X-Men Evolutions von Owl_of_the_Arcane (-Ein neues Jahr-) ================================================================================ Kapitel 9: Bittere Wahrheit 2 ----------------------------- Die Mahlzeit verlief erstaunlich ruhig, was aber daran lag, dass die Schüler zumeist zu hungrig waren, um nebenbei noch zu reden. Nur die Geräusche von Geschirr und Besteck erfüllte den Speisesaal, indem die relativ kleine Schülerzahl samt Lehrern aß. Logan saß an seinem üblichen Platz am Lehrertisch den breiten Rücken der Schülerschaft zugewandt, sodass er sich schon des Öfteren den Spruch >>Ein schöner Rücken kann auch entzücken<< anhören musste, doch das störte ihn nicht, sollten die Schüler doch ihn damit aufziehen, irgendwann würden sie genug haben, wenn er keine Reaktion darauf zeigte und so war es auch geschehen. Alexis hatte ihr Essen regelrecht herunter geschlungen und merkte noch immer den scharfen Nachgeschmack der Suppe, der ihre Geschmacksnerven für den Rest dieses und des nächsten Tages wegbrennen würde. Angespannt wartete sie darauf, dass der Sportlehrer aufaß, um sich dann mit der Asiatin zu treffen und jenen Umstand zu besprechen, von dem Alexis sicher war, dass sie irgendetwas damit zu tun hatte. Eigentlich hatte sie geglaubt eine sehr geduldige Person zu sein, aber diese quälenden Minuten stellen ihre angespannten Nerven auf eine harte Zerreißprobe. Als es dann endlich soweit war, versuchte sie möglichst beiläufig aufzustehen und den Saal zu verlassen. Niemand würde das verdächtig finden und sich irgendetwas dabei denken. Kaum dass sie die schwere Holztüre und den dahinter befindlichen Saal hinter sich gelassen hatte, verhielt sie sich so leise sie konnte und folgte der Duftspur Logans, die sie dank ihres neuen, animalischen Geruchsinnes ohne Probleme erkennen konnte. Dem Geruch folgend gelangte sie schon bald in die Nähe der Krankenstation, dem Lebens- und Arbeitsraum der jungen Asiatin, die sich auch zu diesem Zeitpunkt dort aufhielt und auf ihren Lehrerkollegen wartete. Die Tür zur steril eingerichteten Krankenstation war geschlossen, doch als Alexis ihre feinen Katzenohren an die undurchsichtige Tür hielt, konnte sie die leicht gedämpften Stimmen der beiden Erwachsenen klar und deutlich vernehmen. „Was gibt es denn so Aufsehen erregendes, dass du unbedingt mit mir darüber sprechen wolltest?“ wollte Logan gerade wissen und sein Tonfall ließ neben Neugierde auch eine Spur Besorgnis erkennen, die aber von einer Prise Verärgerung gut überdeckt wurde. „Es geht um Alexis McGuinness. Ich habe etwas über sie herausgefunden, dass du unbedingt wissen solltest, Logan“, sagte Psylocke und machte eine kurze Pause, in der sie sich zu ihrem Computer umwandte und eine Graphik aufrief, die Logans DNS-Code mit all seinen Besonderheiten aufzeigte. „Ich kann nichts ungewöhnliches entdecken“, brummte der breitschultrige Lehrer und war sichtlich ungeduldig und verwirrt. Ungeduldig, da Psylocke endlich mit dem herausrücken sollte, was sie ihm zu sagen hatte. Er mochte es nicht, wenn jemand lange um den heißen Brei herumredete. Zum anderen war er verwirrt, da er der Graphik nichts besonders abringen konnte, was eine Erklärung für die Aufregung der Ärztin gewesen wäre. „Dann sieh dir dies hier an“, war alles was seine Kollegin daraufhin sagte und tippte kurz auf der Tastatur herum, um noch eine zweite Graphik von einem DNS-Code neben die andere auf den Bildschirm zu rufen. Das darauf folgende Schweigen war das von Erstaunen und Ungläubigkeit. Alexis, die nicht wirklich sehen konnte, was dort vor sich ging, wartete begierig darauf, dass die beiden ihre Entdeckung irgendwie kommentierten. Alexis Herz pochte schwer in ihrer Brust und sie merkte fast nicht, wie sie vor Aufregung den Atem anhielt, damit sie auf kleinen Fall die nächsten Worte verpassen würde. „Wie kann das sein? Ich meine sie ähneln sich, wie ich das sehe, fast in allen wesentlichen Merkmalen“, hörte sie das heisere und erstaunte Flüstern des Sportlehrers, dessen Augen zwischen den Graphiken hin- und hersprangen. „Es gibt nur eine Erklärung für solch eine Konstellation. Sie ist eine sehr enge Verwandte von dir. Um es kurz zu machen, sie ist deine Tochter. Alexis ist deine Tochter, Logan.“ Stille. Die Stille, die auf diese Worte folgte, war alles durchdringend. Alexis war nicht weniger geschockt über diese Erkenntnis als Logan, dessen Gehirn sich immer noch gegen diese Tatsache sträubten aus vielerlei Gründen, zumal er immer davon ausgegangen war, dass er keine Familie mehr hatte geschweige denn in seinem früheren Leben Nachwuchs gezeugt hatte. Die wildesten Gedanken kreisten durch seinen Kopf und verwandelten seine Gedanken zu einem chaotischen Scherbenhaufen. „Weiß sie es schon?“ fragte er heiser und räusperte sich, doch die Ärztin verneinte, da sie ja nichts von ihrem heimlichen Zuhörer ahnen konnte. Alexis wurde ganz seltsam zumute, was an dem Schock lag, den sie ähnlich wie Logan erlitten hatte. Mal wurde ihr unendlich warm und dann kroch wieder eine Kälteschauer über ihren Rücken gefolgt von einer Gänsehaut, bei der sich jedes ihrer feinen Fellhaare aufstellte. //Logan ist mein leiblicher Vater!?// war alles was sie denken konnte. Völlig aufgelöst und verwirrt rannte sie fort, so als würde sie vor einem Alptraum oder einer Gefahr fliehen. An für sich hätte sie in Jubel und Freude ausbrechen müssen, jetzt da sie ihren Vater, ihren leiblichen Vater, gefunden hatte, doch auf Grund des Schocks konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Sie wusste nicht einmal wohin sie lief, bis sie fast außer Atem vor der grünen Bank unter den buntblättrigen Linden stehen blieb. Kraftlos ließ sie sich auf die Bank fallen und starrte hinauf in den klaren, blauen Himmel. Ihr war als würde erneut ihre kleine, bekannte Welt auf dem Kopf stehen und vor ihren Augen auseinander brechen. Wie ein Spielball wurde sie von schicksalhaften Ereignissen durchgeschüttelt und umher gestoßen, dass sie keinen festen Halt mehr finden konnte. Ihr schien es fast unmöglich sich anzupassen und wenn es ihr doch einmal gelang, so veränderte sich ihre Welt wieder und sie war so schlau wie zuvor. Schwer seufzend zog sie ihre Beine an und stützte ihren Kopf darauf, während sie mit geschlossenen Augen nochmals das Gehörte Revue passieren ließ. Je öfter sie darüber nachdachte, desto mehr gewöhnte sie sich an die Vorstellung, dass der meist grimmig dreinschauende Lehrer ihr Vater sei. Sie fragte sich, wie er wohl darüber dachte und ob er sich freute, oder es eher gleichgültig hinnahm. Alexis mochte den schweigsameren Sportlehrer und hoffte, dass sich ihr Verhältnis zueinander nicht durch diese familiäre Bindung beeinträchtigt wurde. Das war eine brüchige Hoffnung, denn sie hatte keine Ahnung, wie er die Situation einschätzte. Würden er oder Psylocke das vermeintlich unwissende Mädchen über den Familienstand aufklären, oder lieber im Dunkeln lassen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)