Happy Birthday, Joseph von Nightprincess (...damit fing alles an, doch wie wird es enden?) ================================================================================ Kapitel 17: Little Problem -------------------------- Es ist Donnerstag, der 19. April und Tristans 18. Geburtstag. Fünf Tage ist es jetzt her, seit ich erkannt habe, dass ich Seto Kaiba liebe. Fünf Tage her, seit ich Yugi gestanden habe, dass ich einen Mann liebe. Fünf Tage her, seit er diese Tatsache einfach akzeptiert, ohne weiter nachzufragen, wer dieser Mann ist. Fünf Tage her, seit ich jemanden habe, der mich versteht, auch wenn ich es selbst noch nicht ganz verstehen kann. Fünf Tage her, seit ich Seto Kaiba gesehen oder mit ihm geredet habe. Als ich Yugi verließ und etwas befreiter zurück in meine Wohnung ging, hat Kaiba mich angerufen, um mir mitzuteilen, dass er für einige Tage in die USA reisen müsse, vermutlich bis Ende des Monats, vielleicht auch länger. Ich war froh, dass er nur anrief und ich ihm nicht persönlich gegenüber stand, ich weiß nicht, was ich sonst getan hätte… Ich hab nicht viel geredet, hab immer nur brav ‚ja‘ und ‚okay‘ gesagt. Ich glaube nicht, dass ihm irgendetwas an meinem Verhalten aufgefallen ist. Ich war jedenfalls heil froh, als er endlich wieder auflegte… Mir geht’s etwas besser jetzt. Ich hab mich mit dem Gedanken, Seto Kaiba zu lieben, langsam aber sicher angefreundet. Allerdings habe ich noch keine Lösung für dieses Problem gefunden. Was wird passieren, wenn er mir wieder gegenübersteht? Wie werde ich auf ihn reagieren? Werde ich ihm die Wahrheit an den Kopf knallen? Vorzugsweise mit meinen Fäusten? Mit lauthals gebrüllten Worten? Mit einem leisen Flüstern? Oder werde ich einfach schweigen und gar nichts tun, außer mich vielleicht von ihm durchficken zu lassen, als wäre nichts weiter passiert? Ich weiß es nicht. Ich finde keine Antwort. Keine Lösung für dieses Problem. Ich versuch mich mit der Arbeit im Buchladen abzulenken, lese Bücher in meiner freien Zeit, Bücher über Homo- und Bisexuelle, denen es irgendwie genauso geht, wie mir gerade. Und ich versuche herauszufinden, was ich tun soll. Hier in Japan sind die Leute nicht so freizügig, wie in den USA, aber da wir ein internationaler Buchladen sind, gibt es hier so einiges an Lesestoff, den man hier in Domino sonst nicht finden würde. Bücher aus längst vergangener Zeit, neumoderne Literatur, Bücher aus fast allen Teilen der Welt. Ich hab hier sogar ein gebrauchtes Sachbuch gefunden über Homosexualität von Dr. Jürgen-Burkhard Klautke. Ich hab es mir noch nicht durchgelesen, irgendwie trau ich mich nicht. Denn das wäre irgendwie zu endgültig. Wenn ich dadurch vielleicht erkenne, dass ich vielleicht doch irgendwie schwul bin, auch wenn ich diese Gefühle bisher nur für einen einzigen Mann empfinde… In wenigen Minuten treffe ich mich mit Tristan, Yugi und Tea in der Disko Starlight in der Innenstadt, um Tristans Geburtstag zu feiern, etwas zu tanzen und, wie Tristan meinte, Frauen anzubaggern. Ich hab keine Lust dazu. Also nicht, dass ich jetzt nicht mehr auf Frauen stehe oder so, im Gegenteil, aber ich hab grade wirklich ganz andere Sorgen… „Joey!“ Ich schau nach vorn die Straße entlang. Etwas weiter hinten stehen Tristan, Yugi und Tea direkt vor dem Eingang der Disko. Ich winke ihnen zu. „Bin gleich da!“ Langsam und ohne Hast geh ich auf meine Freunde zu, Yugi schaut mich besorgt an, seit unserer Unterhaltung haben wir uns nicht gesehen, ich schicke ihm ein aufmunterndes Lächeln zu, er lächelt zaghaft zurück und nickt. Es bedarf keiner Worte mehr zwischen uns. Er versteht, was ich ihm zu sagen versuche. Mir geht’s gut. Es ist alles okay. Kein Grund zur Sorge. Tea mustert mich ein wenig skeptisch, ich ignoriere sie. Tristan strahlt einfach nur übers ganze Gesicht und reibt sich die Hände. „Wollen wir rein?“ Ich nicke ihm zu. „Klar. Und, Happy Birthday. Geschenk willst Du ja nicht.“ „Nee, lass mal. Männer schenken sich nichts.“ Ich schüttle den Kopf. Sein üblicher Standartspruch. Wir zahlen am Eingang unser Eintrittsgeld, kriegen einen Stempel auf die Hand und dann geht’s ab ins Getümmel. Es ist 22:00 Uhr und noch ruhig hier drin, die meisten tauchen hier erst nach Mitternacht auf, aber uns ist das egal. Jeder von uns hat sich für morgen frei genommen, wir haben also alle Zeit der Welt. Tristan arbeitet derzeit in einer Motorradwerkstatt und Tea nimmt professionellen Tanzunterricht, eigentlich wollte sie das ja in den USA machen, aber sie blieb wegen Yugi hier, der seinem Opa im Spieleladen hilft. „Wollen wir erstmal was trinken? Ich bin immerhin endlich 18!“ Yugi und Tea schütteln beinahe synchron ihre Köpfe. „Kein Alkohol für uns.“ Tristan nickt Tea zu und schaut dann zu mir. Ich zucke mit den Schultern. „Wenn Du ausgibst?“ „Klar!“ Er grinst mich breit an. „Was willst denn haben?“ Kurz denke ich nach. Was würde Kaiba trinken? Vermutlich irgendein teures Zeug, das ich nicht kenne. Ich zucke erneut mit den Schultern. „Wenn Du mich so fragst, bring mir nen Glas Irish Single Malt Whiskey, wenn die das da haben, ansonsten nur irgendein Bier.“ Tristan zieht einer seiner Augenbrauen hoch, mustert mich skeptisch. Wundert mich nicht, immerhin ist der Whiskey mit meist 40,0 % Vol. schon ziemlich gewagt. Aber vielleicht haben die das ja auch gar nicht hier. „Seit wann kennst Du Dich mit Alkoholsorten aus?“ Ich schau Tea mürrisch an. „Ich sag nur: Vater. Wenn Du verstehst?“ Ihre Augen weiten sich ein wenig überrascht und etwas mitleidig. Ich winke mit der Hand ab. „Schon okay, vergiss das wieder. Ist ja jetzt vorbei.“ „Kann mir jemand beim Tragen helfen?“ „Ich helfe Dir. Joey, Yugi, ihr sucht euch schon mal irgendwo einen Platz in einer Ecke, am besten dahinten irgendwo. Wir finden euch dann schon.“ Ich nicke Tea und Tristan zu und zieh Yugi an der Tanzfläche vorbei in die hintere rechte Ecke, der relativ großen Disko, zu ein paar, noch leeren, Tischen und setz mich an einen Vierertisch, auf einen bequemen Stuhl, Yugi setzt sich neben mich. „Wie geht’s Dir?“ Ich schau mir die Tanzfläche an, auf der schon einige Paare nach einer relativ langsamen Musik tanzen. „Ganz gut. Mittlerweile komm ich mit meinem Problem klar. So irgendwie jedenfalls.“ Ich höre ihn seufzen. „Weiß er es schon?“ Ich schüttle seufzend den Kopf. „Er wird’s vermutlich auch nie erfahren.“ „Aber…!“ „Ich weiß. Wenn ich es ihm nicht sage, werd ich es vermutlich bereuen, wenn er dann … nicht mehr da ist. Aber…“ Ich fahr mir mit einer etwas verzweifelt anmutenden Geste durch die Haare. „…er ist nicht der Typ für solche Art der Beziehung. Es ist schon ein Wunder, dass wir überhaupt, Du weißt schon…halt sowas machen.“ „Wie kam es dazu?“ Ich grinse ihn an und zucke mit den Schultern. „Du kennst mich doch. Joey Wheeler und seine große Klappe. Und bloß keinen Rückzieher machen. Und schwups, sitzt er mitten in der Scheiße. Buchstäblich bis zum Hals.“ Er nickt, zeigt mir ein zaghaftes Lächeln, greift nach meiner rechten Hand, die sich auf dem Tisch zu einer Faust geballt hat, ohne dass ich es gemerkt habe und drückt sie leicht. „Wenn Du reden willst? Du weißt ja wo ich bin.“ „Worüber soll er mit Dir reden?“ Ich zieh meine Hand zurück und schau Tristan an, der mit zwei großen Gläsern vor dem Tisch steht. Tea steht mit zwei Cocktailgläsern, mit für mich undefinierbarem Inhalt, neben ihm. Ich ignoriere seine Frage und deute auf das Glas mit dem leicht goldgelben Inhalt in seiner rechten Hand. „Mein Whiskey?“ Er stellt das Glas vor mir auf den Tisch. „Ja. Bin überrascht, dass die hier sowas überhaupt haben.“ „Danke. Was hast Du? Wodka?“ Er schüttelt den Kopf „Gin Tonic.“ „Ah ja. Also mehr der Gin-Trinker.“ „Nee, ist mein erster Versuch.“ „Na denn? Prost!“ Zu viert stoßen wir unsere Gläser an und nehmen einen Schluck von unseren gewählten Getränken. Der Whiskey brennt angenehm in meinem Hals und schmeckt feinmalzig mit einer deutlichen Sherrynote, vermutlich ein Bushmills. Hat mein Vater mir mal angedreht, als ich noch bei ihm gewohnt hab. Ganz okay. Vielleicht etwas zu fruchtig… „Alter! Das ist ganz schön bitter.“ Ich werf Tristan einen amüsierten Blick zu. „Soll ich für Dich austrinken?“ Er schüttelt den Kopf. „Nee, schon okay, ich schaff das.“ Ich dreh mich zu Yugi und Tea um. „Was habt ihr zwei?“ „Cinderella Cocktail.“ Ich starre Tea mit großen Augen an. „Bitte was?“ Sie lächelt mich an, schaut kurz zu Yugi und dann zurück zu mir. „Cinderella Cocktail. 10 ml Orangensaft, 10 ml Ananassaft, 2 cl Kokossirup, 2 cl Sahne, 2 cl Grenadine. Ohne Eis, aber mit Orangenscheibe und Schirmchen.“ Ich kann nicht anders. Ich lache sie aus. Grölend. Bei Tea versteh ich das noch, also Cinderella und so. Aber Yugi? Tea schüttelt missbilligend den Kopf, ich ignoriere sie, weil Tristan neben mir ebenfalls lautstark lacht, während Yugi ebenfalls leise vor sich hin kichert, aber es mit einem Schluck von seinem Cinderella Cocktail zu ertränken versucht. „Das ist verdammt schwul, Tea! Du kannst doch Yugi nicht so ein Weibergetränk mitbringen!“ Ich muss mich verdammt stark zusammenreißen, um Tristan nicht meine Faust in die Fresse zu donnern und begnüge mich damit, ihn böse anzuzischen. „Noch ein Wort und ich verpass Dir eine.“ Er schaut mich etwas überrascht an. „Was denn? Ist doch wirklich schwul, also Cinderella und so, komm schon, Yugi ist nen Kerl, der kann doch nicht sowas trinken, er ist doch nicht schwul.“ Jetzt reicht‘s. Das war‘s. Ich trink mit einem Schluck meinen Whiskey aus, hau das leere Glas auf den Tisch, seh noch aus den Augenwinkeln Yugi aufspringen, weil er vermutlich ahnt, was ich grade vorhabe und donnere Tristan meine rechte Faust auf die Nase, so dass er mit dem Stuhl nach hinten wegkippt und mich mehr als erschrocken anstarrt. Ich ignoriere Teas Aufschrei, werf Yugi noch einen entschuldigenden Blick zu und verlasse wutentbrannt die Disko, ohne mich um die anderen Anwesenden zu kümmern. Ich muss hier raus! ~~~~~ Hosted by Animexx e.V. 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