nearly perfect Geisha von abgemeldet ================================================================================ Meine erste "Peace Maker"-Fanfiction. ^^ Eigentlich war sie nur ein Beitrag zu einem monatlichen FF-Schreibzirkelchen (bestehend aus zwei Leuten, die jeden Monat zu neuen Themen/Wörtern FFs schreiben). Das Thema war diesmal „knallgelb“ und mir ist dazu die folgende Kurzgeschichte eingefallen. Vielleicht gefällt sie euch ja. Ach ja: ich weiß, das mit der Kimonofarbe war zu der Zeit ein wenig unlogisch. Lasst euch nicht verwundern! Über Kritik/Kommentare würde ich mich sehr freuen! *alle Kommi-Schreiber knuddel* Viel Spaß beim Lesen! ;-) ---------------------------------------------------------------- nearly perfect Geisha Part One „Die Shinsengumi? Die haben ihr Quartier in Mibu.“, erwiderte der in Bauerntracht steckende Mann auf die Frage des Jungen. Er schnippte mit dem Finger an seinen geflochtenen Schirm, so dass die Tropfen in alle Richtungen davon stoben. Der Regen hatte seit ein paar Minuten nachgelassen. „Mibu in Kyoto?“, kam die unsichere Nachfrage von dem Größeren der beiden Jungen, die schüchtern zu dem Bauern aufblickten. Dieser nickte, als wäre die Tatsache, dass er Mibu in Kyoto meinte, eine Selbstverständlichkeit. „Ist schließlich die Shinsengumi.“, murrte er. Langsam beschlich ihn das Gefühl, dass diese Jungs ihn auf den Arm nehmen wollten. Die Shinsengumi war eine Schutztruppe, die in der Kaiserstadt für Recht und Ordnung sorgte, also musste ihr Dojo auch in einem Stadtteil Kyotos liegen. Dass dieser nicht gerade Shimabara war, war klar. Kopfschüttelnd wandte der Bauer sich um und ließ die beiden Jungen regelrecht in den letzten paar Tropfen Regen stehen. Der kleinere der Jungen, er trug einen vom Sonnenlicht ausgeblichenen grauen Hakama und einen farblich nicht dazu passenden Haori, seufzte auf. „Und jetzt?“, fragte er den anderen. Dieser, er war vielleicht zwölf oder dreizehn Jahre alt, blickte dem Bauern hinterher, dann ließ er ein müdes Lächeln über sein Gesicht huschen. „Gehen wir nach Mibu.“ Er wollte sich gerade in Bewegung setzen, da trat ihm eine hübsche junge Frau in einem leuchtenden Kimono in den Weg. Sie hob die Hand, so dass der gelbe Ärmel ihren Mund verdeckte, als sie zu sprechen begann. „Ihr beiden solltet lieber nicht nach Mibu gehen, sondern nach Hause.“ Sie sah auf die Jungen hinab, als müsse sie die beiden zurechtweisen. Es dauerte einen Moment, bis der Größere der beiden reagierte. „Tut mir leid, oba-san, aber wir müssen zur Shinsengumi.“, erklärte er und verbeugte sich leicht. „Was wollt ihr denn bei der Shinsengumi?“, die Frau, beugte sich ein wenig herab und ihr bunter Kimono raschelte. Der größere Junge wollte antworten, jedoch fiel ihm sein Kamerad ins Wort. „Sind Sie aus Shimabara?“ „Wieso sollte ich das sein?“, kam die gereizte Antwort. „So protzig gelb, wie du angezogen bist, bist du bestimmt von da, oder?“ Die Frau zuckte zusammen, ihre Hand schnellte vor. Doch kurz bevor sie die Wange des Jungen erreichte, hielt sie inne. „Du bist ein frecher kleiner Wicht.“, zischte sie, ohne diesmal ihren Mund zu verdecken. „Ihr Jungs solltet lieber spielen, oder am besten nach Hause gehen, anstatt Passanten zu verärgern.“ Der Kleinere schob seinen Kameraden von der Frau weg und blickte sie finster an. „Das war doch nur eine Frage!“ Die Schönheit in dem bunten Kimono erwiderte den Blick und antwortete: „Eine sehr unhöfliche Frage, Kleiner.“ Der Junge blieb stehen, stemmte die Hände in den Haori und erklärte: „Ich bin kein Kleiner, ich heiße Yuji Sonoko, Sohn des Samurai Yujo Sonoko!“ Die Kimonoträgerin schüttelte den Kopf, dass ihre hochgesteckten Haare sich ein wenig lösten und die Haarnadeln nach hinten rutschten. Diese Art von Antwort schien ihr gar nicht zu gefallen. „Schön für dich, Yuji Sonoko. Und jetzt hör auf zu nerven und geh nach Hause.“ Yuji blieb dort, wo er war, ruhig stehen und grinste frech. „Ich habe mich vorgestellt, also sag du mir gefälligst auch deinen Namen! Oder willst du dich mit mir anlegen, knallgelbe Geisha?“ „Das würdest du nicht überleben, Grünschnabel.“, schnappte die Frau und trat einen drohenden Schritt auf den Jungen zu, der sich noch immer nicht rührte und der Frau in die blitzenden Augen blickte. Sein Freund sah zwischen ihr und Yuji nervös hin und her, als hätte er Angst, die beiden würden sich gleich auf offener Straße aufeinander stürzen und zerfleischen. Die Luft zwischen ihnen knisterte regelrecht und keiner wagte es, auch nur ein Wort zu verlieren. Einige Passanten blieben stehen, betrachteten die ungleichen Gegner und ihren stillen Kampf der Blicke. Fragen wurden laut, nach dem Grund dieser Konfrontation und danach, wer die junge Schönheit in dem auffällig gelb gefärbten Kimono war. Yuji nahm die Menschen aus dem Augenwinkel wahr und entschied sich für einen offenen Kampf. „Knallgelbe Ziege, du bist keine Geisha!“, rief er grinsend. Wie, als wenn sie aus einem Traum erwachen würde, zuckte die Frau plötzlich zusammen und unterbrach den Blickkontakt zu ihrem kleinen Kontrahenten. Yuji lachte ein „Ha, Sieger!“ in den Wind und streckte der Kimonoträgerin die Zunge heraus. „Du hast verloren, knallgelbe Ziege!“ „Halt den Mund!“, zischte die Frau in dem gelben Kimono. Sie sah sich flüchtig um und bemerkte die Passanten, die noch immer leise murmelnd um sie herumstanden. Ohne ihn anzusehen, stieß sie Yuji zur Seite und ging an ihm vorbei. „Geh nach Hause, Kleiner.“, murmelte sie und verschwand in einer Seitenstraße. Yuji sah der Frau nach und rief: „Für eine Geisha bist du viel zu trotzig! Du bist bestimmt keine!“ Dann wandte er sich zu seinem Freund um und hüpfte in die Luft. „Ich habe einen Erwachsenen besiegt, Kano! Ich bin doch stark! Die nehmen mich bestimmt auf!“ Er drehte sich auf der Stelle halb herum und lief los. „Komm, Kano, wir müssen nach Mibu!“ Der größere Junge blieb noch einen Moment länger stehen, dann folgte er seinem Freund, wenn auch weniger begeistert als dieser. Er holte nur langsam zu Yuji auf und als dieser ihn wieder abhängen wollte, ergriff er dessen Schulter. „Wie… wie kommst du darauf“, jappste er, „dass die Frau keine Geisha ist?“ Yuji blieb stehen. „Na, sie hat ihren Kopf so doll geschüttelt, dass ihre Haarnadeln verrutscht sind. So etwas tun Geishas doch nicht! Die wollen doch gut aussehen und die Männer verführen! Sie sah aus wie eine gelbe Ziege.“ Part Two Zum Abend hin hatte die Sonne die Regenwolken verbannt und war wieder zum Vorschein gekommen. Sie war gerade untergegangen, als Susumu auf den Eingang des Dojo zutrat. Zu spät erkannte er, wer dort zur Wache eingeteilt war. „Verdammt…“, entfuhr es ihm, während er stehen blieb und zu dem für sein Alter zu klein geratenen rothaarigen Jungen herübersah, der neben dem Tor saß und gelangweilt Löcher in die Luft starrte. Susumu blickte die Mauer hinauf. An dieser Stelle würde es jeder sehen, wenn er sich darüber schwang und das wäre wirklich zu auffällig. Würde er seinen schwarzen Anzug tragen, wäre es sehr viel einfacher gewesen. Zurückgehen konnte er auch nicht mehr. Wieso hatte er nicht aufgepasst? Er war zu sehr in seine Gedanken vertieft und das sah ihm gar nicht ähnlich. Diese Unaufmerksamkeit bereitete ihm Sorgen. Ein Ninja durfte sich keine Fehler erlauben. Aber… war dies denn ein Fehler? Nicht darauf zu achten, dass es der kleine Rotzbengel war, der da am Tor Wache schob? Ja, es war ein Fehler, denn Susumu wollte ihm an diesem Tag eigentlich nicht über den Weg laufen. Im Grunde wollte er das nie. Und gerade heute war es Tetsunosuke Ichimura, der ihn in den Dojo hineinlassen würde. Perfekt. Seufzend setzte Susumu seinen Weg mit kleinen Schritten fort. Er blickte den Wache schiebenden Jungen nicht an, als er auf das Tor zutrat. Dieser Tag würde ihn zum Seppuku bringen, wenn das so weiterging. Tetsunosuke musterte den Ankömmling zunächst eher desinteressiert. Doch plötzlich schien etwas in ihm zu erwachen. Er sprang auf und lehnte sich mit dem Rücken an das schwere Holz des Tores. „Hallo, schöne Frau, heute mal in knallgelb unterwegs? Ist das nicht ein bisschen auffällig?“ fragte er. Susumu wünschte sich an das andere Ende Japans. „Halt den Rand.“, entgegnete er sichtlich gereizt, seine Schritte beschleunigend. Die Seppuku-Idee erschien ihm in diesem Augenblick gar nicht mehr so abwegig… Tetsunosuke verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste. „Wenn du so etwas nicht gesagt bekommen willst, dann zieh dich nicht an wie eine Geisha aus Shimabara.“ Susumus Augen blitzten. Nun musste er sich auch noch von diesem Bengel zurechtweisen lassen! Das Schlimme an der Sache war auch noch, dass Hijikata-sans Bursche mit seiner Anmerkung gar nicht so Unrecht hatte. Dieser Kimono war wirklich auffällig. Knallgelb und mit einem blauen Obi, das konnte eigentlich nur auffallen. Aber was sollte er machen, wenn alle anderen Kimonos noch nicht gereinigt worden waren? Wer war eigentlich für die Reinigung der Kleidungsstücke der Shinsengumi zuständig? War das nicht der kleine Lümmel? Susumu wandte sich dem Rotschopf zu und rammte die Faust neben ihm gegen das Holztor. Seine eisigen Augen musterten den Jungen abschätzig. „Tu du zur Abwechslung vielleicht mal deine Arbeit.“, raunte er. „Tu ich.“, kam es von Tetsunosuke zurück, der dem Ninja völlig ruhig entgegenblickte. War er denn kein bisschen einschüchternd? Es musste wirklich an seinem Aufzug liegen. In Frauenkleidern fehlte es ihm an jedweder Autorität. „Du tust doch sonst nie, was man dir sagt“, knurrte Susumu abfällig, „dann halt hier doch einfach mal keine Wache und wasch meine Kimonos. Das wäre gegen den Befehl deines Meisters und du muckst ja so gerne auf. Du langweilst dich doch eh.“ Tetsunosuke blickte Susumu schweigend in die dunklen Augen. Sah ihm gar nicht ähnlich, nicht sofort zu antworten. Susumu wunderte sich im Stillen darüber. Normalerweise hatte der Bengel doch immer eine Bemerkung parat, wenn Susumu mit ihm stritt. Einige Zeit passierte gar nichts. Dann sah der Rotschopf zur Seite und sagte: „Yamazaki, du siehst traurig aus.“ Das war alles Keine weitere Bemerkung über den knallgelben Kimono, kein Kommentar wegen seines überheblichen Auftretens gegenüber dem Jungen. Nur diese Feststellung. Der kleine Rotzlöffel duckte sich unter Susumus Arm durch und setzte sich wieder neben das Tor in den Sand. Er schloss kurz die Augen und lehnte sich an die steinerne weiße Mauer. Für ihn schien das Gespräch beendet zu sein. Susumu stand noch einige Sekunden länger dort, die Faust gegen das dunkle Holz gestemmt und auf den Rotschopf hinabblickend. Ein flüchtiges Lächeln lief wie ein ihm unbekannter Schatten kurz über sein Gesicht. „Kleiner Schwachkopf.“, murmelte er, dann wandte er sich um. Tetsunosuke sah auf, als der Ninja sich von ihm entfernte und den Dojo betrat. „Ohne diese schiefen Ziegenstäbe im Haar würdest du viel attraktiver aussehen.“, sagte er grinsend. „Aber das Lächeln könntest du öfter mal sehen lassen. Damit wärst du… nearly perfect.“ Susumu drehte sich um. „Nierli-was?“ Hijikata-sans Bursche ließ den Blick über die Wipfel der Sakurabäume schweifen, die gegenüber dem Tor ihre Zweige in die Luft streckten. „Ich meine, es steht einer Geisha besser.“ Der Ninja folgte Tetsunosukes Blick, dann trafen seine Augen die des Jungen. Einen Augenblick lang schien er zu überlegen, dann fragte er: „Besser als gelb?“ Tetsunosuke schüttelte den Kopf. „Besser als knallgelb!“, korrigierte er und begann zu lachen. Sein Gesprächspartner neigte den Kopf zur Seite und nach einem kurzen Moment zeigte sich das Lächeln erneut in seinen Zügen. Doch diesmal blieb es nicht nur für den Hauch eines Atemzugs. ---------------------------------------------------------------- So, das war’s. Hat sie euch gefallen/nicht gefallen? Teilt es mir doch bitte mit, ich freue mich über jeden Kommentar! *knuddelz* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)