It's my Life von Rachelle_Jade ================================================================================ Kapitel 14: Coldness around you ------------------------------- Ihre Haut lag direkt auf den Fliesen. War es eine angenehme Kälte? Sehr mühsam öffnete sie die Augen. Ihre Umgebung nahm sie bloß verschwommen war. Welcher Tag war heute wohl? Mit der linken Hand strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Das hatte sich auch schon mal besser angefühlt. Wie lange hatte sie geschlafen? Anscheinend noch nicht genug. Sie fühlte sich träge und unglaublich müde. Dennoch wollte sie sich dazu aufraffen aufzustehen. Sie brauchte einen Schluck klares, kühles Wasser. Als sie versuchte ihre Beine aufzustellen, knickten diese einfach wieder ein, als wenn sie nicht wirklich zu ihr gehören würden. Was war los? Ihr Kopf knickte zur Seite direkt neben den Spülkasten der Toilette. Wasser. Nichts wünschte sie sich in diesem Moment mehr. Ihr Hals und ihre Kehle fühlten sich total ausgetrocknet an. Mit dem rechten Arm stützte sie sich auf der Toilette ab und vorsichtig begann sie sich hoch zu drücken. Sie schaffte es tatsächlich in eine stehende Position zu kommen. Alles drehte sich. Langsam sehr langsam schlich sie zum Waschbecken hinüber und stützte sich dort sofort wieder ab. Beinahe erschrak sie, als sie in den Spiegel blickte. Ihre Haare! Wie sahen denn ihre Haare aus? Strähnig hingen sie hinunter, als wären sie tagelang nicht gewaschen worden. Und ihr Gesicht? Seit wann sah es so aufgedunsen und blass aus? Das war ja furchtbar. Mit der linken Hand drehte sie den Wasserhahn an. Kaltes, klares Wasser floss heraus. Mit beiden Händen fing sie es auf und benetzte damit ihr Gesicht. Ihre Knie schlotterten und sie spürte, dass ihr Körper nachgab. Langsam sank sie zu Boden. So gut es ging, versuchte sie diesen Vorgang zu bremsen. Das Wasser sammelte sich zu einer kleinen Pfütze im Waschbecken, während es weiter vor sich hin plätscherte. Die Küche sah aus wie ein Schlachtfeld. Überall lagen aufgerissene Süßigkeitentüten herum, Pappkartons von verschiedenen Fertiggerichten- hier herrschte Chaos. Taichi schluckte bei dem Anblick. Mimi war zwar nicht so ordnungsliebend, wie es zum Beispiel Sora war, dennoch würde sie die Küche niemals in diesem Zustand lassen. Seine Schritte knisterten als er auf einige einzelne Cornflakes am Boden trat. „Hier ist sie anscheinend nicht.“, bemerkte er überflüssigerweise und Sora nickte ihm zu. Zusammen gingen sie wieder auf den Flur. „Hörst du das auch?“ Tai glaubte, er hatte Geräusche von oben gehört. Sora blickte ihn fragend an und lauschte für einen Moment, dann nickte sie. Das Haus sah von Innen fast aus wie immer, wenn man von der Küche absah. Hier und dort stand vereinzelt ein Umzugskarton, aber keiner war richtig bepackt, sondern es lagen nur ein paar Teile in ihnen. Sofort machte sich Tai auf den Weg nach oben. Ihm war, als wären die Geräusche aus dem Badezimmer gekommen. Eilig stieß er die Tür auf. Was war das? Auf einmal fiel nicht nur vom Fenster her Licht ins Zimmer. Mimi blinzelte in die Richtung und konnte zwei Gestalten erkennen. Die eine kam sofort auf sie zugelaufen. „Oh mein Gott, was ist passiert?“ Warme Hände legten sich auf ihre Schultern. Verlangsamt legte sie den Kopf schief und blickte in die Augen ihrer besten Freundin Sora. „Nichts.. wieso?“ Ihre Stimme klang schwach. „Was machst du denn hier am Boden? Komm, wir gehen erstmal in dein Zimmer.“ Sie versuchte sie hochzuziehen, doch es ließ sich nichts machen. „Ach lass doch…“ Mimi verstand im Moment gar nicht, was Sora hier wollte und was sie versuchte. Stattdessen probierte sie zu erkennen, wer dort noch im Türrahmen stand. Doch nicht etwa ihr Vater? Sie kniff ihre Augen zusammen, um schärfer sehen zu können. Große Füße, recht lange Beine, durchtrainierter Körper, braune verwuschelte Haare… sie schnappte nach Luft. Taichi?! Für einige Sekunden blieb sie an seinen Augen hängen. Dieser Blick- sie kannte ihn nicht… „Tai, hilf mir doch mal!“ Sora versuchte noch immer Mimi auf die Beine zu bringen. Nach der direkten Ansprache machte er tatsächlich ein paar Schritte auf sie zu. Nein, von ihm wollte sie sich nicht helfen lassen. Hastig versuchte sie nun selbstständig aufzustehen. Noch immer gehorchten ihre Muskeln ihr nicht wirklich und ehe sie sich versah, hatte er schon seine Hände an sie gelegt und zog sie hoch. Nun war sie auf seiner Höhe, blickte wieder in seine braunen Augen, sah Angst darin… kurz darauf wurde alles um sie herum schwarz…. Unangenehme Stille herrschte hier. Einzig waren hastige Schritte von einigen Schwestern und Ärzten auf den Gängen zu hören. Es fiel ihm schwer diesen Gang entlang zu gehen. „Bis zum Ende und dann rechts.“ Eine einfache Wegbeschreibung für diese schweren Schritte. Da war diese Angst. Angst vor dem Anblick. Sein Herz schlug wieder einige Takte schneller. Aber eins stand fest, auf keinen Fall konnte er wieder umdrehen. Das wusste er und das wusste auch sie. Dieser unangenehme Desinfektionsgeruch lag in der Luft. Nein, das Krankenhaus war mit Sicherheit kein Ort, an dem man sich gerne aufhielt. Er spürte ihre warme Hand, wie sie leicht die seine drückte. Eine Art Aufmunterung. Das konnte er gebrauchen. Langsame beinahe schwerfällig wurden weitere Schritte getan. Und immer wieder diese Frage: Warum? Was war der Grund dafür? Wieder lief eine Schwester an ihnen vorbei. Sie hastete den Gang entlang. Es war viel zu tun. Hier war immer viel zu. Leider. Dieser Flur schien unendlich lang zu sein. Bedrückende Stille. Endlich: Das Ende. Jetzt noch nach rechts. Die große Tür. Vorsichtig, aber dennoch bestimmt klopfte er an. Keine Reaktion. Natürlich kam keine Reaktion. Ein kurzer Blick zu seiner Begleitung. Sie lächelte ihn aufmunternd an, obwohl es ihr selbst nicht sehr viel besser als ihm erging. Er öffnete die Tür und sie traten ein. Sein Herzschlag setzte für einige Sekunden aus. Gleichmäßiges Piepen war zu hören, gepaart mit lautem Atmen. Eine Gänsehaut lief ihm über den Rücken. Dort lag sie. Er hatte sich gefürchtet, sie so zu sehen. Ihre Haut war so blass und sie wirkte so hilflos, wie sie dort lag. Auf dem Tisch in der Ecke stand ein großer Blumestrauß. Er erstrahlte in den schönsten und kräftigsten Farben, die man sich nur vorstellen konnte. Zudem stellte er das einzig lebensfrohe in diesem Raum dar. Sie schlief ganz ruhig. Bemerkte gar nicht, dass jemand ihr Zimmer betreten hatte. Neben ihr befand sich der Ständer mit dem aufgehängten Tropf. Ein langer durchsichtiger Schlauch führte direkt zu ihrem Arm. Und wieder die alles entscheidende Frage: Warum? Musste es soweit kommen? Er wusste nicht, wie lange er nun schon hier saß. Vor einiger Zeit hatte Sora das Zimmer verlassen. Sie hatte ihm einen riesigen Gefallen damit getan, dass sie überhaupt mitgekommen war. Schweigend saß er dort und beobachtete sie. Nachdem sie sie gefunden hatten, hatten sie sofort den Notarzt gerufen. Unglaubliche Angst hatte er in dem Moment verspürt, als sie einfach so in seinen Armen weggesackt war. Die Ärzte verfassten eine großartige Diagnose mit der Taichi aber reichlich wenig anfangen konnte. Das einzige, was er verstanden hatte, war, dass sie unter Flüssigkeitsmangel litt und deswegen den Tag über verschiedene Infusionen haben musste. Wieder einmal fiel ihm auf, wie dünn sie doch war. Auch den Ärzten und Pflegenden war dies aufgefallen. Sie hatten nach bekannten Essstörungen gefragt. Tai hatte geschwiegen. Sie hatte zwar in letzter Zeit Schwierigkeiten mit dem Essen gehabt, aber es war doch noch nicht krankhaft, oder? Außerdem wusste er, sie hätte ihm das nie verziehen, wenn er etwas in der Richtung geäußert hätte. Sie würde das schon wieder in Griff bekommen. Trotzdem machte er sich Vorwürfe. Wieso hatte er ihr nicht vorher geholfen? Musste es soweit kommen? Ihre Hand fühlte sich eiskalt in seiner an. Hatte es irgendwelche Vorzeichen dafür gegeben? „Ich bin drin!“ „Was sagt dein Vater dazu?“ „Ach ist doch auch egal. Wahrscheinlich hat er eh vergessen, dass heute das Gespräch war..“ Sie zog aus ihrer Handtasche eine Zigarettenpackung plus Feuerzeug und zündete sich anschließend einen Glimmstängel davon an. „Wann hast du damit angefangen?“ Wieder zuckte sie mit den Schultern. „Keine Ahnung. Vor zwei Wochen oder so…“ Wenn Taichi Mimi nicht so gut kennen würde, hätte er darauf gewettet, dass sie eine Fressorgie hinter sich hatte. Aus dem Mülleimer quollen nämlich nur Chipstüten, Verpackungen von Schokoladen und Bonbons. Irgendwie sah sie blass und erschöpft aus. Sie ging rüber zu ihrer Handtasche, die auf dem Schreibtisch lag und zog eine Packung Kaugummis hervor. Schon vor Wochen hatte sie sich ein wunderschönes Abendkleid gekauft. Als sie es ausgesucht hatte, hatte es noch perfekt gesessen, aber nun hing es beinahe wie ein schlaffer Kartoffelsack an ihr runter. Sora trat hinter sie und musterte sie im Spiegel. „Hast du abgenommen?“ „Also nein.. eigentlich nicht. Zumindest nicht so viel. Man.. muss ich vorher fett gewesen sein“ Mimi drehte sich hinter den Baum und versuchte sich zu übergeben. Taichi glaubte seinen Augen nicht trauen zu können. „Was tust du denn da?“ „Mh, wieso?“ „Seit wann machst du denn sowas?“ „Was? Finger in den Hals stecken? „Außerdem mache ich mir auch ein bißchen Sorgen um sie. Es ist, als würde sie sich irgendwie verändern.“ „Ich hab sie heute beim Kotzen erwischt.“ Er kramte in seinen Erinnerungen. Hatte er die Vorzeichen einfach nicht wahrhaben wollen? Oder waren sie einfach nicht offensichtlich gewesen? Hätte er sich besser um sie kümmern müssen? Beinahe bemerkte er nicht, dass sie ihre Augen geöffnet hatte. Vorsichtig zog sie ihre Hand unter seiner weg. „Was machst du hier?“, fragte sie leise und ihre Stimme zitterte dabei. „Ich wollte schauen, wie es dir geht…“, antwortete er vorsichtig, sehr darauf bedacht nichts Falsches zu sagen. Sie ließ ihren Blick beiseite streifen. Durch ein Fenster neben der Tür konnte sie einen roten Haarschopf erkennen. Wartete Sora etwa auf ihn draußen? „Es geht mir gut…“ Nun wendete sie ihren Blick vollkommen von ihm ab. „Und jetzt geh bitte..“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)