Teach me how to smile von Shura (Hakuei x Ryutarou + ein wenig Maru (BIS)) ================================================================================ Kapitel 1: One Namida Drop -------------------------- ‚Eines Tages werde ich wie die Vögel einfach davon fliegen… dann ist der Himmel wieder blau und ich bin frei…’ Der kleine dunkelhaarige Japaner stand vollkommen nackt vor dem großen Fenster. Es war früh am Morgen eines verregneten Herbsttages und Ryutarou zitterte leicht, als die Kälte seinen schmalen Körper umfing. Wie in Trance beobachtete er die Regentropfen, die mal langsam und mal schneller die Scheibe des überteuerten Apartments in Chicago hinab rannen. ‚Diese Stadt ist so grau und trostlos… und es regnet ständig… was mag dieser Stadt nur zugestoßen sein, dass Kami-sama ständig darum weinen muss?’, fragte er sich in Gedanken. „Tarou-chan! Was machst du da??“, hörte er eine Stimme hinter sich. „Ich… ich gucke dem Regen zu.“, erwiderte er kleinlaut. Ein verständnisloses Schnauben. „Wann wirst du endlich erwachsen? Jetzt komm wieder ins Bett…“ Ryutarou drehte sich immer noch nicht um, hatte gerade am gegenüberliegenden Balkon einen kleinen Spatz entdeckt, der sich dort vor dem Regen versteckte, den er beobachten wollte. „Gleich…“, flüsterte er, um Hakuei nicht zu verärgern. „Nicht gleich sondern jetzt!“, gab dieser in scharfem Ton zurück. Eindeutig ein Befehl, der Ryutarou folge zu leisten hatte. Langsam löste er seinen Blick von dem Spatz und trottete mit gesenktem Kopf zum Bett zurück, schlüpfte zu Hakuei unter die dünne Bettdecke. „Brav.“, wurde er von ihm gelobt und dann von dessen starken Armen an den Größeren heran gezogen. Hakueis Körper spendete ihm Wärme. Hatte er selbst doch schon sehr lange am Fenster gestanden und war eiskalt. Hakuei war bald darauf wieder eingeschlafen. Ryutarou jedoch konnte und wollte nicht schlafen. Er starrte lieber von seiner Position aus weiter aus dem Fenster, lauschte dem Regen, der gegen die Scheiben und auf die Fensterbretter trommelte. Es gab nur eins, das er mehr liebte als Regen und Tiere und das war Schnee. Strahlend weißer, glänzender, frisch gefallener Schnee. Aber Schnee gab es nur im Winter und selbst da war er in dieser dreckigen Stadt sehr schnell grau und hässlich. ‚Ja… grau und hässlich… so wie ich…’, dachte er betrübt. Nur wenige Stunden später klingelte der Wecker. Hakuei drehte sich um 180° um den Wecker auf dem Nachtschrank auszustellen. Mit einem zufriedenen Lächeln beobachtete er den schlafenden Jungen neben sich. ‚Er ist also doch noch mal eingeschlafen… War auch ’ne harte Nacht für ihn.’ Er küsste Ryutarou sacht auf die Wange. Vorsichtig löste er sich von dem kleinen Jungen und stieg aus dem Bett, immer darauf bedacht ihn nicht aufzuwecken. Im Bad gönnte er sich erstmal ne heiße Dusche. Er hatte einen erneuten harten Arbeitstag vor sich. Als einer der höher gestellten Yakuza hatte er ab mittags im Büro zu sein und viel Papierkram zu erledigen und hatte nachmittags und abends diverse Locations, Händler, Kunden zu checken. Es tat ihm Leid den kleinen Ryutarou den ganzen Tag allein zu lassen. War dieser doch gerade mal zarte 16 Jahre alt. Hakuei war froh, dass der kleine sich trotz seines jungen Alters sehr gut zu helfen wusste. Er konnte sich selbst essen machen, wusste sich zu beschäftigen und irgendwie machte er – vermutlich aus Langeweile – einmal die Woche die Wohnung sauber. Zu Hakueis großem bedauern sprach der Junge nicht viel. Aber was hätte er ihm auch groß erzählen sollen? Zur Schule konnte und wollte er ihn schicken. Ryutarou verstand kein Wort Englisch – außer vllt die einfachsten Vokabeln wie „Hallo“, „danke“ und „auf Wiedersehen“. Aber was viel wichtiger war: der Junge existierte eigentlich gar nicht. Hakuei hatte ihm zur Einreise nach Amerika einen gefälschten japanischen Reisepass besorgt. Aber er war weder in Japan noch in Amerika registriert. Hakuei hatte auch keine Ahnung, wo der Junge herkam. Einige seiner Leute hatten ihn aufgegriffen, als er dabei erwischt wurde, wie er einen seiner Männer beklauen wollte. Als Hakuei dazu kam, hatten sie den Jungen schon ziemlich übel zugerichtet. Er vermutete, dass der Junge nur deswegen bei ihm blieb. Weil er ihn gerettet hatte und ansonsten keinen Ort hatte wo er hin konnte und auf der Straße hätte er wieder klauen müssen um über die Runden zu kommen. Zum Arbeiten war er schließlich viel zu jung. Er stieg aus der Dusche, betrachtete sich kurz im Spiegel. Ließ seinen blick über die zahllosen Tattoos streifen, die seinen gesamten Körper zierten, riss sich aber schnell wieder davon los, band sich ein Handtuch um die Hüften und ging in die Küche um Kaffee aufzusetzen. Als er diese betrat, saß Ryutarou nur in Boxershorts gekleidet auf einem Stuhl und blickte ihn aus großen Augen an. Er hatte eine nur wenig gefüllte Schüssel mit Cornflakes vor sich zu stehen. Gegenüber hatte er für Hakuei ein Toast auf einen Teller gelegt und Erdbeermarmelade rausgestellt. Etwas anderes frühstückte dieser nämlich nicht. ‚Sogar Kaffee hat er schon aufgesetzt. Wie lange war ich denn duschen??’ „Warum bist du denn schon wach? Hab ich dich geweckt??“, er setzte sich auf seinen Platz. Ryutarou schüttelte nur leicht den Kopf, senkte dann wieder den Blick auf seine Schüssel und begann langsam zu essen. „Hast du denn gut geschlafen? Was Schönes geträumt?“, versuchte Hakuei wie jeden Morgen eine Konversation zu starten, obwohl er genau wusste, dass das nicht gelingen würde. Diesmal brachte Ryutarou sogar ein leises „nein“ zusätzlich zum Kopfschütteln heraus. „Hattest du wieder Albträume?“ „Nein…“, keine nähere Erläuterung. Dann aßen sie stumm weiter. Leise düdelte Musik im Hintergrund. Hakuei hörte diese schon gar nicht mehr. Seit der Kleine bei ihm war, wollte dieser immer leise Musik hören. Ein Wunsch, den er ihm nicht verwehren wollte. Außerdem war es dann nicht immer still und die Wohnung wirkte nicht mehr so trostlos und groß. Als er mit seinem Toast fertig war, trank er seine Tasse Kaffee aus und verschwand im Schlafzimmer um sich anzuziehen. Er hörte, wie Ryutarou den Tisch abräumte und schüttelte den Kopf. „Tarou-chan!“, rief er ihm zu, „Ich hab dir doch gesagt, dass du das nicht machen musst!!“ Keine Antwort. Also zog er sich weiter an. Kurz danach kam Ryutarou barfuß ins Zimmer getapst, setzte sich aufs Bett und beobachte Hakuei. „Ich weiß…“, sagte er dann leise. „Warum tust du es dann?“ Er betrachtete sich noch mal im Spiegel, dann ging er zu ihm aufs bett zu und setzte sich neben Ryutarou darauf. Dieser hatte noch immer nicht auf die Frage geantwortet. Musste er auch nicht. Hakuei kannte die Antwort darauf. Er zog den Jungen in seine Arme. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mir nicht zur Last fällst??“ Als Antwort bekam er nur einen scheuen Blick. Er zog ihn dichter an sich, schloss die Augen und küsste ihn sanft auf den Mund. Auch Ryutarou schloss die Augen, spürte die weichen Lippen auf seinen. Ihm wurde ein wenig schwindlig und ganz viele Schmetterlinge tanzen in seinem Bauch. Halt suchend schlang er die dünnen Ärmchen um den großen Mann, als dieser mit seiner Zunge in seinen Mund eindrang. Zu seinem bedauern löste Hakuei den Kuss aber schon bald und schob ihn von sich. „Ich muss jetzt los.“, er stand auf und ging in den Flur um sich dort seine Schuhe anzuziehen. Schnell flitze Ryutarou hinterher, blieb dann vor ihm stehen, beobachtete ihn. „Und denkt dran, wenn du aus der Wohnung gehst immer schön abzuschließen, den Schlüssel natürlich nicht vergessen. Wird wieder spät heute Abend. Mach dir was schönes zu Essen, ja? Wenn du dir was kaufen willst, du weißt wo das Geld liegt, ne? Und hab keine Hemmungen, du kannst das Geld ruhig nehmen! Ich hab genug davon.“, als er mit Anziehen fertig war, zog er den schmächtigen Jungen an sich und hielt ihn eine weile. Ryutarou fühlte sich so wohl in seinen Armen. Von ihm aus könnte die Welt in so einem Moment einfrieren. Dann wäre er wenigstens glücklich. Doch auch dieser Moment ging vorbei. Hakuei musterte ihn. „Jetzt lach doch mal. Du bist so hübsch wenn du lachst.“, sagte er, obwohl er den Jungen noch niemals lachen oder auch nur lächeln hatte sehn. Dieser blickte ihn genau so ausdruckslos an, wie zuvor, als hätte er kein Wort verstanden. „Dann nich’.“, verärgert drehte Hakuei sich um, öffnete die Tür und trat einen Schritt hinaus. „Warte!“, verzweifelt und lauter als sonst machte Ryutarou sich bemerkbar und hielt ihn am Mantel fest. „Was ist denn noch?“, fragte er gereizt, drehte sich aber wieder um, um in die großen traurigen Augen des Kleinen zu gucken. Ryutarou hatte große Verlustängste und das wusste Hakuei. ‚Ich habe Angst, dass du nicht wieder kommst, wenn du so wütend gehst…’ „Kisu?“, fragte er sehr leise. „Ein Lächeln?“, fragte der andere zurück. ‚Aber ich kann doch nicht!!! Ich kann das nicht!!!’ Kleine Tränen begannen stumm über Ryutarous Wangen zu kullern. Hakuei seuftze. „Warum krieg ich dich nur nicht dazu ein Mal zu Lächeln. Mehr will ich doch nicht!!“ Er beugte sich zu ihm runter, gab ihm einen flüchtigen Kuss und sagte: „Keine Angst, ich komm wieder. Ich lass dich nicht allein.“ Dann strich er ihm noch mal kurz durch die pechschwarzen Haare und ging. Ryutarou starrte noch eine weile die Tür traurig an, bevor er ins Schlafzimmer ging und sich was anzog. Ihm war kalt. Er ging zum Radiowecker um zu gucken welcher Wochentag war. Mittwoch. Mittwochs gab es nichts besonders zu tun. ‚Und noch so lange bis zum Wochenende…’, stellte er betrübt fest. Er nahm sich den kleinen Hocker, der immer als Fußablage vor dem Sessel im Wohnzimmer stand und trug diesen zum hübschen, großen Aquarium. Er setzte sich darauf und beobachtete die Fische. „Guten Morgen liebe Fische. Wie geht es euch heute? Mir geht es nicht so gut… Haku ist böse auf mich, weil ich nicht lächle. Dabei weiß er ganz genau, dass ich das nicht kann. Aber er versucht es immer wieder.“ Er seufzte. „Ich helfe ihm ja auch immer, ich räume auf, mache sauber, bin ganz brav und leise um ihn nicht zu belästigen. Aber irgendwie macht ihn das auch nicht glücklich. Ich kann ihn einfach nicht glücklich machen. Das ist doof…“, er machte eine kleine Pause, „Ich glaube, er weiß gar nicht wie doll ich ihn liebe. Ich glaube, er liebt mich nicht. Er mag mich nur… oder besser: er duldet mich. Dabei wünsche ich mir so sehr, dass er mich liebt. Ich habe Angst, dass er mich nicht liebt, weil ich keine Frau bin. Weil ich einfach nur ein Junge bin. Ich bin nicht erwachsen und auch nicht weiblich. Ich weiß aber auch nicht, wie ich ihm zeigen soll, dass ich ihn liebe… ich meine… er wird immer so schnell wütend und das mag ich gar nicht. Aber vielleicht ist das seine Art mir zu zeigen, dass er mich liebt? Aber heute früh war er wieder ganz lieb zu mir und hat mich ganz sanft geküsst!! Das war toll! Das hat mir gefallen! Auch wenn’s nur kurz war. Und… und gestern Nacht da… da haben er und ich wieder… na ja… ihr wisst schon~~~“ Er lief ein klein wenig rot an, verzog aber sonst keine Miene. „Und das war wirklich toll! Und es tut auch nicht mehr so weh wie früher…“ So sprach er noch eine ganze Weile mit den Fischen, bevor er ihnen dann Futter gab, wo sich diese gierig drauf stürzten. Dann brachte er den Hocker wieder weg und ging in seine Ecke. Hakuei hatte ihm zwar angeboten, dass er für ihn das Gästezimmer in ein eigenes Zimmer umbauen würde, aber das wollte er nicht. Er wollte immer möglichst dicht bei Hakuei sein. Also hatte dieser ihm in seinem Arbeitszimmer eine Ecke leer geräumt – in der eh nur Blumen gestanden hatten – und dort einen kleinen Schreibtisch mit Stuhl hingestellt. Ursprünglich sollte dort auch noch eine kleine Couch hin. Doch Ryutarou hatte sich dagegen gewehrt und lieber auf einen weichen Teppich und ein paar Kissen bestanden. Später hatte Hakuei herausgefunden, dass Ryutarou scheinbar sehr künstlerisch begabt war und hatte ihm Zeichenblöcke, Stifte, Farben, Pinsel und ähnliches besorgt. Trotz dem durfte Hakuei nur wenige von Ryutarous Zeichnungen und Gemälden sehen. Der Kleine versteckte sie aus einem ganz simplen Grund: Er zeichnete hauptsächlich Hakuei und war permanent der Meinung, dass es schlecht aussah und er wollte sich nicht vor ihm blamieren. Also zeigte er ihm nur Landschaftsbilder, Stillleben oder Tierzeichnungen. Das konnte er besonders gut, fand er selbst und auch Hakuei freute sich immer über neue Werke. Also begann er zu malen. Ein einfaches Bild von einer Pflanze. Jedoch hatte er immer ein Auge auf die Uhr. Denn um 14 Uhr ging er jeden Tag mit dem Hund der Nachbarin gassi. Die alte Dame war schon sehr gebrechlich und konnte nicht mehr täglich so viel laufen. Nur montags ging er zusammen mit der alten Dame und dem Hund spazieren. Dann erzählte sie ihm immer sehr viel. Ryutarou nickte dann und sah sie an, obwohl er kein Wort verstand. Und an guten Tagen erzählte auch er ihn was. Natürlich auf -Japanisch. Das verstand dann wiederum die alte Frau nicht. Aber auch sie blieb immer freundlich und lächelte ihm immer zu. Sie schien ihn wirklich zu mögen und Ryutarou mochte sie eigentlich auch sehr gern. Donnerstags ging er immer mit ihr einkaufen. Er trug ihr dann die Einkaufstaschen und die bedankte sich jedes Mal sehr freundlich bei ihm und gab ihm sogar als Dankeschön 5 Dollar. Fürs Gassi gehen gab es jeden Tag zwei Dollar und ein Bonbon. Das machten jede Woche 15 oder 17 Dollar. Je nachdem, ob Ryutarou auch sonntags Zeit hatte. Denn sonntags hatte Hakuei frei und dann wollte er natürlich seine Zeit nicht mit dem Hund verbringen. Das Geld sparte er ganz fleißig. Irgendwann, wenn er genug Geld zusammen hatte, wollte er Hakuei ein großes, ganz hübsches Geschenk machen. Was genau wusste er zwar noch nicht, aber er würde schon irgendwas finden. Ab und zu lud sie ihn auch auf eine Tasse Tee und Kuchen ein und dann hörten sie alte Musik. Und obwohl sie nicht die selbe Sprache sprachen, verstanden sie sich irgendwie. Durch sie lernte Ryutarou auch immer mehr Englisch, bis er sie fast fließend verstehen und sogar bruchstückhaft sprechen konnte. Er übte immer, wenn er mit dem Hund gassi ging. Er lauschte den Leuten und sprach es dann leise nach. Das tat er auch an diesem Tag. Völlig in Gedanken versunken ging er mit dem Hund gassi. Plötzlich stieß er mit jemandem zusammen. Er blickte auf und sah einen blonden Jungen, wohl etwas älter als er selbst. „Hey Kleena, kannst du nich’ uffpassen wo de hinrennst oda watt?“ Solch ein Englisch hatte Ryutarou noch nie gehört. Das klang ganz anders als das Englisch, was die alte Nachbarin immer sprach. „Wa… wakaranai…“, sagte er leise. ((„Ich versteh nicht“ auf japanisch)) Sie lachten nur. Er wollte möglichst schnell weiter und außerdem zog der Hund an seiner Leine. Er brachte ein leises „so-ri“ zustande. Die Jungs lachten nur noch mehr. Sie unterhielten sich weiter und hörten nicht auf zu lachen, versperrten ihm den weg. Plötzlich begann einer von ihnen ihn zu schupsen. Er fiel hin. Der Hund bellte. Dann fingen die Jungs an weiter auf ihn einzuschlagen und zu treten. Schützend hob er die Arme vors Gesicht. Er wehrte sich kein bisschen. Doch die Jungs hörten nicht auf. Sogar den kleinen Hund traten sie, als dieser ihn verteidigen wollte. Erst als ein erwachsener Mann eingriff und den Jungs drohte, ließen diese von ihm ab und liefen davon. Zitternd und mit Tränen in den Augen lag er nun da, hielt sich vor Schmerzen den Bauch, wimmerte. Auch wenn dieser ganz sicher nicht das einzige Körperteil war, das weh tat. Der Mann hockte sich neben ihn. „Hey Kleiner, alles okay bei dir?“ „Kaeritai!!!“, weinte er leise. ((„Ich will nach Hause.“)) Zu seiner Verwunderung antwortete der Mann sogar auf Japanisch. „Soll ich dich nicht vielleicht vorher ins Krankenhaus bringen?“ Ryutarou sah auf, wischte sich die Tränen weg. ‚Der sieht gar nicht Japanisch aus…’ Als er ihn nur anstarrte ohne zu antworten, wiederholte der Mann seine Frage. Erst jetzt realisierte Ryutarou, dass er gemeint war. Aber er schüttelte den Kopf, versuchte aufzustehen. Ohne Aufforderung half der ominöse Mann ihm dabei. Er bedankte sich, sah nach ob bei dem Hund auch alles okay war. Dieser wedelte allerdings wieder fröhlich mit dem Schwanz. Er bedankte sich und humpelte in Richtung seiner Wohnung. Der Mann folgte ihm. „Sicher, dass du keine Hilfe brauchst?“ „Hai…“ „Wie heißt du denn?“ „…“ „Mein Name ist Maru.“ „…“ Ryutarou wollte einfach nur nach Hause. Er wollte auch nicht von diesem Typen verfolgt werden, obwohl er sehr nett zu sein schien. „Du hast einen sehr süßer Hund.“ „… das ist nicht meiner…“, lies er sich endlich zu einer Antwort erweichen. „Oh… wem gehört er dann?“, der Mann lief ununterbrochen neben ihm her. „Meiner Nachbarin… ich gehe nur mit ihm gassi.“ „Das ist aber nett von dir.“ „…“ Nach einer Weile des Schweigens meinte Maru dann: „So… ich muss jetzt in die andere Richtung. Oder soll ich dich noch bis nach Hause bringen?“ Ihm schien wohl langsam klar zu werden, dass Ryutarou sich in seiner Gegenwart nicht besonders wohl fühlte. „Schon okay… vielen Dank für die Hilfe noch mal…“, er verbeugte sich höflich, lief dann aber schnell weiter. „Hai… Tschüss… und pass gut auf dich auf, ja??“, besorgt blickte Maru ihm hinterher. Als Ryutarou bei seiner Nachbarin klingelte um den Hund abzugeben, verbarg er sein Gesicht so gut es ging hinter seinen Haaren. Bei sich in der Wohnung, stieg er gleich als erstes in die Wanne. Er fühlte sich dreckig und wollte seinen Körper auf blaue Flecken und ähnliches untersuchen. Sein Bauch tat ihm immer noch dolle weh. ‚Gebrochen schein ich mir nichts zu haben… aber die blauen Flecken tun weh… und die Schürfwunden brennen im Wasser…’, jammerte er in Gedanken vor sich hin. Er lies sich vom warmen Dampf des Wassers einhüllen, entspannte ganz gemütlich. ‚Bin ich froh, dass ich heute nicht ganz so viel zu tun hatte… so kann ich schneller wieder bei Tarou-chan sein…’, dachte Hakuei, als er die Tür zu seiner Wohnung öffnete. „Bin wieder da!“, rief er, zog sich Mantel und Schuhe aus. Als Ryutarou weder angeflitzt kam, so wie sonst, noch antwortete, begann er sich umzuschaun. „Tarou?“, er ging in die Küche um zu gucken, ob er einen Zettel hinterlegt hatte. Manchmal verbrachte er ja auch den Tag bei ihrer alten Nachbarin und vergaß dann die Zeit. Aber da war kein Zettel. Er ging ins Schlafzimmer. Vielleicht war er müde gewesen und hatte sich schlafen gelegt. Aber auch das Bett war leer. „Tarou!?“, mit leichter Panik begann er die große Wohnung zu durchstreifen. Als er im Bad das Licht an machte, blieb ihm fast das Herz stehen. „TAROU!“, er rannte auf ihn zu. Dieser lag mit geschlossenen Augen und jeder Menge blauer Flecken und Wunden in der Wanne. Schnell schlang Hakuei seine Arme um den nackten Jungen und zog ihn aus dem kalten Wasser. „Tarou!!! Tarou!!“, er schüttelte ihn. ‚Er ist ganz kalt…’ Als das alles nichts half, gab er ihm voller Verzweiflung eine Backpfeife. Ryutarou entfuhr ein leises Stöhnen. ‚Oh mein Gott, er lebt!!!’, er schickte ein Stoßgebet gen Himmel. Langsam öffnete Ryutarou die Augen und blickte Hakuei an. Er wollte sich bewegen, aber ihm tat alles weh. Trotzdem schlang er die Arme um ihn. „Du bist wieder da…“, hauchte er. Doch Hakuei löste seine Arme von sich. „Was zur Hölle hast du getan? Wie siehst du denn aus? Und überhaupt, jag mir ja nie wieder so einen Schreck ein!“, fuhr er ihn an. Der Junge zuckte zusammen. „Ich… g… gomen… aber das war ich nicht!!! Ehrlich!! Ich hab das doch nicht mit Absicht gemacht! Da.. Da waren diese Jungs… und die haben mich verprügelt… und dann bin ich in der Wanne eingeschlafen…“ ‚oder eher bewusstlos geworden x.x vom heißen Wasser…’ „Was für Jungs?“ „Weiß nicht… irgendwelche… als ich mit dem Hund draußen waren, haben die mich einfach grundlos geschlagen…“, wieder stiegen ihm Tränen in die Augen, „Und jetzt tut mir alles weh… deswegen war ich in der Wanne…“ Hakuei zog ihn wieder dichter an sich, streichelte ihn. „Tut mir Leid, dass ich dich angemeckert hab.“ Er gab ihm einen Kuss auf die Stirn und dann auf die Lippen. Dann nahm er ihn auf die Arme und trug ihn zu ihrem Bett, legte ihn sanft darauf ab, deckte ihn zu. Er drehte sich um und ging ein Stück. „Haku! Wo gehst du hin?“, fragte Ryutarou besorgt. Der Angesprochene drehte sich um und lächelte ihn an. „Was trockenes anziehn.“ Der Kleine errötete leicht, beobachtete ihn dann aber weiter. Hakuei stand mit dem Rücken zu ihm und zog sich erst das Hemd, dann die Hose aus. Ryutarou bewunderte die vielen Tattoos jedes Mal aufs Neue mit Erstaunen. Als dieser dann aber plötzlich doch ausm Raum ging, starrte er ihm etwas verzweifelt hinterher und wäre ihm unter normalen Umständen sofort hinterher getappelt. Doch irgendwie schienen die Schmerzen immer schlimmer zu werden und so blieb er liegen. Besiegt vom eigenen Körper. Zu seiner Erleichterung tauchte Hakuei nur wenig später mit einem Erste-Hilfe-Köfferchen in der Hand wieder auf. Er setzt sich zu ihm aufs Bett und begann Ryutarous Wunden zu versorgen. Dieser beobachtete ihn die ganze Zeit gebannt dabei. „Du machst das gut… Danke…“ Hakuei sah auf. Das war das erste Mal, dass der Junge von sich aus so etwas wie ein Gespräch anfing. Er wurde mit einem Lächeln belohnt. „Nicht der Rede wert. Für dich mach das liebend Gerne…“ Ryutarous Herz begann immer schneller zu schlagen. ‚Er hat das Wort „Liebe“ benutzt!!! Na ja… „liebend“… aber trotzdem!! Ob da was zu bedeuten hat? Liebt er mich vielleicht doch??’ Als er fertig war, beugte er sich über ihn und küsste ihn sanft. Dann sah er ihn an, strich ihm eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich glaube du weißt gar nicht, wie wunderschön du eigentlich bist, Tarou-chan.“, sagte Hakuei leise und fixierte ihn mit einem durchdringenden Blick. „Ich bin nicht schön…“, flüstere Ryutarou, „Ich bin klein und zu dünn und hab überall blaue Flecken… und mein Gesicht ist hässlich… und… und ich kann nicht… nicht lächeln…“ „Für mich bist du der hübscheste Junge auf Erden…“, hauchte Hakuei kaum hörbar gegen Ryutarous Hals, begann diesen dann sanft zu küssen. Der Junge schloss die Augen, legte den Kopf leicht zur Seite und genoss die Küsse, die ihm teilweise eine Gänsehaut verpassten. Er wagte sich immer weiter vor, liebkoste sein Schlüsselbein, bis er die kleinen Nippel des jüngeren mit seinen Lippen umschloss, vorsichtig dran saugte. Dieser genoss es sichtlich. ‚Haku… Ich liebe dich so sehr! Bitte liebe mich genau so…’ Hakuei wurde immer fordernder. Doch als seine sich langsam aber sicher Ryutarous Schritt nähere, hielt er ihn auf, blickte ihn flehend an. „Nicht… nicht heute… mir tut alles weh…“ Hakuei spürte die Wut in sich aufsteigen. Er wollte ihn gerade schlagen und eine Predigt darüber halten, dass er gefälligst nicht so ein Weichei sein sollte und das es ihn einen Scheiß interessiere, wie es ihm geht, als er sich besann. Er hatte sich vorgenommen den Jungen nicht mehr zu schlagen. Schließlich hatte er ihn wirklich sehr gern, obwohl ich ab und zu noch die Hand ausrutschte. Aber so leicht legt man alte schlechte Angewohnheiten nicht ab. „Okay…“, sagte er schließlich, „Ich geh nur mal eben auf Klo… bin gleich wieder da.“ Ryutarou sah ihm traurig hinterher. ‚Ich würde dich so gerne glücklich machen… aber ich kann es einfach nicht…’ Ähnliche Gedanken schwirrten auch Hakuei durch den Kopf, der sich auf Klo eingeschlossen hatte. Er hatte sich ein paar Kleenex geschnappt, sich die Shorts ausgezogen und auf den Klodeckel gesetzt. Die ganze Zeit während er sich einen runter holte, dachte er an Ryutarou. Als er fertig war, spülte er die Taschentücher im Klo runter, zog sich die Shorts wieder an, wusch sich die Hände und ging zurück zu Ryutarou, legte sich zu ihm ins Bett. Dieser hatte schon sehnsüchtig auf ihn gewartet, fragte aber nicht nach, warum es so lange gedauert hatte, zumal er sich das auch denken konnte. Er zog den Kleinen an sich, streichelte ihn. Irgendwie hing er von Tag zu Tag mehr an ihm. Er hörte ein leises Schluchzen. Ryutarou weinte. Das tat er öfter, wenn sie so dalagen. Aber er wusste, dass er nicht nachfragen brauchte, er würde eh keine Antwort bekommen. Also lies er ihn einfach weiter weinen, spendete stillen Trost. Er hatte keine Ahnung, was dem Jungen zugestoßen war, bevor er ihn aufgenommen hatte, aber es schien grauenvoll gewesen zu sein und hatte tiefe Narben hinterlassen. Einen halben Monat später hatte der Herbst dann richtig eingesetzt. Die Tage wurden richtig kalt und die Stadt versank im Grau. Ryutarou genoss das Wetter. Im Gegensatz zu Hakuei, den das schlechte Wetter von Chicago tierisch ankotzte. Hakuei war wie jeden Tag auf Arbeit gegangen und Ryutarou hatte den Hund seiner Nachbarin gassi geführt, trotz strömenden Regens. Gleich als er diesen bei seinem Frauchen abgegeben hatte, ging er wieder hinaus. Genoss die feuchte Luft, den Geruch des Regens, die Geräusche, die er verursachte, wenn er auf den Regenschirm prasselte. Er hatte sich vorgenommen von dem gesparten Geld endlich mal ein Geschenk für Hakuei zu kaufen. Er ging in ein nahe gelegenes Einkaufszentrum, das er beim gassi gehen entdeckt hatte und sah sich dort um. Die meisten Geschäfte waren für Frauen und interessierten ihn nicht weiter. Ein Hutgeschäft zog da schon eher seine Aufmerksamkeit auf sich. Er wusste, dass Hakuei Hüte mochte. Doch zu seinem Bedauern gab es dort nur Hüte für alte Menschen. Er durchlief mehrere Geschäfte, in denen er allerdings nie etwas Passendes fand. Bis er auf ein Schmuckgeschäft stieß. Er sah sich um, entdeckte zu Erst nichts. Ein Verkäufer sprach ihn an. „Guten Tag, was suchen sie denn? Kann ich ihnen helfen?“ Ryutarou blickte ihn an. Vor ihm stand der Typ, der ihm vor einer Weile die Jungs vom Leib geschafft hatte, die ihn verprügelt hatten. Dieser erkannte ihn auch wieder. „Ach du bist es!“, er lächelte, „Hätte nicht gedacht, dass ich dich wieder treffe! Was suchst du denn??“ Etwas mutiger, weil er Maru nicht zum ersten Mal sah, sagte er: „Ein Geschenk.“ Maru, sichtlich darüber erfreut, dass der Junge dieses Mal mit ihm sogar sprach, fragte weiter: „Das ist schon mal gut. Für wen soll das Geschenk denn sein?“ Ryutarou stockte. Was sollte er sagen? Für seine Freundin wäre ja falsch und könnte bei Schmuck ein verheerender Fehler sein. Für seinen Freund konnte er auch nicht sagen. Hakuei hatte nie gesagt, dass sie zusammen sind oder so. Er hatte ihm ja nicht mal gesagt, dass er ihn liebt. Mal ganz von der Tatsache abgesehen, dass es sehr seltsam rüberkommen würde. „Für meinen besten Freund.“, sagte er schließlich. „Oh! Und da suchst du in einem Schmuckgeschäft?“ „…“, jetzt war er verunsichert, „Na ja… er mag Schmuck… Er trägt viele Ketten und Ringe und Ohrringe und so… Aber eigentlich nicht so was…“, er zeigte auf die ganzen Goldkettchen und Eheringe, „sondern mehr Ketten mit Lederbändern und so… männlicheres Zeug halt…“ Maru lächelte. Leise sagte er zu ihm: „Willst du, dass ich dir helfe was zu finden? Ich kenne einen Laden, der bestimmt nach dem Geschmack deine Freundes ist.“, er zwinkerte ihm zu. Ryutarou überlegte kurz, doch dann nickte er. „Okay, dann warte kurz draußen vor dem Shop, ja?“, und damit schickte er ihn weg. Kurze Zeit später kam Maru in zerfledderten Jeans, einem ärmellosen Kapuzenshirt, Kreepers und einem Rucksack auf dem Rücken aus dem Laden. Scheinbar hatte er seine Arbeitsklamotten in dem Rucksack, denn bis eben war der definitiv noch anders gekleidet gewesen. Maru legte einen Arm um Ryutarous Schultern, doch dieser schlüpfte ganz schnell darunter hindurch und befreite sich so von ihm. Er hasste Berührungen, wenn sie nicht gerade von Hakuei kamen. Er hasste Menschen, wenn sie nicht gerade Hakuei oder seine freundliche Nachbarin waren. Zusammen gingen die beiden zum nächst gelegenen „Hot Topic“. (anm: Shop in Amerika. Ähnlich unserem XTraX nur punkiger, cooler und viel billiger. Da gibt’s sogar Dir en grey und Mucc und Psycho le Cemu T-Shirts ;^; *seufz* Ich will ne Filiale hier in D-Land haben… der Laden soll so geil sein!!! *nur Mitbringsel hat und auf I-net-seite war* u.u) „So, ich denke hier findest du was für deinen Freund, oder?“, er zwinkerte Ryutarou aufmunternd zu. Dieser nickte. Der Laden wirklich unglaublich toll. Vielleicht blieb noch etwas Geld übrig. Dann könnte er sich selbst auch etwas kaufen. Mir großen Augen blickte er sich staunend um. Der Laden würde Hakuei bestimmt gefallen! Es gab dort so viele tolle Sachen. In der Vitrine entdecke er dann irgendwann etwas, von dem er sicher war, dass es Hakuei seiner Meinung nach gefallen würde. Vor ihm lag ein großer schwarzer Totenkopfring, der ihn aus rot glühenden Augen anstarrte. Ryutarou beschloss für sich selbst noch einen Schal zu kaufen. Mehr als zwei Meter war er lang, schwarz-weiß gestreift und hatte schwarze Fransen am Ende. Das war das erste Mal, dass er ein Geschenk für jemanden kaufte. Aber auch das erste Mal, dass er etwas Größeres für sich selbst kaufte. Als er gerade bezahlen wollte, kam Maru an den Tresen und fragte die Verkäuferin: „Könnten sie den Ring als Geschenk einpacken?“ Ryutarou sah ihn an. Er selbst hätte sich nie getraut das zu Fragen. Die Verkäuferin lächelte freundlich: „Natürlich!“, und tat wie ihr gehießen. Irgendwie erleichtert und auch glücklich ging er mit Maru aus dem Geschäft. Es hatte aufgehört zu regnen. Dafür wehte ein kalter Wind. Er begann zu frösteln. Schnell holte er den neuen Schal aus der schwarzen Tüte und legte ihn sich um den Hals. Selbst zwei mal rum gewickelt waren die Enden noch so lang, dass sie fast auf dem Boden schliffen. „Du bist niedlich!“, bemerkte Maru lächelnd. Mit dem langen schal und seinem etwas zu groß geratenen Wintermantel sah Ryutarou in der Tat unheimlich kindlich, aber auch zerbrechlich aus. Als hätte man ihn in hundert Lagen Stoff gewickelt, damit er auch ja nicht kaputt ginge. Diesmal begleitete Ryutarou Maru bis zu dessen Wohnung, die gar nicht so weit von seiner und Hakueis entfernt war. „Also dann… hier wohne ich. Ich hoffe ich konnte dir weiter helfen.“, Maru lächelte, „Hoffentlich freut sich dein Freund über das Geschenk! Teuer genug war es ja.“ Ryutarou nickte. Maru seufzte, „Kann ich dich zur Verabschiedung diese Mal wenigstens knuddeln?“ Verwundert sah der Kleine ihn an. Er zögerte. Sollte er das wirklich zulassen? Zulassen, dass jemand anders als sein geliebter Hakuei ihn berührte? Letztendlich nickte er leicht, wenn auch unsicher. Also zog Maru ihn langsam an sich und drückte ihn sanft. „Komm gut nach Hause, ja?“, mit diesen Worten ließ er ihn wieder los, immer noch ein glückliches Lächeln auf den Lippen. „Hai…“ Maru drehte sich um und wollte gerade die Tür hinter sich schließen, als Ryutarou noch etwas sagte: „Maru! Ich… Ich glaube, ich hab meinen Schirm bei dir im Laden liegen lassen… Kann ich ihn morgen abholen kommen??“ „Natürlich!“ Er war sichtlich begeistert davon, dass Ryutarou ihn zum ersten Mal mit seinem Namen angesprochen hatte. „Und ich… ich heiße übrigens Ryutarou…“ „Das ist ein hübscher Name! Passt zu dir.“ Noch ein paar letzte Blicke, dann trennten sich ihre Wege. Irgendwie glücklich und froh darüber, dass er sich mit Maru so was wie angefreundet hatte, ging er in die Richtung seines Zuhauses. Als er wenige Blocks weiter in eine selbst bei diesem schlechten Wetter recht belebte Straße einbog, blieb er urplötzlich wie angewurzelt stehen. Sein Blick war auf Hakuei gefallen, der wenige Meter von ihm entfernt vor einem Blumengeschäft stand und die Ware begutachtete. Doch das war es nicht, was Ryutarou so erschrocken hatte. Viel mehr war es die Frau an seiner Seite, die sich wie selbstverständlich bei ihm untergehakt hatte und sich freudestrahlend mit ihm unterhielt. Als Hakuei dann auch noch zurück lächelte und sogar anfing zu lachen, schossen dem Jungen heiße Tränen in die Augen. Er drehte sich um und rannte so schnell er konnte in die Richtung zurück, aus der er gekommen war, konnte kaum erkennen wohin, wusste auch nicht wohin. Es begann erneut zu regnen, doch Ryutarou lief unverwandt weiter, bemerkte den Regen nicht mal richtig. In seinem Kopf war nur dieses Bild. Das Bild, wie Hakuei über den Witz der hübschen Frau neben sich lachte. Sein Schluchzen drang nur leise durch die Häuserschluchten. Doch keiner reagierte darauf. War doch jeder einzelne Einwohner der Stadt viel zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt. Erst als vor ihm eine Wand auftauchte, blieb er stehen und sah sich um. Er war in einer Sackgasse gelandet. Verwirrt, verzweifelt und vollkommen orientierungslos blickte er sich um. Alles sah gleich aus. Er lehnte sich gegen die Mauer und begann nur noch bitterlicher zu weinen. ‚Ich bin so bescheuert!!! Jetzt hab ich mich auch noch verlaufen! Ich bin so ein dummes Kind! Kein Wunder, dass er sich jemand erwachsenes sucht. Jetzt braucht er mich ja nicht mehr.’ Er ließ sich an der Mauer hinab gleiten, bis er auf dem nassen Boden saß. Auch das war ihm egal. Er war sowieso schon total durchgeweicht. Er zog die Beine an, legte den Kopf darauf und weinte leise weiter. Stiller, einsamer Schmerz der Verzweiflung. Ryutarou hatte jegliches Zeitgefühl verloren. War es nachmittags? Oder doch schon abends? Würde es bald dunkel werden? Das einzige was er spürte war Kälte. Wenn er aufsah, konnte er diese sogar sehen, denn sein Atem schwebte dann in kleinen weißen Wolkchen vor ihm. ‚Ich werde hier erfrieren… Aber das macht auch nichts. Hakuei ist ja glücklich. Auch wenn ich es nicht geschafft habe ihn glücklich zu machen…’ Als es dunkel wurde und seine Kräfte zu schwinden begannen, verkroch er sich in eine Ecke zwischen zwei Häuserblocks und versteckte sich hinter ein paar Mülltonnen. ‚Wenn ich nicht bald an was anders denken kann, werde ich noch wahnsinnig!!’, stellte er verzweifelt fest, nur um gleich darauf zu bemerken, dass diese Gedanken wieder Tränen über seine Wangen laufen ließen, die sich mit dem Regen vermischten. Er zitterte. Ein Niesen. Keiner, der ihm Gesundheit wünschte. Kapitel 2: Two Namida Drop -------------------------- jo... und weiter gehts^^ schade, dass ich so wenig kommentare auf die FF bekomme u.u aba damit hatte ich ja von Anfang an gerechnet^^ Weder Plastic Tree noch Penicillin sind Bands für "Anfänger" >__> Man muss sich erst an Tarous oder Hakus STimme gewöhnen XD deswegen gibt es wohl kaum Leute, die die beiden mögen^^ (und erstrecht nich zusammen...) *sigh* na ja... my obsession with Ryutarou grows every day X.x it's insane... but he is such a great, mysterious and loveable person... I cannot resist u.u und jetzt frag mich mal wer, warum ich des ned auf Deutsch schreiben konnte?... vllt weils auf Deutsch kacke klingt XDDD ---------------------------------------------------- SUTATO! ----------- Hakuei betrat mit nassen Stiefeln die Wohnung. „Ich bin da!“, rief er, zog die Stiefel aus und stellte sie zum Trocknen hin. Als Ryutarou nicht antwortete, begab er sich auf die Suche – nicht so hysterisch wie beim ersten Mal - und dennoch bestimmt. Doch als er ihn nicht fand, wurde er wütend. „Tarou! Komm raus! Ich hab keinen Bock auf verstecken!“ Erneut begann er die Wohnung zu durchsuchen. Als all das nichts half, klingelte er bei seiner Nachbarin. Diese öffnete ihm nach einigen Minuten im Nachthemd und mit Schlafhaube die Tür. „Ist Ryutarou bei ihnen?“, fragte er so höflich es ihm in seiner Wut möglich war. „Der Junge? Nein… er war heute mit Fiffi Gassi. Danach hab ich ihn nicht mehr gesehen.“ „Okay… vielen Dank. Und entschuldigen sie vielmals die späte Störung.“ Wieder bei sich in der Wohnung setzte er sich in die Küche und musste erst einmal rauchen. ‚Wo kann er hin sein? Und warum ist er weggelaufen?’ Er ging in sein Arbeitszimmer, öffnete die Fächer an Ryutarous Schreibtisch, auf der Suche nach einem Anhaltspunkt. In seiner Wut schmiss er alles auf den Boden, was unbrauchbar war. „SCHEISSE!“, brüllte er immer wieder. Plötzlich stieß er auf Ryutarous Zeichenmappe. Er wusste genau, dass Ryutarou ihm die meisten seiner Werke nicht gezeigt hatte, jedoch wusste er nicht warum. Er würde ihn hassen, wenn er erfahren würde, dass er die Bilder gesehen hatte, doch die Neugier war stärker als das Gewissen. Also öffnete Hakuei die Mappe. Ein paar Naturzeichnungen, Stillleben und dann… Portraits. Sehr viele Portraits. Alle von ihm, Hakuei. Mit allen möglichen Gesichtsaudrücken, in allen Lebenslagen. Beim Schlafen, beim Kochen, im Bad, nackt, bekleidet, rasiert, unrasiert, gestylt, frisch aus dem Bett gefallen, wütend, traurig, glücklich, nachdenklich, gestresst und viele mehr. Er wollte gar nicht zählen, wie viele es waren. Und jedes Bild glich ihm aufs Haar. ‚Hat er die alle aus dem Kopf gezeichnet?’ Ein einzelnes Bild war sogar in einer Folie. Es war ein Portrait, auf dem er besonders glücklich lächelte. Er saß an einem Tisch und vor ihm stand eine Torte. Darunter hatte Ryutarou in Hiragana geschrieben: Tanjoubi omedetou! Ai shiteru! (Alles Gute zum Geburtstag! Ich liebe dich!) Dann schien etwas bei ihm „Klick“ zu machen. Er ließ die Mappe fallen, rannte in den Flur, zog sich an und stürmte hinaus. „Tarou! Tarou!“, er schrie immer wieder seinen Namen. ‚Wenn es sein muss durchsuch‘ ich jeden verfickten kleinen Winkel dieser beschissenen Stadt nach ihm!’ Stunde um Stunde rannte er bei Regen durch die finstere Stadt, unermüdlich auf der Suche nach Ryutarou. Doch nach 4 Stunden musste er aufgeben. Er war durchgeweicht, heiser und müde. Mittlerweile war es weit nach Mitternacht und einige Anwohner hatten sich schon beschwert, dass er so laut gerufen hatte. Er kehrte in seine Wohnung zurück, entledigte sich seiner Klamotten und ging heiß duschen. ‚Was habe ich getan, dass du weggelaufen bist? Warum? War ich nicht gut zu dir? Mit voller Wucht rammte er seine Faust gegen die Wand in der Dusche. Etwas knackte fürchterlich. Hakuei hoffte, dass es seine Hand gewesen war. Die Fliese, die er getroffen hatte, war zersprungen und seine Hand schmerzte fürchterlich. Er zitterte leicht und hielt seine Hand in der anderen fest. ‚Oh geliebter Schmerz der Verzweiflung…’ – Gedanken, die ihm immer in solchen Momenten durch den Kopf schossen. Die Schmerzen halfen ihm, nicht durchzudrehen und wieder klar zu denken. Er lehnte sich gegen die Wand und atmete ein paar Mal tief ein und wieder aus. In seinem Kopf flogen Tausende von kranken Fantasien herum, was mit seinem Kleinen alles geschehen sein könnte. Dann stieg er aus der Dusche, zog sich an und machte sich weiter auf die Suche nach Hinweisen. Dabei stellte er die ganze Wohnung auf den Kopf. Irgendwann als es langsam begann hell zu werden, sank er kraftlos auf dem Bett zusammen. Er wusste genau, dass er am nächsten Tag nicht zur Arbeit gehen würde. Stattdessen würde er alle Krankenhäuser der Stadt abklappern und weiter nach Ryutarou suchen. Als er dachte, dass es hell genug war um weiter in der Gegend herum streifen zu können und vielleicht doch einen Weg zurück nach Hause zu finden, erhob sich Ryutarou. Ihm tat alles weh, weil er die ganze Nacht in der Ecke gehockt hatte. Viel geschlafen hatte er auch nicht, aus Angst davor beklaut zu werden. Schließlich hatte er immer noch Hakueis Geschenk dabei. Auch wenn er sich nicht mehr so ganz sicher war, was er damit sollte, behielt er es trotzdem. Er sah sich um, rieb sich mehr verwirrt als verschlafen über die Augen. Irgendwie war seine Sicht getrübt. Ob das am Nebel lag, der schon den ganzen Morgen über der Stadt hing? Er sah alles nur noch sehr verschwommen. Als ihn dann plötzlich auch noch Schwindel überkam, musste er sich an einer der nassen Hauswände abstützen. „Haku…“, wimmerte er leise. Langsam begann er weiter zu torkeln. ‚Haku… ich will dich zurück!!’, wieder begann er zu weinen, lief jedoch – immer noch an der Wand abgestützt – weiter. ‚Mein Kopf tut so weh! Und mir ist so kalt. Ich will nur noch nach Hause… zu Haku nach Hause…’ Diese Gedanken gingen ihm wie in einer Endlosschleife im Kopf herum. Er löste sich von der Wand und trottete mit hängendem Kopf einfach blind durch die Gegend. Sehen konnte er sowieso nicht viel. Immer wieder murmelte er leise Hakueis Namen vor sich hin. ‚Ich werde ihn nie wieder finden… Ich habe mich viel zu sehr verlaufen. Ich weiß ja nicht mal wie die Straße heißt in der ich wohne.’, wieder flossen leise die kleinen glitzernden Tränen. ‚Ich werde hier draußen verrecken. Selbst wenn mich hier jemand findet, würde der sich nicht um mich kümmern. In dieser Stadt stirbt jeder für sich allein. Ich werde Haku nie, nie wieder sehen! Und ich werde ihm nie sagen können, was ich… für ihn… empfinde… warum ist mit so schwindlig? Irgendwie dreht sich alles.’ Haltsuchend griff er um sich, fand aber keinen. ‚Bitte nicht!’ Er begann kleine helle Sternchen zu sehen, torkelte erst etwas zur Seite, bevor er plötzlich kraftlos auf dem Boden zusammen sackte. ‚Oh man… das Wetter ist heute schon wieder so scheiße. Gibt es in dieser Stadt überhaupt irgendwann mal ‘nen Tag mit Sonnenschein und so?’ Lustlos tapste Maru im dichten Nebel in Richtung seiner Arbeitsstelle, kickte ein Steinchen vor sich her. Plötzlich blieb er stehen. ‚Hab ich das eben richtig geseh‘n?’ Er ging ein Stück zurück und lugte erneut in die kleine Seitengasse, an der er eben vorbeigelaufen war. Die Gestalt, die er für einen einfachen Straßenpenner gehalten hatte, lag immer noch reglos auf dem Boden. Zögernd trat Maru auf sie zu. „Ryutarou?“, fragte er vorsichtig, erhielt aber keine Antwort. Dann rüttelte er ein wenig an ihm. Immer noch keine Reaktion. Er drehte ihn auf den Rücken. Ryutarou war kalkweiß. „Scheiße man, was’n mit dir passiert?“ ‚Lebt er überhaupt noch?’ Er suchte mit den Fingern nach Ryutarous Puls an den Handgelenken. ‚Der Junge glüht ja förmlich!!’ “Alter, du hast bestimmt 40 Fieber!! Aber wenigstens lebst du noch. NOCH…“ Maru kramte sein Handy vor und rief sofort einen Notarzt. In der Zwischenzeit versuchte er Ryutarou aus seiner Ohnmacht aufzuwecken. Leider misslang dieser Versuch. Es kam Maru wie eine Ewigkeit vor, bevor der Krankenwagen endlich mit lautem Tatütata in die kleine Gasse einfuhr. Doch dann ging alles ganz schnell. Die Sanitäter luden den Jungen in ihren Wagen ein und befragten Maru nach etlichen Dingen. „Er heißt Ryutarou. Mehr weiß ich auch nicht. Ich weiß nicht wo er wohnt, wer seine Eltern oder Verwandten sind. Wir kennen uns nur flüchtig. Aber ich weiß, dass sie mich mitnehmen müssen, weil er sie sonst nicht versteht. Der Junge spricht kein Wort Englisch. Ich würde ihm übersetzen, was sie sagen, wenn er wieder zu sich kommt!!“ Maru wollte um jeden Preis mitfahren. Obwohl sie sich noch nicht lange kannten, war ihm der Junge von Anfang an ans Herz gewachsen. Er konnte ihn nicht so einfach im Stich lassen. Nach einigen wenigen Überlegungen ließen ihn die Sanitäter dann doch mitfahren. Ryutarou wurde während der Fahrt mit einer Sauerstoffmaske beatmet. „Wir müssen erst einmal sein Fieber senken.“, erklärte der Arzt, bevor er Ryutarou eine Injektion mit dem Mittel gab. Maru betrachtet nur immer wieder mitleidig den dünnen Jungen und streichelte ihm ab und zu über die heiße Stirn. ‚Warum bist du denn gestern nicht nach Hause?’ Als sie am Krankenhaus ankamen ging alles ganz schnell und ehe Maru sich versah, hatten sie Ryutarou schon in einen Behandlungsraum geschoben und er musste draußen warten. Viel zu spät für seinen Geschmack wachte Hakuei auf. Er hatte 5 Stunden geschlafen, immer wieder von grässlichen Albträumen geplagt. ‚Ich werde noch wahnsinnig, wenn ich ihn nicht bald finde. Und ich kann nicht mal die Polizei rufen! Das ist doch zum verrückt werden!! Ryutarou mein kleiner Schatz, wo bist du nur?? Ich will dich wieder in den Arm nehmen. Ich will dein hübsches Gesichtchen wieder in meinen Händen halten. Ich habe mir doch geschworen, dich eines Tages glücklich zu machen und dich zum Lachen zu bringen.’ Er begann im Zimmer auf und ab zu laufen. ‚Verdammt, du bist doch der einzige Grund, warum ich überhaupt weitergemacht habe! Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, aber du bist doch das, was mich am Leben hält!’ Zum wiederholten Male boxte er gegen die massive Wand des Schlafzimmers. Das hatte er am Tag zuvor auch schon getan. Er betrachtete seine Hand – scheinbar ein paar Mal zu oft. Sie war schon ganz dick angeschwollen und blau – was Hakuei nicht davon abhielt erneut gegen die nächstgelegene Wand zu boxen. Er setzte sich aufs Bett, begann sich langsam wieder zu beruhigen, starrte erneut seine Hand an. Dann seufzte er. ‚Ich wollte sowieso alle Krankenhäuser abgrasen… Kann ja gleich beim nächsten anfangen und mir meine Hand verbinden lassen…’ Er zog sich an, ging dann einfach ohne Frühstück aus dem Haus und fuhr zum nächstgelegenen Krankenhaus. Wie selbstverständlich ging Hakuei mit schnellen Schritten auf die Rezeption zu. Er schien wohl ein wenig wütend – was er ja auch war – und angsteinflößend zu wirken, da die junge Dame hinter ihrem Tresen bei seinem Anblick etwas in ihrem Stuhl zusammen sank und nur hoffte, dass er nicht zu ihr wollte. Doch ihr Wunsch wurde nicht erhört. Hakuei lehnte sich lässig auf den Tresen und blickte sie durchdringend an. „Ich habe zwei Fragen. Erstens: Gibt es hier jemanden, der mir mit meiner Hand helfen kann? Zweitens: Wurde gestern oder heute hier ein 16-jähriger Junge eingeliefert? Sehr dünn, schwarze Haare und recht blass mit Namen Ryutarou. Dabei ist Frage zwei wesentlich wichtiger und bitte schneller zu beantworten als Frage eins.“ Die zierliche Frau brauchte eine Weile, um zu registrieren, was er von ihr wollte. „Tut mir Leid mein Herr, aber das darf ich ihnen nicht sagen. Diese Auskunft ist nur Familienmitgliedern möglich.“ „Ich bin der einzige den er in diesem beschissenen Land… nein auf der ganzen verfickten Welt hat! Also geben sie mir gefälligst diese Auskunft!“ Geschockt sah sie ihn an. „Ähm… da… das müsste ich erst mal nachsehen. Aber in der Zwischenzeit können sie sich ja in den Warteraum setzen, bis der Doktor sie aufruft.“ Hakuei rührte sich keinen Millimeter. „Ich werde hier stehen bleiben, bis sie mir sagen, ob er hier eingeliefert wurde! Und vorher werde ich auch nicht zu einem ihrer komischen Ärzte rein gehen! Verstanden?“ – klare Ansage. Irgendwie hilflos blickte sie ihn an. So etwas war sie nicht gewöhnt. Hakuei – sowieso schon stark gereizt – fuhr sie an: „Jetzt starren sie mich nicht so an wie ’n Schaf! Sie sollen arbeiten!“ Sie zuckte zusammen, senkte endlich den Blick auf ihre Akten und begann diese durchzusehen. Die Minuten vergingen, ohne dass sie unter den scharfen Blicken Hakueis aufsah. Irgendwann jedoch sagte sie: „Ich glaube, ich habe hier jemanden, auf den ihre Beschreibung passt.“ Hakuei blickte sie erwartungsvoll an, schwieg aber noch. „Sie sagten, dass der Junge Ryutarou heißt, nicht wahr? Nun, mehr ist von ihm auch nicht bekannt, laut Akte. Er hatte keinen Ausweis oder ähnliches bei sich.“ „Ja ja… wo ist er jetzt?“, fragte er ungeduldig nach. „Zimmer 312, aber sie dürfen noch nicht ---„, doch Hakuei hörte sie schon gar nicht mehr, da er schon längst die Treppe mit langen schritten erreicht hatte und sie nach oben rannte. Im Flur wurde er von einer Krankenschwerster ermahnt, nicht zu rennen. Doch auch das störte ihn nicht. Völlig außer Atem stand er dann vor Raum 312. ‚Tarou…’ Langsam legte er die Hand auf die Türklinke und drückte sie vorsichtig hinunter, öffnete sie einen Spalt. Er konnte das Surren des Beatmungsgerätes und das Piepen des EEGs hören. Er zögerte, die Tür weiter aufzumachen. Hakuei wusste ja nicht, was ihn dahinter erwartete, was Ryutarou eventuell angetan worden war, das er im Krankenhaus lag. Als er aber plötzlich ein leises, ihm sehr wohl bekanntes Stöhnen vernahm, warf er alle Zweifel über Bord und ging in das Zimmer. Voller Entsetzen starrte er Ryutarou an. Dieser lag mit geschlossenen Augen totenblass auf dem Krankenbett, zitterte und schien wieder einen schlimmen Alptraum zu haben. Hakuei brauchte einen Moment, um sich aus seiner Starre zu lösen, bevor er auf das Bett zustürmte und Ryutarous Hand ergriff. „Baby! Tarou!“ Er küsste die Hand. Mehr traute er sich jedoch nicht. Ryutarou wirkte so sehr entfremdet auf ihn – die Sauerstoffmaske im Gesicht, die Versorgungsnadel im Arm, Kabel, die unter der Bettdecke hervor kamen und natürlich die beängstigend hohe Körpertemperatur. „Oh Gott Scheiße, was ist nur passiert?“, sprach er leise vor sich hin. Plötzlich verkrampfte sich Ryutarous Hand so stark um Hakueis, dass dieser vor Schmerz kurz zusammen zuckte, da er ihm seine Fingernägel in den Handrücken bohrte. Der Kleine keuchte schwer. „Ist ja gut…“, Hakuei streichelte ihm beruhigend die Hand, in der Hoffnung, dass sich sein Griff so lösen würde. „HA-CHAN!“, begann er plötzlich verzweifelt im Schlaf laut zu schreien, „HAKU!!!“ Der Angesprochene zuckte vor Schreck zusammen, sah ihn an. Der Anblick schmerzte ihn sehr. „Ich bin doch hier, mein Kleiner… ich bin doch bei dir…“, er legte seinen Kopf auf Ryutarous Brust, streichelte ihn sanft. Er konnte seinen rasselnden Atem hören, von kratzendem Husten unterbrochen. Plötzlich tippe ihm jemand auf die Schulter. „Entschuldigung…“ Hakuei schreckte hoch. Er blickte in das betrübte Gesicht eines jungen Mannes. „Sind sie sein Arzt?“, fragte er. Maru schüttelte den Kopf: „Nein. Sehe ich so aus? … Sind sie Haku?“ „Hakuei, wenn ich bitten darf…“ „Pardon. Ich habe dies nur angenommen, weil Ryu ständig ihren Namen gerufen hat.“ Schuldbewusst blickte Hakuei Ryutarou an, bevor er fragte: „Aber wenn sie kein Arzt sind… Wer sind sie dann? Und woher kennen sie Tarou?“ „Mein Name ist Maru. Ich hab ihm ein paar kleine Gefallen getan.“ Bei diesen Worten horchte Hakuei auf. Er verstand darunter nämlich etwas ganz anderes, als Maru. Wütend dreht er sich zu ihm um, ging auf ihn zu, packte ihn am Kragen und pinnte ihn mit voller Wucht an die Wand. „Was hast du ihm angetan? Los, raus mit der Sprache oder ich schwör dir, du hast heute zum letzten Mal die Sonne aufgehen gesehen!“, drohte er wutentbrannt. „Ah!“, Maru klammerte sich verzweifelt an Hakueis Armen fest, die ihn in der Luft hielten. „Hey hey hey!! Mann, beruhige dich! Ich hab ihm nichts getan! Im Gegenteil!“ Misstrauisch beäugte Hakuei ihn weiter, bevor er ihn langsam absetzte. „Dann erzähl!“, grummelte er. „Ich habe ihm geholfen, als er vor ’ner Weile von ein paar Punks verprügelt wurde… und gestern habe ich ihm auch geholfen…“ „Wobei?“ „Er… er wollte ein Geschenk kaufen.“ „Ein Geschenk?“ Hakuei drehte sich zu Ryutarou um, ging wieder auf dessen Bett zu, streichelte ihm ein paar schweißnasse Haare aus dem Gesicht. ‚Mein Geburtstag… oh man… ohne dich, hätte ich ihn wohl ganz vergessen… morgen ist ja schon der 16. Dezember… ich hab ja schon morgen Geburtstag… dann werd' ich wieder älter…’, der Gedanke gefiel ihm gar nicht. „Und warum ist er nun hier?“, fragte er leise. „Der Arzt meinte, dass er eine Lungenentzündung und starkes Fieber hat. Sie versuchen es schon durch starke Medikamente zu senken. Aber es steigt trotzdem immer weiter… Er hat schon bald 40°C.“, er fügte leise hinzu: „Es… es sieht nicht gut aus…“ Hakuei dreht sich um und sah Maru ausdruckslos an. Sie schwiegen. Hakuei war total am Ende. Das alles ging nicht in seinen Kopf rein. Was hatte seinen Tarou dazu getrieben nicht nach Hause zu kommen? ‚Oh Gott, warum ist das alles nicht nur ein böser Alptraum?’, fragte er sich. Die Stunden verstrichen. Maru war irgendwann gegangen. Er musste schließlich auch irgendwann einmal arbeiten. Hakuei hingegen interessierte seine Arbeit herzlich wenig. Er hockte die ganze Zeit unermüdlich an dem Krankenbett, hielt und streichelte Ryutarous Hand. ----------------- eigentlich sollte die FF mit 2 Teilen beendet sein u.u aba nööö~ ich bin ja zu blöd dazu ne FF mit weniger als 100 seiten zu schreiben (oki etwas übertrieben XD) nya~ also ein Chappi kommt auf jeden Fall noch... Kapitel 3: Last Namida Drop --------------------------- (kurze zusammenfassung: Ryutarou liegt im KH, weil er mit hohem Fieber auf der STraße zusammengebrochen ist. er denkt, dass hakuei jmd anders hat, als ihn.) (entschuldigung, dass es so lang gedauert hat u__u ich brings immer nicht übers herz ne FF zu ende zu schreiben. aber jetzt hab ichs geschafft... PS: I love comments ^__^~) -------------------------------------- Last Namida Drop Schwarz. Tiefes, alles verschlingendes, unendliches Schwarz und ewige Stille. Schwindel. Langsam öffnete Ryutarou die Augen. „Haku…“, hauchte er leise. „Baby?“, Hakuei schreckte hoch. Er hatte den ganzen Tag und die ganze Nacht bei ihm am Bett gesessen, bis ihm irgendwann der Kopf auf die Bettdecke gesunken und er eingeschlafen war. Seine Müdigkeit war wie weggeblasen, als er die Stimme des kleinen hörte, wurde aber sofort durch Sorge ersetzt. Ryutarou bewegte eine Hand langsam und legt sie auf Hakueis. „Du bist da…“, sagte er schwach. Hakuei richtete sich auf, zog Ryutarou sacht an sich und drückte ihn sanft. „Mach nie wieder so ’ne scheiße, ok?!“, er musste seine Tränen zurückhalten. Der Kleine klammerte sich mit schwachen Ärmchen an ihm fest, froh, dass er da war. Eine Weile blieben die beiden in dieser Position, bis Hakuei irgendwann fragte: „Warum hast du das nur gemacht??“ Der Angesprochene blickte betroffen nach unten. Es war ihm unendlich peinlich. „Wer…?“, setzt er an. Doch es gelang ihm nicht wirklich den Satz weiter zu führen. „Wer dich hergebracht hat?“, hakte Hakuei nach. „Nein…“, er schüttelte den Kopf, „Wer…?... diese… diese Frau…“, fragte er kaum hörbar. „Welche Frau?“ „…beim… beim Blumenladen…“ Hakuei überlegte kurz, was er wohl meinen könnte. Dann ging ihm ein Licht auf. „Du meinst Mari-chan? Die Frau, mit der ich vorgestern im Blumenladen war?“, er lachte etwas, zog Ryutarou dichter an sich, bevor er weiter sprach: „Mari-chan ist meine kleine Schwester. Sie heiratet demnächst und sie hat mich gebeten ihr dabei zu helfen die Blumen für den Brautstrauß auszusuchen. Wir sind übrigens beide zur ihrer Hochzeit eingeladen.“ Die Augen des jungen Japaner fingen an zu leuchten. Eine Hochzeit! Eine echte Hochzeit!! Er war noch nie auf einer Hochzeit gewesen! Aber viel glücklicher machte ihn die Tatsache, dass er Hakueis Verwandtschaft kennenlernen durfte und dass er denen auch von ihm erzählt hatte. Doch dann fiel ihm wieder ein, warum er gefragt hatte und die Antwort machte ihn verlegen. Er wurde rot, blickte beschämt nach unten. „Oh… okay… ich… ich freu mich schon…“, stotterte er. Sanft legte Hakuei seine Hand unter das Kinn des Jungen und hob es an, dass er ihm in die Augen sehen konnte. Rautarous Herz begann in diesem Moment unglaublich schnell zu schlagen. Beinahe hätte er vergessen zu atmen. „Hast du gedacht, ich such mir ’n Weib, brenne mit ihr durch und lasse dich dann womöglich auch noch ganz alleine?“ „Ich… anou… ich weiß ja nie, was du den ganzen Tag über so machst…“, nuschelte der Kleine. „Es ist auch besser für dich, wenn du es nicht weißt… Aber ich lasse mich garantiert nicht mir anderen Frauen ein.“ Er machte eine etwas längere Pause, bevor er etwas zögerlich weiter sprach: „…aber eigentlich auch nicht mit anderen Männern…“ Ryyutarou horchte auf. Eigentlich war er davon überzeugt gewesen, dass Hakuei sich anderweitig vergnügte. Ob mit Männern oder mit Frauen, darüber hatte er sich eigentlich nie Gedanken gemacht. Er atmete tief ein. „Haku, ich…. Ich muss dir was sagen…“ Der Angesprochene hob interessiert eine Augenbraue, wartete darauf, dass der kleine weiter sprach. „Anou… ich… ähm… also erstmal Entschuldigung, dass ich dir so viele Sorgen bereitet habe… und dass ich so eifersüchtig war… aber… ich… ich… ich liebe dich…“, die letzten drei Worte nuschelte er vor lauter Aufregung so leise, dass Hakuei sie fast nicht verstanden hätte. Sofort nachdem er das gesagt hatte, drückte er sich dicht an den älteren und vergrub sein hoch rotes Gesicht in dessen Oberteil. Dieser jedoch lächelte nur sanft und streichelte ihm zärtlich über den Rücken. „Das weiß ich doch schon längst.“ Ryutarou rutschte das Herz in die Hose. Er konnte nicht genau einordnen, ob das jetzt positiv oder negativ war. Stumm flehend hoffte er, dass Hakuei noch mehr sagen würde. Dieser jedoch konnte sich nicht dazu durchringen. „Ha-chan?“, Ryutarou blickte ihn traurig an, „Liebst du mich?“ Dies war einer der vielen Sätze, die Hakuei nicht leiden konnte. Das machte ihn wieder wütend. Doch diesmal konnte er seinen Zorn bändigen. Dennoch löste er sich von dem Kleinen und ging zum Fenster, Blickte hinaus. Das hatte Ryutarou ganz sicher nicht gewollt. Mühevoll kroch er aus dem Bett, konnte sich jedoch nicht auf seinen Beinen halten und brach mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden zusammen. „Au…“, nuschelte dieser. Erschrocken drehte Hakuei sich um, lief schnell zu ihm. „Baka! Du musst doch im Bett bleiben! Du merkst doch, dass du keine Kraft hast!!“ Er half ihm zurück aufs Bett. Geknickt saß der Junge wieder auf dem Krankenbett. Wenigstens war das Fieber über Nacht zurückgegangen. „Haku… Warum tust du all das mit mir? Warum darf ich bei dir bleiben, mit dir ein Bett teilen, wenn… wenn du mich nicht liebst?“, fragte er traurig. Hakuei konnte ihn nicht ansehen, plagte sich stattdessen mit seinen Schuldgefühlen. ‚Ich bin so dumm… Mich einfach an einem hilflosen Kind zu vergreifen…’ Schließlich rang er sich doch dazu durch zu antworten: „Das habe ich nie gesagt.“ „Aber du hast auch nie das Gegenteil behauptet!“ „Ich kann nicht!!“, er wurde etwas lauter. Lauter als gewollt. Ryutarou zuckte zusammen. Wütend auf sich selbst stürmte Hakuei aus dem Zimmer. Aus der Ferne vernahm er noch leise Ryutarous Stimme, die verzweifelt seinen Namen rief. Hilflos blickte der Kleine ihm von seinem Bett aus nach, rief seinen Namen. „Komm zurück… lass mich nicht allein…“, sprach er leise vor sich hin. Sein leerer Blick schweifte langsam durch den Raum, fiel auf einen Radiowecker neben dem Bett. 9:45 konnte er darauf ablesen. Darunter konnte er die Zahlen 12.16 ablesen. „12.16?? Heute ist der 16. Dezember??? An dem Tag war doch irgendw… Haku! Haku hat heute Geburtstag!““ Etwas panisch sah er sich erneut um, suchte seine Sachen. Als er sie auf einem Stuhl am anderen Ende des Zimmers fand, atmete er erleichtert auf. Unter großen Anstrengungen schob er sich aus dem Bett. Zu kraftlos um zum Stuhl zu laufen, kroch er elendig langsam über den Boden darauf zu. Als er diesen endlich erreicht hatte, schnappte er nach dem Ärmel seiner Jacke, zog diese zu sich hinab und kramte in den Taschen nach dem Ring. Als er diesen gefunden hatte, war er sehr erleichtert. ‚Das wäre geschafft. Jetzt kommt der schwierige Teil der Aktion.’ Er zog all seine Sachen vom Stuhl und begann sich langsam anzuziehen, was sich schwerer als erwartet rausstellte. Die meisten Probleme bereitet ihm das Anziehen der Hose. Erfolgreich aber erschöpft blieb er danach auf dem Boden liegen. ‚Erstaunlich, was man aus seinem Körper noch herausholen kann, wenn er doch vermeintlich schon am Ende ist.’ Fast fünf Minuten lag er dort, ohne dass irgendwer das Zimmer betrat – weder eine Krankenschwester noch Hakuei. Betrübt über diesen Fakt starrte er an die Decke. ‚Ich will zu dir…’ Leises Schluchzen. Es vergingen wieder einige Minuten, bis Ryutarou sich aufraffen konnte um nach einer Möglichkeit Ausschau zu halten, wie er sich unauffällig aus dem Zimmer schleichen konnte. Er sah sich hilfesuchend um und entdeckte einen Rollstuhl. Er hätte ja auch schlecht aus dem Krankenhaus kriechen können. Wäre seiner Meinung nach dann doch ein kleinwenig Auffällig gewesen. Neue Hoffnung keimte in ihm auf und er rappelte sich auf, um sich dann langsam zu dem Rollstuhl zu schleppen. Vor Erschöpfung keuchend zog er sich daran hinauf, bis es ihm gelang darin zu sitzen. Es folgten wieder einige Minuten, in denen er sich ausruhen musste, bevor er sich daran machte aus dem Zimmer zu rollen. Planlos rollte er durch die Gänge des Krankenhauses, wurde immer wieder von Schwestern angesprochen, die die ihm helfen wollten. Doch Ryutarou lehnte immer dankend ab. Als er Hakuei auch auf dem Klo nicht fand, rollte er hinaus in die eisige Winterkälte. Und da war er. Mit dem Rücken zu ihm stand er einige Meter entfernt und rauchte eine Zigarette. Nicht die erste, wie Ryutarou an den zahllosen Kippen zu dessen Füßen erkennen konnte. Langsam rollte er auf ihn zu: „Ha-chan…“ Der Angesprochene drehte sich um, guckte überrascht. „Baby… was? Was tust du hier? Wie bist du hier her gekommen?“ „Hab’ dich gesucht…“, sagte er immer noch etwas eingeschüchtert. Er zitterte etwas vor Kälte. „Ha-chan… ich… ich will hier weg…“ Er hustete. „Ich weiß…“, endlich schnippte Hakuei die Kippe weg, ging zu ihm. Er beugte sich zu dem Jungen hinab und gab ihm einen sanften, flüchtigen Kuss. „Dann lass uns gehen.“, sagte er leise, schlang seine Arme um den dürren Körper des Jungen, hob ihn hoch und trug ihn zum Auto. Kraftlos klammerte sich Ryutarou an ihn. ‚Er ist so stark! Ich möchte, dass er immer auf mich aufpasst. Ich liebe ihn so… Aber es… es tut so weh!’ Langsam lief ihm eine kleine Träne über die Wange. Im Auto ließ Hakuei den Motor an und drehte die Heizung voll auf, fuhr jedoch nicht los. Stille breitete sich aus. „Happy Birthday Ha-chan…“, sagte Ryutarou leise aber lächelnd. Er begann nach dem Ring zu suchen. „Ich… ich habe auch ein Geschenk für dich! Also eigentlich zwei… aber das zweite liegt zu Hause.“, meinte er stolz, musste aber gleich darauf wieder husten. Etwas umständlich krabbelte er auf Hakueis Schoß, sah ihn schüchtern an. Dieser blieb jedoch kühl und beobachtete sein Handeln nur ausdruckslos. „Bitte sei nicht mehr böse auf mich!“ Zitternd griff er nach Hakueis Hand, steckte ihm den Ring an. Er beugte sich zu ihm und küsste ihn sanft auf die kalten Lippen. Scheinbar emotionslos tolerierte dieser das Verhalten Ryutarous’, doch innerlich schrie er vor Verzweiflung. Schließlich umarmte Hakuei den Kleinen, drückte ihn an sich. Leise bedankte er sich, musste sogar mit den Tränen kämpfen. „Ha-chan… Tut mir Leid. Ich weiß, dass du das nicht willst, aber ich… ich liebe dich!!“ „Ich…“, begann Hakuei. ‚Ich dich auch… Aber ich kann es dir nicht sagen. Vergib mir.’ Stattdessen sagte er: „Jetzt werd’ mal nicht so sentimental! Das ist nur’n dummer Tag, der mich daran erinnert, dass ich lebe und immer älter werde.“ „Mich stört das nicht, „, sagte Ryutarou, „ich bin froh, dass du lebst und dass du für mich da bist und dass du mich beschützt. Ich weiß, dass das kindisch ist, aber ich will nicht, dass du mich verlässt. Niemals!“ „Du hast Recht. Es ist kindisch…“ ‚…aber du bist noch ein Kind. Du darfst das.’ Der Junge lehnte sich an Hakuei. „Ich bin so schwach und müde… lass uns nach Hause fahren, ja?“ „Hai…“ Gerade als Ruytarou wieder auf seinen Sitz klettern wollte, wurde er festgehalten. Etwas überrascht sah er Hakuei an. Dieser zog ihn noch mal an sich und sagte: „Wenn wir zu Hause sind muss ich dir noch etwas sehr wichtiges sagen. Bitte erinnere mich daran und beharre darauf, dass ich es sage. Verstanden?“ ‚Ich muss es ihm einfach sagen…’, dachte Hakuei fast schon verzweifelt. „Hai“, der Kleine salutierte. Als Belohnung erhielt er einen innigen Kuss. Sein Herz begann augenblicklich bestimmt drei Mal so schnell zu schlagen und er konnte spüren, wie er rot wurde. Von ihm aus hätte es ewig so weiter gehen können, doch Hakuei machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Wenn ich uns nach Hause bringen soll, dann musst du wieder auf deinen Platz.“ „H… hai…“ Untertänig krabbelte er zurück. Hakuei fuhr aus der Parklücke und schlug den Weg zu ihrem Heim ein. Ein weißer Nebelschleier hatte sich über die Stadt gelegt. Es waren nur wenig Autos auf der Straße und trotzdem kam es Hakuei so vor, als würden sie verfolgt werden. Ständig sah er nervös in den Rückspiegel, ohne etwas zu erkennen. Auch die Nebelscheinwerfer verbesserten seine Sicht nicht wesentlich. Die vollkommene Stille, die im Auto herrschte wurde nur ab und zu von Ryutarous Husten unterbrochen. Die Scheiben fingen an zu beschlagen. So fing der Kleine an mit den Fingern ein Bild daran zu malen. Als Hakuei an einer Ampel stehen bleiben musste, sah er hinüber und betrachtete das Bild. Leider konnte er nicht genau ausmachen, was es darstellen sollte. Aber darum war ein großes Herz gemalt, was ihn dazu veranlasste ein wenig zu lächeln. Die Ampel schaltete auf grün und er fuhr weiter. „Was willst du heute zu Abend essen?“, fragte Hakuei die kleine Gestalt neben sich. Diese sah ihn aus großen Kinderaugen an. So etwas wurde er selten gefragt. Eigentlich entschied Hakuei immer was es gab. Ryutarou brauchte nicht lang zu überlegen und sagte gleich: „Curry!“ Er liebte Curry. Hakuei nickt als Antwort. Er sah Ryutarou kurz an. Doch als er seinen Blick wieder auf die Straße lenkte, erschrak er und stemmte seinen Fuß auf das Bremspedal. Der Wagen geriet auf der teilweise vereisten Straße gefährlich ins Schleudern und prallte gegen den Körper eines jungen Mannes. Ein Ruck ging durch das Auto. Dann stand es. Mit weit geöffneten Augen starrte Hakuei durch die Frontscheibe. Er wurde von Ryutarou panisch angeblickt. „Ha-chan! Ha-chan! Du hast wen angefahren!!“ Panik klang in der jungen Stimme mit. „Ich weiß! Halt die Klappe!! Lass mich nachdenken!“ Verzweifelt versuchte er die aufsteigende Panik in sich zurückzudrängen. Sie schnürte ihm langsam immer mehr die Luft ab. Er schloss die Augen, probierte sich auf das Wesentlich zu konzentrieren. Plötzlich hörte er die Autotür zuschlagen. Augenblicklich wandte er seinen Blick auf Ryutarous Platz. Dieser hatte in seiner kindlichen Sorge Hakueis Reaktion nicht verstanden, wollte dem Opfer helfen und war dazu aus dem Auto gestiegen. „Tarou!“, rief Hakuei panisch und stürmte aus dem Auto und ihm hinterher. Der Junge war schon vorm Unfallopfer auf die Knie gegangen. Der junge Mann, den Hakuei angefahren hatte, lag gekrümmt am Boden und fluchte leise vor Schmerzen, bis Ryutarou ihn ansprach: „Alles okay?“ Den Satz konnte er immerhin auch auf Englisch. Wütend wurde der arme Junge angeschrien: „Natürlich nicht du Arsch!“ Ryutarou zuckte zusammen und sah zu Hakuei: „Ha-chan! Du hast doch ein Handy! Kannst du nicht den Notarzt--- urgh!“ Geschockt weitete der Kleine die Augen, welche sich schnell mit Tränen füllten. Er drehte seinen Kopf und starrte den jungen Mann vor sich an, der grinsend vor ihm lag. „So sehr tut es weh…“, sagte dieser mit dunkler Stimme. Ryotarou presste sich die Hand auf die schmerzende Wunde am Bauch, spürte das warme Blut über seine kalten Finger rinnen. Geschockt starrte er auf das recht lange Messer in der Hand des Mannes, von dem Blut tropfte. Sein Blut. Der Junge Sackte in sich zusammen. Verzweifelt kämpfte er gegen Ohnmacht, Panik und das dringende Bedürfnis sich übergeben zu müssen. Ihm wurde schwindlig und er schloss die Augen. Plötzlich spürte er, wie Hakueis Arme ihn sanft umfingen und ihn von dem Mann wegzogen. Er fühlte, wie die von der Winterkälte eisigen Tränen seine Wangen hinabrannen. Doch er wusste nicht einmal, warum diese flossen. Aus Angst? Schmerz? Trauer? Geschockt starrte Hakuei die beiden auf dem Boden an. Eine Sekunde lang glaubte er nicht, was da gerade passiert war und war vom Schock wie gelähmt. Doch dann konnte er sie lösen, rannte hin, legte seine Arme um den Kleinen und zog ihn von dem anderen Weg. „Baby…“, er hielt ihn fest und wusste gar nicht, was er tun sollte. Ryutarou hatte sich in Hakueis Armen zu einer Kugel zusammengerollt und hielt sich immer noch die schmerzende Wunde am Bauch, spuckte jetzt sogar Blut. „Ha-chan… Handy!“, röchelte er. Das riss Hakuei dann endlich aus seinem tranceartigen Zustand. Hastig kramte er nach seinem Handy und rief den Notarzt, ohne seinen Ryutarou loszulassen. Dem Mann, den er angefahren hatte, ging es anscheinend schon besser. Er wollte flüchten. Wütend starrte Hakuei ihm hinterher. ‚Du bleibst hier, mein Freund!‘ Hinterherrennen würde nichts bringen. Er würde ihn nicht mehr einkriegen. Trotzdem lies er Ryutarou kurz los und stand auf. Flink zog er seine Waffe und richtete sie auf den Mann. Ohne Vorwarnung drückte er ab. Der Mann brach auf dem Boden zusammen. Hakuei hatte ihm genau zwischen die Schulterblätter geschossen. Eigentlich erschoss er niemanden von hinten. Das war feige. Aber diesmal musste es sein. Er steckte die Waffe weg und kniete sich wieder zu Ryutarou runter, nahm ihn in seine Arme. „Halt durch, mein Schatz! Der Arzt kommt gleich…“, meinte er mit zittriger Stimme. Ryutarou sah auf und in Hakueis Augen. „Muss ich jetzt sterben?“, fragte der Kleine. „Nein!! Du wirst nicht sterben!! Der Notarzt kommt vorher und rettet dich.“, sagte Hakuei zuversichtlich. Doch in seine Mimik sagte etwas ganz anderes. Sie zeige Verzweiflung und Angst. Dann begannen leise Tränen über Hakueis Wangen zu laufen. „Ha-chan? Hab ich dich zum Weinen gebracht?“, fragte er leise und hob eine Hand zu Hakueis Gesicht, streichelte sanft über seine Wange. Doch dieser wusste gar nicht, was er darauf antworte sollte. „Ja… Ich brauche dich doch…“, meinte er dann. Ryutarou hatte angefangen zu zittern. Ihm war kalt. „Ja? Das ist schön. Weinst du auch, wenn ich sterbe?“ „Du wirst nicht sterben!!“ Hakuei hielt ihn fester im Arm und weinte mehr. „Ja… ich würde weinen.“ „Ha-chan? Mir ist kalt.“, Hakuei konnte spüren, wie der Kleine in seinen Armen zitterte. Dann sprach er weiter: „Aber du? Sagst du mir jetzt schon, was du mir zu Hause sagen wolltest?“ Hakuei nickte. „Ich wollte dir was sagen…“, er zögerte lange. „Onegai…“, flehte Ryutarou ihn dann an. „Ich… Ich liebe dich…“, hauchte Hakuei dann leise. Ryutarous Augen weiteten sich. Hatte er richtig gehört? Er musste das erstmal verarbeiten. Doch schon kullerten die ersten Tränen über seine Wangen. Aber dann… dann lächelte er ihn an. „Ich liebe dich auch!“, fiepste er leise. Hakuei freute sich über das Lächeln. Es war das erste Mal, dass Ryutarou dies tat. Er erwiderte das Lächeln freudig. „Du kannst es ja doch!!“ Als der Kleine das hörte, wurde er rot und hörte schlagartig auf zu Lächeln. Das hatte er gar nicht mitbekommen!! Er erschreckte sich etwas vor sich selbst, bevor er anfing zu husten. Der zierliche Körper zuckte dabei in Hakueis Armen. Dieser hielt ihn daher noch fester. Er hoffte nur, dass der Krankenwagen bald kommen würde. Während Ryutarou hustete, löste er sich plötzlich mit Gewalt von Haku und begann Blut zu spucken. Er kniete dort auf dem kalten Asphalt und die Blutpfütze vor ihm wurde immer größer. Erst jetzt bemerkte Hakuei, dass aus der Wunde seines Geliebten immer mehr Blut zu fließen begann. Noch ehe Hakuei etwas tun konnte, brach Ryutarou in sich zusammen und lag schwer atmend auf dem Boden. Er weinte vor Schmerzen und begann Hakueis Namen zu rufen. Dieser war sofort bei ihm, zog ihn wieder in seine Arme und streichelte ihn. Mehr konnte er nicht tun. Und in diesem Augenblick fühlte er sich so hilflos wie nie zuvor. „Ai shiteru…“, hauchte Ryutarou. Langsam schloss er die Augen. Die Worte klangen in seinem Kopf nach. Er fühlte, wie der Schmerz langsam nachließ. Hakueis Lippen legten sich warm auf die des jüngeren, bevor dieser sich vollkommen entspannte. Hakuei hielt den leblosen Körper immer noch in seinen Armen. Er wollte den Kuss nicht beenden. Doch als er es dann doch tat, liefen ihm wieder ein paar Tränen über die Wange. //Selbst jetzt sieht er noch wunderschön aus…//, dachte er traurig. „Mo ai shiteru…“, antwortete er endlich. Doch Ryutarou konnte dies schon nicht mehr hören. (wer mit dem Ende zufrieden ist, der sollte HIER aufhören zu lesen. Besser wird die Story nicht. Nur noch etwas… morbid…?) Minutenlang hielt er den kleinen Körper in seinen Armen. Er konnte und wollte das einfach nicht glauben. Er wollte aufwachen, alles ungeschehen machen. Er hatte mit ansehen müssen, wie der einzige Mensch, der ihm etwas bedeutete in seinen Armen gestorben war! Und das nur weil er selbst jemanden angefahren hatte. Es war also alles seine Schuld. Das wollte einfach nicht in seinen Kopf hinein. Als Hakuei nach einer Weile Sirenengeheul vernahm, stand er langsam auf. DIE würden seinen kleinen Schatz ganz sicher nicht kriegen. Er hob den leblosen Körper seines Geliebten in seine Armen und ging zurück zum Auto. Behutsam legte er ihn auf die Rückbank des Wagens, stieg selbst vorn ein und fuhr los. Manchmal sah er nach hinten, hoffte, dass Ryutarou nur schlief und jede Sekunde aufwachen würde. Er fuhr eine ganze Weile, bis er sich entschieden hatte, was er tun wollte. Er hatte seinen Entschluss gefasst und war davon jetzt nicht mehr abzubringen. Ob diese Entscheidung die richtige war oder nicht, interessierte ihn nicht. Der Schmerz hatte sein logisches Denkvermögen außer Kraft gesetzt. Er tat jetzt nur noch, was sein blutendes Herz von ihm verlangte. Nach einer ganzen Weile hielt er am linken Straßenrand und stieg aus. Die eisige Kälte umfing ihn. Immer noch wie betäubt starrte er in die Nacht. Er sah nach oben. ‚Hier gibt es auch keine Sterne…‘ Alles um ihn herum war beängstigend still und nichts bewegte sich. Dann öffnete Hakuei die hintere Tür und zog Ryutarou in seine Arme. Reglos hielt er den Jungen in seinen Armen und ging mit ihm ein Stück durch den finsteren Wald. Abgesehen vom Zoo, war der Wald einer der wenigen Orte hier, die Ryutarou gemocht hatte. Hakuei konnte die Hand vor Augen kaum sehen. In diesem Moment war er wohl doch froh, dass er so oft mit dem Kleinen hier gewesen war und den Weg kannte. Bei jedem Schritt knackte das Unterholz unheimlich auf. Doch Hakuei hatte keine Angst. Wovor auch? Das einzige was er Empfand war Schmerz. Plötzlich hörte er ein lautes Knacken in einiger Entfernung und blieb abrupt stehen. Sein Atem ging schneller und er lauschte angestrengt. Es knackte erneut. Diesmal näher, gefolgt von einem leisen Schnauben. Jetzt wurde ihm doch etwas mulmig. Er wusste nicht was sich hier nachts herum trieb, aber er wollte es auch nicht genauer wissen. Dann sah er in das Gesicht des toten Jungen in seinen Armen. Er konnte nur wenig erkennen, aber das reichte schon. Selbst, dass das Knacken näher kam störte ihn nicht. Hakuei setzte sich einfach wieder Bewegung. Er wollte sein Ziel schließlich noch erreichen. Über Umwege erreichte er irgendwann endlich sein Ziel. Auf einer kleinen Lichtung mitten im Wald befand sich hier ein alter hohler Baum. Bei gutem Wetter, und wenn Hakuei nicht allzuviel zu tun hatte, dann waren die beiden immer zusammen in diesen Wald gefahren. Den Kleinen hatte es jedes Mal sehr glücklich gemacht. Er liebte die Natur. Am liebsten hatte er die Tiere, lauschte den Vögeln. Manchmal musste Hakeu mit Ryutarou stundenlang auf einem Hochsitz verbringen, bis sich einige Rehe auf der Lichtung zeigten. Dieser Baum hatte es ihm allerdings auch sehr angetan gehabt. Ryutarou war davon immer unheimlich fasziniert gewesen. Er hatte den Baum ganz genau studiert. Hakuei legte den kälter werdenden Körper vor dem Baum im Gras ab. „Gefällt es dir hier?? Auf jeden Fall bestimmt besser als im Krankenhaus…“, flüsterte er in die Dunkelheit. Vorsichtig setzte er sich neben Ryutarou auf den mit gefrorenen Blättern bedeckten Boden und zog ihn an sich. Minutenlang starrte Hakuei zu dem dunklen Wald rüber. Irgendwann bemerkte er einzelne kleine Schneeflocken, die langsam vom Himmel zu tanzen begannen. Er brachte ein leichtes Lächeln zu Stande. Dann kuschelte er sich dichter an Ryutarou. Er würde ihn nie verlassen… das hatte er ihm immerhin versprochen. Wenigstens ein Mal in seinem Leben wollte Hakuei ein gegebenes Versprechen halten. Er gab ihm einen sanften Kuss auf die kalten, blassen Wangen. Die Erschöpfung, den Hunger und die Kälte versuchte er zu verdrängen. Ryutarou war wichtiger. Er zog ihn dichter an sich. „Ai shiteru…“, hauchte er, bevor er die Augen schloss und mit seinem Geliebten in den Armen ein letztes Mal einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)