Extorts Changeover von Lina_Kudo (Ein erpresster Seitenwechsel (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 4: Destiny ------------------ Kapitel 4: DESTINY Ihr Leben – Schicksal? ****Rückblick**** Wieso hast du mich angelogen, Shinichi? Warum nur? Wieso hast du mir nicht schon von Anfang an die Wahrheit gesagt? Ich hätte dich doch mit aller Kraft unterstützt. Wieso hast du dich mir nicht einfach anvertraut? Langsam quollen Tränen aus ihren Augen. Sie ließ sie zu. Nun hatte sie endgültig keine Kraft mehr, um stark zu sein. Es war ihr egal, wenn sie in diesem Moment schwach war. Es war ihr alles egal. Einfach alles. Shinichi hatte sie angelogen, und das war ja der beste Beweis dafür, dass er ihr nicht vertraute. Früher, als sie noch klein waren, hatten sie keine Geheimnisse voreinander gehabt. Sie hatten sich jede Kleinigkeit erzählt, waren immer offen zueinander gewesen und konnten über alles reden. Diese Zeiten waren nun vorbei. Jetzt war alles anders. Wut, Trauer, Enttäuschung und jetzt sogar Freude – alles kam in ihr hoch. Sie wusste noch nicht einmal, ob sie wütend auf Shinichi oder enttäuscht von ihm sein sollte. Wahrscheinlich beides. Gleichzeitig war sie doch sehr erleichtert, dass sie nun endlich genau wusste, wo er war, und vor allem, wer er war. Und das Wichtigste war natürlich: Sie konnte endlich mit Sicherheit sagen, dass es ihm die ganze Zeit über gut gegangen war. Doch im nächsten Moment ergriffen abermals die anderen negativen Gefühle die Oberhand. Sie weinte immer mehr, bis sie irgendwann schließlich in einen tiefen, unruhigen Schlaf fiel, der keinesfalls erholsam für sie war. ****Rückblick**** Conan stand nun an dem dunklen Ort, wo alles angefangen hatte. Ungeduldig wartete er bereits auf seine Erzfeinde. Um ihn herum war keine Menschenseele zu sehen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es punktgenau 23:55 Uhr war. Nur noch fünf Minuten. Hoffentlich ging es Ran gut. Er hoffte so sehr, dass ihr nichts Schlimmeres zugestoßen war. Auf einmal hörte er hinter sich ein Geräusch und drehte sich sofort um. Gin trat aus der Dunkelheit hervor. »Wo ist Ran?«, fragte Conan ihn sofort und sah seinem Gegenüber ernst in die Augen. Sein Hass, der in den letzten Stunden bis ins Unermessliche gestiegen war, war kaum noch zu zügeln. »Wenn ihr ihr auch nur ein Haar gekrümmt habt, dann …«, fing er zähneknirschend an, doch Gin fiel ihm ins Wort. »Was dann?! Willst du uns etwa ernsthaft drohen, Kleiner? Dies würde ich dir dringend abraten, oder hast du schon vergessen, dass wir deine Kleine in unserer Gewalt haben?« Erleichterung machte sich in ihm breit. Gut, also hatten sie ihr wohl höchstwahrscheinlich noch nichts getan«. Er verstand sich selbst nicht. Sonst war er doch stets der Ruhige, der immer einen kühlen Kopf bewahrte und den nichts und niemanden aus der Fassung bringen konnte. Derjenige, der unter anderem dank dieses Charakterzuges von allen bewundert wurde. Was war mit ihm geschehen? Was hatte ihn so verändert, dass er schon gegen seine Natur handelte? Die Sorge um Ran, die drohte, ihn langsam aber sicher in den Wahnsinn zu treiben? Definitiv. »Dass das nur eine Falle war, brauche ich dir ja nicht zu sagen. Ich werde dich jetzt endgültig um die Ecke bringen. Heute ist es in dieser Gegend menschenleer und das ›Tropical Land‹ hat geschlossen. Also werden wohl nicht sehr viele meinen Schuss hören können. Außerdem hat es etwas … Nostalgisches, findest du nicht auch? Es an dem Ort zu beenden, wo alles angefangen hat« Nach diesen Worten zückte er eine Pistole aus der Innentasche seines Mantels und hielt sie direkt auf den kleinen Detektiven gerichtet. Conan hatte inzwischen seine Kühnheit wiedergefunden und machte sich bereit. Von Angesicht zu Angesicht standen sich die beiden gegenüber. Das war es dann wohl. Er konnte nur noch versuchen, diesem Schuss aus nächster Nähe auszuweichen. »Leb wohl, Meisterdetektiv …«, sagte Gin leise. Conan begab sich in die Stellung. Der Killer wollte gerade schon abdrücken, als plötzlich sein Handy klingelte. Sofort ging Gin ran. Es musste wohl ein sehr wichtiger Anruf sein. »Verstanden, Boss!« Somit war das kurze Telefonat vorbei und er legte knurrend auf. Mit seinen kalten grünen Augen blickte er wieder zu Conan runter. »Ich darf dich leider noch nicht ins Jenseits befördern. Dafür darfst du jetzt aber mit mir mitkommen.« Nach dieser Ankündigung packte er Conan unsanft am Kragen und ging mit ihm zu seinem pechschwarzen Porsche. Conan blieb ganz ruhig und ließ alles über sich ergehen, denn er wusste: Gin würde ihn zu Ran bringen, oder zumindest in ihre Nähe. Das war ja schon einmal ein entscheidender Schritt. Doch kaum als er sich versah, spürte er einen harten Schlag am Genick und er wurde in ein schwarzes Nichts getaucht. »Wo ist sie?«, fragte Conan, als Gin ihn innerhalb eines großen Gebäudes zu irgendeinem ihm noch unbekannten Ort führte. Ihm dröhnte noch gewaltig der Kopf von dem eisenharten Schlag. Als er vor ein paar Minuten wieder zu sich gekommen war, hatte er sich bereits in dem Versteck seiner schlimmsten Feinde befunden. Er hatte also keinen blassen Schimmer, wo sie gerade waren. Waren sie überhaupt noch in Japan? Doch es wäre auch unsinnig, Gin diese Frage zu stellen. Schließlich hatten sie es darauf angelegt, dass er nicht erfuhr, wo sich ihr Versteck befand. Nur deswegen hatte er ihn auch ohnmächtig geschlagen. »Wir sind gleich da. Du wirst sie bald wiedersehen. Aber ob ein Wiedersehen unter solchen Umständen so romantisch ist?«, antwortete Gin sarkastisch und machte eine weitere Tür auf. Conans Herz schlug immer schneller. Würden sie es überleben? Würde er Ran aus den Fängen dieser schrecklichen Männer befreien können? Und was, wenn er es nicht schaffte? Dann wäre alles seine Schuld. Wegen ihm wurde sie doch erst in diese Sache mitreingezogen. Aber soweit wollte er gar nicht denken. Soweit durfte er gar nicht erst denken. Unweigerlich kamen ihm alte Erinnerungen hoch, die er mit Ran erlebt hatte. Der Tag, an dem sie sich das erste Mal getroffen hatten. Es war ein schöner sonniger Tag vor fünfzehn Jahren. Die damals noch kleine dreijährige Ran saß auf dem Sandkasten und baute sich konzentriert eine Sandburg. Sie schöpfte ihren roten Eimer voll mit dem hellbraunen Sand, drehte ihn geschickt um und stellte ihn umgekehrt fest auf den Sandboden. Vorsichtig hob sie den Eimer hoch, und siehe da: Der Sand hatte die Form des Eimers angenommen und stand voller Pracht und Schönheit da. Ihre großen Kugelaugen strahlten. Endlich stand ihre Burg. Jetzt noch ein paar Fenster und ein Tor hineinbuddeln und dann war ihr Werk fertig. Motiviert, dass es wenigstens mit dem Außenbau endlich funktioniert hatte, machte sie sich an die Details. Gerade als sie das Tor mit ihren zarten Händen glätten wollte, da sie es schließlich schon geschafft hatte, es zu durchbuddeln, schoss ein Fußball direkt in ihre schöne, fast fertige Sandburg hinein. »Hey!«, rief die kleine Ran ziemlich verärgert und schaute auf. Ein kleiner Junge, etwa in ihrem Alter, kam angerannt und stellte sich vor sie. »Tut mir echt leid! Das war keine Absicht! Ich bau mit dir eine neue Sandburg als Wiedergutmachung, okay?«, entschuldigte er sich etwas außer Puste. Nachdem sie ihn etwas finster angesehen hatte, nickte sie dann und lächelte wieder freudig. Sie war schon damals eine friedliche Seele gewesen und hatte Streit so gut es ging vermieden. Vor allem, wenn man ihr gleich so ein Versöhnungsangebot unterbreitete, hatte sie keinen Grund mehr, weiter böse zu sein. Der Junge lächelte erleichtert und setzte sich neben sie. »Ich bin übrigens Shinichi. Und wie ist dein Name?«, stellte er sich vor. Sie lächelte ihn weiter freundlich an. »Ich heiße Ran.« Seitdem hatten sie zusammen gelacht, zusammen geweint, sich gegenseitig in schweren Zeiten unterstützt, sich gegenseitig Mut gegeben … Sie hatten einfach alles gemeinsam durchgemacht. Alles zusammen durchgestanden und gemeistert. Sollte das jetzt alles einfach so auf einen einzigen Schlag vorbei sein? Nein, so weit durfte es einfach nicht kommen! Womit hatten sie das verdient? Konnten sie nicht einmal glücklich sein? Musste es immer etwas geben, was ihrem Glück im Weg stand? Warum konnten sie nicht genauso glücklich sein wie jedes andere gewöhnliche Paar? War das ihr Schicksal? Wollte Gott es so? Aus welchem Grund? Weshalb war das Leben so ungerecht zu ihnen? Hatten sie wirklich schon so viele Sünden begangen? Während andere ihr Glück in die Welt hinausschreien konnten, mussten sie beide schreckliches Leid ertragen. Und das schon seit so langer Zeit. Warum? Warum nur …? Diese Fragen hatte er sich in der Vergangenheit schon oft gestellt, aber nie war er auf eine Antwort gekommen. Ran hatte wirklich etwas Besseres verdient als ihn. Ihn, der nur dazu fähig war, sie in Gefahr zu bringen. Das war sein größtes Talent. Sollte letztendlich sie dafür bezahlen, dass er so ein gefährliches Leben führte? Menschen suchten nach der Liebe, um sich geborgen zu fühlen und um Liebe und Schutz zu erhalten. Um sich zu wärmen, wenn ihnen kalt war. Um eine starke Schulter zu haben, auf die sie sich jederzeit verlassen konnten. Eine starke Schulter, nicht eine, die sofort umkippte, wenn man sich nur leicht dagegen lehnte. Um über alles reden zu können, wenn man jemandem das Herz ausschütten möchte und zu wissen, dass derjenige einem jederzeit zuhören würde. Um einfach nur glücklich zu sein. Doch das alles konnte sie bei ihm nicht finden. Er schenkte ihr keine Geborgenheit, sondern Einsamkeit. Von ihm bekam sie keine Wärme, sondern Kälte und Enttäuschung. Er gewährte ihr keinen Schutz, sondern nur Gefahr. Er brachte ihr kein Glück und keine Freude, sondern nur Pech und Trauer. Nichts anderes konnte er ihr bieten. Er, der sie so lange sitzen gelassen hatte. Er, der nie da war, wenn sie ihn wirklich brauchte. Jedenfalls nicht als er selbst; nicht als derjenige, den sie gerne bei sich gehabt hätte. Er empfand grenzenlose Liebe für sie, doch was war Liebe ohne Wärme? Was war Liebe, wenn man die andere Hälfte des eigenen Ichs, die bessere Hälfte eines Menschen, nie traf, oder ihn nicht als den Liebsten ansah? Was war Liebe ohne Geborgenheit und Schutz? Was war Liebe ohne das Gefühl, sich immer auf den anderen verlassen zu können? Was war das für eine Liebe? Eine zum Scheitern verurteilte Liebe. Eine Liebe ohne jegliche Hoffnung auf eine glückliche Zukunft. Ihre Liebe … Die Liebe zwischen Shinichi Kudo und Ran Mori. Wie eine Rose, die verwelken wird, bevor sie überhaupt angefangen hat, richtig zu erblühen. Schlagartig wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als er abermals grob am Kragen gepackt wurde und in einen abgedunkelten Raum reingeschmissen wurde. Fluchend hielt er sich den Kopf. Sein ohnehin schon schmerzender Kopf brannte durch den kleinen Sturz nur noch mehr und förderte nicht gerade sein Wohlbefinden. Gin schloss die Tür zu. Es war vollkommen dunkel und vor allem unheimlich still. Nein. Nein, er hörte etwas … Was war das? Ein … klagendes Wimmern. »R– Ran?« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)