Zerbrochene Freundschaft von xxNico_Robinxx (Kapitel 51) ================================================================================ Kapitel 48: Robin: Promise -------------------------- Zorros ausgreifende Schritte dringen wie ein dumpfes, von weit herkommendes Pochen an meine Ohren. Die weißen Wände ziehen wie ein schwammiges Etwas an mir vorüber, während das matte gelbe Licht der Deckenlampen mir in den Augen brennt. Ich merke, wie ich mich immer wieder der bleiernen Benommenheit hingebe und voller Wohltat die müden Lider schließe. Es ist, als wenn mein Körper nur noch auf Sparflamme arbeitet und mein Gehirn sämtliche Notschalter umgelegt hat, um mich irgendwie noch am Leben zu erhalten. Konzentration und Aufmerksamkeit lassen sich nicht mehr länger aufrechterhalten, wodurch ich den Blick aufs Wesentliche verloren habe. Wobei … eigentlich ist mein Blick auf nichts mehr gerichtet, denn die Wahrheit ist, ich dämmere nur noch vor mich hin. Und dennoch … irgendwo am Rande meines Bewusstseins weiß ich noch, wohin wir gehen … was unsere Aufgabe ist. Alles in meinem Inneren fühlt sich so kalt an, so dass ich mein Gesicht fester an den weichen Stoff von Zorros Jacke schmiege. Ich wünschte mir, er würde mich mit seiner Wärme völlig einhüllen, denn sie ist das Einzige, das ich noch spüren kann. Selbst der Schmerz ist aus meinem tauben Körper verschwunden. Und nicht einmal die starken Arme, die mich tragen, kann ich noch länger fühlen. Das Leben schwindet aus meinem Körper … und viel ist nicht mehr davon übrig. Mühsam öffne ich meine Augen und blicke auf das Gesicht hinauf, das mir so vertraut ist. Seine Augen sind voller Konzentration nach vorn gerichtet. Und trotz meines umwölkten Verstandes entgeht mir nicht der dunkle Schatten, der auf ihnen liegt. Er kennt die Wahrheit bereits! Meine Augen füllen sich mit Tränen, von der sich eine aus meinen Augenwinkeln löst, während sich meine Kehle unnachgiebig zuschnürt und mir das Atmen erschwert. Angestrengt versuche ich meinen freien Arm zu heben, um mit der Hand über seine mit Stoppeln übersäte Wange zu streichen. Doch zu mehr als zu einem schwachen Zucken meiner Finger bin ich nicht fähig. Kurz darauf richten sich Zorros Augen auf die meinen, da ihm wohl meine Körperanspannung nicht verborgen geblieben ist. Seine Kinnpartie spannt sich an und verhärtet sich, als er voller Wut die Zähne zusammenbeißt. „Wage es ja nicht!“, knurrt er mich mit tiefer Stimme an. Irgendwas in meinem Blick muss ihm verraten haben, was mir durch den Kopf geht. Dieser Augenblick … dieser Moment ist eigentlich zum Heulen. Wir hatten eine Chance … und wir haben sie mit unserem dummen Streit vertan. Stattdessen haben wir so viel Zeit verstreichen lassen, die wir hätten gemeinsam verbringen können. Und jetzt? Jetzt habe ich nur noch so wenig davon übrig, dass uns vielleicht nur noch Minuten bleiben. Aber statt in Tränen auszubrechen lächle ich, während mein Herz sich mit Wärme füllt. Schon in der Vergangenheit hatte es Momente gegeben, in denen seine Worte genau diese Wirkung hervorgerufen haben. Momente, in denen ich lieber beleidigt oder wütend sein wollte. „Du tust gerade so, als könnte ich den Tod aufhalten“, antworte ich ihm mit leiser Stimme. Seine Gesichtszüge werden daraufhin weicher, doch Angst und Sorge stehen weiterhin in seinen Augen geschrieben. „Das kannst du auch.“ Seine Stimme ist fest und kräftig, und so voller Gewissheit, als hätte er die Zukunft gesehen. Wo nimmt er nur all die Hoffnung, den Optimismus und die Zuversicht her? Die Zeit verrinnt zwischen unseren Fingern viel zu schnell, als dass wir ihr Einhalt gebieten könnten. Noch immer gilt es Lysop zu finden. Und der Rückweg wird schwieriger und umkämpfter sein als der Hinweg. Nicht zu vergessen, dass draußen ein gewaltiger Sturm tobt und wir mit den Booten noch raus aufs Wasser müssen, um zum Schiff zurückkehren zu können. Es bedeutet Zeit, die ich nicht mehr habe. Mein Körper wird unmöglich so lange durchhalten können. Vorsichtig setzt Zorro mich wieder einmal auf den Boden ab, während ich mich kraftlos an die raue Wand lehne. Prüfend … musternd wandern daraufhin seine dunkelgrünen Augen über mein Gesicht, als wollten sie jedes Detail in sich aufnehmen, bevor sie dann meinen Blick suchen. Seine rauen, leicht schwieligen Hände wandern an meinen Armen hinauf zu meinem Gesicht, um es sanft einzurahmen. „Du besitzt noch so viel Kraft, Robin, dass du nur darauf zurückgreifen musst. Doch du darfst nicht aufgeben. Du musst weiter kämpfen.“ Die Stärke, die ihn umgibt, die Kraft, die hinter seinen Worten liegt … es ist, als würden sie um mich herum schweben und mich wie eine Wolke einhüllen. Sie dringen durch meine Haut, durch mein Fleisch bis in mein tiefstes Inneres … dringen vor bis zu dem Ort, in dem nur Gefühle und Instinkte existieren. Ich fühle, wie sie an meinem Überlebenswillen zerren, ihn aufrichten und bestärken. Gleichzeitig erwacht auch eine zarte Knospe der Hoffnung, während ich Zorro einfach nur ansehe. Er gibt mir Halt, Kraft, Zuversicht, Hoffnung und noch so vieles mehr – und ich weiß, dass ich es schaffen kann. „Diese Kraft wird aber schnell aufgebraucht sein“, gebe ich trotz aller Zuversicht zu bedenken. Doch bevor Zorro mir antworten kann, hallen leise Rufe und Schritte durch den Flur, die sich uns schnell nähern. Ein weiterer Kampf steht bevor – vielleicht mein Letzter. In diesem Moment wird das Gebäude durch eine heftige Explosion erschüttert, auf die in schneller Abfolge noch weitere folgen. Putz rieselt von der Decke herab und die Lampen schwingen an ihren Halterungen hin und her. Shanks, geht es mir augenblicklich durch den Kopf. Das Ablenkungsmanöver hat begonnen, aber wahrscheinlich zu spät. „Ein Leben ohne dich ist kein Leben“, antwortet Zorro mir dann doch, während seine Augen langsam wieder meinen Blick suchen. „So lange du kämpfst, kämpfe ich auch. Und sollten wir untergehen, dann nur gemeinsam.“ Stolz und mit eiserner Entschlossenheit hält Zorro mir geduldig seine Hand entgegen. Innerlich sammle ich meine letzte Kraft zusammen, bevor ich mich dann mit seiner Hilfe auf die Beine ziehe. Wenn irgendwo in meinem Herzen noch irgendwelche Zweifel und Ängste bestanden haben, ob es richtig war, dass ich mich diesem Mann geöffnet und ihn in mein Herz gelassen habe, so wurden sie in diesem Augenblick für alle Zeiten ausgelöscht. Denn in diesem Augenblick möchte ich nirgends woanders sein als an seiner Seite. Hier gehöre ich hin. Mein Herz quillt über von all der Liebe, die ich für ihn empfinde, während ich Zorro dabei beobachte, wie er Yubashili und Kitetsu aus ihren Scheiden zieht und sich kampfbereit in die Mitte des Flures stellt. Seine Augen sind nunmehr auf die Soldaten gerichtet, die allmählich in unser Blickfeld treten. Er wird kämpfen und erst aufgeben, wenn ich aufgebe … das ist sein Versprechen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)