Zerbrochene Freundschaft von xxNico_Robinxx (Kapitel 51) ================================================================================ Kapitel 11: Zorro: Deliverance ------------------------------ Vom Rande der Lichtung aus beobachte ich die Männer, die sich alle um das große Feuer versammelt haben und sich irgendwelche Geschichten und Witze erzählen, während ich völlig geistesabwesend die stumpfe Spitze der Scheide von Wado-Ichi-Monji in den weichen Boden zwischen meinen Beinen drehe. Ich verspüre nicht die geringste Lust dazu, mich zu ihnen zu gesellen und mit ihnen zu reden. Die Einsamkeit ist mir lieber, trotz der Gedanken und Erinnerungen, die mich dann immer beschäftigen. In dem Jahr, das vergangen ist, habe ich gelernt mit ihnen zu leben ... sie zu akzeptieren. Ohne Choppers Hilfe wäre mir dies nie gelungen, wollte ich sie vergessen und aus meinem Gedächtnis löschen. Ich bin nicht stolz darauf, was ich dafür getan habe ... wie tief ich gesunken bin. Doch mit diesen Erinnerungen werde ich genauso leben müssen, wie auch mit den anderen! Wenn Chopper nicht gewesen wäre ... wenn er sich damals nicht entschlossen hätte mit mir zu gehen, dann würde ich wahrscheinlich heute in irgendeiner Ecke einer versifften Gasse liegen oder würde in den schmierigen Armen einer Frau die Vergessenheit suchen. Doch die wahrscheinlichste Möglichkeit ist, dass ich heute vielleicht nicht mehr am leben wäre! Dass mir irgendein finsterer Typ mir sein dreckiges Messer ins Herz gestoßen hätte. Eine tiefe Schuld erfasst mich jedes Mal, wenn ich an diese Zeit denke. Durch mich ist Chopper auf schmerzhafte Weise stark und selbstbewusst geworden. Nur zu gerne hätte ich ihm diese Art erspart, hat es doch seine unschuldige Sichtweise von der Welt verändert. Durch mich hat er die Schattenseiten des Lebens kennen gelernt! Schwarzer Stoff flattert an meinem Gesicht vorbei, als sich Shanks neben mir auf den toten Baumstamm setzt. Er hält mir eine Flasche Sake entgegen, für die ich aber nur einen flüchtigen Blick übrig habe, bevor meine Augen wieder zu dem hellleuchtenden Feuer wandern. Außer Chopper und Nami hat sich bislang in den letzten vier Tagen niemand in meine Nähe getraut ... oder auch nur versucht mich anzusprechen. Nur der rote Shanks ignoriert mein abweisendes Verhalten. Schon mehr als einmal hat er bereits versucht mich in ein Gespräch zu verwickeln. Immer hat seine Stimme dabei freundlich und sorglos geklungen, so, als würden Ruffy und Lysop nicht in irgendeinem stinkenden Loch von Gefängnis stecken. Auf mich macht die ganze Atmosphäre um mich herum den Eindruck, als wenn sich niemand Sorgen machen würde, während die Warterei bei mir allmählich an den Nerven zerrt. Die Warterei und die Ungewissheit! Nicht, weil wir hier tatenlos herumsitzen, so gern ich mir das auch einzureden versuche. Nein ... es hat einen ganz anderen Grund! "Du bist nicht sehr gesprächig?!" An seiner lockeren Plauderstimme, die er scheinbar in jeder Lage draufhat, erkenne ich, dass es mehr eine Feststellung als eine Frage ist. Ein ziemlich dämlicher Spruch, um ein Gespräch zu eröffnen. Zumal er an meinen kurzen, knappen Erwiderungen schon längst erkannt haben müsste, dass ich keine Lust darauf habe mich mit irgendjemanden hier zu unterhalten. "Dadurch erspart man sich so manches", antworte ich schließlich nach einer Weile, in der Hoffnung, dass er jetzt endlich verschwinden würde und mich wieder meinen Gedanken überlässt. Aber vielleicht sollte ich mir stattdessen einen ruhigen Platz suchen, wo ich mich dann meinen Träumen hingeben kann. "Man kann aber auch viel Schaden damit anrichten." Die leichten Drehungen meines Schwertes halten inne, während ich den Mann neben mir aus zusammengekniffenen Augen mustere. Es war ein sauber ausgeführter Schlag, der zwar eine kleine Wunde verursacht, aus der aber dennoch viel Blut fließt. Auch wenn ich die Fehler der Vergangenheit akzeptiere, bedeutet das noch lange nicht, dass sie nicht mehr schmerzen ... dass sie mich nicht treffen können. "Ruffy hat mir alles erzählt." Als wenn er nicht wüsste, welchen Aufruhr seine Worte in mir verursachen, spricht er einfach weiter. Weiter in diesem unbekümmerten Tonfall, als würde er mit mir über das Wetter reden. Stur geradeaus blickt er auf seine fröhlichen Männer, während er einen Schluck aus der Flasche nimmt. Fest beiße ich die Zähne zusammen, um die aufsteigende Wut in mir zu unterdrücken. Wut auf ihn und seine Einmischung! Was bildet dieser Kerl sich überhaupt ein? "Was passiert ist, geht niemandem etwas an." Mein Versuch, die Worte gefühllos klingen zu lassen, scheitert kläglich an dem drohenden Unterton in meiner Stimme. Ich will ihm nicht zeigen, wie sehr er mich getroffen hat. Niemand soll sehen, wie es in meinem Inneren aussieht! Dass mein Herz sich noch immer nach ihr verzehrt. Dass ich noch immer ihre flehende Stimme in meinem Inneren hören kann. Dass ich manchmal nachts schweißgebadet aufwache ... mit ihren Namen auf den Lippen. "So, glaubst du das, ja?" Erstaunt nehme ich den provozierenden Ton wahr, in dem deutlich eine unausgesprochene Warnung liegt, während er mich aus scharfen Augen ansieht. Seine Gesichtszüge haben einen angespannten Ausdruck angenommen, wobei seine Wangenknochen deutlich hervorgehoben werden. "Glaubst du vielleicht, dass du der Einzige bist, der darunter leidet? Dass du der Einzige bist, dessen Leben sich verändert hat? Ich kenne weder dich, Chopper noch Nami oder die anderen beiden. Aber ich kenne Ruffy und habe gesehen, was euer Streit aus ihm gemacht hat. Erwarte bloß nicht, dass du den aufgeweckten und lebenslustigen Jungen von damals wieder sehen wirst." Nach diesem eher aufgebrachten Ausbruch tritt zwischen uns eine gedrückte Stille ein. Zum ersten Mal lässt Shanks mich sehen, wie sehr er Ruffy mag. Und selbst die Sorge um ihn kann er nicht verbergen, werden seine Augen dadurch noch dunkler. Seine Anspannung bleibt bei einigen seiner Leute nicht unbemerkt. Immer wieder werfen sie misstrauische Blicke in meine Richtung, als würden sie jeden Moment erwarten, dass ich ihrem Käpt´n mein Schwert zwischen die Rippen stoßen würde. Ich kann ihnen diesen Eindruck nicht einmal verübeln. Ich weiß genau, dass ich mir den Ruf eines gnadenlosen Kämpfers erworben habe, der rücksichtslos alles niederfegt, was ihm in den Weg kommt. Die einzige Möglichkeit für mich mit allem fertig zu werden. "Ich wollte eigentlich mit dir über etwas anderes reden", unterbricht Shanks als Erster die Stille zwischen uns. Seine Stimme hat die zuvor darin gelegene Schärfe verloren. Stattdessen schwingt jetzt das Bedauern über die kurze Auseinandersetzung darin mit. Obwohl eine gewisse Neugier ein gespanntes Kribbeln an meinem Rücken weckt, blicke ich teilnahmslos auf das Heft meines Schwertes. Erst jetzt bemerke ich, dass mein Daumen immer wieder über die schwarze Rose streicht. Monate ist es her, als ich einen Schmied darum gebeten habe, die losen, abgerissenen Kettenenden an der Scheide zu befestigen. Es ist kein sehr teures Schmuckstück ... billiges Silber ... dennoch besitzt es für mich einen unendlichen Wert, der mit Geld nicht zu bezahlen ist. Seitdem ist es zu einer Angewohnheit von mir geworden immer wieder über den Anhänger zu streichen, wodurch die rauen, spitzen Kanten der Blütenblätter schon längst stumpf sind. Aber es ist die einzige Berührung ... die einzige Nähe ... die mir noch bleibt. "Es geht dabei um Sanji und Robin." In den letzten Tagen habe ich diese beiden Namen viel öfters gehört, als in dem ganzen vergangenen Jahr. Und für mich haben sie einen bitteren Beigeschmack. Jetzt erst recht, nachdem ich erfahren habe, dass sie die berüchtigten Shadow Devils sind. So einige Geschichten sind über sie im Umlauf ... verrückt und unglaubwürdig. Nur eines haben sie alle gemeinsam ... gleichen sich in einem einzigen Punkt. In jeder Geschichte ist immer die Rede davon, dass die Shadow Devils ein Paar sind! Ob es wahr ist? Ich weiß es nicht! "Du kennst ja die Gerüchte, die wegen den Shadow Devils im Umlauf sind. Dass sie angeblich mit der Marine zusammenarbeiten. Meine Männer sind deswegen ziemlich nervös und befürchten, dass sie uns reinlegen könnten. Deshalb würde ich gerne deine Meinung dazu hören." Leicht amüsiert, ohne es ihm zu zeigen, nehme ich seine Bitte in mir auf. Wem will er hier eigentlich etwas vormachen? Da hätte er es sich auch einfacher machen können, indem er Nami oder Chopper danach fragt. Schließlich sind sie viel gesprächiger als ich. Was also will er wirklich von mir? "Da Ace und Yasopp auf der Suche nach ihnen sind, scheinst du nicht an das Gerücht zu glauben", antworte ich stattdessen, während ich ihn aufmerksam beobachte. Beobachten! Etwas, was ich früher nur im Kampf getan habe, um die Schwachpunkte meiner Gegner herauszufinden. Mittlerweile ist es zu einem Bestandteil meines Lebens geworden. Dass die Strohhutbande sich aufgelöst hat, hat auf der Grand Line schnell die Runde gemacht, wodurch die Kopfgeldjäger wohl angenommen haben, dass wir jetzt viel leichter zu schnappen wären. So falsch haben sie in ihrer Ansicht gar nicht mal gelegen, sind Chopper und ich schon sehr oft in ihre Hinterhalte geraten, aus denen wir jedes Mal nur mit knapper Not entkommen konnten. "Ich würde gerne glauben, dass an dem Gerücht nichts Wahres dran ist. Doch das tue ich nicht! Stattdessen hoffe ich, dass sie noch immer eine gewisse Loyalität gegenüber Ruffy und Lysop hegen und uns somit helfen." Seine Antwort dringt nur wie aus weiter Ferne an mein Ohr, da mich etwas zu der gähnenden, schwarzen Leere zwischen den dunklen Schatten der Bäume blicken lässt, wo der breite Trampelpfad liegt, der hinab zum Strand führt. Mein Herz hat angefangen zu rasen, während sich in mir die Gewissheit ausbreitet, dass die quälende Warterei für mich endlich ein Ende hat. Wie lange schon habe ich dieses Gefühl nicht mehr verspürt? Das Gefühl, das mir immer ihre Nähe verraten hat? Ich spüre Shanks fragenden Blick auf mir. Doch ich halte meine Augen unverwandt auf die Schatten. Mein Atem beschleunigt sich ein wenig vor Erwartung und meine Hände fangen an leicht zu zittern. Fest schließen sie sich um die Scheide meines Schwertes, so dass meine Fingerknöchel weiß hervortreten. Etwas Blaues blitzt in dem Dunkel auf, woraufhin sich meine Schultern- und Rückenmuskeln anspannen. Doch schnell muss ich erkennen, dass es sich bei der Gestalt nicht um die erhoffte Person handelt. Ich höre das Rascheln der Kleidung, als Shanks sich neben mir erhebt. Doch er bleibt weiterhin neben mir stehen, obwohl er mit Sicherheit seinen Gefolgsmann erkannt hat. Auch wenn ich gewollt hätte ... selbst wenn mein Leben davon abhängen würde ... kann ich meinen Blick nicht vom Waldrand nehmen. Schon ertönen die ersten freudigen Rufe, als die Männer Yasopp sehen, der zielstrebig die Lichtung betritt. Hastig stehe ich von meinem Platz auf, als sich die Männer um den lang vermissten Freund versammeln und mir die Sicht versperren. Gerade noch rechtzeitig sehe ich, wie sie stolz, kühl und majestätisch aus den Schatten heraustritt. Für einen Moment stockt mir der Atem und mein Herz bleibt stehen, während ich überwältigt von ihrem Anblick die Augen schließe. Ihr Bild, das mich Nacht für Nacht in meinen Träumen verfolgt, wird ihr nicht gerecht. In Wahrheit ist sie noch schöner ... noch ausgeprägter ... noch lebendiger! Schnell öffne ich wieder meine Augen, um mich zu versichern, dass sie nicht einfach nur eine Halluzination ist. Hervorgerufen durch meine inbrünstigen Wünsche sie wieder zu sehen ... sie wieder zu hören ... sie wieder zu fühlen. Ich bemerke das Zögern, das sie nur für einen Sekundenbruchteil in ihrer Bewegung inne halten lässt, bevor sie dann am Rande der Lichtung stehen bleibt. Langsam wendet sie ihren Kopf in meine Richtung und ihre tiefblauen Augen richten sich ganz gezielt auf mich, so, als wenn sie die ganze Zeit gewusst hätte, wo ich bin. Es lässt mich hoffen! Hoffen, dass das unsichtbare Band zwischen uns noch immer existiert. In dem Augenblick, als ihre Augen auf meine treffen, rückt alles in weiter Ferne. Der Mann neben mir ... das Prasseln und Knacken des Feuers ... das Rascheln der Blätter in den Bäumen ... die Stimmen der Männer ... sie alle sind nicht hier ... sind nicht zu hören. Die Zeit bleibt für mich stehen ... und es gibt nur uns beide. Die Ketten, die solange meine Brust umschlungen haben, sind gesprengt und zum ersten Mal seit langer Zeit kann ich endlich wieder frei atmen. Mein Inneres wärmt sich auf und verjagt die dunklen Schatten. Mein Herz weitet sich, als wolle es meinen gesamten Körper einnehmen, während ich sie unverwandt ansehe ... und nach etwas suche. Irgendetwas, das mir sagt, dass es eine Hoffnung für uns gibt. Dass die Gefühle für mich nicht erloschen sind. Doch alles, was ich sehe, ist ein weidwunder Blick in einem viel zu blassem Gesicht und die unsichere Geste, in der sie ihre Schultern umfasst. Dieser ruhige, selige Augenblick zwischen uns wird jäh unterbrochen, als Chopper sie stürmisch in die Arme nimmt. Es tut mir in der Seele weh mit ansehen zu müssen, wie sie zögernd die Umarmung erwidert, als hätte sie eine solch freudige Begrüßung nicht erwartet. Wie ich Chopper im Moment beneide! Nur zu gerne würde ich seinen Platz einnehmen und die langen, sanften Arme um meinen Hals fühlen ... den weichen, schlanken Körper fest an meinen gepresst. Ich wende meinen Blick von den Beiden ab und treffe auf die hochgewachsene Gestalt Sanjis. Obwohl alles an ihm locker und entspannt wirkt, so, wie er ein wenig abseits hinter Robin steht, eine Hand in der Hosentasche und in der anderen eine Zigarette, die hin und wieder rot aufleuchtet, ist sein Blick starr und fest auf mich gerichtet. Ich vermag den Ausdruck in seinen Augen nicht zu deuten, aber etwas sagt mir, dass ich einen Gegner vor mir stehen habe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)