X-Men Evolutions von Owl_of_the_Arcane (-Ein neues Jahr-) ================================================================================ Kapitel 3: Schulbeginn ---------------------- Der nächste Tag begann anstatt üblicherweise mit einem Wecker, dieses Mal mit einer gewaltigen Erschütterung, die das Institut in seinen mächtigen Grundfesten erbeben ließ. Erschrocken und verstört flogen die noch schläfrigen Studenten aus ihren Betten, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Manch einer ahnte schon was bzw. wer da frühmorgendlich so einen Aufstand fabrizierte. Es war kein geringerer als Lance, der wegen seiner Fähigkeit Erdbeben auszulösen auch Avalance genannt wurde, wobei sich alle einig waren Earthquake hätte ihm vom Namen her besser gestanden. Zu diesem äußerlich reifen Jungen, der sich gerne vor dem weiblichen Geschlecht als Aufreißer und Macho gab, sollte man wissen, dass er zu jener Gruppierung von Mutanten zählte, der Bruderschaft, die Menschen verachteten und ihre Kräfte bedenkenlos gegen sie einsetzten. Der Grund warum er gerade das Xavier Institut aufsuchte, war recht subtil. Einige wenige wussten davon, manche spekulierten darüber, andere wiederum hatte keine Ahnung davon, dass Kitty und Lance eine Quasi-Beziehung führten. Beide hätten diese Behauptung abgewiesen, wenn man sie gefragt hätte, aber es war Fakt und der Grund warum der ungehobelte und selten beherrschte Junge die Schüler und Lehrer aus den Betten gerissen hatte. "Ich will dem Institut beitreten", bluffte Lance gerade Logan ins Gesicht, der wenig begeistert auf den Jungen herabsah, zumal er sich an das letzte Mal erinnerte, als der schwierige, schwarzhaarige Junge versucht hatte sich der Schülerschaft anzuschließen und auf Grund seiner mangelnden Disziplin und Selbstbeherrschung sowie wegen seines unkontrollierten und gewissenlosen Umgang mit seinen Kräften schließlich von der Schule geflogen war. Auch der sonst aufgeschlossenen und tolerante Schulleiter Professor Charles Xavier verdeutlichte seinen Standpunkt mit einem energischen Kopfschütteln. "Du hast in der Vergangenheit mehrmals bewiesen, dass du den einfachen Anforderungen der Schule nicht gerecht werden kannst, deshalb rate ich dir, wieder zurück zur Bruderschaft zu gehen." Diese strikte Zurückweisung führte zu seinem erneuten, heftigen Beben, das den Boden erzittern ließ. "Ihr werdet mich schon noch aufnehmen, denn ihr braucht mich", prophezeite Lance und sprang dann wütend auf sein Motorrad, dessen Motor er kurz aufheulen ließ und dann die Auffahrt hinabrasend aus dem Blickfeld verschwand. Kitty hatte die ganze Angelegenheit mitbekommen. Einerseits tat es ihr Leid um Lance, dass er sich die Mühe gemacht hatte trotz allen Widrigkeiten hierher zu finden und dann abgelehnt zu werden, andererseits war sie auch froh darum, da es doch nur Probleme gegeben hätte. Schließlich gaben die Lehrer Entwarnung und die allgemeine Atmosphäre entspannte sich wieder. "Jetzt da ihr schon mal wach seid, können wir gleich mit ein wenig Frühsport beginnen. Ich will euch gleich noch vor dem Frühstück auf dem Sportplatz sehen und wehe es wird wieder rumgetrödelt. Wer meint einen auf faul machen zu müssen, erhält von mir persönlich ein paar Extrarunden auf dem Aschenplatz, also hopp hopp", rief Logan grimmig vergnügt seinen Schützlingen zu, bereit die verweichlichte Brut, so wie er sie an schlechten Tagen nannte, zu konditionierten Sportlern zu machen, die auch bei härtesten Bedingungen gut abschnitten. Er selbst sagte stets, dass das Leben kein Kinderspielplatz sei und gnadenlos den Menschen zu seinem versklavten Spielball mache, sofern dieser sich nicht dagegen wehren könne. Trotz der Härte seiner Methoden wurde er anerkannt und geachtet, schließlich bereitete er sie darauf vor in einer meist feindlich eingestellten Gesellschaft zu überleben. Es war also kein Sadismus, der ihn dazu antrieb, sondern schlichtweg Sorge und Voraussicht. Pünktlich traten die wenigen Schüler, momentan waren es nicht mehr als neun, am Sportplatz an. "Gibt es ein bestimmtes Programm, das er immer abklappert?" fragte Alexis leise ihre Nachbarin. "Morgens wärmen wir uns mit zwei Runden auf dem Aschenplatz ein, Springen dann eine Weile oder Werfen je nachdem, abschließend spielen wir dann noch eine Runde Basketball", erklärte Kitty und wurde von ihrem immer noch mürrisch dreinblickenden Lehrer dazu eingeteilt mit Alexis und Rouge die Rundenanzahl zu laufen. "Was ist eigentlich deine besondere Fähigkeit?" Es war das erste Mal, dass Rouge das Mädchen von sich aus ansprach. Alexis zuckte die Schultern. "Das habe ich bisher noch nicht herausgefunden. Als meine Eltern meine Katzenaugen bemerkten, wollten sie mich vor die Tür setzen. Allein meine Mutter hatte noch ein wenig Mitleid mit mir und telefonierte schließlich mit Professor Xavier, dass ich hier aufgenommen werde. Anscheinend hat es da anfänglich einige Furore darum gegeben, allerdings weiß ich nicht warum. Ich hatte versucht das Telefonat zu belauschen, wurde aber leider von meinem griesgrämigen Vater erwischt und in den Keller eingesperrt", erklärte sie und ihre gelben Augen schimmerten leicht, als sie sich daran zurückerinnerte. Kitty wechselte schnell das Thema, da sie ihre neue Freundin nicht traurig machen wollte. "Hast du Lust heute mit an den See zu fahren? Wir wollten da ein kleines Picknick machen und schwimmen gehen." Begeistert nickte Alexis und vergaß im Vorausblick auf die Entspannung am Nachmittag die trüben Gedanken und die Anstrengungen des Sporttrainings. Bald ertönte der schrille Pfiff von Logans Pfeife, die das Ende ihrer Sporteinheit verkündete. Völlig ausgepowert, aber zufrieden quälten sich die Schüler nun angeführt von einem zufriedenen Logan zu dem kleinen Essenssaal, der neben der Küche noch als Essraum zur Verfügung stand. Storm hatte sich um ein ausgewogenes und leichtes Frühstück gekümmert, das aus Vollkorntoasts, Eiern und Obstsalat bestand. "Nicht schon wieder Obst", klagte Kurts Stimme zu den Mädchen herüber, als er gerade von der Anrichte kam, wo er sich sein Essen abgeholt hatte. "Ohne Vitamine wirst du nie groß und stark", belehrte ihn Beast gutmütig, der gerade durch die Reihen der Schüler zu Storm ging, um ihr etwas leise mitzuteilen, wobei sein Blick kurzzeitig auf Alexis ruhte. Diese hatte das sonderbare Gefühl, dass die beiden Lehrer gerade über sie redeten und nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, war es nichts Gutes. Während der ganzen Frühstückszeit überlegte sie, was dies bedeuten mochte, doch ihr viel nichts ein, was zu einer Beschwerde gegen sie hätte führen können, schließlich hatte sie sich nichts zu Schulden kommen lassen. Als sie es nicht mehr aushielt, berichtete sie Rouge und Kitty davon, doch beide waren sich einig, dass das nichts zu bedeuten habe und sie sich deswegen keine Sorgen zu machen brauche, doch Alexis ließ dies keine Ruhe mehr, sodass sie in der anschließenden ersten Unterrichtsstunde beinahe die falschen Chemikalien mit einander gemischt hätte, was zu einer gefährlichen Explosion geführt hätte, doch ihre beiden Zimmergenossinnen erwiesen sich als wahre Schutzengel. So erstaunlich es auch war, die drei hatten in kurzer Zeit eine feste Freundschaft untereinander aufgebaut, von der jeder von ihnen profitierte. Jeder half dem anderen aus und war bereit Probleme und Fragen auszudiskutieren und zu lösen. Nach der Doppelstunde Chemie folgte nun eine Einzelstunde Biologe bei Professor Xavier über das Sezieren von Fröschen. Zu dritt arbeiteten sie abwechselnd an einem toten Tier und legten nach und nach die verschiedensten Organe frei, um sie zu skizzieren und Informationen über diese tabellarisch festzuhalten. Am Ende der Stunde sichtete der Schulleiter die Tabellen und war sichtlich zufrieden mit den Ergebnissen. "Alexis, bitte bleib noch. Ich möchte mit dir noch über etwas wichtiges Reden", bat er und die angesprochene Schülerin spürte, wie sich ihre Nackenhaare sträubten. //Jetzt ist es also soweit...// dachte sie bei sich und ein leichter Knoten im Hals erschwerte ihr das Atmen. "Setz sich bitte", forderte Xavier sie auf und kam ohne Umschweife zum Punkt des Gesprächs. "Es ist meine traurige Pflicht dir mitzuteilen, dass deine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind", setzte er an und musterte das bleiche Mädchen vor sich. Alexis hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit so etwas, allerdings musste sie sich eingestehen, dass es sie nicht so schwer traf, wie sie erwartet hatte. Die Tatsache, dass ihre Eltern nichts mehr von ihr hatten wissen wollen, als sich zum ersten Mal gezeigt hatte, dass sie eine Mutantin war, hatte zu einem unwiderruflichen Bruch im Familiengefühl geführt, sodass ihr dieser Umstand nur sehr unreal vorkam. "Allerdings ist das nicht das einzige, was ich dir zu sagen habe. Bei dem Telefonat, das ich kürzlich noch mit deinen Eltern geführt habe, habe ich erfahren, dass du adoptiert wurdest, deine leiblichen Eltern also noch leben", erklärte er möglichst behutsam. Alexis sah ihn an als hätte sie einen Geist gesehen. Wenn sie geglaubt hatte, dass der Tod ihre bisherigen Eltern schlimm zu verkraften sei, so war dies doch die abschließende Krönung. Mitfühlend strich er mit seinen rauen Fingern über ihren Handrücken, um so symbolisch ein wenig Trost zu spenden. "Ist sonst noch etwas", fragte das geschockte Mädchen nach, doch es gab nichts mehr, was er ihr zu sagen hatte, sodass sie nickend aufstand und das Klassenzimmer aufgelöst verließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)