A Highschool Story von Leiser_Tod ================================================================================ Kapitel 25: ...und eine glückliche Misskalkulation. --------------------------------------------------- A Highschool Story Kapitel #25 „Ich habe keine Ahnung, was los ist“, flüsterte Hyde, bevor der junge Arzt eine Frage formulieren konnte. Dessen Augen spiegelten die Besorgnis des Langhaarigen wieder. Vorsichtig näherte sich Lee Hom sich seinem schwer atmenden Patienten, befühlte dessen Stirn. „Gackuto-san, hörst du mich? Kannst du mir schildern, was sich zugetragen hat?“, wurde etwas lauter gefragt. Der Angesprochene hob leicht seinen Kopf, versuchte verzweifelt, seinen Blick zu fokussieren. Es schien, als ob er gegen Schlaf ankämpfte. Seine Erfolgschancen besserten sich ein wenig, als Lee Hom seine Augen mittels einer kleinen Lampe untersuchte. Unwillig knurrend zeigte Gackt wieder Lebenszeichen, indem er versuchte, seinen ohnehin vor Schmerz berstenden Kopf außer Reichweite dieses Quacksalbers zu bringen. Eine sanft-strenge Hand unter seinem Kinn vereitelte effektiv sein Vorhaben. Schließlich ließ der Schwarzhaarige von dem Gequälten ab, nickend etwas in seinen nicht vorhandenen Bart murmelnd. „Doktor?“ Der Langhaarige fühlte Panik in sich aufsteigen. „Er wird doch wieder gesund, oder?“ Lee Hom schenkte ihm ein vielsagendes Lächeln. „Natürlich wird er das. (Mit einem lautlosen Krachen fiel der Fels von Hydes Herzen.) Ich habe bereits eine Vermutung, ich muss ihn nur etwas näher untersuchen. Mach bitte den Oberkörper frei, Gackt-san.“ Der Blonde zuckte zusammen und krümmte sich leicht, als hätte diese Bitte ihm einen Schlag in die Magengrube versetzt. „Ich...das kann ich nicht.“ Wie zur Bestätigung umklammerte er seine schwarze Krawatte. Verständnislose Blicke von beiden Anwesenden waren ihm die Antwort. „Gackt-san, ich will nur deine Herz- und Lungentätigkeit überprüfen, sonst nichts. Keine Spritzen, falls du das meinst.“ „Das meine ich aber nicht. Sie verstehen das nicht!“ Der Blonde schüttelte den Kopf. Ein kleiner Schritt auf ihn zu. „Nein!“ Panische blaue Augen. Der Arzt seufzte resignierend. „Gackt-san, wir sind hier doch nicht im Kindergarten. Hören Sie bitte auf damit.“ Gackt konnte abermals nur stumm den Kopf schütteln, unfähig eine plausible Lüge aufzutischen. Lee Hom wandte sich bittend dem verwirrten Langhaarigen zu. „Hyde-san? Würdest du mir bitte bei diesem Patienten behilflich sein?“ „Nein! Haido, bitte, tu mir das nicht an!“ Ein flehend-verzweifelter Blick aus den blauen Tiefen. Der Blonde versuchte, sich zu erheben, doch sein Körper versagte ihm den Dienst. Es zerriss dem Langhaarigen das Herz, seinen Gackt so hilflos und entsetzt zu sehen. Aber es ging hier um dessen Gesundheit...Gott, was sollte er jetzt machen? Das war einfach nicht fair. Sich gegen den Arzt zu stellen und damit Gackts Wohlbefinden (und somit Hydes Seelenfrieden) riskieren oder sich gegen seine Liebe zu stellen und somit ebenfalls seinen Seelenfrieden riskieren. Was...was sollte das hier eigentlich? Hyde schaute zwischen den beiden hin und her. Er kam sich wie im Schundroman vor. (Liegt damit nicht mal so verkehrt, der Gute...) „Ah, aber Doktor“, fiel ihm plötzlich ein, „Sie haben den Eindruck gemacht, als wüssten Sie bereits, was mit Gackuto los ist...“ Mit einem Kopfschütteln zerschmetterte Lee Hom die aufkeimende Hoffnung, sich heil aus der Affäre ziehen zu können. „Hyde-san, ich kann ihm doch nicht auf eine schlichte Vermutung hin ein Medikament ausschreiben. Ich muss mir ganz sicher sein, damit ist schließlich nicht zu spaßen.“ Seinen gequälten Blick wandte Hyde dem Blonden zu. „Gackuto, kannst du nicht auf den Arzt hören? Mir zuliebe?“ Die blauen Seen überzogen sich mit Eis. Langsam machte der Angeflüsterte seine Krawatte los. Der Langhaarige konnte einen kurzen erstaunten Blick auf die weißen Initialen ‚H.S.’ werfen, bevor der schwarze Stoff achtlos auf den Boden geworfen wurde. Erleichtert atmete Hyde auf, doch die Dankesworte erstarben auf seinen Lippen. „Raus.“ Eine steinerne Maske der Verachtung. „W-was? Aber, Gacku...-“ „RAUS.“ Hyde wandte sich mit blutender Seele dem Ausgang zu. *** Was zur Hölle war gerade schiefgelaufen? Diese Frage stellte sich der Langhaarige so oft, bis sie jeglichen Sinn verloren hatte, nur eine leere Ansammlung von Wörtern war. Was zur Hölle... Hyde presste ein Ohr gegen die Tür. Nichts. Stille. Nicht ein Sterbenswörtchen klang durch. Was ging da vor sich? Er wollte sich nicht eingestehen, wie besorgt er um den Blonden war. Unruhig maß der Langhaarige den Flur mit den Schritten. Was sollte diese Angst davor, seinen Oberkörper zu zeigen? Aufregung und Ratlosigkeit jagten ihn hin und her durch den leeren Krankenflügel. Es kam Hyde wie eine Ewigkeit vor – doch es waren nicht mehr als zehn Minuten – bis die Tür aufgerissen wurde und ein gleichmütig dreinschauender Gackt herauskam. Ah. Der verschwunden geglaubte – und ganz und gar nicht vermisste – Antarktis-Duft. Zu der Verwirrung gesellte sich nun Schmerz hinzu, als der Blonde – ohne auch nur einen Blick in Hydes Richtung zu verschwenden – wieder zurück zum Klassenraum schritt. „Gackuto!“, wurde der Blonde eingeholt. „Bitte, sag mir, was passiert ist!“ Hyde fasste ihn am Arm, versuchte ihn zum Halten zu bewegen. Gackt riss sich mit einem Ruck los, ohne seine Geschwindigkeit zu verringern. Nein, nicht so! „Gackt! Bleib stehen, erkläre es mir!“ Der Langhaarige wurde immer verzweifelter. „Ich dachte, du willst mir vertrauen...!“ „Lass. Mich. In. Ruhe. Kapiert?“ Gackt dachte nicht mal daran, stehenzubleiben. Genauso wenig, wie Hyde daran dachte, aufzugeben. Der Blonde wurde überholt und durch kräftigen Druck auf seine Schultern zum Anhalten genötigt. Gackt schwieg, sein gleichgültig-steinerner Blick ein starker Gegensatz zu seinem Verhalten. Doch der Langhaarige konnte die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen. „Ga-chan, bitte“, jetzt etwas ruhiger, „ich flehe dich an. Lass mich nicht einfach links liegen. Verrate mir den Grund. Bin ich deines Vertrauens nicht würdig?“ Die Worte klangen so jämmerlich in Hydes Ohren, doch er sah sich nicht imstande, seiner Stimme einen festeren Klang zu verleihen. Für einen kurzen Augenblick erzitterte das eisige Blau und plötzlich glaubte der Langhaarige, die Ursache für all den Ruckus zu wissen. „Hat...hat es etwas mit deinem Vater zu tun? Willst du –“, konnte Hyde sich nicht zurückhalten. Und bereute es sogleich. Gackts Züge waren vor Wut verzerrt, als er die Hände des Langhaarigen – die immer noch seine Schultern umklammerten – wegschlug. „Nein“, wurde eisig gehaucht. „Du siehst ja schon Gespenster. Verschwinde endlich, du nervst!“ Damit wurde der Weg fortgesetzt. Der Langhaarige versuchte verzweifelt, seine Bitterkeit und seine Tränen herunterzuschlucken. Was...was passierte hier, um Gottes Willen?! War es etwa so schlimm, dass Hyde dem Blonden nicht gegen den Arzt beigestanden hatte? Verflucht, wäre Gackt am Ende krepiert, wessen Schuld wäre es dann gewesen, hä?! Er führte sich auf, als hätte der Langhaarige ihn hintergangen. Doch es war nicht mal das Schlimmste, dass sie sich gestritten hatten, sondern die Tatsache, dass Hyde dies nicht mehr einfach beiseiteschieben konnte. Dafür hatte er sich viel zu sehr auf den Blonden eingelassen. Er konnte nicht einfach nach Hause gehen, Gackt in die tiefste Hölle verdammen und sich fest vornehmen, ihn zu vergessen – das konnte Hyde nicht mehr! Wenn er daran dachte, dass der Blonde ihn erst ein paar Tage zuvor gewaltsam auf die Toilette verschleppt hat, um den Langhaarigen in Ruhe abküssen zu können. Nun, gut, was hieß gewaltsam – zuerst verschwand Gackt, exakt fünf Minuten später (länger hätten sie beide nicht ausgehalten) verschwand Hyde. Ganz zufällig trafen sie sich auf der Jungentoilette, die ganz zufällig leer war (wie meisten braven Schüler befanden sich kurz vor dem Klingeln auf dem Weg zu ihren Unterrichtsräumen). Ihnen blieb nur wenig Zeit, die sie jedoch voll auszukosten verstanden. Dann wurde gerade noch rechtzeitig vor dem Erscheinen des Lehrers mit hochroten Köpfen ins Klassenzimmer gestürzt, misstrauische Blicke geerntet und sich verstohlen angegrinst. Hyde stützte sich an der weißen Wand ab, als er mit der Erkenntnis kämpfte, dass so etwas wahrscheinlich nie mehr passieren würde. Der Langhaarige hatte keine Ahnung, was er falsch gemacht hatte und noch weniger wusste er, wie er es wieder gutmachen sollte. Jedes Mal, wenn sie sich versöhnten, konnte Hyde einfach nicht nachvollziehen, warum sie sich in erster Linie gestritten hatten und jedes Mal wurde er eines besseren belehrt. Seine düsteren Gedanken niederkämpfend folgte der Langhaarige dem schon längst verschwundenen Blonden zum Unterricht zurück. „Ah, Haido-san! Wie schön, dass Sie uns auch mit Ihrer Anwesenheit beehren!“ Das herzlichste Lächeln wurde aus dem Speicher herausgezerrt. /Ja, genau, du Arschloch, fall mir auch noch in den Rücken. So groß war die Verspätung doch gar nicht. Es sei denn, dieser Idiot von einem Gackt ist bis zum Klassenzimmer gerannt, um mir eins auszuwischen. Nicht zu fassen./ Falls irgendein Schüler beabsichtigt hatte, seiner Belustigung, ob der so gar nicht hyde-like Situation, freien Lauf zu lassen, so wurde dieses Vorhaben bereits im Keim erstickt. Braune Augen, die vor Mordlust funkelten, konnten recht einschüchternd wirken. Leider blieben Lehrer von dieser Art der Unmutsäußerung gänzlich unbeeindruckt. Immer noch lächelnd hob der Mathe-Lehrer seine Hand, zeigte auf die Tafel. „Würden Sie uns bitte die Aufgabe vorrechnen, die da steht, Haido-san?“ /Dabei würde ich gern ausrechnen, wie viel Zeit dir noch zum Leben bleibt, wenn du nicht aufhörst so dreckig zu grinsen.../ Aber vielleicht sollte der Langhaarige die Chance wahrnehmen und sich etwas von seiner Misere ablenken – seine Aufregung (Hyde hatte keine Ahnung, wie die Aufgabe zu lösen war, nahm sich aber fest vor, sich nicht vor der ganzen Klasse blamieren zu lassen) überdeckte für eine kurze Zeit seinen Schmerz. Es wurde gequält gelächelt, genickt und der Hyde-Streber-Modus herausgefahren. Der Langhaarige nahm sich ein paar Minuten Zeit, um das Problem näher in Augenschein zu nehmen und schon bald war die Tafel mit mathematischen Formeln und Zeichen vollgekritzelt, von leisem Erklärungsgemurmel Hydes begleitet. Und die ganze Zeit brannte sein Rücken von den kalten Blicken Gackts. Und zum tausendsten Male fragte Hyde sich verzweifelt, wieso er ausgerechnet an diesen unausstehlichen Typen geraten musste. *** Die einfachste Lösung des Problems – zu Wang zu gehen und so lange auf ihn eindreschen, bis er endlich mit der Sprache herausrückte – stieß auf ein unüberwindliches Hindernis: Wang. Der Arzt setzte den Langhaarigen mit einem freundlichen Lächeln davon in Kenntnis, dass auch Wahrung von Geheimnissen der Patienten zu seinen Pflichten gehörte. „Aber Lee Hom-san! Und was, wenn es hier um den Seelenfrieden - ?”, bevor Hyde seine weinerliche Überredungskunst in die metaphorischen Gefilde ausweiten konnte, fiel der Schwarzhaarige ihm ins Wort. „Wessen Seelenfrieden, Haido-san?“ Amüsiertes Funkeln den dunklen Augen. „Du magst Gackt-san wirklich sehr, stimmt’s?“ Na, klar. Wer konnte auch nicht Gefriertruhen (vergesst den Kühlschrank, der ist viel zu warm dagegen!) auf zwei Beinen, die immer so freundlich und charmant mit ihren Freunden umsprangen, nicht mögen?! Vor allem bei dieser geballten Kraft an Mitteilungsfreude und Optimismus! Zuerst Hyde an die Wäsche gehen (und das gleich bei ihrem ersten Kuss) und dann sich weigern, auch nur das Hemd auszuziehen! Oh, diese Vertrauensseligkeit war einfach umwerfend! Wäre der Blonde in diesem Augenblick anwesend und hätten Blicke auch nur den entferntesten Einfluss auf den menschlichen Organismus, dann wäre von Gackt nichts weiter als ein unansehnliches Häufchen frittierte Asche übrig gewesen. Eigentlich hatte der Langhaarige vor, dies alles Wang an den Kopf zu werfen, doch stattdessen seufzte er. Hyde wäre sehr glücklich, wenn er doch selbst daran glauben könnte. „Ich kann dir allerdings versichern, dass Gackt-san keinerlei Folgeschäden von seinem Schwächeanfall davongetragen hat. In dieser Hinsicht musst du dir keine Sorgen machen.“ Hyde quittierte dies Bemühen mit einem schwachen Lächeln. „Können Sie mir sagen, was überhaupt die Ursache für diesen Anfall war? Oder gehört das auch zu Ihren Geheimniswahrer-Pflichten?“ Herausfordernd wurden die braunen Augen verengt. Der Schwarzhaarige überlegte kurz, dann nickte er leicht. „Nun ja, eigentlich schon. Ich hoffe, dass du mir vielleicht weiterhelfen kannst, denn es war kein normaler Anfall. Vielmehr war es eine extreme Überreaktion auf ein im Grunde harmloses Beruhigungsmittel. So etwas tritt meistens nur dann auf, wenn ein Missbrauch von solchen Medikamenten vorliegt. Weißt du zufällig etwas Näheres?“ Der Langhaarige wurde blass. Beruhigungsmittel? Überreaktion? Wurde Gackt nicht gezwungen, Medizin gegen seine angebliche Krankheit zu nehmen? Um Gottes Willen! Was ging in dieser Familie vor sich?! Verstört und eindeutig neben sich konnte Hyde nur den Kopf schütteln und sich mit einem leisen Murmeln verabschieden. TBC A/N: Uha. Okay, es war zwar nicht die Sonnengeschwindigkeit, aber immerhin ist dieses Kapitel etwas schneller als voriges Mal. Gackt sauer, Hydie ratlos und ein Arzt, der zu helfen versucht. (Er hat gar keine Geheimhalte-Pflichten, der kleine Schwindler. Gackt hat ihm gedroht, dass Wang seine Zulassung verliert, wenn er etwas über den Zustand seines Rückens erzählt...Gackuto, der kleine Schlingel. XD) Ach ja. Falls ihr euch über den Titel wundert. Diese Misskalkulation in Ayumis Plan ist natürlich glücklich. Für sie. Ja. Genau. Ihr wisst es. Ich weiß es. Volunteers for comments, wie immer mehr als nur willkommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)