What Love Is - And What It's Not von Alatus (- Liebe macht nicht blind, sie hilft nur, den erwählten Menschen so zu sehen, wie man ihn haben möchte - [Kaiba Seto / Mutō Yūgi / Yami no Yūgi]) ================================================================================ Chapter 01 ---------- -Chapter 01- Eigentlich hatte er jeden Tag um die gleiche Zeit Feierabend. Immer Punkt 19 Uhr müsste er Schluss machen. Doch wie das in Berufen wie dem Seinen nun mal war, rief hier ein Kunde an, wollte dort ein Termin wahrgenommen werden, gab es sonst wo noch irgend einen Zwischenfall. So blieb dem anderen, der sehnsüchtig am Fenster nach ihm Ausschau hielt, nichts anderes übrig als geduldig auf die Rückkehr seines Liebsten zu warten. Ein Seufzen durchbrach die Stille im sonst menschenleeren Raum. Seit gut anderthalb Stunden stand er schon am Fenster, den Kopf an die Wand gelehnt und starrte auf die Straße. Noch nie hatte er sich so sehr verspätet. Es musste irgendetwas vorgefallen sein. Ob ihm etwas passiert war? Erneut seufzte er auf und linste zum Telefon. Wenigstens anrufen könnte er doch. Nur kurz durch klingeln. Ein Lebenszeichen von sich geben. Damit sein Herz endlich aufhörte, so schnell zu schlagen. Damit er sich nicht nervös auf die Unterlippe biss, seine Finger ruhig blieben, anstatt andauernd an seinem Shirt zu zupfen. Yami... "Und wenn er angerufen hätte? Oder gar nach dir gefragt hätte?", erkundigte sich der Liegende. Er lag hier in seinem Bett, somit hatte er auch keinen Grund, hektisch seine Sachen zusammen zu suchen. "Er fragt niemanden nach mir, er ruft nicht an und er wird sich auch nicht beschweren", fing der Kleinere an und knöpfte sein Hemd zu. Wo zum Teufel war seine Krawatte abgeblieben?! "Warum machst du dir dann so einen Stress? Lieben scheint ihr einander zumindest nicht gerade...", meinte der andere immer noch ruhig, sich genüsslich streckend. Ein Seufzen von dem jungen Mann, welcher, das noch vermisste Kleidungsstück gefunden, dieses heute ohne Spiegel irgendwie zu binden versuchte. "Unsere Beziehung geht dich nichts an. Das hier... ist tabu", meinte er leise, doch bestimmt. Sein Seitensprung musste niemanden interessieren. Schon gar nicht den Kleinen. "Er wird sich einfach nur wahnsinnige Sorgen machen. Vielleicht hätte ich anrufen sollen..." "Hab ich mich verhört, oder machst du dir auf einmal Sorgen um ihn, Yami?", fragte die tiefe, männliche Stimme vom Bett. Ein Grinsen huschte über die Lippen des Angesprochenen. "Nicht doch. Ich musste nur gerade daran denken, dass er sich wieder die ganze Nacht an mich klammern wird", gab er entnervt zur Antwort. So war es jedes Mal, wenn sich der Kleinere Sorgen um ihn machte und das nervte schrecklich. "Liebenswürdig wie immer", erklang es amüsiert vom anderen, der sich erneut genüsslich auf seinem Bett streckte. Sobald sein „Gast“ gegangen sein würde, konnte er endlich den Schlaf der letzten Nächte nachholen. Morgen würde er eben später zur Arbeit erscheinen. Was das für Vorteile waren, wenn man sein eigener Boss war. "Anstatt ihn mit einem Klienten zu betrügen, solltest du ihn einfach verlassen", gab er noch seinen persönlichen Rat kund. "Ts. Halt dich aus Sachen, von denen du keine Ahnung hast, besser raus", gab Yami nur mürrisch von sich, zog sein Jackett an und schlüpfte in seine Schuhe. Nicht einmal die hatte er im Flur gelassen. "Dann lass mich ihn doch kennen lernen", wandte der Größere ein. Yami stockte. Dann drehte er sich mit einem zynisch anmutenden Lächeln zu ihm um. "Du beliebst zu scherzen..." "Ich scherze niemals. Das solltest du als mein Anwalt eigentlich wissen", schnitt ihm der andere das Wort ab. "Also, was ist?" Yami überlegte. Es schien ihm keine gute Idee zu sein. Was, wenn sein "Klient" sich doch noch vor dem Kleinen verplappern würde...?! Doch andererseits - was würde er schon tun? Ihn verlassen?! War doch lächerlich. "Morgen. Morgen zum Abendessen nehme ich dich mit. Er kocht wunderbar, dein Gourmetgaumen wird voll und ganz auf seine Kosten kommen. Doch ich warne dich: ein Wort davon, was heute Nacht war... und ich sorge dafür, dass die Konkurrenz diesen Fall gewinnt." Der andere wusste ganz genau, dass die letzten Worte eine ernst zu nehmende Drohung waren. Ein amüsiertes Lächeln schmückte seine Lippen. "Ich sage kein Wort. Nun verschwinde, ich brauche meinen Schönheitsschlaf." Yami lachte auf. "Du bestimmt nicht... Wir sehen uns morgen..." "Morgen..." bestätigte ihm der andere, dessen Schlafzimmer er anschließend verließ. Seit er die Turmuhr zehn schlagen gehört hatte, saß er nun auf dem Boden, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Bei dieser Dunkelheit hatte es keinen Sinn mehr, auch weiterhin Ausschau zu halten. Da die Straßenlaternen momentan noch kaputt waren, fehlte ihm die nötige Lichtquelle. Wo blieb er nur? Warum kam er nicht? Seine Sorge um den Vermissten wuchs mit jeder Minute, die er in dem dunklen Zimmer allein verbrachte. Er hatte sich nicht vom Fenster wegbewegt, sodass er nicht einmal das Licht einschaltete, als es dunkel wurde. Das von ihm zubereitete Abendessen war bestimmt schon kalt, auch wenn er darauf vorbereitet war, es gegebenenfalls nochmals aufzuwärmen. Immerhin musste er jeden Abend damit rechnen, dass die von ihm erwartete Person sich etwas verspäten konnte. Endlich hörte er das ersehnte Klacken. Das Geräusch, welches ihm bedeutete, dass der Schlüssel vom anderen ins Türschloss gesteckt und umgedreht wurde. Er war endlich da! Wie vom Blitz getroffen fuhr er hoch, rannte aus ihrem Schlafzimmer durch die von ihm offen gelassene Tür auf den Flur, wo er eben jene der Wohnung wieder zugehen sah. Mit einem freudig ausgerufenen "Yami!" fiel er dem Größeren um den Hals, welcher ihn auch in den Arm nahm, den Aktenkoffer bei dem "Angriff" einfach auf den Boden fallen gelassen habend. "Yami, endlich bist du da! Ich hab mir schon solche Sorgen um dich gemacht!" Deutlich konnte er aus der so bekannten Stimme die Sorge heraushören und auch die Tränen, welche bestimmt schon nach und nach ihren Weg in die Augen des Kleineren fanden. Nicht das auch noch. Beruhigend strich er ihm über den Rücken und durch das weiche, nach Kirsche duftende Haar. Mhm. Er mochte diesen Duft am anderen. Irgendwie mochte er diese Wärme und auch die Arme, die sich so um ihn schlangen. Ab und an genoss er diese Körpernähe sogar, wollte dennoch nicht zu viel davon. "Tut mir leid, ein wichtiger Kunde nahm mich... heute etwas länger in Anspruch. Ich hatte ganz die Zeit vergessen...", fing er leise an. Auf dem Heimweg hatte er sich bereits genau überlegt, was er sagen musste. Er wusste, dass der andere ihm glauben und die Richtigkeit seiner Worte nicht hinterfragen würde. Der Kleinere hatte sich langsam beruhigt, ließ dennoch nicht von Yami ab. Ganz genau konnte er einen fremden Duft am anderen wahrnehmen. Auch schien sein Liebster sich wirklich... angestrengt zu haben. Sein Körper war leicht verschwitzt, seine Hände noch warm, sein Herz schlug schnell. Dass der Größere log, wusste er auch. So etwas hörte er aus der so bekannten Stimme sofort heraus. Selbst die Art, wie er ihn in seinen Armen hielt, deutete darauf hin, dass er wegen irgendetwas ein schlechtes Gewissen hatte, auch wenn er sich jenes nicht eingestehen würde. Nun wusste er wenigstens, was seinen Liebsten wirklich aufgehalten hatte. Ein leises Seufzen entwich ihm. "Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist...", wisperte er dem anderen ins Ohr, eh er sich leicht von ihm löste und ihn ansah. Als Yamis rechte Hand sich vom kleineren Körper löste, um das Licht an zu machen, strahlte ihm das gewohnte, liebevolle Lächeln auf den weichen Lippen entgegen. "Möchtest du etwas essen? Ich kann dir das Abendessen aufwärmen", schlug der Kleinere vor. Yami lächelte. Es war alles wie immer... Mit einem Nicken bejahte er die Frage des anderen. "Gern, ich werde in der Zeit mal eben unter die Dusche huschen", erwiderte er dann mit einem Lächeln, ehe er sich einer warmen Hand an seiner Wange entgegen schmiegte und ein leises, etwas müdes, doch zufriedenes Murren von sich gab. "Na gut...", wisperte er noch leise, bevor er sich dann zum Kleineren hinunter beugte und seine Lippen auf die des anderen senkte. Diesem jeden Abend nach einem Kuss regelrecht bettelnden Blick war einfach nicht zu widerstehen. "Und? Hat er was gesagt?", erkundigte sich sein Klient am nächsten Tag. "Er hat gefragt, was er kochen solle, ob du denn gewisse Speisen besonders vorziehen würdest", antwortete Yami ihm amüsiert, während er seine Akten in dem Koffer verstaute. Es war halb Sieben, also würden sie sich auf den Weg machen, damit sie pünktlich zum Abendessen da waren. Eigentlich pflegte Yami nur selten pünktlich daheim zu erscheinen, doch sein Klient war in dieser Hinsicht geradezu peinlich genau. Ein Perfektionist in wirklich jeder Hinsicht. "Ts. Ich kann wirklich kaum erwarten, ihn kennen zu lernen. Du hast mir nicht einmal seinen Namen verraten", beschwerte dieser sich dann noch bei seinem Anwalt und hielt ihm anschließend die Tür seines Büros auf. "Den kann er dir gern allein nennen." Irgendwie verstand er die Beziehung der Beiden nicht. Yami machte ganz einfach was er wollte. Behandelte den anderen in seinen Augen manchmal wie Dreck. Scherte sich nicht um irgendwelche Abmachungen, hielt keines seiner Versprechen, log ihn an, ohne mit der Wimper zu zucken. Neuerdings betrog er ihn sogar - und das alles sollte sein Partner und Lebensgefährte angeblich ohne irgend eine Gegenreaktion hinnehmen? Das konnte und wollte er einfach nicht glauben. Deshalb musste er diesen Menschen unbedingt persönlich kennen lernen. Was für ein Idiot war das denn bitte schön?! "Bin wieder-...", wollte Yami seine Ankunft mitteilen, sobald er die Tür geöffnet hatte, als ihm auch schon der andere wieder um den Hals hing. "Ihr seid ja pünktlich!", erklang eine klare, liebevolle Stimme freudig. "Ja, sind wir...", erwiderte Yami mit einem leichten Lächeln, als der Kleinere wieder soweit von ihm abließ, dass er ihn ansehen konnte. Nun lugte sein Klient ihm über die Schulter, war der andere wirklich fast einen ganzen Kopf kleiner als der junge Anwalt. Doch bevor er ihn genauer in Augenschein nehmen konnte, verdeckte ihm der Schopf eben dieses Anwalts die Sicht, indem dieser sich zum anderen beugte, um ihm einen Kuss auf die weichen Lippen zu hauchen, was er sichtlich mit Freuden tat. Dann jedoch ließ er von seinem Kleinen ab und trat etwas zur Seite, um ihm endlich freie Sicht auf ihren Gast zu gewähren und die Tür hinter jenem zu schließen. Dieser war selbst einen halben Kopf größer als Yami, gekleidet in einen schwarzen, modern geschnittenen Anzug. Ein blauäugiger Brünetter, welcher ihn neugierig musterte, auch wenn seine Gesichtszüge schon... „steif“ schienen, was seiner Mimik etwas Undurchdringliches, gar Kaltes verlieh. So auf den ersten Blick wirkte er... Furcht einflößend. "Sein Name ist Kaiba Seto. Er ist mein Klient und der Gast, von dem ich dir gestern erzählt hatte", stellte Yami den Brünetten vor. Dieser war damit beschäftigt, den Kleineren zu mustern. Eine außergewöhnliche Haarfarbe, wie sein Anwalt sie hatte und eine ähnliche Frisur. Nur die blonden Strähnchen fielen dem Kleinen mehr ins Gesicht, verliehen den sanften Zügen einen Hauch an femininer Schönheit. Die Gesichtszüge waren weich, ungezwungen. Wirkten beruhigend und zugleich übte der Anblick seines Gesichtes eine gewisse Faszination auf den Betrachter aus. Weiche, schöne Lippen, eine niedliche Stupsnase, große, amethystfarbene Augen... besonders diese hatten einen geheimnisvollen, melancholischen Glanz, doch wirkten sie lebendig und emotional. Momentan drückten sie eine gewisse Angst aus, was durch das leichte Zurückweichen der zierlich anmutenden Gestalt noch bestärkt wurde. Seto musste schmunzeln. Der Kleine trug eine schwarze Hose, ein weißes Hemd. Erinnerte irgendwie an einen Mittelschüler. Nur die weiße Schürze mit dem niedlichen, rosafarbenen Häschen verlieh seiner Gestalt etwas Kindliches, Naives. Er wirkte so zierlich, sensibel... zerbrechlich... Als der Größere ihm die Hand hinhielt, blickte er zuerst zu Yami, ganz als würde er sich von ihm die Erlaubnis erbitten. Nachdem dieser mit einem Lächeln zu zusagen schien, nahm sein Kleiner die Hand des Brünetten schüchtern an. Nur vorsichtig schlossen sich seine Finger langsam um die etwas größere, warme Hand des anderen, welcher diese Geste auch mit einer für ihn sehr ungewohnten Vorsicht erwiderte. Auf einmal hatte er das Gefühl, er müsse sich stark zurückhalten, um den Kleineren nicht zu verschrecken. "Und wie ist dein Name?", stellte er die Frage, die ihn schon seit Tagen beschäftigte. Yami hatte diesen hübschen Jungen nur selten mal am Rande erwähnt, doch nie seinen Namen dazu genannt. Selbst wenn er noch so oft neugierig nachgefragt hatte. "Y-Yūgi. Ich heiße Yūgi, Ka-...", schien er nach einigem Überlegen und ehrfürchtigen Mustern des jungen Mannes vor sich die Sprache doch noch wiedergefunden zu haben. "Seto", schnitt ihm dieser dann das Wort ab. Von solch einer niedlichen Gestalt wollte er nicht mit dem Nachnamen angesprochen werden, als wäre er einer seiner Kunden, Partner oder Angestellten. "Seto-san...", verbesserte sich Yūgi daraufhin selbst und nickte. Irgendwie seltsam, einen von Yamis Kunden zu Hause zu haben und diesen dann auch noch beim Vornamen anreden zu dürfen. "Nur Seto", meinte der Brünette noch, als sich ein amüsiertes Lächeln auf seine Lippen stahl. "Seto...", wiederholte der Kleinere daraufhin leiser und wandte den Blick ab. Die blauen Augen machten ihn irgendwie nervös. Hilfe suchend sah er zu seinem Yami auf, der dem Brünetten auf die Schulter klopfte. "Du darfst seine Hand gern auch wieder loslassen", meinte er grinsend, woraufhin der Brünette nur wieder den Kleinsten im Bunde anblickte. "Warum? Er hat doch schöne Hände", gab er nur amüsiert zurück, die kleinere Hand in seiner etwas anhebend und sich selbst etwas vorbeugend, um auf den Handrücken einen sanften und vorsichtigen Kuss zu hauchen. Gern betrachtete er, wie die etwas blassen Wangen von einer verlegenen Röte geziert wurden und ließ die Hand erst los, als er deutlich spürte, wie der Kleinere diese wegziehen wollte. "Ich... ich decke dann mal den Tisch, h-hai?", wandte er sich etwas stammelnd an Yami, der über Seto nur den Kopf schüttelte und schließlich lächelte. "Tu das. Wir werden uns derweil artig die Hände waschen gehen...", grinste er seinen Klienten an und dirigierte diesen dann auch direkt ins Bad, nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatten. Yūgi war derweil bereits in die Küche geflitzt, wo er sich erst einmal etwas Luft zu wedelte. Er war den Umgang mit Fremden nicht wirklich gewohnt. Zwar nahm ihn Yami ab und an auf eine dieser Partys mit, doch musste er dort die Menschen nur ansehen und -lächeln. Niemand zwang ihn zu einem Gespräch und Yami hatte ihm untersagt, von selbst welche anzufangen. Außerdem durfte er eigentlich niemandem sagen, dass... - To be continued -   Chapter 02 ---------- -Chapter 02- "Bist du jetzt zufrieden?", fragte Yami, während er sich die Hände abtrocknete. Seto grinste und tat es ihm gleich nachdem er ein Handtuch gereicht bekommen hatte. "Er ist ziemlich süß. Ich weiß gar nicht, was du hast", gab der Brünette immer noch hörbar amüsiert von sich. Selten hatte er wirklich gute Laune, doch der Anblick dieses niedlichen Geschöpfes hatte seine Erwartungen diesmal auf positive Weise enttäuscht. Er war wesentlich süßer als er gedacht hatte. So schüchtern und zurückhaltend... Nur verstand er nicht wie ein solches Unschuldslamm ausgerechnet an so jemanden wie Yami geriet. Dieser war immerhin das vollkommene Gegenteil des Kleineren. Wie alt war dieser überhaupt? Schien auf jeden Fall wesentlich jünger als sein Anwalt, ganz zu schweigen von ihm selbst. Ob Yūgi vielleicht doch noch die Schule besuchte? Aber wie kam ein erfolgreicher Anwalt wie Yami dazu, eine Beziehung mit einem Jungen zu führen? Wo waren überhaupt dessen Eltern? Wussten sie davon, bei wem ihr Sohn sich aufhielt? Immerhin wohnten sie hier zusammen - ob Yūgi auch für den Haushalt sorgte? Im Flur schon hatte er bemerkt, dass alles eine gewisse Ordnung hatte, auch wenn in die Einrichtung sehr viel Liebe mit eingeflossen war. Als Yami ihm die Wohnung zeigte wirkte jeder Raum auf ihn irgendwie... lebendig. Es war schön eingerichtet, sehr gemütlich... nicht zu erwachsen, jedoch auch nicht zu kindlich. Ganz, als würde die Wohnung die beiden Gemüter ihrer Bewohner vereinen. Eine schöne Parallele. "Das sieht köstlich aus", bemerkte Seto mit Freuden, als sie die Küche betraten, in welcher der Kleinste im Bunde ein wunderschönes Abendmahl zubereitet und den Tisch gedeckt hatte. Ein freudiges Lächeln fand auf dessen Lippen Platz, als er diese Worte hörte. Gern wusste er seine Kochkünste gelobt. "Ich hoffe, es schmeckt auch so...", erwiderte er leise als er die Schürze abnahm und sich mit an den Tisch setzte, wie die beiden Älteren es ihm bereits vorgemacht hatten. "Mhm... wo hast du so gut kochen gelernt?!", fragte Seto nur, nachdem er von allem etwas probiert hatte. "Von... Mama...", gab Yūgi nur etwas verlegen zurück. Yami aß auch stets sehr gern und alles auf, was er ihm zubereitete. Bisher hatte jedoch noch nie ein Fremder seine Kochkünste gelobt. Noch nie hatte einer diese auch genießen dürfen... "Wirklich hervorragend. Mein Koch sähe dagegen etwas alt aus...", fügte der Brünette noch schmunzelnd an. Natürlich hatte er sich einen der Besten nach Hause geholt, doch ein mit besonders viel Liebe zubereitetes Mahl schmeckte offensichtlich doch wesentlich besser. "Vielen Dank...", erwiderte Yūgi nur schüchtern, die Gabel im Mund verschwinden lassend, während seine Augen neugierig auf dem Brünetten ruhten. Diesem schien sein Essen wirklich zu schmecken. Dann wanderte sein Blick zum geliebten Menschen, welcher schmunzelnd nach seinem Getränk griff. "Ich sagte dir doch, du würdest nicht enttäuscht werden. So gut kocht kein Zweiter." Bei diesen Worten färbten sich die Wangen Yūgis erneut ein wenig rot. Yami hatte seine Kochkünste tatsächlich vor dem anderen gelobt? "Wer schenkt dem Geschwätz eines Anwalts denn schon Glauben?", hakte Seto etwas zynisch nach. "Als mein Klient solltest du mir eigentlich vertrauen", gab Angesprochener nur grinsend zurück. "Dir vertrauen...", wiederholte der Größere nur belustigt. Ts. Als seinem Anwalt schon. Auch dem guten Bekannten in Yami vertraute er inzwischen, nur Yami als Mensch blieb für ihn tabu. So Jemandem würde er niemals sein vollstes Vertrauen schenken. Yami war in gewisser Weise ein zwielichtiger Charakter. Den Menschen zeigte er nur die Seite an sich, die sie kennen lernen sollten. Wie er wirklich war wusste wahrscheinlich niemand. Nachdenklich musterten seine blauen Augen den etwas verlegen scheinenden, jungen Koch ihres Abendessens. Ob eventuell dieser Mensch den anderen kannte und wusste, wie er wirklich war? "Musst du noch mal weg?", fragte Yūgi den jungen Anwalt, der das Telefon soeben wieder weggelegt hatte. Gemeinsam hatte er es sich mit dem Brünetten im Wohnzimmer auf dem Sofa gemütlich gemacht, um eine Unterhaltung zu führen als jenes klingelte. Yūgi hatte derweil den Abwasch erledigt und kam nun ins Wohnzimmer, seine Hände abtrocknend. Yami seufzte leise auf. "So wie es aussieht, leider ja. Ich werde erst spät zurück sein, warte also nicht auf mich", machte er dem Jüngeren noch klar, als er aufstand. "Wenn du möchtest, kannst du heute bei uns übernachten. Immerhin haben wir morgen sowieso den ersten Termin schon in aller Früh", wandte er sich schließlich noch an Seto. Nicht mit jedem Kunden hatte er diese Vertrautheit, was Yūgi auch schon aufgefallen war. Nie brachte er einen von ihnen mit nach Hause, sprach sie stets mit "Herr" oder "Frau" samt Nachnamen an. Irgendwie schien es dem Jüngsten im Bunde, als würden sich die Beiden auch außerhalb des Geschäftlichen kennen. Ob sie so etwas wie alte Freunde waren? Immerhin kannte er die Bekannten seines Liebsten nicht. "Liebend gern", erwiderte Seto, wobei sein Blick zu dem Jungen schweifte der etwas nachdenklich seinen Mitbewohner musterte. So hatte er immerhin die Gelegenheit, sich mit Yūgi unter vier Augen zu unterhalten. Viel Schlaf benötigte er nicht, war er heute doch sehr ausgeruht. Außerdem würde Yami demnach was er gehört hatte auch nicht viel Schlaf bekommen. "Gut... entschuldige mich dann." Mit diesen Worten begann der junge Anwalt auch schon, sich für seinen unerwarteten Termin fertig zu machen Dieser Kunde nervte ihn allmählich. Immer war irgendetwas gerade dann los, wenn er längst Feierabend hatte. Wieso zum Teufel standen auf seinen Visitenkarten denn bitteschön Uhrzeiten, von wann bis wann er erreichbar sei? Aber nein, man ließ sich für "den Fall der Fälle" auch seine private Telefonnummer geben. Und "den Fall der Fälle" gab es scheinbar tagtäglich. "Soll ich dich morgen dann um eine bestimmte Zeit wecken?", fragte Yūgi, während er den Koffer des Älteren aus dessen Arbeitszimmer mitbrachte. Yami knöpfte indes gerade sein Hemd zu. "Um Acht dürfte reichen. Hm...", wieder konnte er sich nicht entscheiden welche Krawatte er nehmen sollte. Yūgi stellte den Koffer im Flur ab und kam näher. Vom Bett nahm er die schwarze Krawatte und sobald der Ältere sich zu ihm gedreht hatte, band er sie diesem gekonnt um. Da er das gern und so oft wie möglich machte, besaß er schon eine gewisse Übung. Der andere hatte es immerhin oftmals sehr eilig, dann konnte man es sich nicht leisten für solche Kleinigkeiten Ewigkeiten zu brauchen. Über die Lippen des Größeren huschte ein feines Lächeln. Yūgi konnte das eben immer noch am Besten. "Dann werde ich Frühstück auch so kurz nach Acht fertig haben. Bist du zum Mittagessen da?", erkundigte er sich noch, als er auch schon zum Jackett griff und Yami hinein half. "Weiß' noch nicht, wie lange die Sache vor Gericht gehen wird. Sollten wir vor zwölf rauskommen, dann ja. Ansonsten sehen wir uns wohl erst zum Abendessen wieder." Yūgi schmunzelte. "Gib einfach Bescheid..." Auf kurzfristige Planänderungen war er inzwischen auch schon vorbereitet, immerhin waren jene keine Seltenheiten bei ihnen. Nachdem Yami sich noch von ihrem Gast verabschiedet hatte wollte er gehen, als Yūgi ihm erneut hinterher gelaufen kam. "Warte, dein Handy!", damit reichte er ihm besagtes Stück. "Danke", während Yami jenes noch einsteckte, richteten ihm geschickte Finger den Kragen und der Kleinere lächelte ihn an. "Pass auf dich auf", gab ihm dieser wie immer mit auf den Weg. "Mach ich doch immer", erwiderte Yami mit einem Lächeln, beugte sich zum Anderem herunter und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf. "Bis dann...", sagte er noch bevor er ging. Yūgi seufzte auf. Immer wieder störten sie ihn. Nun kehrte er zu seinem Gast zurück. "Wäre es Ihnen recht, auf dem Sofa zu nächtigen?", fragte er als Erstes. Immerhin musste er wissen, wie der Größere die Nacht zu verbringen gedachte. "Wird mir schon genügen. Nur bitte, hör auf, so höflich zu sein", seufzte dieser schließlich auf und fuhr mit den schönen, langen Fingern durch sein haselnussbraunes Haar. Yūgi stockte. "Tut... tut mir leid", entschuldigte er sich sogleich, war es eben gar nicht anders gewohnt. "Wie alt bist du eigentlich?", fragte Seto gerade heraus. Er wusste nicht, wann der andere zu Bett zu gehen pflegte, daher musste er die Zeit nutzen um für sich in Erfahrung zu bringen, was er wissen wollte. Immerhin hatte er keine Ahnung, wann er den Jungen denn wiedersehen würde. "Ich... Ich bin 19 geworden dieses Jahr...", antwortete Yūgi etwas überrascht. Er war nicht darauf vorbereitet gewesen, dass der andere ihm Fragen stellen wollen würde. "Und wie lange lebst du schon mit Yami zusammen?", fragte dieser weiter. Yūgi schluckte leicht. Eigentlich sollte er über so etwas doch nicht reden... Da der Ältere schon merkte, dass er ihm mit seinen Fragen Unbehagen bereitete, winkte er ihn näher. Irgendwie hätte ihm doch klar sein müssen, dass Yami dem Jüngeren verboten haben müsste über ihr Zusammenleben zu sprechen. Ein bekannter Anwalt hatte eben auch ein gewisses Image zu wahren. Arbeit und Privatleben gehörten getrennt. Yūgi zählte zu seinem Privatleben und war somit für die Außenwelt "tabu". Unsicher was er tun sollte, entschied sich Yūgi schließlich doch dazu näher zu kommen. Beißen würde der Ältere ihn sicherlich nicht... außerdem würde Yami doch niemanden hierher bringen und bei ihnen übernachten lassen, der irgendwelche bösen Absichten hatte - oder? Kaum war er neben dem niedrigen Tisch vor dem Sofa stehen geblieben, winkte man ihn noch näher. "Ich beiße dich schon nicht. Komm ruhig näher und setz dich." Auf eine seltsame Art und Weise fühlte Seto sich hier etwas fehlplatziert. Er redete mit dem anderen ganz so, als sei er selbst es der hier in seinen vier Wänden war und nicht anders herum. Doch Yūgi schien darauf nicht zu achten, kam nach kurzem Zögern schließlich doch näher und setzte sich neben den Gast, dabei dennoch einen Sicherheitsabstand von nicht weniger als einem halben Meter einhaltend. Das belustigte den Brünetten wiederum. Anstatt die Arme wie immer vor der Brust zu verschränken, ließ er sie locker zu seinen Seiten liegen, lehnte den Linken auf die seitliche Lehne und drehte sich etwas mehr zum Kleineren. Jetzt nur keine Abwehrhaltung einnehmen, das würde ihn Yūgi eventuell nur noch mehr verunsichern lassen. Es war ein seltsames Gefühl alles mal ganz anders zu machen, als man es von seiner Arbeit wie auch dem alltäglichen Leben gewohnt war. Ohne es selbst zu merken, entspannte sich Yūgi zusehends, als der andere eine offenere Haltung einnahm und die unsichtbare Grenze zwischen ihnen nicht überschritt. Solange er so verharren würde, wie es jetzt der Fall war, blieb alles in Ordnung. "Nun, wie lange lebst du schon mit Yami?", wiederholte der Brünette seine Frage von vorhin. Immer noch zögerte der Angesprochene, eh er doch zu einer Antwort ansetzte. "Seit meinem Schulabschluss." Offensichtlich würde er ihm keine genauere Angabe machen. Doch was sollte es, er wäre nicht Seto Kaiba würde er anhand weniger Informationen nicht beinah alles über einen Menschen herausfinden können. "Wie heißt du mit Nachnamen?", fragte er weiter. Vorname, Alter und Adresse allein würden nicht wirklich reichen. Wie er Yami kannte, hatte dieser bestimmt dafür gesorgt, dass nicht Jedermann alles über ihn oder seinen... Lebensgefährten herausfinden würde. "Mutō", antwortete man diesmal bereitwilliger. Anscheinend war hier jemand sehr stolz, den gleichen Nachnamen zu tragen, wie Yami. Doch das erstaunte den Älteren. Nun fiel ihm auch der silberne Ring am linken Ringfinger des Jüngeren auf. Wieso war dies nicht schon eher der Fall gewesen? "Seid ihr...", nun räusperte er sich doch lieber und setzte sich etwas aufrechter hin. "Verheiratet?", ergänzte Yūgi die an ihn gerichtete Frage. Er lächelte lieblich und wandte den Blick ab und auf den vom anderen eben erst bemerkten Ring. Verlegenheitsröte machte sich auf seinen Wangen bemerkbar, als er diesen betrachtete und etwas am Finger drehte. Stumm nickte Seto nun, wobei seine blauen Augen selbst das schöne Schmuckstück fixierten. "Nein, das nicht... Yami hatte mir erklärt, warum das noch nicht geht...", fing er mit einem etwas traurigen Unterton an, ehe er den Größeren zu seiner Linken wieder anlächelte. "Aber wir gehören zusammen. Und irgendwann können wir dann auch heiraten!", verkündete Yūgi stolz. Also waren sie... praktisch wie... verlobt. Warum Yami das mit dem anderen machte, war dem Brünetten unklar. Er konnte nicht glauben, dass dieser den Kleinen genauso liebte, wie jener diesen. Was bezweckte er damit, ihm solche Illusionen zu machen? Ein Anwalt von seiner Klasse hatte nun einmal ein Image zu bewahren, was hieß, dass er einen anderen Kerl garantiert nicht heiraten sollte. So etwas konnte er sich erst erlauben, wenn seine Karriere vorbei oder er in Rente war. Ob ein junger Mann wie Yūgi so lange warten konnte? Oder eher - sollte? Auch wenn es ihm ungerecht erschien, beschloss er dies dem Kleineren lieber nicht auf die Nase zu binden. Durch seinen kleinen Bruder hatte er gelernt, dass manchmal auch etwas runter geschluckt werden musste, um einen Menschen nicht zu verletzen. Zwar pflegte er diese Einstellung bisher wirklich nur dem jüngeren Familienmitglied gegenüber, doch löste Yūgi in ihm etwas... Seltsames aus. Er fasste diesen mit Samthandschuhen an, schon seit er den ersten Blick auf ihn geworfen hatte. Solch eine unschuldige Seele sollte man nicht verletzen. Schon gar nicht mit Absicht. "Liebst du ihn? Ich meine, liebst du Yami?", fragte er diesmal etwas leiser, nachdem er einige Augenblicke lang geschwiegen hatte. Immer noch strahlte der Jüngere ihn regelrecht an, das Lächeln wich nicht von seinen Lippen. Eifrig nickte er. "Ja, sehr sogar. Mehr als mein Leben", fügte Yūgi noch wispernd an, eh er leise aufseufzte und sich erhob. Hoffentlich würde nicht die Frage folgen, die ihn lügen lassen würde. "Liebt er dich?", ertönte sie dennoch gnadenlos. Der Stehende stockte und wirkte verunsichert, als seine Augen die Blauen trafen. Doch nun setzte er ein etwas naives, wenn auch wehleidiges Lächeln auf. "So was müssen Sie schon meinen Yami fragen!", versuchte er amüsiert zu klingen, was ihm in den Ohren des anderen jedoch misslang. Da hatte er also, was er hören wollte. Der Kleine schien zumindest zu spüren, dass in ihrer Beziehung etwas nicht stimmte. Nur wollte er sich dieser Tatsache wohl nicht bewusst werden. Da würde er jedoch nachzuhelfen wissen. "Möchten Sie noch etwas trinken?", fragte Yūgi den Brünetten, scheinbar hatte er das dringende Bedürfnis, einen Moment für sich zu haben. "Wenn du deine Frage anders formulierst...?", gab Seto nur wieder etwas amüsiert von sich. Yūgi sah ihn etwas ungläubig an, bevor er wieder lächelte. "Möchtest du noch etwas trinken?", stellte er seine Frage eben anders. Dass man forderte, höflicher angesprochen zu werden, hatte er im Fernsehen schon gesehen, aber anders herum...? "Ein Tee wäre schön", gab sein Gast nun zur Antwort, selbst eines seiner eigentlich seltenen Lächeln präsentierend. "Einen Moment." Mit diesen Worten verschwand der andere dann auch schon aus seinem Blickfeld. "Du bist noch wach?", fragte Yami überrascht, als er sich zu dem Kleineren ins Bett legen wollte. Munter lächelte dieser ihm entgegen. "Ich bin noch nicht so lange im Bett...", antwortete er leise. Der Gast seines Yamis hatte nach dem Tee immerhin noch so einiges mit ihm zu reden gehabt. Was den nicht alles interessiert hatte... Der Ältere lächelte ihn an. "Na, dann will ich aber hoffen, dass Seto heute ja auch rechtzeitig aus den Federn kommt...", meinte er dann mit einem Grinsen, während er sich gern von Yūgi zudecken ließ und ausnahmsweise nichts dagegen hatte, dass der kleinere, so warme Körper sich an den Seinen schmiegte. "Er meinte, er bräuchte nicht viel Schlaf", gab Yūgi leise wieder zurück, was der auf der Couch Schlafende ihm auf die Frage, ob er denn auch ausgeruht wäre wenn sie so lange redeten, geantwortet hatte. Auf Yamis Lippen schlich sich ein Grinsen. "Das passt zu ihm...", sagte er nur noch leise, blickte in die schönen Amethyste, die ihm selbst bei dieser Dunkelheit noch regelrecht entgegen strahlten. Eine Hand löste er von Yūgi, den er eben erst gnädigerweise in seine Arme geschlossen hatte, um die weiche Wange des Jüngeren zu streicheln, die sich unter dieser unerwarteten Berührung doch leicht rot verfärbte. Auch wenn Yami dies nicht unbedingt sehen konnte, so spürte er deutlich wie die Haut unter seinen Fingerkuppen wärmer wurde. "Du bist so süß..." flüsterte er leise, denn er kannte sicherlich keinen zweiten Menschen, der bei solch einfachen Gesten immer wieder so niedlich rot werden würde. Freude machte sich in dem anderen breit, als der Größere solche Worte an ihn richtete, um sich kurz darauf zu ihm vorzubeugen und seine Lippen zu versiegeln. Selten bekam er noch einen zweiten Gute-Nacht-Kuss, nachdem er auch nicht immer einen bekam, wenn der Anwalt das Haus verließ. Doch umso mehr wusste er dies seltene Privileg zu genießen... "Das wäre also die letzte Zeugenvernehmung heute?", wollte Seto nochmals genauer wissen, während er sein Hemd zuknöpfte. Yami nickte. "Wenn wir Glück haben, wird der Richter seine Entscheidung noch heute treffen, ansonsten müssen wir noch einmal einen Termin im Gericht wahrnehmen." Dass sie den Fall gewinnen würden, stand für beide außer Frage. Yami verlor nie einen Fall und Seto würde keinen Anwalt anheuern, der ihn verlieren lassen würde. Es war folglich nur eine Frage der Zeit, wie lange es diesmal dauern würde. Nicht lange blieb der Blauäugige mit seinen Gedanken beim bevorstehenden Gerichtstermin hängen, denn schon kam der Dritte im Bunde ins Zimmer spaziert, um ihnen den Kaffee zu bringen, den Beide scheinbar zum Wachwerden brauchten. "Danke...", kam es über Setos Lippen, woraufhin er von Yūgi ein etwas müdes Lächeln erntete. Gut, vielleicht war es für den Kleinen auch noch etwas früh am Morgen... dennoch war sein Verhalten heute etwas seltsam. Gestern war er zwar sehr schüchtern, doch bis auf eine kurze Ausnahme sehr fröhlich und liebenswürdig gewesen. Heute schien es ihm, als sei Yūgi nicht so ganz anwesend. Yami hingegen war trotz nicht vielen Stunden Schlafs putzmunter und schien erholt. Als Yami noch ein wichtiges Telefonat führte, trank Seto seinen Kaffee aus, zog das Jackett wieder an und wollte nochmals nach dem Kleinen schauen, da er sich nun leider von ihm verabschieden musste. Wann er ihn wiedersehen könnte wusste er nicht, immerhin hielt ihn Yami hier quasi wie unter Verschluss. Somit war zu bezweifeln, ihn mal in der Nähe der Kanzlei anzutreffen, in welcher Yami arbeitete. Der Gesuchte war gerade wieder in der Küche am Aufräumen, als der Gast seines Verlobten in der Tür stehen blieb, um ihn zu betrachten. Man hatte ihn wohl noch nicht bemerkt, denn der Kleine schien konzentriert auf die Teller zu sein, welche er trocken wischte, um sie dann alle ins Regal zu räumen. Auch in den Küchenschränken hatte alles seine Ordnung. Doch solange die Aufmerksamkeit des Jüngeren dem Geschirr und nicht ihm galt, konnte er diesen beobachten ohne fürchten zu müssen, dass man wieder versuchte das wirkliche Befinden hinter einem müden Lächeln zu verstecken. Auch wenn Yūgi seine Arbeit konsequent und ordentlich erledigte, schien er auch hierbei etwas abwesend zu sein. Seine Mundwinkel waren nicht ein bisschen in die Höhe gezogen wie er das am Abend zuvor noch so wunderbar beobachten konnte, die Augen schienen eher traurig als so voller Wärme, welche den Amethysten ihren besonderen Glanz verlieh. Irgendwie schien Yūgi gar schon deprimiert. Da stimmte etwas nicht. Vorsichtshalber wartete Seto ab, bis der Jüngere mit den Tellern fertig war, ehe er ihn ansprach. "Wie geht es dir?", wollte er dann ruhig wissen. Immerhin hatten sie heute kaum mehr als ein "Guten Morgen" gewechselt. Wie vermutet zuckte Yūgi etwas verschreckt zusammen, hatte er nicht erwartet, dass plötzlich eine Stimme erklingen würde, wo er sich doch allein in der Küche glaubte. Den ersten Schreck verarbeitet habend drehte er sich zu dem Brünetten um, lächelte nun erst etwas erleichtert, bevor er den Blick wieder abwandte um nun auch das Besteck abzutrocknen. "Ganz gut, und Ihnen?", vergaß er schon wieder den anderen nicht so höflich anzusprechen. "Sicher...?", fragte der Ältere nur ungläubig, denn danach sah ihm der Kleinere nicht aus. Einige Schritte näher gekommen legte er eine Hand auf seine Schulter, wobei der andere Körper erneut zusammen zuckte. Etwas ängstlich blickten die Amethyste ihn nun an. Yūgi verstand wohl nicht, was das sollte. Machte sich Yami denn nie Sorgen um ihn? "Ich... ich hab' nicht so besonders geschlafen...", gab der Angesprochene nun leise, etwas ausweichend von sich. Da steckte wohl sicherlich mehr dahinter, doch wenn er nicht wollte konnte man ihn nicht zum Reden zwingen. Seto konnte eigentlich schon, doch irgendwie wollte er das nicht, auch wenn ihn nun nur noch mehr interessierte was der andere denn hatte. "Bist du fertig?", erklang Yamis Stimme aus dem Flur, woraufhin Seto von Yūgi abließ, der sich nervös wieder seinem Besteck widmete. "Ja, von mir aus können wir los", gab der Brünette wieder in gewohntem Ton von sich und versuchte Yūgi nicht mehr anzusehen. Es passte ihm nicht, wie sich der Kleinere verhielt. Dennoch glaubte er sich zum ersten Mal... machtlos. Denn was sollte er schon dagegen unternehmen können?! - To be continued - Chapter 03 ---------- -Chapter 03- Etwas ratlos überflog er den Inhalt des Einkaufszettels in seiner Hand. Die Hälfte dieser Sachen klangen so exotisch, dass er garantiert nichts kannte, von dem er sich das Aussehen dieser hier stehenden Lebensmittel hätte ableiten können. Verdammt. Was also tun? Na schön. Würde er eben erst einmal nach etwas Obst Ausschau halten. Schließlich brauchte sein Nii-sama ab und an auch etwas Vitamine. Und von alleine würde er sich diese sicherlich nicht holen. So ein verantwortungsloser Erwachsener aber auch. Würde er auch so werden, wenn er nächstes Jahr seinen 19. Geburtstag feiern würde? Hoffentlich nicht. Nichts gegen seinen Nii-sama, aber einer von ihnen beiden musste nun wirklich ihre Gesundheit im Auge behalten. Darauf achten, dass Mann genug schlief, regelmäßig aß und eben von Zeit zu Zeit auch zwischendurch etwas Gesundes zum knabbern hatte. "Äpfel sollten gut sein ... nur welche davon sind die süßen? Er mag keine sauren ...", überlegte er laut, stand etwas ratlos vor der großen Auswahl. Vielleicht hätte er doch im Supermarkt einkaufen gehen sollen. Hier auf dem Markt standen keine Sorten auf den Schildchen, die wenigstens noch irgendwo an den Kästen befestigt worden waren, sondern einzig und allein die Preise pro Stück oder pro Kilo. Wahrscheinlich wussten die Menschen, die hier normalerweise einkauften sowieso alle, was einen Apfel aus der linken Kiste von dem aus der mittleren oder der rechten unterschied. Und die obere Reihe von der unteren. Und diesen Stand von dem am anderen Ende des Platzes. Kurzum: es war zum Verrücktwerden. "Ähm, junger Mann?", hörte er plötzlich eine junge, eher sanfte, männliche Stimme zu seiner Linken und blickte auf, um die Quelle dieser Worte ausfindig zu machen. Da stand ihm ein etwas kleinerer Kerl gegenüber, machte auf den ersten Blick den Eindruck, als sei er ein etwas kleinerer Oberschüler, auf den zweiten Blick jedoch erkannte er keine Schuluniform, wie er sie eine trug. Also doch kein Schüler. "Verzeihen Sie, aber wenn Sie süße Äpfel suchen, die roten zu ihrer Rechten, das wäre wohl eine angemessene Sorte", machte man ihn mit einem doch recht niedlich anmutenden, wenn auch etwas schüchternen Lächeln aufmerksam und deutete in besagte Richtung. Er folgte dem Deuten mit den lavendelfarbenen Augen, erblickte dann auch schon die doch sehr ansprechend aussehenden, knallroten Äpfel und musste selbst etwas lächeln. "Vielen Dank, die sehen auch appetitlich aus", strahlte er sogleich und ging nun einfach mal davon aus, dass ein so niedlicher Junge- äh, so ein ... niedlich anmutender, junger Mann – ihm schon keinen Bären aufbinden wollen würde. Für den Dank erhielt er nun auch schon ein etwas freudigeres Lächeln, welches er augenblicklich erwiderte. Der Kerl machte einen sympathischen Eindruck. Er ließ sich einige Äpfel einpacken und nahm die Tüte entgegen, ließ dem Verkäufer auch gerne das Restgeld über. Nii-sama würde das sicherlich wieder kritisch betrachten, doch Nii-sama war nicht da. Der Kerl, der ihn angesprochen hatte, nahm nun auch seinen Korb wieder entgegen und bezahlte all diese komischen Sachen, die aus jenem hervorlugten. Mit seinem Lächeln steckte er auch den Verkäufer an, welchem er noch einen schönen Tag wünschte. "Entschuldigung...", hinderte man den kleinen Kerl nun am Weitergehen, lugte neugierig in seinen Korb. "Dürfte man fragen, was das alles ist?", hakte es neugierig nach, wobei lange, schlanke Finger auf das Gemüse und Obst deuteten. Einen Moment brauchte er, blinzelte irritiert, fand dann jedoch sein Lächeln wieder. Die amethystfarbenen Augen strahlten regelrecht, als er freundlicherweise einen Schritt zur Seite machte, um einer anderen Frau Platz zu machen. "Das sind Zucchini, Auberginen...", fing er an, dabei auf die gemeinten Stücke deutend, überflog dabei die Gurken und Paprika, die man sicherlich kannte, um bei den Früchten weiter zu machen. "... und das hier Papaya, Passionsfrüchte oder auch Maracuja und Ananas", beendete er seine Ausführung dann mit dem bestimmt auch eher bekannten Stück. Irgendwie niedlich, dass der junge Mann ernsthaft interessiert war, zu erfahren, was man da "Seltsames" gekauft hatte. Lavendelfarbene Augen weiteten sich, es wurde wieder irritiert auf den Einkaufszettel gesehen, bevor man eine regelrechte Erleuchtung zu haben schien. "Ah, das ist das also?!", rief der etwas Größere erfreut aus, bevor er sich erneut dem Verkäufer zuwandte und nun doch sagen konnte, was er noch brauchte und wie viel, wovon. Freudig und auch mit gewissem Stolz, dass er das hier doch noch gepackt hatte, nahm er die Sachen entgegen und dankte. Als er sich herumdrehte, stand der andere immer noch da. Nun lachte er doch verlegen und kratzte sich dabei am Hinterkopf. "Oh, entschuldigen Sie, wie unhöflich von mir. Ich lerne gerade kochen und mein 'Lehrer' schickte mich los, lauter Zeug einzukaufen, dass ich so noch nie gesehen habe, wissen Sie ...", versuchte er, sich nun doch ein wenig für seine Dreistigkeit zu entschuldigen. Aber eigentlich war der andere es gewesen, der ihn zuerst angequatscht hatte. Dieser hatte ihn fragend betrachtet und lächelte nun wieder. "Das ist aber schön, dass Sie kochen lernen. Ist eines meiner Hobbys", gestand man freudig, doch angetan von dem Gedanken scheinend, dass jemand hier seine Passion eventuell bald teilen würde. "Ah, ist dem so? Dann könnten Sie mir vielleicht etwas helfen ...?", fragte es nun doch weniger schüchtern nach, als ein schiefes Grinsen an den Lippen des anderen zerrte. Schwarze, längere Haare umschmeichelten das junge Gesicht und bildeten einen schönen Kontrast zu dem gesunden Teint und den blauvioletten Augen. Auf eine seltsame Art und Weise erinnerten ihn diese an die eines anderen... "Ich kann gerne schauen, was sich machen lässt", antwortete man ihm bereitwillig, mochte die doch recht offene Art des wohl jüngeren Gegenübers. "Also, ich heiße Mokuba ...", pflegte dieser sich nun doch mit Vornamen vorzustellen, hielt dem noch Fremden die Hand hin, um vielleicht die Formalitäten etwas beiseite lassen zu können. Ein lockererer Umgang war ihm doch deutlich lieber, das andauernde Siezen war ihm zu anstrengend, obwohl er das natürlich gut parat hatte, da er aus gutem Hause stammte. "Yūgi. Freut mich, Sie kennen zu lernen", wurde seine Hand dann auch sachte ergriffen und doch musste er etwas nervös lachen. "Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich zu Duzen? Ich bin Oberschüler ...", merkte er dann doch fast schon ein wenig verlegen an, woraufhin er ein feines Lächeln erntete. "War ich vor einem Jahr auch noch, Mokuba-kun." Das gefiel ihm nun doch gleich viel besser. So viel älter war der andere also auch nicht. Neunzehn, höchstens zwanzig. Das passte ja noch. "Was brauchst du denn?", fragte man nun auch freundlich nach, warf dabei einen neugierigen Blick auf seine Einkaufsliste, die er kurzerhand doch einfach rüberreichte. Vielleicht wusste ein Experte damit mehr anzufangen, als er. Und tatsächlich kannte Yūgi sämtliche auf der Liste aufgeführte Zutaten. Mit dem Obst und dem Gemüse hatte er ja noch Glück gehabt, doch als es um die Gewürze ging, wäre er eindeutig trotz fachmännischer Beratung überfordert gewesen – denn wie Yūgi mit dem Verkäufer sprach, hatte das schon etwas von einer absolut nicht erlernbaren Fremdsprache für ihn. "Und das soll also was werden?", fragte Mokuba dann neugierig. In den Beuteln, die er trug, hatte er nun wohl alles, was er brauchen würde. Auch beim Fleisch hatte ihn der Ältere zu beraten gewusst, sodass er am Ende den Einkauf, für den er im Vorfeld zwei Stunden voller Ratlosigkeit eingeplant hatte, nur noch eine halbe benötigte. Yūgi kannte nicht nur die von ihm zu besorgenden Zutaten, sondern auch noch auswendig die Stände, welche jene führten. Es war offensichtlich, dass er hier öfters vorbeikommen musste. Jeder dieser Menschen, die hier ihre Ware los zu werden versuchten, hatte ihn gekannt. "So wie es aussieht, einfach ausgedrückt, so etwas wie eine Gemüsepfanne, nur eben noch mit kleinen Fleischstücken, auf Reis." "Ah", erklang es daraufhin fast schon entgeistert. "Nur eben mit lauter Gemüse, das kein normaler Oberschüler kennt", empörte man sich fast etwas schmollend, was Yūgi jedoch leise auflachen ließ. "Wenn dein Lehrer euer Koch ist, dann hast du das alles sicherlich schon öfter gegessen. Nur sieht es zubereitet etwas anders aus als in seinem ursprünglichen Zustand", erklärte der Ältere ihm, was Mokuba dann doch wieder lächeln ließ. "Hm, so ist das also. Dann wird es sicherlich schon schmecken, wenn es fertig ist. Bisher hab ich zumindest alles gemocht, was es bei uns zu essen gegeben hatte", überlegte er laut, fühlte sich dabei doch regelrecht erleichtert. Immerhin hatte es schon ein mulmiges Gefühl verursacht, als er all diese unbekannten Sachen auf dem Zettel gelesen hatte, samt dem dreisten Verbot, das alles erst einmal im Internet nachzusehen. So wäre es doch viel einfacher gewesen. Aber nein, wie war das gewesen? Er solle sich auf sein Gespür verlassen. So eine Entdeckungstour würde mehr bringen als die Zeit, die er vor dem Bildschirm verschwendete und er käme mit der wundervollen, vielfältigen Welt der Lebensmittel in Berührung. Blah, blah. Wie gut, dass er auf Yūgi getroffen war. Beziehungsweise, dass dieser ihn angesprochen hatte. "Die süßen Äpfel sind allerdings für Nii-sama. Ich werde ihn heute nach dem Unterricht besuchen gehen und bringe ihm dann eine Kleinigkeit mit. Er mag Süßes und so bekommt er ab und an wenigstens etwas Gesundes dazu. Er ist ein regelrechter Workaholic, musst du wissen, der darüber hinaus gerne mal Essen und Schlafen vergisst", erzählte man ihm hier und endete mit einem kecken Grinsen, welches Yūgi schmunzeln ließ. "Wie lieb von dir, ein Auge auf ihn zu haben", kommentierte man ehrlich erfreut und machte den Jungen damit doch ein wenig verlegen. "Er hat ja auch immer eines auf mich. Wir passen gegenseitig auf uns auf!", verkündete Mokuba daher stolz, schwenkte etwas die Einkaufstüten hin und her, bevor ihm eine Idee kam. "Sag, hast du noch etwas Zeit? Dann könnte ich dich zu einem Kaffee einladen, so als kleines Dankeschön", bot er dann an, was den Älteren doch sichtlich überraschte. Ein wenig zögerte man, überlegte und warf einen Blick auf seine Armbanduhr, lächelte dann jedoch erleichtert und sagte ihm zu. Perfekt! So konnte er den anderen hier ein wenig besser kennen lernen, vielleicht noch nützliche Tipps bekommen, um sich heute nicht ganz so ungeschickt anzustellen wie den vorangegangenen Freitag und ein wenig über ihren Koch ablästern. Er kochte gut – nichts gegen sein Essen – doch irgendwie hatte er in Punkto Küche auch einen absoluten Vogel. Dass er ihn zum Lehrer gewählt hatte lag bestimmt auch nur daran, dass er ihn schon lange kannte, wusste, dass er gut war und wenn er schon etwas lernte, dies dann auch vom Besten machen wollte um es dann ebenso gut zu können. "Yo! Nii-sama!" Als er diesen Ausruf schon hörte, blickte Seto von seinem Laptop auf und sah seinen kleinen Bruder freudig auf seinen Schreibtisch zu stolzieren. Ohne zu fragen tat er das, was er ihn mindestens dreimal bei jedem seiner Besuche zu unterlassen bat – und setzte sich auf die Ecke der Schreibtischplatte, baumelte dabei mit den Beinen, die lange nicht mehr so kurz waren wie vor wenigen Jahren noch, als er so viel niedlicher in dieser Position angemutet hatte. Doch aus dem süßen, kleinen Jungen war längst ein junger, attraktiver Mann geworden, der vielleicht noch kindliche Attitüden besaß, jedoch immer wieder deutlich machte, dass dieser kindliche Trotz allmählich dem jugendlichen Übermut und der angehenden, erwachsenen Reife wich. Ein innerliches Seufzen des Brünetten, welches ungehört blieb. Manchmal wünschte er sich, Mokuba wäre auch weiterhin das kleine Kind, auf welches aufzupassen seine Lebensaufgabe war – und immer noch ist! – als dass er diesen selbstbewussten jungen Mann ertragen musste, wenn er mal wieder ... "Ich hab Dir ein paar feine Äpfel mitgebracht. Kochen war toll, Frank sind schier die Augäpfel ausgefallen, als ich tatsächlich alle Zutaten vorzuweisen hatte, ey ne? So ein niedlicher Kerl hatte mir beim Einkaufen geholfen, aber das braucht Frank ja nicht zu wissen." Mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen erzählte er auch schon das Wichtigste der vergangenen Stunden, die seit dem Morgen vergangen waren, an welchem sie einander noch gesehen hatten. Natürlich versprach Nii-sama jedes Mal aufs neue, "zu versuchen, zum Mittagessen vielleicht da zu sein", doch Mokuba hatte schon vor Jahren aufgehört, daran zu glauben, dass diese Vorstellung außerhalb von Geburts- und besonderen Feiertagen jemals Wirklichkeit werden würde. Er nahm es Nii-sama nicht einmal mehr übel. Das war halt seine Art. "Und was habt ihr dann letztendlich feines gekocht?", fragte er neugierig, unterließ für die Zeit, die sein jüngerer Bruder ihm diesen Besuch abstattete auch das systematische Herumklackern auf der Tastatur. Stattdessen beobachteten blaue Augen, wie schöne, große Hände und zugehörige schlanke Finger geschickt ein Messer und einen Teller ans Tageslicht holten, den sie sich bestimmt vorher in der kleinen Küche auf diesem Stockwerk geholt hatten, die einzig und allein aufgrund ihrer luxuriösen Kaffeemaschine für ihn relevant war. Wie nebenbei begann der Jüngere, einen wirklich schön aussehenden Apfel zur Hälfte zu schälen. "Eine Paella hatte Frank das genannt. Aber Yūgi hatte recht, das war im Grunde die luxuriöse und schmackhafte Version einer 'Gemüsepfanne mit Fleischstückchen auf Reis'", grinste Mokuba seinen Großen an, war jedoch überrascht, als man nun stutzig wurde. "Yūgi?" Geradezu ungläubig war dieser Name über die Lippen des jungen Firmenchefs gekommen, wollte er nicht glauben, dass sein jüngerer Bruder eben jenen jungen Mann meinen sollte, der ihm die letzte Woche im Kopf herumspukte und den er seit einem gewissen – wohlgemerkt köstlichen – Essen und einer Übernachtung im Hause seines Anwalts nicht mehr gesehen hatte. Doch Mokuba nickte nur. "Ja, seinen Nachnamen hab ich leider nachzufragen versäumt, aber nach ewigem Herumdrucksen hab ich wenigstens eine Handynummer bekommen. Der hat echt gewirkt, als arbeite er undercover und dürfte bloß nicht zu viel von sich preisgeben", scherzte der Schwarzhaarige, doch da dieser fragende Blick nicht aus den blauen Augen verschwand, legte er den inzwischen in acht kleine Stücke geschnittenen Apfel auf dem Teller beiseite, um mit den Händen zu gestikulieren, als er den jungen Mann zu beschreiben versuchte. "Er war ungefähr so groß, etwas kleiner als ich, also keine 1,70 – aber auch nicht viel kleiner, vielleicht 1,67 oder 1,68 – jedenfalls so um den Dreh, reichte mir doch bis zur Nase." Da Nii-sama nun nur ungläubiger dreinblickte, fuhr er ein wenig irritiert und fraglich mit seiner Beschreibung fort. "Sah noch sehr jung aus; wie ich erfuhr, ist er 19. Hat letztes Jahr seinen Abschluss gemacht. Ich hatte ihn nämlich erst für einen Oberschüler gehalten, weißt Du ... jedenfalls, er hatte so violette Augen, voll schön! Und so seltsames Haar, das ... ah, ja! Ich weiß jetzt, an wen er mich erinnerte! An deinen Anwalt, ne? Diesen einen Hei- ähm, na deinen Anwalt halt. Der hätte glatt als sein jüngerer Bruder durchgehen können, nur ist mir Yūgi viel sympathischer. Der war soooooo~ süß! Etwas schüchtern und so, aber wenn man ihn nicht grade auf Privates ansprach, war er doch sehr gesellig. Hab mir von ihm so einige Tipps geholt, mit denen ich Frank dann in Erstaunen versetzte und ..." Gerade war er doch wieder regelrecht euphorisch geworden, als er von seiner tollen Begegnung erzählen wollte. Hier jedoch unterbrach er sich, als Nii-sama nach seiner Hand griff und ihn nun doch unerwartet ernst anblickte. "Und wo hast Du ihn getroffen?" "Auf dem Markt", antwortete Mokuba auch auf diese Frage bereitwillig. Was hatte Nii-sama nur? "Und er läuft einfach so des Mittags auf dem Markt herum?" Man konnte dem Jüngeren deutlich ansehen, dass ihn das Agieren des Brünetten etwas sehr irritierte. Deswegen nickte er. "Hai. Ist bestimmt öfter dort, der kannte den gesamten Markt auswendig, das schwör' ich Dir. Jedenfalls hatte er mir sehr geholfen, weshalb ich ihn als Dankeschön auf einen Kaffee eingeladen hatte. Obwohl er da auch ziemlich zögerte, bis er zusagte. Als wäre er-" "...unter Zeitdruck, nicht?" Mokuba erstaunte das Verständnis Nii-samas. Es war weiß Gott nicht das erste Mal, dass er ihm so quicklebendig von den Begebenheiten erzählte, die er am Tag so erlebte und oftmals war das nicht gerade wenig, was er mitzuteilen hatte. Er brauchte auch nicht zu allem, was er sagte, einen Kommentar Setos. Ihm genügte schon, dass man sich für diese Zeit von seiner Arbeit loszulösen schaffte, ihm sichtlich interessiert zuhörte und das ein oder andere Mal etwas aß, was er dem Älteren mitbrachte. Heute den Apfel, denn in zwei Stunden hatte man Feierabend zu machen und dann käme man nicht umhin, mit ihm essen zu gehen, das wusste Seto auch. Bis dahin war es keine ungewohnte, sondern eine längst vertraute Situation. Aber heute ... "Er ist mit Yami liiert. Sie leben zusammen. Der Besuch letzte Woche, weißt Du noch? Als ich am Morgen mit ihm zum Gericht musste. Abends hatte er mich zu sich eingeladen, zum Essen – und da er nochmals von einem Kunden angeklingelt wurde, blieb ich eine Weile mit dem Kleinen allein und übernachtete dort auch." Mokuba lauschte aufmerksam den Worten Nii-samas und nickte vereinzelt, konnte er sich noch gut an den Tag erinnern. Ihm hatte nicht gepasst, dass der Ältere mit zu diesem Anwalt ging – überhaupt passte ihm nicht, dass die beiden wohl eine Aff- Nun weiteten sich seine Augen. Moment. Liiert? Und Nii-sama hatte ...? "Oh." Nun ließ Seto die Hand seines kleinen Bruders wieder los und lehnte sich in seinem Chefsessel zurück, seufzte dabei tief auf. "Ich glaube ja, er weiß es längst. Oder er ahnt es zumindest. Und du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mich das ankotzt." Um nicht ganz so verunsichert dazusitzen, nahm sich Mokuba des Apfels wieder an, um kleine Häschen aus den einzelnen Stücken zu machen. Seine Lieblingsart, dem Älteren Äpfel zu servieren. "Warum kotzt dich das an? Hast du ein schlechtes Gewissen?" Es wäre durchaus eine Überraschung gewesen. Nii-sama trieb ja so dies und das – was nicht immer sehr orthodox anmutete – doch er stand normalerweise mit voller Überzeugung dahinter. Ein Kaiba Seto bereute nicht, wenn er etwas tat. Es sei denn, es ging um seinen kleinen Bruder und das tat es diesmal offensichtlich nicht. "Kann man so sagen", kam die nun mehr überraschende Antwort, welche den Schwarzhaarigen etwas besorgt das schöne Gesicht seines Bruders mustern ließ. "Das ist ungewöhnlich." "Ich weiß. Aber du hättest ihn sehen sollen, es ist absurd, wie er mit Yami – nein, wie Yami mit ihm umgeht. Er behandelt ihn wie Dreck. Und du weißt, was es heißt, wenn ich das sage", machte Seto noch aufmerksam. Mokuba lachte leise auf, um die angespannt gewordene Atmosphäre ein wenig aufzulockern. "Nur zu gut. Aber warum sind sie denn dann zusammen? Ich meine, gerade deine kleine Affäre mit diesem Idioten hätte doch den besten Trennungsgrund geliefert." Anstatt wie immer die Lippen zu einem Grinsen zu verziehen, blickte Seto doch etwas nachdenklich drein, was Mokuba abermals Inne halten ließ, bevor er dem Firmenchef die fertigen Apfelstückchen auf dem Teller vor die Nase legte. "Genau das ist es ja. Er tut, als sei nie etwas gewesen. Du hättest ihn sehen sollen, wie er sich freut, wenn Yami heimkommt. Einerseits wie ein Kind an Weihnachten und andererseits wie ein geschlagener Hund auf sein einziges Herrchen. Ein trauriger Anblick. Und er weiß offensichtlich, dass Yamis Gefühle ihm Gegenüber keineswegs von derselben Euphorie gekrönt sind." "Hm." Stillschweigend betrachtete Mokuba das nachdenkliche Gesicht des Älteren und glaubte, in dessen Zügen diese gewisse Sorge erkennen zu können, die sonst ihm alleine vorbehalten blieb. Yūgi war also kein Undercoveragent. Aber ein Idiot. "Wir müssen ihm also die Augen öffnen. Schlimm genug, dass du beruflich dich auf so etwas einlassen musst, privat sollte man den wirklich nicht ertragen müssen." "Mokuba ..." "Er war mir auf Anhieb unsympathisch", lenkte der Jüngere ein, als er vom Schreibtisch aufstand und ins angrenzende, kleine Bad lief, um sich dort die Hände zu waschen. Unterwegs entsorgte er die Apfelreste, und forderte allein durch diesen seinen bestimmten Blick, Nii-sama dazu auf, ja die fein zurechtgemachten Stücke zu essen. Man folgte dem unausgesprochenen Befehl gehorsam. Als sein Bruder den Raum wieder betrat und sein Handy in der Hand hielt, blickte Seto apfelknabbernd zu ihm auf. "Was soll das werden?" "Ich sagte doch, ich hab seine Handynummer. Morgen wollte Frank etwas Einfacheres kochen, aber er wird sicherlich erfreut sein, wenn ich nochmals so eine exotische Einkaufsliste fordere. Und Yūgi wird mir sicherlich gerne erneut helfen. Ich glaube, er geht jeden Tag dort vorbei, das sollte keine all zu großen Umstände machen. Der scheint mir nämlich Helfersyndrom geplagt", grinste er den Blauäugigen nun an, welcher diese Geste umgehend erwiderte. Wenn es um einen altruistisch angehauchten Charakter ging, wusste sein kleiner Bruder ja bestens bescheid. "Sieh zu, dass du übermorgen nachmittags zuhause bist. Ist ja Wochenende." Seto nickte auf diese Anweisung hin und musterte den Jüngeren. Da hatte einen aber der Ehrgeiz gepackt. Während sein Bruder die SMS noch fertig schrieb, wandte sich Seto seinem elektronischen Terminplaner zu. Da musste einiges eben auf die nächste Woche verschoben werden. Yūgi würde er sich garantiert nicht entgehen lassen. -To be continued-   Chapter 04 ----------   - Chapter 04 -     "Ah! Gyūdon!" Yami klang erfreut. Er hatte spontan beschlossen, sich den Nachmittag und Abend frei zu nehmen. Folglich konnten sie vorher auch verspätet zu Mittag essen. Es war ein einfaches Gericht, doch schon seine Mutter hatte dieses öfters zu Hause gemacht, so dass es regelrecht nostalgisch anmutete. Er hatte es schon immer gemocht. Und zum Nachtisch würde er noch An-Dango bekommen. Auch diese fanden einen Ehrenplatz auf seiner Liste der bevorzugten Speisen. "Ich hätte gern auch etwas Aufwendigeres gemacht, aber dieser junge Mann hatte mich heute wirklich aufgehalten", erwähnte Yugi, als er sich zu dem anderen an den Tisch setzte. "Und er hat Dich noch auf einen Kaffee eingeladen, sagtest Du?" Yami war interessiert. Es war nichts dabei, wenn irgendwelche jungen Menschen Yugi ansprachen, denen er so auf der Straße begegnete. Schließlich war das normal. Er hatte auch nichts dagegen, wenn sie seinen Freund, oder Verlobten, auf einen Kaffee einluden. Yugi würde sich eher die Hände abschlagen lassen, als ihn zu betrügen. Und flirten würde er sicherlich auch nicht. Dazu war er viel zu zurückhaltend. Der Jüngere nickte, nachdem sie sich einen guten Appetit wünschten und der Anwalt den ersten Happen aß. "Ja. Ich wusste ja nicht recht, aber er hatte darauf bestanden. War auch ein sehr sympathischer junger Mann. Obwohl es mich schon wunderte, dass er auf dem Markt so verloren angemutet hatte. Offenbar stammt er aus gutem Hause und musste deswegen nie mit in der Küche stehen. Ist gerade 18 geworden und lernt nachträglich das Kochen, aus Spaß", erzählte er dann munter, lächelte gen Ende sogar. Er fand es gut, wenn sich junge Menschen für solche Einfachheiten des Alltags interessierten und diesen Standard lernten, auch wenn sie haushälterische Fähigkeiten nicht zwingend brauchen würden. Besser, als wenn sie noch völlig unfähig wären alleine zu überleben. "Hm. Eigentlich sehr anständig von ihm sich zu revanchieren, wenn er schon derartig deine Zeit geklaut hatte", stellte Yami fest, woraufhin Yugi den Kopf schüttelte. "Eigentlich war ich schon fertig gewesen, sogar verfrüht. Heute war nicht ganz so viel los, da kam ich schneller durch. Genau genommen kostete mich nur das Kaffeetrinken extra Zeit. Aber ich habe ja noch alles rechtzeitig geschafft." Yami hingegen hatte nicht so viel Glück gehabt. "Anders als meine Kunden. Die glauben echt immer, ich würde ausnahmslos alles für sie erledigen. Sie verstehen nicht einmal, warum ich ihnen die Verträge zeigen muss, bevor sie diese unterschreiben", kam es gelangweilt von Yami. Er konnte diese Vollidioten nicht ausstehen. Wenn er mal einen Komplott plante, wäre es ein Leichtes, den Großteil von ihnen übers Ohr zu hauen und sich an ihnen zu bereichern. Es war ein großer Fehler, selbst dem eigenen Anwalt so blind zu vertrauen. Ein bestimmter Kunde war da jedoch ganz anders. Seto las immer alles bis ins letzte Detail, auch das Kleingedruckte. Und er hatte mehrere Anwälte neben ihm, so dass jedes Schriftstück von mehreren Personen gründlichst geprüft wurde. Vielleicht war er auch übervorsichtig, doch bei einem derart großen Konzern wie der Kaiba Corporation konnte er sich keine Pleite aufgrund schludriger Arbeit leisten. Doch über Seto wollte er vor Yugi nicht mehr reden. Er hatte den Eindruck, als habe Yugi dem Brünetten gefallen und das wiederum schmeckte ihm nicht besonders. Im Nachhinein betrachtet bereute er fast, diesen letztens nach Hause eingeladen zu haben. Wegen Yugi hatte er keine Sorgen. Aber wegen Seto. Vielleicht auch unbegründet. Ein schlechtes Gefühl blieb jedoch bestehen und ließ ihn nicht los. Als Yugi den Abwasch gemacht hatte, war auf einmal ein helles Geräusch zu hören, welches Yami sonst nicht zu hören bekam. Es war Yugis Handy, mit diesem niedlichen Panda-Anhänger, welches diesen Laut machte, sobald eine Kurzmitteilung einging. Da er normalerweise die einzigen SMS an den Kleineren verschickte, bekam er dieses Geräusch für gewöhnlich nicht mit. Aus demselben Grund war Yugi überrascht, als er, sich die Hände abtrocknend, zu ihm ins Wohnzimmer kam. Yami hatte das Handy an sich genommen, welches auf dem kleinen Tisch neben dem Manga gelegen hatte, den Yugi wohl zur Zeit las. "Eine SMS?", fragte er, als er das Handy an dessen Besitzer weiterreichte. Dieser nahm es Schultern zuckend entgegen und sah nach, wer ihm da geschrieben hatte. Zunächst konnte er mit dem Absender nichts anfangen, was man dem niedlichen, ratlosen Gesichtsausdruck auch entnehmen konnte, dann allerdings musste er doch lächeln. "Ah, die ist von Mokuba-kun. Ich hatte ihm ja meine Handynummer überlassen", erinnerte er sich nun. Der Jüngere hatte ihn damit derartig überrumpelt, als er auf die Nummer bestand, dass ihm inzwischen schon wieder entfallen war, dass er schließlich mit jener herausrückte. Eigentlich hatte er sich nur höflich verabschieden wollen, da es für ihn höchste Zeit wurde, nach Hause zu kommen und das Mittagessen vorzubereiten, doch der Schwarzhaarige hatte ihn noch nicht wirklich wieder gehen lassen wollen. Allerdings hatte Yugi auch nicht damit gerechnet, dass man sich tatsächlich bei ihm melden würde und das auch noch am selben Nachmittag. "Mokuba-kun?", wiederholte Yami und sah den Kleineren, der sich nun neben ihn setzte, fragend an. Doch nicht etwa der Mokuba?! Yugi wandte sich ihm zu und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. "Kennt ihr euch etwa?" "Wie sah er denn aus?", fragte Yami nur weiter, nachdem er einen Blick auf das Display erhascht hatte. Die Nummer kam ihm nicht bekannt vor, doch er hatte die von Kaiba Mokuba auch nicht. Wozu denn auch? Er konnte den Knirps sowieso nicht ausstehen, auch wenn es Setos jüngerer Bruder war. "Mhm, einen halben Kopf größer als ich. Längeres, schwarzes Haar, lavendelfarbene Augen. Schlank und auch etwas athletisch gebaut", versuchte Yugi den Jüngeren zu beschreiben. Yami sah nicht sehr begeistert aus und das wiederum bereitete ihm Sorgen. Doch bevor er nachhaken konnte, ob es denn derjenige wäre, den man zu kennen schien, kam ihm der Ältere mal wieder zuvor. "Und was will er von Dir?" Yugi lächelte. "Er fragte an, ob ich ihm morgen wieder beim Einkaufen helfen könnte. Will mich dieses Mal auch nicht zu lange in Anspruch nehmen. Ginge das okay? Zu der Zeit bin ich sowieso in der Stadt." Yami zögerte einen Augenblick, nickte dann jedoch. Vielleicht wusste Mokuba ja gar nicht, wer Yugi war. Schließlich beruhte seine Antipathie gegenüber dem anderen auf purer Gegenseitigkeit. Und Yugi redete nicht allzu viel über sich oder ihn, geschweige denn über ihr Zusammenleben. Wobei auch die Möglichkeit bestand, dass man sich bei Seto erkundigt hatte. Dazu sah Yami jedoch keinen besonderen Grund. Und es war auch nur kurz. Was war denn schon ein gemeinsamer Spaziergang über den Markt? "Aber lass Dich nicht entführen", scherzte der Anwalt dann und erntete dafür wieder dieses strahlende Lächeln. Man könnte sich glatt darin verlieben. "Hai!" Flink huschten die schlanken Finger über die Tasten und antworteten dem Sender jener Kurzmitteilung, um die Anfrage sowie vorgeschlagene Uhrzeit zu bestätigen. Sobald er auf "Absenden" gedrückt hatte, zog ihn Yami etwas näher zu sich. Yugi wehrte sich nicht dagegen, sah ihn jedoch erwartungsvoll an. Man würde ihm sicherlich etwas zu sagen haben, wenn man schon von sich aus diese Nähe suchte. "Ich habe den restlichen Tag heute frei. Was hieltest Du davon, wenn wir ins Kino gingen?" Überrascht blickte ihn das Paar klarer Amethyste an, als sich auch schon ein verlegener Rotschimmer auf diesen weichen Wangen bemerkbar machte. "Soweit ich weiß, lief letzte Woche doch der neue Spider-Man an, oder nicht? Du bist doch so verrückt nach diesem Spinnenmann", fügte der Anwalt dann noch amüsiert an, bevor man ihm, das Handy in der Ecke des Sofas liegen lassend, um den Hals fiel, ihn euphorisch zu umarmen, zu knuddeln, zu küssen, ihm zu versichern, wie toll man das fände, wie froh man sei und dankbar und überhaupt. Es war so niedlich, wie man dem Jüngeren mit solch Lappalien eine Freude machen konnte, die sich äußerte, als habe man ihm die Welt zu Füßen gelegt. Er war so genügsam. Yami erwiderte diese stürmische Umarmung und drückte Yugi an sich. Das freudige Glucksen drang an seine Ohren, genauso wie die fast überfordert anmutende Frage, was man denn anziehen solle. Yami war alles recht, solange man nur nicht mehr an den nervigen Knirps dachte, der seinem Yugi Kurzmitteilungen schickte. Und wenn es ein Abend im Kino werden sollte, warum auch nicht. Außerdem war sowieso seit längerer Zeit überfällig, mal wieder etwas mit dem anderen zu unternehmen. Beziehungen musste man schließlich pflegen. "Tobey Maguire war wirklich toll! Ich kann den nur weiterempfehlen! Ich war so aufgebracht, dass ich das Popcorn ganz vergaß, ganz ehrlich!" Mokuba traute weder seinen Augen, noch seinen Ohren. Dieser gestern so schüchtern und zurückhaltend anmutende Mann war heute so euphorisch und aufgekratzt und strahlte übers ganze Gesicht, was seinem natürlichen Charme zusätzlich schmeichelte. Und das wegen einer Comicfigur, die er gestern auf der Leinwand im Kino gesehen hatte. Natürlich kannte er Spider-Man. Und selbstverständlich war er vor einer Woche in der Prämiere des Films mit seinen Freunden im Kino gewesen. Und auch sie waren begeistert gewesen. Doch dieser 19-jährige war mit seiner Freude und Begeisterung so gnadenlos ehrlich, wie Mokuba es noch nie bei einem Menschen erlebt hatte. Diese Art war irgendwie faszinierend, regelrecht bezaubernd und wenn er es nicht besser wüsste, er hätte das Gefühl, diesen Menschen ewig zu kennen und nun einmal mehr bestätigt zu bekommen, warum dieser einfach gemocht gehörte. Man konnte doch gar nicht anders. "Heh, das solltest Du wohl Nii-sama beibringen. Ich hatte es nicht geschafft, ihn mit zu einem Kinobesuch zu überreden aber ich denke, Du schafftest das alle Male", merkte Mokuba amüsiert an. Wobei er sich ausmalen konnte, dass ein einziger Augenaufschlag Yugis genügen konnte, damit Nii-sama mit diesem ins Kino ging. Auch wenn er weder Kinosäle noch sonstige Ansammlungen zu vieler Menschen auf einem Haufen ausstehen konnte und sich genauso wenig für amerikanische Comichelden interessierte. Yugi lächelte. Und dieses Lächeln war bestimmt das schönste, das er jemals bei einem Mann gesehen hatte. "Da hat dein Nii-san aber wirklich was verpasst. Spider-Man ist zweifelsohne der beste aller Superhelden!" Diese aufrichtige Überzeugung ließ Mokuba schmunzeln. Yugi schwenkte seinen Korb ein wenig hin und her und zog mit dieser umwerfenden Präsenz immer wieder Blicke auf sich. Menschen mussten lächeln, wenn sie ihn so sahen, wie er der Sonne Konkurrenz machte. Anscheinend fiel das dem Älteren aber nicht einmal auf. "Wie wär's, wenn Du ihn mit mir besuchen würdest und ihn zu überreden versuchtest?", fragte der Jüngere dann frei heraus. Eigentlich hatte er Yugi unter einem anderen Vorwand locken wollen, doch vielleicht würde es auch dadurch klappen. Dieser jedoch lächelte ihn entschuldigend an. "Entschuldige, aber ich kann den Fisch nicht ewig mit mir herumtragen", entschuldigte er sich dann auch verbal. Mokuba linste in dessen Korb und hob die Augenbrauen ein wenig in die Höhe. Es stimmte, Yugi hatte vorhin Lachs und Thunfisch gekauft, zumindest eine geringere Menge von. "Was willst Du daraus eigentlich machen?", fragte er neugierig, hatte er das bei ihrem vorangegangenen Einkauf ganz vergessen. Eigentlich war er heute auch darauf konzentriert gewesen, diese komplizierten Gewürzmischungen zu finden, welche ihm Frank heute Morgen mit Freuden auf seinen Einkaufszettel notiert hatte. "Sushi", kam die freudige Antwort, was Mokuba ein wenig grinsen ließ. "Heißt es nicht, dass man mehrere Jahre lang üben muss, bis man das so wirklich kann?" Yugi gluckste leise und nickte. "Ich kann es auch noch nicht so schnell wie ein Profi und bestimmt auch noch nicht ganz so akkurat. Aber meine Mama hatte früher öfters Sushi gemacht, ich konnte gut von ihr lernen", erklärte er dann, was der Jüngere interessiert aufnahm. Es war nicht selbstverständlich, dass Yugi etwas aus seiner Vergangenheit erzählte. Gestern beim Kaffeetrinken hatte er sich darüber geradezu stur ausgeschwiegen, weshalb die Vermutung, er arbeite für irgendeinen Geheimdienst, ihm wirklich gar nicht so dumm vorgekommen war. Gerade, als er etwas erwidern wollte, hielt Yugi plötzlich Inne, als ein heiteres, helles Geräusch erklungen war und griff in seine Umhängetasche, um ein Handy ans Tageslicht zu holen. Der Panda-Anhäger ließ Mokuba schmunzeln, jedoch machte es ihn auch neugierig, wer den Älteren da zu kontaktieren suchte. Es war offenbar kein Anruf, wohl nur eine SMS. Er hoffte, dass Yugi ihm nun nicht durch die Lappen gehen würde. Schließlich hatte sich Nii-sama extra frei genommen. Bereits den ganzen Vormittag nervte ihn der blonde Amerikaner ungemein. Er meinte, nach Japan kommen zu können und hier mit seiner aufdringlichen Art genauso Geschäfte zu machen wie in seiner Heimat. Aber in Japan liefen die Verhandlungen anders und ihm dies zu vermitteln, hatte eine Streiterei mit einem Geschäftspartner und ihn den ganzen Vormittag gekostet, der mit Erklärungen und Besänftigungen zugebracht wurde. Yami war mit den Nerven am Ende. Er hielt es nunmehr für das Beste, diesen sturen Idioten in eines der Restaurants einzuladen, das auch westliche Spezialitäten führte und unter anderem amerikanisches Bier haben dürfte. Dadurch war sein Tag gelaufen, er musste einen anderen Kunden auf den darauf folgenden Tag vertrösten und würde sich nun in die Höhle des Löwen stürzen, indem er diesen nervigen Amerikaner den Rest des Tages ertrug. Wäre er kein wichtiger Kunde, hätte er ihn längst vor die Türe gesetzt. Aber es half alles nichts. Schließlich hatte einer seiner besten Stammkunden ihn dem Ausländer empfohlen. Auf dem Weg nach unten aus der Kanzlei heraus, bis auf den Parkplatz, schrieb er dem Kleineren eine kurze Nachricht. So würde er sich wenigstens heute Abend unnötigen Stress ersparen, indem er nicht wieder diese Sorge in dem jungen Gesicht sehen würde. Yugi war wegen dem gestrigen Abend gut gelaunt und das sollte für die nächste Zeit auch so bleiben. Natürlich würde er sich sowieso nicht bei ihm beschweren. Aber es war ab und zu auch besser, wenn er sich einfach gut fühlte und ihm nicht auch noch zum Klotz am Bein wurde. "Ist irgendwas?" Der junge Kaiba hatte regelrecht bemerken können, wie das eben noch fröhliche Lächeln beinahe mit einem Mal erstarb und einem sorgenvollen Ausdruck Platz machte. Yugi klappte sein Handy wieder zu, um es wegzustecken und leise aufzuseufzen. "Nah, nicht weiter schlimm...", versuchte er zu beruhigen, doch konnte er nicht auf Anhieb wieder zu seiner guten Laune zurückfinden. Wenn Yami sich schon die Zeit nahm, ihm eine SMS zu schreiben, dann hatte er wieder einen stressigen Kunden am Hals, der ihn bestimmt den letzten Nerv kosten würde. Er sollte ihm für den Abend vielleicht etwas Sake warm machen und ihm eine entspannende Massage gönnen, damit er schnell einschlief und morgen einen besseren Tag hatte. "Hat man dich versetzt?" Die Frage hatte spitzbübisch geklungen, gar ein wenig neckend, doch das fast traurige, da etwas erzwungene Lächeln auf Yugis Lippen ließ Mokuba Inne halten. Also doch ein Volltreffer. Das hieß doch, dass der dämliche Anwalt zu tun bekommen hatte und Yugi demnach frei war. Bingo! Er legte dem Kleineren seine freie Hand auf die Schulter und grinste nun selbst bis über beide Ohren. "Was hieltest Du davon, mit mir zu kommen und mir zu zeigen, wie Du Sushi machst? Frank wäre sicherlich auch davon angetan, mal einem anderen dabei auf die Finger zu sehen. Weißt Du, er steht drauf, wenn man sich in der Küche geschickt anstellt." "Demo-", wollte Yugi, den man mit diesem Angebot sichtlich überfuhr, gerade etwas einwenden, als der junge Kaiba ihn auch schon sachte, aber bestimmt am Oberarm packte und mit sich mitzog. "Wenn man daheim sowieso nicht auf Dich wartet, kannst Du auch mitkommen. Wir fressen Dich schon nicht auf. Und das fertige Sushi kannst Du ja dann mit nach Hause nehmen", sprach er weiter und zog den Älteren dabei in eine bestimmte Richtung mit sich mit. Der Chauffeur wartete auf dem Parkplatz ein Stück weit entfernt von dem Markt auf ihn. Da er bereits angekündigt hatte, "Besuch" mitzubringen, stieg der Mann mittleren Alters aus dem Wagen, als er den Jungen erkannte und machte für ihn und das Anhängsel bereits die Wagentür auf. Den Fremden, in heller Jeans und weißem Hemd, begrüßte er mit einem Nicken, bevor Mokuba diesen jungen Mann ins Wageninnere drängte und selbst ebenfalls daneben Platz nahm. Yugi war noch ein wenig perplex, als sich die Tür schon wieder schloss, der Fahrer kurze Zeit später seinen Platz wieder eingenommen hatte und den Wagen startete. Die Worte waren ihm gerade im Halse stecken geblieben und er saß nun, mit der Tasche auf seinem Schoß – denn der Korb war ihm irgendwo zwischen Tür und Wageninnerem abgenommen worden, um neben Mokubas im Kofferraum verstaut zu werden – und blinzelte vermehrt, bis er begriff, was hier vor sich ging.   "Mokuba-kun! Ich kann doch nicht einfach-" Der Protest, der nun nur leise, aber dennoch aufgebracht vorgetragen werden wollte, wurde von einem kecken Grinsen im Keim erstickt. Der Oberschüler klopfte ihm nur sachte die Schulter und schlug einen unschuldigen Ton an, den man eher von Kindern gewohnt war. "Mach Dir kein Sorgen, ich lasse Dich später auch wieder nach Hause fahren. So ein kleiner Besuch bei uns wird Dich schon nicht umbringen, ne?" Yugi hielt Inne, sah dabei jedoch in diese klaren Augen, die den Jüngeren so wirken ließen, als würde er ihm wirklich nichts Böses tun. Er zögerte noch einen Moment, biss sich unruhig auf die Unterlippe und dachte an das Handy in seiner Tasche. Doch Yami würde jetzt sowieso nicht erreichbar sein und sollte unter den gegebenen Umständen auch besser nicht gestört werden. Vor allem nicht mit 'so was'. Außerdem würde er schon rechtzeitig wieder nach Hause kommen. Hoffte er. "A-also gut ... demo, mach das bitte nicht noch einmal." Mokuba musste lächeln. Nun wirkte der andere wieder wie dieser schüchterne, junge Mann, den er gestern kennen gelernt hatte. Alles verlief nach Plan. Offenbar stand ihm irgendeine höhere Instanz bei, denn er hatte kurzzeitig schon bezweifelt, dass er Yugi mit nach Hause bekäme. Nun stand seinem Plan jedoch nichts mehr im Wege. Und dem verhalten vorgebrachten Einwand begegnete er nur mit diesem unanfechtbaren Lächeln seinerseits, welches auch Nii-sama noch jedes Mal in die Knie gezwungen hatte. "Whoah." Seit Minuten war es der erste und einzige Laut, der über Yugis Lippen gekommen war. Was blieb ihm aber auch anderes übrig, als vor Staunen den Mund nicht mehr zu zukriegen? Dieses "nette Häuschen", von dem Mokuba erzählte hatte, stellte sich als riesiges, prächtiges Anwesen heraus. Yugi hielt es für ein Schloss. Er war noch nie vor einem so riesigen "Haus" gewesen. Gesehen hatte er so etwas nur im Fernsehen. Oder in Manga. Aber definitiv noch nicht in natura, vor allem wenn er dabei wach war. Das war Wahnsinn. Der reinste Wahnsinn. So sehr Wahnsinn, dass er sogar verpeilte, den Namen zu lesen, der am Tor auf einer wunderschönen Platte eingraviert signalisierte, wer dieses Anwesen bewohnte, als sie durch dieses fuhren. Nun war er hier am Ende dieses schönen Weges, den der Wagen sie noch quasi bis vor die Haustür gebracht hatte und traute sich nicht recht, die paar Treppen hinauf zu steigen, die ihn an die Tür und schließlich ins Innere gebracht hätten. Erst, als der Jüngere ihn wieder mit sanfter Gewalt mit sich zog, konnte er überhaupt wieder einen Schritt machen. Auch wenn Mokuba den Luxus gewohnt war, in dem sein Nii-sama und er lebten, hatte er Verständnis dafür, dass der Normalbürger davon geplättet sein würde. Außerdem wusste er zu schätzen, wie gut er es hatte, so dass er es auch nicht als selbstverständlich wahrnahm. Die Angestellten begrüßten sie höflich, als sie das Anwesen betraten und Yugi amüsierte sie mit seiner überhöflichen Art. Offenbar war er nun deutlich eingeschüchtert von den Räumlichkeiten, doch das würde ihm Mokuba in nächster Zeit schon nehmen. All seinen Freunden war es bei ihren ersten Besuchen hier schließlich nicht anders ergangen, auch wenn er nicht jeden ersten Besten mit nach Hause brachte. Durch einen Blick auf die Uhr vergewisserte sich Mokuba, dass Nii-sama auch bald zu Hause ankommen dürfte, also brachte er den Älteren in die Küche zu Frank, nachdem er ihn mit Gästeschlappen versorgt hatte. Während Yugi selbst das Ausmaß des ihm eigentlich vertrauteren Territoriums erschlug, empfing ihn der brünette Halbfranzose dann schon wieder so herzlich, dass der Besucher für wenige Augenblicke zu vergessen schaffte, wo zum Teufel er hier eigentlich war. Er konnte ja nicht ahnen, dass sein doch so spontan beschlossener Besuch dem Chefkoch bereits angekündigt worden war und dieser sich darauf freute, einen "passionierten Gleichgesinnten" kennen zu lernen. Im Nachhinein vermochte Yugi nicht einmal zu sagen, was der ältere Mann, der sich selbst mit einem "Nennen Sie misch Frank" vorgestellt hatte, ihm nicht alles an Worten entgegen gebracht hatte. Der Name hingegen blieb hängen, genauso wie ihn der eigenartige Akzent interessierte und in gewisser Weise auch die offene Art seines Gegenübers direkt Sympathie weckte. Schüchtern, doch nicht minder höflich stellte er sich dem halb ergrauten Brünetten vor und wollte sich auch schon verbeugen, als man herzlich seine Hand ergriff und jene energisch schüttelte. Ein fester Händedruck. Er erinnerte irgendwie an den seines Großvaters, denn auch in diesen großen, kräftigen Händen gingen seine Zierlichen, Weichen regelrecht unter. Dennoch schaffte das ein Gefühl der Vertrautheit, so dass Yugi nach einer Weile sogar sein Lächeln wiederfand. Auch Mokubas heitere Art führte dazu, dass er sich hier allmählich wohl zu fühlen schaffte und der Smalltalk mit dem leidenschaftlichen Koch die Atmosphäre ein wenig lockerte. Nicht mehr lange und auch seine Stimme fand ihre gewohnte liebevolle Tonlage wieder und er steckte seine Gegenüber mit seinem Lächeln an. Es war eine sehr ungewohnte Situation, denn er kam seit Langem schon nicht mehr viel in direkten Kontakt mit anderen Menschen, doch es fühlte sich gut an. Und so ließ er sich auch gerne dazu überreden, der heutigen Kochstunde beizuwohnen und "zum krönenden Abschluss", wie Frank, der darauf bestand, keinen Nachnamen zu haben, es nannte, diesem vorzuführen, wie er "Süschi" zubereitete. Die Aussprache der Speise ließ Yugi ein wenig glucksen, denn er fand es amüsant. Er durfte sogar mitmachen, nachdem er seine Einkäufe zum Teil mit in diesem luxuriösen Kühlschrank verstaut hatte, so dass seine Aufmerksamkeit abwechselnd auf Mokubas und Franks Händen lag. Dieser wollte ihnen eine kleine, feine, französische Spezialität beibringen, die Yugi so sicherlich aus keinem Kochbuch hätte lernen können. Demzufolge war er dankbar über diese Unterrichtsstunde und nahm sich vor, wenn es erfolgreich endete und seiner Ansicht nach auch Yamis Geschmack treffen würde, dies zu Hause für jenen nachzukochen. Erst eine ihm bekannt vorkommende Stimme, die sich mit einem "Hier seid ihr also" meldete, brachte ihn irgendwann dazu, in seinem Tun genauso wie die anderen Inne zu halten und über seine Schulter hinweg zur Tür zu sehen. Anscheinend war nun auch Mokubas Nii-san eingetroffen, von dem irgendwann vorhin noch die Rede gewesen war. Ein wenig gespannt war er auf den jungen Mann ja schon gewesen, zumal Mokuba doch sehr liebevoll von diesem gesprochen hatte. Doch als er seinen Blick nun der in der Tür erscheinenden Gestalt zuwandte, stockte er. "Aa, Seto-sama, willkommen zu `ause", grüßte Frank seinen Arbeitgeber wie es sich gehörte und verbeugte sich angedeutet. Die Geste wurde mit einem knappen Nicken seitens des Geschäftsmannes erwidert, welcher sogleich von seinem lächelnden, kleinen Bruder ebenfalls mit einem "Willkommen zurück, Seto!" begrüßt wurde. Nur der kleine, ersehnte Gast, für den er seine nachmittäglichen Termine verschoben hatte, bekam in den ersten Augenblicken keinen Ton heraus. Erst, als er einige Schritte auf den Kleineren zugegangen war, schien diesem wieder einzufallen, dass er atmen sollte. "Willkommen, Yugi", wurde er so freundlich begrüßt, wie sich dieser Kunde Yamis auch schon letzte Woche bei ihnen zu Hause ihm gegenüber verhalten hatte. Yugi sah den anderen aus großen Augen an und konnte zunächst noch nicht so recht rekonstruieren, wie es dazu kam, dass er nun den Brünetten hier antraf. Eigentlich hatte er damit gerechnet, diesen eher überhaupt nie mehr zu Gesicht bekommen. Und nun ... "K-Kaiba-san...?!"       -To be continued-   Sou. Ja, ist nicht so viel passiert. Und ja, es sollte fixer wieder weitergehen. Ich hoffe zumindest, dass ich es schaffe. *fleißig weiterschreib*   Danke fürs Lesen! Chapter 05 ---------- -Chapter 05- Geradezu ehrfürchtig berührten seine schlanken Finger die gläsernen Schachfiguren, als er seinen Läufer bewegte. Es war wahrlich interessant anzusehen, wie er die Figur nur mit den Fingerspitzen anfasste und die Hand in einer vertraut anmutenden Geste ihre Bewegung ausführte. Yūgi machte keine unnötigen Bewegungen, keine unnötigen Züge. Er sprach leider auch nicht unnötig viel. Seto konzentrierte sich auf weitaus mehr als das karierte Brett vor seiner Nase. Zwar nicht zwingend auf seinen jüngeren Bruder, der angetan ein paar Kartoffelchips knabberte, während er ihnen zusah, sondern viel mehr auf den jungen Mann vor sich, dessen Gesicht einen so schönen Ausdruck zu Tage trug, wenn er sich so zu konzentrieren suchte. Auch wirkte er inzwischen sehr viel ruhiger als vorhin. Ihn zu einer Partie Schach einzuladen war wirklich das Beste gewesen, was Seto hätte tun können. Wie aufgebracht er gewesen war... Als er heute Mittag seine Küche betreten hatte, um nach dem ersehnten Gast zu sehen, war ihm nicht entgangen, dass eben jenem förmlich das Herz in die Hose gerutscht sein musste. Für einige Augenblicke hatte er ihn angestarrt wie eine Beute ihren Jäger. Zwar war die Assoziation durchaus nicht die völlig Verkehrte gewesen, doch wohl fühlte man sich dabei nicht, was eindeutig auch auf Gegenseitigkeit beruht hatte. So offenherzig Yūgi noch die Kochstunde verfolgt hatte - und dabei mutete seine Teigtasche wirklich nicht sehr viel anders an als die seines durchaus fähigen Kochs - umso stiller war er geworden, seit der Hausherr sich hatte blicken lassen. Mehr als eine Begrüßung, welche mit deutlich nervöser Verzögerung vorgetragen worden war, hatte er zunächst nicht von Yūgi bekommen. Ob er nun nach dessen Befinden fragte oder danach, was ihm die Ehre verschaffte, diesen in seinem Hause begrüßen zu dürfen - und oh, er hatte es wahrlich gut verstanden, seine gespielte Überraschung authentisch rüberzubringen - so bekam Yūgi den Mund einfach nicht auf. Erst, als Mokuba ihm auf die Schulter geklopft und das Reden für ihn übernommen hatte, schaffte dieser es endlich, sich ein wenig zu beruhigen. Die Nervosität war ihm dennoch deutlich anzusehen gewesen. Nun konnte man zwar auch wieder mit ihm sprechen, doch seine Antworten wirkten abgehakter als an jenem Abend, an dem er sich in Ruhe mit ihm zu unterhalten gesucht hatte. Und da er offenbar so gar keinen Appetit darauf gehabt hatte, mit ihnen gemeinsam zu essen - und diese Tatsache auch noch als Möglichkeit zur Flucht zu nutzen suchte, hatte er schließlich hierzu eingeladen. Anfangs konnte Yūgi sich wohl keinen Reim darauf machen, wie man plötzlich darauf kam, mit ihm Schach spielen zu wollen, doch da er nicht gänzlich unhöflich zu dem besten Kunden seines Verlobten sein durfte und konnte und wollte, hatte er zugesagt. Wenngleich er den Tee, der ihm serviert worden war, anfangs selbst zu probieren unsicher gewesen war, so klammerte er sich inzwischen mit seiner rechten Hand regelrecht an die Tasse aus feinstem Porzellan. Als ob er Angst hätte, diese fallen zu lassen - und damit seinen momentan einzigen Halt zu verlieren. Zwar war es sicherlich seinen Gastgebern gegenüber ein wenig unhöflich, wenn er so reserviert auftrat, doch das Auftauchen Kaiba-sans in der Tür der Küche hatte sein Herz für einige Augenblicke lang aussetzen lassen. Es war schon eine Ausnahme gewesen Mokuba wiederzusehen und damit ein vertrautes Gesicht, mit dem er keine oberflächliche, zwischenmenschliche Beziehung wie die zwischen einem Verkäufer und Kunden hatte. Doch, dass dessen angepriesener Nii-sama ausgerechnet Kaiba-san sein musste, passte ihm irgendwie nicht. Der Brünette war so anders zu ihm gewesen als jeglicher anderer Besuch, dass er insgeheim dafür gebetet hatte, diesen nicht wiedersehen zu müssen. Und nun saß er hier. In seinem Haus. Da, wo sicherlich auch Yami letztes Mal gewesen war, bevor er so spät zu ihm nach Hause gekommen war. Auf einmal wirkte dieses Haus alles andere als freundlich und einladend. Es war immer noch groß und luxuriös, natürlich auch schön und stilvoll eingerichtet, doch die Wände der großen Räume schienen ihn dennoch zu erdrücken. Zum Glück lenkten ihn Spiele immer irgendwie ab. Und Schach mochte er sogar recht gerne. Seit er von zu Hause ausgezogen war, hatte er keine Gelegenheit mehr gehabt, eine solche Partie zu spielen. Die Figuren anzufassen und so auf dem Brett zu bewegen war ein ganz anderes Gefühl, als vor dem Bildschirm die Maus zu bewegen. Und dieses hier gefiel ihm eindeutig besser. Auch war Kaiba-san ein durchaus fähiger Gegner, so dass sich das Spiel sehr viel anspruchsvoller gestaltete als gegen seine Internet-Gegner der letzten Zeit. So machte es auch Spaß. Zumindest würde es ihm mehr Spaß machen, wenn er nicht krampfhaft seine Tasse umklammert hielte und ums Verrecken den Blick in diese blauen Augen zu meiden suchte. Yami würde das garantiert nicht gefallen. Dass er hier war. Allein. Ohne ihm Bescheid gesagt zu haben. Natürlich konnte er das nicht wissen. Aber... trotzdem. Inzwischen hatte er einige Fragen des Brünetten beantwortet und es kam ihm vielmehr vor, als sei dieses Interview die eigentliche Intention des Größeren als jenes Spiel, welches ihn wohl nur ein wenig ablenken sollte. Doch Ablenkung war ihm wirklich herzlichst willkommen. Und das, was er an Informationen mitteilte, würde ihm sicherlich keinen Strick um den Hals legen. Schließlich war es nicht weiter wichtig, dass er in der Schach-AG seiner Schule gewesen war, ohne den Namen derselben zu nennen und, dass er das Spiel an sich von seinem Großvater gelernt hatte. Auch nicht die Auskunft, dass er seit der Grundschule nicht mehr an Turnieren teilgenommen hätte, noch die Tatsache, dass er Spiele an sich sehr mochte. "Schach." Mokuba hob beide Brauen, als er den nächsten Kartoffelchip zwischen seine Lippen schob. Schach war nicht gerade sein Lieblingsspiel, weil es ihn unangenehm an gewisse Zwischenfälle zwischen Seto und ihrem Stiefvater erinnerte, doch da es stets die Leidenschaft seines großen Bruders geblieben war, war es nun wahrlich nicht das erste Mal, dass er diesem beim Spielen zusah. Doch das erste Mal seit langer Zeit, dass Seto kein leichtes Spiel mit seinem Gegner hatte. Obwohl er diesen eher etwas verträumt aussehenden, häuslich anmutenden jungen Mann nicht gerade zur Kategorie der Schachspieler eingeordnet hätte, hielt man seinen Bruder gut in Atem und jagte ihn inzwischen regelrecht über das Feld. Der Jüngste im Bunde verstünde nicht einmal zu sagen, ob sein Nii-sama denn absichtlich dem anderen die Offensive erlaubte oder tatsächlich gerade Probleme damit hatte, seinen König zu schützen. Einige Züge später schließlich bewegte Yūgi auch seinen Springer und blickte zum ersten Mal geradezu schüchtern zu dem Älteren auf. "Schachmatt", kam es dann regelrecht unsicher über seine Lippen, so, als erwartete er nun Rüge und sei sich nicht sicher, ob er überhaupt gewonnen haben durfte. Doch als sich die Lippen des Geschäftsmannes im Sessel ihm Gegenüber zu einem zufriedenen Lächeln verzogen, blinzelte Yūgi ungläubig. Offenbar war es doch nicht schlecht gewesen. Oder? "Wow!" Es war schließlich Mokuba, der die Aufmerksamkeit des Neunzehnjährigen auf sich zog. Die Überraschung und doch auch Begeisterung standen ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Der Kartoffelchip zwischen seinen Fingern schien gerade vergessen. "Yūgi! Das war verdammt gut! Nii-sama ist eigentlich seit Jahren ungeschlagen geblieben!" Offenbar hatte Yūgi also ins Schwarze getroffen - aber warum? Als sein Blick wieder Kaiba-san fand, schien dieser nun wahrlich angetan. "Aah, Mokuba hat Recht. Das ist wirklich bewundernswert. Du bist seit einem Turnier in der Mittelschule, als ich nur Vize wurde, der Erste, der mir die Stirn bieten konnte. Sehr erfreulich, endlich wieder ein ernstzunehmender Gegner." Irgendwie klang es befremdlich, wie der Brünette mit ihm redete. Geradezu so, als würde er ihn loben. Und sich darüber freuen, geschlagen worden zu sein. Zumindest sprach alles dafür. Yūgi bevorzugte es dennoch, das unkommentiert zu lassen und lieber seinen Tee zu leeren. Man konnte ja nie wissen, ob die nicht doch gleich wütend werden würden. "Es ist sehr schade, dass du nie bei Turnieren angetreten bist. Du hättest durchaus einige Preise absahnen können. Eine regelrechte Verschwendung deines Talents, wenn du nie spielst. Magst du nicht öfter gegen mich antreten?" Yūgi stockte. Bitte was hatte er da eben gesagt? "Eh? Aber ich-" Doch Seto lächelte nur wieder und irgendwie hatte Yūgi den Eindruck, man dürfte diesem Lächeln nicht widersprechen. Es erinnerte ihn an seine Mutter, wenn diese ihm begreiflich zu machen suchte, dass etwas mal absolut gar nicht ging, was auch immer er vorgehabt haben sollte. "Du scheinst doch viel freie Zeit zu haben. Und da Yami ohnehin bis zu den Ohren in Arbeit steckt, ist er auch nicht gerade den ganzen Tag zu Hause und würde dich vermissen, oder? Ein wenig Gesellschaft würde demnach uns beiden gut tun." "Ich weiß nicht recht", wandte der Kleinere verhalten ein und schenkte seinem Gegenüber einen eher skeptisch Blick. Solcherlei Angebote hatte er noch nie bekommen. Zwar war es für ihn nicht sehr angenehm, sich vorzustellen, dass er noch viel mehr Zeit mit diesem Mann verbringen sollte, mit dem Yami so ... 'eng befreundet' zu sein schien, doch andererseits war es doch ein schönes Gefühl gewesen, gegen den anderen zu spielen. So viel anders als vor dem Computer und das trotz des Vorbehalts, dass er doch sehr angespannt gewesen war. Seit man ihn jedoch so anlächelte, schien der kleine Stein von seinem Herzen gerollt zu sein. Außerdem war es lange her gewesen, dass er sich wohl darüber freuen sollte, dass er gewonnen hatte, obwohl man ihm direkt gegenübersaß. Und eigentlich empfand er die Gesellschaft auch nicht als unangenehm. Auf einmal wirkte diese Umgebung wieder freundlicher auf ihn, auch nun, als die beiden Brüder anfingen, in dieser Sache miteinander zu reden und zu beratschlagen. Ihr Umgang miteinander war wirklich familiär und strahlte eine solche Wärme aus, wie Yūgi sie schon lange nicht mehr erlebt hatte. Ein wenig vermisste er so etwas vielleicht schon... "Ich könnte Yami ja fragen, ob das in Ordnung ginge", wandte er schließlich ein, versteckte sich dabei nach wie vor hinter seiner inzwischen leeren Tasse. Sein Blick blieb auch auf diese gerichtet, doch da eine Antwort nicht auf dem Fuße folgte, blickte er wieder auf. "Warum auch nicht? Ich bin mir sicher, dass es nichts dagegen einzuwenden gibt. Ich würde mich wirklich sehr freuen. Schließlich muss ich mich hierfür auch revanchieren, so einfach kommst du mir nicht davon. Nächstes Mal wirst du dir mehr Mühe geben müssen, wenn du mich noch einmal schlagen willst." Und wie er die beiden wieder ein wenig scherzen hörte, schlich sich doch langsam ein Lächeln auf seine Lippen. Kaiba-san hatte wirklich gut gespielt und die Vorstellung, ihn noch einmal herauszufordern und zu sehen, wie sich sein Spielverhalten in verschiedenen Runden äußerte, würde ihn in der Tat interessieren. Hoffentlich würde das auch wirklich in Ordnung gehen. Doch wenn er nun so überlegte, so schien Yami Mokuba gekannt zu haben, was ihn bei der Tatsache, dass dieser Kaiba-sans jüngerer Bruder war, gar nicht mal mehr überraschte. Und er hatte ihr Treffen heute Mittag abgesegnet. Zumindest soweit sich das auf den Einkauf bezogen hatte. Er wusste noch nicht, wie Yami den Fakt mögen würde, dass er heute sogar hier gewesen war, doch da man Kaiba-san selbst vor einigen Tagen schon einmal zu ihnen gebracht und ihn mit diesem bekannt gemacht hatte, erweckte es den Eindruck, als könne das gar nicht so schlecht sein. Vielleicht zog Yami sogar einige Vorteile daraus, dass er dessen besten Kunden so unterhielt. Yūgi verabschiedete sich selbst von dem Fahrer, der ihn letzten Endes gegen späteren Nachmittags nach Hause gebracht hatte, mit einer höflichen, tiefen Verbeugung. Der Angestellte der Kaibas wirkte ein wenig überrascht durch diese Handlung, schließlich wurden seine Dienste eigentlich als selbstverständlich empfunden. Doch bei dem Gehalt, das man ihm zahlte und der Absicherung für seine Familie, die ihm die Arbeit bei Kaiba Seto einbrachte, hatte er gut und gerne auf Höflichkeitsfloskeln verzichten können. Sein Arbeitgeber zeigte sich an anderer Stelle mehr als erkenntlich. Dieser junge Mann jedoch, den er vor dem Hochhaus mit den Luxusappartements absetzen durfte, war ohnehin von einem ganz anderen Schlag als die sonstigen Gäste Seto-samas. Als dieser schließlich im Eingangsbereich des Wohnkomplexes verschwand, ertappte sich der Fahrer dabei, wie er diesem noch eine Weile nachgesehen hatte, bevor er sich auf den Rückweg machte. Wer wusste ihm schon zu sagen, ob er diesen jungen Herrn in Zukunft nicht öfter zum Anwesen der Kaibas bringen würde. Um solcherlei machte sich Yūgi keine Gedanken, als er die Treppen an Stelle des Aufzuges nach oben nahm. Normalerweise nutzte er diesen nur, wenn er schwerere Einkäufe zu tragen hatte und sich allgemein ein wenig ausgepowert fühlte, was jedoch selten vorkam. Solange er noch jung und fit war, musste er täglich trainieren und da gehörte es selbstverständlich dazu, es sich nicht unnötig bequem zu machen. Ganz abgesehen davon, dass die älteren Bewohner sicherlich froh darüber waren, wenn sie nicht ewig auf den Aufzug warten mussten, bloß, weil die Jungspunde zu faul waren, die Treppen zu nehmen. Heute nahm er sogar zwei Stufen auf einmal, als er den Weg bis vor die Haustür regelrecht hoch rannte. So sehr man ihn anfangs noch überrumpelt hatte mit jenem Hausbesuch und wie unangenehm dieser geworden war, seit Ka- ... Seto-sa ... Seto - der Brünette hatte sich schon wieder über seine Ansprache desselben beschwert - aufgetaucht war, umso mehr Spaß hatte es Yūgi schließlich gemacht, als er die Situation nach vielem Hin und Her endlich als ungefährlich abtun konnte. Vielleicht lag es auch daran, dass er schließlich doch ein wenig ins Schwärmen geriet, wie toll sich nicht Tobey Maguire gemacht hätte, den er am Vortag auf der Leinwand hatte bestaunen dürfen. Mokuba hatte wohl schon gewusst, welche Themen er ansprechen sollte, damit er unverfänglich etwas erzählen konnte. Verwunderlich, dass es Seto tatsächlich auch irgendwie interessiert zu haben schien. Dennoch würde er Yami heute alles erzählen, wenn dieser nach Hause kam. So zumindest der Plan - denn, dass es an der Durchführung scheitern sollte, konnte er an dieser Stelle nicht ahnen. Sobald er die Wohnung betreten und die Tür hinter sich geschlossen hatte, schlüpfte er aus Schuhen und Jacke, legte seine Tasche auf der Kommode im Flur ab, bevor er den Korb in der Küche ließ und sich zunächst die Hände und das Gesicht waschen ging. Anschließend konnte er seine Einkäufe endlich in den heimischen Kühlschrank packen, gemeinsam mit dem bereits bei den Kaibas zubereiteten Sushi. Als er seine Portion jedoch vorher auf einen Teller legte, tauchte das Gesicht Franks vor seinem geistigen Auge auf und ließ ihn lächeln. Der Franzose - wie man ihn irgendwann wegen der Nationalität des Mannes eingeweiht hatte - war regelrecht begeistert gewesen, ihm dabei zuzusehen, wie er die recht akkurat gedrehten Rollen fertig machte und schließlich in kleine, gleichmäßige Stücke schnitt. Leider war er nicht mehr dazu gekommen, diesem zu bestätigen, dass er diesem das gerne auch irgendwann zeigen würde, wenn dieser die nötigen Zutaten frisch vor Ort hatte, da der ach so spontane Besuch sich leider ein wenig anders gestaltet hatte, als von ihm ursprünglich angenommen. Doch nun, als er sich noch einen Tee kochte und sein Essen schließlich mit vor den Fernseher nahm, wo just in diesem Moment sein Lieblingsanime anfing, sollte dies Yūgi nicht mehr kümmern. Letzten Endes war es dann doch noch gut geworden, so dass er sich eingestanden hatte, diese wenigen Stunden über doch ein wenig Spaß gehabt zu haben. Genau genommen war er seit der Mittelschule nicht mehr mit 'Freunden' zusammen gewesen, so dass er fast vergessen hatte, wie gut sich das anfühlen konnte. Und obwohl weder Seto, noch Mokuba oder Frank seine "Freunde" waren, hatte es sich heute ähnlich angefühlt. Bis zum Abend blieb er auch allein, verbrachte die restliche Zeit noch damit, ein wenig aufzuräumen und die Wäsche zu machen, bevor der Anwalt wieder nach Hause fand. Wie erwartet war es kurz nach acht Uhr gewesen, als er den Schlüssel im Schloss hörte, freudig direkt hinrannte und seinen Liebsten begrüßte. Mit einem schweren Seufzen ließ dieser die Tür ins Schloss fallen, seine Tasche direkt an dieser auf den Boden - bevor er den Kleineren umarmte und an sich drückte. Yūgi war ein wenig überrascht, denn erst jetzt erwiderte man seinen Gruß und schien dennoch nicht gewillt, ihn so ohne Weiteres wieder los zu lassen. Nur war er der Letzte, der sich daran stören würde, so dass er dem Größeren lieber jenen gesuchten Halt gab und etwas seinen Rücken streichelte. Erst dann fing Yami irgendwann an, sich über "diesen Vollidioten" zu beschweren, darüber zu meckern, wie sehr es ihn "ankotzte", dass ausgerechnet er so einen Kunden am Hals hatte, dass dieser wirklich nur gut zahlte und ansonsten mit das Letzte wäre, was in seiner Kanzlei herumrannte. So erfuhr Yūgi nach und nach auch davon, wohin Yami gezwungen gewesen war, mit diesem Kunden mitzugehen, wie sehr man ihm ein Ohr abgekaut hatte und wie lange man die ganze Angelegenheit nur unnötig hinauszögerte. "Zum Glück habe ich morgen noch andere Termine, ich würde ihm noch den Hals umdrehen, wenn ich ihn noch sehr viel länger ertragen müsste. Würde mein Ruf nicht auf dem Spiel stehen, wäre ich glatt dafür, das Gericht entschiede sich gegen ihn", maulte er schließlich, als Yūgi sich daran gemacht hatte, ihm das Jackett auszuziehen und auch die Krawatte zu lockern. Nun, als er diese vom Nacken des Älteren zog und die ersten paar Hemdknöpfe öffnete, schenkte er ihm auch sein zuckersüßes Lächeln. "Wenn es nur um eine Versicherungsangelegenheit geht, wirst du ihn in zwei Tagen wieder los sein", führte er ihm dann vor Augen, was sie beide gut wussten. Yūgi hatte in den letzten Jahren schnell gelernt, wie lange welche Art von Angelegenheiten in der Regel dauern durften. Vielleicht glänzte er trotz fehlenden Studiums sogar mit juristischem Wissen, welches man von ihm nicht erwarten würde. Doch er hatte viel von Yami gelernt und wenn man eine solche Beziehung hatte, wie sie, dann sollte man auch wissen, wie der Beruf des jeweils anderen aussah. Mit einem müden Lächeln wuschelte Yami dem Kleineren das Haar, ehe er ihm einen Kuss auf die Stirn hauchte. "Ich habe noch Sushi für dich, wenn du noch etwas essen möchtest, ne? Außerdem kann ich dir noch etwas Sake warm machen", schlug er im selben Atemzug mit vor, was Yami zufrieden aufnahm. So ein kleiner Happen und warmer Sake wären nun genau das Richtige. Yūgi wusste irgendwie immer, wie er ihm wieder runter helfen konnte. Zwar hatte er bei dem ganzen Stress vergessen nachzufragen, wie denn der Mittag mit Mokuba von Statten gegangen war, doch als ihm das wieder einfiel, hatte er gerade noch einen Schluck Sake gehabt und war derartig müde, dass er das lieber am folgenden Tag in Erfahrung bringen konnte. Heute war er ohnehin nicht mehr sonderlich aufnahmefähig. Und da Yūgi sich ohnehin lieber mit ihm beschäftigte, anstatt ihm auch noch ein Ohr abzukauen, konnte das gewiss noch ein wenig warten. "Schach?" Es war erst Tage später, nachdem eine SMS von Mokuba ihn wieder daran erinnert hatte, dass Yūgi schließlich Yami darauf angesprochen hatte. Dieser wirkte deutlich überrascht, als sein Kleiner nun zustimmend nickte. Während Yami mit einer Tasse Kaffee am Samstagnachmittag noch über den Akten auf seinem Schreibtisch brütete, hatte Yūgi ihm noch ein Stück Kuchen gebracht und ihn nun damit konfrontiert, dass Seto, dieser Bastard, ihn nicht nur zu sich nach Hause gelockt zu haben schien, sondern ihn womöglich noch öfter dort sehen wollte. Auch wenn er Yūgi nicht zeigte, dass er der scheinheiligen Fassade, die man vor diesem aufrecht erhalten hatte, nicht im Geringsten traute, so konnte er sich trotzdem keinen Reim drauf machen, was um Himmels Willen Seto eigentlich von seinem Kleinen wollte. "Ja, er meinte, wir könnten ab und an zusammen spielen. Er ist sogar richtig gut." Yami nahm noch einen Schluck, ehe er die Tasse abstellte. "Und er will wirklich nur mit dir Schach spielen?", hakte er skeptisch nach. Doch wie Yūgi ihn fragend ansah, den Kopf zur Seite geneigt habend, wirkte er einmal mehr wie die personifizierte Unschuld. "Was denn sonst?", erklang dann auch schon die Frage, die ihm förmlich ins Gesicht geschrieben stand. Yami schwieg einen Moment, bevor er schließlich mit den Schultern zuckte. "Warum denn auch nicht? Ist sicherlich etwas anspruchsvoller als deine Internet-Gegner." Einmal mehr konnte er daraufhin beobachten, wie sich diese weichen Lippen zu einem strahlenden Lächeln verzogen, als man ihn dann auch gerne umarmen und küssen mochte. "Vielen Dank! Ich denke, dass wir ohnehin nur einmal die Woche, oder so, gegeneinander spielen können. Schließlich ist Kaiba-sa- ... ehm, ... Seto, ja auch viel beschäftigt ... Sag, warum will er eigentlich beim Vornamen angeredet werden?", hakte er schließlich irritiert nach, als man ihm erlaubte, es sich auf dem Schoß des Älteren für eine Weile gemütlich zu machen. Doch dieser zuckte nur mit den Schultern. "Familiär bedingt. Er mag seinen Nachnamen nicht sonderlich. Aber anscheinend mag er dich auch, vielleicht, weil er und ich uns auch gut kennen... jedenfalls darf nicht jeder das Suffix weglassen." Yūgi gluckste leise, als man ihm das Haar wuschelte und ihn anlächelte. "Aber wehe, wenn du ihn mal gewinnen lässt. Wenn du schon gegen einen eingebildeten Champion spielen musst, dann wisch gefälligst auch den Boden mit ihm auf!" Nun lachte er sogar vergnügt. Yami war so... nett, wenn er auch mal Spaß verstand. Und alles so viel weniger kompliziert gehandhabt wurde. Es wäre so schön, wenn es öfter so sein könnte wie jetzt. -To be continued-   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)