Saiyuki von abgemeldet (It's A long Way Going Down) ================================================================================ Kapitel 22: »Lern To Live« – Kapitel 77 --------------------------------------- »Lern To Live« – Kapitel 77 Gojo lehnte sich entspannt zurück und lies den Wind durch das lange Haar streichen. Der Wanderverein hatte sich wieder in Bewegung gesetzt und die Seen hinter sich gelassen. Vor ihnen erstreckte sich ein endloser grüner Grasteppich, der in jegliche Himmelsrichtung sachte abfiel oder anstieg wie ein Meer aus tausenden funkelnden Smaragden. Suki drehte sich vom Rücken auf den Bauch, um auch diese ihrer Schokoladenseiten zu bräunen. Der Teppich vibrierte unwillig unter dem schwungvollen Bewegungsversuch und warf beide fast ab, worauf sie ein entnervtes „Atschou!!“ von sich gab und zweimal erbost gegen die dicke Matte unter sich schlug. „Gesundheit!“ Gojo stupste ihr auf die Nase und streichelte dann mit dem Zeigefinger über den noch ungebräunten Bauch vor ihm. „Das ist sein Name, du Spaten!“ Gojo beschied sich mit einem Grinsen und wandte seine volle KONZENtration wieder der netten Aussicht neben ihm zu. „Mir doch egal…“ Suki blinzelte zu ihm auf und hob schützend die Hand vor die Augen. Die Sonne warf strahlende Reflexe auf sein flammend rotes Haar und brachte die ebenso roten Augen zum Leuchten. „Wahnsinn.“ „Mhh…?“ „Deine Augen…diese Farbe…“ „Ich mag es nicht, wenn man davon spricht.“ „Na und? Ich aber.“ Ihr Blick bohrte sich in seine Augen. „Lass es.“ „Nein!“ Sie zog ihn kräftig an den Haaren, worauf er zunächst ein schmerzliches Wimmern und gleich darauf ein ärgerliches Fluchen hören lies. „Das tut weh, verdammt, das sind magische Antennen!!“ „Echt? Was kann man denn mit denen machen?“ „Fühlen!“ Und mit einem seiner üblichen schmutzigen Grinsen beugte er sich so weit herunter, dass die beiden widerborstigen Strähnen auf ihre Brust fielen. „Ey!! Das gilt nicht!“ Beide lächelten sich an und schwiegen wieder. „Gojo…warum sind sie eigentlich gerade rot?“ „Keine Ahnung…ist halt so…“ „Ich finde du brauchst dich deswegen nicht zu verstecken oder zu schämen…deine Eltern haben ein längst überflüssiges und sinnloses Tabu gebrochen, du solltest hinter dieser Entscheidung stehen und sie nicht lächerlich machen in dem du dich dafür schämst.“ „Schön wenn du das findest.“ „Ja, nicht wahr?“ Sie drehte sich verärgert wieder um. Ihr langes Haar fiel über die Kante des Teppichs und wehte im Flugwind. Es passte auffallend gut in die Landschaft. „Ich werd’s meinen Kindern erzählen, wenn die zwischen den Fronten stehn…“ „Welche Kinder??“ „Vielleicht will ich ja irgendwann…irgendwelche haben?“ „Pfff…wie denn?!“ „Ähm??“ Er machte die eindeutige Handbewegung. „Wie soll das denn gehen?? Kinder des Tabus sind nicht reproduktionsfähig.“ Gojo schwieg. Das hatte er nicht gewusst. Nicht das er sich um Kinder schlagen würde, aber Kinder gehörten irgendwie ins Landschaftsbild, jeder hatte welche…es verströmte ein Flair von Normalität wenn man welche hatte, und dieses Normal Sein wünschte er sich schon seit seiner Kindheit sehnlichst. Er würde seine Andersartigkeit zwar rein durch seine Optik nie verbergen können, aber vielleicht hätte es die Generation nach ihm gekonnt. Aber das war ja jetzt auch egal. Dann hatte er halt später keine Kinder und konnte bis Mittag schlafen wenn seine Freunde längst mit einem schreienden Balg auf dem Arm durch die Gegend pirschten. Er zuckte innerlich die Schultern und wandte den Blick wieder hinunter zu Suki, die ihn noch immer kampfeslustig ansah. „Na Dickerchen?“ Provokativ stippte sie ihn in den Bauch. „Pffff. Soll ich dir ma deinen Speck zeigen??““ „Oh ja bitte!“ Grinsend legte er die Hand auf ihr Bein und glitt daran hinauf, unter ihren Rock und verweilte dort. „Da suchst du nach Fett???“ „Nein, aber manchmal suche ich da nach Alibis…“ Er küsste sie und streifte den lästigen Stofffetzen von ihr ab. „Ey!! Wehe du machst Flecken auf meinen Atschou!!“ „Keine Angst, ich bin Profi!“ Der Nachmittag verflog auf beiden Fahrbahnebenen ruhig und sonnig. Als Gojo und Suki aus ihrem Halbschlaf wieder erwachten, fanden sie das öder werdende Grasland vor ihnen in blutrotes Licht getaucht, doch es hatte nichts schönes, nichts anmutiges an sich, viel mehr verbreitete es ein beklemmendes Gefühl von Tod und Verderben, als hätte jemand mit einem großen Pinsel die Landschaft mit Blut getüncht. Der Teppich kam auf einem kleinen Hügel neben dem Wagen zu liegen und die Besatzung gesellte sich zusammen. Alle starrten stumm und wie gelähmt auf das Bild das sich ihnen bot. „Das ist…“ begann Rieko, „…widerlich“, beendete Suki. „Ja….“, stimmte auch Hakkai zu. „Es ist seltsam hier.“ „Wie auch immer, wir schlagen hier heute Nacht das Lager auf.“ „Mitten auf der offenen Ebene? Genjo, bist du wahnsinnig?!“ Hakkai blickte auf. Sie hatte ihn Genjo genannt. Niemand durfte ihn so nennen, zumindest niemand der nicht einen qualvollen Tod sterben wollte. Angespannt wartete er auf eine Reaktion Seiten Sanzos, die zu seiner Überraschung jedoch ausblieb. Da er sich nun also nicht eingreifend vor Rieko schmeißen musste, begann er seufzend das Gepäck und die Zelte zusammenzusammeln und anzuordnen. Rieko spurtete Sanzo hinterher, der sich wie immer allein vom Lagerplatz entfernte, und redete auf ihn ein. „Das geht doch nicht, wir sitzen hier wie auf dem Servierteller!!!“ Sie legte die Hand auf seine Schulter und hielt ihn fest, so dass er gezwungen war sich zu ihr umzudrehen. Er hob seine Hand zur Schulter und Rieko erwartete dass er die ihre weg schlug, stattdessen nahm er ihre Hand und sah ihr in die Augen. „Wir haben keine Wahl. Je weiter wir gehen, desto gefährlicher wird es für uns.“ „Wie meinst du das?“ Ihr Atem beschleunigte von 0 auf 100, und das hatte nicht viel mit der sich anbahnenden Gefahr zu tun. „Wir befinden uns sehr nahe dem alten Schlachtfeld. Der große Krieg vor 500 Jahren ist an dieser Gegend nicht spurlos vorbei gezogen. Hakkai hat recht, es ist sehr…seltsam hier.“ Rieko schwieg. Sie sah wie gebannt in diese Augen. Sanzo wand sich. Wenn sie ihn so ansah wusste er wirklich nicht, was er noch tun sollte. Verdammt noch mal, er war doch auch nur ein Mann und als Mann, ja da hatte man noch Drüsen! „Genjo…“ „Du trägst ja die Kette gar nicht!“, stotterte er hastig, um dem, was sie sagen wollte, vorzubeugen, was immer es auch gewesen sein mochte. Es hätte ihn mit Sicherheit in die Bredullie gebracht. „Oh doch, doch!“, brachte sie ebenso hastig hervor und zog das zierliche Kettchen unter ihrem Hemd hervor. Sie lächelte ihn an. Er lächelte zurück. Und lächelte…und lächelte…bis ihm auffiel das er lächelte und er seine Gesichtszüge wieder fahrplanmäßig in die gewohnt grimmige Struktur brachte. „Lass uns zurückgehen.“ Beide machten kehrt und fanden sich kurz darauf am prasselnden Lagerfeuer wieder. „Wie wär’s mit was zu essen?“, fragte Sanzo in die Runde. Alle sahen ihn erwartungsvoll an. „Ja, was hast du denn im Angebot?“ „Dummer Affe, ihr sollt was fangen! Das war eine Aufforderung!!“ Und während Sanzo unbeirrt mit dem Fächer auf Goku einschlug rüstete Suki auf zum Kampf gegen alles das, was es hier an Fleisch auf Beinen gab. „Komm, Goku!“, rief sie über die Schulter, worauf Goku auch direkt aufsprang um weiteren Prügeln zu entgehen. Beide marschierten leise und schnell hinein in die immer dichter werdenden Schatten. Der Rest der Crew verfiel in Schweigen. Gojo und Sanzo rauchten, Rieko starrte in die Ferne und Hakkai brachte das Lagerfeuer dazu nicht gleich wieder auszugehen. „Ähm, ich will ja nicht stören, aber wollt ihr nicht vielleicht schon mal das Zelt aufbauen?“ „Die ZeltE meinst du wohl.“, korrigierte Gojo. „Nein nein…“ Hakkai kratzte sich verlegen am Hinterkopf und setzte ein entwaffnendes Lächeln auf, „Das andere Zelt hat ein riesiges Loch.“ „WAS? Warum denn das?“ „Naja….jemand hat was zu Essen drin liegen lassen beim letzten Mal und Jeep hat sich seinen Weg ins innere frei gebissen...Ich nehme an er hatte großen Hunger…“ Sanzo murrte unwillig. „Soll das heißen wir schlafen diese Nacht alle in EINEM Zelt?!“ „Ja, so sieht es aus.“ „Vergiss es!“ Sanzo verschränkte die Arme vor der Brust, „Mit der Wasserratte und seiner Schnalle schlaf ich nicht in einem Zelt. Das muss ich mir echt nich antun!“ „Halt’s Maul!“, Gojo lehnte sich zurück und sah drohend zu Sanzo hinüber. „Ist doch egal wer wo schläft. Lasst es uns einfach erstmal aufbauen.“ „Rieko hat Recht!“, pflichtete Hakkai ihr bei. Die beiden Streithähne gaben ein recht simultanes Grunzen oder Schnauben von sich und blieben stur sitzen wo sie waren. „Dann halt nicht!!“ Und so machten sich Rieko und Hakkai an die langwierige Prozedur des Aufbaus. Eine geschlagene Stunde später, in fast völliger Dunkelheit, stand das Zelt endlich so, dass man es bewohnbar machen konnte. Rieko und Hakkai trugen gerade die Sachen und Schlafutensilien hinein, als zwei Schatten im Dunkel langsam Gestalt annahmen. Wenige Sekunden später traten Suki und Goku zu ihnen an das immer schwächer werdende Feuer. „Es gibt nichts. Kein einziges Tier. Nich mal ne Feldmaus. Die Gegend ist tot.“ Mit diesen Worten ließen sich beide erschöpft auf den Boden fallen und sahen dumpf in die Flammen. „Na toll.“ Sanzo brummte erneut. „Machs doch besser, elender Fisch-Priester!“ „Sagt mal, habt ihr nicht auch das Gefühl beobachtet zu werden?“ Goku sah sich unbehaglich um. Schweigen. Doch. Schon die ganze Zeit.“ „Lasst uns ins Zelt gehen.“ „In DAS Zelt? Was is mit dem zweiten?“ Eine halbe Stunde später war das Feuer gelöscht und die Sanzo Party lag eng beieinander im Zelt. „Na ja, diese Nacht wird’s bestimmt nicht kalt.“, scherzte Hakkai. „Ich mach jetzt mal das Licht aus, okay?“, fragte Suki und hob die Hand zu der kleinen Öllampe über ihr. Sie und Gojo teilten sich Platz sparend einen Schlafplatz und so kuschelte sie sich schnell wieder unter die Decke, nachdem sie das kleine Rädchen heruntergedreht und die Flamme somit zum Erlöschen gebracht hatte. Es folgte ein langes Schweigen, dass nur von dem leisen Rascheln der Decken unterbrochen wurde. „HÖRT IHR JETZT WOHL ENDLICH AUF!!!“, brüllte ein entnervter Sanzo schließlich, als ihm die Knutschgeräusche zuviel wurden. „Meine Fresse, besorg dir ne Freundin, Alter!“, ranzte Suki zurück. Sanzo drehte der Schwärze aus der Sukis Stimme gekommen war den Rücken zu und stierte in Dunkel vor ihm. Der nächste Morgen war entschieden kühler als der vorhergehende Abend, jedoch recht düster und regnerisch. Als Sanzo erwachte, hörte er den Regen gleichmäßig auf die Zeltplane trommeln und beschloss noch einmal einzuschlafen. Er kuschelte sich fester in sein Kissen, bis das Kissen ein ärgerliches Muffeln von sich gab und hin und her ruckelte. Er riss die Augen auf und musterte entsetzt den nackten Rücken vor sich. Rieko rückte wieder etwas näher und drehte sich zu ihm um, den Arm um ihn gelegt und die Hand auf seiner Brust. Er wollte seinen Blick ja wirklich gern abwenden, aber es ging partout nicht, er war wie festgeleimt an ihrem wirklich sehr….hübschen Körper. „Rieko…“ Sie blinzelte ihn verschlafen an. „Wasn…?“ „Nichts.“ „Gut“, sie ließ den Kopf wieder auf seine Brust sinken und schlummerte weiter. Er zog sie zu sich hoch, hielt sie im Arm und betrachtete sie eingehend. Das braune Haar fiel ihr verwuschelt in die Stirn und ihre weiche Haut strahlte einen seidigen Glanz aus. Um ihren schlanken Hals hing die blaue Kette, wie ein kleiner Tautropfen am Morgen. Er bettete sie behutsam zurück auf die dünne Matte und beugte sich über sie. Sie blinzelte verschlafen, wehrte sich aber nicht. Seine blonden Haare streiften sachte über ihre Stirn, als er näher kam und sich ihre Lippen schließlich berührten. „Genjo…“ Ein Hauchen an seinem Ohr, nicht mehr, nur ein Luftzug, eine Prise. Sie zog ihn zu sich, bis er fast auf ihr lag, die Lippen noch immer auf den ihren, die Augen geschlossen. Ihre Finger streichelten durch seine Haare, über den Rücken… Er öffnete die Augen. Irgendetwas roch hier seltsam, ein ihm sehr vertrauter Geruch, aber in dieser Situation gerade sehr unpassend und ungewöhnlich…der Geruch von Blut... Er hob den Blick Richtung Zeltwand und erstarrte. Dort, durch die trübe Sonne beschienen, zeichnete sich der Umriss eines Körpers auf der Zeltplane ab, das Gesicht zu ihnen gewandt die Hände Hilfe suchend auf den Stoff gepresst, zusammengesunken. Doch es war kein Schatten. „Rieko…!“ Sanzo fischte schnell nach seinem Priesterkleid und zog es über. „Was ist denn?“, fragte sie verschreckt, als sie seinem entsetzten Blick folgte, jedoch außer einem hellbraunen Zelt nichts entdecken konnte. Sanzo fixierte noch immer gebannt den Stoff, auf dem gestochen scharf Gokus Umriss zu sehen war, wie ein Scherenschnitt aus Blut. Er ging langsam darauf zu, streckte die Hand aus und berührte die feuchten Flecken. Seine Fingerspitzen färbten sich rot von der Flüssigkeit und ließen auch hier den fast schon beißenden Geruch nach Eisen zurück. „Goku…!“ „Genjo, was ist denn los mit dir???“ Rieko, nun auch wieder voll bekleidet, stand hinter ihm und sah auf die Stoffbahn, die Sanzo noch immer betrachtete, dann auf seine Finger, die ihm scheinbar nicht minder Kopfzerbrechen bereiteten, dann wieder zu ihm. „Raus hier!“, rief er, packte sie bei der Hand und zerrte sie hinter sich her aus dem Zelt. „Genjo…!“ „Ruhe!“, bellte er zurück und sah sich um. „Was geht hier vor?“ Um sie herum herrschte Nebel. Dicke weiße Schwaden lagen auf dem taunassen Gras und versperrten die Sicht in jegliche Richtung. „Hakkai!! Gojo! SUUUKIIIII!!“ „RUHE! Hab ich gesagt!“ Sanzo umrundete das Zelt und warf einen Blick auf das Äußere der befleckten Wand, auch hier war der Stoff blutrot und nass, im Gras lag Gokus Nyo-i-Stab. „Man is das eng hier. Verdammte Scheiße!“ Gojo rückte näher an seine Geliebte und versuchte verzweifelt es sich gemütlich zu machen. Suki drehte sich zu ihm und grinste ihn an. „Du solltest nicht zu viel fluchen, da is schlecht fürs Karma!“ „Pff, ich hab genug Karma im Pyjama, mach dir ma keine Sorgen…“ Er zog sie zu sich und küsste sie leidenschaftlich. „HÖRT IHR JETZT WOHL ENDLICH AUF!!“, brüllte ein entnervter Sanzo drei Plätze weiter. „Meine Fresse, besorg dir ne Freundin, Alter!“, muffte Suki zurück und legte den Kopf missmutig auf Gojos Brust, „Der kann einem echt alles verderben.“ „Tja so ist er halt.“ Beide platzierten sich so nah es ging aneinander und schliefen schließlich ein. Der Mond ging unbeachtet von den Schlafenden orange über den fernen Wipfeln der Bäume auf, stieg hoch in den tiefschwarzen Himmel und warf sein fauliges Licht über die Lichtungen, ohne die Schatten die langsam über die Ebene zogen zu behelligen. Rast- und ruhelos wanderten sie weiter, wie vom Wind getragen über die Einöde, eine gesichtslose Finsternis. Das Zelt der Bande war schon nach wenigen Stunden komplett in dieser Welt der Nebel und Dunkelheit versunken, die Schatten verdichteten sich um das Lager und bald wurden aus Fetzten namenlose Wesen. Ein lauer Windzug wehte durch das Zelt und lies die Schnüre knarren. Gojo schreckte auf und sah sich verwirrt um. Er hätte schwören können dass da eben jemand mit ihm gesprochen hatte, doch um ihn herum lagen alle in tiefem Schlaf. Ein Schatten huschte über die Planen, nur flüchtig zu sehen und schnell wie der Wind. „Okay, dann spielen wir eben verstecken!“, knurrte Gojo unwillig und erhob sich von seiner Matte. Leise fluchend tastete er nach seinen Stiefeln und trat schließlich ins Freie. Um ihn herum war alles weiß von dickem, wattigem Nebel. Misstrauisch ging er ein paar Schritte voraus, hinein in die feuchte Brühe vor ihm und lauschte. Irgendwo vor ihm bewegte sich etwas. Mit einem siegessicheren Grinsen pirschte er sich heran an die Gestalt, bis sie kaum noch 3 Meter von ihm entfernt stand, als ihm plötzlich jemand die Hand schwer auf die Schulter fallen lies. Noch bevor er reagieren konnte drehte der jenige ihn zu sich um und er sah sich einem Krieger gegenüber. Seine Schwarze Rüstung glänzte und dort wo die Stoffbahnen seiner Unterkleidung hervorlugten verwandelte sich der Glanz der Rüstung in sich schnell ausbreitende Blutflecke. „Hauptmann…!“, ächzte der Verwundtete heiser, „Endlich habe ich euch gefunden. Wir müssen…umkehren…kapitulieren…das ist Wahnsinn…die Männer…viel zu viele Verwundete…alle tot…Hauptmann…“ Und er brach mit einem Röcheln in Gojos Arme zusammen. Er lies ihn zu Boden sinken und betrachtete verstört seine Kleidung, die nun ebenfalls rot verschmiert war. „Suki!! Hakkai!!...“, setzte er an, wurde jedoch von lautem Schreien und Klirren übertönt, das plötzlich neben ihm anhob. Verwirrt schnellte er herum und sah sich einem Schlachtfeld gegenüber. Der Himmel war pechschwarz, von den lodernden Flammen der Leuchtfeuer und den Bränden am nahen Waldesrand in Fetzen gerissen. Die weite Ebene vor ihm lag matschig braun vor ihm, so weit das Auge reichte war sie gespickt mit den Leichen unzähliger Yokai und Menschen, Frauen, Kinder, Krieger. Gojo wich zurück. Er war an das Töten gewöhnt, doch dieser Anblick war selbst für einen professionellen Killer zu viel. Angeekelt wandte er sich um und lief direkt in eine Meute grässlich zugerichteter Krieger hinein. „General Taishou! Schön euch wieder zu sehen!“ Und bevor Gojo auch nur den Versuch einer Rechtfertigung hätte starten können fühlte er bereits die eiskalten Hände seines Gegenübers an der Kehle und dessen Schwert zwischen den Rippen. „Lang lebe der General…“, zischten die Gestalten, die ihn nun umringten und Messer wetzend auf ihn zukamen. „Ich bin nicht…Ich habe nichts…“. , setzte er an, fühlte jedoch sogleich einen Schlag in der Magengrube, der ihn zum Schweigen brachte. „Ihr habt uns alles genommen…die Ehre, das Leben, sogar die letzte Ruhe…“ Der Nebel drehte sich um sie, das Schlachtfeld löste sich auf und Gojo versank in tiefe Ohnmacht. Hakkai und Suki zuckten zusammen. „Gojo…?“, flüsterte sie und tastete überflüssiger weise neben sich auf der Matte herum. Er war nicht da. Schemenhaft konnte sie Hakkai neben sich erkennen, der sich ebenfalls aufgesetzt hatte und auf Gojos leeren Schlafplatz schaute. Suki nickte ihm zu und schälte sich langsam aus der Decke. Hakkai tat es ihr gleich und Minuten später standen sie gemeinsam in Mitten des Nebels vor ihrem Zelt. „Hier is was faul.“ „Hast du ihn auch rufen gehört?“ „Ja…“ Von fern hörten sie leise ein Klirren, gefolgt von erbitterten Schreien. „Gojooooo!“, rief Suki in die dunstige Nebelwand, doch es kam keine Antwort. Im Gegenteil, der Nebel schien ihre Worte zu verschlucken und sie dumpf zurück zu wehen. „Was wir jetzt auf keinen Fall tun sollten, ist uns zu trennen!“, stellte Hakkai fest und wandte sich zu Suki um. Doch die war schon längst im Nebel verschwunden. Sanzo und Rieko wanderten, den Nyo-i- Stab in der Hand, durch den wabernden Dampf vor ihnen. „Was zum Teufel ist das für Zeug??“ „Keine Ahnung, aber es geht mir megamäßig auf die Nerven.“ „Genjo, megamäßig sagt man n…“ „ICH WEIß!!“ Beide schwiegen erneut. „Jetzt reicht’s mir!“ Sanzo blieb stinksauer stehen und verschränkte die Arme. „Man soll ja Feuer mit Feuer bekämpfen…“ „Soll man das…?!“, Rieko lugte skeptisch zu ihm hinüber, doch Sanzo hatte bereits die Hände gefaltet und betete sein Sutra herunter. Die hellen Lichtblitze zuckten durch die weißlichen Schwaden und zerstreuten sie für einen Moment. Rieko sah sich um. Das Tal, unverändert, doch da hinten… „Genjo! Dort!“ Sie stürzte los, in Richtung des eben Gesichteten. „Warte!“ Doch sie war schon in die Unsichtbarkeit abgetaucht, „Verdammt.“ Sanzo schüttelte den Kopf und zündete sich eine Zigarette an. Danach machte er kehrt und ging in die entgegengesetzte Richtung weiter. Rieko hechtete vorwärts, auf die Stelle zu, an der sie Suki deutlich hatte liegen sehen. Nach scheinbar unendlichem Stolpern, Rennen und Waten sah sie sie schließlich undeutlich am Boden liegen. „Suki!!“ Sie beugte sich zu ihr hinunter, legte die Hand an ihre Wange und redete auf sie ein – ohne Erfolg. Ängstlich tastete sie nach ihrem Puls. Kein Puls. „Scheiße Scheiße Scheiße!“ Sukis Körper war noch warm, ihr Herz konnte noch nicht allzu lange den Geist aufgegeben haben. Verzweifelt machte sich Rieko an den Reanimationsversuch. Sanzo machte entnervt wieder kehrt. Er konnte es einfach nicht. Er konnte sie nicht einfach in ihr Verderben rennen lassen, so Leid es ihm auch tat. Missmutig folgte er den eigenen Fußabdrücken zurück zu der Stelle an der sie sich getrennt hatten und folgte nun Riekos Spuren weiter den sacht abfallenden Rasen hinunter. „Verdammt, Suki! Lass den Scheiß!“ Tränen der Verzweiflung rannen in wahren Strömen über ihr Gesicht. Ihre Rettungsversuche waren ohne jeglichen Erfolg geblieben. Hinter ihr bewegte sich etwas. Sie wirbelte herum und sah Sanzo auf sich zu kommen. „Hilf mir, hilf IHR, schnell, bitte!!“ Sanzo beugte sich prüfend über sie. „Da kann ich nichts machen.“ „Genjo!!“ Er kniete sich neben sie ins Gras, umfasste Sukis Kopf und begann leise einen seiner Sprüche zu murmeln. Rieko lies sich erschöpft ins Gras sinken. Beten, dachte sie, beten. Hakkai sah sich um. Gut, es war zu spät sie zurück zuholen. Also würde er allein gehen müssen. Er schauderte unbehaglich und trat unsicher in die Welt vor ihm ein. Suki wandte sich um. Hatte Hakkai nach ihr gerufen? Sie lauschte, konnte aber nichts mehr hören, bis auf das ferne Klirren von Metall. Vorsichtig ging sie weiter, die Ohren gespitzt und die Schwerter im Anschlag. Vor ihr tat sich eine Gruppe von Menschen im Nebel auf, Männer in altertümlichen Rüstungen, im Kreis um etwas, das sie nicht sehen konnte. Ihr Dämonensinn ließ sämtliche Alarmglocken schrillen. Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Sie ging näher. „Seid gegrüßt, Fremde!“ Die Meute wandte sich zu ihr um und lichtete ihre Reihen. Suki gefror das Blut in den Adern. Die Männer waren schrecklich zugerichtet und in ihrer Mitte lag, in einer schwarzen Rüstung, Gojo, oder jemand der ihm sehr ähnlich sah. „Lasst ihn in Ruhe.“, forderte sie ruhig. „Wer bist du, dass du so sprichst?!“, zischte einer der Krieger. Suki hielt die Schwerter vor sich in die Höhe, ready to rumble. „Mein Name ist Okijin Suki. Und dieser Mann gehört zu mir.“ Ein heiseres unlustiges Lachen füllte die Luft zwischen den Kontrahenten. „Dann komm und hol ihn dir!“ Hakkai marschierte ziellos durch den Nebel, gelegentlich Gojos Namen rufend. Aber er bekam keine Antwort und das schon seit einer Ewigkeit. Er lief stur weiter geradeaus, bis er das leise Plätschern eines Baches hörte. Er folgte dem Geräusch eine Weile, bis er am Ufer eines Flussbettes stand. Er sah in das dunkle Wasser, und was zunächst nach Schlamm aussah verwandelte sich im fahlen Mondlicht schnell zu purpurnem Blut. Entsetzt starrte er in die rauschenden Fluten, hockte sich hin und betrachtete sie genauer. Es war tatsächlich Blut, warmes, frisches Blut. Wie in Trance näherte er seine Hände der Wasseroberfläche an, immer weiter, bis seine Fingerspitzen das warme Nass berührten. Er zog seine Hand zurück, starrte auf sie hinab, rot wie damals, rot wie in Kanans Kerker, beschmutzt mit dem Blut der Yokai. Die Flut der Erinnerungen lähmte seinen Geist, bannte ihn zurück in diese Zeit vor nicht einmal 4 Jahren. „Es lag dir schon immer im Blut deiner Untergebenen zu baden, nicht wahr, Tenpou Gensoui? Damals wie heute ist dir das Leben anderer nichts wert.“ Hakkai drehte sich langsam um, wie gefangen in sich selbst. Vor ihm stand eine alte Frau. Hakkai starrte sie an. „Sieh genau hin, Tenpou, sieh in den Fluß deiner Sünden. Sieh sie dir an, die armen Seelen.“ Hakkai wandte sich um, entsetzt und sprachlos und sah hinab in das Wasser unter ihm. „Sie näher hin.“ Er beugte sich erneut vorn über. Vor ihm auf der Oberfläche bildeten sich Bilder, Bilder wie längst vergessene Gedanken. Ein Krieg, Gefallene, Verletzte, Kinder, Frauen, Männer. Dann Kanan. Eine Frau die er nicht kannte. Ein Dorf in Flammen. „Dies ist dein Werk. Allein du hast uns ins Verderben gestürzt. Es war dein Krieg den sie geschlagen haben. Und du hast sie untergehen lassen.“ „Ich hab nicht,…ich bin nicht…“ Doch bevor er den Satz beenden konnte schossen Hände aus dem Sturzbach hervor, Hände die ihn packten und ihn mit sich in den roten Abgrund zogen. Goku seufzte im Schlaf. Er drehte sich auf die andere Seite und versuchte um seines Schlafes willen die Stimme zu ignorieren, die beständig seinen Namen rief. Er setzte sich grummelig auf. Sanzo und Rieko neben ihm schliefen eng aneinander geschmiegt den Schlaf der Gerechten und der ganze Rest der Truppe war weg. Bestimmt steckten sie in Schwierigkeiten und hatten nach ihm gerufen. So leise wie ein kleiner Affe nur sein konnte zog er sich an und wuselte aus dem Zelt heraus. Er streckte sich und gähnte herzhaft, bevor er sich der Nebelwand vor ihm widmete. „Goku…“ Wieder dieser Lufthauch der seinen Namen an sein Ohr trug. Er drehte sich nach allen Richtungen um und musterte die Nacht. Hinter dem Zelt stand jemand. Kleinwüchsig, nicht größer als er, mit langen Haaren und wehendem Gewand. Goku kniff die Augen zusammen. Wer konnte das sein, der seinen Namen kannte? Unsicher ging er auf ihn zu, den Nyo-i- Stab in der Hand. Er trat hinter das Zelt, sein Gegenüber war reglos geblieben. Die Kapuze verdeckte sein Gesicht. „Endlich sehen wir uns wieder. Verräter.“ Und mit diesen Worten zog er die Kapuze zurück, sah Goku aus gelben Augen an und sprang auf ihn zu. Goku stand wie erstarrt. Diese Augen…wie ein Hammer schlugen ihm Erinnerungen entgegen, von denen er nie gewusst hatte. Ein Krieg, Nataku, Konzen, Blut…Goku spürte, wie ihn eine magische Druckwelle erfasste und seine Kleidung in Stücke riss. Er taumelte zurück, noch immer geschockt, und fiel gegen das Zelt. Er versuchte sich daran hoch zu ziehen und fühlte den pulsierenden Schmerz seiner Wunden. Die Wucht des Aufschlags hatte nicht nur seine Klamotten zerfetzt. Der Fremde drehte sich um und wandte sich zum Gehen. „Geh nicht!“, Goku lies das Zelt los und hinkte hinter Nataku her. Suki hielt beide Schwerter vor sich und rannte auf die Gruppe von Menschen zu. „Lasst ihn in Ruhe!“ Die Unbekannten blieben reglos stehen. Sukis Schwerter trafen die Rüstung des ersten und teilten sie mit samt dem Besitzer entzwei. Dieser zeigte sich jedoch völlig unbeeindruckt dadurch und drückte ihr die Kehle zu. Suki röchelte leise und versuchte sich auf die Beschwörung in ihrem Kopf zu konzentrieren. Zugegebenermaßen fiel ihr das jedoch zunehmend schwerer in Folge des akuten Sauerstoffmangels. „Was willst du gegen mich tun, Kleine? Ich bin schon tot!“ Suki, die es endlich geschafft hatte die Formel zu vollenden, lächelte listig, richtete ihren Fokus auf ihren Gegner und zerstäubte ihn und seine Gefährten mit der Macht ihrer Magie. „Tja, wer früher stirbt is länger tot!“, frotzelte sie und beugte sich vorsichtig über den Mann am Boden. Er sah Gojo zum verwechseln ähnlich, nur seine Haare waren kürzer und schwarz. Sie streckte vorsichtig die Hand nach ihm aus und berührte das verschlungene Emblem auf seiner Stirn. Es gab einen kurzen Lichtblitz und der Unbekannte verwandelte sich in Gojo. Suki betrachtete ihn skeptisch. Sanzo kniff angestrengt die Augen zusammen. Seine Sutrenrezitation schien nicht zu wirken. „Oh Genjo…“, flüsterte Rieko entsetzt. „Halt die Klappe!!“, zischte er sie an. Hinter ihnen bewegte sich etwas im Nebel. Rieko stand auf und ging auf Gefechtsstation. Das Etwas oder der jemand kam nähe, offensichtlich hatte er oder es sie noch nicht bemerkt. Rieko ging ihm entgegen. Sie wollte auf keinen Fall den Kampfort so nahe an der verletzten Suki haben. Sie spurtete los und machte sich angriffsbereit, holte aus und hielt erschüttert inne. Vor ihr stand Hakkai, völlig apathisch und von Kopf bis Fuß in Blut gebadet. Er sah sie und brach vor ihr zusammen. Sie stürzte vorwärts und fing ihn auf, er sah sie benebelt an und übergab sich neben sie ins Gras. „Hakkai? Hakkai, hörst du mich?“ Aber es war nichts zu machen. Mit aller Kraft zog sie ihn zurück zu den anderen Beiden und legte ihn auf den Rücken ins Gras. Suki ächzte. „Sie lebt!“ Rieko sprang erneut auf und lief zu ihr hinüber. Sie war noch immer bewusstlos, atmete jedoch wieder flach. „Danke.“ Sie sah Sanzo tief in die Augen. Dieser zuckte gleichgültig mit den Schultern und wandte sich ab. „Wir müssen hier weg.“ „Wir kommen niemals bis zum Zelt zurück mit den beiden.“ „Uns bleibt keine Wahl.“ Und mit diesen Worten lud er sich Hakkai auf den Rücken und stapfte vorwärts. Suki sah sich um. Von den Kriegern war nichts mehr zu sehen. Nur der Nebel war geblieben und umfing sie noch immer wie ein nasses Tuch. Ihr blick fiel wieder auf Gojo vor ihr. Konnte sie ihren Augen trauen? War das hier der echte Gojo? Und was hatte es mit dieser Verwandlung auf sich? Ihre scharfen Sinne sagten ihr, dass sie keineswegs außer Gefahr war. Sie musste schnell etwas unternehmen. Schnell. Rieko und Sanzo kämpften sich die Hügel wieder hinauf zum Zelt. Wenn das alles vorbei wäre, dachte Rieko, dann würde sie Suki auf Diät setzten. Die grünen Locken ihrer Partnerin hingen ihr ins Gesicht, als sie diese den Hang hinauf schleppte. Bedingt durch diese erhebliche Sichtbeeinträchtigung stolperte sie ein ums andere Mal über im Weg liegende Steine und fluchte vor sich hin. „Fluchen ist schlecht fürs Karma, weißt du das nicht?“, frotzelte Sanzo keuchend. Die Luft hier oben schien immer dünner zu werden, so dass beide schweiß gebadet waren, als sie schließlich wieder am Zelt ankamen. Hier schien sich nichts verändert zu haben: das Zelt stand nach wie vor und die Lichtung war frei von Nebel. Vor dem Zelt auf einem Stein saß, zur Überraschung aller Beteiligten, Goku, in seinen Gedanken versunken. Sanzo und Rieko legten ihre Altlasten ab und warfen sich verwirrte Blicke zu. Sanzo ging auf das Affenkind zu und legte ihm die Hand auf den Kopf. Goku sah zu ihm auf und so blieben sie stehen, bis Goku den Kopf wieder senkte und still zu weinen begann. „Sanzo…“ Rieko drehte sich um und beschloss die beiden allein zu lassen und sich um die anderen beiden zu kümmern. Gojo rappelte sich auf. Über ihm war der Himmel Wolken verhangen und grau, die Luft war feucht und kühl. Er saß eine Weile still und lauschte auf das Klopfen seines Herzens. In seinem Kopf spuckten die Geschehnisse der letzten Nacht herum. Wer zum Teufel waren diese Kerle gewesen und welchen Hauptmann hatten sie gesucht? Der Typ musste ja schon ein ziemliches Arschloch gewesen sein. Er sah sich unruhig um. Noch fühlte er sich nicht in der Lage aufzustehen, aber er sollte sich definitiv beeilen, bevor die anderen ohne ihn weiter zogen. Suki schlug die Augen auf. Sie lag zusammen mit Hakkai auf der Rückbank des Jeeps, den Kopf auf Gokus Schoß. Hakkai neben ihr war nicht wach, abgesehen von den roten Streifen im Gesicht wirkte er aber normal. „Suki, bist du wach?“ Sie lies ein nicht identifizierbares Grummeln hören. Rieko und Sanzo bauten das Zelt ab und verluden den ganzen Krempel wieder in den Jeep. „Wo ist dieser Nichtsnutz von Wasserdämon???“, grollte Rieko lautstark. „Er ist nicht zurück?“, wisperte Suki schwach. „Nein, aber er kommt bestimmt gleich….“, versuchte Rieko ihre Freundin zu beschwichtigen, da diese Anstalten machte sich aufzusetzen und eine Suchaktion zu starten. Rieko drückte sie zurück in die Waagerechte. „Er kommt schon noch.“ Suki spähte weiter in die Dunkelheit. Dort drüben war jemand, da war sie sich sicher. Aber ob es eine gute Idee war demjenigen auch noch in die Arme zu laufen wusste sie nicht. Andererseits konnte sie Gojo unmöglich den ganzen Weg zurück zum Zelt schleppen, wo auch immer das Zelt sein mochte, schon gar nicht mit einem Verfolger im Nacken. „Also doch Kampf. Ich bevorzuge eh den fist-in-the-face-way…“ Entschlossen stiefelte sie auf den noch Unsichtbaren zu. Sie lief ein ganzes Stück weit geradeaus, immer den Warnsignalen ihrer Sinne nach. Doch da war niemand. Sie blieb stehen, realisierte aber zu spät, dass der Angreifer von hinten kam und spürte den Bruchteil einer Sekunde später eine Keule auf ihr Rückrat treffen. Der Schmerz betäubte sie sofort und sie sackte regungslos zu Boden. Gojo erhob sich ächzend. Sein Körper fühlte sich an wie der eines 80 jährigen. Er versuchte sich zum aufrechten Gang durchzuringen, sackte jedoch wieder zusammen und schleppte sich in Richtung Zelt zurück. „Meine Güte, so weit kann er doch nicht gekommen sein, letzte Nacht..“, Rieko hielt sich schützend die Hand über die Augen und sah über die Ebene. „Ich hab ihn gefunden gehabt, aber dann hat mir einer eins mit ner Keule oder so übergezogen…“, Suki rieb sich verstört über den Nacken, „Verdammte Scheiße tut das weh….!“ „Was glaubst du was ich für Rückenschmerzen hab! Du bist sehr viel schwerer als du aussiehst!! Ab morgen machst du Diät sonst gibt’s Wasserfolter, oder Stäbchen in die Nase!“ Suki lachte müde und lies sich von Rieko aus dem Jeep helfen und zu dem großen Findlingsstein geleiten auf dem schon Goku saß. „RIEKO JETZT SCHER DICH ENDLICH HIERHER UND HILF MIR!!“ „Ach ja, im Übrigen verdankst du Sanzo dein Leben, Schatzi!“, säuselte Rieko, zwinkerte Suki zu und eilte in Richtung des überforderten Priesters, der sich bei dem Versuch das Zelt eigenmächtig abzubauen erfolgreich unter diesem begraben hatte. „WAS?!“, Suki klappte der Mund auf. Welche Schande! Gerettet, von Sanzo! Ausgerechnet von diesem Vollbrot! „Oh man oh man…“, Sie schüttelte geschockt den Kopf. „Suki…“, flüsterte ein Stimmchen neben ihr. Sie wandte sich um und sah in Gokus verstörte gelbe Augen. „Hey Goku. Was is denn los mit dir?! Du siehst aus, als hättest du nen Geist gesehen…“ „Suki, was hast du gestern Nacht gesehen?“ „Gesehen? Nichts, ich hab nur Gojo nach mir rufen hören, so wie Hakkai auch…und da bin ich halt losgegangen um ihm wie immer den Arsch zu retten…“ „Aber du hast ihn doch gefunden…“ „Ja, er lag in der Mitte von lauter Schlägertypen…“ „Und wie sah er aus?“ „Wieso fragst du das?!“, Sie beäugte ihn misstrauisch, „Wer bist du und was hast du mit meinem kleinen hungrigen Spielkind gemacht?“ „Ich hab gestern Nacht Nataku getroffen.“ „Wen??“ „Einen alten Freund, den ich verraten hab…“ „Wie verraten?“ Suki sah ziemlich verständnislos drein und fragte sich, ob es an ihrem noch geschädigten Verstand lag, dass sie das alles nicht begriff. „Ich war 500 Jahre lang eingesperrt in einem Felsen…“ „Ja ich weiß, Sanzo hat das mal erwähnt…“ „Ich weiß jetzt wieder warum…“ „Willst du es mir sagen?“ „Nein…“, Er schüttelte langsam und traurig den Kopf, „Weißt du, ich glaube Hakkai und Gojo hatten auch unschöne Begegnungen gestern Abend… ich bin mir fast sicher, dass ihre Vergangenheit genauso auf ihnen lastet wie auf dir…“ „Nein…sie haben nie für die falsche Seite gekämpft…“, Suki rieb sich die Schläfen. Wieso mussten diese Kerle bloß alle so kompliziert sein??, „Weißt du, ich finde du solltest mit den anderen drüber reden…“ „Mh, vielleicht…“ Goku stand auf und patschte deprimiert zum Jeep hinüber, warf sich auf den Beifahrersitz und sah Hakkai beim Schlafen zu. Rieko und Sanzo hatten derweilen das Zelt mehr oder weniger kunstvoll in seine Hülle zurück gestopft und den Inhalt in den Kapseln verstaut. „Na, geht’s wieder einigermaßen?“, fragte Rieko besorgt und lies sich neben Suki auf den Stein fallen. „Jaja, mir geht’s wieder prima!“, nuschelte sie undeutlich und rutschte prompt seitlich runter auf den Boden, wo sie leise jammernd liegen blieb. „Nee is klar…“, Rieko zog entnervt eine Augenbraue hoch und stierte mürrisch geradeaus. „Dir ist da was runter gefallen!“, bemerkte Sanzo zynisch, als er den Wagen startklar gemacht hatte und, eine Zigarette im Mundwinkel, zu ihr herübergeschlendert kam. „Sag mal, Genjo, was hat Goku dir vorhin erzählt?“, flüsterte sie ihm geheimnisvoll zu. „Geht dich nichts an.“ Sie trat ihn mit voller Wucht und spitzen Schuchen gegen das Schienbein, worauf ihm die Zigarette ins Gras fiel und er einen gequälten Aufschrei ausstieß. Rieko lehnte sich entspannt zurück, warf das Haar zurück und grinste ihn an. „Hör doch mal auf so unerotisch zu kreischen, Genjo…“ „Miststück, ich knall dich ab!“ „Wann denn? Wenn du mir hinterher gehinkt bist?!“ Sie sprang auf und flitschte schnell wie eine Gazelle davon, und bevor er auch nur einmal Luft geholt hatte stand sie bereits am anderen Ende des Lagerplatzes. „Na los doch!“ Sanzo konnte diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen, pfefferte Umhang, Sutra und Knarre ins Gras und spurtete hinter ihr her. Verdattert sah er sich um. Sie war nirgends zu sehen, dabei war sie doch gerade noch direkt vor ihm gewesen. Verwirrt drehte er sich um, aber auch hier war nichts zu entdecken. Er drehte sich weiter, ein paar mal im Kreis, ohne auch nur die geringste Spur von ihr zu entdecken. Rieko, die genau hinter seinem Rücken stand und sich beständig mit ihm mit drehte, konnte ein Lachen kaum noch unterdrücken, sprang ihm mit einem Kampfschrei auf den Rücken und hielt ihm die Augen zu. „Hab dich!“ „Geh verdammt noch mal von mir runter!!“ „Na na! Wer wird denn so früh am Morgen schon so fluchen!“ Gojo betrat grinsend und hinkend den Schauplatz. „Du schon wieder!“, fauchte ihn Sanzo an. „Unkraut vergeht eben nicht!“, bemerkte Rieko, gab Sanzo einen lässigen Klaps auf den Hintern und schnappte sich das Verbandszeug. „Na dann komm mal her!“ Gojo überhörte die Aufforderung konsequent und kniete sich neben Suki auf den Boden. Er hob sie besorgt auf und trug sie zurück zum Jeep, wo er sie neben Hakkai erneut zur Ruhe bettete. „Ist sie okay?“ „So okay wie man mit einer angeknacksten Wirbelsäule nur sein kann.“ Gojo sah betreten zu Boden. „Sie wollte dich retten, nicht wahr?“ „Ja.“ Er nickte schuldbewusst. Rieko funkelte ihn an. „Kannst du denn auch nicht EINMAAAL…!“ „Dann können wir ja jetzt losfahren…“, brummte Sanzo. „Ach. Und wie bitte schön? Wo sitzt dann der Rest der Truppe? Der ganze Rücksitz ist blockiert.“ „Mir doch egal. Ihr habt doch noch den Teppich.“ „Den kann nur Suki verwandeln. Und die sieht nich so aus als wollte sie das jetzt tun.“ Alle drei sahen auf das bleiche Gesicht unter den grünen Locken hinunter. Nachdem sie sich alle in äußerster Zurückhaltung und Disziplin geübt hatten, hatten sie eine siebenstündige Fahrt dicht an dicht aneinander gequetscht glückherrlich überlebt. Mit verspannten Gliedern und Rückenschmerzen stiegen Sanzo, Rieko und Goku murrend aus dem Wagen. Sanzos Fahrkünste hatten wie immer zu wünschen übrig gelassen, doch trotz Riekos ständigem Gequengel hatte er sich nicht vom Steuer weg bewegt. „So. Wir haben das Tal hinter uns. Für heute rasten wir hier.“ „Jawoll, Kommandant!“, spottete Rieko. „Ich will ja nicht murren… aber ich hab langsam Hunger…!“, bemerkte Suki zittrig, als sie, an Rieko gelehnt, mit dem Rest der Truppe wiedervereint um das Lagerfeuer saß, „Lasst mich raten. Wir haben wie immer nichts mehr?!“ „Oh doch! Wir haben noch altes Brot, junges Gemüse, einen Apfel, den ich dir REICHen könnte und…“, hob Hakkai gewohnt freundlich an. „Ich hatte nach was zu ESSEN gefragt, Hakkai.“ „Oh.“ „Wenn der werten Dame davon nichts zusagt, dann haben wir wohl nichts ZUESSEN.“ Sanzo verzog das Gesicht und bemühte sich so gut es ging Sukis Tonfall zu treffen. „Ihr elenden Waschlappen.“, sie murrte düster, erhob sich ächzend auf die Beine und stakste davon. „Wo willst du hin?“, rief ihr Gojo hinterher und machte Anstalten ihr zu folgen. „Was soll’n das werden? Ne Invalidenwanderung?! Bleib wo du bist, ich geh ihr hinterher…“, Rieko drückte ihn zurück auf die Erde, sprang leichtfüßig auf und folgte den Schlurfspuren ihrer Freundin. Sanzo sah sich bedächtig um, reckte den Kopf in jede Richtung und kam dann zu dem Schluss, dass die beiden Weibchen außer Hörweite waren. „Was war da gestern los? Seid ihr bescheuert, einfach alle abzuhauen? Mir ist es scheißegal ob ihr auf der Strecke bleibt, aber ihr gefährdet die Mission! Also keine Egotripps mehr, klar?!“ „Beruhig dich mal, Alter. Wir wurden von nem ganzen Bataillon Krieger angegriffen, es ist ja nicht so als ob wir drum gebeten hätten!“ „Nichts von dem was ihr gestern gesehen habt war echt!“ „Och, also die Klinge zwischen den Rippen hat sich verdammt echt angefühlt…“, Gojo zog grimmig sein Hemd hoch, unter dem ein dicker blutgetränkter Verband zum Vorschein kam. „Und was ist mit den Bildern und der Statue, sind die auch nicht echt gewesen?“ Hakkais Stimme war nicht mehr als ein verschwörerisches Zischen. „Es hat nichts zu bedeuten! Rainer Zufall!“ „Es gibt keine Zufälle.“ Goku saß starr und apathisch abseits des Feuers und fixierte einen Punkt in der Ferne. „Ich weiß ja nicht was euch gestern passiert ist…aber ich weiß jetzt mehr als ich jemals wissen wollte.“ „Was weißt du, Goku?“ „Was soll er schon wissen, er ist nur ein kleiner Affe!“ „Ein kleiner Affe der das ganze Himmelsreich um ein Haar unterworfen hätte.“ Alle sahen Sanzo erstaunt an. „Glotzt nicht so dämlich, wir wussten vorher schon das Goku ohne einen Magie-Kontroller ein Monster mit unbezwingbarer Macht ist…! Außerdem war er an einen Fels gekettet und trägt eine goldene Krone. Wer nicht total zurückgeblieben ist und eins und eins zusammenzählen kann….“ Er machte eine folgenschwere Pause, nach der aber nichts mehr kam. „Das soll Son Goku sein, der mächtige Affenkönig?! Und wer sind dann wir…?“ Suki wankte ziellos durch den Wald. „Suki, warte endlich!“, Rieko packte sie an der Schulter und zog sie auf den Boden, „Wo willst du denn noch hin?!“ „Keine Ahnung…“, keuchte sie müde. Erschöpft setzten sich beide Rücken an Rücken auf die Lichtung, unter ihnen die Erde, über ihnen der endlos blaue Sternenhimmel. Beide seufzten. Eine fast schon feierliche Stille trat ein, unterstrichen vom leisen Knacken im Unterholz und dem fernen Rumoren der nächsten Stadt. „Und wie war's mit dem Priesterchen?“, schnarrte Suki gehässig, als Rieko Anstalten machte einzunicken. Diese schreckte hoch, setzte sich wieder auf und funkelte erbost. „Was soll das heißen?!“ „Och komm schon! Ich hab euch doch gesehen als Hakkai und ich Gojo suchen gegangen sind…“ „Pff…du hast Halluzinationen…“ „Mh. Bestimmt.“ „Da war nichts.“ „Nein. Natürlich nicht.“ „Okay er hat mich geküsst.“ „Ach so. Na dann.“, Suki sah scheinbar höchst interessiert ihre Fingernägel an und wartete dass der Knoten platzte. „Okay, er lag auf mir, wir haben geknutscht und ein bisschen rum gemacht und wir hätten absolut phänomenalen Sex gehabt wenn Goku nicht dazwischen gefunkt hätte.“ Betretenes Schweigen. „Na bitte, geht doch. Warum nicht gleich so.“ Suki stand auf, zog Rieko ins Stehen und beide trotteten kichernd zurück zum Lager, den eigentlichen Grund für ihren Ausflug hatten sie längst vergessen. „Es ist doch scheiß egal wer wir sind, solange wir wir sind!“ „Ich weiß zwar nicht genau was er damit meint, aber da stimme ich Goku zu.“ „Es bringt uns nichts endlos zu spekulieren und uns damit selbst nur zu verwirren…“ „Ja ihr seid ja zum Glück nicht schon verwirrt genug!“ Rieko und Suki lachten und setzten sich wieder zu ihnen. Die Gruppe schwieg. „Ihr könnt ruhig weiterreden…“ „Nein, es ist alles gesagt.“, murrte Sanzo und verzog sich ins Zelt, gefolgt von Goku. „Tja, dann mal gute Nacht.“, Rieko schüttelte genervt den Kopf, „Wie im Kindergarten…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)