Extorts Changeover von Lina_Kudo (Ein erpresster Seitenwechsel (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 7: Bitter Verity ------------------------ Kapitel 7: BITTER VERITY Die bittere Wahrheit ****Rückblick**** Nachdem er die Zeilen zu Ende gelesen hatte, ließ der fassungslose Shinichi den Brief achtlos fallen und sackte zusammen. Wie paralysiert starrte er wieder auf das weiße Blatt Papier. Unkontrolliert und pausenlos schlug er mit der Faust gegen den Fußboden und Tränen der Verzweiflung rannen seine Wangen hinunter, nachdem er richtig realisiert hatte, was er gerade durch diesen Brief erfahren hatte. »Nein, Ran! Bitte nicht …«, schluchzte er und wollte es nicht wahrhaben. Er konnte die Wahrheit nicht ertragen. Er wollte sie nicht akzeptieren … geschweige denn einfach so hinnehmen. Niemals. ****Rückblick**** Hello Silver Bullet! Ich erzähle dir nun die ganze Wahrheit, denn vorhin habe ich dir nur die halbe Wahrheit gesagt. Es stimmt, dass deine Freundin sich dazu entschieden hat, sich uns anzuschließen, aber das alles tat sie nur, um dich zu retten. Der Boss scheint Gefallen an ihr gefunden zu haben und hat ihr ein Ultimatum gestellt: Entweder sollte sie Mitglied unserer Schwarzen Organisation werden und damit deine Freiheit garantieren, oder ihr würdet beide umgebracht werden, und wer weiß, welche Menschen in eurer Umgebung unsere Bande noch umgebracht hätte, denn euer Tod hätte bestimmt zur Folge gehabt, dass eure Freunde euch suchen würden und möglicherweise an unser Versteck kommen könnten. Sie hat sich natürlich für die erste Möglichkeit entschieden. Ihr war es egal, was mit ihr geschehen würde. Sie wollte nur, dass du in Sicherheit bist. Sie ist wirklich ein wahrer Engel. Ich kann dir nicht sagen, was für einen Job sie in unserer Organisation übernehmen wird. Ob schmutzige Männergelüste befriedigen oder eiskalt Menschen umbringen. Auf jeden Fall wird sie ein Mitglied von uns sein und sie wird keine Chance haben, sich wieder von uns zu lösen. Denn diejenigen, die uns verlassen, werden ihr ganzes Leben lang von uns verfolgt, bis sie getötet werden aufgrundVerrats an unsere Organisation. Ein neues Leben hat für sie angefangen. Sie muss vergessen, wer sie einmal war. Du wirst sie wahrscheinlich nie mehr wiedersehen. Vermouth Shinichi rappelte sich allmählich wieder auf. Was sollte er jetzt machen? Er wusste nach wie vor nicht, wo sich ihr Versteck befand. Ihm blieb eigentlich keine andere Wahl, als von vorne anzufangen und wieder Nachforschungen über sie anzustellen, aber jetzt als Shinichi. Bestimmt würde es auf diese Art um einiges einfacher werden. Mit leeren Augen betrachtete Ran ihre Unterschrift. Nun war es vorbei mit ihrem friedlichen Leben; mit ihrer warmherzigen, mitfühlenden und netten Person. Alles war vorbei. Sie war nicht mehr Ran Mori. Ran existierte nicht mehr. Von nun an hieß sie Angel … »Das ist ja furchtbar!«, stöhnte Professor Agasa auf, nachdem er die Geschichte gehört hatte. Die kleine, unschuldige Ran, die er fast schon genauso lange kannte wie Shinichi, nun ein Mitglied der Schwarzen Organisation? Shinichi saß ihm gegenüber; niedergeschlagen und den Blick zu Boden gerichtet. »Das sieht echt schlecht aus«, kommentierte Ai die Situation so kühl wie immer. Doch das war nur eine Fassade. Rans offene Warmherzigkeit hatte nämlich selbst sie berührt. Noch nie zuvor war sie so einer liebevollen Person begegnet. Dass es ausgerechnet sie treffen musste, war mal wieder die Ungerechtigkeit des Lebens. Andererseits war sie auch nur in diese Situation hineingeraten, weil sie nun einmal so war, wie sie war: Sie war jemand, die ihre eigenen Wünsche immer hinten anstellte und ihr das Wohlbefinden anderer immer wichtiger war als ihr eigenes. »Je länger sie in diese Organisation eingeschleust wird, desto mehr wird sie sich verlieren; denn ihre Seele wird von Tag zu Tag mehr verschmutzt werden. Natürlich ist sie stark, aber sie wird sich nicht gegen die Organisation wehren können und ist ihnen total ausgeliefert. Das größte Problem ist ja: Sie wird sich nicht mal wehren wollen, weil sie ganz genau weiß, dass sie dann dich ausschalten werden. Das gehörte schließlich zum teuflischen Pakt: Dass sie dein Leben verschonen, wenn sie sich ihnen anschließt.« »Aber warum ausgerechnet Ran?«, fragte Shinichi mit leiser Stimme. »Das liegt doch klar auf der Hand. Sie wollen dich außer Gefecht setzen. Sie wollen dich brechen. Der Tod ist nämlich viel zu gnädig. Du sollst leiden und an gebrochenem Herzen qualvoll untergehen. Eigentlich sieht ihnen das gar nicht ähnlich, aber in dem Fall … Umbringen müssen sie dich ja auch gar nicht, denn da Ran ja bei ihnen ist, wirst du sie in Ruhe lassen und ihren Machenschaften nicht in die Quere kommen. Schließlich weißt du ja, dass sie dann ihr etwas antun könnten, und so ein Risiko würdest du niemals eingehen. Somit haben sie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Sie haben ein neues Mitglied, welches ihr aus Liebe zu dir treu ergeben ist und dich haben sie auch elegant aus dem Weg geräumt, ohne sich die Hände schmutzig machen zu müssen.« Professor Agasa hörte ihr ebenfalls aufmerksam zu und rief dabei entrüstet: »Aber das können sie doch nicht machen!« Auch ihn nahm die Sache ziemlich mit. Ran war so ein liebes Mädchen. Sie war für ihn wie ein Enkelkind. »Oh doch Professor. Sie sind zu allem fähig, um das zu bekommen, was sie wollen«, erwiderte Ai mit einem traurigen Ausdruck. Sie dachte daran zurück, wie sie ihr selbstlos das Leben gerettet hatte. Sie hatte so ein großes Herz und konnte keiner Fliege etwas zuleide tun, wenn es nicht um ihre eigene Sicherheit und die ihrer Mitmenschen ging. Und nun … sollte sie zu einer eiskalten Killerin ausgebildet werden? Was konnten sie nur tun, um das zu verhindern? Shinichi schaute auf. In seinem Blick war auf einmal pure Entschlossenheit zu sehen, gemischt mit dem tiefen Hass zu den Männern, die ihr das Liebste genommen hatten. »Ich werde die Organisation zerschlagen. Ich werde Ran befreien. Koste es, was es wolle.« Rans Schuss traf fast genau die Mitte der Schießscheibe. »Wow Angel, du scheinst ja ein Naturtalent zu sein«, lobte Vermouth Ran, die direkt neben ihr stand. »Hast du etwa schon Erfahrung darin?« »Nein, ich schieße eigentlich das erste Mal«, gab Ran als ehrliche Antwort und war selbst verblüfft, dass sie jetzt schon so gut schießen konnte. Mit dem Gewicht des Gewehrs hatte sie ohnehin keine Probleme dank ihrer Muskelkraft, die sie sich beim jahrelangen Karatetraining angeeignet hatte. Doch das Gefühl, eine richtige Mordwaffe in Händen zu halten, war natürlich noch fremd und es würde sicher noch eine Zeit dauern, bis sie sich daran gewöhnen konnte. Die blonde Frau sah sie mit einem Hauch von Mitgefühl an, was Ran wunderte. So sehr, dass sie sich nicht sicher war, sich vielleicht doch verguckt zu haben. »Sei tapfer … Du schaffst das schon. I count on you«, sagte die ältere Frau und tätschelte ihren Kopf leicht, bevor sie den Raum verließ. Ran blickte ihr konfus hinterher. I count on you. Ich verlasse mich auf dich. Was meinte sie denn damit? Die Zeit verging. Ran durchlief weiter ihre Ausbildung zur Profikillerin und Shinichi versuchte mit all seiner Macht, so viele Fälle wie möglich zu lösen, um irgendwo oder irgendwie wieder auf die Spur der Schwarzen Organisation zu kommen. Doch er machte dies nicht mehr so souverän und selbstsicher wie früher. Er genoss den Triumph, einen Mordfall wieder gelöst zu haben, nicht mehr so wie damals. Er wollte einfach nur so schnell wie möglich den Fall gelöst haben und danach aus der Bildfläche verschwinden. Mit jedem Tag, an dem er wieder erfolglos versucht hatte, etwas über seine Erzfeinde herauszufinden, starb ein kleiner Teil seiner Seele. Er wollte sich gar nicht erst ausmalen, was sie mit ihr machten; wie sie versuchten ihren Willen zu brechen und sich selbst zu vergessen. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was für skrupellose Methoden sie anwenden könnten. Oft war er schon an der Grenze angelangt. Oft dachte er sich, dass er das nicht mehr länger aushalten konnte. Doch er schaffte es immer wieder, sich aufzurappeln und weiterzumachen. Nur für sie. Denn wenn er aufgab, wäre sie wirklich endgültig verloren und keiner würde sie jemals wieder da rausholen können. Inzwischen waren auch Rans Eltern, Kogoro Mori und Eri Kisaki, in diese Geschichte eingeweiht. Natürlich, schließlich waren sie ihre Eltern. Sie hatten das Recht, die Wahrheit zu erfahren. Kogoro war ausgerastet, als er erfahren hatte, dass seine über alles geliebte Tochter nun in den Fängen einer gefährlichen Verbrecherorganisation war, und hatte ihm einen saftigen Kinnhaken verpasst. Shinichi hatte sich nicht dagegen gewehrt. Erstens war er sein potenzieller Schwiegervater, und gegen ihn würde er niemals die Hand erheben, zumal er jegliche Art von direkter Gewalt vermied. Zweitens verstand er Kogoros Reaktion nur zu gut, denn schließlich war er war ja an allem schuld. Er war sogar dankbar, dass er dafür bestraft worden war und hatte den Schmerz wehrlos zugelassen. Wenigstens etwas, denn keine Strafe dieser Welt war in Anbetracht dessen, was Ran wegen ihm nun erleiden musste, angemessen. Inzwischen wussten es fast alle: Die Polizeiinspektion, darunter auch Kommissar Megure, Inspektor Sato und Takagi, aber auch das FBI mit Jodie, James und weitere Mitglieder. Natürlich auch Heiji, Kazuha und Sonoko. Alle wussten davon und unterstützten ihn, wo sie nur konnten. Bisher leider ohne Erfolg. Der Frühling neigte sich dem Ende entgegen. Der Herbst folgte, in Zeitlupentempo war es aber auch mit ihm vorbei und selbst der Winter war bald Vergangenheit. Ein ganzes Jahr ging vorüber. Ein Jahr, welches sowohl für Shinichi als auch für Ran wie eine Ewigkeit vorkam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)