Hirngespinnste von Tio (Eine Sammlung geistigen Mülls... sprich Kurzgeschichten ~ die neuste für Tonja) ================================================================================ Kapitel 2: Neugierde (FU) ------------------------- Neugierde Ich saß auf dem schwarzen Sofa, welches eigentlich das einzige Möbelstück in diesem Zimmer war. Die Kälte, die das Leder ausstrahlte, hatte sich schnell durch meine Jeans gefressen und ließ mich leicht zittern. Vielleicht war ich auch einfach nervös, ich wusste es nicht. In den letzten drei Stunden waren zu viele Eindrücke auf mich eingeprasselt, sodass ich nun nicht mehr wusste, was ich denken sollte. Ein leichter Luftzug drang durch das geöffnete Fenster und fuhr mir durchs Haar. Mein Blick hatte sich inzwischen an die einzige Pflanze geheftet, die in diesem kleinen Empfangszimmer stand. Die großen grünen Blätter wiegten sanft hin und her, während einige Blätter längst vertrocknet zu Boden hingen. Man sah der Pflanze an, dass es hier gegen Mittag einfach zu heiß wurde. Lange würde es diese Pflanze wohl nicht mehr machen. Das Quietschen der Tür lenkte meine Aufmerksamkeit von der Pflanze. Ein Mann trat ein. Sein schüttes weißes Haar ließ erahnen, dass er nicht mehr der Jüngste war, aber ich hatte auch nichts anderes erwartet. Schließlich hatte man mir einen Meister vom Fach versprochen und der konnte nicht in meinem Alter sein. Einem Nicken folgend erhob ich mich und ging auf den Mann zu. Ich ließ mich erneut durch das Gebäude führen, durch die kühlen Gänge, welche mich vorhin noch zu dem kleinen Empfangszimmer geführt hatten. Eine Treppe hinab und einen weiteren Gang entlang folgte ich meinem Gastgeber in den Keller des Hauses. Langsam begannen meine Fingerspitzen zu kribbeln, sodass ich es kaum noch aushielt. Ich hatte eigentlich damit gerechnet erst in einer Woche hier her zu kommen. Umso erstaunter war ich, als ich heute früh kurz nach dem Joggen diesen Anruf erhielt und hier her bestellt wurde. Scheinbar hatte mein Geschäftspartner, wie ich ihn gerne nenne, es auch kaum erwarten können mich damit zu sehen. Und auch mich packte nun unglaubliche Neugier. Ich malte mir aus, wie das gute Stück wohl aussehen würde und vor allem, wie ich damit aussehen würde. Umso enttäuschter war ich, als wir erst einmal vor einer verschlossenen Tür hielten. "Wer hat die denn zugeschlossen?", murmelte der Alte vor mir verwirrt, während er sich am Kopf kratzte. Bei meinem Glück hatte er sein Schlüsselbund natürlich oben gelassen, sodass ich gebeten wurde hier zu warten. Mir ein Knurren verkneifend versicherte ich, dass das kein Problem sei und sah dem Alten hinter her. Wir hatten schon lang genug gebraucht um hier unten anzukommen, da er nur langsam einen Schritt vor den anderen setzte. Wie lange würde ich jetzt also warten müssen? Als der alte Mann außer Sicht war, lehnte ich mich mit dem Rücken gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Mein Blick wanderte die kahlen weißen Wände entlang, doch ich fand nichts, was meine Aufmerksamkeit eine Weile in Schach halten könnte. Und so war es nur natürlich, dass ich mich wieder ganz der Vorstellung hingab, wie mich mein neuster Schatz kleiden würde. "Seit wann bist du so ungeduldig?", würde Bela mich jetzt sicher neckisch fragen. Bei diesem Gedanken musste ich grinsen. Wie genau ich zu dieser Idee kam, wusste ich nicht, aber ich wusste, dass mich der imaginäre Dialog jetzt etwas ablenken könnte. "Nu tu mal nich so, Felse.", dachte ich schmunzelnd. "Du willst doch och wissen, wie dat Ding aussieht." Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Sicher, das war albern, aber so war ich nun mal, ganz besonders dann, wenn ich nervös war. Wieder riss ein Geräusch mich aus meinen Gedanken. War das das Quietschen einer Tür gewesen und hörte ich da Schritte? Ich lauschte in die Stille, wobei ich fast den Atem anhielt vor Spannung. Erst dachte ich, ich habe mich geirrt und wollte mich schon wieder dem Streitgespräch mit Bela widmen, doch dann konnte ich ganz deutlich die Schritte des Alten hören und wie sie langsam und schleifend auf mich zu kamen. Hibbelig stieß ich mich von der Wand ab und löste die Verschränkung meiner Arme. Als der Mann schließlich langsam und ruhig um die Ecke kam, wurde mir wieder bewusste wie lächerlich ich aussehen musste. Ein 1,94 Meter großer Hüne, der nervös von einem Bein auf das anderen tapste. Mich etwas beruhigend ließ ich die Hände in meine Hosentaschen gleiten und wartete ruhig atmend darauf, dass der alte Mann an der Tür ankam. Mit einer Neugier, die mich innerlich fast zum Zerplatzen brachte, sah ich zu, wie der kleine silberne Schlüssel im Türschloss herumgedreht wurde und wie sich die schwere Feuerschutztür langsam unter dem Druck einer Hand bewegte. Wenige Minuten später standen wir vor besagtem Raum, der mir endlich das geben sollte, worauf ich nun schon Wochen sehnlichst wartete. Wieder wurde eine Tür geöffnet, sodass mir der Blick auf einen völlig dunklen Raum gewehrt wurde. Lediglich ein winziger Lichtpunkt war zu sehen, der offensichtlich von einem kleinen silbernen Ornament kam. Mein Herz machte einen Hüpfer, obgleich ich noch nicht einmal erkennen konnte, was dieses Ornament darstellte. Ein leises Klicken drang durch den Raum und ließ die Neonleuchten über mir auf flackern. Der erste Blick war sehr kurz, doch er brachte mich schon fast dazu vor Freude einen Salto zu schlagen. Ich war eben auch nur ein Mann. Ein Mann, der Musik liebte. Und was ich da sah, war die Erfüllung einer meiner Träume. Wieder folgte ich einem Nicken des Mannes, der bereits zufrieden grinste, und ging auf dieses Kunstwerk zu. Langsam streckte ich meine zitternde Hand nach dem Instrument aus, dessen schwarzer Lack mir frech ins Gesicht funkelte. "Nun mach schon, nimm sie!", hörte ich Bela wieder in meinem Hinterkopf sagen. Ein kurzes Grinsen zuckte über meine Lippen, bevor meine Hand schließlich den dünnen Hals umfasste. Endlich hielt ich sie in den Händen: Meine eigene Gitarre. Einzig und allein für mich angefertigt. Mit zwei Fingern strich ich über den silbernen Totenschädel, der diese Gitarre zierte. Er war es gewesen, der mich schon aus der Dunkelheit heraus angegrinst hatte. Ab jetzt würde er mich auf Tour begleiten. Wie ein Kind zu Weihnachten, begutachtete ich mein neustes Prachtstück. Endlich war sie mein. Endlich konnte ich sie mit nach Hause nehmen, meine Cyan Signature. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)