einen Moment lang herrschte Stille. „Hey, wir sollten langsam mal wieder an die frische Luft!“, meinte Jakuro schließlich, auf seine ziemlich alt aussehende Uhr schauend. Die Uhr hatte er von einem Sandkasten-Freund geschenkt bekommen, er hatte sie nach der Freilassung aus dem Gefängnis zurück gekriegt und hütete sie wie einen Schatz. „Wenn ihr wollt, könnt ihr auch zu mir kommen! Ich habe vielleicht ganz nützliche Infos für euch, in der Beschaffung von Daten bin ich Profi! Was meint ihr?“ „Ich warne dich, der Priester macht ganz schön Ärger…!“, entgegnete Jakuro. „Kein Problem, ich habe tatkräftiges Personal!“ Jakuro konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Aber wieso lädst du uns einfach so ein? Etwas verwunderlich…!“ Kazuo hatte keine wirklichen Freunde und lernte gerne neue Leute kennen. Und diese Vier waren höchst interessant… „Wir nehmen an!“, sagte Makoto und putzte vorsichtig seine Brillengläser. Genjo hatte es endlich aufgegeben, Tokitoh zu jagen. Sie wandten sich nun beide Kazuo zu, dessen Vorschlag sie während ihrer Jagd nur akustisch mitgekriegt hatten. „Okay, dann kommt mit, wir essen zeitig!“, sagte Kazuo erfreut. „Hast du ein paar Klamotten für den Priester?“, fragte Tokitoh, der an diesem Tag ziemlich aufgelöst und locker war, was ziemlich untypisch für ihn war. „Er bräuchte dringend Unterwäsche!“ Sanzo ging seltsamerweise nicht drauf ein und steckte sogar seine Pistole weg, was allerdings daran lag, dass er keine Munition mehr hatte. So folgten sie also Kazuo durch die relativ leeren Straßen Yokohamas, bis sie vor einem mächtigen Gebäude standen, wo dick und fett SAITO ABG drauf stand. „Hmm, nicht schlecht, in dem Alter schon Besitzer von so einem Stahlkarton…!“, meinte Jakuro beeindruckt. „Hmm, da haben sie doch sicherlich ein paar Zigaretten für einen armen Kerl wie mich übrig, der zwei Jahre hinter Gittern war, oder?“ „Drogen sind nicht gut!“, meinte Kazuo und lächelte Jakuro an. Makoto musste ein wenig grinsen. Er rauchte ja selber, aber ihm hatte es Niemand versucht, abzugewöhnen. Aber er machte sowieso, was er wollte. Und das war selten gewöhnlich. Welcher andere Typ hätte beispielsweise einen halbtoten Kerl von der Straße aufgelesen und mit zu sich nach Hause genommen…? „Und wir dürfen hier übernachten? Einfach so?“, fragte Tokitoh. „Sicher, ich habe immer gerne Gäste! Heute Abend ist Buffet, sie sind herzlich eingeladen!“ „Buffet klingt gut…!“, meinte Jakuro. „Yakisoba mit Peyang-Soße, mein Leibgericht… Okonomiyaki… Oshiruko, dazu Dango… und eine große Auswahl an Desserts! Wir haben sogar Kalville aus Frankreich, die sind äußerst schmackhaft!“ „Das hört sich doch gut an! Ich liebe Okonomiyaki!“, sagte Jakuro und ballte die Fäuste vor dem Gesicht, was seine Vorfreude auf das bevorstehende Mal ausdrückte. „Das kann sich doch sehen lassen…!“, meinte Makoto. „So, da ist der Eingang für Gäste, die übernachten! Ich nehme an, sie werden meine Einladung nicht ausschlagen! …Sind zwei Zweibettzimmer, ihr müsst euch absprechen!“ „Ich geh mit dir, Kubo-Chan!“, sagte Tokitoh sofort, die Übernachtung als Selbstverständlich ansehend. „Was? Ich penn doch nicht neben dem dummen Priester!?“, rief Jakuro, dessen Gesicht schon bei dem Gedanken daran etwas blass wurde. Genjo ging die ganze Zeit nebenher und murmelte irgendein Gebet, weshalb er das überhörte. „Neben ihm nicht, die Betten sind weit genug entfernt, um Doktorspielchen zu vermeiden!“, meinte Kazuo und lachte vergnügt. Jakuro war eingeschnappt, aber er durfte aufatmen, als Makoto spontan und für Tokitoh höchst unerwartet, sagte: „Nein, ich werde mit Genjo gehen! Immerhin ist er ein Sanzo, das wird bestimmt sehr interessant…!“ Tokitoh schaute ihn betroffen an, aber Makoto lächelte nur. Dann gingen die fünf Kerle durch die große Stahltür und dann nach links, in einen großen Saal, der gut beleuchtet war. Der Abend verlief relativ ruhig. Im großen Essenssaal der Saito ABG herrschten gute Tischsitten und alle Mitesser zeigten sich von ihrer besten Seite. Außer ein verschrobener Priester, der sich permanent mit alkoholischen Getränken zudröhnte und jeglichen Sinn für Anstand verlor. Selbst Jakuro hielt sich zurück, aber Genjo haute mächtig auf den Putz. „Harhar, noch mehr Sake!“, brüllte er so laut, dass ihn die Angestellten am Nebentisch schon mürrisch anschauten. Kazuo war gerade in einem Gespräch und kriegte das nicht so ganz mit. „Hey du Judaspriester, wie wär’s mal mit Wasser? Gesund und bekömmlich!“, meinte Tokitoh angenervt zu dem betrunkenen Priester, der neben ihm saß und laut durch den Saal grölte. „Hmm, eigentlich wollte ich heute abend etwas mit ihm bereden, aber so wie er aussieht, macht der’s wohl nicht mehr lange…!“, bemerkte Makoto, hielt Genjo aber nicht davon ab, sich die Pulle Sake zu schnappen und dann direkt aus der Flasche zu trinken.. Kazuo musste ausbaden, was er verbrochen hatte; Einen Genjo Sanzo einzuladen, war ein ziemlich hohes Risiko… „Höhöhö, wo sind die Mädels?“, rief Genjo plötzlich laut durch den Raum. Kazuo bemerkte ihn jetzt und schob ihn kurz darauf, mit Jakuros Hilfe, die Treppe runter, in den Keller, wo er erst einmal ausnüchtern sollte. Makoto hatte sich währenddessen einen Kalville gegriffen und wandte sich nun Tokitoh zu, der ihm an die Schulter getippt hatte und flüsterte: „Siehst du den Typen da hinten? Der ist verdächtig! Der starrt uns schon die ganze Zeit an!“ „Habe ich bemerkt…!“ „Meinst du, der ist vom Tojo-Clan? Schließlich steht dieses Gebäude in dessen Region…!“ „Kann schon sein…!“, antwortete Makoto und wandte sich wieder seinem Apfel zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)