Zerbrochene Freundschaft von xxNico_Robinxx (Kapitel 51) ================================================================================ Kapitel 44: Ruffy: Unconditional -------------------------------- Meine Crew … meine Freunde – das Vertrauen in ihnen und an ihren Fähigkeiten war stets bedingungslos, unabhängig davon, wie ihre Vergangenheit ausgesehen hat. Instinktiv wusste ich, dass sie ihr Leben für mich geben würden. Und ich würde das Meine für sie geben – selbst heute noch, auch wenn der Streit sie alle auseinander gebracht hat. Und dennoch scheine ich das Vertrauen in sie verloren zu haben. Ich zweifle nicht an ihren Fähigkeiten, an ihre Stärke oder an ihren Mut. Es ist eher Zweifel an ihren Glauben an die Freundschaft. Aber wann ist das geschehen? So vieles haben wir gemeinsam geschafft … so vieles gemeinsam erreicht und erlebt. Unzählige Kämpfe haben wir ausgefochten, etliche Abenteuer bestritten und so viele Inseln erkundet. All dies hätten wir niemals erreichen können, wenn wir uns nicht so bedingungslos vertraut hätten. Keiner von uns wäre alleine so weit gekommen. Von Anfang an hast du uns in Schwierigkeiten gebracht. Unwillkürlich kommen mir Lysops Worte in den Sinn. Die Wahrheit lässt sich nicht leugnen, denn genau so habe ich mich in der Vergangenheit verhalten. Nicht ein einziges Mal habe ich auch nur einen Gedanken an die möglichen Konsequenzen meines Handelns verschwendet. Für mich ging es immer nur um das Abenteuer … um den Nervenkitzel … um die Risikobereitschaft … darum, meine Kräfte an ihnen zu messen und stärker zu werden, um meinen Traum, König der Piraten zu werden, eines Tages erfüllen zu können. Daran, dass ich meine Freunde durch meine eigene Vermessenheit in tödliche Gefahren bringen würde, habe ich nie auch nur einen Gedanken verschwendet. Lysops und Choppers Einwände habe ich stets mit einem Achselzucken ignoriert. Sie waren nun einmal Angsthasen mit wenig Selbstvertrauen, die am Ende eines Abenteuers trotz allem immer über sich hinauswuchsen. Eine andere Reaktion habe ich daher auch nie von ihnen erwartet. Doch wie hätte ich mich entschieden, wenn Zorro, Sanji oder Robin Einwände erhoben hätten? Hätte ich diese dann auch ignoriert? Hätte ich dann auch nur mit den Schultern gezuckt und sie als Angsthasen abgetan? Sie verfügen über genügend Selbstvertrauen, um zu wissen, wie stark sie sind und wie viel und was sie sich zutrauen können. Hätte ich dann also gezögert? Hätte ich ihnen in diesem Augenblick dann vertraut und hätte das mögliche Abenteuer links liegen gelassen? Ohne die Antworten zu kennen, lege ich seufzend den Kopf in den Nacken und blicke zum sternenübersäten Nachthimmel hinauf. Zum ersten Mal nach einer gefühlten Ewigkeit gönnen uns die See und das Wetter endlich mal eine Ruhepause, trotz des kalten Windes, der noch immer mühelos die Kleidung durchdringt. Dennoch gebe ich mich der seligen Nacht nicht hin, da ich viel zu oft schon miterlebt habe, wie schnell das Wetter auf der Grandline umschlagen kann. Bereits in der nächsten Sekunde kann sich über uns der nächste Sturm zusammenbrauen. Und dann müssten wir wieder gegen den Schnee und den Hagel, gegen den peitschenden Wind und dem aufgewühlten Meer ankämpfen, in der Hoffnung, dass die Lamb nicht mit Mann und Maus untergehen wird. „Wird dir nicht allmählich kalt?“, höre ich plötzlich Namis warme Stimme hinter mir sagen, so dass ich mir nach einer endlos erscheinenden Zeit wieder der Gegenwart bewusst werde. „Ich spüre sie kaum“, antworte ich, während ich mich im Schneidersitz umdrehe und auf Nami hinabblicke. Von ihrem Gesicht ist nichts zu erkennen, dass tief in den dunklen Schatten ihrer Kapuze liegt. Nur die kleinen Atemwölkchen sind zu sehen, als Nami langsam ihre Unterarme auf der Reling abstützt und aufs nächtliche Meer hinausschaut. Lange Zeit bleibt es still zwischen uns, währenddessen ich ihre schattenhafte Gestalt einfach nur mustere und meinen Gedanken nachhänge. Dabei komme ich nicht umhin sie für ihre Stärke zu bewundern. Die letzten Wochen und Monate müssen die reinste Tortur für sie gewesen sein, sowohl körperlich als auch seelisch. Und dennoch steht sie hier, immer noch voller Hoffnung auf ein gutes Ende, nicht nur, was die Rettung von Lysop angeht. Jemand anderes an ihrer Stelle hätte sich längst der Niedergeschlagenheit ergeben und seinen Kopf in den Sand gesteckt und aufgegeben. Nicht aber Nami! Sie hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um Lysop und mich aus der Gefangenschaft der Marine zu befreien. Und dabei ist sie sogar über ihren eigenen Schatten gesprungen und hat nach Sanji und Robin suchen lassen. Wie gern wäre ich bei diesem Wiedersehen dabei gewesen. Die Wunden, die noch lange nicht verheilt waren, wurden mit Sicherheit wieder aufgerissen. Doch damit hat Nami gerechnet, das weiß ich instinktiv. Jeder von ihnen hat damit gerechnet – und trotzdem sind sie gekommen. Ein jeder von ihnen hat seinen Schmerz und seinen Stolz hinuntergeschluckt, nur um Lysop und mich zu befreien. Und allmählich beginne ich zu begreifen. „Ich war blind“, spreche ich die Worte aus, die mir durch den Sinn gehen, obwohl sie mehr an mich selbst gerichtet sind als an Nami. Dennoch blickt sie zu mir auf. Du redest die ganze Zeit von meiner Crew. Aber welche Crew, frage ich dich? Wo soll diese Crew sein, von der du da redest? Ich kann es dir sagen … ich kann dir sagen, wo sie ist – in der Vergangenheit! Genau dort wirst du sie finden – und nicht in der Gegenwart! „Ich habe meine Mannschaft, meine Freunde niemals verloren. Ich hätte nur ein Wort sagen müssen, und sie wären zurückgekommen. Stattdessen habe ich einfach nur still dagesessen und zugesehen.“ „Du hättest nichts tun können, Ruffy. Wir haben die Probleme selbst erschaffen, und nur wir selber können sie auch wieder aus den Weg räumen.“ „Könnt ihr das?“ „Ich habe einen Fehler gemacht, Ruffy.“ Nami stößt einen leisen Seufzer aus, so dass ich mich schon anstrengen muss, um ihn zu hören, während sie ihren Blick erneut aufs Meer richtet. Dennoch ist ihre Stimme fest und klar, wie schon lange nicht mehr. Aber auch ihre Körperpartie scheint unter dem weiten Mantel recht entspannt zu sein, was mich zu einem verwirrten Stirnrunzeln bewegt. Denn normalerweise spannt sich ihr ganzes Selbst zusammen, sobald das Thema auf den Streit kommt, und sie wie ein gehetztes Reh wirkt. „Und wahrscheinlich werde ich ihn für den Rest meines Lebens bereuen, da ich viel damit kaputt gemacht habe. Aber ja, wir können es trotzdem schaffen. Doch du musst dir auch im Klaren darüber sein, dass es hier nicht um eine Lappalie geht, über die wir am nächsten Tag lachen können. Das hier ist eine viel größere Sache. Hierbei geht es um unsere Freundschaft, um unseren Zusammenhalt und Vertrauen und um unsere Gefühle. Sanji und ich haben zwar jetzt mit der Vergangenheit abgeschlossen, aber noch immer steckt ein Keil zwischen uns, weil ich ihn hintergangen habe. Sein Vertrauen muss ich mir erst wieder verdienen, bevor es zwischen uns überhaupt annähernd so werden kann wie früher. Aber das braucht seine Zeit! Und diese Zeit musst du uns geben, Ruffy, denn sonst gibt es für die Strohhutbande keine Hoffnung.“ Bei den letzten Worten blickt Nami wieder zu mir auf. Und obwohl ich ihre Augen in der Dunkelheit nicht sehen kann, so spüre ich dennoch den beschwörenden Blick auf mir, dem ich aber nicht lange standhalten kann. Schuldgefühle zwingen mich dazu meine Augen von Nami abzuwenden, habe ich irgendwo in der Tiefe meines Herzens die Hoffnung auf Versöhnung längst aufgegeben. „Die sollt ihr bekommen“, flüstere ich schließlich mit gebrochener Stimme, da sich der Kloß in meinem Hals einfach nicht hinunterschlucken lässt, während sich an meinem Horizont so etwas wie ein kleiner Hoffnungsschimmer zeigt. Ich habe meine Freunde unlängst aufgegeben … habe nicht mehr daran geglaubt, dass sie das Band, das einst zwischen ihnen bestanden hatte, jemals wieder flicken könnten. Die Situation hatte so aussichtslos erschienen. Sie waren unfähig sich vernünftig unterhalten zu können, so dass es nie lange gedauert hat, bis sich die Atmosphäre um sie herum zu einer Eiseskälte gewandelt hatte, und sie erneut anfingen sich zu streiten. „Danke“, antwortet Nami mir mit weicher Stimme, in der deutlich ein Lächeln mitschwingt. Ein enormer Druck der Erleichterung baut sich in meinem Inneren auf, den ich gerne mit einem lauten Lachen herauslassen würde. Stattdessen aber erwidere ich Namis Lächeln und blicke wieder hinauf zum Firmament, während sich ein angenehmes Schweigen zwischen uns ausbreitet. Für mich fühlt es sich an, als hätten ihre Worte mir eine zentnerschwere Last von den Schultern genommen. So verfahren ihre Situation auch ausgesehen hatte, so scheint es dennoch wirklich noch Hoffnung zu geben – Hoffnung für die Strohhutbande. Und wenn uns das Wetter auch weiterhin wohlgesonnen bleibt, so sollte sich in ein paar Tagen auch zeigen, ob … Wie ein Geistesblitz durchfährt mich ein Gedanke, der alles in meinem Inneren zum Erstarren bringt und mir die Eingeweide zu zerreißen droht. So schnell es meine vor Kälte erstarrten Knochen und Muskeln erlauben, springe ich nur wenige Sekunden später vom Kopf der Lamb und sprinte quer über das Deck, während Nami mir nur verwirrt hinterher ruft. Mehr auf allen vieren als auf zwei Beinen poltere ich die Treppe zur Kombüse hoch und reiße die Tür so kraftvoll auf, dass die Scharniere im Holzrahmen kreischend aufschreien. Durch den Höllenlärm, den ich veranstaltet habe, blickt Chopper mich aus schreckgeweiteten Augen an, während Sanji und Ace lediglich mit angespannten Muskeln am Tisch sitzen. Schwer atmend betrete ich das Innere des Raumes und nehme nur am Rande meines Bewusstseins wahr, dass ich die drei scheinbar bei einer Partie Karten gestört habe. „Sanji, wie lange reichen unsere Vorräte noch?“, frage ich halb atemlos und blicke meinem Smutje entgegen, dessen Augen sich nur minimal schmälern. „Das Trinkwasser vielleicht noch für drei Wochen“, antwortet er mir nach ein paar Sekunden, während sich seine Muskeln langsam wieder entspannen, erkennend, dass uns keine Gefahr droht. „Die Lebensmittel, wenn ich die Rationen entsprechend strecke, dürften dagegen für knapp fünf Wochen ausreichen.“ „Solange werden wir aber nicht brauchen, um Winters Island zu erreichen“, höre ich Namis Stimme hinter mir sagen, die Sanjis Worte wohl noch gehört hat, als sie hinter mir die Kombüse betritt. „Wir dürften in ein paar Tagen dort ankommen.“ „Aber Shanks wird nicht mehr da sein“, erwidere ich leise, woraufhin es in sowohl Sanjis Augen als auch in den Augen meines Bruders verstehend aufblitzt. In der Stille, die nun einsetzt, warte ich regungslos ab, während Nami mit geschlossenen Augen die Tür schließt und ihren Mantel an einen der Garderobenhaken aufhängt. Sanji und Ace warten ebenfalls still ab. Einzig Chopper blickt verwirrt von einem zum anderen. „Es wird wahrscheinlich Wochen dauern, bis wir die nächste Insel erreichen, wenn wir jetzt den Kurs ändern.“ Seufzend lässt sich Nami neben Sanji an den Tisch nieder und reibt sich müde die Stirn. Es ist ihr deutlich anzusehen, wie ihre Gehirnwindungen fieberhaft nach einer Lösung arbeiten. Dieser Anblick versetzt mir einen Stich ins Herz, da es schließlich meine Entscheidung war den Kurs nach Winters Island beizubehalten, als wir vor einigen Tagen bereits darüber gesprochen hatten. Aber wie bei den unzähligen Malen der Vergangenheit war ich auch dieses Mal nicht dazu bereit, mir das Für und Wider anzuhören, und habe stattdessen wieder einmal meinen Sturkopf durchgesetzt. „Eigentlich liegt es doch klar auf der Hand, welches unser Ziel ist“, unterbricht Sanji schließlich die Stille. „Whitebeard wurde doch vorgeschickt, um Informationen zu sammeln. Da wird er bestimmt auch mitbekommen haben, dass man dich nach Mary Joa überführen wollte. Shanks wird deshalb alles daran setzen, Lysop so schnell wie möglich aus dem Gefängnis rauszuholen, um die Verfolgung aufzunehmen. Er wird also kaum Zeit vergeuden.“ „Aber niemandem ist es bisher gelungen von Winters Island zu flüchten“, entgegnet Chopper mit solch ungewohnt ernster Stimme, dass ich überrascht zu ihm herüberblicke. Obwohl der Streit bei uns allen folgenschwere Konsequenzen mit sich gezogen hat, so muss ich trotzdem feststellen, dass er auch positive Auswirkungen hervorgerufen hat. Chopper ist in dieser schweren Zeit viel reifer und erwachsener geworden, was sein eher sonst so schwaches Selbstbewusstsein nur mehr gestärkt hat. „Wer weiß schon, mit was für Problemen sie sich herumschlagen müssen. Von daher kann es auch gut möglich sein, dass sie noch immer auf Winters Island sind, ohne Lysop auch nur einen Schritt näher gekommen zu sein. Sie könnten sehr gut unsere Hilfe gebrauchen, die sie aber nicht bekommen würden, wenn wir jetzt nach Mary Joa segeln.“ „Das stimmt schon“, nickt Sanji bedächtig mit dem Kopf, „aber ich kenne zwei Leute, die trotzdem keine Zeit verschwenden würden.“ „Zorro und Robin“, entfährt es mir und Sanji zuckt nur einmal kurz mit den Achseln. „Auf Lysop wartet nicht die Hinrichtung“, fährt er dann erklärend fort. „Bei Ruffy sieht die Sache allerdings anders aus. Die anderen wissen nicht, dass er mittlerweile bei uns ist, und werden folglich davon ausgehen, dass man ihn auf Mary Joa sofort hinrichten lässt, sobald er dort ankommt. Deshalb werden Robin und Zorro sich bestimmt an die Verfolgung gemacht haben und es Shanks überlassen, Lysop zu befreien.“ „Dann sollte Mary Joa wirklich unser Ziel sein“, wendet Nami mit fester Stimme ein, wobei sie dennoch ihre Lippen missmutig zusammenpresst. Aber ich kann ihre Bedenken verstehen. Wir haben viel Zeit mit unserer Entscheidung vergeudet, worin letztendlich die Schuld bei mir zu suchen ist. Unsere Vorräte neigen sich allmählich dem Ende zu, die wir auf Winters Island hätten auffüllen können. So aber können wir nur hoffen, dass wir auf dem Weg nach Mary Joa an einer anderen Insel vorbeikommen, wo wir das dann nachholen können. Hinzu kommt aber auch noch, dass Mary Joa der Sitz der Weltregierung ist. Kein Pirat würde deshalb auch nur freiwillig einen Fuß darauf setzen. Doch angesichts der Umstände bleibt uns keine andere Wahl, da sonst Zorro und Robin die nächsten sind, die von der Marine geschnappt werden. „Dann ist das also abgemacht?“, frage ich in die Runde und blicke jeden einzelnen fest in die Augen. Nacheinander nicken Nami, Sanji, Chopper und Ace mir zu. Und anders, als es bei unserer letzten Diskussion der Fall war, als wir über unsere nächsten Schritte berieten, erkenne ich, dass meine Freunde dieses Mal hinter meiner Entscheidung stehen – und das bedingungslos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)