Saiyuki von abgemeldet (It's A long Way Going Down) ================================================================================ Kapitel 24: »I Get A Rush«- Kapitel 78 -------------------------------------- »I Get A Rush«- Kapitel 78 „Katzenfleisch und Honigwein!!!! Katzenfleisch und Honigwein!!!! Nur jetzt im Sonderangebot!!!!“ „Das beste Chopsuey der Stadt!!! Zum sensationellen Preis von 250’ Yen!!!!“ „Wer hat noch nicht, wer will noch mal….“ Umgeben von den Händlern und Passanten, fanden sich Sanzo, Goku und Suki dicht an dicht gequetscht auf dem vor Menschenmassen überquillenden Marktlatz von Oyama wieder. Der Geruch von Kurzgebratenem, gebratenen Mandeln oder anderen Süßigkeiten erfüllte den Platz und Goku fiel es sichtlich schwer an den Ständen vorbeizugehen, ohne etwas Essbares gekauft zu haben. „Sanzo…“, quengelte er, wieder in sein Kindchenschema verfallen, „Krieg’ ich was?!“ Zum wiederholten Male zog ihm der blonde Priester eins mit seinem Fächer über den Schädel und schlängelte sich genervt durch eine Rentnergruppe. Suki und Goku folgten so gut sie in den Massen mithalten konnten. „Sanzo, ich hab aber Hunger!“ „Du hast immer Hunger! Also halt die Klappe!“ „Warum nicht, du Miesmacher!!!“ „Darum!!!!“, er drehte sich ruckartig um und hielt den Fächer bedrohlich in der Hand. Goku zog enttäuscht eine Schnute und trottete hinterher. Vorbei an süßen Früchten, Schokobonbons, Fleischspießen und kandierten Birnen. Suki betrachtete das ganze Spektakel mit einem Grinsen. Der kleine Goku war aber auch zu niedlich. Ok, er war nur wenige Jahre jünger als sie, benahm sich in Essensangelegenheiten jedoch immer wie ein kleines Kind, das versuchte seine Mutter (in diesem Fall Sanzo) dazu zu überreden, das gesamte Geld in Nahrhaftes zu investieren. Hier roch es aber auch zu gut, musste sie zugeben und schielte zu einem der Stände hinüber. Hmm…überbackene Bananen…plötzlich vernahm ihr feines Näschen noch einen anderen, für sie weitaus interessanteren Geruch. Das war doch… Ja, sie war sich ganz sicher und verschwand im Gedrängel in die Richtung aus der sie das wohlbekannte süßlich-herbe Aroma gewittert hatte. „Suki ist weg.“, bemerkte Goku nach einer Weile, als sie an einem Stand mit Tabakwaren Halt gemacht hatten und Sanzo soeben die Kreditkarte der drei Buddhas zückte. „Hm?“ „Wir müssen sie irgendwo verloren haben.“ „Die findet schon wieder zurück.“, er steckte die vier Stangen in Gokus Rucksack und ließ seinen Blick über den Platz wandern. Frauen, alt und Jung, trugen bis oben hin gefüllte Körbe vor sich her, Männer, ebenfalls jeden Alters, gingen Handelsgeschäften nach oder taten sonst was, wonach ihnen war. Eine alte Frau mit großer Nase hinkte windschief an Sanzo und Goku vorbei, gefolgt von einer attraktiven Blondine, die Sanzo ein verführerisches Lächeln zuwarf. Er sah uninteressiert zurück und gab Goku ein Zeichen zum Gehen. Die Menschenmassen kotzten ihn soeben mega-mäßig an. Und es wollten einfach nicht weniger werden. Er schätzte, dass dieser Markt sehr beliebt sein musste, doch er hatte gestrichen die Nase voll und wollte einfach nur noch seine Ruhe haben. Den aufkommenden Tumult in einer Seitenstraße ließen sie unbeachtet hinter sich und erreichten nach zwanzig Minuten endlich wieder ihre Unterkunft. „Hat ja ziemlich lang gedauert!“, begrüßte sie Gojo, der mit dem Rest der Truppe in der Schenke auf sie gewartet und Karten gespielt hatte. Ohne auf seinen Kommentar einzugehen, warf Sanzo ihm die bestellte Stange Zigaretten hin, ließ sich auf einen freien Stuhl fallen und zückte seinerseits eine Packung. „Hey! Das sind ja Marlboros!!!“, empörte er sich vorwurfsvoll. „Und?“ „Ich rauche nur High-Lightes!!“ „Pech, die waren ausverkauft!“ „Ja, weil den Schund hier keiner rauchen will!“ „Dann geh das nächste Mal selber!“, blaffte Sanzo zurück. „Wo ist eigentlich Suki?“, unterbrach Rieko die Streithähne, da ihre Freundin noch immer nicht aufgetaucht war. „Keine Ahnung.“, antwortete Goku, der sehr in die Speisekarte vertieft war und jetzt die Chance witterte, etwas bestellen zu können. In diesem Moment stand die Vermisste vor ihnen und machte einen ziemlich erschöpften Eindruck. „Was ist denn mit dir passiert?“, fragte Gojo, aufgrund ihres gehetzten Gesichtsausdrucks. „Nichts, nichts. Alles in Ordnung. Es war nur sehr anstrengend wieder aus dem Gedrängel raus zu kommen.“, sie richtete ihre Frisur, „Rieko?! Kommst du eben mal mit?!“, worauf ein eindringlicher Blick folgte. Rieko guckte misstrauisch zurück, schlängelte sich dann über Gojo aus der Eckbank heraus und folgte ihr die Treppe zu den Zimmern hinauf. „Was hast du angestellt?!“, fragte Rieko vorwurfsvoll, nachdem die Tür soeben hinter ihnen ins Schloss gefallen war. Suki zog ein kleines Päckchen aus ihrer Manteltasche hervor und wog es in ihrer Hand. „Weißt du was das hier ist?!“ Riekos Augen weiteten sich, als sie erkannte, dass es sich bei dem grünen Inhalt um nichts anderes als kleine, fein zerhackte Hanfblättchen handelte. „Woher..?“ „Der Markt auf dem wir waren ist eigentlich ein Schwarzmarkt.“, grinste sie, „In den Seitenstraßen findest du alles, was dein Diebesherz begehrt. Und da ich zurzeit kaum noch Geld habe, musste ich es dann wohl oder übel mitgehen lassen… leider hat mich jemand bemerkt und ich musste schnell weg…Aber du kennst mich ja!“ „Hast du denn auch an die restlichen Utensilien gedacht?“ „Aber klar doch.“ Im Nu war das adäquate Papierchen gefaltet, mit Inhalt gefüllt und angezündet. Suki zog genüsslich am Joint und ließ sich entspannt aufs Bett fallen. „Das tut gut… Lang, lang ist’s her!“ „Hmmm…..!“, auch Rieko sank mit einem angenehmen Gefühl im ganzen Körper neben ihr in die Kissen, atmete den Rauch tief ein und langsam wieder auf. „Sagt mal Mädels-“, Gojo öffnete schwungvoll die Tür und hielt abrupt inne, sobald er die Rauchschwaden und den Geruch bemerkt und identifiziert hatte. Er schnupperte ausgiebig. Die beiden Frauen hielten inne und blickten in ihrem extrem entspannten Zustand zu ihm herüber. „Mach die Tür zu!“, forderte Suki ihn auf. „…Woher habt ihr das?“, er tat wie geheißen und nahm neben ihr auf dem Bett Platz. „Hat Suki heute besorgt…Hier!“, sagte Rieko und reichte ihm den halb aufgerauchten Joint. Das ließ sich Gojo nicht zweimal sagen und atmete expansiv ein. „Wo sind die denn schon wieder?“, fragte Goku, nachdem er nun endlich satt war. „Gojo ist zu ihnen gegangen.“, schmunzelte Hakkai, „Um ihnen Gesellschaft zu leisten.“ „Und?“, meinte Sanzo verstimmt. „Ach… nur so.“ Hakkai erhob sich und machte sich ebenfalls in die obere Etage auf. Goku und auch Sanzo folgten ihm. Als sie an dem Zimmer der beiden Frauen vorbeikamen, bemerkte Goku, dass Rauch unter deren Tür hinaustrat. „Hey, bei denen brennt’s!!! Es qaulmt voll!!“ Sanzo und Hakkai sahen skeptisch zu Goku, dann zur Tür, wieder zu Goku, erneut zur Tür und begriffen erst jetzt, dass er Recht hatte. Hakkai riss die Tür auf und fand sich in leichten Nebelschwaden wieder, die sich durch das gesamte Zimmer schlängelten. Er identifizierte die drei Personen auf dem Bett neben der Tür und konnte jedoch kein Feuer erkennen. Sanzo, dem mittlerweile der süßliche Geruch aufgefallen war, gab ein entnervtes Aufstöhnen von sich. „Is was?“, fragte Gojo, als er die Besucher gesichtet hatte. „Was?... Hä?... Ich dachte, es brennt hier?“, warf Goku verwirrt ein. „Feuer? Nö, wo denn?“, gab die grünhaarige Frau von sich und zog erneut am Joint, „Wir haben nur vergessen, ein Fenster aufzumachen.“ Auch Hakkai wurde mittlerweile bewusst, was es mit den Dunstschwaden auf sich hatte, zog Goku mit einem gekonnten Handgriff wieder aus dem Zimmer heraus und verschwand ebenfalls im Flur. Nur Sanzo blieb zurück. „Und was willst du noch? Habt ihr zu Hause keine Türen!?“ „Los Priesterchen, entweder machst du jetzt die verdammte Tür von außen zu, oder du kommst rein...“, pflaumte Gojo in gewohnter Manier und war zusehends überrascht, dass Sanzo gegen etwas ausgiebiges Buffen nichts einzuwenden hatte. Er nahm Rieko den Joint aus der Hand und sog routiniert daran. Rieko zog beeindruckt eine Augenbraue hoch, „Hätte nicht gedacht, dass du ein kleiner Kiffer bist.“ „Passiert!“ „Hey, rauch nicht alles weg!“, empörte sie Suki, schlug ihn ermahnend auf den Rücken und entriss ihm die mit Rauschgift präparierte Zigarette. - Sanzo brauchte nicht lange überlegen und stattete dem Markt am darauf folgenden Tag einen weiteren Besuch ab. Gojo, Suki und Rieko begleiteten ihn, um noch etwas „Proviant“ der ganz besonderen Art für ihre Weiterfahrt einzukaufen. Sie folgten Suki so gut es ging durch das Gedrängel und standen vor einer der vielen kleinen Seitenstraßen, wo sie am Vortag das Kraut hatte mitgehen lassen. „Willst du nicht weitergehen?“, forderte Sanzo sie unhöflich auf, als sie abrupt stehen blieb und er fast in sie hinein gelaufen wäre. „Ich schaue mich woanders um.“, sie ergriff Gojos Hand, „Denn hier habe ich schon für genug Aufsehen gesorgt…“ Mit diesen Worten stiefelten Dämonin und Halb- Yokai davon. Der Blick des Priesters blieb an Rieko hängen, die sich interessiert an einem Tuchstand umsah. In einem unbemerkten Augenblick schnappte sie sich geschwind eines der seidenen Tücher zu ihrer Rechten, steuerte mit einem breiten Lächeln auf Sanzo zu, ergriff seine Hand und drängte sich schnell zu den weiteren Ständen. „Was grinst du so?“, fragte er forsch. „Lass uns schnell weiter gehen… ich habe was mitgehen lassen.“ „Unverbesserliches Pack!“, zischte er teils verärgert, teils amüsiert. Nach einigen Minuten Suchens, fanden beide schließlich den Stand von dem Suki gesprochen hatte. In den zu verkaufenden Keramikdosen und Tontöpfen befanden sich die unterschiedlichsten Rauschmittel. Sanzo machte den Standbesitzer auf sich aufmerksam und zückte seine Kreditkarte. „Dürfte ich bitte einmal in Ihre Taschen schauen?!“ Rieko spürte plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter und fuhr erschrocken herum. Ihr Herz setzte für einen kurzen Moment aus, bis sie erkannte, wen sie vor sich hatte. „Kudou!“, rief sie aus, „Hast du mich erschreckt!“ Er schloss sie in die Arme. „Und eine kleine Diebin bist du auch noch…!“, neckte er sie. „Was machst du hier? Ich meine,… seit wann…“ „Ich bin schon ziemlich lange in dieser Stadt und gehe meinen Angelegenheiten nach.“ „Du drückst dich wieder einmal sehr präzise aus…“ „Ja, ich bin auch immer wieder fasziniert, wie ich das so gut hinkriege.“ „Hör auf zu scherzen. Du hast mich verdammt noch mal erschreckt.“ „Nun komm, du hast doch deinen Aufpasser dabei.“, er deutete auf Sanzo, der sich in diesem Augenblick wieder zu ihr umdrehte und sich seine Gesichtszüge angesichts des Neuankömmlings verfinsterten. „Muss ich dich kennen?!“, zischte er in Kudous Richtung. „Nein, es reicht vollkommen, wenn sich Rieko noch an mich erinnert.“, er grinste sie an, „Nachdem sie sich am nächsten Morgen so schnell aus dem Staub gemacht hat.“ Zwei Augenpaare ruhten auf ihr und warteten anscheinend auf eine Erklärung. „Ach, ist das so?“, Sanzo zog eine Augenbraue hoch. „Lass mich!“, zischte sie zurück. „Du kannst mich ja dieses Mal besuchen kommen.“, sagte Kudou und zog sie zu sich heran, „Es ist das Gasthaus hier direkt am Bazar. Gegenüber von dem großen Brunnen.“, er legte ein charmantes Grinsen auf und wollte sie küssen, was allerdings durch Sanzos Eingreifen verhindert wurde. „Wir müssen weiter!“ Mit diesen Worten ergriff er fest ihren Arm und zog sie mit sich davon. „Sag mal, spinnst du??!!“, keifte ihn Rieko an, als sie nach einigen Metern aus dem Gedrängel herausgefunden hatten, „Was fällt dir eigentlich ein??!!“ „Der Kerl hat genervt.“, gab er trocken zurück. „Genjo, du Bastard!“ „Bitte?!“ „Du hast richtig gehört! Du bist ein verdammter Bastard!!“ „Pass auf was du sagst! Es wäre schade um dich!“ „Das sind doch nur hole Worte! Du würdest mir nie etwas antun!“ „Ach?! Bist du dir da so sicher?“ „Ich sitze am längeren Hebel…! Schließlich habe ich etwas, was dir gehört und sollte mir irgendetwas zustoßen, wirst du es wohl nie wieder sehen.“ „Wenn ich dich auf der Stelle abknallen würde, hätte ich das Sutra wieder und ein Problem weniger. Es spricht also nichts dagegen!“, sagte er wütend und führte die Hand provokativ in Richtung Revolver. Rieko gab sich unbeeindruckt, obwohl seine Worte durchaus ernst klangen und sie sich fragte, wie viel sie ihm eigentlich bedeutete, wenn er einerseits jede sich bietende Gelegenheit nutzte, um sie zu küssen, ihr aber andererseits, ebenfalls zu jeder sich bietenden Gelegenheit, deutlich machte, dass sie für ihn nur ein 1, 75 Meter großes Problem darstellte. „Spar dir deine Mühe…“, keifte sie im selben Ton zurück und stiefelte wütend davon. Frauen!..., dachte Sanzo. Doch sie hatte recht… irgendwie…Er hätte sie wahrscheinlich nicht erschießen können…Verdammt, bist du weich geworden, schalt er sich selbst einen Narr und ging zum Hotel zurück. Derweilen stand auch Suki fasziniert vor einem Stand mit den feinsten Stoffen und Tüchern. Gojo daneben, runzelte die Stirn, da sie jetzt sicher erwartete, dass er ihr etwas kaufe, was angesichts seiner miserablen finanziellen Lage nicht möglich war. Ein Blick auf die Preisschilder genügte und er versuchte sie zum Gehen zu animieren. Mit einem Ohr hörte Suki aufmerksam einem Gespräch zweier Frauen in ihrem Alter zu. Sie standen zwar einige Meter von ihr und Gojo entfernt, doch dank ihrer verschärften Dämonensinne konnte sie ihnen unauffällig lauschen. Und das, was sie da hörte, weckte ihr Interesse umso mehr. „Ja, er ist wirklich wieder in der Stadt. Ich habe gesehen, dass er gestern oder so angekommen ist.“ „Das wurde aber auch wieder Zeit, dass er sich wieder mal hier blicken lässt. Hat er immer noch so schöne Haare?“ „Ja, das Rot leuchtet immer noch so traumhaft!“ „Wie seine Augen?“ „Ja!!!“ „Oh man…“, entzückte sich einer der beiden, „Ich sage nur: Frauenschwarm, Männerschwarm, Schwarm der Stadt.“ Und begann unkontrolliert zu kichern, wozu die andere flugs mit einsetzte. Suki lies das blassgrüne Tuch entsetzt sinken und blickte den rothaarigen Mann neben sich an. Sollte er etwas???! Er konnte doch nicht… DOCH ER KONNTE!!!!! Und wenn schon, dass konnte ihr doch eigentlich egal sein, oder? War es aber nicht…, musste sie zerknirscht zugeben, denn dieses mulmige Gefühl in ihrer Magengegend verstärkte sich und sie wusste nicht so recht, wie sie ihm gegenübertreten sollte. Er bedeutete ihr anscheinend mehr, als sie geglaubt hatte. Warum sollte so ein Gerede sie denn sonst so aus der Bahn werfen. Sie entschied sich für die typische weibliche spitzfindige hinterhältige Art und Weise die gewünschten Informationen aus ihm heraus zu bekommen. „Sag mal Gojo.“, begann sie und er sah von den sündhaftteuren Stöffchen auf, „Warst du hier schon mal?“ „Wie? Hier?“ „Na hier. In der Stadt.“ „Nö.“, er zuckte kurz mit den Schultern und schob sie mit sich vom Stand weg, „Sollte ich?“ „War nur so ne Frage.“, Suki beobachtete die Reaktion der beiden Frauen, als sie mit Gojo an ihnen vorbei ging. Auch sie befolgten die Regeln der weiblichen Diskretion gekonnt, machten den Anschein, als würden sie ihn nicht bemerken, sahen aber aus den Augenwinkeln schmachtend zu ihm herüber, „Es hat mich nur interessiert, wo ihr schon überall rumgekommen seit.“ „Hier im Norden waren wir noch nicht.“ „Jaja…“, murmelte sie, als die beiden Frauen aufs Neue zu tuscheln begannen und ein rothaariger gutaussehender Mann erneut Gesprächsthema Nummer Eins war. Hakkai bemerkte sofort, dass irgendetwas nicht stimmte, als Sanzo allein, mürrisch drein guckend, und Rieko nach einer viertel Stunde mit demselben Gesichtsausdruck wieder im Hotel ankamen. Er machte sich nicht die Mühe nach dem Grund zu fragen, da er außer einem wütendem Blick eh keine Antwort bekommen würde. „Mah- Jongg!“, holte ihn Gokus Stimme aus seinen Gedanken und Spekulationen zurück. Er hatte schon wieder verloren… Als dann auch noch Gojo ohne dazugehörige weibliche Begleitung im Gasthaus eintrudelte und sich ein ähnlicher Ausdruck auf seinem Gesicht abzeichnete, war für Hakkai die schlechte Stimmung vorprogrammiert. Die fehlende Begleitung traf wenig später ein, schnappte sich Rieko und verschwand wieder. Hakkai schüttelte den Kopf. Entweder sie hassten sich, oder sie konnten nicht voneinander lassen… diese Beschreibung passte sehr gut auf Suki und Gojo… und auf Sanzo und Rieko, wie er schmunzelnd feststellte. „Schwarm der Stadt?!?!?“, Rieko amüsierte sich köstlich über diese Formulierung, als Suki ihr von dem belauschten Gespräch erzählte: Wie sie Gojo auf besagtes Thema angesprochen, er alles abgestritten und sie ihn wütend angefaucht hatte. „Haha! Ich finde das nicht sehr witzig!“ „Aber es passt…“ Ein tadelnder Blick Sukis folgte, der Rieko verstummen ließ. Während ihres Gespräches liefen beide nebeneinander ziellos durch die Stadt und erreichten den großen Marktplatz, auf dem die Stände mittlerweile wieder abgebaut wurden und die Händler ihre überschüssigen Waren nach Hause karrten. Rieko legte schwungvoll einen Arm um Sukis Schultern, unter dessen Gewicht die grünhaarige Frau leicht zusammensackte. „Und wenn schon.“, begann Rieko von neuem, „Es war vor eurer Zeit und solange er sich von den Frauen fernhält, jetzt wo er mit dir zusammen ist, ist doch alles gut, oder?!“ „Eigentlich…chrm…haben wir nie gesagt, dass wir zusammen sind…“, gab Suki kleinlaut zu. Rieko hielt inne und sah sie musternd an. „Öhm…also dann versteh ich deinen kleinen Wutausbruch nicht…“ „Es stört mich halt, dass er für andere Frauen noch interessant ist!!“, sie schüttelte Riekos Arm ab, stapfte zum Brunnen in der Mitte des Platzes, und stützte sich, verstimmt die Wassermassen beobachtend, auf der Steinmauer ab. „Ach so…“, ein wissendes Grinsen stahl sich über Riekos Lippen, „Aber du versprühst ja auch immer noch deine Anziehungskraft.“ „Was?“, irritierte goldene Augen sahen zu ihr auf. Rieko deutete auf ein Gasthaus vor dessen Eingang ein Mann mit kurzen schwarzen Haaren seinen Blick einfach nicht von Suki, oder besser ihrer Rückansicht, abwenden konnte, die sie ihm in diesem Moment in all ihrer Pracht entgegenstreckte. Suki sah zu ihm herüber und grinste zufrieden. Das Grinsen verflog, als sie im nächsten Augenblick einen roten Haarschopf erspähte. Und das was sie sah, gefiel ihr absolut nicht. Da saß Gojo, umzingelt von mindestens sechs Frauen und schien sich köstlich zu amüsieren. „Na warte, der kann jetzt was erleben!“, zischte Suki und ging schnellen Schrittes ins Gasthaus, vorbei an dem schwarzhaarigen Mann. Rieko folgte ihr verwirrt. „Na, amüsieren wir uns?!?!“, sie packte Gojo an der Schulter und drehte ihn somit ruckartig zu ihr um. Sie erstarrte. „Tsumo! Das macht 6000 Punkte!“ „Das gibt’s doch nicht! Langsam reicht’s mir, Goku!“ „Das ist wohl heute nicht dein Tag, was?!“, grinste Goku und begann erfreut über seinen fünften Sieg in Folge die Steine erneut zu mischen. „Nein, absolut nicht…“ Hakkakuju iiekte verwundert, als er sein Herrchen derart verärgert aufs Spielbrett starren sah. Da saß gar nicht Gojo vor ihr, sondern ein Mann mit ebenso leuchtend roten Augen und Haaren, der Suki nach diesem Überfall sehr irritiert ansah. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Äh… du…ich…öhm…“, es kam nicht oft vor, dass Suki derartig sprachlos war, doch in dieser peinlichen Situation, in die sie sich da gerade hineinmanövriert hatte, fehlte ihr einfach ein passender schlagfertiger Kommentar. Der rothaarige Mann sah sie an, sie starrte zurück, die sechs Frauen starrten ebenso und Suki spürte die Röte in ihr Gesicht steigen. Zu ihrem Glück trudelte Rieko in diesem Moment ein. Sie hielt kurz inne, sah zu Suki und dann zu dem Mann. „Hey, das ist ja gar nicht Gojo.“ „Könnte mir jemand sagen, was hier eigentlich los ist?“, verlangte der vermeidliche Gojo zu wissen. „Du siehst einem Freund zum verwechseln ähnlich.“, sagte Rieko, „Nur deine Haare sind ein wenig kürzer. Doch ansonsten seht ihr eigentlich ziemlich gleich aus…“ Rieko atmete vor Schreck scharf ein, als sie realisierte, dass da ein anderes Kind des Tabus vor ihr saß. Dies entging dem Gojo-Verschnitt natürlich nicht und sein Gesichtsausdruck entgleiste ebenso wie der ihrige. „Soll das heißen, er hat auch rote Haare und Augen!?!“ Rieko nickte hastig, während sich Suki immer noch über sich selbst ärgerte. „’tschuldige…hab dich halt verwechselt.“, faselte sie schließlich und wollte am liebsten so schnell es ging Land gewinnen, doch sie hatten anscheinend das Interesse ihres Gegenübers geweckt. „Also ist er auch ein… na ihr wisst schon!“ Dieses Mal nickten beide Frauen synchron, worauf der Mann abrupt aufstand. „Dann bringt mich zu ihm!“ „Heeeeey! Was ist mit uns, du kannst doch jetzt nicht so einfach abhauen!!“, beschwerte sich eine Blondine, die fürchterlich viel Lippenstift aufgetragen hatte. „Tut mir schrecklich leid, meine Süßen, aber ich muss da noch etwas wichtiges erledigen!“ „Du kannst uns jetzt aber nicht hier so stehen lassen!“, ertönten nach und nach weitere Einsprüche. „Heute Abend bin ich aber sicher wieder da!“, entgegnete er und zwinkerte in die Runde, „Meine Zimmernummer wisst ihr ja…!“ Dieses Angebot schien die Damen zu beruhigen und sie ließen ihn von dannen ziehen. „Also, ihr Hübschen. Wo finde ich ihn?“, sagte er, als sie das Gasthaus hinter sich gelassen hatten und sie auf ihre Herberge zusteuerten. Der Mann ging zwischen ihnen und legte einen Arm um Rieko, den anderen um Suki und grinste zufrieden. Suki und Rieko sahen sich an. Anscheinend war der Mann Gojo nicht nur äußerlich sehr ähnlich. In der kleinen, überfüllten Schenke der Herberge wurde fröhlich getrunken, gespeist und gefummelt. Klar, dass sich auch Gojo unter die Menge mischte und seinen Ärger über Suki mit Alkohol hinunter spülte. Der Raum war von Stimmengewirr erfüllt, das dumpf in seinen Ohren nachklang. Er saß in einer der hinteren Ecken und kippte ein Glas Sake nach dem anderen hinunter. Zu seinem Missfallen, zeigte der Alkohol keinerlei Wirkung... „Vielleicht solltest du das nächste Mal richtigen Alkohol trinken, wenn du dich unbedingt abschießen willst!" Gojo sah auf, direkt in ein Paar violette Augen. „Argh... was willst du denn hier?", muffte er in Sanzos Richtung, besah dann aber flugs die halbleere Flasche auf dem dreckigen Holztisch, auf dessen Etikett tatsächlich von alkoholfreiem Sake die Rede war. „Mich betrinken.", er nahm gegenüber von Gojo Platz, stellte Whiskey- Flasche und Glas ab und begann mit genanntem Vorhaben. Gojo beäugte ihn kritisch: Sanzos Gesichtsausdruck war seinem zum verwechseln ähnlich, die Geschwindigkeit, in der er sich ein Glas Hochprozentiges nach dem anderen hinter die Binde kippte, nur durch kurze Intervalle unterbrochen, die flugs genutzt wurden, das leere Glas wieder aufzufüllen, beachtlich flink wie seine „Was ist dein Problem?", setzte Gojo, in bester Therapeuten-Manie, schließlich an. „Ich habe keins, ich will einfach nur trinken!" „...Verdrängung...", diagnostisierte Gojo, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich genüsslich zurück gegen die kahle Wand. „Kümmer dich um deinen eigenen Mist." „So wie du guckst, hat es sicher was mit einer Frau zu tun...ich tippe da mal schwer auf Rieko. Stimmt's oder hab ich recht?!!" Sanzo stellte das kleine Glas mit einem kräftigen Ruck zurück auf den Tisch und funkelte sein Gegenüber zornig an. „Ich sagte..-", knirschte er, hielt dann aber inne, „Du scheinst aber auch ein Problem zu haben, sonst würdest du nicht so drauf bestehen, über mich zu reden." „Quatsch, Schatzi, das bildest du dir nur ein." „Warum trinkst du dann?! Oder besser, versuchst es…!", fragte Sanzo herausfordernd. „Aus dem selben Grund, wie du!" „Also hast du ein Problem!" „Du aber auch!", grinste Gojo, da sich Sanzo gerade selbst verraten hatte. Beide schwiegen verärgert, über ihr unfreiwilliges Coming-out, eine Zeit lang, in der sie sich ab und zu mal prüfend in die Augen sahen und begannen wieder ein Glas nach dem anderen zu leeren. „Also, was ist mit Rieko?" Sanzo wusste nicht, ob es an dem überhöhten Alkoholgehalt in seinem Blut lag, doch ohne, dass er es mit seinem ohnehin schon benebelten Verstand irgendwie hätte verhindern können, antwortete er ihm: „Meinungsverschiedenheit." „Und worüber?", hakte Gojo nach. „Sie hat mich angeschrieen, ich sie auch..." „Ohoooo...also hat sie angefangen?" „Nein... ich." „Also hast du sie ohne Grund angepflaumt?!" Ein Nicken folgte, worauf ein weiteres Glas Whiskey getrunken wurde. „Jetzt zu dir...", drehte Sanzo den Spieß um, nicht, dass er sich sonderlich für Gojo oder dessen Probleme interessieren würde, doch Gerechtigkeit musste sein. „Na.. wie Frauen halt manchmal so sind.. meckern einen ohne Grund an und behaupten dann noch, mit der halben Stadt geschlafen zu haben." „Das würde mich bei dir nicht wundern." Gojo sah empört auf, „Ich treib's nicht mit jeder!" „Aber du würdest, wenn du könntest." „Ich könnte! Nur ich will nicht! Da liegt ein ganz kleiner, aber wichtiger Unterschied, Triefauge!" „Mir doch egal!", der letzte Rest des alkoholfreien Sakes verschwand in Gojos Kehle, der Rest Whiskey in Sanzos. „Na, wenn man vom Teufel spricht!", scherzte Gojo und erspähte Rieko, die sich einen Weg durch die Menge zu ihrem Tisch bahnte. Sanzo sah sich um und verdrehte genervt die Augen. „Was will die denn hier?!" „Sich sicher nicht entschuldigen...Na, Süße. Was gibt's?!", begrüßte Gojo Rieko. Ihr Blick huschte schnell zu Sanzo, der sie gekonnt ignorierte. „Kannst du dich für ein paar Minuten vom Alkohol lösen? Es gibt da was wichtiges, dass du dir ansehen solltest." „Hat es was mit Suki zu tun?" „Nein, warum sollte es?" „Nicht so wichtig. Also ich kann mich hier nur schwer von diesem wirklich erquickenden Gespräch losreißen,... aber ja, ich komme mit!" „Gut!", sie packte seinen Arm und zog ihn ruckartig hoch. Um Sanzo ein wenig zu ärgern, legte er einen Arm um Rieko und schlenderte mit ihr genüsslich von dannen. Sanzos Gedanken kreisten in diesem Moment nur um ein Thema. Entschuldigen, oder nicht entschuldigen... es lag eindeutig an ihm und er tendierte eindeutig zu nein! Das andere Kind des Tabus saß derweilen Suki, Hakkai und Goku gegenüber, die ihn unentwegt interessiert ansahen. Vor allem Goku war von dem Neuankömmling sichtlich angetan, denn das erste was er tat, war einmal kräftig an den Haaren des Mannes zu ziehen, um auch hier Hitze- und Oberflächenbeschaffenheit zu überprüfen. Hakkai schüttelte bei diesem Anblick nur den Kopf und ging dann seinen Gedanken nach. Er fragte sich, wie Gojo wohl reagieren würde, wenn er diesem Mann, der gut sein Ebenbild sein könnte, gegenüberstünde. Es war wie ein Stich ins Herz, so als ob es für kurze Zeit aufhören wollte zu schlagen, um dann noch schneller und unrhythmischer auf sich aufmerksam zu machen. Gojo könnte meinen, eine Ewigkeit dem rothaarigen Mann gegenübergestanden zu haben, ohne auch nur ein Wort zu ihm gesagt zu haben. Während ihrer kleinen Anstarr- Session ließen die übrigen Anwesenden auf einen auffordernden Blick von Hakkai die beiden Männer alleine. „So schnell hat mich noch niemand aus der Fassung gebracht, es sei denn, es war ne echt klasse Frau.“, brach Gojo das Eis, denn auch der sonst ebenso schlagfertige Fremde hatte bisher nur ansatzweise ein paar Laute herausgebracht. „Ist ein ganz schöner Schock, auf einmal auf jemanden zu treffen, der dasselbe Schicksal trägt, was?!“ Gojo nickte, ging zielstrebig zur kleinen Minibar, griff nach zwei Dosen Bier und bot eine dem Fremden an. Alkohol wäre in dieser Situation sicher nicht verkehrt, dachte er, und versicherte sich dieses Mal, dass das Bier auch tatsächlich die gewünschte Menge an C2H5OH enthielt. „Gojo.“ „Hajime.“, stellte er sich vor und stieß mit ihm an, „Was treibt dich hierher?“ „Ne beschissene Reise in Richtung Westen.“ „Na dann seit ihr hier aber falsch, so weit im Norden.“ „Wem sagst du das…“, Gojo ließ mürrisch die leere Dose sinken und setzte sich, „Und was ist mit dir? Du musst dann wohl der Schwarm der ganzen Stadt sein, wegen dem ich mir einige üble Beschimpfungen anhören musste.“ „Schwarm der Stadt?!“, Hajime grinste breit, „Ja, das bin ich. Dann gehört die gutaussehende Grünhaarige zu dir?“ „Mehr oder weniger, ja.“ Hajimes Grinsen verstärkte sich, „Selbst in dieser Hinsicht ähneln wir uns sehr. Wir haben beide einen guten Geschmack und ein Auge für tolle Frauen. Wir würden zusammen noch mehr Aufsehen erregen, ist dir das klar?! Wenn zwei so gutaussehende junge Recken wie wir die Stadt unsicher machen…“ Gojo schwieg. Es war ein sehr seltsames Gefühl mit ihm zu reden. Er wusste, wie schwer es Hajime früher gehabt haben muss, und er war sicher Hajime, wusste das auch von ihm. Sie brauchten das Thema eigentlich gar nicht anzuschneiden, denn dass Kinder des Tabus nie akzeptiert wurden, war ungeschriebene Tatsache. Und ebenso Tatsache war es, dass Hajime genau so wie er damit schwer zu kämpfen hatte. Lange rote Haare als Warnung, blutrote Augen, die einen jeden Tag verhöhnen. Sie waren durch dieselben Wunden der Vergangenheit geprägt. Hakkai, Suki und Goku hatten derweilen Sanzo aufgespürt und leisteten ihm Gesellschaft. Der Priester saß noch immer in besagter Kneipe, mit einer neuen Flasche Alkohol und trank sich fast zur Bewusstlosigkeit. Am anderen Ende der Stadt spürte Rieko ihr Herz bis zum Hals pochen, als sie im Flur des kleinen Hotels vor der hölzernen Zimmertür stand und einige Male anklopfte. Sie hörte Schritte und ein hektisches Rascheln, worauf sich die Tür zuerst einen Spalt und darauf ganz öffnete. Sie wusste, dass es nicht richtig war ihn jetzt zu besuchen, doch irgendwie brauchte sie Ablenkung und die würde sie hier finden, da war sie sich sicher. „Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht damit gerechnet, dass du tatsächlich vorbei kommst.“, Kudou sah leicht gehetzt aus, schien aber recht erfreut sie zu sehen, da sich seine Gesichtszüge schnell zu einem sanften Lächeln verzogen. „Ja… ich hatte auch eigentlich nicht vor gehabt, zu kommen…“ „Aber immerhin bist du jetzt hier.“, zwinkerte er ihr zu, ergriff ihre Hand und zog sie zu sich ins Zimmer. Es war nicht sehr groß, die Einrichtung beschränkte sich auf das Wesentliche und war ziemlich unordentlich, so wie Rieko die meisten Männerzimmer kannte. Auf dem kleinen Tisch lagen unzählige zerknüllte Papiere, seine Kleidung war gleichgültig über die Stuhllehne geworfen und auf dem Boden verstreut. „Wer war der Typ von vorhin eigentlich?“ Rieko musste leicht seufzen, als sie unvermeidlich an Sanzo denken musste und redete sich erfolgreich in Rage, „Wir reisen zusammen. Er- wie soll ich sagen- ist ein ziemliches Arschloch und wir begleiten die Truppe eigentlich nur, weil sie uns noch Geld schulden!!!!“ „Du scheinst aber nicht gut auf ihn zu sprechen sein. Waren das die Typen, mit denen du und deine Freundin in Kokutenko in der Bar gewesen seid?“ „Genau die…aber lass uns über was anderes sprechen, okay?“ „Warum? Das wird doch gerade erst interessant.“, sagte er und warf einen flüchtigen Blick aus dem Fenster. „Ich bin eigentlich hierhin gekommen, um den ganzen Mist mal für ein paar Stunden zu vergessen!“ Sie steuerte gerade auf den Tisch zu, als er sie schnell zu sich umdrehte und zu küssen begann. „Ich werde schon dafür sorgen, dass du auf andere Gedanken kommst.“, murmelte er. „Das will ich auch hoffen…“, entgegnete sie und machte sich an seinem Hemd zu schaffen. Kudou linste zu dem Tisch und warf ihre Jacke gekonnt darüber, sodass er verdeckt wurde. Zufrieden begann er den nun folgenden Teil zu genießen. In den nächsten Stunden verschwendete sie keinen weiteren Gedanken an den lästigen Priester, der ihr ja eh nur Ärger brachte. Und Kudou vergaß ebenso den ganzen Mist um sich herum… Während des Gespräches mit Hajime, das sie in die nächstbesten Kneipe verlegt hatten, spürte Gojo, wie ein Teil der Bürde, die er zu tragen hatte, abfiel, denn Hajime war es damals genau so wie ihm ergangen. Er wurde wie der letzte Dreck behandelt, herumgestoßen oder ganz ignoriert. Gojo war in einer Hinsicht erleichtert, seine Vergangenheit mit jemandem teilen zu können, der ihn auf ganzer Linie verstand, doch es behagte ihm nicht, dass er so viel von sich preisgegeben hatte. Die Beziehung zu seinem Bruder hatte er ihm allerdings verschwiegen. Er konnte und wollte sich einfach nicht mit diesem unliebsamen Teil seiner Vergangenheit auseinandersetzten. Vor allem nicht, wenn er diesem Teil jeder Zeit wieder über den Weg laufen könnte. „…und dann bin ich schließlich hier gelandet.“, holte ihn Hajimes Stimme wieder aus seinen Gedanken zurück. Gojo nickte und zeigte gespielte Aufmerksamkeit. Mann, hörte der sich gerne reden…Stellenweise war er ja schlimmer als ne Frau… „Hier kann ich mich gut entspannen. Und habe auch noch sehr nette Begleitungen.“, fügte Hajime mit einem verschmitzten Grinsen hinzu, „Ich muss mal für kleine Königstieger!“ Gojo nickte und kippte den Rest Sake hinunter, als Hajime im Gedrängel verschwand. Er spielte mit dem Gedanken einfach abzuhauen, denn das Gespräch hatte viele unliebsame Erinnerungen wieder in sein Bewusstsein gerufen. Doch andererseits wollte und konnte er Hajime nicht einfach hier so sitzen lassen, obwohl sich dieser sicher wieder schnell mit seinen zahlreichen Freundinnen vertröstet hätte. „Hey, das ist der Kerl!!!“, hörte er eine Stimme hinter sich, ignorierte sie jedoch und bekam nur zur Hälfte mit, was gerade hinter ihm passierte. Ein dumpfer Schlag folgte, der Krach wurde immer lauter und ehe man sich versah, war die Hälfte der Barbesucher in eine heftige Schlägerei verwickelt. Als sich Gojo umdrehte, traute er seinen Augen nicht, als er Hajime in der Mitte des Trubels ausmachte, offensichtlich schwer damit beschäftigt sich gegen die anderen zu verteidigen. „Gojo!“, rief er ihm flehend zu und kassierte im nächsten Moment einen Schlag in die Magengegend, der ihn zu Boden sinken ließ und er aus Gojos Blickfeld verschwand. Gojo sprang auf und bahnte sich einen Weg durch die sich prügelnden Massen und erreicht die Stelle, wo fünf Männer auf den am Boden liegenden Hajime einschlugen. Er packte einen grob an der Schulter und zog ihn zurück. Der dunkelhaarige Mann fuhr herum und ging zornig auf Gojo los. „Hier ist ja noch einer von der Sorte! Das muss unser Glückstag sein!“ „Gojo, verschwinde hier!“ „Wer sind die Kerle?!“, er rückte sein Strinband zurecht und begann sich gegen den Angreifer zu verteidigen, dessen Faust sein Gesicht nur um ein paar Millimeter verfehlt hatte. Dunkle Augen sahen ihn voller Zorn und Verachtung an. Dann vernahm Gojo ein Klimpern und sah, wie ein breites silberfarbenes Armband zu Boden fiel. Im nächsten Moment stand er sich einem vollwertigen Dämon gegenüber, der nun völlig außer Kontrolle auf ihn einschlug. Ich muss sie irgendwie nach draußen lenken, dachte er, hier drin ist kein Platz für… „Komm, steh auf, Sanzo!“, Goku patschte ihm ins Gesicht und versuchte den blonden Priester von der Flasche Sake zu lösen. Sanzo schlug Gokus Hand jedes Mal weg, sobald er ihn stützen wollte. Auf Sukis Gesicht zeichnete sich ein schadenfrohes Grinsen ab. Sie würde ihn noch lange damit aufziehen! „Hier, trink was Wasser!“, sprach nun auch Hakkai auf Sanzo ein, der sich immer noch an den Tisch krallte. „Haut ab! Was wollt ihr eigentlich von mir?!?!?!“ „Du hast zu viel getrunken!“ „Na und?! Ist das etwa euer Problem?! Lasst mich gefälligst in Ruhe!!“, entschlossen stand er auf und stellte fest, dass sich alles erschreckend schnell um in drehte. Als nächstes sah er nur noch Sterne und hörte in der Ferne Gokus Stimme dumpf auf ihn einreden. „Wer zum Teufel seid ihr?!“, verlangte Gojo noch immer zu wissen. Er hatte es nun geschafft, die Dämonen aus dem Gasthaus auf den Marktplatz heraus zu locken, wo sich die vorläufige Prügelei sich nun zu einem Kampf um Leben und Tod ausgeartet hatte. „Das brauchst du nicht zu wissen, Bastard! Wir können nur deinesgleichen nicht am Leben lassen!“ In diesem Moment schlug ein andere Dämon Hajime zu Boden, zückte sein Messer und rammte es ihm in Windeseile in die Brust. Hajimes Schrei erfüllte den Platz und verschreckte nun auch noch die Letzten der Schaulustigen. Gojo spürte wie Zorn in ihm aufstieg. Er zückte seine Waffe und rannte in blinder Wut auf den Dämon zu. Erst als dessen Kopf am Boden lag und er alle anderen getötet hatte, fühlte er einigermaßen besser. Hajime lag unverändert am Boden. Er trat einige Schritte auf ihn zu und musste mit Schrecken feststellen, dass er noch am Leben war. Die Straßenpflaster waren vom vergossenen Blut rot gefärbt. Blutrot wie seine Haare. „Was waren das für Kerle?“, Gojo zog sich die Weste aus und drückte sie gegen die offene Wunde in Hajimes Brust. „Ich…ich.. weiß es nicht…“, keuchte dieser. „Tu mir einen Gefallen und halt jetzt noch etwas durch!“ „Ich glaube nicht, dass ich das hier noch lange durchhalte…“ „Hakkai wird dich heilen.“ Hajime ließ den Arm sinken und fühlte wie die letzte Kraft aus seinem Körper langsam entschwand. „Danke, dass du die Kerle fertig gemacht hast! Wir hätten uns viel früher über den Weg laufen sollen…“, er schloss die Augen und atmete in diesem Moment zum letzten Mal. „Gojo! Was ist hier los?!“, Rieko eilte herbei und blickte entsetzt drein, als sie Gojo und den lebelosen Hajime inmitten von Dämonenresten und Blut knien sah. „Nicht weiter schlimm.“, Gojo stand auf und trug Hajimes Körper mit sich, „Ich werde ihn hier irgendwo begraben.“ „Das ist doch…“ „Ja, wir wurden von ein paar Dämonen angegriffen, die anscheinend Spaß daran hatte, Kinder des Tabus umzubringen.“ Rieko sah betrübt zu Boden, „Soll ich dir helfen?“ „Nein! Das schaffe ich so grade noch alleine.“ Sanzo erwachte und sah sich einer fies grinsenden Suki gegenüber. Sein Kopf schmerzte und das Hotelzimmer begann sich erneut um ihn zu drehen. „Na, Dornröschen, wieder aus deinem Schönheitsschlaf erwacht?!“ „Hau ab!“ „Nein, ich finde das hier gerade sehr amüsant. Aber sag mir, ehrenwerter Meister Sanzo, was war der Grund für dein Besäufnis am frühen Nachmittag?“ „RAUS HIER!!!“ „Die Leute haben ziemlich interessiert zugesehen, als du zu Boden gegangen bist und dir dein süßes Köpfchen aufgeschlagen hast. Auch als Hakkai und Goku dich hierher geschleift haben, sah sehr putzig aus…!“ Sanzo sah sich um und griff den nächstbesten harten Gegenstand, den er nach ihr werfen konnte, doch Suki war schneller und hatte das Zimmer bereits verlassen, bevor die robuste Nachttischlampe gegen die Türe prallte und scheppernd zu Boden fiel. Erbost über den Lärm ließ er sich zurück in die Kissen sinken und dachte über den Tag nach. Zu allem Überfluss hatte Suki auch noch Recht. Er musste ein ziemlich peinliches Bild abgegeben haben… „Hier!“ Gojo sah auf. Rieko stand neben ihm und hielt ihm eine eisgekühlte Dose Bier entgegen. Er nahm sie an worauf sie sich neben ihn auf den Mauervorsprung setzte. Die Stadt vor ihnen versank soeben in der Abendröte, die sich wie das vergossene Blut des Nachmittags makaber durch die Straßen zog und die Ereignisse noch einmal ins Bewusstsein dieser Beiden rief. „Was verschafft mir die Ehre?“, fragte Gojo und nahm einen großen Schluck, spürte, wie das kühle Bier wohltuend seine ausgetrocknete Kehle hinunterlief. „Ich dachte, du könntest ein bisschen Gesellschaft vertragen.“ „Und was könnte schöner sein, als die einer hübschen Frau.“, scherzte er und zwinkerte ihr zu, „Wo wir grade bei hübschen Frauen sind, wo ist eigentlich Suki?“ „Ihr ist es ein wenig unangenehm, dass sie dir so eine Szene gemacht hat und sie ist nun mal viel zu stolz, das zuzugeben.“ „Ich habe ihr bereits verziehen…“ „Und wie geht’s dir?“ „Wie soll’s mir schon gehen…Mein ganzes Leben ist ein Scheißdreck!“ Dieses Etwas von Dämonin würde ihr blaues Wunder erleben! Eigentlich war es nicht seine Art, doch um ihr eins auszuwischen, musste er sich wohl auf ihr niedriges Niveau hinunter lassen. Er wog das kleine Fläschchen in der Hand und grinste fies. „Wie war das bei dir und Kogaiji?“ „Wie?“, sie sah ihn verwundert an. „Ihr ward zusammen, obwohl es verboten war.“ „Das war egal. Weil wir glücklich waren und es für uns keine Rolle gespielt hat, ob der anderer zur eigenen Rasse gehört oder nicht. Um das Verbot haben wir uns wenig gekümmert.“, begann sie. Langsam wurde ihr klar, worauf Gojo hinaus wollte, „Wir wollten nun mal zusammen sein. Und ich denke, dass das bei allen so war, die sich gegen das Verbot gestellt haben. Ebenso bei Hajimes Eltern und auch deinen.“ Gojo grinste leicht. „So leicht hast du mich also durchschaut…“ „Ich bin ja nicht blöd…“ „Ich mache mir im Moment nur viele Gedanken. Vor allem über mein Leben, meine Situation und warum ich eigentlich diese beschissene Wohlfahrts-Reise mitmache…!“ „Auch wenn Kogaiji und ich uns letztendlich getrennt haben, bereut keiner die gemeinsame Zeit. Die Konsequenzen waren immer klar, aber es gab halt wichtigeres und wenn deine Eltern sich so sehr geliebt haben, dass der kleine Gojo bei herauskam, solltest du das keinesfalls als Strafe ansehen…“ „Der kleine Gojo….“, wiederholte er mit einem amüsierten Gesichtsausdruck, „Ich kenne meine leibliche Mutter nicht. Nur meinen Vater. Glaubst du wirklich, dass es Liebe war und nicht nur ein Unfall?“ „Hör auf so zu reden!“ „Manchmal wünsche ich mir, ich wäre nicht geboren. Nicht unter diesem Los. Es ist wirklich beschissen, sich die ganzen Demütigungen anhören zu müssen, die ganze Zeit damit konfrontiert zu werden, dass man nirgendwo richtig hin gehört.“ „Das ganze hat dich ziemlich abgehärtet und du bist daran gewachsen- sieh’s mal so.“ Gojo schwieg und zerdrückte die leere Dose in seiner Hand, schmiss sie achtlos zu Boden. „Wir brechen bald auf. Du weißt ja, wie ungehalten Sanzo ist.“ „Kann er überhaupt wieder aufrecht gehen, nach dem was er da gesoffen hat?“ „Was? Was meinst du?“ „Der stinkende Priester hat sich nach allen Regeln der Kunst abgeschossen. Und das weil er den Streit mit dir im Alkohol ertränken und somit vergessen wollte.“ „Tja,…jedem das seine. Ich habe mich anderweitig davon erholt.“, sagte sie und dachte zufrieden an die Stunden mit Kudou, „Komm einfach nach. Ich suche den Rest.“ Hakkai hatte die Karte auf dem Tisch ausgebreitet und studierte sie intensivst. Ihr Weg würde sie nun nur noch durch die Berge führen. Sie sollten also genügend Vorräte einpacken. Er schätzte die Fahrt bis zu der Hütte des Sanzos auf ein paar Wochen. Sanzo ihm gegenüber lehnte sich entspannt zurück und wartete darauf, bis das Spektakel begann. „Wo ist hier in diesem Saftladen das Klo?“, fragte Suki. Hakkai deute in Richtung Bar, wo sich eine lange Schlange abzeichnete. „Was? Die stehen doch nicht im Ernst alle fürs Klo an?!...Ist doch immer dasselbe: Das Damenklo quillt über und bei den Männern ist nichts los.“, brummte Suki, hielt kurz nachdenklich inne, schnappte sich Rieko und eilte zum Herrenklo. „Was hast du vor? Du willst doch nicht?“ „Doch! Es handelt sich schließlich um einen Notfall. Die Kapazität meiner Blase hat soeben ihr Limit erreicht.“ „Too much information…!“, jaulte Rieko., während Suki hektisch die Tür zur Seite schlug und auf die Klokabine zujoggte. In dem Moment ertönte eine sehr bekannte Stimme aus einer anderen Ecke des Raumes: „Na Ladys, seit ihr auch alle Mitglied?“, kam es anstößig von Gojo, als er den beiden auf der Herrentoilette begegnete. Er ließ also wieder seine gewohnten Sprüche ab, stellte Rieko fest, dann musste er sich wieder auf dem Weg zur Besserung befinden. „Haha, sehr witzig…Es handelt sich hier um einen Notfall.“ „Schon klar. Wir sehen uns nachher noch, Schätzchen.“, er drückte Suki flüchtig einen Kuss auf den Mund und entschwand. „Oh.. mein Bauch tut verdammt weh…“ „Hast du was falsches gegessen?“, fragte Rieko. „Keine Ahnung…!“, Suki stürmte zum Klo und verschloss die Tür hinter sich. „Na, ich lass dich dann hier mal allein…“ Nach zehn Minuten kam Suki zu ihnen wieder an den Tisch und sah gar nicht erfreut aus. „Was hast du mir ins Essen gemischt, verdammter Priester?!?!?“ „Ich weiß gar nicht was du meinst.“, antwortete Sanzo und zog desinteressiert an seiner Zigarette. „Ich hab dasselbe gegessen wie Hakkai und er hängt nicht auf dem Klo fest!!!“, Suki verzog erneut das Gesicht, hielt sich die Hand auf ihren Bauch, der zum wiederholten Male herum muckte und lief flink zu ihrem Zimmer hinauf. Alle Augenpaare waren auf Sanzo gerichtet. „Sie wird sich gleich noch mehr ärgern, wenn sie bemerkt, dass kein Papier mehr im Bad ist.“, er blies den Rauch aus der Nase uns setzte ein dreckiges Grinsen auf. „Alles klar bei dir Sanzo?“, fragte Goku, „So kenne ich dich gar nicht.“ „Mir geht’s ausnahmsweise mal sehr gut.“ „Was hast du ihr getan?!“ „Nichts… sie hat wohl das Essen nicht vertragen.“, Sanzo sah Gojo herausfordernd an und umschloss zufrieden die Flasche Rizinusöl in seiner Hosentasche, „Wir fahren heute noch weiter. Egal, ob sie irgendwelche Wehwehchen hat oder nicht!“ „Ich seh nach ihr!“, Rieko sprang auf, um sich zu vergewissern, dass mit ihrer Freundin soweit alles in Ordnung war. Als sie an ihrem Zimmer ankam, hörte sie einen aufgebrachten Schrei die Wände erschüttern: „WHO TOOK THE PAPEEEERRRRRRR!!!!!!!!????!!!!!!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)