Wahre Liebe von Curin (Tyka) ================================================================================ Kapitel 28: Rays Wahrheit ------------------------- Tja, nun hat Ray seinen Auftritt und es kommt endlich mal Licht hinter die Trennung von ihm und Max. Und Kai ... tja lest selbst. Legende: "jemand spricht" /jemand denkt/ 28. Kapitel: Rays Wahrheit Es hatte ein bisschen gedauert bis sich Tyson wieder beruhigt hatte, aber dafür hatte Ray volles Verständnis. Der Schock über das, was eben passiert war, steckte auch ihm noch in den Knochen. Zumindest hatte er Tyson in die Küche getragen und ihm seine Weste über die Schultern gelegt, weil sein eigenes T-Shirt zerrissen war. Er selbst trug unter der Weste ja immer noch ein Top, so dass er nun nicht oben ohne dastand. Nun suchte er gerade im Gefrierschrank nach einem Kühlkissen, da Tyson an Auge und Wange blaue Flecken aufwies und an der Stirn sogar eine Platzwunde. „Wo genau habt ihr die Dinger denn immer?“, fragte Ray. Er wühlte gerade in den Untiefen einer Schublade und fand das Teil einfach nicht. Tyson allerdings antwortete nicht. Er saß teilnahmslos am Tisch und schaute nur auf die Tischplatte. In der untersten Schublade fand Ray schließlich das Kühlkissen, wickelte es in ein Geschirrtuch und drückte es Tyson in die Hand. „Hebe es einfach da hin ... wo es am meisten weh tut“, meinte er nur. Dann setzte er noch Wasser auf um ihnen beiden einen Tee zu machen, setzte sich auch an den Tisch und wartete, bis das Wasser kochte. Es herrschte eine unangenehme Stille zwischen ihnen. Tyson drückte das Kühlpack auf seine Platzwunde, aber an seinen Blick hatte sich nichts geändert. Ray ging es durch den Kopf, dass er die Wunden wohl noch richtig verarzten sollte, aber zuerst sollte Tyson etwas Tee trinken, um seine Lebensgeister wieder zu wecken. Außerdem brauchte er selbst auch unbedingt das beruhigende Getränk. „Du weißt nicht, warum Tala das getan hat?“, fragte Ray zaghaft nach. Nicht gerade das richtige Gesprächsthema, aber er wollte unbedingt wissen was hier passiert war. Ein wenig konnte er sich schon zusammenreimen, denn dass Tala einen über den Durst getrunken hatte. In dessen Zimmer hatte er nämlich auf einen Tisch eine leere Flasche entdeckt und in der Küche 4 weitere. Als er Tyson danach fragte, hatte der nur schwach „Wodka“ gesagt. „Er sagte, deswegen sei er nach Japan gekommen“, sagte Tyson leise und legte das Kühlkissen nun an sein Auge. „Er sei hier her gekommen um mich ins Bett zu kriegen.“ Ray gab leise einen chinesischen Fluch von sich. Talas Affären mal wieder, aber davon, dass er unfreiwillige vergewaltigte, hatte er noch nie was gehört. „Aber warum ist die Situation so eskaliert?“, fragte Ray. „Nur wegen den Alkohol?“ Dass eine Auge das Tyson nicht verdeckte wurde für einen Gedankenmoment geschlossen. Der Kessel pfiff und Ray schenkte ihnen zwei Gläser mit Tee voll, dass eine stellte er vor Tyson hin. Dieser trank einen Schluck bevor er sich an die Antwort machte. „Er war sauer wegen Kai“, sagte er dann, schon etwas lauter und deutlicher als vorher, aber immer noch geschwächt. „Kai ärgert ihn und an dir lässt er es aus?“, fragte Ray, der immer noch nicht ganz durchblickte und nahm einen Schluck von dem Tee. „Nein, weil ich und Kai ein Paar sind.“ Ray spuckte den Tee, welchen er gerade zu sich genommen hatte, quer über die Tischplatte. „Du und Kai?!“, brachte er schwer atmend hervor. „Ich dachte zuerst, er sei sauer, weil er und Kai eine Affäre miteinander hätten, oder mal gehabt haben, aber dann sagte er, er wäre nach Japan gekommen um mich ins Bett zu kriegen. Das hatte ich auch schon früher mal vermutet, aber er hat alles abgestritten und ich habe ihn geglaubt.“ Tyson hatte weitergeredet ohne auf Ray zu achten, der nun den verschütteten Tee wieder aufwischte. „Seit wann haben du und Kai denn was miteinander?“, fragte Ray ungläubig nach. „Als ich dich zuletzt angerufen habe, hast du ihn noch gehasst.“ Tyson der nun wieder seine Platzwunde kühlte, schielte für einen Moment zu Ray hinüber, nahm dann aber wieder einen Schluck Tee und richtete seinen Blick nach vorne. „Seit gestern Nacht“, erklärte er dann. „Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung und schließlich hat er mir seine Liebe gestanden. Ich selbst liebe ihn natürlich auch.“ /Ich war echt zu lange in China/, dachte Ray mit entsetzten Gesichtsausdruck und starrte Tyson dabei an. „Trotzdem kann ich mir nicht ganz erklären, warum das Tala zum ausrasten gebracht hat“, redete Tyson weiter. „Ich auch nicht“, sagte Ray. Er schaute auf die trübe Flüssigkeit in seiner Tasse und dachte, dass diese ganze Sache hier, genauso undurchschaubar war. Dann stand er auf und holte das Telefon in die Küche. Tyson schaute ihn nur verwundert an und fragte wenn er anriefe. „Kai, natürlich“, gab Ray streng zurück, „wenn ihr nun wirklich zusammen seit, dann soll er gefälligst hier antanzen und sich um dich kümmern.“ „Nein, bitte nicht“, flehte Tyson und schaute Ray bittend an. Dieser verstand aber nicht, was Tyson nun wieder hatte. „Wenn er erfährt, was passiert ist, wird er sauer auf mich sein.“ „Auf dich?“, fragte Ray perplex. „Wieso denn auf dich?“ „Weil ich mich nicht wehren konnte“, sagte Tyson und senkte den Blick wieder auf die Tischplatte. „Wie soll ich ihn denn erklären, dass ich das zugelassen habe.“ „Tyson.“ Ray setzte sich wieder an den Tisch und ergriff Tysons Hände. „Du kannst überhaupt nichts dafür, was Tala dir angetan hat. Er ist doch größer und vielleicht auch stärker als du. Ich habe gesehen, und sehe jetzt immer noch, wie sehr du darunter leidest, was er dir antun wollte. Kai wird bestimmt nicht sauer auf dich sein.“ Tyson gab ein schwaches Nicken von sich und Ray ergriff wieder das Telefon und wählte Kais Nummer. Genervt wartete er darauf, dass das Klingeln endete und Kai den Hörer abnahm, aber stattdessen sprang nur der Anrufbeantworter an. „Ist Kai überhaupt bei sich zu Hause?“, fragte er an Tyson gewandt, während die Bandansage lief. Tyson nickte. „Kai, wenn du da bist, dann nimm ab!“, sprach Ray in den Hörer nach dem Piep. „Es ist wichtig, also beweg deinen Arsch zum Telefon!“, fügte dann noch aggressiver hinzu. Dann kam auch schon das Geräusch, das seine Zeit zum Sprechen rum war. Wieder fluchte er auf Chinesisch. Das konnte doch nicht wahr sein. Was Tyson jetzt unbedingt brauchte, war jemand der ihn auffing, und am besten war wohl sein Freund dafür geeignet, der aber nicht da war. „Okay, ich sag dir was“, meinte Ray dann wieder an Tyson gewand. „Du rufst Max an und bittest ihn hierher zu kommen. Ich gehe so lange ins Bad und hole den Verbandskasten, du brauchst eindeutig ein Pflaster auf die Wunde, und ich hole dann Kai, damit er sich um dich kümmern kann.“ „Wieso soll ich Max hierher bitten?“, fragte Tyson und tippte schon Max’ Nummer ein. „Damit jemand da ist, während ich weg bin, ich will dich nicht alleine wissen, während ich Kai suche“, sagte Ray bissig und ging schon den Verbandskasten holen. Ray wusste zum Glück, dass sich der Verbandskasten im Bad befand. Auch beim Beybladen konnte man sich Verletzungen zufügen und weil sie oft bei Tyson trainiert hatten, war es auch nicht das erste Mal, dass Ray den Verbandskasten holen musste. Auf den Weg ins Bad und somit zum Medizinschrank machte sich Ray so seine Gedanken. /Tyson kam mir zwar schon immer etwas reifer als Max vor, aber dennoch frage ich mich, ob Kai weiß, was er tut. Am Schluss endet es so wie bei Max und mir. Ich hätte Kai damals die Wahrheit sagen sollen. Ich hätte es allen sagen sollen, warum ich Schluss gemacht habe./ Er suchte eine Wundcreme und ein Pflaster aus dem Medizinschrank und ging dann zu Tyson in die Küche zurück. Der legte gerade wieder auf. „Max kann nicht kommen“, sagte er schlicht und legte das Telefon wieder weg. „Warum?“, fragte Ray. Er verstrich ein wenig der Wundcreme auf Tysons Wunde und klebte dann das Pflaster auf. Dies alles tat er mit Bedacht, um Tyson nicht zu verschrecken oder ihm weh zu tun. „Weil er gar nicht da ist. Ich habe es ein paar Mal klingeln lassen, aber es ging niemand dran.“ Ray verdrehte die Augen und wünschte sich nach China zurück. Da hat es weitaus weniger Probleme gegeben. Gerade wollte er nach dem Telefon greifen und es bei Kenny versuchen, da klingelte es auf einmal an der Tür. Erschrocken fuhr Tyson herum und fing unmerklich an zu zittern. Auch Ray war der Gedanke gekommen, dass es Tala sein könnte. Er hatte vorhin Vorsichtigerweise die Verandatüre wieder geschlossen, damit Tala nicht einfach wieder ins Haus spazieren konnte. Wieder klingelte es und Tyson sah ängstlich zu Ray. Dieser ging dann auch langsam aus der Küche in den Flur auf die Türe zu. Wenn es wirklich Tala sein sollte, dann würde er ihn noch einen Schlag verpassen und die Türe gleich wieder zuschlagen. Langsam und bedacht öffnete er die Tür, doch was er erblickte waren keine roten, sondern orange Haare. „Wo ist Tyson?“, fragte Brooklyn und lächelte über beide Ohren. „In der Küche“, antwortete Ray, der über den Besuch verwundert war. Warum tauchte ausgerechnet Brooklyn hier auf, aber fragen konnte er nicht, denn Brooklyn drückte sich sofort an ihn vorbei und lief in die Küche, Ray ging schnell hinterher. „Tyson“, sagte Brooklyn überglücklich und setzte sich einfach auf Rays Platz. „Garland hat mir Ausgang gewährt und deshalb kann ich heute den ganzen Tag mit dir verbringen und ... was ist überhaupt mit deinen Gesicht passiert?“ Anscheinend waren Brooklyn Tysons Verletzungen zuerst gar nicht aufgefallen, aber nun schaute er geschockt auf das übel zugerichtete Gesicht. „Nur eine kleine Auseinandersetzung mit Tala“, nuschelte Tyson. Brooklyn verzog zwar das Gesicht, aber sagte nichts weiteres, dennoch schaute er besorgt zu Tyson, der den Blick immer noch auf die Tischplatte gerichtet hatte. Ray wusste zwar nicht, was hier eigentlich los zwar zwischen den Beiden, aber Brooklyn kam ihn eigentlich ganz recht. „Du passt doch sicherlich gerne auf Tyson auf, während ich weg bin, oder Brooklyn?“, sagte Ray an den Orangehaarigen gewand. „Aber ich bleibe doch gerne bei ihm“, sagte Brooklyn total vergnügt und sah so aus, wie ein Kind, dem man gerade ein Eis geschenkt hatte. „Geht doch klar mit dem?“, zischte Ray dann Tyson zu, damit Brooklyn es nicht hören konnte. „Er ist zwar etwas merkwürdig, aber ungefährlich“, meinte Tyson, wobei sich sogar ein kleines Lächeln von ihm zeigte. Ray schaute wieder auf Brooklyn, der sich nun auch noch über seinen Tee hermachte. Er sah wirklich nicht so aus, als könnte er Tyson etwas antun. „Ich geh dann Kai suchen“, sagte Ray noch und ging schließlich aus der Küche. „Und jetzt erzähl was genau das für eine Auseinandersetzung zwischen dir und Tala war“, sagte Brooklyn und sah Tyson fragend an. Auf den Weg zu Kais Wohnung hatte Ray sich die ganze Zeit ein Gespräch zurechtgelegt. Er musste Kai zu aller erst mal die Sache mit Tala und Tyson erklären. Doch das empfand er dann doch als schlechte Idee. So cool Kai sich auch immer gab, wenn es um seinen Freund ginge, würde er bestimmt nicht nur leicht mit den Schultern zucken und später ein klärendes Gespräch mit Tala halten. Tala konnte von Glück reden, wenn er überhaupt den Tag überleben würde. Dann war da noch das Thema, dass seine Beziehung zu Tyson betraf. Eigentlich wollte sich Ray da ja nicht einmischen. Warum sollten Kai und Tyson nicht ein paar glückliche Stunden vergönnt sein? Aber immer wieder sagte ihm sein Gewissen etwas anderes. Kai zur Trennung zu überreden kam ihn natürlich überhaupt nicht in den Sinn, aber ihn auf die Risiken hinweisen war verständlich. Am Schluss würde es noch so enden wie bei Max und ihm, und das musste er zu verhindern wissen. Bei dem Gedanken an Max, fiel ihm auch wieder ein, warum er eigentlich hier war. Eigentlich wollte er doch nur bei Tyson vorbeischauen, sich eventuell bei ihm einquartieren, wenn es dieser erlaubt hätte und dann ein klärendes Gespräch mit Max führen und nicht mit Kai. Irgendwie hatte er sich das alles ein bisschen anders vorgestellt. Schon allein die Ankunft bei Tyson. Er hatte befürchtet, Tyson würde vielleicht ausfallend werden, wenn er plötzlich vor der Tür stehen würde, doch stattdessen, musste er zuallererst Tala aus dem Haus schmeißen, der sich an Tyson vergreifen wollte. Schlimmer hätte es wirklich nicht anfangen können. Ray war so in Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht realisiert hatte, dass er doch glatt an dem Wohnhaus, in dem Kai lebte, vorbei gelaufen war. Er drehte missmutig um und ging den überflüssigen Weg zurück. Dann endlich bei Kai angekommen, betrat er sofort das Haus und ging in den ersten Stock. Ohne dieses Mal zu zögern oder sich große Gedanken zu machen, drückte er auf die Klingel, und blieb abermals vor einer verschlossenen Tür stehen. Das konnte doch nicht sein, dass jedes Mal, wenn er bei jemand klingelte, dieser nicht zu Hause war. Tyson geht nicht an die Tür, weil er gerade mit Tala beschäftigt ist, Max scheint auch nicht zu Hause zu sein und nun geht auch noch Kai nicht an die Tür. In China war alles so schön leicht gewesen und nun befand er sich wieder im Chaos des Lebens. Mies gestimmt durch diese Tatsache, begann er Sturm zu klingeln, wenn der Kerl einfach zu faul war an die Türe zu gehen, dann würde er ihn eben solange nerven, bis er sich aufraffen würde. „Mach meine Klingel nicht kaputt, Ray.“ Erschreckt drehte Ray sich um und sah Kai auf sich zukommen. Er hatte eine Papiertüte in der einen Hand und hielt in der anderen den Schlüssel für die Wohnung. Mit lässigem Blick und ohne Ray weiter zu beachten, schloss er einfach auf und ging in seine Wohnung. Ray folgte ihn. Ohne auch nur ein Wort miteinander zu wechseln, betraten beide die Küche und Kai begann seine Einkäufe in den Kühlschrank und die Schränke zu verteilen. Ray schien er vergessen zu haben. „Wunderst du dich nicht, dass ich wieder da bin?“, fragte Ray geknickt. „Denkst du“, meinte Kai und ordnete weiter die Sachen ein, „ich hätte geglaubt, du würdest dich ewig in China verkriechen?“ „Nein“, war Rays einfache Antwort, während er sich auf einen Stuhl an den kleinen Tisch in der Küche setzte. Kai war irgendwann fertig mit einordnen und wollte schon ins nächste Zimmer gehen und Ray einfach so sitzen lassen, doch Ray rief ihn zurück. Kai sah ihn mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck an. Es gefiel ihm anscheinend gar nicht, dass Ray ihm in seiner Wohnung Befehle erteilte. „Ich habe etwas Wichtiges mit dir zu besprechen, würdest du dich also bitte setzen!“, forderte Ray auf und wies Überflüssigerweise auf den leeren Platz ihm gegenüber hin. Kurz noch nach einer giftigen Antwort suchend, sich diese dann doch verkneifend, setzte sich Kai schließlich ihm gegenüber. Missmutig stützte Kai seinen Kopf auf einen seiner Arme und bestrafte Ray mit gereizten Blicken, während sich dieser seine Worte zurechtlegte. „Ich bin erst seit ein paar Stunden wieder in Japan, und mein erster Besuch galt Tyson“, fing Ray an. „Schön für dich“, sagte Kai genervt. „Ist mir allerdings egal.“ „Würdest du mich bitte ausreden lassen, Kai!?“, meinte Ray etwas gereizt. Kai verdrehte nur die Augen und zeigte damit an, dass er sich von nun an raus halten würde, aus dem Gespräch. „Wie ich schon sagte,“ erklärte Ray weiter, „war ich bei Tyson, und musste dort erfahren, das er seit gestern anscheinend mit dir zusammen ist.“ Nicht einmal ein Wimpernzucken kam von Kai über diese Enthüllung, die Ray gemacht hatte. Der Kerl war echt abgehärtet. „Stört es dich nicht, dass ich davon weiß?“, fragte Ray genervt, weil Kai überhaupt keine Reaktion von sich gab. „Ich denk, ich soll dich ausreden lassen?“ Ray gab nur ein leises stöhnen von sich, bis er sich wieder den eigentlichen Thema zuwandte. „Denkst du nicht, dass eine Beziehung zwischen dir und Tyson, wie soll ich sagen, Probleme aufwirft?“ Wieder keine Reaktion von Kai, außer dass er desinteressiert aus dem Fenster schaute. „Schon allein wegen dem Altersunterschied.“ Nun war es Kai der die Augen verdrehte und genervt zu Ray rüberstarrte. „Altersunterschied?“, fragte er noch mal verwirrt nach. „Das sind doch nur zwei Jahre, und nicht zwei Jahrzehnte. Mit meinen 17 Jahren bin ich noch nicht mal ein Kinderschänder.“ „Ich rede auch weniger von Jahren, als von Reife. Du befindest dich doch schon in der Postpubertären Phase, während Tyson noch mitten drin ist in der Pubertät.“ „Wenn du mir jetzt auch noch von Haarwuchs und Regel beginnst, erkläre ich das Gespräch für beendet“, sagte Kai gereizt. „Oder meinst du, ich solle mit der Beziehung warten, bis Tyson den Stimmbruch hinter sich hat. Oh, denn hatte er ja schon, also gibt es keine Probleme.“ „Kai“, sagte Ray ernst und sachlich. „Mir geht es darum, dass Tyson vielleicht gar nicht richtig versteht, was eine solche Beziehung eigentlich bedeutet. Er ist noch zu jung dafür.“ „Was redest du eigentlich für dummes Zeug“, meinte Kai, der nun wirklich die Nase voll hatte. Das Ray von ihrer Beziehung wusste, konnte ihm ja recht egal sein, er hätte es sowieso irgendwann erfahren, aber das er sich so einmischte, konnte er gar nicht ab. „Ich habe das selbe mit Max durchgemacht, Kai“, sagte Ray und offenbarte nun mehr, als er eigentlich vorgehabt hatte. „Ich habe auch gedacht, die Beziehung mit Max wäre Problemlos und paradiesisch, bis ich merkte, dass er noch nicht reif dafür war.“ Nun wirkte Kai doch interessiert und er lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Ray merkte, dass er nun ein Thema angeschnitten hatte, dem er nicht mehr so schnell ausweichen konnte. Wenn er wirklich wollte, dass Kai seine Bedenken verstand, dann musste er ihm wohl oder übel, die ganzen Hintergründe zu seiner Trennung von Max offenbaren. Nun war er es der aus dem Fenster schaute. Eine tolle Aussicht hatte Kai ja nicht gerade, es war nämlich nur die Vorderseite eines anderen Gebäudes. Er wendete sich wieder von dem langweiligen Anblick ab und schaute lieber in Kais Gesicht. Jetzt war Schluss mit dem Drumherumgerede. Er musste Kai wohl das erzählen, was eigentlich Max hätte erfahren sollen. Er holte tief Luft, bevor er zum Start ansetzte. „Ich habe Max wirklich geliebt. Selbst jetzt glaube ich immer noch, ihn zu lieben, aber genauso denke ich, dass ich nicht mehr mit ihm zusammen sein kann. Eigentlich war unsere ganze Beziehung sehr harmonisch, bis ich merkte, dass unser beider Interessen allmählich in verschiedene Richtungen verliefen. Während Max ständig dazu drängte, bei Tyson vorbeizuschauen, mit anderen Kids zu bladen und häufig jemanden um sich herum haben wollte, habe ich mir gewünscht auch ein wenig Zweisamkeit mit ihm zu genießen. Natürlich hatten wir diese auch, aber selbst dann war Max immer derjenige gewesen, der immer seine Freiheit und Unabhängigkeit bewahren wollte. Ich hatte das Gefühl, je mehr Zweisamkeit ich mit ihm wollte, desto mehr flüchtete er sich dorthin, wo diese nicht möglich war. Hausbesuche bei Tyson waren schon täglich geworden, und die einzige Zeit die wir für uns hatten, war das nächtliche Nebeneinander liegen. Selbstverständlich machte ich mir nichts daraus, doch ich wollte dennoch ein Wörtchen mit Max darüber reden, doch er wich mir ständig aus. Wenn ich auch nur ein Wort über unsere Beziehung verlor, hat er auf irgendeine Weise das Thema gewechselt und weigerte sich mit mir darüber zu reden. Das ging Wochenlang so weiter, bis ich merkte, dass es keinen Sinn mehr hatte. Ich sagte Max, dass wenn er nicht langsam mal damit aufhören würde, mir auszuweichen, ich keine Chance mehr für uns sehen würde. Und was hat er daraufhin gemacht; das Gleiche wie immer. Er hat das Thema gewechselt und wollte mit mir über das Abendessen reden.“ „Du willst mir also tatsächlich sagen, dass du mit Max Schluss gemacht hast, weil er keinen Sex mit dir wollte?“, fragte Kai der nicht ganze verstanden hatte, was Ray da eigentlich erzählte. Er war sich nicht ganz sicher, was die Beziehung der beiden anging. Alles was er immer mitgekriegt hatte, war eher anders gewesen, als Ray es gerade geschildert hatte. Ständige Kuscheleinheiten vor den Augen anderer, wilde Küsse in der Öffentlichkeit, ungeniertes Reden über die Beziehung. Das hatte er noch in Erinnerung an ihre Beziehung, aber an ein Auseinanderleben kann er sich nicht erinnern. „Du bist ein Arsch, Kai“, sagte Ray und schaute ihn verächtlich an. „Wegen so etwas hätte ich niemals Schluss gemacht mit Max. Oder heiße ich Tala?“ Ray hielt sich sofort den Mund zu. Das Thema Tala sollte er auf später verschieben, doch Kai schien es sowieso nicht gehört zu haben. „Dann sag mir doch mal konkret, warum du Schluss gemacht hast“, meinte Kai nun noch mehr gereizt. „Ich sehe immer noch keinen Zusammenhang zwischen eurer Beziehung und der von Tyson und mir. Außerdem habe ich euch beide als schönes Paar in Erinnerung.“ „Zu dem Vergleich der beiden Beziehungen komme ich sofort. Erstmal weiter mit Meiner. Zu deiner Aussage, dass du uns als schönes Paar in Erinnerung hast. Diese Probleme die ich dir geschildert habe, verliefen auch nicht innerhalb der gesamten 6 Monate ab. Um genau zu sein, waren es die letzten 3 oder 4 Wochen gewesen. Keine Ahnung was den plötzlichen Wandel von Max bewirkt hatte, zumindest ging er auf Distanz zu mir. Sein gesamtes Verhalten war einfach nur Unreif gewesen und die Tatsache, dass er meinen Fragen auswich war wohl total kindisch. Ich hätte niemals mit ihm Schluss gemacht, wenn er mal ein klärendes Gespräch mit mir gehabt hätte. Doch stattdessen wollte er mir erklären, warum zu allen Senf dazu gehört. Was hätte ich denn machen sollen? Weiter zu sehen, wie unsere Beziehung sich in eine gelangweilte Ehe umwandelt, oder die Konsequenzen daraus ziehen? Als ich ihm sagte, es wäre Aus zwischen uns Beiden, habe ich ehrlich gesagt gehofft, er würde mir nun endlich zu hören. Stattdessen rannte er aber zu Tyson und dir, und hat sich die Augen ausgeheult. Dann tauchst du bei mir auf und weist mich auch noch zu Recht. Manchmal reicht Liebe allein nicht aus, Kai. Ich bin mir sicher, Max hat mich geliebt und die Tatsache, dass er sich solange grämte wegen der Trennung, sagt mir, dass er es auch lange noch getan hat, aber seine Liebe hat nicht dazu gereicht mir die Wahrheit zu sagen. Und meine nicht, um das noch länger zu ertragen. Ich war egoistisch als ich nach China ging nach der Trennung und es hat mich gequält, aber ich glaube, Max war einfach noch nicht bereit gewesen für eine solche Beziehung, wie ich sie wollte und hat sich deshalb von mir distanziert. Ich glaubte, dass Richtige getan zu haben, als ich ging.“ Kai musste das Gesagte erst einmal verdauen. Rays gesamte Erklärung brachte Licht in bisher ungelüftete Geheimnisse. Ray hat so oft bei Tyson angerufen und sich nach allen erkundigt, weil er wirklich um Max besorgt gewesen war, und er hatte auch nicht grundlos Schluss gemacht. Es erklärt auch, warum er mit Max nie reden wollte, weil er vielleicht selbst noch sauer auf ihn gewesen ist. Aber vor allen, versteht Kai jetzt den Satz von Ray genauer, was er meinte als er sagte, Liebe würde nicht ausreichen. Er meinte nicht, dass er Max zwar noch geliebt hatte und trotz allem Schluss machte, sondern dass Max, obwohl er Ray geliebt hat, nicht mit ihm über wichtige Dinge redete. „Aus Max’ Sicht hat sich das alles immer anders angehört“, meinte Kai zaghaft. „Meine Sicht kannte ja auch niemand“, sagte Ray gelassen. Die beiden verfielen in ein langes Schweigen, indem beide ihren Gedanken nachhingen. „Und der Vergleich mit Tyson und mir“, fragte Kai nun nach. Nachdem er Rays Wahrheit nun gehört und verdaut hatte, brachte ihn das auch zum eigentlich Auslöser des Gesprächs zurück. „Ich weiß ja nicht, warum sich Max so benommen hat, wie er sich nun mal benahm“, erklärte Ray ruhig, „aber ich habe sein Verhalten als so Unreif und störrisch empfunden], dass ich es nur darauf zurückführen konnte, dass er vielleicht einfach noch Unreif und störrisch eben war. Weil er jünger war als ich. Eine andere Erklärung konnte ich einfach nicht dafür finden und ich habe mir wirklich Gedanken darüber gemacht.“ „Ich bezweifle eher, dass es am Alter lag“, meinte Kai nun ziemlich besserwisserisch. „Aber ich kann es mir im Moment auch nicht erklären. Max war doch sonst nie so, wie du es beschreibst.“ „Jedenfalls ist Tyson kaum älter als Max“, ergriff Ray wieder das Wort. „Ich will einfach nur sicher gehen, dass euch nicht das Gleiche passiert wie mir und Max. Ihr solltet euch im Klaren darüber sein, dass eine Beziehung auch Verantwortung bedeutet und nicht einfach nur Spaß.“ „Keine Sorge, Ray. Tyson ist vielleicht hin und wieder kindisch, aber den Spaß hatten wir gestern Nacht und die Verantwortung heute Morgen. Ich glaube kaum, dass Tyson eine 180° Drehung macht und plötzlich zum Teeny zurückmutiert. In dieser Hinsicht muss ich ihm eingestehen, dass er sich niemals so benommen hat.“ Ray starrte Kai mit weit aufgerissenen Augen an und hatte die letzten Worte kaum noch wahrgenommen. „Ich will erst gar nicht wissen, was für eine Art von Spaß ihr letzte Nacht hattet.“ Kai grinste fies und stand auf. Dass er Ray noch so aus der Fassung gebracht hatte, amüsierte ihn. Er spazierte aus der Küche hinaus und in sein Schlafzimmer. Er wollte noch ein paar Sachen zusammenpacken, die er wieder mit zu Tyson nehmen würde, wenn er heute Abend wieder zu ihm zurückging. Es waren aber nur wenige Sachen die er packen würde. Er hätte sich auch kaum Lebensmittel gekauft, wenn er vorgehabt hätte, wieder für längere Zeit in den Kinomiya Dojo einzuziehen. So lange Tala da auch noch wohnte, wollte Kai nicht sonderlich lange dort ausharren. Das Gespräch mit Tala, welches er heute noch mit ihm führen würde, war schon eine ungewisse Sache, aber er war sich sicher, dass es mit ihnen Zwei in einen Haus nicht lange gut gehen würde. Ray war Kai schließlich in dessen Schlafzimmer gefolgt und sah nun zu, wie der Russe ein paar Sachen zusammenpackte. „Da gibt es noch etwas Anderes zu sagen“, meinte Ray ganz kleinlaut, doch Kai schenkte ihm keine Beachtung. „Es ist wichtig, Kai“, setzte Ray noch dran und hatte seine Stimme gefestigt, doch Kai beachtete ihn immer noch nicht. Gerade wollte Kai an ihm vorbei und ins Bad, doch als sie mit den Rücken zueinander standen konnte Ray es nicht mehr verheimlichen. „Tala hat versucht Tyson zu vergewaltigen“, sagte Ray ernst und er hörte wie etwas hinter ihm zu Boden fiel. Kai hatte einen Beutel in der Hand gehabt, vielleicht war es dieser gewesen, doch Ray traute sich nicht, sich umzudrehen. „Über so etwas macht man keine Scherze“, zischte Kai hinter ihm. Nun drehte Ray sich um, doch er schaute immer noch auf Kais Rücken. „Hörst du mich vielleicht lachen?“, fragte er ruhig. Kai drehte sich zu Ray um und ging gefährlich nahe auf ihn zu. „Tala würde so was nie tun!“, sagte Kai merkwürdig laut. „Er hat seine Affären, okay. Aber er würde Tyson so etwas niemals antun. Woher willst du das überhaupt wissen?!“ „Weil ich es gesehen habe“, schrie Ray und stieß Kai von sich. „Als ich bei Tyson ankam, habe ich sie in einen Zimmer gesehen, auf einen Bett. Tyson hat geweint und hatte im Gesicht Verletzungen, während Tala ihm die Klamotten vom Leib riss und dreckig grinste.“ Kai sah aus, als hätte man ihm ins Gesicht geschlagen, doch Ray beruhigte sich wieder. „Ich konnte ihn gerade noch von Tyson runterzerren, bevor Schlimmeres passierte.“ Von Kai kam erstmal gar nichts, er schien die ganze Sache gar nicht richtig zu erfassen, doch dann kam das Wörtchen „Tyson“, verzweifelt über seine Lippen und das nächste sprach er voller Hass aus: „Tala!“ Er wollte an Ray vorbeistürmen, doch Ray hielt ihn am Arm fest. „Wo willst du hin?“, fragte er und versuchte Kai mit all seiner Kraft aufzuhalten. „ICH BRING DIESES MISTSCHWEIN UM!“, schrie Kai. „ICH WERDE IHM JEDEN EINZELNEN KNOCHEN AUS DEM LEIB REISSEN!“ „Lass Tala doch erst mal sein“, sagte Ray verzweifelt, der diese Reaktion hatte kommen sehen. „Tyson braucht dich jetzt.“ Doch Kai riss sich von Ray los und stürmte aus der Wohnung. Ray wollte ihm hinterher, doch schon hörte er die Haustür zuschlagen. So schnell würde er Kai wohl nicht einholen. Vielleicht hatte er ja Glück und Kai würde Tala nicht finden und sich durch die Rennerei wieder beruhigen. Dann würde er vielleicht wieder zur Besinnung kommen und doch noch zu Tyson gehen. Vielleicht würde er aber auch Tala finden und dann könnte ihm nur noch Gott gnade erweisen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)