Die Geschichte eines Pechvogels von Cab ================================================================================ Kapitel 1: Freitag der 13 die erste ----------------------------------- Nick sitzt an der Theke und hält sich an seinem Whiskyglas fest. Die Anzahl der eingenommenen Drinks verschwimmen im Nebel seines Bewusstseins. Die Sicht ist stark beeinträchtigt, was zur Folge hat, dass seine Umwelt in einer angenehmen Weichzeichnung erstrahlt. Gedankenversunken hockt er da, wobei der Kneipenlärm an ihm vorbei rauscht. Wie lange er schon so auf dem Barhocker klebt, weiß nur der Barkeeper, der geflissentlich für Nachschub sorgt. Warum? Warum? Dieses einzige, jedoch bedeutungsschwere Wort setzt sich hartnäckig und unbarmherzig in seinen Gehirnwindungen fest. Tausend Fragen durchwanderten schon den ganzen heutigen Tag seine Gedanken, aber das Warum stand immer wieder am Ende dieser Frageflut. Drink für Drink wurden die Fragen weniger nur dieses verdammte "Warum" bleibt bis zu dem jetzigen Zeitpunkt stehen. Nicht dass dies genug war, nein, dieses rücksichtslose Superlativ wird sogar lebendig. Zuerst sieht er aus dem Augenwinkel, wie es sich in der Schale mit den Erdnüssen suhlt. Zwei Schluck Whisky später schaut es ihn von der Zapfanlage vor ihm direkt in die Augen. Nick versucht es zu ignorieren, wie er so vieles unangenehme in seinem Leben schon ignoriert hatte. Aber dieses penetrante Warum lässt nicht locker. Nach dem es einige Zeit so dagesessen hatte, ohne beachtet zu werden, klammert es sich an den Rand des Whiskyglases. Als dies keine Reaktionen bei ihm auslöst, erklimmt es seine Nasenspitze und steht nun triumphierend und unausweichlich in seinem Blickfeld. Nicks Glück besteht darin, dass er gerade in diesem Moment sein Bewusstsein verliert und in einen tiefen und ruhigen Schlaf sinkt. Eins zu Null für Nick. Dem Barkeeper ist dieser Anblick nichts Neues oder Ungewöhnliches mehr. In den Jahren, die er hier schon hinter dem Tresen steht, hat er schon oft solche Abenden mit diesem Gast erlebt. Normalerweise lässt er ihn etwas seinen Rausch ausschlafen, ruft ein Taxi, nimmt das Geld für die Drinks aus dem ihm anvertrauten Portmonait und weckt ihn, wenn der Fahrer in der Tür steht. So wird er es auch dieses mal tun, zumindest nimmt er sich dies vor. Doch wie es die Tücken des Lebens so wollen, gelingt es nicht immer seine Vorsätze auch in die Tat um zu setzen. Was dieser proppe Barangestellte nicht berücksichtigt, beziehungsweise nicht wissen konnte, bettet Nick sein Haupt nicht wie sonst aus Erschöpfung auf seine blank polierte Theke. Die heutige eingenommene Alkoholmenge hatte die Betäubungskraft einer Schachtel Valium, die wahrscheinlich sogar ein Rinozeross umgehauen hätte. So muss er feststellen, dass nicht einmal ein Maß Wasser den Schlafenden diesmal wecken kann. Er versucht es trotzdem mehrmals, um auch ganz sicher zu sein. Nun doch etwas aus seinem Konzept gebracht, steht er neben diesen jetzt feucht gewordenen Stammgast. Als der Taxifahrer, der in dieser Nacht das Vergnügen hat, das leicht verwahrloste Bündel nach Hause zu karren, in der Tür stand, schaut er ihn ratlos und hilfesuchend an. Ein breites Lächeln strahlt ihm entgegen und mit großen Augen konnte er beobachten, wie der Fahrer dieses an einen Hundewelpen erinnerndes Paket sich auf die Schulter hievt und von dannen trottet. Vor Erleichterung aufatmend, macht sich der Barkeeper daran die letzten Arbeiten zu erledigen, um auch Richtung Heimat zu gehen. Ob er ein schlechtes Gewissen hat, weil er seinen treusten Stammgast einem ihm vollkommen fremden Kerl ausgeliefert hatte? Keine Spur. Aus den Augen aus dem Sinn. So ist es auch möglich, dass Nick nicht an den Bestimmungsort gelangt, an den er womöglich hätte gern sein wollen. Aber die himmlische Bewusstlosigkeit ließ ihn das noch nicht erahnen. Das Erste was Nick nach seinem Erwachen realisiert, ist der wohligwarme Kokon, der ihn umhüllt. Danach kommt der herbe aber angenehme Geruch. Und als letztes nimmt er die muskulösen Arme, die ihn zart umschlingen, wahr. .... Herber Geruch? Muskulöse Arme? Langsam, ganz langsam, wie zäher Sirup, sickern die Informationen in sein in Watte gepacktes Hirn. Mit einem Satz springt er aus dem Bett, um sogleich auf den harten Parkettboden aufzuschlagen. Dieser Umstand kommt ihm sehr gelegen. In seinem Kopf explodieren mehrere Supernoven und sein Inneres will sich in die weite Welt davon machen. "Memo an mich selbst - keine hektischen Bewegungen!", schießt es Nick durch seine Gedanken. "Hey! Alles in Ordnung? Soll ich dich ins Badezimmer bringen?" Die verschlafene und heißere Stimme dringt in sein Ohr und gleichzeitig stützt eine Hand zart aber kraftvoll seine Schultern. Wieso zieht in diesem Moment ein Filmausschnitt an seinem inneren Auge vorbei, in dem ein Inhaftierter von einem alten Knastbruder davor gewarnt wurde, sich nicht in der Gemeinschaftsdusche nach einem Stück Seife zu bücken? Ein weiterer Sprung zur Seite und einen Galaxieuntergang später, fällt ihm wieder sein in Gedanken notiertes Memo ein. KEINE HECKTISCHEN BEWEGUNGEN!!! O.k., o.k.! Was war gestern geschehen. Zuerst einmal hatte er verschlafen, weil er die Präsentation für das an diesem Tag festgelegte Meeting bis spät in die Nacht fertiggestellt hatte. Im Büro musste er feststellen, dass der charismatische Kollege, der sich seit Wochen bei ihm eingeschleimt hatte, die Gunst der Stunde nutzte, um sich vor dem Chef zu profilieren, in dem er Nicks Idee als seine ausgab. Vor dem Mittagessen wurde er von seiner Mutter unter Tränen in Kenntnis gesetzt, dass sie sich von seinem Vater trennen wird. ...Das fünfte mal in diesem Jahr. Nachmittags kam die Aufforderung vom Chef bei ihm im Büro anzutreten. Nach einer gehörigen Kopfwäsche und einer Abmahnung reicher, traf er auf Kirsten Charm. Diese eröffnete ihm auch sogleich ihren Entschluss, dass aus ihnen beiden nichts "festes" werden kann. Somit sind auch weitere Dates mit ihr also ausgeschlossen. Ein Autounfall , mit leichtem Blechschaden, und eine aufdringliche Anmache später, traf er in seiner Lieblings Bar ein. Bis zu diesem Zeitpunkt war es ein ganz normaler Tag für Nick. Er bestellte sich einige Drinks. Dann noch welche. Und danach ... Filmriss! Hatte er gestern tatsächlich soviel getrunken, dass er die Übersicht darüber verloren hatte? Es war doch sonst nicht seine Art sich so gehen zu lassen, oder? Auch wenn er in Selbstmitleid und in Depressionen versinkt, behielt er immer noch ein Stück klarer Verstand zurück. Nick betrachtet nun sein Gegenüber zum ersten mal. Zuerst versteht er nicht warum dieser einem unscharfen Foto gleicht. Bis ihm auffällt, dass er seine Brille nicht aufhat. Also schärft er seinen Blick, in dem er die Augen ein Wenig zusammenpetzt und einen Punkt focusiert. Gleich im nächsten Moment riss er diese wieder weit auf. Der Kerl war nackt gleich bei seiner Geburt! Na, gut. Er war sicherlich nicht so groß an diesem Tag gewesen. Hatte wohl auch nicht solche breiten Schultern und diese schlanken und sehnigen Gliedern. Und ganz sicher auch nicht dieses riesen große......STOPP! Was tut er denn da? Hey, halloho! Er war gerade im Begriff sich einen Männerkörper näher als angemessen zu betrachten. Nick schüttelt bedächtig den Kopf in Erinnerung seines mentalen Memos und notiert sich gleich noch dazu sich nach einer Frau zu einem späteren Zeitpunkt umzuschauen. Dabei erblickt er seinen Körper, der ebenfalls wie Gott ihn schuf auf dem Boden saß. O.k.! JETZT ist Panik angesagt! Ein schneller Blickwechsel zwischen ihm und diesem Fremden, gefolgt von einer Flutwelle an Fragen, auf der das kleine Warum vergnügt surft. "Wer? ... Wo? ... Was?", stammelt Nick geschockt. Ein nachsichtiges Lächeln erscheint auf dem markanten, aber dennoch attraktiven Gesicht. Seltsamer Weise verstand "Mr. Stranger" Nick auf anhieb. "Rob Stone. Taxifahrer. In meiner Wohnung. Gestern Nacht zu betrunken gewesen, um mir zu sagen wo du wohnst." Nick fand, dass dieser Rob sehr zufrieden aussah, weil er ihm auf die gleiche kurzangebundene Art antworten konnte. "Warum habe ich mit ihnen in dem Bett geschlafen?" Aus seinen Augenwinkeln sieht er wie das kleine Warum vor Freude rosige Wangen bekommt, da er es angesprochen hatte. "Ich besitze keine Couch und ich wollte keinen von uns beiden den harten Fußboden zumuten." Das schelmische Grinsen behagt Nick nicht besonders. "Und warum sind wir nackt?" Er glaubt zu hören wie das kleine Warum wohlig aufzuseufzen beginnt. "Ich schlafe am liebsten nackt und deshalb besitze ich auch keine Pyjamas, die ich dir hätte ausleihen können." Klang irgendwie logisch. Nick wollte in diesem Moment eine simple und logische Erklärung. Deshalb übersieht er auch das hinterhältige, charmante Feixen, dass ihn sofort wieder misstrauisch gemacht hätte. "Ach so." Um nicht länger wie Adam im Paradies auf dem Erde zu hocken, rappelt er sich auf und schwankt zum Bett. Dort lässt er sich schwer darauf plumpsen und verhüllt ganz nebenbei seine untere Körperhälfte mit dem Laken. "Ehm... Ich will ja nicht unhöflich wirken, aber... könnten sie mir meine Kleider reichen?", wandte sich Nick an den Riesen , der nun vor ihm stand. "Verdammt war der eben auch schon so groß?", wundert er sich, während er Robs Erklärungen lauscht. "Tut mir leid, die hab ich in die Wäsche getan, nach dem du dich erbrochen hattest. Ich leih dir etwas von mir." Nick wurde rot. Dieser Kerl hat ihn nackt gesehen! Dieser Kerl hat gesehen wie er sich die Seele aus dem Leib kotzte! Wie intim könnten sie denn noch werden?!... Ein Flashback mit dem Inhalt von Gemeinschaftsduschen und Stücke von Seife rast durch seine Gedanken. "Gut. Soweit wollen wir's dann doch nicht kommen lassen", grummelt Nick. Der rotblonde Taxifahrer kramt in der Zwischenzeit mehrere Kleidungsstücke aus seiner Kommode. Die Brille hat Nick auf dem Nachtisch gefunden, aber er hält sie immer noch in der Hand, weil er keine schärfere Sicht auf diesen unbeschwerten und immer noch nackten Rob haben wollte. "Hier!", mit einem überaus liebenswürdigen Lächeln reicht der Mann ihm die Kleidung. Nach dem Nick die Sachen in den Händen hielt, dreht der Andere sich um und mit einem "ich kümmere mich um das Frühstück" verschwand er aus dem Zimmer. So hastig wie es ihm in seinem Zustand möglich war, streift er sich die geliehenen Sachen über. Am Ende musste er feststellen, dass Rob Stone ein wahrer Hüne ist. Trotz den 1,85 m Körpergröße, die er misst, überragen die Ärmel und Hosenbeine seine Glieder um mindestens 20cm. Mit ein paar schnellen Handbewegungen sind Beides auf ein angemessenes Maß aufgerollt, so dass er nicht Gefahr läuft darüber zu stolpern. Um sich etwas zu sammeln, seufzt er tief auf und schaut sich im Zimmer um. Ein Bett, eine Kommode, ein Beistelltisch, welches er mit einem Nachtisch verwechselt hatte, eine e-Gitarre, Verstärker und noch eine Gitarre bilden die komplette Einrichtung. Hier und da liegen verwaiste Kleidungsstücke. Auf der Kommode stapeln sich ein paar Magazinen. "Eine typische Studentenbude.", schießt es ihm durch den Kopf. Mit einem innerlichen Ruck rafft er sich auf, marschiert durch die Zimmertür und findet sich in einem mikroskopisch kleinen Hauseingang wieder. Linkerhand versperrt ihm eine weitere Zimmertür die Sicht. Vor ihm erblickt er die rettungsverheißende Haustür und von rechts strömt der Duft von frischem Kaffe und geröstetem Toastbrot durch eine Schiebetür. Seltsamerweise verspürt er keine Abneigung, im Gegenteil sein Magen verlangt lautstark nach etwas Essbarem. Also strebt Nick der offenstehenden Schiebetür statt der freiheitsheischenden Haustür entgegen und war heilfroh, dass Rob sich dazu erbarmt hatte, eine Jogginghose überzustreifen. Wie er so dasteht und sich in dieser Miniküche umschaut, kommen ihm wieder mehrere Fragen in den Sinn. Und das kleine Warum tummelt sich fröhlich in der Zuckerdose. "Tun sie das öfters?", hört Nick sich fragen. "Frühstücken? Jeden Morgen", antwortet der Blondschopf mit einem verschmitzten Grinsen. Etwas aus seinem Konzept gebracht, schaut er ihn verwirrt an. Ein zaghaftes Lächeln breitet sich nun auch auf seinen Lippen aus. "Nein, das meinte ich nicht." Etwas ernster fügt er hinzu: "Betrunkene Fahrgäste in ihre Wohnung mitnehmen?" Der Hüne drückt ihm einen Kaffeebecher in die Hand und Nick kostet vorsichtig von der dunklen wohlriechenden Flüssigkeit. "Nur wenn sie süß sind." Mit lautem Husten und nach Luft ringend, spuckt Bolder den Kaffee wieder aus. "Oder wenn sie mir leid tun", ergänzt Rob spitzbübisch. Alles klar! Nick Bolder weiß nun, dass man einen Rob Stone nicht unterschätzen darf. Dieser Kerl macht sich einen Heidenspaß daraus ihn aufzuziehen. Nicht nur das, sondern er spielt auch mit Nicks mühsam errungenen Fassung. Schließlich wacht er nicht jeden Tag neben einem wildfremden nackten Kerl in einer ihm vollkommenen fremden Umgebung auf. Warum muss ihm immer so etwas total Schräges passieren? Warum scheint es, dass er das Pech magisch anzieht? Und warum schaut ihn dieses zum Leben erwachte kleine "Warum" so verliebt an? "Mach dir keinen Kopf darüber. Ich hatte nach dieser Tour Feierabend und ich wollte mich nicht noch mit Formalitäten abplagen." Rob musste wohl die steile Falte auf seiner Stirn aufgefallen sein, wenn dieser sich zu einer mehr oder weniger vernünftigen Erklärung herab ließ. "Formalitäten?" Nick hat keine Ahnung wovon sein Gegenüber sprach. Anscheinend strapaziert der unwillige Gast mit seinen Fragen die Nerven von dem Riesen. Mit einem ergebenen tiefen Aufseufzer setzt sich dieser an den kleinen klapprigen Küchentisch und schaut Nick mit seinen moosgrünen Augen an. "Geschieht ihm recht! Mir geht es momentan nicht anders!", dachte dieser schmollend. "In deinem Fall wäre der formale Weg gewesen, dich bei der Polizei abzuliefern, damit du deinen Rausch in einer Ausnüchterungszelle ausschlafen konntest. Ich hätte einen Papierkrieg ertragen müssen, da du keine Personalien bei dir trugst. Keine Ahnung wie spät es gestern geworden wäre, wenn ich mich dazu entschlossen hätte. Einfacher war es da, dich mit zu mir nach Hause zu nehmen und selbst nach deinem Namen und deiner Adresse zu fragen." Polizei! Er wäre auf einer harten Liege in einer stinkigen Zelle statt einem weichen Bett aufgewacht? Was hätte danach noch alles passieren können? Kollegen hätten davon erfahren können? Sein Chef wäre womöglich darauf gestoßen und.....Nick wollte gar nicht mehr weiter denken. Schlicht und einfach er wäre in Teufelsküche gekommen. Er tastet nach dem anderen Küchenstuhl und setzt sich behutsam darauf. Kreidebleich und ungemein erleichtert flüstert er seinem Retter ein "Dankeschön" zu. "Kein Problem." Das darauffolgende Lächeln von diesem Menschen lässt ihn beinahe erblinden. "Und?" Erwartungsvoll schaut ihn Rob an. "Und was?" Die Blicke der beiden Männer treffen sich. Moosgrüne funkelnde Juwele in matte abgespannte Aquamarine. Bolder kann sich keinen Reim darauf machen, was dieses in den Raum geworfene "und" sollte. "Wie ist denn nun dein Name?" Nick hat das Gefühl als würde ihm ein Zentner schweren Hammer auf den Schädel gedonnern. Was in seinem Zustand ganz und gar nicht angenehm ist. Klar, er hatte die ganze Zeit Fragen gestellt und auf Antworten gepocht, aber dabei ganz vergessen einige wichtige Details zu erwähnen. "Nick Bolder. Tut mir leid das ich ihnen solche Umstände bereite" Zerknirscht stellt er sich nun offiziell seinem neuen Bekannten vor. "Dann hab ich bei dir eben etwas gut." Dieser Kerl muss eine Frohnatur sein, so oft wie er nun Nick angelacht hatte. Siedend heiß kommt ihm Robs nebenbei erwähnte Bemerkung in den Sinn. "Ich hab keine Papiere bei mir gehabt? Aber wo ist denn meine Geldbörse? Da steckte doch alles drin. Oh mein Gott! Meine Kreditkarten, mein Führerschein.... alles war in diesem Ding!" Leicht verzweifelt und Hände ringend sitzt er da. "Nun mal ruhig Blut, Nicki! Du rufst jetzt einfach bei deiner Bank an und lässt die Kreditkarten sperren. Somit wäre der größte eventuelle Schaden gebannt. Und bei der Polizei meldest du einfach, dass deine Papiere verloren gegangen sind." Rob legt beruhigend seine große Pranke auf Nicks schmalen und verkrampften Hände und drückt sie aufmunternd. "Oh, verdammt noch mal! Warum bin ich nur so ein Pechvogel?!?", schrie der Leidgeplagte auf, um seine Frustration Herr zu werden. Das kleine Warum schaut ihn mit weit aufgerissenen Augen erschrocken aus der Zuckerdose an, wobei es sich eine klebrigsüße Hand auf den Mund legt. Nach einer Weile hat es sich wohl von dem Schock erholt und zuckt mit den Schultern als wolle es sagen: "Was fragst du mich?" Nick funkelt es wütend an. Unbeeindruckt grinst es keck zurück. Nick muss sich geschlagen geben. Eins zu eins! Unentschieden! Resigniert nahm er wieder seine Umgebung wahr. Und traf auf den weichen Blick von Rob, der nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war. Erst jetzt bemerkt er die warmen Hände auf seinen eiskalten. "Was zur Hölle geht hier vor sich?", denkt er noch, bevor sich seine Gedanken überschlagen. Ihm fällt ein, dass seit er hier in dieser fremden Wohnung aufwachte, der Besitzer sich höchst seltsam verhielt. Die persönliche lockere Anrede, wenn er mit Nick spricht. Hey, hat er nicht eben erst "Nicki" zu ihm gesagt? Niemand nennt ihn "Nicki", außer seiner Mum, der er das einfach nicht abgewöhnen kann. Und ständig diese unauffälligen Berührungen. Und zu guter letzt diese Nähe. Er steht so hastig auf, dass der Küchenstuhl gefährlich kippt. Nick fing ihn während des Falls auf und stellt ihn zwischen sich und dem leicht überraschten Riesen. "Ehm... Ich sollte...Sie haben recht, ich muss mich um diese Angelegenheiten kümmern. Äh... Also... Am Besten sofort." Nervös vermeidet er den Blickkontakt zu Rob und macht Anstalten die Küche zu verlassen. "Ich habe kein Netztelefon, aber ein Handy. Du kannst es benutzen." Der hilfsbereite Taxifahrer reicht ihm das Handy. "Ich fahre dich später zu deiner Wohnung. Schließlich hast du kein fahrbarer Untersatz." Auto? Da war doch was? Angestrengt denkt Nick nach. Irgendwas hatte er vergessen. Etwas das ihm gleich hätte einfallen müssen, wenn sein Schädel nicht einem Technoclub geglichen und dieser Fremde ihn nicht so verwirrt hätte. Aus den tiefsten Tiefen seines Unterbewusstseins kroch zeitlupengleich eine wage Erinnerung ans Tageslicht. Zuerst wabert es in sein Zwischenbewusstsein. Nach weiteren endlos wirkenden Minuten schlich es sich an seinen Synapsen entlang in das Bewusstsein. Nick hat Schwierigkeiten das volle Ausmaß dieser Erinnerung im ersten Moment zu realisieren. Noch immer leicht unsicher gibt er das Handy seinem Besitzer zurück. "Ich glaube, ihr Handy brauche ich nicht mehr." Von Minute zu Minute verspürt er eine stetig wachsende Erleichterung in sich. "Aber, wenn sie so freundlich wären mir ein Taxi zu rufen, so muss ich ihre Gastfreundschaft nicht zu sehr ausreizen und sie dazu veranlassen mich nach Hause zu bringen. Zu dem ich einen kleinen Umweg machen muss, da mir einfiel wo sich meine Papiere vermutlich befinden." Die letzten Worten werden von Nick immer schneller ausgesprochen. Woran er sich erinnert hatte, war nicht mehr oder minder der Ort beziehungsweise die Person, welche er ohne große Vorbehalte seine Wertsachen am vorherigen Abend anvertraut hatte. Er ist nun voller Tatendrang und will endlich loslegen, um diesen anhaltenden Alptraum zu beenden. "Erstens! Dich nach Hause zu fahren, tue ich sehr gerne. Der Umweg nehme ich natürlich in kauf. Zweitens! Auch wenn ich jetzt weiß, dass du voller Elan den Tag beginnst, muss ich auf mein Frühstück bestehen. Ich bin nämlich mit leeren Magen nicht allzu umgänglich." Das überrascht Nick. Bisher macht Rob keine Anstalten sich wie ein Morgenmuffel zu benehmen. "Drittens!", führt dieser seine Ausführungen fort, "Solltest du es langsamer angehen, da dein Körper sicherlich noch nicht vollständig nach deinem gestrigen Gelage wieder hergestellt ist." Wie auf Stichwort rumort es in Nicks Magen. In seinem Kopf beginnt es sich zu drehen und eine Welle der Übelkeit überschwemmt ihn. Mit entsetztem Blick schaut Nick den Hünen an. Rob verstand sofort und mit einem "die Tür gegenüber", wies er ihm den Weg zur Toilette. Mit Schallgeschwindigkeit strebt der schwarzhaarige Pechvogel der rettenden Schüssel entgegen. Erschöpft sitzt er einige Zeit später neben dem Sanitärmöbel und klammert sich, wie an einer wollüstigen Geliebten, an ihr fest. Kein Gedanke mehr an getrösteten Toast und Kaffe, geschweige denn an kräftezehrenden Wiederbeschaffungsmaßnahmen. Nick will nur noch, dass sich der Boden unter ihm auftut und ihn für immer und ewig verschluckt. Wahlweise wäre ihm auch ein Meteor, der auf ihn zusteuert, recht. Aber beides wurde ihm verwehrt. Statt dessen legt sich ein kühles Tuch auf seine Stirn, das seinem wummernden Schädel Linderung verschafft. Seine Arme werden aus der Umklammerung gelöst und er spürt wie sein Körper in die Luft gehoben wird. Zu schwach um auch nur ein Wort des Protestes entgegen zu bringen, wird er einem Säugling gleich wieder von Rob ins Bett verfrachtet. Na, ja. Zumindest ist er diesmal bekleidet, seufzt Nick innerlich auf. Aber trotz seines bemitleidenden Zustandes, wurmt es ihn doch, dass dieser Riese ihn einfach wie eine Puppe durch die Gegend tragen kann. "Ich will ja nicht besserwisserisch wirken, aber ich glaube mich erinnern zu können, dich gewarnt zu haben" Pah! Von wegen nicht besserwisserisch sein wollen! Kann der Kerl es nicht auf sich beruhen lassen. Wieso lässt er ihn nicht einfach vor der Schüssel zum Sterben auf dem Boden liegen. Beim nächsten Hausputz braucht er ihn nur noch aus der Wohnung heraus zu kehren. "Am Besten schläfst du eine Runde. Du wirst sehen, dies bewirkt Wunder. Ich schau mal was deine Klamotten machen. Wenn etwas sein sollte, brauchst du nur zu rufen.", sprachs und ward verschwunden. Nick wollte dem Rat folgen. Er weiß selbst, dass dies die beste Medizin für einen riesen Katzenjammer ist. Doch aus unerfindlichen Gründen gelingt es ihm nicht. Erst als er die kleinen "Warum's" zu zählen beginnt, welche über eine Zigarettenschachtel, die vor ihm auf dem Beistelltisch lag, springen, entschwindet er in Morpheus Arme. Leise Gitarrenmusik weckt ihn aus seinem unruhigen Schlaf. Er konnte sich nicht an Einzelheiten seines Traums erinnern. Das Einzige, das ihn auch noch ein Stück mit in seinen Wachzustand begleitet, ist ein Bild von einem nackt räkelndem Rob auf einem Sandstrand. Jedoch auch dieses Bild verblasst, als er vollständig aus seinem Schlaf erwacht. Einige Zeit lauscht er den zarten melodiösen Klängen des Seiteninstrumentes. Zu Beginn dachte er, das Radio würde der Verursacher sein, aber schon bald bemerkt er, das Rob auf dem Parkett am Fußende des Bettes sitzt und versunken das Instrument zum klingen bringt. "Er hat wirklich Talent.", stellt er verwundert für sich fest. "Ob er in einer Band mitspielt?" Was soll das? Wieso interessiert ihn das so sehr, was dieser Kerl treibt? Vehement schüttelt er seinen Kopf und im gleichen Moment bereitet er sich auf den Schmerz vor, der nun folgen würde, als ihm wieder sein Memo einfällt. Doch er wartet vergeblich. Der stechende, zerreißende Schmerz bleibt aus. Nur ein leichtes Pochen erinnert ihn an seine eigene Dummheit. "Oh! Habe ich dich geweckt?" Rob schaut Nick lächelnd an. "Nein, nein. Das haben sie nicht." Vorsichtig stützt er sich im Bett auf. "Wie spät ist es denn?" "Ziemlich spät." Ein leises Lachen ertönt vom Fußende. "Du hast den ganzen Tag verschlafen. Ich habe ein paar mal versucht dich zu wecken, aber das war vergebliche Liebesmüh." Leichte Röte stieg Nick ins Gesicht. "Wie geht's dir jetzt?" "Besser." Langsam gewöhnt sich Nick an Robs Art mit ihm zu reden. Trotzdem verursacht es ein ziehen in seiner Magengegend. Natürlich könnte das auch nur die Nachwirkungen seines Katers sein. "Du solltest etwas essen. Nichts was schwer im Magen liegt.", fügt der Hüne schnell hinzu als er den angewiderten Ausdruck des pseudo- Patienten bemerkt. "Was hältst du von einer Hühnersuppe? Die wird dir gut tun." Stone steht auf und ist schon auf den Weg zur Tür. Nick hält von dieser Idee überhaupt nichts, aber er ist zu höflich um abzulehnen. So kommt es, dass er 10 Minuten später mit Kissen im Rücken gestützt aufrecht im Bett sitzt und einen Teller heiße Suppe löffelt. Murrend gesteht er sich ein, dass Rob wieder einmal recht hatte und die Speise ihm tatsächlich zu seiner alten Form zurückt verhilft. Während er isst legt der Gastgeber die frisch gewaschenen Kleidungsstücke auf die Bettdecke. "Du kannst dich duschen gehen. Ich hab dir ein paar Handtücher raus gelegt. Wenn du damit fertig bist, fahre ich dich wohin du willst." Kommt es Nick nur so vor oder sah das Lächeln von diesem Riesen gerade eben eine Spur wehmütig aus. So genau konnte er es nicht erkennen, da Rob sich zu schnell umgewandt hatte, um das benutzte Geschirr in die Küche zu bringen. Mit einigem ächzen, krabbelt er aus dem Bett und wandert in das Badezimmer. Es erstaunt ihn, wie dieser große Mann in einer so kleinen Wohnung leben kann. Das Bad kann kaum 12 Quadratmeter messen. Auch die Küche ist schon mit seinem Bewohner überfüllt. Und der einzige Wohnraum ist nicht größer als die beiden Räume zusammen. Leidet Rob nicht unter klaustrophobischen Anwandlungen bei solch engen Wohnverhältnissen? Er selbst mag weitläufige Wohnungen. Da er in einem Einfamilienhaus in einem Vorort aufgewachsen war, ist er gewöhnt Platz um sich herum zu haben. Selbst als Student musste er darauf nicht verzichten, weil er sein Studentenzimmer im Wohnheim nicht mit jemanden teilen musste, obwohl es ein Doppelzimmer war. Dafür hatte er lediglich, nagende Untermieter, Mikey und Mini Mouse, eine kaputte Rohrleitung und Frostbeulen im Winter in Kauf nehmen müssen. Jede Medallie hat zwei Seiten. Seufzend begibt er sich unter die Dusche und lässt sich von dem warmen Wasser berieseln. Als er der Meinung ist, genug von dieser Liebkosung zu haben, seift er sich schnell ein und beendet danach seinen Waschvorgang. Frisch und für die folgenden Ereignisse gerüstet, steigt er aus der Duschkabine. Als er trocken und knitterfrei auf den Hausflur tritt, stößt er auf Rob, der auf ihn zu warten schien. "Nun, Master Bolder. Ihr Wagen steht bereit." Das grinsen von diesem selbsternannten Chauffeur fiel so schelmisch aus, dass er nicht anders konnte als auch zu grinsen. Mit einer leichten Verbeugung und einer einladenden Handbewegung hieß er Nick ihm zu folgen. In Robs alten Van kommt Bolder wieder einige Bedenken. Was ist wenn seine Papiere nicht da sind, wo er sie vermutet? Wird dieser neben ihm sitzende Retter in der Not weiterhin zur Seite stehen und die langwierige Prozedur auf der Polizeiwache mit ihm durchstehen? Oder muss er schauen wie er dann nach Hause kommt? Ist Shannon schon aus ihrem Familienurlaub zurück? Wen könnte er sonst noch anrufen, um ihn abzuholen? Das kleine "Warum" sitzt vergnügt auf dem Armaturenbrett und wippt mit den Beinchen fröhlich zum Rhythmus der im Radio laufenden Musik. "Wo soll die Fahrt hingehen?" Nick wurde aus seinen Gedanken gerissen. "Oh. Ja, also. In die Main Street zur "Lounge". Das ist die Bar, in der ich gestern Abend gesessen habe." Eine rotblonde geschwungene Augenbraue hob sich über dem moosgrünen Blick. Energisch winkt der Schwarzhaarige ab. "Ich will die nächsten Monaten nichts von Alkohol wissen." Vermutlich würden die nächsten 30 Jahre noch zu früh für ihn sein, um wieder dieses Teufelszeug anzufassen, kommt es ihm in den Sinn. "Wenn ich dort bin, dann gebe ich dem Barkeeper mein Portmonai, damit ich sicher sein kann, dass sich keiner daran zu schaffen macht, während ich abgelenkt bin," fügt er erklärend hinzu. Ein nichts sagendes "Aha" ist alles was Rob dazu bemerkt. Er hat das Gefühl, dass dieser Riese mehr hinein interpretiert als nötig, was ihn ungemein stört. Als ihm das bewusst wird, steigt eine ungeahnte Wut in ihn auf. "Was zur Hölle soll das, Nick Bolder?! Wieso interessiert es dich, was dieser FREMDE über dich denkt?! Du bist ihm keine Rechenschaft schuldig! Auch wenn es eine saudumme Angewohnheit von dir ist, deine Papiere so sorglos jemanden anzuvertrauen, den du kaum kennst. Es ist deine Sache. Er soll sich bloß nicht über deine Naivität beschweren. Schließlich vertraust du ihm ja auch blindlings. Oder hast du etwa nicht nackt mit ihm in ein und demselben Bett gelegen?" Bei diesem Gedanken schoss ihm die Schamesröte in die Wangen. "Erinnere mich nicht daran! Das ist total peinlich." Sein mentales "ich" antwortet ihm lediglich mit einem gedanklichen Abwinken. "Als ob dies das einzige peinliche Erlebnis in deinem Leben gewesen wäre. Wie war das damals mit diesem Abteilungsleiter? Den, wegen dem du nicht nur diese ehemalige Firma, sondern auch die Stadt verlassen musstest. Der Kerl wollte dich im Kopierraum vergewaltigen. Und als du gekündigt hattest, ist dir dieser liebestolle Stalker bis in deine Wohnung nachgestiegen." Nick runzelt die Stirn. "Warum wärmst du diese alten Kamellen auf. Die sind alle vergangen und vergessen." "Vergangen schon, aber vergessen....wohl kaum," fuhr sein mentales "ich" gnadenlos fort. "Noch heute wachst du schweißgebadet mitten in der Nacht auf. Aber mal davon abgesehen, gab es mehr Peinlichkeiten im Verlauf der Jahre, als ich Zeit hätte sie alle aufzuzählen. Da währe der Augenblick, in dem du nicht deinen Mann stehen konntest, als diese üppige Brünette vor dir lag oder als du mitten in einem Meeting mit den oberen Bossen einen lauten stinkigen..." "Bist du endlich fertig?!", unterbrach er sein eigenes "ich". " Dies bringt mich nicht gerade in bessere Stimmung! Außerdem sind wir vom Thema abgekommen." "Ach sind wir das?" "Ja, sind wir! Hier geht es nicht um mich, sondern um diesen undurchsichtigen Kerl neben mir!" "Und seit wann nimmt er soviel Raum in deinen Gedanken ein? Ich dachte er wäre ein Fremder. Jemanden, dem man nicht soviel Aufmerksamkeit beimessen sollte. Vermutlich wirst du ihn nach dem heutigen Tag nie wieder sehen." Ein heftiges ziehen in seiner Magengrube ließ ihn leise aufstöhnen. "Geht's dir nicht gut? Soll ich an der Seite anhalten." Kam es besorgt von der Fahrerseite. "Nein, nein. Es geht wieder," beruhigt er Rob. Innerlich schnitt er seinem mentalen "ich" eine wütende Grimasse. "Halt gefälligst deine Klappe. Jetzt ist nur wichtig, dass ich an meine Papiere komme." Damit beendete er sein höchstinteressantes und ebenfalls beunruhigendes Selbstgespräch. Sein Blick fiel auf das Armaturenbrett und in das sorgenvolle Gesicht des kleinen Warums. Nick verspürt diese niedliche Halluzination zu beruhigen und schenkt ihr ein Lächeln. Gleich darauf schüttelt er den Kopf über sich selbst. Ob Shannon einen guten Therapeuten kennt? Er muss sie unbedingt fragen, wenn sie wieder in der Stadt ist. "Wir sind da." Mit diesen Worten parkt Stone sein Van vor der Bar. "Hoffen wir, du hast mit deiner Vermutung recht." Er lächelt Nick an und steigt aus. Bolder folgt knurrend seinem Beispiel. Als ob er nicht unsicher genug wäre. Diesen Kommentar hätte dieser Hüne sich sparen können. Verdrießlich tapst er durch die Eingangstür in das Innere der Bar. Es war noch früh am Abend und das Lokal wurde nur von ein paar wenigen Gästen besucht. Nick steuert gleich auf den Barkeeper hinter der Theke zu. Es war nicht der selbe vom Vorabend. Nervosität steigt in ihm hoch. All seine Befürchtungen, die ihn auf dem Weg hierher verfolgt hatten, wallten auf. Die schwere und beruhigende Hand von Rob legt sich auf seine Schulter. Er nimmt tief Luft und sprach den Barangestellten an. "Entschuldigen sie. Mein Name ist Nick Bolder. Ich war gestern hier Gast bei ihnen und gab meine Geldbörse zur Aufbewahrung ihrem Kollegen. Könnte ich sie wieder haben?" "Wie sah sie denn aus?" Na, also. Es gibt auch andere Naivchen, die ihre Wertsachen flüchtigen Bekannten anvertrauen. Nick fühlte sich gleich etwas besser. Er beschrieb sein Portmonai so detailliert wie möglich. Der Barkeeper nickt nur und wendet sich zu einer Schublade, aus der er das heißbegehrte Stück zaubert. Bolder bekommt weiche Knie und er lässt sich auf ein Barhocker nieder, während er sein Eigentum wieder in Besitz nimmt. Nach dem er das hier überwunden hat, kann ihn nichts mehr erschüttern. Mit strahlendem Gesicht dreht er sich zu Nick um. "Was habe ich gesagt? Nun will ich nur noch nach Hause." Der seltsame Ausdruck auf Robs Gesicht verunsichert ihn etwas. Aber als dieser grinst und freundlich nickt, streicht er es schnell aus seinem Bewusstsein. Er verabschiedet sich von dem Barkeeper und verlässt das Etablisment mit dem Vorhaben es so schnell nicht wieder auf zu suchen. Mit ein paar schnellen Worten erklärte er seinem Chauffeur den Weg zu seinem Heim und lässt sich von ihm dorthin kutschieren. Kurz vor seinem Ziel fällt Nick auf, dass sein Begleiter seit er ihm im Hausflur angetroffen hatte, recht wortkarg ist. Er fragt sich, ob Rob langsam es leid wurde mit ihm zusammen zu sein. Vielleicht geht er ihm inzwischen total auf die Nerven. Um Ehrlich zu sein, er war wohl kaum an diesem Tag ein angenehmer Zeitgenosse. Wenn er das so betrachtet, hätte er an Robs Stelle ihn gleich am Morgen vor die Tür gesetzt und sich selbst überlassen. Bolder seufzt auf. Da kann man nichts machen. Als er so seinen Gedanken nach hing, bemerkt er erst als Stone vor seinem Haus anhielt, das sie am Ziel angekommen sind. Er bedankt sich noch einmal für dessen Hilfe und ist im Begriff aus dem Wagen zu steigen, als Rob ihn am Arm zurück hielt. "Du schuldest mir was, schon vergessen?" Nick ist vollkommen überrumpelt. Wie jetzt? Wollte er etwa eine Entschädigung für seine Hilfe? Gut, er hatte ihm viel zu verdanken, aber dass dieser Riese wirklich finanzielle Entschädigung einfordert, hätte er nicht gedacht. So kann man sich in einen Menschen täuschen. Der Schwarzhaarige rüstet sich innerlich und schaut seinen Gegenüber kühl und gelassen an. "Ja, ich muss zugeben, dass ich in ihrer Schuld stehe." Rob nickt und ein strahlen überzog sein Gesicht. "Schön, dass wir uns da einig sind. Als Entschädigung musst du morgen mit mir auf mein Gig kommen." Gig? Meint er ein Auftritt? Also ist er doch in einer Band. "Du hast morgen einen Auftritt mit deiner Band?" Nick fragt vorsichtshalber noch mal nach. "Jepp. Ist keine große Sache, aber es kommen ein paar Leute von einem kleineren Label, um uns zu sehen. Ich wäre wirklich froh, wenn du dabei wärst." Stone schaut ihn fest an trotz seiner sichtbaren Verlegenheit. Warum war dieser unbefangene Kerl so verlegen? Na, was soll's. Er hat morgen eh nichts vor. Und dafür, dass er Nick heute so geholfen hatte, ist diese kleine Bitte nichts im Vergleich. Bolder schämt sich etwas, weil er so schlecht von diesem selbstlosen Menschen gedacht hatte. "Einverstanden. Das tu ich gerne." Ihm kam es so vor, als würde sich Rob nur mit Mühe davon abhalten, ihn zu umarmen. "Klasse! Ich hole dich morgen gegen 7 Uhr abends ab. Ach, noch was. Könntest du mit diesen Höflichkeitsfloskeln aufhören. In Anbetracht was wir heute alles schon zusammen durchgemacht haben, wirkt das ziemlich albern." Das Lächeln, das Stone ihm schenkte war so strahlend, dass es ihm die Sprache verschlug und er nur noch bestätigend nicken konnte. "Perfekt! Dann bis morgen." Nick verabschiedete sich ebenfalls, noch nicht ganz realisierend, was eben geschah. Erst eine geschlagene halbe Stunde später, die er hinter seiner geschlossenen Haustür verbracht hatte, dämmert es ihm langsam. Er wird Rob Stone wiedersehen. Schon morgen. Was für ein Tag! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)