Zwei Gesichter von Manu-chi ================================================================================ Kapitel 4: Frei wie ein Vogel und mit nur einer Melodie ------------------------------------------------------- Kapitel 4 Kou hingegen ging schnellen Schrittes durch die Straßen. Egal wohin, Hauptsache nur weg, dachte er und fing an zu laufen. Er bog ab rannte durch eine Gasse, lief gerade aus bei der Abzweigung und blieb nach einem Kurzstreckenlauf schnaufend stehen. Vor ihm lag eine große Parkanlage, die in geradezu einzuladen schien, sich hier zu verschanzen. Etwas langsamer ging er nun über die dort angelegten Kieswege, um sich einen Platz zum Verstecken und Entspannen zu suchen. Als er schließlich gesuchtes Objekt, nämlich einen riesigen Ginkobaum, gefunden hatte, kletterte er mit flinken und blitzschnellen Bewegungen auf einen der dicken Äste, die durch das dichte Blätterdach verdeckt wurden. Dort lehnte er sich an den Stamm des Riesen, atmete einmal tief durch und schaute sich um. Ja, hier würde er sein neues, geheimes, nur für ihn gedachtes Plätzchen einrichten. In seiner Heimat hatte er auch einen solchen Platz, ebenfalls ein Uralter Baum, der bei der Geburt von einem seiner Vorfahren gepflanzt worden war, gehabt. Dort hatte er sich auch immer zurückgezogen, wenn er mal depressiv oder einfach nur fertig war. Der Baum gab ihm Ruhe und inneres Gleichgewicht zurück. Dieser Baum war dem anderen zwar nicht ähnlich, doch er hatte die Gleiche beschwichtigende Wirkung auf ihn. Leicht schien das Licht durch die Blätter und ließ diese wundervoll magisch golden glänzen. Auch ein Vogel, der auf einem der zahlreichen Äste saß, trällerte ein fröhliches Lied vor sich hin, welches Kou ein sanftes Lächeln entlockte. Ja, sogar jetzt schon fühlte er sich besser als vorher, ausgeglichener und ruhiger. Ein leises, kaum hörbares seufzen entrang seiner Kehle, ließ ihn wieder in seine Gedankenwelt abdriften. Diese Welt wurde seid Jahren nur von großem Leid, Hass, Selbstmitleid und Trauer erfüllt, doch es gab immer eine rettende Hand, die ihn aus der tiefsten Finsternis wieder ins Licht zog. Damals, vor vier Jahren, nach der Sache mit Ryuichi, hatte es nur eine Person gegeben, der er sich anvertraute und die ihn wieder aus der bodenlosen Dunkelheit zog, in die er sich selbst verkrochen hatte. Ja, damals war er wirklich knapp davor gewesen, sich umzubringen. Nicht nur wegen diesem Bastard, nein auch wegen der anderen Sache, die er immer noch mit sich herum trug. Wieder ein Seufzen. Diese Person hatte er aber schon über drei Jahre nicht mehr gesehen, da er und seine Familie weggezogen waren. Leider wusste er nicht wohin, sonst hätte er ihm ja einen Brief geschrieben, aber da er ja wusste, dass dieser es gehasst hatte, Briefe zu schreiben, wurde daraus sowieso nichts. Zwar hatte er seine Handynummer und am Anfang hatten sie auch noch oft telefoniert, aber das wurde mit der Zeit immer weniger und dann war da eine neue Handynummer, die er ihm nie geschickt hatte. Früher hatte er sich oft gefragt, ob er es nicht wert war, seine neue Nummer zu bekommen und weiter sein Freund zu bleiben, aber dann hatte er es irgendwann mal einfach aufgegeben. Langsam, wie in Zeitlupe hob er seinen Kopf und blickte in das vom Licht erhellte Blätterdach. Heute war so ein Tag, an dem er ihn hätte brauchen können. Jemandem, mit dem man reden konnte und der wusste, wie es einem ging und welche Schmerzen damit verbunden waren. Er war es nämlich gewesen, der ihn nach Ryuichis ‚Liebesbeweis’, wie er es selbst gerne nannte, gefunden und aufgepäppelt hatte. Seine Aufmerksamkeit wurde plötzlich auf etwas anderes gelenkt, denn ein kleiner Vogel war auf einem Ast neben ihm gelandet und fixierte ihn mit skeptischem Blick. Dies entlockte Kou nur ein sanftes und amüsiertes Lächeln. Leicht hob er die Hand und streckte den Zeigefinger aus, um dem kleinen Wesen einen Platz anzubieten. Der Vogel beäugte die Sache erst misstrauisch, entschloss sich aber dann, das Angebot anzunehmen. Er ließ sich auf Kou’s Finger nieder und pickte sanft in die blasse Haut. Kou entlockte dies ein erfreutes, glockenhelles Kichern. „Na du?“, sagte er sanft und strich dem kleinen Piepmatz mit der anderen Hand sanft über das Köpfchen, was dieser fröhlich zwitschernd tolerierte. Kou lächelte abermals sanft und ließ die Hand samt Vogel langsam auf seinen Schoß sinken. Er betrachtete weiterhin den kleinen Vogel, der fröhlich zu einem Lied anstimmte. Ach ja, wo war er gerade gewesen? Genau, bei dem Rettungsseil. Doch wie es schien, war jetzt an die Stelle seines, damals besten Freundes, ein anderer getreten. Es war ihm erst heute bewusst geworden, dass dieser Mensch seine erneute Rettung bedeuten könnte. Kai hatte sich um ihn gesorgt, auch wenn er das nur mit Blicken ausdrücken konnte und nicht mit Worten. Er wollte ihm helfen, doch er war einfach abgehauen, weil er sich vor seiner Berührung gefürchtet hatte. Seid Ryuichi zuckte er bei jeder Berührung zusammen, auch wenn es nur sein Vater war. Dieser Bastard hatte ihn so geprägt, dass ihm jeder Windhauch schon einen unangenehmen Schauer den Rücken runterjagte. Oh, wie er diesen Kerl doch dafür verfluchte. Er hasste ihn für jede Berührung zu viel, jedes verlogene Wort, sein ganzes Sein verfluchte er. Wenn Ryuichi ihm noch einmal über den Weg laufen würde, dann würde er ihm entweder die Fresse polieren oder, was er eher glaubte, sich wirklich umbringen. Seid diesen vier Jahren hatte er ihn nicht mehr gesehen und Gott, er war so dermaßen dankbar dafür, dass er diesen, wenn es ihn wirklich gibt, am liebsten geküsst hätte, aber zurück zur Realität. Er sollte sich wirklich bei seinem Bruder entschuldigen, auch wenn er ihm nicht erklären kann, woher er dieses Anti-Berührungssyndrom hatte, denn von diesem Mannsbild wollte er ihm keinesfalls erzählen, aber eine Entschuldigung war fällig. Nun fiel sein Blick wieder auf seine Umgebung, wo sich mittlerweile eine ganze Menge an Vögeln versammelt hatte und einige davon auf seinen Füßen platz genommen hatten und ungehemmt zwitscherten. Hie und da ziepte einer an seinem Mantel, doch das störte ihn nicht wirklich. Hätte er etwas dabei gehabt, hätte er sie gefüttert, doch das schrieb er sich geistlich auf einen Notizzettel, fürs nächste Mal, wenn er wieder her kam und das würde bestimmt bald sein. Eine leichte Brise ließ seine Haare durch die Luft wirbeln und die Blätter leise rascheln. Dieser Ort war wirklich einmalig, nichts hatte ihn bis jetzt so in den Bann gezogen wie dieser Baum mit seinen unglaublich vielen wunderschönen Fassetten. Nein, Moment! Es gab sehr wohl etwas, dass eine noch größere Wirkung auf ihn hatte, als dieses grün der Blätter und das glänzende Gold des Lichts, nämlich ein kristallblaues, mit dunklen Schattierungen versehenes Augenpaar, dass seinem Bruder gehörte. Mein Gott, der hatte vielleicht atemberaubend schöne Augen. Das Blau des Meeres und dennoch, die Schattierungen erinnerten ihn an einen Edelstein. Wie hieß der noch gleich? Ah ja, die dunklen Einsprenglinge hatten die Farbe eines Obsidian gemischt mit dem Blau eines Lapislazuli. Die Farben kombiniert wie Licht und Schatten, doch von so gigantischer Ausstrahlungskraft, dass es einem einen Schauer den Rücken runterjagte. Doch das Mysteriöseste an diesen Augen ist, dass sie so verschlossen sind wie eine Eisentür. Eine Eisentür zur Gruft der Gefühle dieses Jungen. Kou schloss die Augen und lauschte dem Gezwitscher der Vögel. Kai war so ungewöhnlich, mysteriös und trotzdem war er hübsch. Diese dunkelblonden, glänzenden Haare, dieser schlanke, muskulöse Körper und diese Augen. Diese faszinierende Mischung, kristallblau. Wenn er jetzt auch noch eine Stimme hätte, wäre er einfach der perfekte Mann. Seine Stimme müsste tief und rau sein, dennoch nicht zu rau, sonst könnte es sein, dass man ihn beim Reden nicht gut versteht. Er hatte mal einen Kunden, bei dem war es so. Wenn er dann auch noch seinen Namen sagen würde, wäre er… Ja was wäre er? Glücklich? Nachdenklich schaute er sich um. Ja, vielleicht wäre er glücklich. Aber wäre das nicht jeder, wenn sein Bruder auf einmal seine Stimme wieder finden würde? Wahrscheinlich. Irgendwie hatte er jetzt große Lust auf Musik, natürlich selbst gespielt. Was ja keiner wusste war, dass er für sein Leben gerne ein selbst komponiertes Stück auf dem Klavier spielte. Es hatte sogar mal eine Zeit gegeben, in der er in der Schule, wenns mal wieder Langweilig war, in ein kleines Büchlein Lieder hineingeschrieben hatte, die ihm, je nach Laune, einfielen. Davon gab es natürlich auch ein Lieblingsstück. Langsam richtete er sich auf und streckte sich, sodass einige der Vögel wegflogen und es sich auf benachbarten Ästen gemütlich machten. Sein Freund früher, hatte immer mit ihm zusammen gespielt. Der war ja sogar mal in der Schulband gewesen. Klasse Spieler, muss man ihm lassen, aber mittlerweile konnte er ebenso gut spielen wie er, mit dem kleinen Unterschied, dass er sich das alles selbst beigebracht hatte. Wer hätte es ihm denn auch gelernt? Seinen Vater wollte er nicht belästigen, da der selbst genug Stress hatte und er ihm nicht noch eine weiter Bürde auf den Hals hetzen wollte, überhaupt wegen dem Geld. Kou drehte sich ein Stück, sodass seine Füße nun vom Ast baumelten. Ja, dieser Platz hier würde zukünftig seine Zuflucht werden, wenn es ihm im normalen Leben mal wieder, kurz: scheiße ging. Er fühlte sich wie neu geboren und lächelte deshalb selig. Galant sprang er vom Baum und landete leichtfüßig auf den Beinen. Mit einer eleganten Bewegung richtete er seinen Mantel und ging vor sich hinlächelnd Richtung Straße. Neugierig schaute er sich die Auslagen der Geschäfte an. Kleidung, Schmuck und kleine Mitbringsel für die Touristen waren in Vitrinen und Auslagen zu sehen. Doch dann fiel sein Blick auf einen weiteren Laden auf der gegenüberliegenden Straßenseite und er blieb stehen. Ein Lächeln, das jeden Eisberg hätte schmelzen können, erschien auf seinem Gesicht. Er setzte sich in Bewegung, überquerte die Straße und trat an den Laden heran, in dessen Auslage einige Gitarren hangen und unter anderem, ein Stück weiter hinten, ein großer Flügel stand, der geradezu danach rief, benutzt zu werden. Der Bursche öffnete die Ladentür, die mit einem Klingeln aufging und betrat den Raum. Noch einmal sah er sich um, bevor er schnurstracks auf den Flügel zusteuerte. Doch bevor er sich setzten konnte, kam ein Verkäufer herangeeilt und fragte nach seinen Wünschen. „Wie kann ich Ihnen helfen junger Mann?“, fragte der etwas ältere Herr freundlich. „Liegt es im Bereich des Möglichen, dass ich diesen Flügel kurz teste?“, fragte Kou ebenfalls in einem sehr höflichen Ton. „Aber natürlich! Setzen Sie sich doch!“, antwortete der Mann lächelnd und bedeutete ihm, sich hinzusetzen. Ganz langsam und vorsichtig ließ er sich auf den kleinen Stuhl fallen und strich einmal ehrfürchtig über das lackierte, glänzende Holz. Anschließend öffnete er den Deckel und besah sich der Tasten, bevor er seine Finger aufsetzte. Er begann langsam eine Melodie zu spielen, wobei er die Augen schloss und nur auf die Klänge dieses einmaligen Instruments hörte. Der Verkäufer war verblüfft über den jungen Mann. Alle Leute, die an diesem Geschäft vorbei kamen, blieben stehen und lauschten den bezaubernden Klängen dieses Musikers. Kou nahm nichts mehr war. Nur noch die Klänge des Flügels, die eigens komponierte Melodie, die er früher immer mit Teru zusammen gespielt hatte. Fühlte diese unglaubliche Wärme die sich in ihm ausbreitete und das Gefühl, frei wie ein Vogel mit dieser Melodie davonfliegen zu können. Frei von allem Leid, frei von allem Hass und frei von allem Leben. Wenn er so sterben könnte, wäre das das höchste und unbeschreiblichste Glück. Nach schier endlose Zeit endete das Lied und es blieb eine ganze Weile noch still, bis die letzten Töne verklungen waren. Kou öffnete die Augen und sah den Ladenbesitzer einen Meter neben sich stehen. „Bewundernswert! Wirklich fantastisch! Sie sind ein wunderbarer Spieler!“, applaudierte dieser, als der Blick auf ihn fiel und die Menge, die die ganze Zeit gelauscht hatte, stimmte mit ein. Der junge Mann am Klavier war sichtlich verwirrt über die Menge an Leuten, die sich mittlerweile angesammelt hatte und ihn bewundernde Worte zuriefen. Er hätte nicht gedacht, dass seine Komposition eine solche Wirkung auf die Leute hatte. Was er allerdings nicht bemerkte war, dass ein dunkelblonder Junge vor dem Laden stand und sich eine Hand auf die Brust hielt. Kai hatte, nachdem er sich eingeredet hatte, dass Kou nur sein Bruder war und nicht mehr, ein schlechtes Gefühl in der Magengegend und beschloss kurzerhand, seinen neu gewonnenen Bruder zu suchen. Was sich allerdings als so gut wie unmöglich herausstellte. Einige Stunden hatte er nach Kou gesucht, doch vergebens. Sogar den ganzen Park war er abgelaufen, ohne Erfolg. Schlussendlich hatte er einfach aufgegeben, da ihm die Lust vergangen war, wie ein Blöder durch die ganze Stadt zu hirschen, deshalb hatte er sich an einem Eisstand ne Tüte Eis gekauft und hatte sich auf eine Bank neben dieser gesetzt. Als das Eis weg war, blieb er einfach noch ein wenig sitzen und genoss das Wetter. Er liebte den Sommer und hasste den Winter wie die Pest. Doch seine Gedanken wanderten wieder zu seinem verschwundenen Bruder zurück. Eine Entschuldigung war wohl angebracht, denn er hätte ja wirklich nicht gleich so nahe kommen müssen und irgendwie verstand er Kou auch. Ihm wär es sicher auch unangenehm gewesen, wenn ein fast bildfremder ihm so auf die Pelle gerückt wäre. Ein langes Seufzen entkam seiner Kehle, doch kein Laut war zu vernehmen. Er ließ seinen Blick umherschweifen und blieb an einer Person hängen. Moment! Schwarzer Mantel? Verstrubbelte Haare? Kai blinzelte noch einmal, bevor er sich sicher sein konnte. Tatsache! Es war sein verschwundenes Bruderherz! Der Dunkelblonde entschloss sich aber dazu, ihm nicht gleich anzusprechen, wäre das stimmlich möglich gewesen, sondern ihm einfach unauffällig zu folgen, um zu sehen, was der hier so trieb. Langsam stand Kai auf, streckte sich ausgiebig und ging dann los, um sein Opfer im Visier zu behalten, allerdings auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das Objekt seiner Begierde allerdings ging einfach in gemütlichem Tempo die Straße entlang, schaute hie und da in eine Auslage. Kai fragte sich gerade, ob er ihn nicht doch einmal auf sich aufmerksam machen sollte, als sein Bruder stehen blieb. Ebenso blieb Kais Herz und er selbst stehen, als Kou plötzlich ein Lächeln aufsetzte. Noch nie in seinem bisherigen Leben hatte der Blonde so ein Lächeln gesehen. Sein Herz setzte wieder ein und begann schneller zu schlagen, als je zuvor. Dieses Lächeln brannte sich in seinen Geist und sein Herz dachte auch nicht daran, sich wieder zu beruhigen, auch wenn der Auslöser dieses Herzrasens bereits in einem Geschäft verschwunden war. Kai stand da, wie eine Bronzestatue und konnte sich nicht bewegen. Sein Herz raste und in seinem Gesicht zeichnete sich eine unnatürliche Röte ab. Nach einigen verstrichenen Minuten schüttelte er kurz den Kopf und wie in Zeitlupe ging er auf den Laden zu, indem sein Bruder verschwunden war. Vor der Auslage blieb er stehen und schaute hinein. Dort saß er und hob gerade den Deckel eines Flügels an, über den er zuvor ehrfürchtig drüber gestrichen hatte. Als Kou dann zu spielen begann, konnte sich Kai nicht mehr rühren. Die Melodie, die der Bursche angestimmt hatte, war von so unglaublich sanfter und unbeschreiblich beruhigender Natur, dass Kai nicht wusste, was er denken sollte. Die Noten waren so präzise gewählt und aufeinander abgestimmt, dass es einmaliger hätte nicht sein können. Er verstand ja schließlich etwas davon, er war ja nicht nur Barkeeper. Früher, ja früher hatte auch er eine andere Spate der Kunst vollführt, nicht das schwingen der Flaschen, nein, die Kunst, eigene kleine Werke zu schaffen und sie dann in Klängen und Tönen wiederzugeben. Kai lauschte wie gebannt der Musik, so wie es viele andere ihm gleich taten. Doch jedes Lied hat einmal ein Ende, auch dieses und als es eintraf, blieb es eine Weile ganz still um sie herum. Kein Mucks war zu hören, alle genossen noch den letzten Rest der Melodie der langsam aber sicher verhallte. Der Blonde beobachtete seinen Bruder, wie er langsam die Augen öffnete, sich langsam zu dem Verkäufer drehte, der der Erste war, der anfing zu applaudieren. Die Menge setzte mit ein, doch Kai stand wie gebannt da und konnte seinen Blick nicht von dem Burschen wenden. Viel zu faszinierend und wunderschön war dieser Mensch, doch als sein Blick in seine Richtung fiel, drehte er sich blitzschnell zur Seite und stand nun mit dem Rücken an einer Mauer. Sein Herz schlug wie wahnsinnig, sodass er seine Hand auf die Brust legte. Noch nie hatte ihn ein Mensch so bezaubert und es würde auch kein anderer mehr tun, dass wusste Kai. Er wollte wegrennen, doch er war unfähig sich zu bewegen, viel zu sehr hatte ihn diese Melodie berührt, ihn gefangen genommen, um ihn nie wieder loszulassen. „Ich danke Ihnen wirklich! So viel Lob hab ich doch nicht verdient!“, sagte Kou und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Doch doch junger Mann! Sie sind ein ausgesprochen talentierter Spieler!“, erwiderte der Verkäufer lächelnd. „Aber nicht doch!“, lächelte Kou. Nach ein paar Minuten allerdings verschwand die Menge an Leuten wieder und Kou konnte sich wieder dem älteren Mann widmen. „Ich habe leider nicht das Geld, diesen Flügel zu bezahlen und mitzunehmen, aber könnte ich trotzdem manchmal herkommen und auf ihm spielen? Ich bitte Sie inständigst darum!“, fragte Kou fast flehend und verbeugte sich vor dem Mann. „Aber natürlich! Kommen Sie so oft Sei wollen junger Mann! Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir öfters etwas vorspielen würden!“, sagte der Verkäufer entzückt. „Wissen Sie, mein Enkel spielt auch für sein Leben gerne Klavier oder in seinem Fall eher auf dem Keyboard, aber da er nicht so oft hier im Geschäft spielt, kann ich ihm auch nicht zuhören! Aber Sie sind mindestens genauso gut wie er!“, fügte er noch hinzu und lächelte. „Schön! Wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht, dann komme ich öfter mal vorbei!“, sagte Kou höflich und höchst erfreut über dieses Angebot. „Sie sind immer Willkommen junger Mann!“, antwortete der ältere Herr fröhlich und grüßte Kou noch zum Abschied mit einem Handzeichen. „Ich danke Ihnen! Bis demnächst!“, erwiderte er und schloss nun die Tür hinter sich. Kou ging bester Laune die Straße zurück, die er gekommen war, Richtung zu Hause. Allerdings hatte er nicht bemerkt, dass ein blonder Junge ihn von einer Gasse heraus beobachtete und ihm nach einem sehr langen Abstand folgte. Hosted by Animexx e.V. 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