Radioman von mathilda ================================================================================ Kapitel 4: can't sleep if you're in my bed... --------------------------------------------- Tai konnte nicht schlafen. Es musste schon kurz vor drei sein. In gut drei Stunden musste er wieder im Studio antreten und er konnte einfach nicht schlafen. Er wälzte sich auf dem unbequemen Sofa von einer auf die andere Seite und versuchte eine einigermaßen hinnehmbare Schlafposition zu finden. Zwei der drei harten Polster der Sitzfläche schoben sich unter seinem Gezappel auseinander, sodass sein Arm durch den Spalt herab rutschte. Auf der darunter liegenden Lederfläche drückte sich etwas Kleines schmerzhaft in seinen Unterarm. Er tastete mit der Hand danach und holte es hervor. Im nächsten Moment entwich ihm ein wenig begeistertes „Uärgh.“ und betrachtete ein antikes Gummibärchen im kleidsamen lindgrün. Es war schon ganz klein geschrumpft und trocken wie Mäuseköttel. Während er aufstand, um die Bärchenmumie im Mülleiner der Küche beizusetzen, fragte sich Tai, ob sie von ihm stammte oder von dem Vorbesitzer des Sofas. Durch das Küchenfenster drang der leise Lärm der Straße zu ihm hinauf und das fahle Licht der Ampeln, Scheinwerfer und Neonschilder ließ die gegenüberliegende Wand aus weißen Kacheln bunt schillern. Tai beerdigte den Gummibär standesgemäß und schenkte sich dann ein Glas Wasser ein. Es war nicht so, dass er nicht müde war. Er konnte nur einfach nicht schlafen. Und langsam lohnte es sich auch nicht mehr wirklich. Der Kühlschrank summte leise. Aus Tais Schlafzimmer drang immer wieder ein leises Husten herüber. Ansonsten war es in der Wohnung völlig ruhig. Das Leben war schon seltsam, wer hätte gedacht, dass er einmal ausgerechnet Yamato Ishida, den Yamato Ishida, in seinem Bett liegen hatte. Wirklich etwas dafür kaufen konnte sich Tai zwar nicht, immerhin war es wegen Matts starkem Fieber, doch irgendwie war es etwas Besonderes. Wer konnte sowas schon von sich behaupten…abgesehen von den zwei bis fünf Dutzend Groupies, die der Leadsänger mal so für zwischen durch aufriss. Nun selbst die würde jener, wie Tai ihn einschätzte, nur auf ein Hotelzimmer mitnehmen, sie nachhause zu begleiten, schien bei dem kühlen Blonden ziemlich unwahrscheinlich. Das Wasserglas wurde in einem Zug geleert und mit einem hellen Klingen auf in die Spüle gestellt. Taichi seufzte. Der Gedanke daran, dass Yamato sein Lager mit jemandem teilte, war für ihn eine zugleich quälende und erregende Vorstellung. In seinem Kopf erschien das Bild von einem schlanken, milchweißen Leib, der sich anmutig an einen zweiten Körper schmiegte… Ihm entfuhr ein Fluchen und er verließ mit raschen Schritten die Küche, das Bild Yamato und der unbekannten Frau verdrängte er wenigstens ansatzweise, bevor er das Bad betrat. Für die zwei Stunden lohnte es sich nicht mehr zu schlafen zu versuchen, dann wäre er hinterher noch müder als jetzt. Beinahe hätte er vergessen die Tür zu schließen, ehe er sich zu entkleiden begann, doch dann erinnerte er sich daran nicht alleine zuhause zu sein und drehte den Schlüssel zweimal im Schloss herum. Er war es nicht gewohnt, andere Menschen als seine Familie und sehr enge Freunde in seine vier Wände zu lassen und selbst dann vermied er es zu duschen. Taichi Yagami war ein sehr offener Mensch, der die Gesellschaft liebte und kaum alleine irgendwo anzutreffen war, aber auch er brauchte ab und zu etwas Ruhe. Seine Wohnung war sein Rückzugsort, wenn er die Welt nicht mehr anschauen wollte. Wenn es zu laut für seine lärmgewöhnten Ohren wurde, wenn es zu schnell wurde, als dass seine flinken Beine folgen könnten, wenn es seine fröhlichen Augen blendete oder er vor Dunkelheit nichts mehr sehen konnte, wenn die Gefühle, die von der Außenwelt auf ihn eindrangen zu intensiv wurden, dann verzog er sich in diese Wohnung, seinen Hort, seine sichere Zuflucht, bis der Sturm vorbei war. Rasch streifte er die Shirt und Boxers ab, ehe er unter die Dusche trat. Heiß prasselten die silbrigen Wasserschnüre auf seine Schultern und über seinen Rücken, ehe sie auf dem Boden in viele einzelne Perltropfen zersprangen. Tai schloss die Augen und fühlte wie die Wärme seine vor Müdigkeit verkrampften Glieder wieder entspannte, seine Muskeln und dem leichten Massieren des Einseifens wieder locker und geschmeidig wurden. Eine Muskelverhärtung konnte er momentan aber auch überhaupt nicht leisten. Erst als er etwa eine halbe Stunde später aus der Dusche stieg, viel ihm leicht bebend auf, dass er etwas vergessen hatte. Seine Kleider lagen im Kleiderschrank und Kleiderschrank stand im Schlafzimmer und im Schlafzimmer lag Yamato Ishida und schlief. Er schläft, beruhigte er sich, während er auf Zehenspitzen den Raum betrat und blindlings im dunklen Zimmer nach dem Schrank tastete. Als Matt hinter ihm leise hustete wäre er vor Schreck beinahe ausgerutscht, doch er konnte sich noch vergleichsweise leise an der Schranktür festklammen, während er begann in den Untiefen des Schrankchaos nach den verschiedensten notwendigen Kleidungsstücken zu fahnden. „Was machsn da?“ brummte es hinter mit ihm mit Reibeisenstimme, nachdem ihm lautstark ein Lederstiefel auf den kleinen Zeh gefallen war. „Nichts, schlaf weiter.“ quetschte schmerzhaft er zwischen den Zähnen hervor und hüpfte auf dem heilen Fuß auf und ab. „Hm… Okay.“ Brummte Matt unbeeindruckt und Tai glaubte zu sehen, wie sich Augen wieder schlossen. „Ich muss gleich zur Arbeit, du kannst nachher duschen wenn du willst, ich werde jemanden bitten, dass er nach dir schaut und bin dann heute Mittag wieder da.“ Erklärte er und hoffte, dass der Blonde ihn noch hörte. „Hm.“ ertönte es vom Bett her. Tai trat näher und beugte sich zu um herunter „Ruf Ilja an, wenn du noch was brauchst und…“ er stockte einen Moment, Yamato war schließlich kein kleines Kind mehr und sie kannten sich noch nicht mal sonderlich gut, dann fügte er noch hinzu „Und nicht weglaufen, du solltest in diesem Zustand noch nicht draußen herum laufen. Bleib bitte hier in der Wohnung und möglichst im Bett.“ Etwas schüchtern ruhte einen Moment seine Hand auf der nackten Schulter des Kranken und er spürte, wie die fiebrige Haut unter seinen Fingern brannte. Oder war es seine Hand selber die durch die Berührung unter Temperaturschwankungen zu leiden schien? „Schlaf gut und werd schnell wieder gesund!“ wisperte er, nachdem er hastig samt Klamotten zur Zimmertür geflitzt war. Das war aber auch alles verdammt seltsam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)