Zerbrochene Freundschaft von xxNico_Robinxx (Kapitel 51) ================================================================================ Kapitel 19: Robin: Beginning ---------------------------- Alles ist so anders hier. Die Sicht ist verschwommen und trübe durch die dunklen Lichtverhältnisse, während die Geräusche nur dumpf an meine Ohren dringen. Obwohl ich durch mein Gewicht schnell in die Tiefe gezogen werde, habe ich das Gefühl zu schweben. Meine Haare scheinen um meinen Kopf herum zu fliegen und auch meine Jacke und der untere Saum meines Hemdes erheben sich in die Lüfte. Kleine Luftbläschen steigen vor meinen Augen an die Oberfläche auf, deren Helligkeit sich grell auf dem Wasser spiegelt. Rau und kratzend reibt das schwere Tau an meinem Handgelenk, das sich durch die Nässe eng zusammengezogen hat und mir fast die Blutzufuhr abschneidet, während ich mich suchend umsehe. Eine neue Welt eröffnet sich mir, die ich nie erforschen konnte ... und auch nie werden kann. Doch hält sich meine Faszination in Grenzen, da mein Verstand nur von einem Gedanken beseelt ist. Lass doch mal dein Herz handeln. Auch wenn Nami einen gänzlich anderen Sinn im Kopf hatte, habe ich ihren Rat dennoch befolgt, als mir das Buch aus den Händen fiel und ins Wasser stürzte, nachdem der Rumpf von einer harten Welle getroffen wurde und ein Ruck durch das ganze Schiff ging. Während um mich herum das Leben einfach weiterging, so, als wenn nichts geschehen wäre, blieb für mich die Zeit stehen und Bilder tauchten vor meinem geistigen Auge auf. Ein wenig fasziniert sehe ich der roten Konsistenz des Weines dabei zu, wie sie langsam in dem bauchigen Glas umherschwankt, das ich in meiner Hand halte. Wenn die anderen mich jetzt so sehen könnten, würden sie mich mit Sicherheit mit besorgten Fragen bombardieren. Wann kommt es auch schon mal vor, dass ich zu dieser frühen Stunde ein Glas Wein trinke? Aber heute ist ja auch ein besonderer Tag, an dem man ruhig von seinen Gewohnheiten abweichen kann. Ein kurzes, humorloses Lachen steigt in meiner Kehle auf. Was ist heute schon so besonders? Es macht mir nichts aus, dass ich alleine auf der Flying Lamb bin, während die anderen die Insel erkunden, an deren Küste wir seit dem gestrigen Abend ankern. Sie wissen ja auch nicht, was für ein Tag heute ist. Sie müssen es auch nicht unbedingt erfahren. Außerdem bin ich daran gewohnt, dass mir niemand gratuliert ... gewohnt, keine Geschenke zu erhalten ... gewohnt, diesen einen Tag allein zu verbringen. Doch etwas anderes macht mir viel mehr zu schaffen, als die Tatsache, dass ich wieder ein Jahr älter geworden bin. Etwas, von dem ich nicht gedacht hätte, dass es so lange dauern würde ... dass es so schwierig wäre. "Herzlichen Glückwunsch, Robin. Und wieder ist ein Jahr vergangen, ohne dass du das Porneglyph gefunden hast." Zusammen mit einem ironischen Lächeln proste ich mir selbst zu, um das halbvolle Glas dann anschließend in einem einzigen Zug zu leeren, während sich eine tiefe Verbitterung in meinem Herzen ausbreitet. So lange schon suche ich danach ... viel zu lange ... nach der Wahrheit. Seit einundzwanzig Jahren und immer noch kein Ende in Sicht. Allmählich fange ich an zu glauben, dass es das Rio-Porneglyph gar nicht mehr gibt ... dass die Marine es gefunden und irgendwie vernichtet hat. Erneut fülle ich mein Glas mit dem Rotwein auf, während mir der Gedanke durch den Kopf geht, dass es so vielleicht am Besten ist. Schließlich hält mich die Suche ... die Hoffnung ... am Leben. Ich wollte schon einmal sterben ... war bereit für den Tod ... als ich geglaubt habe, dass es hoffnungslos ist weiter nach dem Porneglyph zu suchen. Ich sah keinen Grund noch länger leben zu wollen. Warum auch? Mein ganzes Bestreben ... alles, was ich erreicht habe ... alles, was ich getan habe ... diente nur dem einen Zweck: die Wahrheit herauszufinden. Doch Ruffy hat mir gezeigt, dass noch nicht alles vergeben ist ... dass es noch einen anderen Weg gibt. Ein Weg, der mir viel Neues offenbart hat. Plötzlich fällt ein dunkler Schatten auf mich und lenkt mich von der Betrachtung des Weins ab. Mein Blick fällt sofort auf eine schwarze Hose, die eng auf einer äußerst männlichen Taille sitzt, fast wie eine zweite Haut. Es ist eigentlich unnötig meine Augen über den muskelgestählten Körper weiter zum markanten Gesicht hinauffahren zu lassen, verraten mir die drei Schwerter an der Seite die Identität des Mannes. Lange sieht mich Zorro über den Tisch hinweg an, die Lippen dabei fest zusammengepresst, so dass sein Mund aus einem schmalen Strich besteht. Trotz des klaren, hellen Glanzes in seinen Augen, kann ich seinen undurchdringlichen Blick nicht entschlüsseln. Innerlich frage ich mich, ob ich irgendwie seinen Unmut erregt habe ... ob ich etwas getan habe, dass ihn noch mehr gegen mich aufbringt. Er misstraut mir immer noch und ich habe das Gefühl, nichts dagegen tun zu können, so sehr ich mich auch anstrengen mag. Abwartend blicke ich zu ihm auf, neugierig auf die Dinge, die kommen werden, als sich auf einmal ein leichter Rotschimmer auf seine Wangen legt. Ein ungutes Gefühl lässt mein Herz schwer werden, da er anscheinend nicht nur ungehalten über mich ist, sondern auch noch wütend. Doch warum behalten seine Augen weiterhin den klaren Glanz bei? Warum sehe ich in ihnen nicht den feurigen Ausdruck, den sie sonst annehmen, wenn er in Rage ist? Eine Bewegung an seiner Seite lenkt meine Aufmerksamkeit darauf, als er seinen linken Arm hebt. Überrascht reiße ich die Augen weit auf, als meine Sicht auf seine Hand frei wird, die mir bislang von der Tischkante verwehrt war. Zwischen seinen langgliedrigen Fingern hält er einen dünnen, grünbräunlichen Stiel, an dessen oberen Ende sich drei roséfarbene Blütenköpfe einer Orchidee befinden. Nur die Innenseite der unteren Blüten, die den Stempel umgeben, weisen ein dunkles Rot auf. Fragend blicke ich zu Zorro auf, als er mir mit einer steifen Bewegung die Orchidee hinhält. Doch sein Gesicht ist von mir abgewandt, während das Rot auf seinen Wangen sich noch vertieft. Langsam strecke ich meine Finger nach dem Stiel aus, wobei sich unsere Hände für einen kurzen Moment berühren. Wie ein Stromstoß durchfährt mich die fast schon verbrennende Hitze seiner Haut. Oder kommt es mir nur so vor? "Du solltest es nachher den anderen sagen", brummt er mir mit seiner so typisch mürrischen Stimme zu, nachdem er seine Hand wieder zurückgezogen hat und sie in seiner Hosentasche vergräbt. "Sagen?" Meiner Stimme ist deutlich die Verwirrung anzuhören, aus der ich mich einfach nicht reißen kann. Was hat das alles zu bedeuten? Die Antwort darauf erhalte ich im nächsten Moment, als Zorro nur einen kurzen Blick auf die Flasche neben mir wirft, bevor er sich dann vollends von mir abwendet und nach draußen aufs Deck verschwindet. Doch meine Verwirrung bleibt. Hat er meine Worte etwa gehört? Eine Weile blicke ich auf die Blume zwischen meinen Finger, von der ein süßlicher Duft ausgeht, der mich ein wenig an Vanille erinnert. Von den anderen hätte ich eher so etwas erwartet, aber nicht von Zorro. Warum hat er das getan? Bin ich ihm doch nicht so gleichgültig, wie er immer tut? Verzweiflung hat mich dazu getrieben das Tau um den Großmast zu knoten. Angst hat mich über die Reling springen lassen. Entsetzen schnürt mir die Kehle zu. Hoffnungslosigkeit treibt mir die Tränen in die Augen. Wild blicke ich um mich, da die Luft in meinen Lungen allmählich knapp wird, während ich tiefer sinke und das Licht immer dunkler wird. Doch ich kann nicht zurück ... noch nicht. Dafür bedeutet es mir zuviel! Und dann sehe ich das Buch! Die unendliche Freude, die bei diesem Anblick meinen ganzen Körper erfüllt, lässt mich beinahe vergessen, wo ich bin, so dass ich mich noch im letzten Moment zurückhalten kann einen erleichterten Seufzer von mir zu geben. Stattdessen versuche ich die wenigen Meter, die mich von dem Buch trennen, zu überwinden. Doch meine linkischen und holprigen Schwimmzüge bringen mich kein Stück näher heran, sondern lassen mich nur an Ort und Stelle wild herumtanzen. Ein Schluchzen, bestehend aus der peinigenden Qual der Hoffnungslosigkeit, steigt in meiner Kehle auf, den ich nur mit Mühe unterdrücken kann, während ich versuche die Bewegungen nachzuahmen, die Zorro und Sanji beim Schwimmen immer machen ... aber vergebens. Meine Teufelskräfte machen es mir einfach unmöglich! Plötzlich taucht eine dunkle Gestalt neben mir auf und legt einen kräftigen Arm um meine Taille, wodurch ich an einen festen Oberkörper gedrückt werde. Ich bin nicht allzu überrascht darüber, dass der Körper Zorro gehört. Nicht nur, weil in der Vergangenheit meistens er es war, der Chopper, Ruffy oder mich aus dem Meer fischen musste, wenn wir mal über Bord gegangen sind, sondern auch, weil meine Aufmerksamkeit nach wie vor auf das Buch gerichtet ist. Für etwas anderes habe ich keinen Platz in meinen Gedanken. Gerade, als er sich mit einem kräftigen Zug nach oben zur Oberfläche abstoßen will, bedeute ich ihm mit einem Kopfschütteln, das durch den Druck des Wassers nicht so heftig ausfällt, wie ich es eigentlich wollte, noch nicht zurückzukehren. Ich ignoriere seine erbost zu Schlitzen verengten Augen, in denen der wilde Ausdruck von unermesslicher Wut steht und zeige stattdessen auf das Buch, von dem nur noch ein dunkler Schemen zu erkennen ist. Ungehalten presst er die Lippen zusammen, doch etwas in meinem Gesicht scheint ihn dazu zu bewegen meiner stummen Bitte zu folgen. Während ich ihm dabei zusehe, wie er sich mit fließenden Bewegungen einen Weg durch das Wasser bahnt, muss ich unwillkürlich an das Meer denken. Es war für mich schon immer ein faszinierendes Element. Es kann dein Freund sein und dich überall dorthin bringen, wo du willst. Es kann dich erfreuen mit seiner Vielzahl an Bewohnern und seinen wechselnden Farben, die von einem hellen Jadegrün bis hin zu einem nachtfarbenen Blau reichen. Doch es kann auch dein Feind sein und dich an Felsen oder Riffen zerschellen lassen. Es kann dich auf Sandbänke auflaufen lassen oder dich mit seinen alles verschlingenden Wellen in die Tiefe reißen. Das Meer ist stark und temperamentvoll ... unberechenbar und geheimnisvoll ... eigenwillig und unbeugsam. Wenn ihre zerstörerische Gewalt einmal entfesselt ist, gibt es nichts, was sie noch aufhalten kann. So, wie Zorro! Er ist für mich die Verkörperung des weiten und tiefen Ozeans. Er übt auf mich dieselbe Faszination aus wie das Meer. Er ist die menschlichgewordene Versuchung, deren Welt ich für einige Zeit erforschen und erliegen konnte! Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, seit ich ins Wasser gesprungen bin, aber alles in mir krampft sich auf einmal zusammen. Mein Körper drängt nach Luft und mein Herz verdoppelt seine Schläge. Mein Verstand will meinen Mund öffnen ... die Lungen mit Leben füllen, doch ich wehre mich gegen den Impuls. Ein Anflug von Panik breitet sich in mir aus, während ich versuche mich schnell an dem Tau hochzuziehen ... an die rettende Oberfläche, die mir scheinbar spöttisch entgegenblinzelt. Wild strample ich dabei mit den Beinen, in der vergeblichen Hoffnung, dadurch noch schneller voranzukommen. Allmählich trübt sich meine Sicht aufgrund des Sauerstoffmangels, während meine Arme immer schwerer werden. Erneut legt sich ein Arm um mich und ich spüre eine harte Kante in der Seite, die mir besagt, dass Zorro das Buch hat. Erstaunt öffne ich den Mund, als er mit einem sanften Druck meinen Kopf zu sich dreht und seine Lippen sich auf meine legen. Unentwegt blicken wir uns in die Augen, während er mir seinen Atem einhaucht. Schwindel erfasst mich und etwas in meinem Inneren explodiert, so dass ich für einen kurzen Moment einen weißen Blitz vor meinen Augen sehe. Der harmlosgedachte Kuss intensiviert sich ... wird drängender ... entfacht ein warmes, undefinierbares Gefühl in mir, während ich meine Arme um seinen Hals lege und alles um mich herum vergesse. Ich habe das Gefühl, dass sich unsere Seelen in diesem Moment zu einem Ganzen vereinen und unsere Herzen im gleichen schnellen Rhythmus schlagen. Noch nie habe ich so gefühlt ... noch nie so deutlich seine Nähe gespürt. Dieser Kuss stellt alles bisher da gewesene in den Schatten. Tief nach Luft schnappend, durchbrechen wir die Oberfläche und die nach allen Seiten hinspritzenden Wassertropfen glitzern in der strahlenden Sonne wie Perlen, aber ich sehe sie nicht. Auch die Männer auf dem Schiff, die uns besorgte Fragen zuwerfen, beachte ich nicht. Meine ganze Aufmerksamkeit ist auf den Mann gerichtet, der mich fest in seinen Armen hält, und eine leise Verwunderung über das, was unter Wasser geschehen ist, füllt mein Herz aus. Ob er auch so gefühlt hat? Zärtlich streiche ich mit einem Finger über die bläulichrote Verfärbung unter seinem linken Auge ... eine Gefühlsregung, der ich seit dem Moment nachgehen wollte, als ich ihn auf der Suche nach Shanks am Lager gesehen habe. Mein erster Impuls hat darin bestanden auf ihn zugehen zu wollen und besorgt nach weiteren Verletzungen zu suchen. Aber ich habe der Versuchung widerstanden, ebenso auch dem Drang herausfinden zu wollen, was passiert ist. Zu viele eigene Gedanken beschäftigen und quälen mich, da kann ich weitere Probleme nicht gebrauchen, reicht mir auch schon die Tatsache, dass Zorro ebenfalls Quartier auf Shanks´ Schiff bezogen hat, das ich sicherlich Nami zu verdanken habe. "Ich schwöre dir, machst du noch einmal so etwas Dummes, wie dein Leben für ein unbedeutendes Buch aufs Spiel zu setzen, dann drehe ich dir eigenhändig den Hals um." Seine Stirn an meine gelehnt, blickt er mich mit einem eindringlichen Ausdruck an, während wieder die Wut in seinen Augen tritt, die auch seine Stimme rau klingen lässt. Seine Worte erinnern mich daran, warum ich eigentlich ins Wasser gesprungen bin. Und weiterhin einen Arm um seinen Hals gelegt, taste ich mit der anderen Hand nach dem Buch. Mein Herz klopft wie wild in meiner Brust, als ich es aufschlage. Es interessiert mich nicht, dass bei meinen hastigen Bewegungen die nassen Seiten einreißen und sogar gänzlich herausgerissen werden. Das Buch ist sowieso hinüber. "Sie ist noch drin!" Erleichtert und überglücklich kommen mir die Worte nur leise, wie ein Hauch, über die Lippen, während ich auf die aufgeschlagene Seite hinabblicke, auf der die Blütenköpfe der Orchidee liegen. Mit einem breiten, freudigen Lächeln blicke ich Zorro an, dessen Gesicht ich nur sehr verschwommen erkennen kann. Und trotz der aufsteigenden Tränen kann ich die Wärme in seinen Augen erkennen, mit der er mich ansieht. Und instinktiv weiß ich, dass er an den Tag denkt, als er mir die Orchidee geschenkt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)