Zwei Jahre von Anuri ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Der Tag war überstanden. Alles wie immer. Sie waren zurückgekommen und gehörten gleich wieder zum verhassten Kindergarten. Aber was sollte man anderes von ihnen erwarten? Zumindest, dass Yami nicht andauernd in seinem Büro stand, um über Yugi und Bakura zureden. Die Leier von dem Grabräuber konnte er langsam nicht mehr hören. Ja ja... Bakura war durch und durch böse und in Wirklichkeit litt Yugi ganz fürchterlich unter dieser Beziehung. Nach dem dritten Tag in Folge, an dem Yami ihn aufgesucht hatte, hatte er begonnen ihn zu ignorieren. Es war so oder so egal was er sagte, der Kerl kam wieder. Wenn es so weiterging, würde er ihn rauswerfen lassen und Hausverbot erteilen. Warum er das nicht schon längst getan hatte? Daran war nur sein verdammter kleiner Bruder mit diesem total beschissenen und grausamen Hundeblick schuld. Nicht einmal Joey beherrschte diesen Blick so wie Moki und dann konnte er ihm einfach keine Bitte abschlagen. Und seitdem was vor zwei Jahren vorgefallen war so oder so nicht mehr. Das war wirklich unfair...wenn der Kerl wenigstens zuhören würde. Kurz überlegte er, ob er dem anderen von der kleinen Aktion am Tisch erzählen sollte. Aber vermutlich würde er dann gar nicht mehr arbeiten können und das würde Überstunden bedeuten und das wiederum Ärger mit seinem Bruder. Das Leben war früher viel einfacher...allerdings nicht so schön für den Kleinen, nur deswegen hatte er sich ja auch auf all das eingelassen... Er vertiefte sich in seine Unterlagen, während Yami sich weiter über den Weißhaarigen ausließ. Als der Möchtegernpharao dann anfing Bakura eine Affäre anzudichten, konnte er sich nicht verkneifen Folgendes loszulassen: „Bei dem ausgeprägten Sexleben mit Sicherheit nicht. Die sind ausgelastet!“ Der andere starrte ihn an. Für den Anblick hatte es sich ja fast gelohnt. „Was meinst du damit?“, fragte dieser, nachdem er sich wieder gesammelt hatte. „Das, was ich sage... bei soviel Sex wie ihn die beiden haben, können die sich nicht betrügen, da würde der Körper nicht mitmachen!“ „Alles ist möglich!“ Warum hatte er noch mal was gesagt? „Es reicht Yami. Yugi ist weder unglücklich in der Beziehung noch sonst irgendwas. Bakura betrügt ihn sicher nicht, da er seine Finger keine Sekunde bei sich behalten kann und absolut vernarrt in ihn ist. Und nun verschwinde! Ich muss arbeiten!“ Erstaunlicherweise verzog sich Yami wirklich, auch wenn er vor meinem Büro einen leichten Schreikrampf bekam. Warum auch immer...vielleicht war er einfach verklemmt oder so... für einen kurzen Moment tat ihm Kisa leid, aber dann hatte er doch wieder mehr Mitleid mit sich selbst. Das war wichtiger und er konnte auch endlich in Ruhe weiterarbeiten. Endlich... Das Telefon klingelte. So viel zur Ruhe. „Mokuba ist am Apparat.“ „Stell ihn durch... Mokuba was ist?“ Im Kopf ging er mögliche Dinge durch, die er vergessen haben könnte...keine Verabredung...keine Zeugnisse...keine Geburtstage...nein, nichts vergessen. Hatte er irgendwas angestellt? ...oder aber er wollte irgendwas. „Nichts Besonderes...“ Okay...also wollte er was. „Was willst du?“ „Kann ich heute bei einem Freund schlafen?“ „Bei einem Freund?!“ „...bei Mana...ihre Eltern haben es schon erlaubt!“ „Wehe ich kriege einen Anruf vom Lehrer, dass du zu spät gekommen bist!“ „Ich liebe dich Seto!“ „Bis morgen.“ „Bis morgen!“ Er legte kopfschüttelnd auf. Scheinbar war der Kleine verliebt...unglaublich wie schnell er erwachsen wurde... Also konnte er doch Überstunden machen...oder etwas ausgehen. Das würde er spontan entscheiden. Sofort hatte er sich wieder auf seine Arbeit konzentriert, um so schnell wie möglich fertig zu werden. Vielleicht würde er wirklich mal wieder weggehen, das würde ihn vielleicht von den Gedanken an ein Hündchen vertreiben. Das wäre doch mal ein schöner Abend. Also weiterarbeiten. Er lehnte sich zurück. Die Arbeit war getan und er könnte Feierabend machen...er könnte nach Hause fahren, ein Glas Wein trinken oder so...oder weg...in einem Club...aber er kannte sich da nicht so aus...oder sollte er mal wieder seinen Stammclub besuchen? Schon eine ganze Weile war er da nicht mehr gewesen...besser als zu Hause zu hocken wäre es allemal. Die aufkommenden Sorgen unterdrückte er. Einfach mal vorbeischauen...nach Hause gehen konnte er immer noch. Er nahm seine Sachen und machte sich auf den Weg nach Hause. Mit dem Anzug würde er sicher nicht in einem Club auftauchen...nicht in diesem Club... Zu Hause zog er sich in Ruhe um und machte sich auf den Weg. Es war angenehm draußen... mal sehen was der Abend für ihn noch so offen hielt. Vielleicht würde er ja wirklich etwas Ablenkung finden. Schön wäre es ja... Der Club war wie immer gut besucht. Einige bekannte Gesichter hatte er auf seinem Weg zur Bar bereits gesehen. Aber mit denen würde er sicher nichts anfangen. Doch das erwartete auch niemand von ihm. Einmal ein bisschen Spaß und dann suchte man sich jemand anderen, dass war hier Standard. Es gab nur eine Person, mit der er öfters...aber das hatte andere Gründe gehabt...Gründe die hinfällig waren. Für beide... Also sollte er sich einfach jemand Neues suchen. Es gab hier genug Unbekannte. Schließlich war er ja auch zwei Jahre nicht mehr hier gewesen. Er setzte sich und winkte dem Barkeeper. Dieser nickte und brachte ihm auch gleich sein Getränk. „Lang nicht mehr gesehen.“ „Ausland.“ „Ja hab ich im Fernsehen gesehen.“ Der Braunhaarige nickte nur. Früher war er fast täglich hier gewesen und nicht selten hatte er sich mit dem Barkeeper unterhalten. Daniel war sein Name und er stand auf straßenköterblonde Kerle... dem Blick, mit dem er gerade bedacht würde, hatte sich das nicht geändert. Daniel hatte ihn immer für einen potenziellen Konkurrenten gehalten. Zwar hatte er immer gewusst, dass die Beziehung zwischen ihm und dem Blonden nichts außer Sex war. Aber man hätte seine Meinung ändern können. Er hatte halt eben noch nie die Kaiba-Logik gecheckt. Das hatte ihm das Hündchen voraus. Der hatte es von Anfang an verstanden. Jetzt dachte er doch wieder über den anderen nach. Zum Kotzen... „Interesse an Gesellschaft?“ Ein Schulterzucken war die einzige Antwort, zu der sich der junge Kaiba herabließ. Ohne das irgendwie zu kommentieren, begann der Kerl, ihm einige Neulinge zu beschreiben. Doch Seto hörte ihm nicht wirklich zu. Die sprachen ihn alle nicht an und ehrlich gesagt wollte er auch eigentlich nicht in Versuchung geraten. Seinen Blick ließ er trotzdem immer wieder über die Anwesenden gleiten. Vielleicht kam ja doch noch etwas Ansprechendes vorbei. Sein letztes Mal war ja schon eine Weile her und der Umgang mit Yugi und Bakura zeigte ihm das doch recht deutlich... Yami stand vor der Haustür Yugis. Sollte er wirklich klingeln? Das, was Kaiba ihm heute gesagt hatte, hatte ihn irgendwie geschockt... sein kleiner, naiver Yugi... was hatte der Weißhaarige mit ihm gemacht? ...aus ihm gemacht? Tief atmete er durch und klingelte. „Komme!“, hörte er Yugis Stimme aus der Wohnung. Sie war ihm so vertraut und doch fremd. Es war bereits ganz schön lange her, dass er mit ihm geredet hatte. Schon wurde die Tür aufgerissen und ein fröhlicher Yugi stand vor ihm. „Yami...“, entwich es ihm und sein Lächeln verschwand. „Ich will nur reden...“ Einen Moment schien der Kleine mit sich zu ringen, trat dann aber zur Seite und ließ ihn eintreten. „Und worüber?“ „...Wie es dir geht und so...“ „Mir geht es gut...“ „Wirklich?“ „Ja, sehr gut so gar.“ „...das freut mich... ich vermisse unsere Freundschaft...“ „Du hast dich damals dagegen entschieden...“ „Du weißt genau, dass ich das niemals gewollt habe...“ „Aber du konntest auch meine Beziehung nicht akzeptieren.“ „Yugi...versteh mich doch...“ „Ich weiß du kennst ihn schon ewig, er ist böse und Menschen ändern sich nicht. Ich hab keine Lust, schon wieder darüber zu diskutieren...wenn es also das ist, was du willst, da ist die Tür!“ „...tut mir leid...“ Er schaute ihn an. Ein Lächeln schlich sich erneut auf seine Lippen, als er einen Schlüssel im Schloss hörte. „Bin wieder da!“ Fröhlich sprang er auf und umarmte Bakura. Dieser grinste leicht und wuschelte ihm durch die Haare. Yami bedachte er nur mit einem kalten Blick. Er hatte ihn noch nie leiden können. Der frühere Pharao war schon immer so selbstgefällig gewesen... Die Pharaonen-Familie würde nie irgendwelche Fehler begehen...genauso wenig wie er jetzt Fehler machte... Nein, Yami war perfekt...ein Lackaffe, der Yugi mit seiner Reaktion in eine tiefe Krise gestürzt hatte, aus der er und Joey ihn nur sehr schwer wieder rausholen konnten. Noch dazu, wo der Blonde selbst genug Probleme gehabt hatte. „Ich sollte besser gehen...“ Langsam stand Yami auf in der Hoffnung, Yugi würde etwas sagen, wie „warte“...oder „bleib noch etwas“, aber nichts dergleichen kam. Bakura hatte ihm den Kleinen geraubt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)