Zerbrochene Freundschaft von xxNico_Robinxx (Kapitel 51) ================================================================================ Kapitel 21: Ruffy: Torture -------------------------- Kahle, rissige Wände fließen wie ein Band an mir vorbei, unterbrochen von kalten, grauen Türen, an denen meine beiden Bewacher und ich vorbeigehen. Unnatürlich laut hallen dabei die schweren Schritte der beiden Soldaten von den Wänden wider, in denen das leise Klacken meiner gepolsterten Stiefel untergeht. Sonst ist in dem langen, weiten Flur nichts zu hören, so dass man beinahe schon annehmen könnte, dass der Ort völlig ausgestorben sei. Und fast stimmt das sogar, denn die meisten Räume in diesem Teil des Gebäudekomplexes werden gar nicht benutzt und sind leer geräumt, weshalb man auch davon abgesehen hat Soldaten auf den verzweigten Gängen zu positionieren. Ein leises Kribbeln, das sich von Sekunde zu Sekunde verstärkt, breitet sich von meinen Handgelenken bis hin zu den Fingerspitzen aus. In gleichmäßigen Bewegungen krümme ich meine Finger, um die Blutzirkulation wieder anzuregen, die durch die zu eng angelegten Handschellen stark eingeschränkt ist. Ich kann wirklich nicht gerade behaupten, dass die Soldaten mit den Gefangenen hier zimperlich umgehen würden. Im Gegenteil! Sie nutzen jede noch so winzige Möglichkeit aus, um uns zu terrorisieren. Anders kann man die Zustände gar nicht beschreiben, die hier herrschen. Schon mehr als einmal habe ich Schläge für nichts erhalten, so, wie jeder andere Gefangene auch. Es wundert mich schon lange nicht mehr, dass noch nie einer aus diesem Gefängnis ausgebrochen ist. Jeder wird hier gefügig gemacht ... durch Schläge ... durch Nahrungs- und Lichtentzug ... durch seelische Folterung ... bis am Ende der Wille gebrochen ist. Und wer es dennoch versuchen sollte von diesem Ort der Qualen zu fliehen, der wird gebrandmarkt, bei dem er unter höllischen Schmerzen eines seiner Körperteile, manchmal sogar mehrere, verliert. Daher vegetieren die meisten Gefangenen nur noch vor sich hin ... die Gesichter mit tiefen Furchen der Verzweiflung und Trostlosigkeit gezeichnet ... die Augen stumpf und leer ... die Körper ausgehöhlt und kraftlos. Selbst vor den Frauen, die getrennt von den Männern gehalten werden, machen sie nicht halt. Manchmal, mitten in der Nacht, werden wir von schrillen und angsterfüllten Schreien aufgeschreckt, die durch die Fluren und Gängen weithin zu hören sind. Die unendliche Pein, die in den Schreien steckt, lässt jeden von uns kalte Schauer der Furcht über den Rücken laufen. Mit einer strammen, zackigen Drehung und einem quietschenden Geräusch der Schuhsohlen auf dem bläulichweißen Linoleumboden wenden sich meine Bewacher einer metallenen Tür zu, an der ein schmales, weißes Schild hängt, das mit schwarzen, geschwungenen Lettern den Namen preisgibt, wessen Büro dahinter liegt: Käpt´n Morgan Ironwhip! Der Mann, der nicht nur das Sagen über das Gefängnis hat, sondern auch über die gesamte Insel. Trotz seines gockelhaften Auftretens, mit dem er ständig über den Gefängnisplatz stolziert, ist er ein gefährlicher Gegner, den man besser nicht unterschätzen sollte. Ohne zu Zögern schlägt der Soldat links neben mir seine Fingerknöchel dreimal gegen die Tür, wobei das kräftige Klopfen durch das Metall dumpf und hohl klingt. Doch anstatt sofort danach die Klinke hinunterzudrücken, bleiben meine Begleiter weiterhin mit stoischen Mienen stehen, bis nach wenigen Sekunden eine tiefe Stimme uns hereinruft. Zwei kräftige Hände umfassen grob meine Oberarme, so dass ich mir sicher bin, dass ich blaue Flecken zurückbehalten werde, die sich dann spätestens morgen zeigen werden. Doch mit keinem Wimpernschlag gebe ich den ziehenden Schmerz zu erkennen, wofür ich mit einem noch festerem Druck und einem Schlag in den Rücken bestraft werde. Dadurch trete ich stolpernd in das Büro ein, das in helles Tageslicht gehüllt ist, und ich muss wegen der plötzlich veränderten Lichtverhältnisse erst einmal mehrmals blinzeln, bevor ich meine Umgebung genauer in Augenschein nehmen kann. Doch alles worauf mein Blick fällt, sind mehrere Aktenschränke, die sich an den Wänden aneinanderreihen, und graue Fotos in verschiedenen Größen, auf denen überall Käpt´n Ironwhip abgebildet ist, zusammen mit irgendwelchen Leuten, die nach den Uniformen zu urteilen selbst zur Marine gehören. Die hochgewachsene Gestalt des Käpt´n selbst steht vor dem breiten Fenster auf meiner rechten Seite mit dem Rücken zu mir. Seine gesamte Körperhaltung strahlt eine pure Entspanntheit aus und nichts an ihm lässt erkennen, dass er unser Eintreten bemerkt hat. "Laut den unzähligen Zeugenaussagen ist Monkey D. Ruffy nichts weiter als ein strohdummer, naiver Bengel mit einer gehörigen Portion Glück." Ironwhips Stimme ist wie seine ganze Erscheinung, so, wie ich es irgendwie erwartet habe: samtweich, kultiviert, fast schon ein wenig gelangweilt. Und dennoch wird sein Ton von einer gewissen Gefährlichkeit begleitet. "Und trotzdem habt Ihr es weit gebracht! Ihr seid ein störender Dorn im Auge der Marine ... und auch der Weltregierung. Doch sehr bald schon wird dies nicht mehr der Fall sein." Bei seinen letzten Worten dreht sich Ironwhip zu mir um, noch immer völlig entspannt und locker, während er mich mit seinen schmalen Augen von Kopf bis Fuß mustert. Seine abfällig verkniffenen Lippen sagen mir, dass das, was er sieht, ihm nicht besonders gefällt. Doch das stört mich nicht. Ich habe noch nie viel darum gegeben, was die Leute von mir halten. Vielmehr interessiert es mich zu erfahren, warum er mich in sein Büro hat bringen lassen. Allein schon die Tatsache, dass wir uns zum ersten Mal gegenüberstehen, lässt mich vermuten, dass etwas Bedeutendes eingetreten ist. Zumal er sich nicht einmal die Mühe gemacht hatte bei meiner Inhaftierung anwesend zu sein. "Ich muss zugeben, dass ich ähnlich gedacht habe, wie die Bauern, als ich Euren Steckbrief gesehen habe." Neugierig beobachte ich ihn dabei, wie er langsam auf seinen Schreibtisch zugeht und eine braune Mappe in die für meinen Geschmack viel zu schlanken Hände nimmt, um ein wenig darin zu blättern, so, als wollte er seine Erinnerungen auffrischen. Doch instinktiv weiß ich, dass sein Getue und sein mildes Interesse nur geheuchelt sind. Er ist wie ein Tiger, der seine Beute belauert und auf den richtigen Moment wartet, um zuzuschlagen. "Aber als ich mir diese Berichte hier durchgelesen habe, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass Ihr nicht so dumm und naiv seid, wie alle glauben. Und alles hat mit Käpt´n Morgan angefangen. Erinnert Ihr euch noch an ihn?" Ausdruckslos und stumm blicke ich Ironwhip an, der sich mir bei seiner Frage wieder zugewendet hat. Ich erinnere mich noch sehr gut an Käpt´n Morgan, habe ich doch damals Zorro kennen gelernt. Gleichzeitig sehe ich seine abgehärmte Gestalt vor meinem inneren Auge, als ich ihm das erste Mal begegnet bin, wie er mit hängendem Kopf und halbverhungert am Pranger gefesselt war. Ich habe ihn von Anfang an gemocht, obwohl wir nicht verschiedener hätten sein können. Und trotzdem waren wir auf eine Art und Weise gleich! Denn wir beide hatten einen Traum, der uns miteinander verbunden hat. Es fällt mir schwer meine Trauer darüber, dass er nicht mehr Teil meiner Bande ist, nicht zu zeigen. Dass ich vier meiner Freunde verloren habe, zieht mich immer in eine bodenlose Tiefe der Trostlosigkeit, aus der ich mich jedes Mal nur mühevoll herausziehen kann. Der Verlust darüber wiegt schwer auf meiner Seele und droht meine Hoffnungen und meinen Glauben zu begraben. Doch jetzt, in diesem Moment, darf ich mich auf keinen Fall von der Vergangenheit überwältigen lassen, brauche ich doch meine ganze Kraft und meine Aufmerksamkeit für Ironwhip. Nachdem ich mein Augenmerk wieder auf ihn gerichtet und die quälenden Erinnerungen rigoros von mir geschoben habe, bemerke ich sein leises Lächeln, das seine Lippen umspielt und mich wachsam werden lässt. Von den anderen Mithäftlingen und aus eigenen Beobachtungen weiß ich, dass er ebenfalls so viel Spaß daran hat, die Gefangenen zu quälen und ihnen Schmerzen zuzufügen, wie die übrigen Soldaten. Jedoch mit einem Unterschied! Ironwhip sucht nach den Schwachpunkten seiner Opfer, um diese dann gnadenlos auszunutzen. "Die Sache mit Käpt´n Morgan war aber nicht das einzige Scharmützel mit der Marine, das Ihr bestritten habt." Ohne seinen scharfen Blick von mir zu nehmen, mit dem er jede Regung von mir wahrnimmt, begibt er sich hinter seinen Schreibtisch, wo er sich mit einer anmutigen Bewegung in seinen Stuhl setzt, der unter seinem Gewicht ein wenig knarrt. "Je weiter Ihr gekommen seid, desto schlimmer wurden Eure Vergehen. Gleichzeitig nahm auch die Anzahl Eurer Mannschaft zu. Lorenor Zorro! Ein beachtlicher Schwertkämpfer mit einer außergewöhnlichen Kampftechnik. Auf dem East Blue war er ein gefürchteter Kopfgeldjäger, bevor er sich Euch angeschlossen hat. Mittlerweile beträgt sein Kopfgeld 142 Millionen Berry. Sein letzter Aufenthaltsort, von dem uns bekannt ist, war Cherry Point. Wusstet Ihr, dass er zusammen mit Tony Chopper unterwegs ist? Eine seltsame Kreatur! Wenn ich mich recht entsinne, hat er von der Mensch-Mensch-Frucht gegessen. Wie so manch ein Kopfgeldjäger, aber auch ein Soldat auf höchst schmerzhafte Weise feststellen musste, sollte man ihn auf keinen Fall unterschätzen. Im Übrigen ist durch Lorenor Zorro auf ihn ein Kopfgeld in Höhe von stolzen 91 Berrys ausgesetzt." Das diebische Funkeln in seinen Augen verrät mir, dass er seinen Spaß dabei hat, mir einige Einzelheiten über meine Freunde zu erzählen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass er genau weiß, was in meinem Inneren vor sich geht ... dass er mit seinen Worten Erinnerungen hervorruft, die weitaus mehr schmerzen, als eine Stichwunde es je tun könnte. Erinnerungen an das erste Zusammentreffen mit Chopper ... an meine Überraschung einem sprechenden Tier gegenüberzustehen ... an die Traurigkeit, die mich überfiel, als ich von seiner Vergangenheit erfuhr. "Als zweites Mitglied kam Lysop hinzu. Nach allem, was ich so über ihn gehört habe, soll er ein sehr guter Schütze sein. So gut wie sein Vater, wenn nicht sogar noch besser. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, wie man doch so schön sagt. Aber anders als sein Vater sitzt er jetzt im Gefängnis und wird bis an sein Lebensende nichts weiter mehr zu sehen bekommen, als die weißen Mauern, die uns umgeben. Auf ihn war übrigens ein Kopfgeld in Höhe von 87 Millionen Berrys ausgesetzt, mehr als auf eure kleine Freundin, die uns leider entwischt ist. Wie war doch gleich noch mal ihr Name? Ach ja, richtig, Nami! Die 63 Millionen Kopfgeld hat sie nur Euch zu verdanken, da sie selbst eigentlich nichts weiter ist als eine gemeine Diebin. Doch zugleich ist das auch ihr Glück, denn sie stellt für uns keine Gefahr dar, wodurch die Marine davon absieht sie zu suchen. Wahrscheinlich ist sie eh schon längst mit dem Kahn, das Ihr Schiff nennt, untergegangen." Immer deutlicher wird mir bewusst, dass Ironwhip darauf abgesehen hat mich aus der Reserve zu locken ... mich zu einer Regung zu bewegen, die ihm zeigt, dass er Erfolg hat, damit er sich dann daran weiden kann. Und mein Wille ihm diese Genugtuung nicht zu geben, hängt nur noch an einem seidenen Faden, während ich das Gefühl habe, dass der Eisenkragen um meinen Hals, der mit Seestein behaftet ist, immer enger wird und mir die Luft abschneidet. Der Mann vor mir spielt mit einer absoluten Perfektion mit den Gefühlen der Menschen wie mit den Saiten einer Harfe. In meiner Vorstellung sehe ich Lysop in einem Jahr, der sich von den anderen Gefangenen nicht mehr unterscheidet. Sein Körper ... ausgezehrt ... seine Seele ... abgestumpft ... sein Herz ... hoffnungslos. Gleichzeitig muss ich auch an Nami denken, nährt Ironwhips Bemerkung meine Sorgen um sie nur noch mehr. Die Grandline steckt voller Gefahren, wie wir nur zu gut wissen, und nicht alle gehen von Menschen aus. Ich mag mir nicht vorstellen, was sie so ganz allein alles durchmachen muss. Von ganzem Herzen wünsche ich mir, dass sie irgendwo in Sicherheit ist ... dass sie Menschen gefunden hat, die ihr helfen. "Und damit kommen wir zu den letzten beiden Personen, die für die Marine ein einziges, großes Rätsel sind. Zum einen wäre da Sanji, der Koch auf dem Meeresrestaurant Baratie gewesen war, bevor er sich Euch angeschlossen hat. Er ist ebenfalls ein hervorragender Kämpfer, der sehr ausgefeilte Kampftritte auf Lager hat. Sein Kopfgeld beträgt mittlerweile 137 Millionen Berrys. Und zum anderen haben wir da Nico Robin, vor der man sich auch in Acht nehmen muss. Nicht nur, weil sie die Kraft der Flora-Flora-Frucht besitzt, mit der sich ihr unzählige Angriffsmöglichkeiten bietet, sondern auch wegen ihres klugen Kopfs, dem sie es sicherlich zu verdanken hat, dass wir, die Marine, sie bislang nicht schnappen konnte. Ihr Kopfgeld wurde auf ganze 158 Millionen Berrys erhöht. Aber wie ich bereits sagte, geben sie uns ein Rätsel auf, da sie spurlos verschwunden sind." Während Ironwhip seine Ellenbogen auf die Schreibtischplatte stützt, wobei er seine Fingerkuppen aneinanderlegt, blickt er mich abwartend an, so, als erwarte er von mir, dass ich ihm die Antwort auf die unterschwellige Frage geben würde. Doch alles, was er von mir bekommt, ist ein breites, triumphierendes Grinsen angesichts der Ankündigung, dass wenigstens zwei meiner Freunde in Sicherheit zu sein scheinen. Aber etwas anderes habe ich auch gar nicht erwartet, da Robin lange genug auf der Flucht vor der Marine ist, um zu wissen, wie man unbemerkt untertaucht. Für einen Moment verfinstert sich Ironwhips Gesicht und ein bedrohliches Funkeln blitzt in seinen grauen Augen auf. Eine leise Vorahnung beschleicht mich, dass meine Reaktion noch Konsequenzen haben wird, die für mich alles andere als angenehm sein dürften. "Wie dem auch sei", meint er nach einer scheinbar endlosen Zeit und stützt sich mit seinen Handflächen auf dem Tisch ab, während er sich von seinem Platz erhebt und langsam wieder an das Fenster herantritt. "Der Grund für Ihre Anwesenheit hier in meinem Büro ist der, dass sie nur noch für eine kurze Zeit Gast in diesem Gefängnis sein werden. Ich habe heute die Nachricht erhalten, dass ein Schiff hierher unterwegs ist, das Sie nach Mary Joa bringen soll, wo Ihnen dann der Prozess gemacht wird. Und jetzt, nachdem ich Ihnen dies mitgeteilt habe, dürfen Sie wieder zurück in Ihre Zelle." Sein letzter Blick, bevor er sich der weißen Pracht draußen im Freien wieder zuwendet, gilt nicht mir, sondern meinen beiden Bewachern. Eine Eiseskälte breitet sich in meinem Körper aus, befürchte ich, dass der Rückweg zu dem Gebäudeteil mit den Zellen mit einigen Schmerzen verbunden sein wird. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)