Der Schatz der Verdammten von abgemeldet (Pirates Of The Caribbean - The Damned Treasure) ================================================================================ Kapitel 2: Mehr vom Meer ------------------------ Salz. Strand. Palmen. Holz. Und gebratenes Fleisch. Er spannte die Nasenflügel, um mehr von dem köstlichen Geruch zu erhaschen und schlug dann die Augen auf. Er befand sich in einem kleinen, viereckigen Raum, dessen Fenster mit einem löchrigen Leinen abgedunkelt war. Auf den Holzdielen hatte sich eine dünne Schicht Sand gebildet, einzelne Flecken Sonnenlicht besprenkelten den Boden. Das rustikale Mobiliar bestand aus einem klobigen Schrank, einem dreibeinigen Holzstuhl – über dessen Lehne sein schmutzweißes Hemd hing – und dem Bett, auf dem er lag. Verwirrt richtete er sich auf, sank aber gleich wieder mit schmerzerfüllter Miene zurück. Ein Blick auf seine nackte Brust zeigte, dass ihm jemand einen Verband verpasst hatte, durch den an einer Stelle nahe dem Herzen Blut sickerte. "Verflucht, was...?" begann er, wurde aber unterbrochen. "Ahoi Seemann. Na, wieder alles senkrecht? Hatte schon Angst, du wachst gar nicht mehr auf." eine Frau hatte das Zimmer betreten. Sie war groß und drahtig, ihre gebräunte Haut schimmerte matt im Dunkeln und ihre kurzen, pechschwarzen Haare standen wirr von ihrem Kopf ab. "Was ist, hast du dein Gebiss im Wasser gelassen?" fragte sie scherzhaft und stellte einen Teller mit Brot und Fleisch sowie einen Becher Rum auf den Stuhl neben dem Bett. "Das nicht, aber wohl mein Hab und Gut..." antwortete er, denn er hatte gerade festgestellt, dass sein Schwert, die Pistole, der Kompass und sein Hut fehlten. "Oh nein, das konnte ich retten. Naja, der Kompass ist ziemlich hinüber, er dreht sich die ganze Zeit im Kreis." sagte sie und zuckte bedauernd mit den Schultern. "Das hat er schon immer getan." "Warum schleppst du dann solchen Schrott mit dir herum?" "Er hat einen... sentimentalen Wert für mich. Außerdem funktioniert er tadellos, es sei denn man will nach Norden segeln." er grinste und machte sich dann hungrig über den Teller her. Die Frau lachte leise und verließ das Zimmer wieder, wo ihr ein junger Bursche entgegen kam, der kurz in den Raum hineinlugte, Jack angrinste und dann wieder verschwand. ~~~ Als Elizabeth an diesem Morgen das Deck der Black Pearl betrat, kam ihr eine leichte Brise von schräg achtern entgegen. "Guten Morgen. Schöner Seegang heute, wir kommen gut voran." rief ihr Anamaria vom Steuer zu. Liz winkte, ging zur Reling und warf einen Blick am Rumpf entlang nach vorne. Eine Gruppe Delfine tollte vor dem Bug herum, weit und breit war kein Land in Sicht. "Schlechtes Gewissen?" fragte Will von hinten und trat an sie heran. Sie schaute ihn schweigend an. "Als ob dein Vater das nicht schon gewöhnt wäre." er grinste und nahm sie in den Arm. "He ihr faulen Stricke! Wir wär's wenn ihr mal mit anpackt?" brüllte Gibbs vom Achterkastell herab. Will seufzte und ging hinüber zu Cotton, um ihm mit den Tauen zu helfen. Auch Liz wollte sich nützlich machen und ging zu Anamaria hinüber. "Meinst du, er ist noch am Leben?" fragte sie, etwas Zweifelndes lag in ihrer Stimme. "Der Captain?" hakte die Piratin nach, Elizabeth nickte nur stumm. "Unkraut vergeht nicht. Zumindest nicht so schnell." Anamaria hatte den Blick starr auf den Horizont gerichtet, während sie das sagte. Liz sog hörbar Luft ein. Sie hoffte, die Piratin möge Recht haben. Schließlich hatte Jack nicht nur Wills, sondern auch ihr eigenes Leben gerettet und sie empfand es nur als richtig, jetzt das gleiche für ihn zu tun. ~~~ Zur gleichen Zeit saß Calister Crook mit seiner Crew in einer lärmerfüllten, verrauchten Kaschemme auf Tortuga, hatte einen großen Krug Bombo vor sich stehen, eine rothaarige, vollbusige Frau auf dem Schoß und gab gerade eine Geschichte zum Besten "... dachte wohl, er könnte mich berauben, dieses verdammte Kielschwein. Aber da hat er sich getäuscht, den hab ich mir vorgenommen!" "Was hast du mit ihm gemacht?" wollte die Dirne neugierig wissen. "Erschossen hab ich die nichtsnutzige Ratte und abgesoffen ist er wie ein aufgelaufener Kahn. Tja, jetzt ist der gute alte Jack Sparrow endgültig bei den Fischen wo er hingehört!" Er lachte schadenfroh und der Rest der Piraten stimmten lauthals mit ein. In diesem Moment stand vom Nachbartisch ein junger Kerl von vielleicht 16 Jahren auf und ging auf die lärmende Meute zu. "Entschuldigt, Ihr redet nicht zufällig gerade von dem berühmten Captain Jack Sparrow? Der den Hafen von Nassau geplündert hat und der East India Company entwischt ist?" Crook sah den Kleinen abfällig von oben bis unten an. "Doch von genau dieser Missgeburt reden wir, Bursche. Warum willst du das wissen?" "Oh, ich habe nur gehört wie Ihr gesagt habt, er sei tot." "Richtig." schnarrte Crook verächtlich. Auf dem Gesicht des Jungen zeigte sich ein triumphierendes Lächeln, als er antwortete "Eigenartig. Meine Schwester und ich haben gestern einen Captain Jack Sparrow aus dem Meer gefischt. Er lebt." "WAS?" der Pirat knallte die Faust auf den Tisch, dass die Gläser klirrten. Die Rothaarige sprang entsetzt von seinem Schoß auf und verschwand in der Menge. Crooks Augen funkelten gefährlich "Pass auf was du sagst, Bengel! Ich habe ihn eigenhändig erschossen! Ich habe gesehen wie er auf den Grund des Meeres gesunken ist wie ein Stein!" Der Knabe trat vorsichtshalber einen Schritt zurück, ehe er fortfuhr "Ich weiß nur, dass der Schuss knapp am Herz vorbeiging und er quicklebendig in unserem Haus sitzt." "Du lügst, du kleine Küchenschabe! Na warte, dir mach ich Beine!" keifte Crook, schnellte mit gezogenem Dolch nach vorne und verfehlte den Jungen nur knapp. Dieser hechtete flink zur Seite, rollte sich ab und krabbelte durch ein Gewirr von Stiefeln und nackten, behaarten Beinen. "Schnappt ihn euch!" hörte er den Piratencaptain schreien. Fieberhaft rutschte er bäuchlings unter einem Tisch hindurch, richtete sich auf und spurtete zur Tür. Er verfluchte sich dafür, immer so eine vorlaute Klappe zu haben, stürzte nach draußen und hastete die Straße entlang so schnell er konnte. Crooks Bande wühlte sich brüllend durch die Schar von Gästen und kam wenige Augenblicke nach dem Burschen auf der morgenlichtdurchfluteten Gasse an. Wütend schauten sie sich nach allen Seiten um, doch von dem Jungen war keine Spur zu sehen. "Verdammt!" knurrte einer und schlug mit seinem Messer gegen den Laternenpfahl neben sich. Fluchend kehrten die Piraten ins Gasthaus zurück, weil keiner von ihnen große Lust verspürte, sich so früh am Morgen auf eine große Suchaktion einzulassen. Der junge Bursche rannte keuchend um eine weitere Hausecke und blieb schließlich stehen. Ein Blick zurück sagte ihm, dass ihn niemand verfolgte – ein gewinnendes Grinsen schlich sich auf seine Lippen – und er machte sich, ein munteres Liedchen pfeifend, auf den Weg nach Hause. ~~~ "Wo fahren wir eigentlich hin?" wollte Elizabeth wissen, die sich das schon seit geraumer Zeit fragte. "Tortuga natürlich." antwortete Anamaria knapp. "Und du meinst, dieser Croose ist dort?" "Glaub mir, er IST dort." "Woher willst du das wissen?" "Weil Crook – so heißt er übrigens – immer zwischen Tortuga und einer anderen Insel hin und her pendelt. Vorgestern wollte er nach Port-of-Spain, also müsste er jetzt wieder in Tortuga sein." erklärte Anamaria etwas ungeduldig, ohne den Blick vom Horizont zu wenden. "Segel in Sicht, achtern!" brüllte Marty plötzlich aus dem Krähennest. Die Steuerfrau drehte sich um legte eine ihrer schlanken Hände über die Augen um nach hinten zu spähen. Tatsächlich glaubte sie weit entfernt einen kleinen schwarzen Punkt zu sehen. "Wer kann das sein?" Liz war ihrem Blick gefolgt. "Hoffen wir mal nicht, dass es dein verfluchter Norrington ist. Brahmsegel setzen, ein bisschen flott wenn ich bitten darf!" rief Anamaria laut, um die Crew anzutreiben. Elizabeth beobachtete das näherkommende, fremde Schiff mit einem unguten Gefühl in der Magengegend. Auch sie wollte nicht hoffen, dass es Norrington war. Schließlich hatte ihr neues Abenteuer gerade erst angefangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)