Extorts Changeover von Lina_Kudo (Ein erpresster Seitenwechsel (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 5: Conversation Between Lovers -------------------------------------- Kapitel 5: CONVERSATION BETWEEN LOVERS Gespräch unter Liebenden ****Rückblick**** Schlagartig wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als er abermals grob am Kragen gepackt wurde und in einen abgedunkelten Raum reingeschmissen wurde. Fluchend hielt er sich den Kopf. Sein ohnehin schon schmerzender Kopf brannte durch den kleinen Sturz nur noch mehr und förderte nicht gerade sein Wohlbefinden. Gin schloss die Tür zu. Es war vollkommen dunkel und vor allem unheimlich still. Nein. Nein, er hörte etwas … Was war das? Ein … klagendes Wimmern. »R– Ran?« ****Rückblick**** Ran schrak aus ihrem Halbschlaf auf, als die Tür aufging und … tatsächlich Conan in den Kerker geworfen wurde. War das möglich oder spielten ihre Augen ihr gerade einen Streich? »C– Conan? Bist du das?«, fragte sie mit schwacher Stimme. Der Raum war so totenstill, dass man selbst ihre momentan so piepsig klingende Stimme vernehmen konnte. Conan schaltete das kleine Licht an seiner Uhr an und hielt Ausschau nach Ran. Da dieser Kerker einen recht geringen Flä-cheninhalt besaß, dauerte es auch nicht lang, bis sein Blick schließlich auf ihr ruhte. Bei dem Anblick seiner Freundin er-starrte er regelrecht. So hatte er sie noch nie gesehen. Eigentlich müsste er froh sein, sie endlich wiedergefunden zu haben, und das war er natürlich auch, doch gleichzeitig musste er den Schock seines Lebens verkraften. Wie ein Häufchen Elend saß sie in der Ecke. Ihre Haare hingen ihr über das Gesicht, welches in diesem Moment gequält und blass aussah, soweit man es durch ihre langen, braunen Haare erkennen konnte. Ihre Kleider, die sie gerade trug, waren ver-dreckt, zum Teil zerrissen. Wahrscheinlich stammten diese Risse von der gewaltsamen Abschleppung zu diesem grauenhaften Ort. Diesen entsetzlichen Anblick würde er wohl nie wieder in sei-nem Leben vergessen können. Wie sehr er wohl auch versuchen würde, dieses Bild irgendwann aus seinem Gedächtnis zu ver-bannen: Es würde wohl für immer und ewig wie ein Brandmal darin eingebrannt sein. Als sie direkt in die Augen des kleinen Meisterdetektivs blickte, lief es ihm ein weiteres Mal innerhalb von Bruchteilen weniger Sekunden eiskalt den Rücken runter, denn in ihren Augen war so eine unbeschreibliche Leere zu entdecken; so eine unendliche Trauer, Enttäuschung und grenzenloser Schmerz. All der Glanz war aus ihren sonst so lebhaften Augen gewichen. Dunkle Ringe unter diesen leblosen Augen unterstrichen dieses schreckliche Bild. Die furchtbare Illustration des Verlustes. Des Verlustes der Le-bensfreude. Freude, die die Menschen am Leben erhält. Wenn man diese Lebensfreude, diese Lebenslust, verliert, ist man in-nerlich, seelisch und psychisch praktisch schon gestorben. Wenn man erst einmal so einen Zustand erreicht hat, dann hat das ganze Leben keinen Sinn mehr; dann lebt man nur noch körperlich, nur mit der Hülle, denn innerlich war alles leer. Un-endliche Leere. Wie sie nun auch in ihren Augen widergespielt wurde. Er hatte gehofft, diesen Blick niemals in ihren Augen sehen zu müssen, doch offensichtlich wurden auch hier seine Gebete nicht erhört. Sofort rannte Conan auf sie zu und stützte seine entführte Freundin. »Ran, ist alles in Ordnung mit dir? Wir kommen hier heil raus. Das verspreche ich dir!«, versuchte er ihr so motivie-rend wie möglich neuen Lebensmut einzuflößen und löste die Fesseln aus ihren Armen und Beinen. Als sie endlich frei war, lehnte sich Ran erschöpft, aber auch er-leichtert, endlich von den Fesseln befreit zu sein, gegen die kalte Wand, bedankte sich bei ihm und schloss keuchend ihre Augen. »So ein Versprechen sollte man jemandem nicht so leichtfertig geben, wenn man sich nicht sicher ist, es auch halten zu können. Im Grunde genommen sollte man nie Versprechungen geben. Niemand kann mit Gewissheit sagen, dass er am vereinbarten Zeitpunkt oder Ort erscheinen wird oder dass er etwas wie abgemacht erledigen wird. Niemand hat die Gewissheit zu sagen, dass er das ganz sicher schaffen wird. Der Tod kann jeden überall treffen. Und das Ironische dabei ist ja, dass sie nicht einmal schuld daran sind, wenn sie ihr Ver-sprechen gebrochen haben. Viele Menschen hantieren so leichtfertig mit Versprechungen, obwohl sie selbst wissen, dass sie dies nicht mit hundertprozen-tiger Sicherheit halten können. Versprechungen sollte man nicht brechen. Ich mag keine Menschen, die einfach etwas ins Leere versprechen und es letztendlich doch nicht halten können.« Eine Gänsehaut durchfuhr Conans Haut. Entgeistert sah er in die Augen Rans. Er konnte nicht glauben, was sie gerade gesagt hatte. Und ihre Stimme klang so leer, so monoton … so gleich-gültig und teilnahmslos. Als ob nur ihre körperliche Hülle ge-sprochen hatte. So hatte er sie noch nie erlebt. Im Grunde genommen wusste er gar nicht, dass so eine schwarzseherisch gestimmte Seite von ihr überhaupt existierte. Und so ein Zustand auch nur einmal an ihr gesehen zu haben … Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Dessen war er sich bewusst. »Es wird alles gut. Du kannst mir vertrauen!«, versuchte er sie, selbst am Rande der Verzweiflung, zu beruhigen und strich ihr unbewusst zärtlich über die Stirn. In Zeitlupe öffnete das Ent-führungsopfer ihre Augen und blickte direkt in das tiefe Blau des Ozeans. Diese Augen … Warum war sie nur so lange so blind und dumm gewesen? »Kann ich das wirklich? Nachdem du mich so lange angelogen hast?«, stieß sie kaum hörbar aus. Ihre Stimme klang immer noch sehr kraftlos. Doch Conan verstand jedes einzelne Wort und jeden einzelnen Ton aus ihrem Mund. Schockiert riss er seine Augen auf. Ein einziger Gedanke schoss ihm durch den Kopf: »Sie weiß es! Sie weiß alles!« Langsam senkte er den Kopf. Es war soweit. Die Zeit der Wahrheit war gekommen. Er ballte seine Hände zu Fäusten vor lauter Anspannung. »H– Hast du es von unseren Feinden erfahren?«, fragte er dann kleinlaut und schuldbewusst zu Boden blickend. Schuldbewusst war das richtige Wort. Er war sich jeder Schuld bewusst. Auch, wenn es zu ihrem Besten gewesen war, war das keine Rechtfertigung dafür, dass er sie jahrelang angelogen hatte. Und wie man an dieser verzwickten Situation, in der sie sich gerade befanden, erkennen konnte, hatte die ganze Lügerei ohnehin nichts gebracht. Außerdem machte die Tatsache, dass selbst Gin und Wodka ehrlicher zu ihr waren als er, die Sache nicht gerade besser aus seiner Sicht. Als Ran langsam mit dem Kopf nickte, machte er eine kurze Pause und überlegte, wie er sich am besten an diese Sache her-antasten sollte. Doch in Anbetracht der Lage versuchte er, diesen Moment doch auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben: »Kann ich dir das auch ein anderes Mal erklären? Bitte. Wir sollten jetzt eher darüber nachdenken, wie wir hier wieder heil rauskommen.« Niedergeschlagen, aber bestimmt schüttelte Ran den Kopf. »Ein Ausbruch von hier ist unmöglich. Direkt vor der Tür ist immer jemand, der uns bewacht. Wir sind außerdem in einem Kerker und um uns herum sind Steinwände. Selbst wenn wir es schaf-fen sollten, die Wände zu durchbrechen, können wir uns doch keinen Weg durch die Erde hindurchgraben. Es besteht nur die Möglichkeit, denjenigen, der uns aufmacht, zu überwältigen. Bis dahin … kannst du mir die Wahrheit erzählen, falls es mit hoher Wahrscheinlichkeit doch nicht klappt und sich keine andere Möglichkeit mehr ergibt. Ich habe eine wahre Erklärung verdient, Shinichi. Ich möchte nicht dumm sterben«, erklärte sie überraschend sachlich. Conan betrachtete sie lange und schluckte schwer. Sie hatte recht. In jeglicher Hinsicht. Auch, wenn er liebend gern einen anderen Platz für dieses Ge-spräch ausgesucht hätte, konnte er sich nun nicht mehr davor drücken. Er wollte es auch gar nicht mehr. Als sie ihn in seiner momentanen Gestalt mit seinem wahren Namen ansprach, wurde ihm seltsam warm und kalt ums Herz. Das war nun die letzte Bestätigung, dass sie es nun tatsächlich wusste. Er holte tief Luft. »Bitte hör mir gut zu und unterbrich mich nicht, Ran. Es ist wirklich eine sehr komplizierte Geschichte und ich will dir er-klären, warum ich so handeln musste, auch wenn ich es kei-nesfalls selbst wollte. Du glaubst nicht, wie oft ich schon kurz davor war, dir einfach nur die ganze Wahrheit zu offenbaren. Aber ich habe mich immer wieder dagegen entschieden. Zu un-serem Besten«, fing er an und erzählte nun die ganze Geschichte … Die Geschichte, die er ihr nun schon so lange verheimlichen musste, um sie damit nicht in Gefahr zu bringen. Die Geschichte, die den beiden so viel Schmerz und Leid zuge-fügt hatte. Die Geschichte, die das Leben der beiden total auf den Kopf ge-stellt hatte. Die Geschichte, die ihr Leben nun komplett verändert hatte. Die Geschichte, die auch in ihrer Zukunft bedeutende Auswir-kungen auslösen würde. Die Geschichte, die ganz bestimmt nicht in Vergessenheit geraten würde, so lange sie lebten. War das Schicksal? War es wirklich bestimmt gewesen; dieser kleine Vorfall im ›Tropical Land‹, welcher alles so aus den Fugen geraten lassen hatte? Warum war ihre Liebe nur so kompliziert? Warum konnten sie nicht einfach in einer ganz normalen Welt leben? In einer Welt ohne Schwierigkeiten und Probleme? In einer Gesellschaft, in der sie für den Rest ihres Lebens glücklich sein konnten? Warum durften das andere, aber sie nicht? Warum mussten sie leiden, und andere nicht? Was hatten sie verbrochen, dass sie so hart bestraft werden mussten? War das etwa die Gerechtigkeit des Lebens? Conan erwähnte auch das Gegengift und wie es wirken würde. Sogar bei seinen Gefühle machte er keinen Halt und redete offen mit Ran darüber, wie schrecklich es für ihn war, sie so leiden sehen zu müssen und wie grausam es war, ihre Tränen zu sehen und nichts dagegen unternehmen zu können. Auch offenbarte er ihr, dass er oft so verzweifelt gewesen war, dass er die ganze Lügerei über Bord werfen wollte. Doch für ihre Sicherheit hatte er die Situation immer weiter ausgehalten, weiter mit ihr gelitten und ihr beigestanden. Das Mindeste, was er damals für sie tun konnte. Doch eines ließ Conan im Hintergrund. Eine gewisse Tatsache hielt er noch im Verborgenen, denn dies kam ihm noch nicht über die Lippen. Die berühmten drei magischen Worte. Die Worte, die all seine Gefühle für Ran beschreiben konnten – nein, falsch! Mit bloßen Worten konnte er seine wahren Gefühle, die er für sie hegte, niemals zeigen. Es war unmöglich, alles in Worte zu packen, doch er wusste: Sobald sie diese drei Worte aus seinen Lippen hörte, würde sie verstehen, ganz genau verstehen, was er für sie empfand. Der geschrumpfte Shinichi machte nach seiner ausführlichen Erklärung eine Pause und schwieg, um seiner Sandkasten-freundin die nötige Zeit zu geben, alles zuerst einmal zu ver-dauen. Er hatte Angst vor ihrer Reaktion. Angst, dass sie ihn hassen könnte. Er würde das sogar verstehen. Er würde wohl genauso reagieren und genauso wütend sein. Er war auch schon wütend auf sich selbst. Wütend auf sein Handeln und seine Entscheidungen. Trotzdem war er erleichtert, ihr endlich alles gestanden zu ha-ben. Eine gewaltige Last fiel von seinen Schultern. Tonnen-schweres Gewicht wurde wieder leicht wie eine Feder. Gespannt und zugleich ängstlich blickte er zu der braunhaarigen Oberschülerin, die er so sehr liebte; wollte durch ihre Augen entschlüsseln, wie sie sich in dieser momentanen Situation fühlte. Bedauerlicherweise konnte er diesen Ausdruck nicht zuordnen. Sollte er sie vielleicht doch ganz direkt fragen, was ihr gerade durch den Kopf ging? Oder sie ihre eigenen Gedanken doch erst einmal selbst zuordnen lassen und ihr Zeit geben? Zeit, die sie brauchte für so eine wichtige Antwort? Zumindest wirkte sie nicht mehr so lethargisch wie noch vor seiner Erzählung. »Shinichi …«, meldete sich Ran flüsternd zu Wort und schaute zu ihm hinauf. »Ich …« Doch da fiel ihr ihr Freund ins Wort. »Bevor du noch etwas sagst, hör mich bitte kurz weiter an. Ich muss dir unbedingt etwas sagen.« In letzter Sekunde hatte er sich doch dafür entschieden, ihr jetzt an Ort und Stelle seine Gefühle zu gestehen, denn er wusste nicht, wann er das nächste Mal die Gelegenheit dazu bekommen würde, geschweige denn ob er diese Chance überhaupt noch bekam. »Ran, ich … werde jetzt das Gegenmittel schlucken. Ich will es dir … in meiner wahren Gestalt sagen. Dafür nehme ich jedes Risiko in Kauf.« Dabei sah er ihr tief in die Augen. Bevor Ran überhaupt etwas darauf erwidern konnte, nahm er das Mittel aus seiner Hosentasche und schluckte es ohne weiterem Zögern. Er wollte ihr seine Gefühle nicht in der Gestalt eines achtjährigen Kindes offenbaren. Er wollte, dass es eine der wichtigsten Momente in ihrem und seinem Leben wurde, und wenigstens dieser Moment sollte etwas Besonderes werden. Wenn er daran sterben sollte, dann war das sein Schicksal und das war es ihm auch wert. Diesen Tod würde er in Kauf nehmen. Auch der Tod hatte seinen Preis, und für diesen Anlass zahlte er sogar gerne diesen hohen Preis. Auch, wenn es ihm eigentlich gar nicht ähnlich sah. Der normale Shinichi wäre niemals dieses Risiko eingegangen, sondern hätte die beiden erst einmal rausgeholt. Denn was wäre, wenn er jetzt sterben würde? Dann wäre auch Ran verloren. Doch sein Verstand war wie vernebelt. »Shinichi!«, rief sie angsterfüllt. Sie ahnte bereits, dass das Risiko dieses Gegenmittels nicht zu unterschätzen war. »Ich …«, erwiderte Conan leise, bevor er plötzlich einen ste-chenden Schmerz in der Brust spürte, der ihm nur zu bekannt war. Das Atmen fiel ihm von Sekunde zu Sekunde schwerer. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn … Ein letztes Mal blickte er sie mit schmerzverzerrten, aber zugleich auch auf-munternden Augen an, bevor er bewusstlos in ihre Arme fiel. Er wusste nicht, wie viel Zeit verging, als er allmählich wieder zu sich kam. Ihm war warm und kalt zugleich und er empfand immer noch leichte Schmerzen im Brustbereich. Der Tod fühlte sich bestimmt angenehmer an, also schien er noch am Leben zu sein. Mit einem Schlag macht er die Augen auf und spürte Rans Arme um sich. Auch, wenn er sie aufgrund der Dunkelheit kaum erkennen konnte, wusste er sofort, dass es sie war. »Sh– Shinichi …«, flüsterte sie halb fassungslos, halb erleichtert. Sie konnte es kaum begreifen, was sich gerade direkt vor ihren Augen abgespielt hatte. Er hatte ihr also wirklich die Wahrheit gesagt. Conan und Shinichi waren tatsächlich ein und dieselbe Person. Nicht, dass sie jemals ernsthaft an der Wahrheit seiner Erzählung gezweifelt hatte, doch trotzdem war es ihr wohl nicht zu verübeln, dass sie schon dachte, dass diese Geschichte ziemlich verrückt war. Menschen, die aufgrund eines Giftes um zehn Jahre verjüngt werden können – welcher normale Mensch würde so einer Geschichte Glauben schenken? Schließlich lebten sie in der Realität und nicht in irgendeinem Fantasy- oder Science Fiction–Film. Der Beweis, dass es so etwas doch tatsächlich gab, lag nun in ihren Armen: ihr verschollen geglaubter Shinichi. Und das war definitiv kein Traum. Er sah noch besser aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Sogar noch reifer und männlicher. Endlich war er wieder da. »Du bist wieder … der Alte«, brachte sie endlich raus und war den Tränen nahe. Ihre Augen schimmerten vor Glanz. Als auch er das realisierte, war er mehr als nur erleichtert. Das Gegenmittel hatte gewirkt, und selbst wenn es auch nur für ei-nen Moment war, wo er seinen ursprünglichen Körper zurück hatte und lebendig war – es reichte. Kurz warf er einen prüfenden Blick zu sich herab. Zum Glück hatte der Professor ihm einen Anzug erfunden, welches sich au-tomatisch seiner Größe anpasste. Schon vor langer Zeit hatte Professor Agasa sich das ausgedacht. Immerhin waren seine bisherigen kurzfristigen Rückverwandlungen öfters recht spon-tan gewesen. Dann noch immer wieder schnell in andere Sachen zu schlüpfen war ziemlich umständlich, dachte sich der Professor. Jetzt war Shinichi ihm auch sehr dankbar dafür, denn dadurch hatte er Ran und sich einen ziemlich peinlichen Moment erspart. »Ran, also was ich dir sagen wollte …«, setzte er an und stellte freudig fest, dass er wieder seine wahre erwachsene Stimme be-saß, und das ohne Stimmentransposer. Shinichi setzte sich langsam auf, rückte näher an sie heran und blickte ihr ganz tief in die Augen. Es war zwar ziemlich dunkel, was wohl auch daran lag, dass Shinichi die Taschenlampe, die in seine Armbanduhr integriert war, nicht eingeschaltet hatte, doch sie spürten die Gegenwart des anderen trotzdem, und da sich ihre Gesichter nun ganz nahe waren, konnten sie auch die Augen des anderen erkennen. »Ich wollte es dir schon vor sehr langer Zeit sagen, aber ich habe mich nie getraut. Du kennst mich ja: Für andere ein Moralist, aber wenn es um meine eigenen Gefühle geht, schweige ich wie ein Grab.« Er lächelte kurz, wurde jedoch sofort wieder ernst. »Du warst mir schon immer total wichtig. Schon als wir uns kennengelernt haben. Schnell hast du dich zu meiner besten Freundin und engsten Vertrauten entwickelt, und es hat auch nicht lange gedauert, bis ich … na ja, mehr als nur freundschaft-liche Gefühle für dich entwickelt habe. Das hat bei mir bereits im Grundschulalter angefangen. Und als ich mich dann in Conan verwandelt habe und jeden Tag in deiner Gegenwart sein durfte, da habe ich dann erst recht gemerkt, dass du mir mehr bedeutest als alles andere. Ran, was ich dir damit eigentlich sagen will: Ich … Ich liebe dich. Mehr, als du dir vorstellen kannst«, gestand er ihr schließlich seine jahrelange Liebe. Ran schwieg zunächst. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Und erst recht nicht mit so einer wunderschönen, rüh-renden Liebeserklärung. Es kam ihr so unecht vor. Viel zu schön, um wirklich wahr zu sein. Doch das war es. Nachdem sie dies endlich realisiert hatte, bildete sich ein mildes, überglückliches Lächeln auf ihren Lippen. »Ich liebe dich auch, Shinichi.« Langsam näherten sich ihre Gesichter noch mehr. Sie spürten bereits den heißen Atem des anderen sanft ihr Gesicht entlang-streifen, bis sich ihre Lippen endlich trafen. Erst verschmolzen sie zu einem zaghaften Kuss, bevor er sich sehr schnell zu einem leidenschaftlichen innigen Zungenspiel entwickelte. Wie lange haben sie auf diesen Augenblick warten müssen? Ein warmes, angenehmes Gefühl durchströmte ihre Körper und ließ sie alles um sich herum vergessen. Zumindest für diese wenigen Minuten war die Welt in Ordnung. Als sie sich nach einer geraumen Zeit voneinander gelöst hatten, waren sie einfach nur glücklich. Endlich hatten sie Gewissheit. Endlich wussten sie, was der jeweils andere empfand. Auch, wenn Shinichi es als Conan schon länger wusste: Man konnte es nicht damit vergleichen. Es war anders, ein Liebesgeständnis direkt von jemandem zu hören als es nur indirekt her-auszubekommen. Ran kuschelte sich glücklich an ihren Liebsten und schloss ihre Augen. Endlich hatte sie ihren Shinichi wieder. Zwar hatte sie sich ihr Wiedersehen und vor allem ihr Zusammenkommen etwas anders erträumt – bei einem Candle-Light-Dinner oder an einem anderen romantischeren Ort als gefangen in einem Kerker – doch das Wichtigste war doch, dass sie sich liebten und zusammen waren. Und diesmal hoffentlich endgültig. Schweigend saßen sie nun an die Wand gelehnt und genossen still die Nähe des anderen, bis sie irgendwann vor lauter Er-schöpfung einschliefen. In den letzten Stunden war doch sehr viel passiert, und diese Geschehnisse hatten beide ziemlich mitgenommen. Die Tür ging laut auf. Sofort schreckten sie aus dem schlum-mernden Schlaf hoch. Hellwach verfolgten sie das Geschehen und blickten zur Tür. Es war Gin. Entsetzt fragten sie sich, was nun folgen würde, denn sie wussten: Es war ausnahmslos alles möglich, und gewiss nichts Gutes. Sie wollten aufstehen und sich ihm stellen, um aus dieser Anstalt zu flüchten, doch sie spürten sofort, dass sie keine Energie mehr dafür hatten. Viel zu schwach und erschöpft waren sie von den Ereignissen der letzten Stunden. Gin schritt wortlos auf sie zu und packte Ran am Arm, bevor er sie zu sich zog und den Raum verlassen wollte. Jegliche Versu-che Rans, sich dagegen zu wehren, schlugen fehl. Shinichi rea-gierte schnell, erhob sich mit aller Kraft und rannte ihm hinter-her, doch Wodka kam seinem Vorgesetzten zu Hilfe und hielt den Oberschülerdetektiven ab, indem er ihn achtlos zurück in den Kerker warf. In diesem schwachen Zustand war er seinem Feind natürlich nicht gewachsen. »Ran!«, schrie er sich die Seele aus dem Leib. Er hörte nur noch, wie Ran ebenfalls ängstlich seinen Namen rief, als die Tür ins Schloss fiel. Der Ort wurde mit einem Mal wieder dunkel, still und kalt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)