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Killing Iago

Erstmalig erschienen: 2009
Anzahl Bände: 3

Von:  Jitsch
14.04.2012 10:48
Action
Romantik
Humor
Anspruch
Handlung
Gesamt
Wenn man eins über „Killing Iago“ deutlich sagen kann, dann das: Diese Story ist durchdacht.
Moment, mir fehlt der Superlativ: Sehr durchdacht. Komplett durchdacht. Perfekt durchdacht.

Auch, wenn man es nicht glauben mag, aber selbst kleine Details erweisen sich im Lauf der Story, die über drei Bände hinweg immer wieder scheinbar die Richtung wechselt, als wichtig. So der Kettenanhänger, den Tedd schon seit dem ersten Kapitel trägt: Erzählt Tedd zunächst noch, dass er von einem anonymen Fan stamme, erfahren wir später in Band 2, wer dieser Fan wirklich war und noch später, für wen er eigentlich bestimmt war. Genau so, wie Tedds von unzähligen Narben übersäter Rücken eine Geschichte erzählt, die man als Leser nur nach und nach entdeckt.


Etwas zur Story zu schreiben, ohne zu viel zu verraten, ist fast unmöglich. Bereits im 2. Kapitel nimmt die Geschichte die erste Wendung, als Tedd herausfindet, was der wahre Grund für Kous Trick mit dem Vertrag war. Zumindest vordergründig. Im Laufe der drei Bände tauchen mindestens noch zwei weitere Aspekte auf, die Kou zu dieser Handlung angestachelt haben.

Das klingt jetzt zwar wahnsinnig kompliziert, aber tatsächlich sitzt man nach dem dritten Band da und hat keine offenen Fragen mehr. Es ist alles geklärt. Das Kunststück ist, dass man das Gefühl am Ende des ersten Bandes auch bereits hat – damit allerdings so falsch liegt, wie man nur falsch liegen kann.

Gerade bei den Charakteren lohnt sich oft ein zweiter, aber auch ein dritter oder vierter Blick. Dass Tedd hinter seinem der Öffentlichkeit bekannten Gesicht auch eine üble Vergangenheit mit sich herumschleppt, wird schnell klar. Auch Kous Schattenseiten zeigen sich schnell. Und dennoch wird man gerne überrascht, wenn zum Beispiel Norio Yagi im zweiten Band hinter die Fassade des arroganten Sklaventreibers blicken lässt.


Natürlich ist das alles immer noch Shônen-Ai. Schon im zweiten Kapitel, so viel sei verraten, landen Kou und Tedd miteinander im Bett. Gerade der erste Band ist voll von Sex – bis auf das erste Kapitel gibt es keins, in dem die Figuren nicht zumindest einmal in der metaphorischen Kiste landen. Wobei sich auch nicht wenige Akte außerhalb von Schlafzimmern abspielen. Aber um die Wahrheit zu sagen – den Manga deswegen als Porno abzustempeln, ginge zu weit. Der Sex, den die Figuren haben, gibt ihre Position zueinander wieder. Wer liegt oben? Wer gibt sich eine Schwäche? Wer beherrscht den anderen?

Nur selten ist Sex hier mit Liebe gleichzusetzen. Im Gegenteil – eigentlich sind die Zusammenkünfte dank der vielfältigen versteckten Intentionen der Charaktere oft lieblos, selbst wenn man das manchmal erst im Nachhinein erkennt. Dadurch blitzen die Momente, in denen die Charaktere offen über ihre Gefühle reden umso mehr auf, und was man sonst als Kitsch bezeichnen würde, wünscht man den Figuren nach so viel Lieblosigkeit einfach.

Letzten Endes bleibt die Serie frei von den gängigen Shonen-Ai-Klischees – fast. Dass die wenigen weiblichen Charakteren nur Nebenrollen spielen und die männlichen ausnahmslos schwul sind – geschenkt. Teilweise könnte man meinen, dass das Musikbusiness solche Leute wohl anziehen muss, aber wenn sich dann auch noch (entschuldigt den Spoiler, aber das muss gesagt werden) die beiden Chefs der Anwaltskanzlei, in der Kou später angestellt ist, als heimliches Pärchen entpuppen, ist das dann doch ein bisschen zu viel des Guten. Aber nur ein bisschen.


Der Zeichenstil ist über die drei Bände das einzige, das merkliche Veränderungen durchmacht. Nicht, wohlgemerkt, das Paneling. Die Seiten sind in allen drei Bänden ziemlich voll und das Paneling steng genommen chaotisch, aber trotzdem verliert man nie den Überblick oder hat das Gefühl, dass gehetzt wird.

Die Zeichnungen dagegen entwickeln sich. Das heißt nicht, dass Band 1 schlecht gezeichnet ist, aber es ist noch eine Entwicklung zu merken, die in Band 2 allerdings eher zum Nachteil ausfällt – die Charaktere wirken auf einmal sehr viel kantiger, gerade die Gesichter oftmals langgezogen und an vielen Stellen gibt es unschön dicke Outlines, die stark aus dem Gesamtbild fallen. In Band 3 findet die Zeichnerin dann einen ansprechenden Mittelweg, der zwar erwachsener wirkt als der aus dem ersten Band, aber auch weicher als der aus dem zweiten. Sehr gut lässt sich dieser Wandel schon an den Coverbildern ablesen.

Dennoch ist das Werk auch zeichnerisch schon von Anfang an ordentlich, was man bei weitem nicht von jedem deutschen Manga sagen kann.


Fazit: Wer nicht gerade aus Prinzip einen großen Bogen um alles macht, was mit Shonen-Ai zu tun hat, sollte hier unbedingt reinschauen. Zofia Garden ist mit Killing Iago ein spannender, durchdachter Manga gelungen, der gerade diejenigen überzeugen sollte, die der Meinung sind, dass Shounen-Ai doch immer dasselbe ist.


Diese Review findet sich auch in meinem Weblog, wo man es kommentieren kann.


Die Mangas
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Cover
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Cover 3: Russian Roulette
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[Manga-Erscheinungstermine] [ "Killing Iago"-Seite ]

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