Zerbrochene Freundschaft von xxNico_Robinxx (Kapitel 51) ================================================================================ Kapitel 22: Robin: Devotion --------------------------- Langsam und in einem gleichmäßigen Rhythmus atme ich ein und aus, während ich mit offenen Augen in die Dunkelheit starre. Meine Gedanken versuche ich dabei ganz auf meine Atmung zu konzentrieren. Doch der herbe, moschusartige Duft nach ungezügelter Wildheit, der mir in die Nase steigt ... mich umgibt ... meine Nasenflügel weiten und meine Sinne erbeben lässt ... rüttelt mit aller Kraft an der Tür, hinter der ich meine Erinnerungen gesperrt habe. Aber ich versuche mich dagegen zu wehren ... versuche die Tür geschlossen zu halten ... will ich nicht in die erbarmungslose Realität zurückkehren, die erfüllt ist mit Kälte und Leere. Ich möchte einfach nur den Moment genießen und mich dem Traum hingeben, dass es weder eine Vergangenheit noch eine Zukunft gibt. Ich spüre, wie mir Tränen der Enttäuschung und des Schmerzes in die Augen steigen, ob des erfolglosen Versuches mich selbst zu täuschen, hängt die bittere Wahrheit wie ein Damoklesschwert über mir. Für wenige Sekunden halten meine Wimpern eine Träne zurück, bis sie mir dann langsam aus dem Augenwinkel herausrinnt. Ich fühle die feuchte Wärme, die eine Spur auf meiner Haut hinterlässt und in meinem Haaransatz versickert. Um der hervorquellenden Flut an Tränen vorzeitig Einhalt zu gebieten, kneife ich meine Augen fest zusammen, während ich zugleich nach der kräftigen Hand taste, die zu dem muskelgestählten Oberarm gehört, auf dem mein Kopf liegt. Die andere Hand ruht warm und auf eine besitzergreifende Art auf der nackten Haut meines Bauches. Fest umschließe ich die rauen Finger, die einmal kurz unter meiner Berührung zucken, und lege mir seinen Arm vorne um die Schultern herum. Der warme Hauch seines Atems in meinem Nacken gerät für einen Moment ins Stocken und eines seiner strammen Beine, das zwischen meinen liegt, streckt sich lang aus. Seine Finger, die ich noch immer halte, schließen sich sanft um meine, während seine Brust sich enger an meinen Rücken presst. Bewegungslos bleibe ich still in seinen Armen liegen und warte darauf, dass seine Atemzüge wieder ruhig und gleichmäßig gehen. Erst danach kann ich mich entspannt dem schützenden Kokon ergeben, den ich mir durch die Umarmung geschaffen habe. Wie gerne würde ich mich der Verlockung hingeben, die mir die undurchdringliche Schwärze bietet, die uns umgibt. Die Verlockung nach Anonymität, in der ich einfach nur eine Frau ohne Namen und Vergangenheit sein könnte. Vielleicht, wenn ich auch nur ein wenig wie Nami wäre, könnte ich dies auch tun ... den Wünschen meines Herzens folgen ... nicht an das Morgen und den Folgen denken. Doch ich bin nicht wie sie! Mein Handeln wird ganz von meinem Denken beherrscht. Ich kann es nicht einfach abschalten, ist es mir doch bis ins Blut übergegangen. Nur so konnte ich all die Jahre über, in denen ich auf mich allein gestellt war, überleben. Ich bin meinem Herzen gefolgt ... habe meiner Sehnsucht nachgegeben! Und alles, was ich dafür bekommen habe, ist das Gefühl der Erniedrigung, gegen das meine Würde schmerzvoll aufschreit, und Fragen. Fragen, wie es weitergehen soll ... was ich tun soll. Dass er hier bei mir ist ... wahrscheinlich schon die ganze Nacht über ... lindert den Schmerz meines unüberlegten Handelns ein wenig, der mich dazu getrieben hat meine Prinzipien über Bord zu werfen. Es ging ihm nicht um meinen Körper. Er verlangt genauso sehr nach meiner Seele, wie ich nach seiner. Aber kann ich es wagen? Wir sind schon einmal gescheitert! Und ihn zu verlieren, hätte beinahe mein Selbst zerstört. Ein zweites Mal könnte ich es nicht ertragen. Aber ohne ihn bin ich nur ein halber Mensch ... zerrissen von Sehnsucht und Trauer. Bei ihm finde ich eine andere Art des Zuhauses. Die Sicherheit ... der Zusammenhalt ... die Geborgenheit ... sie sind weitaus stärker, als ich sie unter der Freundschaft zu den anderen gespürt habe. Sie sind viel inniger. "Du denkst wieder zuviel nach", hat Sanji zu mir gesagt, am Tag, als wir Ace getroffen haben. Und auch Nami hat es mir zum Vorwurf gemacht. Aber ist das denn so falsch von mir? Ich habe mir damals keine Gedanken gemacht über das "Was wäre, wenn ...?". So verliebt und glücklich, wie ich war, habe ich angenommen, dass uns nichts trennen würde. Doch das kann ich jetzt nicht mehr! Ich kann nicht mehr daran glauben, dass etwas auf ewig halten wird. Und das macht mir Angst! Es lässt mich davor zurückschrecken, das Wagnis einer Beziehung wieder einzugehen. "Weißt du eigentlich, wessen Hand du da streichelst?" Wohl eben erst erwacht, ist seine leise, grummelnde Stimme noch rauer als sonst und zaubert ein kleines Lächeln auf meine Lippen, während sie mir gleichzeitig einen prickelnden Schauer über den Rücken rieseln lässt. Dass ich mit meinem Daumen immer wieder über seinen Handrücken fahre, war mir gar nicht bewusst, so vertieft war ich in meine Gedanken. "Ich kenne nur eine Person, die so dreist ist, dass sie des Nachts ungebeten in mein Bett steigt." "Ungebeten? Soweit ich mich erinnern kann, hast du immer bereitwillig deine Decke mit mir geteilt." "Aber auch nur, weil ich verhindern wollte einen schlotternden Schwertkämpfer neben mir liegen zu haben." Kaum dass ich geendet habe, liege ich plötzlich auf dem Rücken, während Zorros Knie meine Hüfte fest umschließen. Gleichzeitig wandern seine Hände wissend zu den empfindlichen Stellen meines Bauches, die unter seinen federleichten Berührungen zucken und einen Strahl des kitzelnden Gefühls bis zu den Enden meiner Nervenbahnen schicken. Obwohl ich mich dagegen wehre ... mich unter seinen unnachgiebigen Berührungen winde ... steigen mir dennoch wieder Tränen in die Augen. Sein Gewicht auf mir, das er zum größten Teil auf seine Beine stützt, und der verspielte Angriff lösen eine wahre Flut an Bildern aus, die vor meinem geistigen Auge vorbeiziehen und denen ich keinen Einhalt gebieten kann. Bilder aus einer glücklichen und sorgenfreien Zeit. Schmerzhaft schlägt mein Herz wild in meiner Brust ... ziehend ... stechend ... schreit danach, diese Zeit wieder zu erleben. Zusammen mit einem zittrigen Atemzug greife ich nach seinen Händen und halte sie von einer weiteren Kitzelattacke ab, während ich ihm mit einem kurzen Heben meiner Hüfte bedeute von mir herunter zu gehen. Sofort kommt er meiner Aufforderung nach und legt sich wieder lang ausgestreckt an meine Seite. Vorsichtig setze ich mich rittlings auf ihn und beuge mich ein wenig vor, damit ich nach der Streichholzpackung tasten kann, um die kleine Laterne anzuzünden, die ich auf das Tischchen neben der Liege gestellt habe. Als das Zimmer dann in ein dunkles, gelbes Licht getaucht ist, blicke ich wie gebannt auf die helle Flamme, die vergeblich versucht sich durch den Docht der Laterne zu fressen. Auch als Zorro sich langsam aufsetzt, wodurch ich unweigerlich ein Stück nach hinten rutschen muss, sehe ich nicht auf. Entschlossen nimmt er mir die Laterne aus den Händen und stellt sie wieder zurück auf das Tischchen, bevor er dann mit einem sanften Druck seiner Finger mein Kinn anhebt. Fragend schauen seine Augen mich an, in denen ich eine leichte Besorgnis erkennen kann. Mein Blick wandert hinauf zu seinem grünen Haar, durch das ich zwei-, dreimal mit einer Hand streiche. Mit einem Finger dann fahre ich die Kontur seiner linken Augenbraue nach entlang zu seiner Schläfe hinab über die markanten Züge seiner Wange. Unentwegt folgen meine Augen den Weg meines Zeigefingers, bis dieser schließlich auf seinen Lippen zum Halten kommt und ich ihm wieder in die Augen sehe. Langsam öffne ich den Mund, aber kein Ton kommt mir über die Lippen, obwohl mir so viele Gedanken und Gefühle auf dem Herzen liegen. Es gibt so vieles, das ich ihm sagen muss und will. Gequält ... verzweifelt ... auf der Suche nach den richtigen Worten, schließe ich die Augen, in denen sich erneut Tränen ansammeln. "Ich habe Angst." Mehr kann ich nicht sagen, beherrscht das Gefühl meinen ganzen Körper ... lässt ihn von innen her erkalten. Behutsam lehnt Zorro seine Stirn an meine, während sein Daumen eine Träne abfängt, die mir an der Wange hinabrinnt. "Die habe ich auch", raunt er mir leise zu. Vorsichtig legt er sich wieder zurück auf die Liege, wobei er mich, fest und beschützend in seinen Armen eingeschlossen, mit sich zieht. Still, in einem stummen Einverständnis, bleiben wir so liegen und genießen die Nähe des jeweils anderen. Unter dem starken, gleichmäßigen Schlagen seines Herzens schlafe ich dann irgendwann ein ... zusammen mit dem Gefühl der Befreiung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)