Zerbrochene Freundschaft von xxNico_Robinxx (Kapitel 51) ================================================================================ Kapitel 47: Zorro: Time ----------------------- Wir, die Strohhutbande, haben uns längst einen Namen auf der Grandline gemacht, wofür letztendlich nicht nur unsere Kopfgelder gesorgt haben. Unsere Abenteuer, die teils wirklich verrückt waren, haben sich auf der ganzen Welt herumgesprochen, obwohl wir noch längst nicht zu den ganz Großen unter den Piraten zählen. Bis dahin ist es für uns noch ein sehr weiter Weg. Und dennoch werden wir bereits gefürchtet. Die nervösen Reaktionen der Soldaten vor mir beweisen es, die ich langsam nacheinander ansehe. Die langen Gewehre liegen zittrig in ihren Händen und ihre dunklen Pupillen sind vor Furcht ganz geweitet. Normalerweise dürfte es einfach für mich werden, diese fünf Gestalten zu überwältigen. Trotzdem gebe ich mich nicht der irrigen Annahme hin, sei seien leichte Beute. Es braucht nur eine gut gezielte Kugel, um mich außer Gefecht zu setzen. Und wenn das passieren sollte, dann ist alles für die Katz. „Legt Eure Waffen nieder und ergebt Euch!“, werde ich von einem schmächtigen Soldaten aufgefordert, dessen Adamsapfel unsicher auf- und abhüpft. Nervös leckt er sich über die Lippen, während sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn bilden. Meine Augen wandern sofort zu seinen Händen hinab, die meine Vermutungen augenblicklich bestätigen. Dieser Kerl hat soviel Schiss in der Hose, dass schon eine unbedachte Bewegung meinerseits ausreichen würde, damit er den Abzug seiner Waffe im Affekt heraus betätigt. Starr wie eine Salzsäule bleibe ich daher regungslos stehen und taxiere die Soldaten erneut. Im Geiste aber sehe ich bereits mein weiteres Vorgehen. Der Soldat zu meiner rechten Seite steht mir am Nächsten. Zwei lange Schritte bräuchte ich, um die Distanz zwischen uns zu überbrücken. Bei ihm dürfte es ein Leichtes sein, ihn dann mit Kitetsu aufzuspießen, sofern ich schnell und überraschend den Angriff starte. Und wenn ich mich dann seitlich von ihm wegdrehe, könnte ich dem nächsten Soldaten noch aus der Bewegung heraus meinen Ellbogen ins Gesicht schlagen und gleichzeitig das Leben des dritten nächststehenden Kameraden mit Yubashili beenden. Damit würden dann noch zwei Soldaten verbleiben, die sich jedoch auf der linken Seite des Flures befinden und somit ein freies Schussfeld auf mich hätten, sobald ihre Gefährten zu Boden fallen. Die Ledergriffe meiner beiden Schwerter knirschen leise in meinen Händen, als ich meinen Griff festige und mich innerlich darauf vorbereite jeden Moment zuzuschlagen. Wenn mein Plan funktionieren soll, muss mein Angriff unvorbereitet kommen, damit sie für den Augenblick zu überrascht sind, um rechtzeitig zu reagieren. „Ich sagte, Ihr sollt Eure …“ Der Soldat von eben ergreift erneut das Wort, nachdem ich keinerlei Anstalten mache seiner Aufforderung nachzukommen. Doch zwei Arme, die unvermittelt aus seinen Schultern wachsen und seinen Kopf in einem unnachgiebigen Griff nach hinten reißen, lassen den Rest seiner Worte in einem gedämpften Röcheln untergehen, bis ein lautes, unangenehmes Knacken durch den Flur hallt. Wenige Sekunden später schlägt der leblose Körper mit gebrochenem Genick dumpf auf den Boden auf, während ich keine Zeit verschwende und die Verwirrung der anderen Soldaten ausnutze, die durch das abrupte Ableben ihres Kameraden entstanden ist. Trotzdem fällt es mir schwer mich auf mein Handeln zu konzentrieren, da sich jede Faser meines Körpers über Robins Nähe nur allzu bewusst ist. Die kalte Angst um sie, die mein Herz in einem klammen Griff fest umschließt, seit Ironwhip sie niedergestreckt hatte, lässt sich einfach nicht abschütteln. Mit jeder Sekunde und mit jeder Minute, die verstreicht, schwindet immer mehr das Leben aus ihrem geschwächten Körper. Ich hätte meinem ersten Impuls folgen sollen und sie von hier wegbringen müssen. Stattdessen jedoch bin ich ihrer verzweifelten Bitte nachgekommen. Aber sie hat ja Recht, so ungern ich das auch zugeben mag. Dies hier ist unsere einzige Chance Lysop noch zu befreien. Ein weiteres Mal werden wir keine Gelegenheit dazu bekommen, denn Winters Island wäre nach diesem Vorfall dann auf jeden Fall vor uns gewappnet. Während ich innerlich weiterhin mit mir am Hadern bin, verkürze ich mit zwei langen Schritten die Distanz zwischen mir und einen der Soldaten, wie ich es mir im Geiste bereits ausgemalt hatte. Kitetsus scharfe Klinge durchdringt anschließend mühelos die nachgiebige Haut, die von weißem Stoff bedeckt ist, während der junge Mann mich aus weit aufgerissenen Augen ansieht, in denen Überraschung und Verwunderung zugleich liegen. Ein Fünkchen Mitleid regt sich in meinem Inneren, wie es immer der Fall ist, wenn ich ein junges Leben auslöschen muss. Doch in der Welt, in der ich lebe, heißt es nun einmal ‚Du oder Ich’. Lange halte ich mich daher nicht mit dem Burschen auf, dessen Lebenswille noch verzweifelt ums hoffnungslose Überleben kämpft, und drehe mich seitwärts von ihm weg. Kitetsu ziehe ich dabei aus der tödlichen Wunde, dessen Klinge nunmehr blutverschmiert ist. Noch aus derselben Bewegung heraus schmettere ich daraufhin dem nächsten Soldaten meinen Ellbogen ins Gesicht, der laut aufschreiend sein Gewehr aus den Händen fallen lässt und sich voll gepeinigter Schmerzen von mir abwendet. Die beiden letztverbliebenen Soldaten haben sich mittlerweile von ihrer Überraschung erholt, wie ich aus den Augenwinkeln bemerke, und stolpern eiligst mehrere Schritte den Gang zurück, bevor sie dann ihre Gewehre auf mich richten und das Feuer eröffnen. Instinktiv werfe ich mich sofort zu Boden, um aus der Schusslinie zu geraten, als der Flur im Sekundentakt immer wieder in ein grellweißes Licht getaucht wird. Doch trotz meiner schnellen Reaktion spüre ich während des Fallens noch, wie meine rechte Schulter zurückgerissen wird, als eine Kugel durch Haut, Fleisch und Muskeln dringt. „Nein!“, höre ich hinter mir Robin so laut aufschreien, dass mir ihre Stimme noch für weitere Sekunden in den Ohren nachhallt und mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Gleichzeitig beobachte ich mit leisem Entsetzen, wie die beiden Soldaten vor mir von unzähligen Armen umschlungen werden, bis nur noch ihre braunen Stiefel zu sehen sind. Wie bei einer Boa Constrictor schlingen sich die Arme fester und fester um ihre beiden Opfer, deren dumpfes Stöhnen und Röcheln immer verzweifelter wird und an Höhe dazu gewinnt, als das erste Bersten von Knochen ertönt. Sprachlos beobachte ich dieses Todesspiel, dem die beiden Soldaten hilflos ausgeliefert sind. Noch nie zuvor habe ich gesehen, dass Robin eine solche Brutalität ausübt, in der sie ihre Gegner langsam und qualvoll sterben lässt. Sonst sind ihre Attacken zwar von ungemeinen Schmerzen erfüllt, dafür aber hatte sie den Tod stets schnell eintreten lassen. In diesem Fall aber kommt der Tod nur sehr langsam, während die Leiber Stück für Stück zerquetscht werden. Schließlich findet das Schauspiel dann doch ein Ende, als kein Laut mehr aus dem Inneren dieser skurrilen Kokons dringt. Und so schnell, wie sie aufgetaucht sind, so schnell verschwinden die Arme auch wieder und geben die beiden Soldaten frei, die leblos und mit völlig verformten Körpern zu Boden fallen. Verwirrt über das, was ich gesehen habe, stehe ich langsam vom Boden auf, während es in meiner Schulter pocht und brennt. Aber da ich in meinen Bewegungen kaum eingeschränkt bin und der Blutfluss eher zäh verläuft, werfe ich nur einen flüchtigen Blick auf die Verletzung, die von geschwärzten und zerfransten Stoff umgeben ist. Anschließend wende ich mich Robin zu, wobei meine Augen auf den Soldaten treffen, den ich für eine kurze Zeit mit dem Ellbogen ausgeschaltet habe. Das pure Entsetzen steht in seinen weit aufgerissenen Augen geschrieben, während diese über die Leichen seiner Kameraden wandern. Sein ganzer Körper ist am Zittern, während sein leichenblasses Gesicht den Anschein erweckt, als sei jegliches Leben daraus gewichen. Aber als er dann nach einer endlos erscheinenden Zeit meinen Blick erwidert, kommt wieder Bewegung in seinen Körper. Zunächst langsam weicht er mehrere kleine Schritte vor mir zurück, bis er sich dann flink umdreht und den Flur auf seinen butterweichen Beinen entlang rennt. Ich kümmere mich nicht weiter um den Flüchtigen und gehe stattdessen eiligen Schrittes auf Robin zu, an deren Seite ich mich auf die Knie niederlasse. Zu geschwächt, um noch auf den eigenen Beinen stehen zu können, ist ihr Körper irgendwann kraftlos an der Wand zu Boden gesackt. Für wenige Augenblicke kann ich nichts anderes tun, als sie nur tatenlos anzusehen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll oder tun kann. Noch nie zuvor bin ich mir so hilflos vorgekommen wie in diesem Moment, als meine Augen über ihr viel zu blasses Gesicht hinab zu ihrem Brustkorb wandern, der verzweifelt um jeden angestrengten Atemzug kämpft. Zum ersten Mal in meinem Leben stehe ich einem Feind gegenüber, gegen den ich nichts ausrichten kann. Es heißt ja, Zeit ist ein kostbares Gut. Aber wie kostbar sie wirklich ist, wird mir erst jetzt so richtig bewusst. Man denkt ja eigentlich, dass man alle Zeit der Welt hätte, um seine Träume und Pläne zu verwirklichen. In Wahrheit ist das aber nicht so! Robin und ich haben eine zweite Chance erhalten – so glaubten wir zumindest. Doch jetzt hat es den Anschein, als wären uns nur diese wenigen vergangenen Tage geblieben, die wir überwiegend mit Streitereien verbracht haben. So viel kostbare Zeit ist uns damit verloren gegangen – Zeit, die wir gemeinsam viel besser hätten verbringen können. Zärtlich streiche ich Robin mit zitternder Hand über die Stirn und wische den kalten Schweiß fort. Ja, ich habe Angst … Angst davor, sie zu verlieren. Aber ich schäme mich nicht für meine körperliche Reaktion darauf, wie ich es in der Vergangenheit sicherlich getan hätte. Früher hätte ich es bestimmt als hinderliche Schwäche abgetan, die es sich zu verkneifen gilt. Heute denke ich ein wenig anders darüber, auch wenn es mir nach wie vor noch schwer fällt Gefühle offen zu zeigen – außer bei Robin. In ihrer Gegenwart konnte ich mich schon immer offen und ehrlich zeigen, ohne hinterher befürchten zu müssen als Schwächling abgestempelt zu werden. Auf meine Berührung hin flattern ihre geschlossenen Augenlider, bis sie sich schließlich langsam öffnen und ihre Augen mich müde ansehen. Es presst mir mein Herz zusammen die von einem trüben Blau umgebene Iris zu sehen. „Du wurdest getroffen“, murmelt Robin leise und schwerfällig, so dass ich mich schon anstrengen muss, um ihre Worte überhaupt zu verstehen. „Es ist nichts Ernstes“, antworte ich schnell und streiche beruhigend über ihre viel zu kalte Wange. Die Zeit läuft mir davon und ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll. Lysop befindet sich irgendwo in der Etage über uns auf der Krankenstation. Im Grunde genommen ist er nur wenige Schritte von uns entfernt. Aber Robin braucht dringend Hilfe und der Rückweg ist lang – und mit Sicherheit auch sehr beschwerlich. Und Shanks – weiß der Teufel, wo er und seine Männer stecken. „Wir schaffen es nicht, oder? Wir können nicht beide zusammen befreien.“ In ihren Augen glitzert es von ungeweinten Tränen, und der Anblick bricht mir das Herz. Gequält schließe ich daher meine Augen und schmiege mein Gesicht an ihre Wange, während ich zu einem Entschluss komme. „Wir schaffen das. Wir beide holen jetzt Lysop hier raus … und Shanks wird sich um Ruffy kümmern.“ Fast bleibt mir die Lüge im Halse stecken. Dass Ruffy gar nicht mehr auf Winters Island ist, weiß Robin noch gar nicht. Ich konnte es ihr nicht sagen, nachdem ich die Worte gelesen hatte. Und ich kann es ihr auch jetzt nicht sagen. Sie würde sofort wissen, was es zu bedeuten hat … dass Ruffy auf dem Weg zu seiner Hinrichtung ist. Dieses Wissen würde ihr den letzten Rest ihres Lebenswillens rauben – und gerade den braucht sie jetzt so dringend. Behutsam schiebe ich meine Arme unter Robins Körper und hebe sie vorsichtig hoch. Ein unwilliges Stöhnen dringt aus ihrer Kehle, als ich meine rechte Hand dabei fest auf ihre Wunde drücke, aus der immer noch ungehindert das Blut fließt. Für weitere Proteste reicht ihre Kraft nicht aus, während ich mich im Geiste frage, wie wir das alles nur schaffen sollen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)