Zerbrochene Freundschaft von xxNico_Robinxx (Kapitel 51) ================================================================================ Kapitel 37: Zorro: Nightmare ---------------------------- Widerstrebend ergebe ich mich meinem Schicksal und setze mich schwer aufseufzend in meiner Hängematte auf. Müde streiche ich mir mit den Händen übers Gesicht und fahre mir durch die Haare. Scheinbar soll es wieder eine Nacht werden, in der ich wenig bis gar kein Schlaf bekommen soll. Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich der Körper, der Verstand und das Herz an die Nähe eines Menschen gewöhnen. Ganz zu Anfang, nachdem Robin und ich uns getrennt hatten, war es mir genauso wie heute ergangen, in der ich mich mit jeder Faser meines Körpers nach ihr gesehnt habe – selbst im Schlaf. Und so wie auch heute, hatte ich mich damals unruhig und schlaflos umhergewälzt, immer mit dem Gefühl der Leere an meiner Seite – eine Leere, die nur Robin ausfüllen kann. „Aber du sollst auch wissen, dass ich nicht ewig warten werde.“ Immer wieder hallen diese Worte durch meinen Kopf – erinnern mich an das mir gegebene Versprechen. Doch mittlerweile glaube ich nicht mehr daran. In den letzten Tagen habe ich immer und immer wieder darüber nachgedacht – aber ich kann es nicht. Mir ist klar geworden, dass ich Robin genauso sehr brauche, wie ich Nahrung und Wasser zum Leben brauche. Sie ist ein Teil von mir und meinem Leben. Ohne sie jedoch bin ich wie ein Fisch an Land … ohne Wasser nicht überlebensfähig. Selbst wenn das vergangene Jahr anders verlaufen wäre … wenn ich genauso weiter gelebt hätte wie auf der Flying Lamb … wenn Chopper und ich uns irgendwo eine ganz normale Arbeit gesucht hätten und uns irgendwo niedergelassen hätten … wäre ich trotz allem nur ein halber Mensch gewesen. „Aber du sollst auch wissen, dass ich nicht ewig warten werde.“ Doch … das würde ich. Selbst wenn es heißt, dass ich bis an mein Lebensende und noch darüber hinaus auf sie warten müsste, ich würde es tun. Das ist mir nun klar geworden. Aber so wie es in letzter Zeit ständig zwischen uns läuft – die ewigen Streitereien und Diskussionen, das Misstrauen und die damit einhergehende Eifersucht, die Ungewissheit ihrer Gefühle und Loyalität mir gegenüber -, so kann es zwischen uns nicht länger weitergehen. Wir würden uns – irgendwann – damit gegenseitig zerstören. Wir würden so lange damit weitermachen, bis wir uns irgendwann hassen würden. Und das ist etwas, dass wir auf gar keinen Fall zulassen dürfen. „Scheiße, verdammt“, flüstere ich leise in die Dunkelheit hinein, angesichts der momentan ausweglos erscheinenden Situation. Und dennoch treibt die Sehnsucht nach ihr mich dazu die Beine entschlossen aus der Hängematte zu schwingen. Die knarzenden Bodendielen unter meinen Füßen innerlich verfluchend, schleiche ich mich langsam durch den Schlafraum, vorbei an den unzähligen Pritschen und Hängematten voller schnarchender Matrosen, bis ich die Tür mit einem quietschenden Schnappen des Schlosses hinter mir schließe und einige wenige Sekunden lang regungslos in dem fahl beleuchteten Gang des Unterdecks stehen bleibe. Das ist doch Wahnsinn, denke ich innerlich so bei mir, während ich den Gang mit leisen Schritten entlang gehe. Selbstgeißelung nennt man das, was ich hier tue. Aber andererseits, was soll schon groß passieren? Denn schließlich will ich nichts weiter tun, als nur einen kurzen Blick auf ihren schlafenden Körper werfen. Da ist doch nichts Großartiges dabei … mal von der süßen Qual abgesehen, die mich dabei empfangen wird. Bereits jetzt, wo ich weiß, dass ich nur noch wenige Schritte von ihr entfernt bin, zeigen sich die ersten Anzeichen von Lust und Verlangen in mir. Die Fingerspitzen fangen an zu kribbeln – wollen das Gefühl ihrer samtweichen Haut unter sich spüren. Die Nervenenden meiner Nase zwicken und jucken, riechen sie schon den fruchtigen Geruch ihres Haars und den lieblich-süßen Duft ihres Körpers. Energisch rufe ich mich selbst zur Ordnung und schüttle dabei heftig mit dem Kopf. Ein paar Mal atme ich dabei ein und aus und rufe mir irgendwelche belanglose Dinge ins Gedächtnis, in der Hoffnung so mein Verlangen unterdrücken zu können. Schlussendlich gelingt es mir auch – unweigerlich. Denn als ich vor Shanks Kabine ankomme, stelle ich mit einiger Beunruhigung fest, dass die Tür einen Spalt weit offen steht. Mein Verlangen ist wie weggewischt, während ich die Tür langsam mit einer Hand öffne und das Licht aus dem Gang die Einzelheiten im Zimmer in dämmrige Schatten hüllt. Eine eiskalte Furcht greift nach meinem Herzen, als mein Blick über das zerwühlte Bett hinunter auf die im Licht aufblitzenden Glasscherben wandert. Schnell blicke ich zur Kommode und werde daraufhin in meiner Vermutung bestätigt: die Öllampe ist aus welchen Gründen auch immer zu Boden gefallen und zerbrochen. Hastig laufe ich mit weit ausholenden Schritten daraufhin weiter den Gang entlang zum Badezimmer und reiße rücksichtslos und voller Elan die Tür weit auf. Es reicht ein schneller, kurzer Blick, um festzustellen, dass sich niemand im Bad befindet, weshalb ich nun mehr rennend den Gang wieder zurück und aufs Deck hinaus laufe. Tiefschwarze Wolken haben den sternenklaren Nachthimmel verdunkelt, wodurch es mir sehr schwer fällt überhaupt irgendwas an Deck erkennen zu können. Wohin man auch blickt, überall sind unförmige Schatten zu sehen. Langsam wandere ich übers Deck und blicke dabei nach allen Seiten, während ich immer wieder leise Robins Namen rufe. Doch bis auf das sanfte Flattern der Segel im Wind und das Branden des Meeres an den Schiffsrumpf ist kein einziger Laut zu hören. Bereits in der Vergangenheit habe ich hin und wieder feststellen müssen, was für eine Angst und Panik es bei Robin auslöst, wenn sie nachts plötzlich im Dunkeln erwacht. Manchmal ist sie dann völlig aufgelöst in Tränen ausgebrochen. Andere Male wiederum ist sie orientierungslos und hysterisch in der Kabine umhergelaufen, stets in wilder Panik auf der Suche nach einem Ausgang, wobei alles, was ihre Hände ertasteten in wilder Hast zu Boden gerissen wurde. Bei diesen Gedanken wird meine Sorge um sie umso größer, sehe ich vor meinem inneren Auge, wie sie völlig hysterisch aufs Deck gerannt kommt und plötzlich über die Reling fällt. Mit zitternder Hand fahre ich mir durchs Gesicht, in der Hoffnung, so das Bild aus meinem Kopf zu vertreiben. „Okay, Junge – mal jetzt nicht den Teufel an die Wand“, versuche ich mich zu beruhigen. „In der Kombüse brennt Licht, also ist sie vielleicht dorthin gegangen.“ Mit immer schnelleren Schritten laufe ich weiter zum Heck hoch, wo sich das Oberdeck mit der Kombüse befindet. Meine Beine fühlen sich wie weicher Pudding an, während ich die wenigen Treppenstufen zum Oberdeck hinaufsteige. Durch eines der Bullaugen werfe ich einen kurzen Blick ins Innere hinein und pure Erleichterung durchströmt meinen Körper, als ich Robin in der Kombüse erspähe. Völlig erschöpft lehne ich mich daraufhin an das Geländer hinter mir und warte darauf, dass mein Herzschlag zu seinem normalen Rhythmus zurückfindet und das Adrenalin nicht mehr länger durch meine Blutbahnen rauscht. „Junge, Junge, was hast du doch für eine blühende Fantasie“, murmle ich leise in einem Anflug von Selbstbelustigung, bevor ich einmal kurz mit dem Handrücken einen dünnen Schweißfilm von der Stirn wische. Anschließend richte ich mich zu meiner vollen Größe auf und lasse meinen Kopf ein paar Mal hin und her kreisen, um die Anspannung in meinem Nacken zu lösen. Dann endlich fühle ich mich bereit dazu die Kombüse zu betreten. Die Tür gibt keinen einzigen Laut von sich, als ich sie öffne und den riesigen Raum betrete, der groß genug ist, dass die gesamte Schiffsbesatzung darin Platz findet. Über mehrere Tische hinweg, blicke ich zu Robin, die regungslos vor eines der Bullaugen auf der linken Seite steht. Selbst mein Eintreten scheint sie nicht zu bemerken, was mich zu einem besorgten Stirnrunzeln bewegt, da sie ihre Umgebung sonst immer genauestens wahrnimmt. Kritisch mustere ich daraufhin ihr äußerliches Erscheinungsbild, das lediglich aus ihrer Nachtwäsche besteht: einem losen Trägertop sowie einer recht kurzen Shorts. Keine Jacke, keine Hose, kein Pulli – nicht einmal Schuhe trägt sie, was mir sagt, dass sie ihre Kabine ziemlich überhastet verlassen haben muss. Erneut betrachte ich Robin genauer, wobei ich diesmal versuche zu erkennen, in was für einer psychischen Verfassung sie sich befindet. Noch immer zeigt sie mit keiner Regung, dass sie meine Anwesenheit wahrgenommen hat, was ich für kein gutes Zeichen halte. Und auch erst jetzt bemerke ich das leichte Zittern ihres Körpers, was bei der Kälte, die den Raum trotz des Heizofens für sich beansprucht hat, kaum verwunderlich ist angesichts ihrer dürftigen Bekleidung. Jedoch könnte das Zittern aber auch eine andere Ursache haben. Den Oberkörper hält Robin fest und mit angespannten Muskeln ihrer Arme umschlungen. Ist es wegen der Kälte oder handelt es sich dabei um eine reine Schutzmaßnahme? „Robin?“ Leise und behutsam rufe ich ihren Namen, während ich langsam an der Seite der Kombüse entlang gehe, wodurch ich ihr Profil immer besser erkennen kann. Beim Klang meiner Stimme zuckt Robin erschrocken zusammen. Ein waidwunder Blick in einem viel zu blassen Gesicht schaut mir entgegen, was mir einen heftigen Stich ins Herz versetzt, der sich kurz darauf zu einem eng geknüpften Knoten bildet, als ich die Vielzahl an Gefühlen sehe, die sich in ihren Augen widerspiegeln – Angst, Verzweiflung, Trauer, Einsamkeit. „Warum bist du nicht zu mir gekommen?“, frage ich sie mit sanfter Stimme, während ich mich ihr Stück für Stück nähere. Ihr Blick wird ausdruckslos, als sie sich von mir abwendet und wieder gedankenverloren aus dem Bullauge starrt. „Weil ich lernen muss damit selber fertig zu werden.“ Ihre monotone Stimme behagt mir überhaupt nicht, habe ich Robin bislang noch nie so erlebt. Man könnte ihren Zustand sogar als apathisch bezeichnen, was bei mir sämtliche Alarmglocken läuten lässt. Fieberhaft überlege ich, wie ich mich weiter verhalten soll, während ich weiterhin aufmerksam ihre starre Haltung beobachte. „Aber ich bin doch hier“, sage ich mit sanfter Stimme zu ihr. Gleichzeitig breite ich einladend meine Arme aus, um ihr meine Bereitschaft zu zeigen sie trösten zu wollen. „Aber nicht immer“, höre ich sie leise sagen. Ihr Mund bewegt sich kaum beim Sprechen und auch ihr Blick ist nach wie vor nach innen gerichtet. „Vielleicht“, antworte ich unsicher, da ich nicht genau weiß, was sie mit ihren Worten meint. „Aber dann wird Sanji da sein.“ In einer Tour fängt Robin an ihren Kopf leicht zu schütteln, während sich ihre Augen schließen. Ihr Mund verzieht sich dabei zu einem gequälten Lächeln. „Dieses Gejaule … ich höre es immer wieder. Das Geschrei … das Lachen. Immer wieder und wieder und wieder … pausenlos.“ Mit schmerzgepeinigten Augen blickt Robin zu mir auf. Tränen – wahre Sturzbäche – rinnen an ihrem Gesicht herab auf den Boden. Die Muskeln an ihren Armen spannen sich weiter an, als sie ihre Schultern noch fester umklammert. Ihr Anblick zerreißt mir das Herz und gerne hätte ich die wenigen Schritte, die uns noch voneinander trennen, überwunden und sie in meine Arme gerissen. Doch etwas in ihrem Blick hält mich noch davon ab. „Sie wollen nicht aufhören“, spricht sie mit rauer und abgehackter Stimme weiter, wobei ihr Blick sich wieder nach innen richtet, und sie nun mehr zu sich selbst redet als zu mir. „Hören einfach nicht auf … nicht bei mir … nicht bei Sanji … sie hören einfach nicht auf.“ Ihre Stimme wird immer leiser und verzweifelter, bis sich Robin die Ohren mit den Händen zuhält, als könne sie so die Laute, die nur noch aus einem Teil ihrer Erinnerungen entspringen, zum Verstummen bringen. Nicht mehr länger an mich haltend, überwinde ich den kurzen Abstand zwischen uns mit zwei Schritten und ziehe sie fest in meine Arme. Ich spüre ihre Fingernägel an meiner Brust, als sie in einer verzweifelten Geste ihre Finger in meinen Pullover krallt. Das gepeinigte Zittern ihres Körpers dringt mir durch Mark und Bein, während sich harte Schluchzer aus ihrer Kehle zwängen, als wollten sie den Körper von innen heraus zerreißen. Wenn ich es könnte … wenn es in meiner Macht läge … würde ich den Schmerz gerne an ihrer Statt ertragen. So aber bleibt mir nichts anderes übrig, als nur für sie da zu sein … ihr den nötigen Halt gebend und Trost spendend. Sanft und behutsam streichle ich dabei über ihren Rücken und murmle irgendwelche Worte wie ‚Alles wird gut’ und ‚Ich bin ja hier’, während ich sie wie ein Baby langsam hin und herwiege. Es vergehen noch etliche weitere Minuten, bis ich dann merke, dass Robin langsam aber sicher ruhiger wird. Das Zittern ihres Körpers lässt immer mehr nach und auch die harten Schluchzer werden weniger. Und auch die Tränen rinnen ihr nicht mehr länger wie eine Sintflut an ihren Wangen herab, während ihre Finger sich allmählich entspannen. Trotzdem macht Robin keinerlei Anstalten sich aus der Umarmung zu lösen, was mir aber nur recht ist. Unaufhörlich streichle ich weiterhin sanft über ihren Rücken, derweil ich über ihre letzten Worte nachdenke, was mich dazu veranlasst sie noch fester an mich zu drücken. All meine Befürchtungen und Ängste lösen sich dabei plötzlich in einem Nichts auf, so als wären sie nie da gewesen. Frei und unbeschwert komme ich mir vor, ein Gefühl, von dem ich bis heute nichts gewusst habe … es noch nie bisher verspürt habe. Eine vollkommene Zufriedenheit breitet sich in meinem Inneren aus – vom Herzen ausgehend bis in die Enden aller Muskeln, Sehnen und Nerven. „Ich liebe dich“, flüstere ich ihr schließlich bar jeglicher Angst ins Ohr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)