Zerbrochene Freundschaft von xxNico_Robinxx (Kapitel 51) ================================================================================ Kapitel 41: Nami: To accept --------------------------- „Wir waren mal mehr als nur Freunde. Wir waren mal eine Familie, vereint durch unsere Träume. Wir waren mal eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig ihr Leben anvertraute. Und ihr habt nichts Besseres zu tun, als all das zu zerstören!“ Jedes einzelne Wort schneidet mir tief ins Herz, als ich Chopper tatenlos zuhören muss, da ich zu keiner Regung fähig bin. Heiße Wut und unterdrückter Schmerz lässt seinen kleinen Körper erzittern, während seine dunklen Augen, in denen ein alles verzehrendes Feuer brennt, fest auf Sanji gerichtet sind. Nur allzu gerne würde ich zu ihm gehen und ihn in die Arme nehmen … ihn trösten wollen … ihn beruhigen und ihm versichern, dass sich alles wieder zum Guten wenden wird. Aber nicht nur meine Zweifel darüber, dass dem wirklich so sein wird, halten mich davon ab. Chopper ist völlig außer sich, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Ich habe den Eindruck, dass, wenn er seiner Wut wirklich freien Lauf ließe, er Sanji womöglich an die Kehle gehen würde. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ Gerade als ich im Begriff bin mich von meiner Schlafstatt zu erheben, lässt mich Sanjis leise Stimme in meinen Bewegungen innehalten. Die Luft im Raum ist mit einem Male wie elektrisiert, während mein Körper von einem eisigen Schauer erfasst wird und eine kalte Gänsehaut meinen Nacken und meine Arme überzieht. Ich brauche ein paar Sekunden, bis mir bewusst wird, dass es pure Angst ist, die sich mit klammen Fängen um mein Herz legt. Überrascht über dieses groteske Gefühl, handelt es sich schließlich hier um Sanji, wandern meine Finger der rechten Hand über den Boden auf der Suche nach dem kühlen Metall meines Klimataktstocks. Die Angst in Choppers fassungsloser Miene treibt mir warme Tränen in den Augen, scheint auch er erkannt zu haben, dass ihm ein völlig Fremder gegenübersitzt, aus dessen Stimme eine tödliche Gefahr spricht. „Glaubst du vielleicht, wir haben Spaß daran uns Gemeinheiten an den Kopf zu werfen? Dass wir uns Dinge gesagt haben, die wir hinterher bereut haben und noch immer bereuen? Dass wir Sachen getan haben, die mit nichts zu entschuldigen sind? Ich habe nie mehr gewollt, als für Robin ein Freund zu sein. Denn nichts anderes hat sie sich ganz tief in ihrem Inneren mehr gewünscht – einen Freund, mit dem sie über alles reden kann. Und genau das ist es, was uns zum Verhängnis wurde, weil gewisse Leute mehr in diese Freundschaft hinein interpretiert haben als in Wirklichkeit existierte. Was blieb uns am Ende anderes übrig als zu gehen, als selbst Reden nichts mehr brachte? Glaubst du vielleicht, die Entscheidung ist uns leicht gefallen? Glaubst du vielleicht, dass wir nicht genauso empfunden haben wie du? Dass ihr für uns nicht ebenfalls wie eine Familie seid? Diese ewigen Streitereien haben wir niemals gewollt – zu keinem Zeitpunkt. Aber unsere Freundschaft wollten wir auch nicht aufgeben, dafür bedeutet sie uns einfach zu viel. Und ich lasse sie mir auch von niemanden kaputt machen – von keinem, selbst wenn ich darum kämpfen muss.“ Erschrocken zucke ich zusammen, als Sanji sich von der Bank erhebt, und ich wage es nicht einmal zu atmen, aus Angst davor, dass er auf mich aufmerksam werden könnte. Wie erstarrt bleibe ich daher einfach nur sitzen, während meine Augen jede seiner kontrollierten Bewegungen wahrnehmen und beobachten. Erst, als die Tür leise hinter ihm ins Schloss fällt und die Spannung aus der Luft schwindet, atme ich erleichtert auf. Langsam löse ich anschließend meine tauben Finger vom Griff meiner Waffe. Jedes Wort war wie ein Stich ins Herz und führt mir vor Augen, was wir alles zurückgelassen haben … was wir unwiderruflich zerstört haben … und was aus uns geworden ist. Hätte ich es gekonnt? Gequält schließe ich die Augen. Äußerlich war es Sanji, der zuvor am Tisch gesessen hatte. Doch die Stimme …! Sie war so anders … zischend … kalt … tödlich. Sie gehörte nicht zu dem jungen Mann, dem ich vor so langer Zeit mein Herz geschenkt habe. Sanji mit dem sonnigen Gemüt und den warmen Augen. Hätte ich es also gekonnt? Hätte ich meine Waffe gegen ihn erheben können? Sie gegen ihn einsetzen können? „Ruffy hat Recht.“ Choppers leise Stimme lässt mich mit tränenfeuchten Augen zu ihm blicken. Wie ein Häuflein Elend sitzt er am Tisch, den Blick auf die raue Holzfläche gerichtet. Kraftlos hängen seine Schultern herab, als sei er sämtlicher seiner Energien beraubt. Dennoch spüre ich bei ihm auch die Erleichterung darüber, dass Sanji nicht mehr länger anwesend ist. „Wir klammern uns wie Ertrinkende an die Vergangenheit, anstatt uns auf die Zukunft zu konzentrieren. Wir wollen mit aller Macht die alte Zeit zurückgewinnen. Doch diese Zeit ist längst vorüber – das müssen wir endlich einsehen und akzeptieren.“ „Was … was willst du damit sagen?“ Stockend ringe ich nach Atem, während sich ein trockenes Schluchzen meiner Kehle entringt. Will ich die Antwort wirklich wissen? Seine Worte haben so was Endgültiges an sich, dass sich mein Herz schmerzhaft zusammen presst. „Wir können unmöglich dort wieder anknüpfen, wo unsere gemeinsame Freundschaft aufgehört hat“, schüttelt er bedauernd mit dem Kopf, bevor seine ernsten Augen meinen Blick suchen. „Verstehst du nicht? Wir haben uns zu sehr … zu stark … verändert. Wir sind zu ganz neuen Persönlichkeiten herangewachsen. Und vieles ist durch den Streit und den darauf folgenden Konsequenzen kaputt gegangen.“ „Aber das bedeutet noch lange nicht das Ende der Strohhutbande!“, wehre ich vehement gegen die Vorstellung, in der jeder wieder seiner Wege ziehen wird. Blind vor Tränen rapple ich mich vom Boden auf und gehe schwankenden Schrittes auf Chopper zu. Das kann es nicht gewesen sein, geht es mir dabei immer wieder durch den Kopf. Unsere Bemühungen, alles wieder ins rechte Licht zu rücken … unsere Fehler ungeschehen zu machen. Wir stehen doch noch am Anfang. Es kann doch nicht schon vorbei sein? „Nein, die Strohhutbande ist noch nicht am Ende“, antwortet Chopper leise und derselbe Funken Hoffnung, der mein Herz voll von Optimismus schnell schlagen lässt, blitzt in den kleinen, dunklen Knopfaugen hell auf. „Unsere Verbundenheit, unsere Treue und Loyalität und unsere Träume sind noch immer vorhanden und halten uns trotz aller Differenzen zusammen. Dass wir uns zur Rettung von Ruffy und Lysop eingefunden haben, beweist es schließlich.“ „Aber … ein Neuanfang bedeutet, dass es niemals wieder wie früher wird.“ „Richtig.“ Kraftlos nehme ich auf der Bank Platz, während meine Gedanken von unendlichen Erinnerungen überschwemmt werden. Wie oft haben wir hier alle zusammen lachend in der Kombüse gesessen? Wie viele Geburtstage, wie viele Weihnachten haben wir zusammen gefeiert? Wie oft haben wir uns gegenseitig getröstet oder aufgemuntert? Soll es das nie wieder geben? „Würde es wieder wie früher werden“, durchdringt Choppers sanfte Stimme meine Gedanken, „stehen wir wieder vor denselben Problemen und werden wieder dieselben Fehler begehen. Und ein Neuanfang muss nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten.“ Nein – aber es kann alles verändern, antworte ich im Stillen. Schnell unterdrücke ich ein humorloses Lachen, das meine Kehle hinaufsteigt, als mir sofort bewusst wird, dass sich doch eh schon alles verändert ein – einschließlich wir selber. Und trotzdem muss ich Chopper Recht geben. Selbst wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, es würde trotz allem zum Streit kommen, weil wir nicht gelernt haben miteinander zu reden oder einander zuzuhören oder uns gegenseitig zu vertrauen. Und auf einmal verstehe ich es! Verstehe es mit einer absoluten Klarheit vor Augen, so dass ich nun weiß, was ich zu tun habe … was ich tun muss. Mein ganzer Körper … mein ganzes Sein … krampft sich dabei qualvoll zusammen, doch habe ich keine andere Wahl. Wie Chopper bereits gesagt hat, müssen wir die Tatsachen endlich einsehen und sie akzeptieren. In einer unwirschen Handbewegung wische ich mir die Tränen von den feuchten Wangen, obwohl mir angesichts meines bevorstehenden Handelns neue Tränen in die Augen steigen. Fest beiße ich daher die Zähne aufeinander und stehe entschlossen vom Tisch auf. Ohne mich weiter um die fragenden Blicke Choppers zu kümmern, begebe ich mich auf die Suche nach Sanji. Ein Neuanfang bedeutet schließlich auch loslassen zu müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)